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Kurz vor dem Rastplatz entdeckten wir ein Impala, dem etwas Langes aus dem Hals ragte. Wir konnten zunächst nicht erkennen, um was es sich handelte, waren uns mit Hilfe des Fernglases aber schnell sicher, dass es das abgebrochene Horn eines Kollegen sein musste. Das Horn schlenkerte bei jedem Schritt hin und her, schien das Impala aber nicht weiter zu beeinträchtigen.
Wir gingen zur Toilette, wollten aber nicht hier auf dem Rastplatz, sondern am Wasserloch frühstücken und holten ein paar leckere Sachen nach vorne. In der Gesellschaft einer kleinen Kuduherde, Zebras und ein paar Perlhühnern schmeckte es gleich viel besser. Nach einer Weile traf auch der unglückliche Impalabulle ein. Das Horn des Rivalen in seinem Hals sah schaurig aus. Der arme Kerl konnte einem wirklich leid tun. Am liebsten hätten wir das Horn herausgezogen und sogleich einen Druckverband angelegt. Nach Nutellabrot und Müsli ging es auf sehr holperiger, schlechter Straße weiter nach Aus. Dort war alles wie ausgestorben, und so fuhren wir zur Hauptverbindungsstraße nach Halali und zu den Wasserstellen Sueda und Salvadora. Außer sehr vielen Zebras und Springböcken begegneten wir keinen größeren Tieren. Ab und zu hielten wir für einen Vogel, freuten uns aber auch einfach an der kargen Landschaft und den hohen, gelben Gräsern. Eine Gruppe Oryx war mit ihrem Nachwuchs unterwegs, und ein Kalb schaute interessiert zu uns herüber, bevor es davonlief. Auffallend war, dass immer mehr Gabelracken und Gleitaare zu entdecken waren, je weiter wir nach Osten kamen. Den nächsten Halt machten wir am Etosha Lookout, bis zu dem wir ein Stück in die Etosha Pfanne hineinfuhren. Hier vertreten wir uns gerne etwas die Beine. Natürlich mussten wir auch wieder ein bisschen herumhopsen. Wir haben mittlerweile schon eine ganze Reihe von Aufnahmen an diesem Ort gesammelt. Uwe musste es mit einem doppelten Salto natürlich gleich übertreiben und verlor dabei seinen Schuh. Wir entschieden spontan, nicht in Halali, sondern bereits heute in Namutoni zu übernachten. Daher hatten wir noch viele Kilometer vor uns. Langsam fuhren wir am Pfannenrand weiter nach Osten und hatten es trotzdem nicht eilig. Wir begegneten lediglich einer Handvoll anderer Autos und wurden auch nicht überholt. Vermutlich standen alle anderen noch an der Löwenschranke bei Nebrownii. Gut für uns, so hatten wir den restlichen Park für uns. Doppelbandrennvogel Bei den natürlichen Quellen Springbokfontein und Batia fanden wir noch etwas Wasser. In lockeren Grüppchen standen Gnus und Springböcke über die Ebenen verteilt. Bei Kalkheuvel waren wir jedoch enttäuscht, da es viel weniger Wasser als früher und entsprechend kaum Tiere oder gar Vögel gab. Was hatten wir hier schon Stunden verbracht und Papageien, Spatzen und Graulärmvögeln aus nächster Nähe beim Baden zugesehen. Nun war alles trocken und steinig, und wir vermuteten nur noch etwas Wasser in weiter Entfernung. So kann sich das Bild ändern, wenn man einige Jahre nicht vor Ort war. Auch bei Chudop herrschte nicht viel Betrieb. Lediglich ein paar Giraffen standen herum, entfernten sich bis auf eine aber schon bald. Dieser schauten wir bei ihrem aufwändigen Trinkvorgang zu. Es dauerte ewig, bis sie Beine und Hals in die richtige Position gebracht hatte und sich endlich mit ein paar Schlucken belohnen konnte, bevor sie aufschreckte und sich prüfend in alle Richtungen umsah. Danach ging es wieder in den leichten Spagat, und sie trank hastig. Dieses Spielchen wiederholte sie einige Male, bis ihr Durst gelöscht war und sie zufrieden davonschritt. Wir machten uns ebenfalls auf und checkten für zwei Nächte auf der Campsite in Namutoni ein. Insgesamt standen dort vielleicht fünf Autos. Es war sehr ruhig, und alle Angestellten waren besonders zuvorkommend, freundlich und zu einem Schwätzchen aufgelegt. Wir suchten uns einen schönen Platz am Rand, machten uns breit und ruhten ein wenig aus. Nicht nur wir, sondern auch die Tokos um uns herum suchten sich einen kleinen Snack. Dabei kamen wir uns allerdings nicht in die Quere. Während wir die Landjäger von der Ombu-Farm verspeisten, bevorzugten die Vögel die großen Heuschrecken, von denen es auch hier sehr viele gab. Gelbschnabeltoko Rotschnabeltoko Unsere Nachbarn waren ein Ehepaar mit einem wirklich beeindruckenden Gefährt. Auf einem separaten Anhänger zogen sie zur einfacheren Fortbewegung im Park einen kleinen Suzuki hinter sich