THEMA: Kaoko, Küste & Kunene - kurz und knackig
17 Mai 2021 18:54 #616289
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Teil 6: VAN ZYL's PASS – "It is highly advisable to tackle this adventure in convoy"

Meine Recherche zu Mijnheer van Zyl hat folgendes ergeben.
Die Bantoe Administrasie/Bantu-Administration war von 1958 bis 1977 ein Ministerium mit gleichnamiger Verwaltungsbehörde zur Umsetzung der Apartheidspolitik in Südafrika.
Waehrend der sog. Großen Apartheid, erhielt die Bantu Administration den Auftrag zur Entwicklung politischer Strukturen in den Homelands, um diese Gebiete auf eine künftige staatliche Eigenständigkeit vorzubereiten.
Der zustaendige Kunene-Kommissar fuer Bantu-Angelegenheiten (Commissioner for Bantu Affairs) war im Homeland Kaokoveld in Ohopoho, dem heutigen Opuwo u.a. auch fuer den Strassenbau verantwortlich.
Zu der Zeit brauchten Weisse ein Permit um ueberhaupt ins Kaokoveld zu duerfen.
Es gab nur 2 einigermassen passierbare Strassen, eine von Ohopoho westwaerts via Kaoko Otavi nach Orupembe. Und eine suedwaerts nach Sesfontain.
1960 beschloss Ben van Zyl, Senior ("Oom Ben") eine Pass-Strasse ins Marienflusstal zu bauen
Er folgte dazu den Wildwechseln und Rinder-Pfaden.
Auf diese Pionierzeit gehen auch die bekannten Benzinfaesser zurueck, die inzwischen bunt angemalt als Wegmarkierungen kartiert wurden - "Green Drum", "Red Drum" usw.



Einige Passagen waren damals noch sehr eng und wurden erst spaeter waehrend des Buschkriegs fuer Militaerfahrzeuge entsprechend verbreitert.
Interessant am Rande:
Japie van Zyl, der Sohn von Ben van Zyl, geb. 1957 in Outjo wurde spaeter ein renommierter und ausgezeichneter Forschungsingenieur bei der NASA , besonders befasst mit Marsmissionen.
Er verstarb 2020 und hat bis kurz vor seinem Tod noch an der Entwicklung von Test-Technologien zur Erkennung von COVID-Infektionen gearbeitet.


Das war nur die Anfahrt zum letzten Camp vor "ihm".




Van Zyl's Camp: die Frisur sitzt !
(Nur der Guide wird langsam immer nervöser).


Die Abfahrt von der Passhoehe betraegt ca. 10km, dauert aber 3-6 Stunden.
Im Hintergrund der rote Sand des Marienfluss-Tales.


"Wer ihn schafft, kann ueberall fahren – Van Zyl's Pass"




"Es empfiehlt sich den Pass vor der Abfahrt zu Fuss zu erkunden."




"Wegen der schlechten Sichtverhaeltnisse vom Fahrersitz aus, ist eine Hilfsperson direkt in der Spur zur genauen Einweisung essentiell wichtig."


"An manchen Stellen bewegte sich das Fahrzeug nur noch auf 2 o. 3 Raedern, weil die anderen durch die starren Achsen in die Luft gehebelt wurden."


"Es war eine Sache von Millimetern."


Es stimmt: "he surrenders to no challenge"


Als die Gruppe im ganzen runter gekommen und heil geblieben war normalisierten sich Gesichtsfarbe und Blutdruck unseres Guides langsam. Ich bin ueberzeugt: auch die famose Selbstorganisation und der afrikaanische Team Spirit waren entscheidende Erfolgsfaktoren.


Angekommen im Marienfluss-Tal hatte ich leider traurige Gewissheit:
Wieder mal isses nix geworden mit den gruenen Auen, von denen ich dieses Traumbild im Kopf nicht loswerde.
:(

...weiter gehts mit Startnummer 7: Marmor, Stein und Hoanib von "Muddy Waters"
Beste Gruesse
Piet

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Letzte Änderung: 17 Mai 2021 19:37 von crockydile.
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23 Mai 2021 13:38 #616754
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TEIL 7: MARMOR, STEIN UND HOANIB
Wir verliessen die Marienfluss- und kreuzten die Orupembe Communal Conservancy in suedlicher Richtung.
Nach der Abzweigung Rooidrom gab es nochmal einen „Rocky Climb to the South“ via Joubert's-Pass (= Rooidrom-Pass ?)
bevor wir die Marble Mine Community Campsite erreichten.
Wir hatten gerade die leere Campsite vollstaendig belegt und unser Lager aufgebaut als kurz vor Daemmerung eine 2.
Karawane mit mind. 10 Fahrzeugen aufkreuzte und sich dann notgedrungen in der Peripherie niederliess, so dass es
keinen Stress gab. Schliesslich war ja auch noch Pandemie.

Der naechste Tag begann mit eine Stippvisite in der namensstiftenden Marmor-Mine nahebei. Ich bin nicht so der
Petrograph aber ich fand das doch ganz interessant.
Die Qualitaet des schimmernden Carbonatgesteins war wohl nicht gut genug um die hohen (Transport)Kosten bis zum
Weltmarkt einzuspielen.








Jetzt liegen die Bloecke von weissem Gold verlassen dort rum.

