THEMA: Namibia Rundreise zwischen Etosha, Fish River, KTP
29 Mai 2021 13:37 #617329
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Vom Ugab-Tal ins Erongogebirge zur Ai-Aiba Lodge

Vom Ugab-Tal geht unsere Rundtour durch Namibia nun Richtung Süden mit dem nächsten Ziel Ai-Aiba Lodge im Erongogebirge. Für diese Strecke hatten wir drei Alternativrouten recherchiert. Die gelbe Route ist zwar die kürzeste Strecke (175 km) und scheint auch reizvoll zu sein. Am Anfang muss aber ein abseits gelegener Trail mit 25 km Länge durchs Ugab-Tal bewältigt werden! Alleine war uns das Risiko zu heikel.
Die rote Route mit 228 km ist wahrscheinlich die Strecke mit den besten Pistenverhältnissen, erschien uns aber unattraktiv.
Letztendlich entschieden wir uns als Kompromiss für die grüne Route D2351/D2344 über Omaruru. Eine Route von 200 km auf abseits gelegenen Strecken.

Alternativ-Routen nach Ai-Aiba

Die Fahrt führte durch kaum befahrene eintönige Landschaft. Unsere Definition der Route: „Pad der Gatter“. Innerhalb einer Stunde sahen wir kein Auto und keine Menschenseele, dafür gab es Gatter ohne Ende. Geschätzte 15 Gatter durfte ich als Beifahrer an dem Tag öffnen und schließen. Ein „Pad Schrapper“, wie man im Südwester Jargon zu der Maschine sagt, fräste und walzte die Pad, und schon war alles wieder glatt. Begleitet von einer riesigen Staubfontäne sorgte der Schrapper für eine gut zu befahrende Gravel Road.


rund 15 Gater in einer Stunde, dafür kein Auto


Pad Schrapper

Erst kurz vor dem Erongogebirge änderte sich das Landschaftsbild. Das Erongogebirge mit seinen surrealen Landschaftsformen und riesenhaften, im Sonnenlicht rötlich leuchtenden Granitblöcken, faszinierte uns aufs neue. Bei unserem letzten Besuch waren wir schon begeistert und konnten uns auch diesmal kaum satt sehen.


Gater-Service durch Klaus


Damaraland -Landschaft wird grüner

Einen kleinen Zwischenstopp in Omaruru nutzen wir um Handfeger und Kehrschaufel zu besorgen, die Ladefläche unseres Hilux hatte sich inzwischen zu einem Sandkasten entwickelte. Der Ort selber machte einen sehr gepflegten Eindruck und das Angebot des Supermarktes war gigantisch.

Ai-Aiba Lodge
Bereits um 14:00 Uhr erreichten wir die Ai-Aiba The Rock Painting Lodge. Ai Aba liegt zusammen mit einigen anderen Lodges im wunderschönen Erongo Wilderness Park. Das Gebiet mit seinen vielen uralten Felszeichnungen lässt sich am besten zu Fuß erkunden! Auf eigene Faust ist dies auf Ai-Aiba leider nicht mehr möglich, das Management will unbedingt seine geführten Touren verkaufen. Früher war es wohl möglich selber durch das Gebiet zu wandern, die Einschränkung „nur mit Guid“ hat uns sehr gestört. Bei unserer letzten Tour in dieser Gegend hatten wir auf der Ameib Ranch die Gegend um Bullsparty als fantastische Wandergegend erlebt und würden deshalb im Wiederholungsfall lieber eine Lodge mit solchen Möglichkeiten vorziehen.

Die Lodge selber liegt sehr schön am Fuße der Felsen. Unser Bungalow Nr. 3 war groß aber etwas lieblos eingerichtet. Der Barbereich und „Speiseraum“ ist jedoch hübsch, im afrikanischen Stil gehalten. Der Pool ist sauber und ansprechend. Man hat von dort einen sehr schönen Blick aufs Erongogebirge. Frühstück und Abendessen waren gut, der Service freundlich und zuvorkommend.


Pool und Hauptgebäude der Ai-Aiba Lodge


Hauptgebäude der Ai-Aiba Lodge


Unterkunft auf Ai-Aiba

Geplant war für den Nachmittag eine Wanderung zu den San, was wegen der Einschränkungen zu Fuß nicht möglich war. Lada war dies nur recht, sie wollte den Pool genießen und faulenzen. Mein Tatendrang war jedoch noch nicht gestillt, weshalb ich mich entschloss die Nachmittagssonne zum Besuch der San zu nutzen.

San Living Museum
Seit 2008 kann das Lebende Museum der Ju/’Hoansi-San (auch Buschleute genannt) auf der Farm Omandumba besucht werden. Mit dem Auto ist dies von Ai-Aiba ein Katzensprung, rund 2,5 km zurück auf der Zufahrt Ai-Aiba zweigt ein Weg zu den San ab. Das Buschmann-Dorf befindet sich auf dem Gelände der Farm Omandumba. Die Anfahrt ist gut ausgeschildert und leicht zu finden. Am Parkplatz wurde ich freundlich begrüßt und meiner Bitte nach einer Führung gerne entsprochen. Erfreulicherweise war ich der einzige Besucher und wurde von zwei San auf einen Buschspaziergang zu den Felsmalereien geführt.

Ich hatte dabei Glück und Pech. Alle paar Monate wechseln die Familien in dem Lebenden Museum. Da für den nächsten Tag nach 4 Monaten ein Wechsel anstand, war mir der Blick in das Leben der Familie vermutlich wegen der Aufbruchstimmung verwehrt. Andererseits hatte ich Glück, dass am späten Nachmittag für mich noch eine Führung organisiert wurde, leider nach dem Motto schnell und oberflächlich. Engagement ist etwas anderes.



Besuch des Living Museums der San


Erogo Felsformationen


Felsmalereien


Erongo, riesenhafte im Sonnenlicht leuchtende Granitblöcke


Buschmänner beim Feuer machen

Hinweis: Im Erongo gibt es tausende Felsmalereien. Die Malereien und viele archäologische Funde zeigen, dass dort vor langer Zeit die San lebten, jagten und ihre Spuren hinterließen. Durch Kolonisierung und Konflikte mit anderen Kulturgruppen wurden die Buschleute schon vor langer Zeit aus diesem Gebiet vertrieben. In dem Lebenden Museum wird den San jedoch die Chance geboten ihre Kultur zu präsentieren und ein Einkommen zu erzielen. Die San, welche inzwischen in der Kalahari leben, wechsel sich alle 3 Monate ab, damit mehrere Familien davon profitieren.

