THEMA: Nordwest Namibia im 4x4
10 Jun 2021 08:25 #618166
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  • Bluesbrother928 am 10 Jun 2021 08:25
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25.05
Ziel Ugab River:
Mitten in der Nacht werde ich munter und stelle fest das der Wind um 180 Grad gedreht hat und jetzt genau von hinten in das Dachzelt pfeift. Kurzentschlossen drehe ich das Auto mit meiner Frau im Dachzelt oben drinnen um 180 Grad um und wir können den Rest der Nacht in Ruhe verbringen.
Wir sehen der Sonne mit einem heissen Kaffe in der Hand beim aufgehen zu. Machen uns dann wieder auf den Weg zum Huab Viewpoint. Der sich heute gänzlich anderes als gestern Abend präsentiert. Der Wind pfeifft uns den Sand ums Auto. Die malerische Düne mit den Sandschleiern versuchen wir geschützt im Auto sitzend abzulichten. Aber sonst ist es uns zu ungemütlich. (Wenn wir wüssten was wir später im Sossusvlei auf uns genommen haben, hätten wir quasi Liegestühle und Sonnenschirme auspacken können)
Eine Option für heute Abend wäre gewesen im Rhino Camp zu nächtigen, aber das präsentiert sich etwas abweisend während wir die Metallkunst bewundern. Also fahren wir weiter und lesen wenig später eine handgeschriebene Tafel die eigentlich für den Gegenverkehr gedacht ist, das das Ugab River Camp geschlossen ist - wegen einem dangerous Lion. Vermutlich ist das Rhino Camp gemeint, somit brauchen wir diesmal auch keine Skrupel haben wenn wir notgedrungen wildcampen, soo einladend hat es nun auch wieder nicht gewirkt.
Also ist unser nächstes Ziel der Ugab River Picknick Spot. Irgendwo nach der Querung des Ugabs bei Brandberg West kommen wir durch ein wunderschönes Tal mit hellblauen Felsen. Teilweise muss man doch ein wenig aufpassen wo man das Auto hinrollen lässt.
An der D2303 öffnen sich plötzlich weite grüne Flächen die mit Granitfelsen durchsetzt sind, als ob diese versehentlich von einem überdimensionalen LKW gefallen sind. Wir müssen uns definitv mit der Geologie Namibias beschäftigen. Unglaublich was wir hier schon alles gesehen haben.
Wir biegen auf den Ugab Trail ab und sehen schon wieder eine Welwitschia nach der anderen. Wie beim Beginn des Huab Trails. Diese hier sind eher noch beeindruckender und größer, jedenfalls fragen wir uns was denn dann der Welwitschia Trial bei Walvis Bay noch mehr bieten könnte.
Kurz vor dem Ugab River wechselt die Landschaft erneut und wir fühlen uns an das Moonvalley auf Sardinien erinnert. Als ob die Steine mit einer gigantischen Lötlampe geschmolzen worden seinen, sieht es aus. Wenig später sind wir am Ugab und wir suchen uns einen Spot zum Nächtigen. Die letzten Stunden haben wir keine frischen Reifenspuren gesehen also sind wir wieder mal die Einzigen weit und breit.
Was genau es zum Abendessen gab geht aus meinen Aufzeichnungen nicht hervor, aber es war ganz sicher sehr lecker.