her. Nebendran standen ein paar Fahrräder, und im LKW lief die ganze Zeit über der Fernseher. Unsere Theorie war, dass er gerne zu Hause fern guckte, sie hingegen verreisen wollte. Das hier war nun der Kompromiss der beiden. Wir hätten uns gerne ein wenig unterhalten und unsere Vermutung überprüft, können uns aber vorstellen, dass man mit einem solchen Auto Aufmerksamkeit erregt und vielleicht auch ganz froh ist, wenn man nicht ständig angequatscht wird. Vielleicht ergibt sich ja später noch die Gelegenheit. Nachdem wir geduscht hatten, fuhren wir noch eine kleine Runde. Bei der Anmeldung im Office hatte Ruth einen Blick ins Sichtungsbuch geworfen und nicht anders gekonnt, als die letzten Einträge zu fotografieren. Ja sicher: Der Eintrag vom 3.7. ließ uns völlig unbeeindruckt. Dort stand um 7:50 Uhr lucky: zwei Leoparden. Natürlich gleich zwei, eine Mutter und ein Jungtier. Und keine Stunde später very lucky: drei Karakals, oder heißt es Karakale? Und gibt’s die überhaupt im Plural? Wie viele Flaschen von Daxiangs großartigem Sichtung-Fee-Bestechungswilli hatten die denn bitte schön getrunken? Wir beschlossen, das als Fake abzutun. Kein Mensch konnte ein solch unverschämtes Glück haben, bei einem einzigen Gamedrive sowohl Leos als auch Karakale zu sichten. Der ganze Quatsch sollte uns natürlich dennoch nicht daran hindern, ab sofort die Strecke nach Twee Palms mehrfach abzufahren. Und gleich heute Abend würden wir den Willi auspacken. Das wäre doch gelacht! Wir könnten auch einfach (very very lucky) vier Erdferkel mit einem Pangolin auf dem Rücken im Buch notieren. Frechheit! Das Ziel stand also fest, und wir machten uns auf den kurzen Weg bis Twee Palms. Die 12 Kilometer dauerten trotzdem lange, schließlich wollten die Leoparden und Karakals ja in ihrem Versteck aufgespürt werden, nachdem sie nun über 10 Tage lang auf uns gewartet hatten. Das einzige, was wir entdecken konnten, waren allerdings ein paar Gnus und Oryx und die Behausungen der Maskenweber. Am Wasserloch stand eine große Herde Giraffen, ein paar Enten zogen ihre Bahnen, und wir entdeckten sogar zwei Marabus. Während die Sonne unterging, fuhren wir zurück ins Camp. Dort machten wir Feuer und wunderten uns schon nicht mehr, dass das Holz, das wir im Park gekauft hatten, auch heute Abend zuverlässig qualmte und sehr lange brauchte, bis es endlich brannte. Wir grillten Oryx und aßen dazu Grillbrote und Bohnensalat. Es wurde wieder kühl, aber wir saßen noch etwas am Feuer. Ruth trank Tee, und Uwe sicherte Fotos. Währenddessen fing in der Ferne ein Löwe an zu brüllen, Hyänen jaulten und Schakale riefen. Herrlich! Ach ja, da war ja noch was: Her mit dem Willi! Prost und eine gute Nacht mit Träumen voller Karakale … Kilometer: 224 |
Letzte Änderung: 26 Sep 2021 22:19 von Eulenmuckel.
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Tag 14 – Freitag, 16. Juli – Vom richtigen Zeitpunkt
Namutoni Um es vorwegzunehmen: Wir haben heute weder ein Karakalbaby, noch seine Mutter erblickt, und auf den Leoparden im Etosha warten wir noch immer. Kann ja auch nix werden, der wird ja von allen anderen Leuten hier im Forum schon immer weggeguckt – falls es ihn überhaupt gibt! Heute Morgen mussten wir mal nicht das komplette Lager abbrechen. Die Leine durfte hängen bleiben, denn wir wollten ja noch eine zweite Nacht bleiben. Kurz nach Toröffnung starteten wir in den Park. Chudop enttäuschte mit gähnender Leere, Koinachas ebenso, Klein und Groß Okevi waren auch verwaist. Dort gab es nicht nur nichts, sondern gar nichts zu sehen. Was war denn nur los? Wir hatten heute keine Geduld, stundenlang auf ein leeres Wasserloch zu starren. (Auch diese Taktik hatten wir schon mehrfach ausprobiert. So richtig gelohnt hat sie sich bisher aber noch nicht. Daher setzen wir mehr auf den Zufall, zur richtigen Zeit am rechten Ort zu sein, oder uns die Spuren – falls sie denn vorhanden sind – genauer anzuschauen.) Heute war mehr als ein flüchtiger Blick mit dem Fernglas in die angrenzenden Büsche nicht drin, dann ging es weiter. Wahrscheinlich krochen alle Tiere hämisch grinsend aus der Deckung, sobald wir wieder davon fuhren. Von wegen richtiger Zeitpunkt und so … Anschließend fuhren wir nach Klein Namutoni. Schon auf der Zufahrt sahen wir in einem Baum einen Trupp Weißrücken-Geier sitzen. Nun ja, es waren fast alles Weißrückengeier. Ein paar junge Gaukler hatten sich im Tarnmatel darunter gemischt. Bloß nicht zu früh freuen. Nachdem uns Fotomatte vor Jahren sämtliche