Trotz der Einschränkungen war der Eintritt von 170 N$ sein Geld wert, es war eine persönliche Führung in einer beeindruckenden Landschaft im Licht der untergehenden Sonne. Das Farbspiel der Felsen und die Felszeichnungen waren formidabel.



Felsformationen auf Ai-Aiba

Ich hoffe, ihr Freude an den Berichten und werdet mich weiter begleiten zur nächsten Station unserer Reise in das Hochland der Namib.
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07 Jun 2021 18:03 #617966
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Namib’s Valley of a Thousand Hills im Hochland der Namib

Vom Erongogebirge führte unsere Reise weiter Richtung Süden ins Hochland der Namib zur Lodge Namib’s Valley. Die meisten Reisen in diesem Gebiet führen wahrscheinlich nach Swakopmund. Da wir bei unserer letzten Reise einige Tage dort verbrachten und Lüderitz, eine Stadt am Atlantik besuchen wollten, war unser Plan Orte abseits der Hauptreiserouten aufzusuchen.
345 km Gravel Road über Omaruru, Karibib und den Kuiseb River, immer am Rande der Namib entlang durch trockene Wüstenlandschaft, waren deshalb angesagt. Lange Strecken ohne jeglichen Verkehr oder besser gesagt ohne eine Menschenseele mit wechselnder Kulisse war uns gegönnt. In Karibib, einem ansprechenden Ort, welcher in seiner Vergangenheit durch Marmor und Goldabbau zu Wohlstand gekommen ist, war noch Tanken und Geld fassen angesagt.


wo stecken die Oryx?

Kuiseb Pass

Namib, hohes Verkehrsaufkommen

Kobo Kobo, die Tausend Sterne Lodge im Khomas Hochland
Der Lodge Kobo Kobo, am Rande unserer Route gelegen, wollten wir einen Besuch abstatten. Bei unserer letzten Reise waren wir zwei Tage dort und hatten uns sauwohl gefühlt. Aus verschiedenen Quellen hatten wir aber erfahren, dass die Lodge inzwischen geschlossen ist und eine Wiedereröffnung in den Sternen steht. Wir wollten es nicht glauben. Das Gatter an der Pad war ohne Schloss, da mussten wir einfach nachschauen. Nach 8 km Off Road bekamen wir die Bestätigung, das letzte Gatter kurz vor der Lodge war mit Ketten gesichert und kein Lebenszeichen zu erkennen. Schade, dort würden wir gerne wieder einige Tage verbringen.


Abzweig zur Lodge Kobo Kobo

Kobo Kobo (Foto aus 2017)

Springböcke, Gnus, Strauße und Geier waren unsere weiteren Wegbegleiter. Leider konnten wir die Geier, welche an den Flügeln markiert waren, nicht fotografieren. Eventuell kennt jemand den Grund für diese Markierung?
Weiter ging es durch die Einsamkeit, über den Kuiseb Pass, bis zur Abzweigung der C26 Richtung Windhoek. Nach rund 8 km erreicht man die Einfahrt von wo es 6 km bergauf, auf ruppigem Trail, zur Lodge geht.

Namib’s Valley
Oben angekommen durften wir uns an der grandiosen Aussicht erfreuen. Elisa die Verwalterin begrüßte uns und wies uns den Bungalow Nr. 4 zu. Der Bungalow war sauber und sehr geschmackvoll im Still einer Berghütte eingerichtet. Eine Terrasse mit herrlichem Blick ins Guab-Tal wurde sofort genutzt, um unser eigenen Welcome Drink zu genießen. Nur gut, dass wir einen Kühlschrank mitführten.


Namib’s Valley -unser Bungalow

Namib’s Valley -Blick vom Bungalow

Namib’s Valley -Blick in den Bungalow

Die Lodge Namib’s Valley of a Thousand Hills hatte uns mit ihrer Beschreibung im Web angelockt. Die Lage im Hochland der Namib mit Panoramablick auf das Guab-Tal, wollten wir für zwei Tage nutzen, um einfach nur abzuhängen. Wir wollten die Kulisse genießen und ausspannen.
Die Lapa befindet sich etwa 300 m oberhalb der Bungalows. In der Lapa gibt es einen geschmackvoll eingerichteten Aufenthaltsraum, Bar, das Restaurant und davor eine sehr schöne Terrasse. Zur Energieversorgung der Anlage wird Fotovoltaik, Windkraft und Vakuumröhren zur Warmwasserbereitung verwendet, dass Laden von Geräten ist deshalb nur an einer Steckdose im Hauptgebäude möglich.
Von der Terrasse hat man einen fantastischen Ausblick auf das Valley, stündlich ändern sich die Farben der Landschaft und der Sonnenuntergang ist gigantisch.
Vor dem Gebäude liegt ein kleiner Infinity-Pool mit Blick in die Unendlichkeit. Leider war das Wasser in einer Qualität, welche uns und auch alle anderen Gäste abschreckte. Die Liegen ohne Auflagen und Schatten waren brauchbar und nicht mehr. Handtücher müssen vom 300 m entfernten Bungalow geholt werden.


Hauptgebäude Namib’s Valley

Namib’s Valley -Terrasse Hauptgebäude

Pool!! Namib’s Valley

Total enttäuscht waren wir vom Essen und dem Service. Zerkochtes Gemüse und eine Miniportion Rindersteak mit Salat wurde am ersten Abend serviert. Eine Kinderportion, aber nichts für einen erwachsenen Menschen. Der Wein wurde erst serviert als das Essen bereits den Weg in den Magen gefunden hatte. Zum Frühstück ging es im gleichen Still weiter. Butter, Toast und ein Omelett, das war’s. Auf die Frage nach Wurst und Käse gab es den Kommentar: Im Omelett ist doch alles enthalten!

Am zweiten Abend wurde, da alle Zimmer ausgebucht waren (14 Gäste), ein Buffet angeboten. Ein ungenießbarer Gemüseauflauf und furztrockenes Lamm und Hähnchen in so geringer Menge das war eine Frechheit. Nur die schnellsten am Buffet hatten die Chance satt zu werden. Alle Schüssel wurden ausgekratzt, Nachschub gab es keinen. Unsere Tischnachbarn, ein Ehepaar mit zwei Kindern, versuchte vergebens etwas nachzubestellen. Wir waren uns einig, das war das schlechteste Essen in Namibia. Die Kartoffeln waren das Beste am Buffet. Unverständlich für uns ist die gute Bewertung bezüglich Essen und Service im Internet.