Fortsetzung folgt ...
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Letzte Änderung: 07 Sep 2021 06:31 von Bluesbrother928.
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10 Jun 2021 19:45 #618189
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... Und weiter gehts:
26.05
Ziel Torra Bay oder Swakopmund:
Schon wieder haben wir so eine Nacht mit Sternenhimmel hinter uns - langsam wird es zur Gewohnheit das man die Milchstrasse meint angreifen zu können. Ob wir allerdings noch so ein tolles Milchstrassen Photo machen werden? Meine Photographie Chefin hat sich nur ansatzweise mit der Technik beschäftigt und mir ist es nicht wichtig. Und am Abend bleibt uns sowieso meist keine Zeit nach Campsite suchen, aufbauen, Campfire, vor Sundowner Photos, Sundowner, nach Sundowner Photos, Abendessen machen, Essen, Die Weinreste aus der Flasche leeren, Abräumen, Abwaschen, Aufräumen, optional Speicherkarten dumpen, den aktuellen Tag besprechen, den morgigen Tag besprechen, Abendkaffee machen und trinken, Nachthimmel bestaunen, und dann eigentlich ins Bett fallen. Genaugenommen sind wir recht froh das die Tage kurz sind und es um +/- 1900 dunkel wird, somit kommen wir zwischen 2130 und 0600 immerhin zu 8,5 Stunden Schlaf - den wir auch dringend brauchen.
Wir fahren zum Ugab Gate des Skeleton Coast Parks, unser Ziel ist es soweit als möglich nach oben zu fahren, optional bei Torra Bay zu campen. An der Huab Lagoon, sehen wir Pelicans und Flamingos, und jede Menge Spuren von "brown hyenas" wie uns ein couple im LandRover erklärt. Auf einer Tafel wird mit "beware of the lions" gewarnt. Wir würden ja gerne aufpassen wenn sie erst mal da wären.
Wir gehen ein bissl in Richtung einer Sandbank auf der sich zwei Dutzend Kormorane niedergelassen haben. Müssen aber erkennen das der Sand extrem schmierig und rutschig ist. Wir fühlen uns an die Pans bei Kudu Island in Botswana erinnert.
Die Hauptstrasse ist brettleben und super smooth zu fahren, besser als sogar die Autobahnen in Österreich (das ist allerdings keine große Kunst). Wie auch immer die das schaffen den Sand so eben hinzubekommen. Vorbei an einigen Shipwrecks, Oil Rigs und den Resten einer Diamond Mine geht es zur Mündung des Koigab River Mouths. Warum ich mir ausgerechnet den als besonderes Highlight ausgesucht habe bleibt rätselhaft. Noch dazu wo man um dorthin zu gelangen 5 Kilometer Richtung Ozean auf tiefem Sand fahren muss und dann nochmal 5 Kilometer parallel zum Meer. Aber der Landcruiser fräst sich souverän durch den Sand - bis zum Punkt wo laut T4A die Mündung des Koigabs sein soll. Punktgenau dort stoppt der Landcruiser und sinkt im Sand ein.
Was mache ich hier eigentlich? Es sieht genauso aus wie 5 Kilometer zuvor. Vor, Zurück nichts geht. Untersetzung, Diff Sperren vorne und hinten, das ganze Programm, nichts hilft. Airing down auf 1Bar. Nichts. Also schaufeln. Nichts. Ich beäuge schon mal den Hilift Jack, kann aber den Adapter für den Heckträger nicht finden. So tief wie hier war der Heckträger noch nie über dem Boden, jetzt kann man immerhin ganz bequem nach innen einsteigen. Aber auf den Komfort könnte ich jetzt gut verzichten. Also schaufle ich wieder weiter. Einige Planken finden sich glücklicherweise in der Umgebung, aber man soll nicht glauben das ein 3,5 Tonnen Fahrzeug so einfach auf Planken hochfährt, die verlockend und einladend im Sand stecken. Nein das muss schon einigermaßen flach sein.
Während ich schaufle und Steine (die meine Frau herbeischleppt) und Planken platziere untersucht meine Frau die frischen Spuren von Schakalen und Hyenas die direkt an der Stelle des Geschehens vorbeilaufen. Die Highwater Mark der Tide habe ich schon vorher beäugt und einigermaßen beruhigt festgestellt das wir zumindestens vorerst kein Problem mit der Flut haben werden.
Nach einer Stunde Schwerarbeit ist der Landcruiser wieder flott und fährt 20 Meter weiter über den Sand als ob dort Beton wäre. Meine Frau wird den Einsatz des Steine schleppens später noch bereuen, weil sie sich dabei eine Handsehne der rechten Hand gezerrt hat. Genau beim Photographie Trigger Finger.
Beinahe 2 Stunden (Mit dem Abzweig von der Hauptstrasse) hat uns der Spaß gekostet. Terrace Bay ist somit außer Reichweite. Ich würde sagen das war das dritte Mal das wir Glück gehabt haben. Einen Abschleppservice dorthin zu ordern das wäre echt teuer geworden.
Neben der gelernten Lektion über stuck in sand und unstuck in sand realisieren wir das wir eigentlich sowieso nicht dorthin fahren hätten dürfen, weil an der Hauptstrasse ein Einfahrt verboten Schild war. Aber die deutlichen Spuren von Vorgängern und die T4A Tracks haben uns dies ignorieren lassen.