Hoffnungen mit einem knappen „Das muss jetzt gar nix heißen, das ist vielleicht nur ihr Schlafbaum“ genommen hatte, sind wir vorsichtiger geworden. Trotzdem freuten wir uns über einen zweiten und einen dritten Schlafbaum und beschlossen, dass das jetzt doch etwas heißen sollte. Und siehe da: Ein wenig abseits der Straße lag der bereits aufgerissene Körper einer Giraffe. Ein wahrer Leckerbissen für die Geierschar, die sich allerdings noch gedulden musste, denn der Festschmaus wurde gut bewacht. So gerade eben konnten wir noch ein Stückchen Mähne eines Löwenkaters erkennen, der direkt daneben lag. Früher oder später würde er wahrscheinlich Durst bekommen und zum Wasserloch laufen oder noch ein wenig an der Giraffe nagen. In unserem Fall wahrscheinlich später. Soviel mal wieder zum richtigen Zeitpunkt. Als sich nach 10 Minuten immer noch nichts getan hatte – noch nicht einmal eine Schwanzspitze hatte gezuckt, und wenn doch, dann hatten wir sie zumindest nicht gesehen – fuhren wir weiter zum Wasserloch. Dort schimpften und krakeelten ein paar Perlhühner, die sich von uns genötigt fühlten, ihren Lauf zu beschleunigen. Aufgeregt liefen sie im Zickzack vor uns her, bis sie endlich neben die Straße auswichen. Wir ließen sie in Ruhe und machten uns auf den Weg nach Twee Palms. Aus bekanntem Grund dauerte der Weg wieder deutlich länger als andere Strecken im Park. Wir sahen mehrere Schakale und viele, viele Gabelracken und Gleitaare. Letztere hatten aber keine Lust auf ein Fotoshooting. Außerdem entdeckten wir eine Menge Riesentrappen, und die Ebene war übersät mit Springböcken, Gnus und Oryx. Die meisten von ihnen zogen Richtung Wasser. Marabu und Stelzenläufer Wir beschlossen, die lange Runde quer über und entlang der Pfanne zu nehmen. Es wehte ein ganz schöner Wind, und nach einem kurzen Öffnen des Fensters war der komplette Innenraum unseres Autos mit einer dünnen, weißen, salzigen Staubschicht bedeckt. Die trockene Quelle Aroe gab wie erwartet nicht viel her. Ein paar Lerchen hopsten herum, und wir setzten unseren Weg fort. Treue Begleiter waren die vielen Gabelracken. Bevor wir den Loop beendet hatten, begegneten uns zwei Hyänen. Wir stellten den Motor ab, und die beiden liefen unmittelbar auf uns zu. Die kleinere von ihnen war noch ganz fluffig, und bei Tageslicht schauen sie ja doch ganz nett aus. Wer braucht schon die Big Five? Wir hatten nun um kurz nach 10 Uhr bereits die „Ugly Five“, denn eine Familie Warzenschweine hatten wir auch schon davonflitzen sehen. Danach fuhren wir wieder über Klein und Groß Okevi weiter nach Norden. Das Nichts von heute Morgen hatte sich hier in einen Weißbürzel-Singhabicht und drei Honigdachse verwandelt, die aber gerade die Bühne verließen. Zum ersten Mal nahmen wir den Weg weiter nördlich von Tsumcor bis zum Wasserloch Andoni, das mitten auf einer riesigen Ebene liegt. Wir fühlten uns an die Liuwa Plains in Sambia erinnert. Dort hatten wir auch eine endlose, gelbe Grasebene ohne Tiere gehabt. Das war hier nicht ganz richtig. Ein paar Vierbeiner gab es auch. Wir kehrten wieder um und machten eine schöne Pause auf dem kleinen Picknicksite unterhalb der Plains. In der Sonne vertraten wir uns ein wenig die Beine, machten es uns auf den niedrigen Steinhöckerchen so gut es ging bequem und ließen uns ein spätes Frühstück mit Avocado-Brot, Käse, Rauchfleisch und dem restlichen Bohnensalat schmecken. Dabei machten wir uns bewusst, wie schön es war, hier zu sein und beglückwünschten uns zum wiederholten Male, trotz aller Widrigkeiten nach Namibia geflogen zu sein. Auf dem Rückweg über das trockene Wasserloch Stinkwater (was wir schon gut können: den richtigen Zeitpunkt für genau gar nichts abzupassen) hielten wir nochmal länger bei Tsumcor. Uwe döste ein wenig vor sich hin, während Ruth eine Familie Giraffen und ein paar Kudus beobachtete. Am späten Mittag waren wir wieder zurück in Namutoni. Auf der Campsite gab es eine Pause mit Duschen, Kaffee, Tee und Ausruhen. Der gesamte Campingplatz war heute noch weniger belegt als gestern. Außer dem großen Truck waren wir die einzigen Gäste. Wir genossen die Ruhe und sahen den Tokos beim Aufräumen der Campsite zu. Ein paar große Heuschrecken weniger finden wir jetzt nicht so schade. Zielsicher porkelten sie die Krabbeltiere zwischen den Dornen aus den Ästen und wendeten sie dann durch mehrfaches In-die-Luft-Werfen so lange, bis sie in der passenden Position lagen. |
Letzte Änderung: 30 Sep 2021 22:38 von Eulenmuckel.