Guab-Tal

Namib’s Valley -Blick auf die Bungalows

Namib’s Valley

Eine Aussage auf der Webseite „Es gibt eine reiche Tierwelt, außerdem können Sie die reichhaltige Vogelwelt genießen“ können wir leider nicht bestätigen. Klippschliefer, Ratten und einige wenige Vögel waren das einzige, was wir zu Gesicht bekamen. Dies könnte jedoch mit der extremen Dürre der letzten Jahre zusammen hängen.

Resümee: Top-Lage, sehr geschmackvolle Einrichtung mit miserablem Essen und unengagiertem Service.

Den zweiten Tag unseres Aufenthalts nutzen wir zu Wanderungen in der näheren Umgebung und zum 4×4 Training auf einem ausgeschilderten Trail.

Himmelstreppe
Nicht weit von der Lodge entfernt gibt es die Himmelstreppe, dies ist eine mit Auswaschungen versehene Terrassierung ins Tal, wo über Jahrtausende das abfließende Wasser in Kaskaden seine Spuren hinterlassen hat. Kaum zu glauben bei der vorherrschenden Trockenheit. Die Treppe wird auch als natürliche Grundlage für die Wasser-Pipeline aus dem Tal genutzt. Das Gaub-Tal verfügt nur über sehr begrenztes Grundwasser. Daher muss das Wasser 5 km weit über eine Pipeline mit Solarwasserpumpen auf eine Höhe von 250 m gepumpt werden. Die gesamte Energie stammt aus Photovoltaikmodulen, Windkraftanlagen und Vakuumröhren zur Warmwasserbereitung.




Himmelstreppe der Potholes

Vegetation auf Namib’s Valley
Die Vegetation auf dem Lodge Gelände überraschte uns mit einigen Besonderheiten. In dem extrem trockenen Klima wächst nur wenig, dafür sind dies aber Spezialisten, welche wir teilweise noch nie gesehen hatten.

Köcherbäume sind in Namibia immer wieder, zumeist an felsigen Hängen vorzufinden. In voller Blüte mit ihren riesigen gelben Blütenständen waren sie jedoch fantastische Fotomotive. Bekannter ist der Köcherbaumwald nordöstlich von Keetmanshoop, einem späteren Ziel unserer Reise. Wir haben deshalb Mesosaurus Fossil Camp eingeplant und waren gespannt, ob wir dort auch blühende Bäume vorfinden werden.


Köcherbaum



Blütenstand der Köcherbäume

Ohne die Hilfe der Fomis des Namibia Forums wären wir bei der Bestimmung der folgenden Bäume überfordert gewesen.
Afrikanische Sternkastanie Sterculia africana

Kleiner knorriger und laubabwerfender Baum mit einer Wuchshöhe von 10 – 14 Meter und einem ziemlich starken Stamm, der einen Durchmesser von über 100 cm erreichen kann. Die fast herzförmigen und kräftiggrünen Blätter haben lange Stiele.

Commiphora myrrha ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Balsambaumgewächse. Aus ihrem Harz wird die Myrrhe gewonnen.
Myrrhe-Baum -Commiphora myrrha ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Balsambaumgewächse
Myrrhe-Baum, eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Balsambaumgewächse
Commiphora myrrha wächst als laubabwerfender, stämmiger, dorniger Strauch oder kleiner Baum mit knorrigen Ästen, meist mit nur einem kurzen Stamm und erreicht Wuchshöhen von bis zu 4 Meter. Die äußere silbrige, weißliche oder bläulich-graue, glatte Borke schält sich in großen pergamentartigen Stücken ab und die grünere untere, glatte Borke wird sichtbar. Aus den flüssigen, kaum duftenden Exsudaten entsteht ein hartes, durchscheinendes, gelbliches Gummiharz


4×4 Trail Namib’s Valley
Der Trail war für Lada ein ideales Gelände um Erfahrung in dem felsigen Gelände zu sammeln. Auf dem Trail von der Hochebene ins Tal wurden wir mit immer neuen Perspektiven belohnt.




Namib’s Valley 4×4 Trail

Die zwei Tage hätten wir gerne besser in Erinnerung behalten, die Grundlage bezüglich Lage und Lodge ist zwar gegeben, das Essen und der Service hat aber reichlich Luft nach oben.
Unserem nächsten Ziel „Fest im Fels in den Tirasbergen“ steuerten wir nach den Erlebnissen deshalb voller Erwartung entgegen.
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Letzte Änderung: 07 Jun 2021 18:06 von elotse.
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10 Jun 2021 18:04 #618188
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Fest Inn Fels in den Tirasbergen, ein Paradies im Nirgendwo

Die Fest Inn Fels Farm Lodge in den Tirasbergen ist unser nächstes Ziel auf dem Weg nach Lüderitz. Für unsere Verhältnisse eine große Strecke von 410 km galt es zu bewältigen. Um auf der langen Gravel Road nicht unter Zeitdruck zu geraten, starteten wir bereits um 8:00 Uhr auf der Lodge Namib’s Valley. Über die C26 und C14 ging es über den Gaub Pass bis Solitär. Die Pad in dieser Gegend war leider in desolatem Zustand, die letzte Glättung durch einen Pad Schrapper lag wohl schon einige Zeit zurück. Da diese Strecke auf der C14 eine der Hauptrouten aller Touris ist waren wir laufend in große Staubwolken eingehüllt. Safari-Fahrzeuge aller Couleur waren zwischen den Zwei Top-Attraktionen Swakopmund und Sossusvlei unterwegs.

C14 Gaub Pass

Solitär
An Solitär kommt wahrscheinlich keiner vorbei, ohne einen Stopp einzulegen. Der obligatorische berühmte Apfelkuchen in der Bäckerei, neben der Tankstelle mit ihren Schrottautos, muss einfach sein. Das Geschäft lief bestens, die Busladungen mit Besuchern sorgten laufend für neue Kunden. Noch schnell ein Foto von den alten Karren und weiter gehts nach Sesriem.


Solitaire, tausendfach fotografiert!