Irgendwo dort gab es noch eine Art Krankenstation, die wir noch kurz und erfolgreich aufsuchen mussten.
Der dicke Heinzi (*Name von der Red. geändert), das gewichtigste Mitglied unserer Seilschaft, hatte einen bösen Fuss.
Als er ordentlich versorgt war gings durch die Otjihaebene und entlag des Khumib Riverbed 4wd-Trails weiter.



Am Witdrom (dem weissen Fass) kreuzten wir unseren eigenen Track von vor 6 Tagen, als wir im West-Ost-Transit waren.
Auf dem Gebiet der Puros Conservancy bogen wir ab auf die D 3707, wo wir kurz vor Puros eine kleine Vesper- und Beratungspause einlegten. Es wurde abgestimmt, ob wir das Risiko auf uns nehmen wollten, dem immer noch fliessenden Hoarusib durch den Puros-Canyon zu folgen.
Versuchen wollten wir es jedenfalls ! Dazu brauchte es aber in erster Linie mutmachende Getraenke.
Die gab es (jedenfalls bis zu unserem Besuch) in der Manchester United Trading CC Mark Bar.



Trotzdem nagten bereits kurze Zeit spaeter erhebliche Zweifel an uns, ob diesem verwegenen Plan.
Und das geflügelte Wort von der Schnapsidee unterminierte die Moral der Truppe. Ätzend.




(beim Einsatz der Seilwinde immer Motorhaube hoch)

Irgendwie schafften wir es dann aber doch mit einer letzten Kraftanstrengung durch das felsige Nadelöhr des
Hoarusib 4wd Riverbed Trail, den Canyon.








Wir hatten Stunden gebraucht und es dunkelte bereits als wir nahe am Flussbett unser Lager aufschlugen. Eine mutmassliche Fehlentscheidung – wenn auch nicht aus Sicht der Moskitos...

Schon das Erinnern macht mich wieder fertig. Ich brauch ne Pause...
Beste Gruesse
Piet

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Letzte Änderung: 02 Jul 2021 00:26 von crockydile.
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27 Mai 2021 21:41 #617209
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TEIL 8: die Kirsche

Der Rest ist schnell erzaehlt.



Wir nahmen die Gravelautobahn gen Sueden bis zum Tsuxub und weiter zum Hoanib Riverbed 4wd-Trail.
Dieses Flussbett erinnert mich immer irgendwie an Jurassic Park.
Die Bäume dort sind riesig und können ws. nur deshalb ueberleben, weil sie einen Grossteil des Geästs ausserhalb der Reichweite
von Langzungen und -Nasen (>7 Meter) entwickeln. Ich denke oft, es waere kaum verwunderlich wenn hier ploetzlich ein Tyrannosaurus um die Ecke kaeme. So urweltlich ist die Anmutung.


(Archivbild)



Die Sichtung der Grauen war eigentlich eine abgemachte Sache. Komischerweise haben wir aber zwischen der Amspoort Gorge und Elephant Song keinerlei Ruesseltiere angetroffen.
Nur Spuren. Ob vielleicht der T. Rex ????



Die Langhaelse hat er jedenfalls verschont...



Weiter zwischen den Okongoro und den Okambonde Plains, wo es auf dem letzten Teilstueck nach Sesfontein normalerweise ordentlich staubt wg. des gefuerchteten Powder Dusts. Hielt sich diesmal aber in Grenzen (post Regenzeit-Effekt?).

In Sesfontein mussten wir uns leider von unseren liebgewordenen Suedafrikanischen Freunden verabschieden. Diese zog es weiter in die Khowarib-Schlucht, wo sie dem 4wd-Trail dann weiter in die Kleine Serengeti folgen wollten. Ein wuerdiges Finale einer praechtigen Tour, wie ich finde.


(südlich vom Hoanib beginnt das "Damaraland")



Sylke und ich hatten aber andere Pläne und wollten der Safari mit einem atlantischen Chill-Out die Kirsche aufsetzen.



Also Ruecksurz via Palmwag, C39 und C34: Tschuess Koigab, Tschuess Huab, Tschuess Ugab. Hallo Swakop !


(das im Vordergrund ist keine Salzpfanne, das ist tatsaechlich die Motorhaube)

Nachdem wir dort beim letzten Besuch Bekanntschaft mit dem Nebel des Grauens gemacht hatten, dachten wir, wir haetten was gut, rein von der Wettergerechtigkeit.
Und so war es dann auch.



Eine extreme Ostwind-Lage brachte Temperaturen bis 42 Grad und selbst langjaehrige Swakopmunder konnten sich nicht an eine derartige Hitzewelle zu dieser Jahreszeit erinnern.
Zum Glueck gab es Rezepte dagegen.
Eins davon ist eine allabendliche sehr gut gekuehlte Flasche Chenin Blanc.



So sassen wir denn in mehrfacher Hinsicht milde gestimmt in der Tiger Reef Bar, blickten dankbar zurueck auf unsere Bilderbuch-Safari und konnten unser Reiseglueck immer noch nicht ganz fassen.
Eigentlich haette das Video am Anfang "the Glück" heissen muessen :)

In diesem Sinne: Cheers ! und tot siens...
Beste Gruesse
Piet

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Letzte Änderung: 27 Mai 2021 22:46 von crockydile.
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