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Erst gegen 16.20 Uhr starteten wir zu einer kleinen Nachmittagsrunde. Twee Palms mit seinen ganzen Karakalen wollten wir ignorieren. Stattdessen beschlossen wir, nach dem Löwen zu schauen. Vor Klein Namutoni begegnete uns die übrig gebliebene Giraffenfamilie. Ohne Eile stelzte sie auf uns zu, ein Mitglied hatte sich ja bereits geopfert, und so war erst mal nichts weiter zu befürchten.
Einige Graulärmvögel turnten in den Ästen und zupften ein paar frische Triebe oder Blüten, und auch die Geierschar geierte noch von den Schlafbäumen. An den Giraffenkadaver traute sie sich aber immer noch nicht. Während unserer Abwesenheit hatte sich das Löwenmännchen tatsächlich bewegt, denn wir konnten nun immerhin ein wenig mehr als nur ein paar Mähnenbüschel erkennen. Der Kater döste von uns abgewandt im Schatten. Als wir gerade das Wasserloch erreichten, sahen wir von rechts ein Spitzmaulnashorn herbeilaufen. Außerdem war das Wasser von vielen Geiern besucht, denen es wohl den ganzen Tag in der Sonne zu warm geworden war. Sie tranken und badeten und trockneten anschließend ihre Schwingen. Kurz bevor das Nashorn das Wasser erreichte, parkten wir wegen der Sonne noch einmal um. Wir ärgerten uns schon über uns selbst, weil der graue Koloss uns dies übel nahm und sogleich abdrehte. Zum Glück änderte er seine Meinung aber noch einmal und kam dann doch zum Trinken. Nach seinem Abgang dauerte es nicht lange, und die Wasserstelle war fest im Huf von mehreren Giraffen. Immer neue kamen aus allen Richtungen und trafen sich hier wie zu einem vereinbarten Zeitpunkt. Und wir waren dabei. Na bitte, es geht also doch! Unter einem mit weißen Wölkchen bestreuten Himmel fuhren wir den Dikdik-Drive. Wolken sind zu unserer Reisezeit schon etwas Besonderes und machen sich gut. Wir fanden ein noch ganz junges Giraffenkalb mit seiner Mutter. Swainsonfrankolin Als wir den Loop gerade zu Ende gefahren waren und schon dachten, er habe seinen Namen zu Unrecht, entdeckten wir sie doch noch. Zwei der kleinsten Antilopen standen beieinander und schnüffelten mit ihren Rüsselnäschen prüfend in alle Richtungen. Von uns schien keine Gefahr auszugehen, und so konnten wir die beiden Dikdiks in aller Ruhe beobachten, während sie Blätter von den Sträuchern fraßen. Eine Schlankmanguste wuselte auch noch schnell vorbei. Und dann kam der große Auftritt des alten Recken. Eigentlich hatten wir für heute schon nichts mehr erwartet. Aber als wir auf dem Rückweg wieder an der bedauernswerten Giraffe vorbeikamen, hätte der Zeitpunkt nicht besser sein können. Der alte Herr Löwe hatte sich gerade erhoben und steuerte auf uns zu. Er sah schon ein wenig abgekämpft und müde aus, war aber noch immer eine stattliche Erscheinung. Er reckte und streckte die müden Glieder und gähnte, als er sich in Richtung der Wasserstelle bewegte. Schnell wendeten wir den Wagen und warteten dort auf ihn. Er ließ sich viel Zeit beim Trinken, bevor er wieder zu seinem Abendessen zurückstolzierte. Das letzte Stück trabte er sogar. Wegen uns hätte er sich allerdings keine Sorgen machen müssen. Wir hatten nicht vor, ihm seine bereits sehr gut abgehangene Giraffenkeule streitig zu machen. Er schnüffelte an verschiedenen Stellen seines Bratens und hatte offensichtlich Mühe, das Fell weiter vom Fleisch abzuziehen. Immer wieder zog und zerrte, biss und riss er an der zähen Decke und schaute dann ziemlich traurig und frustriert, wenn er nicht sonderlich viel erreicht hatte. Wir ließen ihn alleine und drückten die Daumen, dass er noch ein paar saftige Happen erwischen würde. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang wollten wir den Baum südwestlich von Namutoni fotografieren. Auf dem Weg dorthin entdeckten wir eine Herde mit einem kleinen Zebra, welches ganz übermütig herumsprang. Der Plan war eigentlich, mit einem Sundowner neben dem Baum zu stehen und das Farbenspiel der untergehenden Sonne zu bestaunen. Die Sonne stand aber noch ziemlich hoch, und die gewichtigsten Argumente näherten sich von Norden. Nur einen knappen Kilometer weiter erschienen drei große Elefantenbullen. Unser Entschluss stand fest: Wir hatten bisher kaum Elefanten gesehen, und diese wollten wir uns nicht entgehen lassen. Glücklicherweise führte ein Stückchen weiter eine kleine Pad zum Doringdraai. Diese fuhren wir nun und stellten den Motor ab. Ganz langsam zogen die riesigen Tiere an uns vorüber. Wir hielten den Atem an. Außer dem Rascheln ihrer Schritte im Gras waren sie völlig lautlos. Wir waren wieder einmal tief beeindruckt und freuten uns sehr über die tolle Begegnung. Für unseren Baum war es auch noch nicht zu spät. Pünktlich waren wir wieder zurück, um zu bezeugen, wie seine untersten Äste versuchten, die Sonne am Abtauchen zu hindern. Sehr zufrieden fuhren wir an einem Tag voller Eindrücke zurück ins Camp. Dort grillten wir ein sehr leckeres Oryx Fillet und kochten dazu Kartoffeln. Für unsere zunächst achtlos neben die Feuerstelle geworfenen Kartoffelschalen fand sich schließlich auch noch ein dankbarer Abnehmer. Obwohl wir natürlich wissen, dass man keine wilden Tiere füttern soll und wir da sehr eisern sind, brachten wir es diesmal nicht über’s Herz, der putzigen Maus die Schalen zu entreißen. Lange saßen wir nach dem Essen am Feuer und lauschten dem unvergleichlichen Konzert von Löwenbrüllen, Schakal-Geheule und Hyänen-Rufen. Wir halten es da mit der Maus Frederick und nehmen uns vor, genau diese Momente für zu Hause in unserem Gedächtnis zu bewahren. Und das Fazit des Tages: Der Sichtungs-Willi hat uns mal wieder nicht enttäuscht! Von ganz groß bis ganz klein war auch ohne Karakal alles dabei. Kilometer: 183 |
Letzte Änderung: 30 Sep 2021 22:47 von Eulenmuckel.