Apfelkuchen

Schrottautos in Solitaire

Sesriem
In Sesriem musste mal wieder der Tank gefüllt werden und der gut bestückte Laden zum Auffüllen von Wurst, Käse, Tomaten und Wein herhalten. Ab dort wird es einsam, der Tross der Besucher will die Dünen von Sossusvlei besuchen. Für uns ist dies kein Thema, man kann halt nicht alles wahrnehmen, auch 5 Wochen reichen dafür nicht. 2017 hatten wir im Park zwei Nächte verbracht und haben die Bilder noch sehr prägnant in unserer Erinnerung.
Die C27 war zwar in schlechten Zustand, dafür werden wir aber mit einer Farbenpracht von Steppe, Wüste und Felsen belohnt. Einige Hügel sind übersät mit Köcherbäumen, teilweise in voller Blütenpracht, leider aber auch viele Bäume welche am Absterben sind. Später haben wir erfahren, dass in ganz Namibia viele der Köcherbäume davon betroffen sind. Der Grund dafür soll der Befall von Parasiten sein. Ob dies stimmt oder etwas anderes dahinter steht, kann eventuell ein erfahrener Botaniker klären!


Köcherbaumwald in den Tirasbergen

Sandpiste D707 zu den Tirasbergen

Fest Inn Fels Farm Lodge
Nach langer Fahrt sahen erreichten wir die Zufahrt nach Kanaan, diese war jedoch mit dem Hinweis keine Durchfahrt nach Koiimasis versehen. Geplant war dort auf den Farmweg abzubiegen. Das Verhältnis zwischen den Nachbar ist wohl nicht das Beste, weshalb die Durchfahrt gesperrt ist! Das Gatter nach Koiimasis liegt rund 12 km weiter südlich. Auf der Strecke sind teilweise sehr sandige Bereiche zu bewältigen, welche ohne 4×4 nicht zu schaffen sind. Von dem Gatter geht es dann noch 25 km über das Farmgelände bis zur Lodge.

Zu beachten ist, dass auf der „Ranch Koiimasis“ zwei unterschiedliche Betriebe, mit unterschiedlichen Eigentümern angesiedelt sind. Da beide Betriebe auch eine gemeinsame Webseite betreiben waren wir bereits bei unserer Planung und den Bewertungen von Tripadvisor darüber gestolpert. Zwischen den unterschiedlichen Parteien gibt es vor Ort wohl „unterschiedliche Meinungen“. Beim Recherchieren stellt man dann fest: Nur Fest Inn Fels hat Top-Bewertungen.


Gatter -Fest in Fels

Wegweiser Fest in Fels

Wegweiser der besonderen Art, von einem Künstler entworfene Metallfiguren, zeigen uns den Weg zum Hauptgebäude der Lodge wo wir sehr freundlich empfangen wurden. Die kleine, aber feine Farm-Lodge „Fest Inn Fels“, besteht aus 4 exklusiv eingerichteten und großzügig angelegten Chalet’s mit Außenterrassen, einem originellen Felsen-Restaurant, einer Pool-Anlage mit Sonnendeck und der Sky-Bar. Die ganze Anlage ist harmonisch in die Landschaft integriert, jedes Gebäude ist individuell. Unser Bungalow Nr. 1 war ein Glücksgriff, der größte Bungalow mit 4 Betten und extrem geschmackvoll eingerichtet. Von der Terrasse schweift der Blick über die kontrastreiche Landschaft zwischen Wüste und Felsengarten, ein wahres Paradies für alle Naturliebhaber.


Hautgebäude Fest Inn Fels

Fest in Fels Bungalow Nr. 1

Pool der Lodge Fest Inn Fels

Restaurant -Fest Inn Fels

Frühstück und Dinner wird im Felsenrestaurant serviert. Die einzelnen Tische sind in schön gestalteten Nischen, mit teilweise gigantischem Blick in die Ferne angeordnet. Das Essen selber war absolute Spitze. Der Eigentümer Rolf kommt immer wieder vorbei, um sicherzustellen, dass es wirklich an nichts fehlt, das war Service par excellence. Nach dem Reinfall auf unserer letzten Lodge waren wir hin und weg.


Einsamer Baum in den Tirasbergen

Panoramablick zur Namib

Klippspringer

Fest Inn Fels Farm-Rundfahrt mit Rolf
Für den Spätnachmittag hatten wir mit Rolf eine Farm-Besichtigung mit Sundowner vereinbart. Die Tour ist empfehlenswert, da Rolf ein exzellenter Führer, Fahrer und Erzähler ist. Dabei erfuhren wir, dass er Baumeister und Architekt der Anlage ist und alles sehr individuell gestaltete. 2005 hat er mit dem Bau begonnen und sich damit einen Lebenstraum erfüllt. Am 29.9.07 war nach harter Handarbeit Richtfest. Ein Blick ins Fotoalbum gab uns einen Eindruck, mit welchen Schwierigkeiten in einer solchen Gegend zu kämpfen ist. Selbst einen Sturzregen gab es während der Bauphase, welcher im Nachhinein von Rolf als Glücksfall bezeichnet wurde. Die natürlichen Wasserläufe führten dazu, dass die Bauten umgeplant werden mussten, um auch für solche Situationen gewappnet zu sein. Ohne dies hätte die Gefahr bestanden, dass die Wassermassen Schäden an den Gebäuden verursachen.


Blütenstände des Köcherbaums


Farmrundfahrt

Sundowner

Unmengen von Details erfuhren wir bei der Tour. Ein Beispiel war die Wasserversorgung. Das Wasser wird aus 60m Tiefe per solarbetriebener Tauchpumpe hoch gepumpt. Bei dieser Tiefe reicht wie sonst oft verwendet die Windkraft nicht aus. Bei Reparaturarbeiten war ein Bohrgestänge in den Brunnen gefallen und blockiert deshalb dieses Loch. Eine echte Aufgabe, ob dies wieder repariert werden kann, stand zu der Zeit in den Sternen. Ein neuer Brunnen würde eine Investition von rund 5000 Euro erfordern.
Früher wurden auf der Farm ständig Löffelhunde gesichtet, durch die Trockenheit sind diese jedoch abgewandert. Zum Abschluss ging es dann hoch hinaus auf die Spitze des Hausbergs. Köcherbäume säumten den Weg und oben angekommen konnten wir bei untergehender Sonne mit einem Gin Tonic den grandiosen Ausblick über Felsen und Dünnenlandschaft auskosten.