In Wahrheit ist aber jedes abbiegen von der Hauptstrasse - abgesehen von den explizit erlaubten spots - verboten und es wird auch überall darauf hingewiesen, das es Penalties gibt. Wir geloben Besserung.
Wenig später biegen wir bei Torra Bay ein und erkunden die verwaiste Campsite. Die Intermittent Fuel Station die es hier geben soll, wurde mit dem Ende der Saison eingepackt und mitgenommen. Die einzigen Besucher hier sind Hyenas, deren Spuren kreuz und quer verlaufen. Somit hat sich campen im Skeleton Coast Park sowieso erledigt, auch wegen dem Sprit, weil wir nicht weiter hoch fahren können! Und wegen der Zeit weil wir bis um 1700 wieder beim Ugab Gate sein sollten.
Also picknicken wir im Halbschatten vor der Torra Bay Bar und lassen das nüchterne Layout der Campsite auf uns wirken.
Die einzigen Bollwerke gegen die Meeres Salz Gischt sind die Quaderförmigen Abolutions. Die Campsites selbst sind bloß mit Steinen markierte Stellplätze. Also wenn man hier campen will sollte man immun gegen Wind, Sand, Salzwassergischt und das ständige Brandungsgetöse sein.
Wir brechen also wieder auf und fahren südwärts, passieren das Ugab Gate. Ob es hier zufällig Diesel gäbe? No, is the lamp on? fragt mich die Madam deren kleine Tochter um sie herumwuselt und mich mit großen Augen mustert. "NNNo" sage ich wahrheitsgemäß aber beide Tanks des Landcrusiers sind nicht weit vom Null Strich.
"Then you have no problem getting to Henties Bay" Ich danke und sage meiner Frau das wir uns keine Sorgen machen brauchen. Es sind ja bloß noch 130 Kilometer bis zur nächsten Tankstelle.
Unterwegs halten wir noch am Palgrave Point wo wir eine Robben Meute beim tollen im Meer beobachten. Wir leisten uns sogar noch den Abstecher zu Cape Cross, müssen aber am Tor zum Park feststellen das dieser vor 10 Minuten um 1700 geschlossen hat. Eigentlich hatte ich Hoffnung hier vielleicht ein bisschen Diesel zu ergattern.
Dafür kommen wir an einigen Depots für die vielen Baustellen LKWs vorbei, ich überlege kurz denen Diesel abzukaufen verwerfe den Gedanken dann wieder als zu aufwändig. Glaube aber das die Leute gar nicht so abgeneigt wären gegen Cash ein paar Liter Diesel aus den Tanks zu holen.
Nun denn irgendwann geht das Reservelämpchen an und ich fahre mutig weiter. Als die Sonne schräg hinter uns im Meer versinkt fällt auch der Zeiger des Main Tanks endgültig unter Null, aber noch rollen wir. Und dann hat er plötzlich weniger Leistung, Aha denke ich und schalte auf den Sub Tank um, da müssen es noch ca 40 Kilometer gewesen sein. Das könnte knapp werden denke ich.
Während des Fahrens checke ich am Navi ob ich wirklich die kürzeste Strecke zur Tankstelle eingegeben habe.
Endlich sind wir in den Outskirts von Henties Bay, Die Strasse stimmt nicht ganz mit der T4A Map überein wurde etwas umgestaltet. Aber wir nähern uns, links, rechts, links, die Nadel des Subtanks ist auf Null, plötzlich ruckelt das Auto. Ich versuche möglichst viel Schwung in die Ecken mitzunehmen. Noch 800 Meter.
Wir biegen auf die letzte Strasse vor der letzten Abzweigung ein, das Auto beschleunigt nicht mehr, ich fahre Schlangenlinien, es geht etwas, da ist die Strasse plötzlich gesperrt weil sie neu gemacht wird, nur ein Nebenweg ist offen. Egal ich nehme den, bis dieser 50 Meter vor der finalen Kreuzung vor einer Art Minigolf Platz endet. Der einzige Weg ist die Böschung zur Hauptstrasse hoch (die Sperrung beginnt erst einige Meter weiter hinten), meine Frau erkennt was ich vorhabe, "Du kannst da nicht einfach durchfahren"
"Doch kann ich" murmle ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen. Und nehme den Schwung mit erreiche die Asphaltstrasse, das Auto rollt nur noch, ich schalte nochmal auf den Haupttank um, und träge nimmt das Auto etwas Fahrt auf und wir rollen gerade so bei der Zapfsäule ein.
Wie freuen wir uns diesmal über das übliche Empfangskomitee der Tankwarte die uns einwinken als ob wir die monatliche Gehaltszahlung bringen. Wir sind mindestens so froh wie die als das Auto genau vor der Zapfsäule zum Stehen kommt.
Beim wieder starten wird es 15 Sekunden dauern bis der Diesel anspringt (Auch so eine Sache die mir Sorgen machte - leerfahren von Dieseln soll ja manchmal nicht so gesund sein), aber dann nagelt der Reihensechser wieder fröhlich vor sich hin.