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Tag 15 – Samstag, 17. Juli – Weiter nach Osten
Namutoni – Camp Maori, Grootfontein Der Morgen begann sehr entspannt. Das lag an den vergleichsweise hohen Temperaturen von 13 Grad und an dem fast leeren Campingplatz, auf dem wir uns sehr wohl fühlten. Wir packten rasch alle Sachen zusammen und brachen auf. Zuerst fuhren wir nach Chudop, konnten aber leider keine Tiere entdecken. Wir drehten um, und es ging weiter nach Klein Namutoni. Der Löwe lag noch immer gut versteckt neben den Resten seiner Giraffe, die Geier warteten geduldig auf dem Baum nebenan, und am Wasserloch schwammen nur ein paar Enten. Erfolgreich fuhren wir allen Vierbeinern aus dem Weg. Dafür entdeckten wir eine Rotschopftrappe, dich sich nicht schnell genug vor uns in ein besseres Versteck hatte flüchten können. Auch ohne das ganz große Sichtungsglück genossen wir die Fahrt durch den morgendlichen, sonnigen Etosha sehr. Wie gestern waren freundlicherweise wieder ein paar Wölkchen auf den Himmel getupft. Die Laune war bestens. Dann begaben wir uns auf eine letzte Runde über Twee Palms und sahen viele Riesentrappen. Meist waren sie in Paaren unterwegs, und noch nicht alle hatten sich ordentlich gekämmt. Gleitaare und viele Raubadler saßen in den Baumkronen, waren aber meist zu weit weg für ein gescheites Foto. Selten haben wir so viele Gabelracken gesehen. Auf fast jedem größeren Busch hockten sie auf ihrem Ausguck und schaukelten im Wind. Außerdem waren sie deutlich kooperativer vor der Kamera. Nun ja, nicht alle! Bei Klein und Groß Okevi war ebenfalls nichts Nennenswertes zu sehen. Kurz vor Namutoni querte eine große Herde Gnus vor uns die Straße. Wie auf einer Perlenschnur aufgereiht lief ein Tier hinter dem anderen her. Klein folgte auf Groß oder umgekehrt, und auch die Verkehrserziehung funktionierte gut. Brav wurde am Straßenrand angehalten, nach links und rechts geschaut und kontrolliert, ob wir den Vortritt gewähren. Das taten wir natürlich gerne. Es dauerte ein wenig, bis auch das letzte wilde Biest die Straße überquert hatte. Dann konnte es weiter gehen, aber Halt! Fast hätte ein Nachzügler den Anschluss verpasst. Nun aber schnell hinterhergesprungen. Nach einem kurzen Toilettenbesuch verabschiedeten wir uns von Namutoni und fuhren noch ein letztes Mal nach Klein Namutoni, um den Giraffenkadaver sowie den schlafenden Löwen zu besichtigen. Am Wasserloch frühstückten wir Nutellabrote und Müsli. Dann war es aber wirklich Zeit, den Etosha zu verlassen, und wir steuerten das Van Lindequist Gate im Osten an. Drei Kudubullen grüßten zum Abschied, und wir waren glücklich über die vielen schönen Tiersichtungen im Park in den letzten Tagen. Außerdem waren wir uns bewusst, dass wir den Park wahrscheinlich nie wieder so exklusiv für uns haben werden. Auf der Teerstraße ging es zunächst nach Tsumeb. Dort tankten wir uns holten uns im benachbarten Wimpy eine Portion Pommes, die wir während der Fahrt verspeisten. Die Sonne schien, und wir waren guter Dinge, als wir kurz nach Mittag das Camp Maori in Grootfontein erreichten. Peter nahm uns im Empfang und hatte viel zu erzählen. In Windeseile erfuhren wir die Neuigkeiten aus den letzten zwei Jahren. Als er davon berichtete, wie Conni zur Regenzeit mit dem Schlauchboot über den Platz gepaddelt war, wussten wir nicht, was wir davon halten sollten. Wer Peter kennt, weiß, wie schwierig es ist, seine nur teilweise ernst gemeinten, meistens jedoch ironischen oder fantasievollen Geschichten richtig einzuordnen. Er wechselt so schnell zwischen den verschiedenen Ebenen hin und her, dass es ein Leichtes ist, den richtigen Abzweig zu verpassen und sich plötzlich nicht mehr zu Recht zu finden. Irgendwann nutzten wir eine Gesprächspause (vielleicht gab es die aber auch gar nicht und wir mussten einfach nur auf die Toilette), um für das Auto einen Stellplatz auf der sonst leeren Campsite zu suchen. Dann wuschen wir Wäsche und unterhielten uns noch mit Conni, die inzwischen auch eingetroffen war. Dabei leistete uns ihr erst wenige Wochen alter Welpe Lola Gesellschaft. Die Kleine war ganz schön munter und wurde viel gehätschelt und bespielt. Auch Conni erzählte die Geschichte mit dem Schlauchboot. Aha, falsche Verdächtigung! Da