Resümee: Ein herrlicher Fleck Erde zum Relaxen, Wandern und Genießen. Essen und Service vom feisten, wir werden sicherlich wieder kommen.

Weiter geht es nach Lüderitz….
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05 Jul 2021 17:33 #620397
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Aus -Verkehrsknotenpunkt auf dem Weg nach Lüderitz

Nach zwei relaxten Tagen auf der Lodge Fest Inn Fels geht unsere Namibia Rundreise weiter über Aus nach Lüderitz, dem Hafenstädtchen an die Atlantikküste. 280 km stehen auf dem Programm, Zeit genug um Aus den Verkehrsknotenpunkt am Rande der Route zu besuchen.
Die 25 km sandiger Farm-Pad bis zur D707 wollte ich rasch hinter mich lassen. Lada war zwar der Meinung ich sei zu schnell unterwegs und wollte meinen Einwand, dass Rolf der Farmer am Vorabend deutlich schneller gefahren sei nicht so recht akzeptieren. Das Unheil nahm seinen Lauf, ein Schlag und schon war ein Reifen geschrotet. Im Sand hatte sich ein hinterhältiger Stein versteckt und unserem Reifen den Rest gegeben. Eine mittlere Ehekrise stand ungeplant auf dem Programm, Details lasse ich besser weg….
45 Min Arbeit waren meine Bestrafung, immer begleitet von freundlichen Kommentaren. Klar, danach durfte ich nicht mehr ans Steuer und meine bessere Hälfte übernahm das Kommando.


Reifenpanne auf Fest Inn Fels

Auf eintöniger Strecke ging es dann weiter nach Aus wo wir einen Stopp eingeplant hatten.

Soldatenfriedhof Aus
Kurz vor Aus lohnt sich ein kleiner Abstecher zu dem dortigen Soldatenfriedhof. Dort sind über 60 Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg begraben, von denen viele jedoch nicht durch den Feind, sondern durch den Ausbruch der Spanischen Grippe starben. Es ist beeindruckend, dass Soldaten beider Seiten – deutsche und südafrikanische – Seite an Seite dort begraben liegen. Ich denke hinsichtlich der momentanen Pandemie ist dies ein Ort, welcher zum Denken anregt.

Vor über 100 Jahren, wurde im damaligen Südwestafrika das erste Opfer der Spanischen Grippe gemeldet. Die verheerende Epidemie, die sich wie ein Lauffeuer über die ganze Welt ausgebreitet hatte, hatte nach kurzer Zeit auch das heutige Namibia erreicht.


Soldatenfriedhof in Aus

Aus
Pünktlich zur Mittagszeit kamen wir im kleinen Ort Aus an, ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in der Region. Uns lockte die Terrasse des Bahnhof-Hotels, wo man wunderschön im Freien mit Blick auf den Bahnhof sitzen kann. Die Kuchenauswahl ist sehr gut, es wird täglich frisch gebacken, da konnten wir nicht widerstehen. Auch die sonstigen Speisen machten einen guten Eindruck. Salate und riesige Burger konnten wir auf den Nachbartischen bestaunen. Das Hotel hat ein tolles Ambiente und der Service war aufmerksam und der Andrang entsprechen groß.



Bahnhof Hotel Aus


Bahnübergang Aus

Wildpferde von Aus
Gestärkt ging es dann weiter bis ca. 22 km hinter Aus, dort zweigt eine Straße zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf ein Wasserloch ab wo Wildpferde leben. Die Wildpferde von Namibia sind verwilderte Hauspferde, die am Rande der Namib leben. In der Mittagszeit war jedoch kein Pferd an der Tränke zu sichten, es ist wahrscheinlich besser am frühen Morgen oder am späten Abend den Unterstand zu besuchen. Wir planen deshalb bei der Rückfahrt von Lüderitz nochmals unser Glück zu versuchen.
Zu dem Pech mit den Pferden kam dann die nächste böse Überraschung. Ein zweiter Reifen hatte uns die Begegnung mit dem Stein am Morgen übel genommen. Es war zwar kein Plattfuß, aber eine handtellergroße Beule an der Seite der Karkasse. Nach einiger Beratung und einer erneuten mittleren Ehekrise entschieden wir uns, vorsichtig mit reduzierter Geschwindigkeit, weiter bis Lüderitz zu fahren und dort eine Werkstatt aufzusuchen. Wir hatten zwar zwei Ersatzreifen an Board (oder besser nur noch einen) wollten aber nicht unter dem Wagen herumkriechen, um den dort verstauten zweiten Reifen zu montieren.

Zurück auf der B4 Richtung Lüderitz hatten wir dann doch noch etwas Glück und eine kleine Gruppe der Wildpferde kreuzte direkt vor uns die Fahrbahn.

Wildpferde kreuzen die Straße bei Aus

Durch die Namib nach Lüderitz
Parallel zu der neu gebauten Bahnstrecke geht es nun nach Lüderitz. Sandfahnen treiben über die Straße, Steine und Geröll säumen die Route, eine Einöde in Schwarz und Grau, als wären hier die Abraumhalden der Schöpfung aufgeschichtet worden. Die Straße und auch die Bahnstrecke sind immer wieder vom Sand bedeckt, wie unter solchen Bedingungen der Bahnverkehr funktioniert ist mir ein Rätsel.


B4 zwischen Aus und Lüderitz

Nach langer Fahrt durch die Wüste taucht die Stadt im Dunst des Atlantiks auf. Die Stadt selber, mit ihrem unverkennbar deutschen Charakter, wirkt wie „aus der Zeit gefallen“. Fachwerkhäuser und Jugendstilbauten, wilhelminische Architektur bunt gemischt, dazwischen sandige, menschenleere Straßen. Eine Geisterstadt oder vielleicht eine Filmkulisse? Wie sich später herausstellte, ist die Stadt ab Samstagmittag kaum besucht. Es ist Wochenende und alle haben sich in ihre Wohnungen, oft am Rande der Stadt zurückgezogen.

Cormorant House
Als Unterkunft hatten wir uns für das Cormorant House entschieden, es liegt mit Blick auf die Lüderitz Bucht, auf der nördlichen Landzunge. Der Empfang war herzlich und auch der Security Eddy am Eingang war sehr freundlich und hilfsbereit.