Das war das vierte Mal wo wir wirklich Glück hatten. Ich will mir nicht ausmalen wenn uns der Sprit 10 Kilometer oder früher ausgegangen und es dunkel geworden wäre. Auf die paar Autos die da unterwegs waren hätte ich ungern gebaut. Insgesamt fliessen 174 Liter Diesel in die beiden Tanks. Und wir rollen nun frohgemut nach Swakopmund zum vor einigen Tagen gebuchten Stiltz B&B, das wir um die eine Nacht nach vorne verlängert haben. Wir haben eine riesige Seaview Villa und stürzen uns als erstes in die Dusche und lassen das heisse Wasser auf uns niederprasseln. Abendessen nehmen wir um die Ecke im Old Steamer, der uns ein wenig enttäuscht weil es nur Buffet gibt, aber qualitativ war es in Ordnung, nur leider keine Oysters auf die wir uns so gefreut haben. Aber die nette deutsche Managerin gibt uns den Tip morgen bei Andy's vorbeizuschauen, dort gäbe es die besten Oysters.
Erschöpft und zufrieden fallen wir ins Bett, das zweimal so breit ist wie das Dachzelt.

Fortsetzung folgt ...
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Letzte Änderung: 23 Nov 2021 19:07 von Bluesbrother928.
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10 Jun 2021 20:49 #618193
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  • BMW am 10 Jun 2021 20:49
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Hammer geschrieben... :laugh: :laugh: :laugh:

.....Glückspilze: mit dem buchstäblich letzten Tropfen....Du hast Nerven :laugh: :laugh: :laugh:

ich hätte bei Palmwag trotz Vet/Check eine Sicherheitstankfüllung hingelegt.... :laugh: :laugh: :laugh:

LG..........................BMW
Letzte Änderung: 10 Jun 2021 20:50 von BMW.
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11 Jun 2021 09:45 #618229
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  • stiebilli am 11 Jun 2021 09:45
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Ein toller Reisebericht. Der Schreibstil gefällt mehr sehr. Meine Frau ist Lehrerin. Ich denke, sie würde dir die Note 1 geben. Komm, gib dir einen Ruck. Wenn du dir eine 1 mit * 'verdienen' möchtest, garniere deinen Bericht noch mit ein paar Fotos ;) .
Danke und Gruß
Guido
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11 Jun 2021 19:12 #618281
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  • Bluesbrother928 am 10 Jun 2021 08:25
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Danke für die großmütige Auslegung meiner manchmal recht intuitiven Interpretation der deutschen Rechtschreibregeln.
Fotos kann ich Dir nicht versprechen, aber vielleicht das eine oder andere Video...
lg Heinrich
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12 Jun 2021 09:27 #618298
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Hier mal ein Pilot vom Etambura Camp
Edit: Videolink in den Textteil verschoben ...
letzte Reise: Roadtrip Uganda
Letzte Änderung: 24 Jun 2021 07:32 von Bluesbrother928.
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