hatte uns ihr Spaßvogel vorhin also doch kein Lügenmärchen aufgetischt. Natürlich bestaunten wir auch die anderen Vögel im Garten. Viele der putzigen Rosenköpfchen quietschten in den Bäumen. Ruth mag diese kleinen Papageien sehr und gab keine Ruhe, bis sie sie aufgespürt hatte. Da sie sich so laut miteinander unterhielten, war es nicht schwierig, ihre Sonnenschaukeln zu finden. Vielleicht war es noch ein wenig früh, den Weihnachtsbaum zu schmücken. Eine einzige rote Kugel saß trotzdem schon dekorativ bereit und trällerte, was das Zeug hielt. Rotbauchwürger Strichelracke Sichelhopf Elsterdrossling So verging der Nachmittag, bis wir fast ein bisschen zu spät zum Sonnenuntergang auf den Turm stiegen. Zum Abendessen gab es zur Abwechslung mal kein Fleisch, sondern eine Pizza im Potije. Das war zwar erwartungsgemäß etwas aufwändig, aber die beiden Pizzen gelangen gut und schmeckten sehr lecker. Bis wir alles gespült und weggeräumt hatten und geduscht waren, zeigte die Uhr halb elf und das Thermometer nur noch 12 Grad. Morgen fahren wir weiter in den Caprivi. Uwe hatte am Nachmittag noch telefonisch zwei Reservierungen für die nächsten drei Tage gemacht. Kilometer: 238 |
Letzte Änderung: 01 Okt 2021 21:02 von Eulenmuckel.
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Tag 16 – Sonntag, 18. Juli – Ab in den Caprivi
Camp Maori, Grootfontein – Kaisosi River Lodge, Rundu Heute ist nicht allzu viel passiert. Im Gegensatz zu den letzten Tagen im Etosha blieben wir etwas länger in den Schlafsäcken liegen. Da kein Wind wehte, war es auch nicht sehr kalt. Uwe stand mit Sonnenaufgang auf, kochte die erste Tasse Kaffee, setzte sich in die Sonne und sichtete ein paar Fotos. Peter war auch schon wach und schaute vorbei. Als es dann etwas wärmer war, stand auch Ruth auf, und wir frühstückten in der Sonne Müsli. Dann spülten wir, räumten schon ein bisschen zusammen, und Ruth nahm die inzwischen trockene Wäsche ab, legte sie zusammen und verstaute sie wieder im Auto. Danach schlenderte sie auf der Suche nach ein paar Vögeln, von denen es hier reichlich gibt, über das Gelände. Angola-Schmetterlingsfink Maskenbülbül Gelbbauchammer Lappenstare Der Vogel war schneller, aber die grünen Schoten sind auch nicht schlecht. Uwe klemmte sich mit dem Notebook an das WLAN und kommunizierte etwas mit der Heimat. Eine Zeit lang saßen wir auch noch mit Conni und Peter zusammen und unterhielten uns über alles Mögliche. Wir spielten noch ein bisschen mit Lola. Besonders schön war es, ihr dabei zuzusehen, wie sie sich abmühte, einen Fußball zu bekämpfen, der ihr an Größe noch deutlich überlegen war. Schließlich kauften wir noch gefrorenes Wild-Filet und machten uns auf den Weg. Es war bereits Mittag. Die Verabschiedung fiel kurz aus, weil wir in gut einer Woche auf dem Rückweg aus dem Caprivi nochmal bei den beiden vorbeikommen werden. In Grootfontein fuhren wir zu der relativ neuen Mall und kauften im Pick ‘n Pay Lebensmittel für die kommende Woche ein. Nachdem wir alles im Auto verstaut hatten, genehmigten wir uns noch eine Portion Pommes bei Hungry Lion. Ruth registrierte wohlwollend, dass die Grootfonteiner ihre Prioritäten richtig setzten. Neben den Trikots von MU und Liverpool fand sich im Schaufenster das aktuelle Schmuckstück des BVB. Rote Läppchen mit blau-weißem Rauten-Schnickschnack und fürchterlich vielen Sternen waren glücklicherweise nicht zu entdecken. Nette Menschen, die Ahnung von Fußball haben, gibt es tatsächlich überall auf der Welt! Nun wurde es aber höchste Zeit aufzubrechen. Auf der B8 ging es nach Rundu. Es herrschte kaum Verkehr. Am Vet-Fence bei Mururani wurden wir durchgewunken. Im wie immer quirlig-wuseligen Rundu tankten wir nochmal voll und fuhren dann die letzten Kilometer zur Kaisosi River Lodge. Auf der Campsite waren wir die einzigen Gäste, außerdem waren noch zwei Chalets belegt. In der späten Nachmittagssonne spazierten wir nur noch ein bisschen über das Lodgegelände und suchten nach Vögeln. Viele waren nicht zu entdecken, außerdem war es recht kühl, denn die hohen Bäume spendeten reichlich Schatten. Eine Schar Drosslinge hüpfte lärmend über den Rasen. Die geselligen Vögel zeterten und keckerten um die Wette, während sie ihr Abendessen pickten. Rotschnabeldrossel