Lüderitz -Cormorant House


Küche des Cormorant House


Blick vom Bett auf die Lüderitz Bucht

Reifenwechsel -Super Service
Ja, Hilfsbereitschaft die brauchten wir, eine Werkstatt um die Reifen am Wochenende zu reparieren und dies um 16:00 Uhr. Eddy war eine Perle, kurz nach unserer Ankunft hatte er es geschafft und zwei Mitarbeiter einer Werkstatt aufgetrieben. Die erste Analyse war jedoch ernüchternd. Beide Reifen sind Schrott und können nicht mehr repariert werden. Da half nichts, ich musste mit in die Werkstatt. Nachdem ich mit dem Autovermieter Kontakt aufgenommen hatte, war der Tag gerettet und der Ehefrieden wieder hergestellt. Unsere Versicherung deckte bis zu zwei neue Reifen ab und die Reifenwerkstatt und der Autovermieter regelten alles untereinander. Glück gehabt!

Super Service, zwei neue Reifen

Die ganze Angelegenheit war innerhalb einer Stunde erledigt. Einen solchen Service würde ich mir zu Hause auch wünschen. Das Trinkgeld fiel entsprechend üppig aus.

Zurück im Zimmer wären wir am liebsten den ganzen Tag auf dem Balkon sitzen geblieben und hätten den Vögeln und Delfinen zugesehen. Das Zimmer war sehr großzügig, schön ein gerichtet und tipptopp gepflegt. Die Küche war gut ausgestattet, es fehlte an nichts. Einziger Wermutstropfen in dieser perfekten Unterkunft ist, dass es kein Frühstück gab. Man kann aber nach einem kleinen Spaziergang in die nahe gelegenen Stadt dort gut frühstücken, dazu später mehr.


Sonnenuntergang auf der Terrasse des Cormorant House

Weiter geht es mit Ausflügen in der Umgebung von Lüderitz
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Lüderitz, Kolmannskuppe und Diaz Point

Auf unserer Rundreise durch Namibia hatten wir zwei Nächte in Lüderitz eingeplant um die Stadt und ihre Umgebung zu erkunden. Nach mehr als zwei Wochen Dürre und Wüste freuten wir uns endlich auf Wasser.

Lüderitz
Lüderitz liegt an einer natürlichen Bucht, geschützt durch die Lüderitz Halbinsel und durch die Haifisch-Insel. Neben dem Tourismus und Diamantenabbau leben die rund 12.000 Menschen (bis 20.000 je nach Quelle) hauptsächlich von der Fischerei, der Austernzucht und dem Hummerfang. Der Name Lüderitz basiert auf dem Kaufmann Adolf Lüderitz, welcher dem Nama-Häuptling Joseph Fredericks 1983 das Gebiet in der Hoffnung auf Bodenschätze abkaufte. Er hatte damit den Grundstein für Deutsch-Südwestafrika gelegt. Lüderitz wird deshalb auch als Keimzelle der deutschen Kolonialherrschaft bezeichnet. Der deutsche Einfluss ist an allen Ecken der Stadt deutlich zu erkennen.
Bei unserer Ankunft wurden wir mit kühlen 20 Grad und leichtem Wind empfangen. Es war der erste Tag wo wir wärmere Sachen brauchten. In Lüderitz herrscht ein Klima mit wenigen Niederschlägen bei Tagestemperaturen, je nach Jahreszeit, zwischen 10 und 30 Grad. Küstennebel und stürmische Atlantikwinde sind zusätzlich Teil des harschen Klimas.

Blick von Shark Island auf Lüderitz

Lüderitz -Shark Island

Wie schon im letzten Bericht erwähnt, war es Samstag 16:00 Uhr und die Stadt lag wie ausgestorben vor uns. Der gewünschte Tourismus zur Belebung der Wirtschaft findet in der Realität wohl nicht statt. Wir hatten eher den Eindruck in einer Filmkulisse gelandet zu sein.

Lüderitz -Felsenkirche

Lüderitz Waterfront im morgendlichen Dunst

Lüderitz, gepflegte Anwesen

Restaurants in Lüderitz
Es gibt in Lüderitz zwar einige Restaurants mit vielversprechenden Bewertungen, wir wurden aber in unserem Tatendrang ausgebremst. Samstag und Sonntag Abend sind fast alle Lokale geschlossen.
Nach einiger Recherche fanden wir das Portuguese Fishermann. Der Besitzer, ein ausgewanderter Portugiese, kümmerte sich proaktiv und dennoch unaufdringlich um uns, seine Empfehlungen sollte man nutzen. Der fangfrischer Thunfisch war köstlich. Das Personal ist sehr engagiert und nett. Alles in allem eine erfrischende Begegnung in einem sehr authentischen kühl und nüchtern gehaltenen Ambiente. Uns hatte allerdings die Geschwindigkeit des Service gestört. Die Vorspeise war noch nicht vertilgt und schon wurde die Hauptspeise serviert, alles in Rekordzeit, trotzdem können wir das Lokal bezüglich seiner Qualität empfehlen.

Am zweiten Abend hatten wir vorsorglich im Penguin Restaurant im Nest Hotel reserviert. Das Ambiente eines Hotels ist zwar nicht unser Favorit, dafür überzeugte uns aber die Qualität und der Service. Austern und Salat mit scharfen Hähnchenstreifen als Vorspeise gefolgt von King klipp à la Nest und indischen Meeresfrüchte, da gab es nichts zu meckern. Der Preis ist zwar am oberen Ende angesiedelt, die Qualität und der Service rechtfertigen es aber.

Dinner im Nest Hotel -Austern

Dinner im Nest Hotel -Indische Meeresfrüchte

Kolmannskuppe / Kolmanskop
Die „goldenen Jahre“ der nach dem Kaufmann Lüderitz benannten Stadt begannen 1908 mit dem Fund von Diamanten. Der einstige Prunk lässt sich in der Geisterstadt Kolmannskuppe, in afrikaans Kolmanskop vor den Toren von Lüderitz erahnen, wo der Wind den Wüstensand durch die Häuser bläst. Mit der Verlagerung des Diamantenabbaus in den Süden nach Oranje war es ca. 1960 schnell mit dem Prunk vorbei.
Gleich für den frühen Morgen hatte ich den Besuch von Kolmannskuppe geplant. Da am Sonntag nur eine Führung um 10:00 Uhr angeboten wird, konnte ich es langsam angehen lassen. Das Wetter tat sein übriges, nass und kalt zog der Nebel vom Meer herein, 12 Grad bei angesagten maximal 16 Grad waren nicht gerade einladend. Nach einem kräftigen Kaffee und ausgiebigen Frühstück war zwar mein Body auf Touren gekommen, der Nebel wollte aber nicht weichen. Lada beschloss deshalb, dies sei ein Ausflug nur für mich.