Rotscheitel-Zistensänger Zwischen den einzelnen Häusern stolzierte ein Pfau umher. Wir sahen uns den recht hübsch angelegten Minigolfplatz an, verzichteten aber auf ein Spiel. Jede einzelne Minute in Afrika ist uns zu wertvoll, um sie mit Dingen zu verbringen, die man auch zu Hause machen kann, obwohl eine Runde Minigolf bestimmt lustig gewesen wäre. Stattdessen liefen wir zum Okavango hinunter und sahen einem Otter bei seinen Schwimmübungen zu. Der flinke Kerl schraubte sich gewandt durch die Wellen, tauchte unter und wieder auf und behielt uns dabei ebenfalls im Auge. Außerdem entdeckten wir die ersten Jacanas in diesem Urlaub. Zum Abendessen wollten wir heute mal nicht kochen und setzten uns draußen ins Restaurant der Lodge. Während die Sonne unterging, verspeisten wir ein leider recht zähes Stück Rindfleisch. Da kann man sich doch gleich wieder darauf freuen, wenn man selbst grillt. Anschließend duschte Uwe in dem zu unserem Stellplatz gehörenden Waschhäuschen. Da es ziemlich kühl war, verzogen wir uns schon bald ins Zelt. Uwe tippte noch die Erlebnisse des Tages, während Ruth schon die Augen zufielen. Als der Ruf der Weißgesichtseule aus dem Baum unmittelbar nebenan erklang, war sie aber mit einem Schlag wieder hellwach. Uwe schaute ungläubig. Da wurde keine Sekunde gezögert und keine Anstrengung gescheut: Schnell in die Hose gestiegen, die Jacke übergeworfen und nach der Brille getastet. Die Taschenlampe hatte sie schon gepackt, und Uwe sollte sie gefälligst begleiten, denn mit Leuchten und gleichzeitig Fotografieren war Madame überfordert. Hat Mann da eine Wahl? Mit der Aussicht auf ein Herumstolpern zwischen Büschen und Hüttchen schlüpfte auch Uwe vollmotiviert wieder in seine Anziehsachen. Wie schade, dass die verständnisvolle Eule genau in dem Moment, als er die Campertüre öffnete, das Weite suchte und davonflog. Puh, da waren beide nochmal davongekommen! Kilometer: 288 |
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Tag 17 – Montag, 19. Juli – Mahangu-Park
Kaisosi River Lodge, Rundu – Shametu Lodge, Divundu Die Nacht endete gegen kurz vor halb fünf, als wir von seltsamem, jammerndem auf- und abschwellendem Gegacker, welches sich fast wie hysterische Lachen anhörte, geweckt wurden. Nun haben wir ja nichts gegen Vogelstimmen. Wir mögen das sanfte Gurren der Tauben, das Geschwätz der Drosslinge oder den Ruf des Kuckucks sehr. Diesmal handelte es sich aber um zwei Trut- bzw. Streithähne, die vor unserem Auto einen kleinen Revierkampf ausfochten und sich heftig angifteten. Das war dann ein kurzes, gleichzeitiges Geschnatter in fortissimo, das sich etwa alle dreißig Sekunden wiederholte. Es hörte sich wirklich gruselig an. Als in weiter Entfernung dann noch ein Hahn anfing zu krähen, meinte das lokale Exemplar, es ihm gleichtun zu müssen. Unserer sprach aber mit irgendeinem Akzent, der sich anhörte, als wären die Akkus fast leer. An Schlaf war jedenfalls nicht mehr zu denken. Und irgendwie fanden wir die Geräuschkulisse auch ganz lustig. Entgegen unserer Hoffnung, dass es im Caprivi – weil nördlicher – deutlich wärmer sei, hatten wir beim Aufstehen gerade mal gut fünf Grad auf dem Thermometer. Uwe kochte Kaffee, und als zumindest die Sonne hoch genug stand, krabbelte auch Ruth aus dem Zelt. Als wir feststellten, dass es sogar heißes Wasser gab, duschte sie und setzte sich dann topfit an den Frühstückstisch. Eine Denksportaufgabe lag auch schon bereit: Auf dem Aufkleber unserer Brötchentüte waren sechs Teile für insgesamt 10 Dollar vermerkt. In der Tüte befanden sich 11 Brötchen, die wir gestern in Grootfontein gekauft hatten Nach dem Abwasch packten wir zusammen, freuten uns über ein Alpaka, das neben uns auf der Wiese fraß, bezahlten unsere Rechnung und verabschiedeten uns von den Hühnern, die überall auf dem Gelände herumliefen. Diese machten zwar keine merkwürdigen Geräusche, sahen aber zumindest interessant aus. Am Tor winkte uns der Pförtner mit einem strahlenden und freundlichen Lächeln. Nun ging es zurück auf die B8, der wir weiter nach Osten folgten. Die Strecke ging kerzengeradeaus an unzähligen Dörfern vorbei. Es gab ein paar Baustellen, an denen die Schlaglöcher ausgebessert wurden. Anstelle der europäischen Baustellenampeln werden hier Schilder