Dick verpackt kam ich kurz vor 10:00 Uhr am Gate an, zahlte den Eintritt und parkte auf dem Parkplatz vor dem Hauptgebäude, in dem sich Café, Souvenirshop, Festhalle und Kegelbahn befinden. Es waren noch nicht viele Leute vor Ort, als aber eine größere deutsche Reisegruppe ankam, ahnte ich schlimmes. Die in deutsch angebotene Führung war deshalb mit rund 40 Teilnehmern nicht zu gebrauchen, weshalb ich mich der englischen Führung mit etwa 10 Personen anschloss.

Der Führer war zwar informativ, aber leider unengagiert und die Sonne war wohl der Meinung, sie müsse sich ihm anschließen und kämpfte weiter mit dem Nebel. Beeindruckt war ich von dem Lebensstil unsere Landsleute. 30 deutsche Familien mit ihren 44 Kindern lebten dort in Saus und Braus. Die rund 800 einheimischen Arbeiter lebten dagegen 300 m entfernt in einfachen Baracken. Die Gebäude zeugen noch heute vom Prunk der damaligen Tage. Nun leben nur noch Schlangen, Skorpione und sonstiges Getier in den Ruinen, welche speziell bei Fotografen als Lost Places beliebt sind.
Um 11:00 Uhr hatte ich Glück, ein frischer Wind greift in den Kampf zwischen Sonne und Nebel ein und vertreibt das kühle Nass. Auch die große Reisetruppe, von ihrem Führer zum Aufbruch angetrieben, verschwindet und es kehrt Ruhe ein. Fotos ohne störende Elemente waren dann möglich.

Kolmannskuppe, Bahnverbindung war einmal

Alte Bahn von Kolmannskuppe nach Lüderitz


Kolmannskuppe – Geisterhäuser

Lüderitz Halbinsel
Nach einer kurzen Stadtrundfahrt durch menschenleere Straßen waren wir uns einig, ohne Leben fehlt jegliche Attraktivität, dann doch lieber in die Einsamkeit zu der Lüderitz Halbinsel. Sie ist ein Naturschutzgebiet mit kleinen Buchten, unberührten Stränden und schönen Lagunen, an denen es u.a. Flamingos zu sehen gibt. Es sind zwar nur knapp 22 Kilometern bis zu dem stets windumtosten Diaz Point, für den Ausflug hatten wir reichlich Zeit eingeplant. Die Piste ist ruppig, lohnt aber wegen ihrer spektakulären Ausblicke und der Vielzahl von einsamen Buchten.


Fahrt zur Stormvogelbucht


Flamingos in der Lüderitz Bay

Picknick an der Messemb Bay
Die einsamen östlich gelegenen Buchten sind herrliche Plätze und laden zum Verweilen ein. Bei unserem Besuch am späten Mittag waren wir die einzigen Besucher und konnten die Landschaft, das Meer und die Vögel genießen. Bei einem Gläschen kühlen Rose und Leckereien aus unserem Vorrat war die Messemb Bay der ideale Picknickplatz. Unser Vorhaben ein frisches Bad zu nehmen gaben wir aber schnell auf. Durch den kalten Benguelastrom liegen die Wassertemperaturen nur zwischen 10 und 16 Grad, nichts für Warmduscher. Fische lieben jedoch das kühle nährstoffreiche Wasser und sorgen für eine gute Einnahmequelle der Fischer.

Fischerhütte in der Messemb Bay

Picknick in der Messemb Bay

Diaz Point
Der Diaz Point an der Spitze der Halbinsel erinnert an den portugiesischen Seefahrer Bartolomeu Diaz welcher hier 1487, als erster Europäer an Land ging und eines seiner mitgebrachten steinernen Kreuze für die portugiesische Krone errichtete. Eine Nachbildung ist heute dort zu sehen. Laut Reiseführer erreicht man die Spitze über einen Holzsteg, leider stehen davon nur noch Fragmente. Der Wind und die Wellen haben den größten Teil mitgenommen. Zu unserem Glück war Ebbe und der Wellengang mäßig und wir konnten trockenen Fußes den Aussichtspunkt erklimmen.
Tipp: Wer einen Besuch plant sollte sich unbedingt den Gezeiten-Kalender anschauen, ob die Brücke je wieder errichtet wird steht in den Sternen!

Reproduktion des alten Kreuzes am Diaz-Point

Ausblick vom Diaz-Point

Reste der Holzbrücke zum Diaz-Point

Möven am Diaz-Point

Abschied von Lüderitz im Garden Cafe
Vor unserer Weiterreise am Montag Richtung Fish River Canyon statteten wir noch dem Garden-Café einen Besuch ab. Wir wollten das Frühstück in dieser einzigartigen Atmosphäre genießen. Als wir um 8:00 Uhr dort eintrafen hatten wir Glück, es wurde gerade geöffnet. Das Garden-Café ist von außen eher unscheinbar aber von innen ein wunderschönes Café, es ist der Hit! Im sonst eher kargen Lüderitz eine echte Oase. Man kommt rein und will nie wieder raus. Diese ruhige & gemütliche Atmosphäre inmitten von tropischen Pflanzen und Tieren, in Kombination mit dem sensationellen Kaffee & Kuchen, nimmt jeden in seinen Bann. Ein schöner Abschied von Lüderitz und jedem zu empfehlen.



Lüderitz -Garden Cafe

Weiter geht es zur Alte Kalköfen Lodge….
Carpe diem
Hier findest Du mehr zu meinen Aktivitäten:
www.kk4you.de - In dem Blog berichte ich zu den Themen: Reisen, mit dem Schwerpunkt Griechenland, Segeln, Outdoor Aktivitäten und den Dingen die mich sonst bewegen.
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Alte Kalköfen Lodge, ein Juwel im Nirgendwo

Von Lüderitz geht unsere Namibia Rundreise weiter zur Lodge Alte Kalköfen. Nur 250 km auf Asphalt hatten wir vor uns, ein Katzensprung für namibische Verhältnisse. Mit Regen und Nebel am frühen Morgen verabschiedete sich Lüderitz. Schnell noch im Supermarkt die Vorräte aufbessern und ab Richtung Osten. Erstmalig auf unserer Reise musste der Scheibenwischer seiner Bestimmung nachkommen. Etwa 40 km von der Küste entfernt, konnte sich die Sonne durchsetzten und die Namib ihren Reiz entfalten.

Regen und Nebel in der Namib

20 km Wildpferde

Wildpferde von Aus
Bei unserer Anreise nach Lüderitz hatten wir Pech und am Wasserloch von Garub keine Wildpferde angetroffen. Klar, dass wir einen zweiten Versuch starteten. Am frühen Morgen rechneten wir uns gute Chancen aus. Bereits bei der Anfahrt zum Unterstand wurden wir von Pferden ohne jegliche Scheu begrüßt. Die Nüstern an die Scheibe gedrückt oder wenn man nicht vorsichtig war gleich den ganzen Kopf ins Auto gezwängt versuchten sie „Futter“ zu erwischen. Das Verhalten scheint Erfolg zu haben.
Etwas oberhalb des Wasserlochs wurde für die Besucher eine Aussichtsplattform erstellt! Die Pferde haben den Platz inzwischen okkupiert und marschieren munter zwischen den Besuchern herum. Die Pferde haben sich inzwischen mit den Touris „angefreundet“. Meine liebe Frau konnte da natürlich nicht widerstehen, zwei Äpfel wanderten so in die Mägen der dürren Kerle. Als wir zusammen mit einem anderen Wagen den derart umfunktionierten Ort verließen, wurden wir noch einige Zeit von den bettelnden Pferden begleitet. Ob wir ihnen einen Gefallen getan haben?



Wildpferde von Aus

Auf eintöniger Straße (B4) ging es dann weiter zu unserer Lodge, dabei darf ich anmerken, dass auf einer solchen Straße ohne „versteckte Steine“ ich wieder ans Steuer durfte.

Alte Kalköfen Lodge
Die Lodge liegt ungefähr 2 km von der B4 entfernt, direkt an der Bahnlinie. Eine ruhige Lage bezüglich der Straße. Die Bahn stört die Ruhe aber auch nicht, nur „sehr selten“ fährt dort ein Zug. Wie man uns berichtete wird eine Personenbeförderung nicht angeboten. Einzige Ausnahme ist ein Zug welcher alle paar Monate als reine Touristenattraktion vorbeikommt. Wir hätten die Bahnlinie wahrscheinlich gar nicht bemerkt, wenn nicht ausgerechnet während unseres Aufenthaltes ein Zug vorbeigefahren wär. Am Abend war ein grollen zu vernehmen und der Bummelzug tuckerte an der Lodge vorbei.

Alter Kalkofen

der letzte Tankstop liegt etwas zurück

Der Name der Lodge leitet sich von den beiden alten Kalksteinöfen auf der Lodge ab. Einer der Öfen begrüßt gleich bei der Zufahrt die Gäste. Die Öfen sollen die ältesten Öfen in Namibia sein wobei der älteste 1906 gebaut wurde. Der aus diesen Öfen gewonnene Kalk wurde unter anderem zum Bau von Gebäuden in Kolmanskop, Lüderitz, Keetmanshoop und anderen Kleinstädten im Süden verwendet. 1970er wurde der Betrieb eingestellt und die Öfen sind inzwischen nur noch Fotomotive.

Alte Kalköfen, ein Juwel im Nirgendwo
Die Lodge ist dank der liebevollen Einrichtung mit allerlei Fundstücken aus alten Tagen ein einziges Fotomotiv. Das Gelände und die Räume sind unheimlich geschmackvoll und kreativ gestaltet.

Parkplatz direkt vor dem Bungalow

Innenausstattung der Bugalows auf Alte Kalköfen

Speiseraum mit viel Liebe zum Detail

Abendstimmung über der Lodge

Das Essen ist exzellent, ein köstliches Abendessen, alles von Hilde selbst zubereitet und das leckere Fünf-Sterne-Frühstück, "vergleichbares haben wir selten angetroffen. Spektakuläre Sonnenaufgänge und bizarre Wolkenbilder konnten wir während unseres Besuches bestaunen. Die Zimmer sind mit allem ausgestattet, was man braucht! Wir würden die Lodge jederzeit wieder besuchen, das nächste Mal aber für zwei Übernachtungen, es gibt soviel zu bestaunen. Den Pool haben wir nicht genutzt, die kalten Nächte hatten die Temperatur schon deutlich abgesenkt.
Ein Juwel im Nirgendwo in der Halbwüste zwischen Keetmanshoop und Aus.

Lithops auf Alte Kalköfen: Das bietet keine andere Lodge:
Die Alte Kalköfen Lodge beherbergt eine riesige Sammlung der berühmten „Lebenden Steine“ – Lithops. Lithops ist eine Gattung sukkulenter Pflanzen aus der Familie der Mittagsblumengewächse und sind nur im südlichen Afrika, in Botswana, Namibia und Südafrika zu finden. Die Betreiber Hilde und Frikkie besitzen die einzige offizielle Lizenz um diese überaus seltenen, geschützten Wüstenpflanzen zu sammeln. Zusätzlich züchten sie diese Pflanzen in ihrem Lithoparium. Ich habe als Kakteenliebhaber selber mal versucht Lithops zu züchten aber ohne erfolgt und konnte nun feststellen welcher Sachverstand dazu erforderlich ist!

Blick ins Lithoparium mit tausenden von Pflanzen

Das für Gäste offene Lithoparium ist ein Besuchermagnet! Im Lithoparium findet man unzählige Sorten, davon einzelne, die man sonst in keiner Sammlung, sondern nur in der Wildnis findet! Von Februar bis Mai können Besucher die kleinen „Steine“ sogar blühen sehen, wir waren in der richtigen Zeit dort und konnten Unmengen von blühenden Steinen in ihrer Farbenpracht bewundern.





Ein spektakulärer Sonnenaufgang bei kühlen 16 Grad und irrem Wolkenbild am Himmel, da wären wir gerne noch geblieben, der Fish River Canyon wartete aber auf uns.

Sonnenaufgang, Farbenpracht am Himmel
Anhang:
Carpe diem
Hier findest Du mehr zu meinen Aktivitäten:
www.kk4you.de - In dem Blog berichte ich zu den Themen: Reisen, mit dem Schwerpunkt Griechenland, Segeln, Outdoor Aktivitäten und den Dingen die mich sonst bewegen.
Letzte Änderung: 09 Jul 2021 11:53 von elotse.
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