manuell von „Stop“ auf „Go“ und am anderen Ende der einspurigen Baustelle hoffentlich synchron umgekehrt gewechselt. Bisher hat das trotz manchmal kilometerlanger Baustellen einwandfrei geklappt. Entlang der Straße war viel los. Frauen schleppten große Holzbündel auf dem Kopf, Kinder trugen Wasserkanister oder rollten kleine Fässer vor sich her. Manchmal trabte ein Esel mit Karren neben der Teerstraße, immer wieder querten Rinder oder Ziegen die Fahrbahn, zuweilen unter der Aufsicht eines Hirten, meistens aber ohne sichtbare Kontrolle. Obwohl wir nur zweihundert Kilometer zu fahren hatten, zog sich die Strecke, bis wir in Divundu nach Süden abbogen und noch ein kurzes Stück am Okavango entlang fuhren. Dann erreichten wir die Shametu-Lodge, die wir in früheren Jahren schon mehrfach besucht hatten. Augenscheinlich waren wir die einzigen Gäste und bekamen einen schönen Campingplatz mit eigener Dusche, Toilette, Lapa und Grillstelle, Strom und Wasser. Wir machten zum Mittagessen einen Käse-Wurstsalat und ruhten uns ein wenig aus. Dann erkundeten wir das Lodge-Gelände. Common Grass Yellow (Danke, lieber Matthias!) Ashy Flycatcher (Danke an Matthias) Am Fluss stehen inzwischen einige Zelt-Chalets auf Stelzen, in zweiter Reihe weitere große Gästehäuser. Es gibt einen eigenen Obst- und Gemüsegarten. Der Besitzer zeigte uns stolz seine Pflanzen und schenkte uns Tomaten und Erdbeeren aus eigenem Anbau. Wir pirschten noch ein paar Vögeln hinterher und brachen dann am Nachmittag in den Mahangu-Park auf, der nur wenige Kilometer entfernt liegt. Laut Register waren wir das dritte Fahrzeug am heutigen Tag. Wir bezahlten den Eintritt gleich für morgen mit und fuhren auf der östlichen Route parallel zum Fluss weiter nach Süden. Dabei entdeckten wir immer wieder Kuduherden, einige Giraffen, Impalas, Zebras, ein paar Pferdeantilopen, ein Steinböckchen, Gnus und am Wasser und im hohen Gras versteckt eine Büffelherde. Über die freuten wir uns besonders. Weiter entfernt standen Letschwe-Antilopen auf der Flutebene. Viele Wasservögel tummelten sich am Fluss: Witwenenten, Reiher, Jacanas, ein Ibis und viele kleine Finken. Einige Zwergspinte schaukelten auf herabhängenden Ästen, spähten nach einem kleinen Imbiss und kehrten in langgezogenen Schleifen nach einem kurzen Fangflug wieder auf ihren Ausguck zurück. Hin und wieder kreuzte eine Familie Warzenschweine unseren Weg. Aufmerksam schätzte sie unsere Gefährlichkeit ab, bevor sie mit aufgestelltem Antennenschwanz hintereinander das Weite suchten. Wir versuchten möglichst lange mit Blick auf das Wasser zu fahren. Das war aber nicht immer möglich. Beim ehemaligen großen Baobab hielten wir und betrachteten die Überreste des etwa 2000 Jahre alten Baumes, den im letzten Oktober ein Blitz zerstört hatte. Wir hatten es gar nicht glauben wollen, als wir im Forum von seinem Ende gelesen hatten. Einige Male hatten wir schon hier gestanden und den Riesen bewundert. Nun lagen nur noch Bruchstücke des einst so mächtigen Stammes herum. Noch immer war es kaum vorstellbar, dass dieses Trümmerfeld vor einem Jahr noch weithin sichtbar als besonders lohnenswert anzusehender Baum mit einem extra Wegpunkt auf einer Karte markiert war. Ruth war besonders traurig, da sie diesen Platz im Park besonders geliebt hatte. Das ist so schade! Bald darauf kehrten wir wieder um und fuhren auf dem Hauptweg zurück zum Gate. Ein Weißbrauen-Coucal und ein paar Büffel waren die Ausbeute des Rückwegs. Kurz vor 18:00 Uhr und mit dem Torschluss erreichten wir die Parkgrenze und kehrten zur Shametu-Lodge zurück. Den Sonnenuntergang am Fluss verpassten wir dort um ein paar Minuten. Zum Abendessen grillten wir Boerewors und dünsteten Blumenkohl und Möhren im Potije. Das ganze zog sich ein wenig, und am Ende war die Temperatur schon wieder auf 11 Grad gefallen. Mit glühenden Kohlen unter dem Hintern, in eine Wolldecke gehüllt und mit einer heißen Tasse Tee in der Hand weigerte sich Ruth schon bald, das wärmende Feuer zu verlassen. So hatten wir auch schon lange nicht mehr auf der Campsite gehockt. Uwe ging noch schnell duschen, bevor wir gegen halb zehn ins Zelt krochen. Kilometer: 258 |
Letzte Änderung: 10 Nov 2021 21:53 von Eulenmuckel.
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