22.1.21 Überlebt!
Nach dem Frühstück gehen wir die wenigen Minuten zum Duwisib Castle. Eigentlich wollen wir uns nur „die Füße vertreten“ und das Schloß nur von außen ansehen. Aber der Verwalter ist offenbar happy über Gäste und stolz auf seinen Job und läßt uns kostenlos alle Räumlichkeiten und Ausstellungsstücke im Museum besichtigen. Es strotzt vor Stolz auf die deutsche Vergangenheit und vor Stolz auf Pferde und Reiter. ..
Anschließend sitzen wir noch eine Weile mit WLAN vor der Gästefarm und unterhalten uns ausführlich mit dem Owner Jochen - über das frühere und jetzige Leben der deutschen Siedler/Schutztruppler/Farmer, über inzwischen nicht mehr lohnende Karakulschafzucht (weil kaum noch Pelzmäntel getragen werden),
dagegen gut gehende Ziegenzucht (weil die Moslems junge Zicklein brauchen), über Probleme im Generationenwechsel (wo nicht?)… Und wieder fällt uns auf, wie sehr Namibias Vergangenheit von den Deutschen geprägt ist und wie sehr diese dort vernetzt sind: Es stellt sich heraus, daß Jochen die Besitzer der Schönfeld - Farm ( die wir am Ende unsrer Tour besuchen wollen, weil wir sie schon lange kennen - deren Onkel war unser Nachbar in Bremen) aus Kinderzeiten kennt. Wir sollen grüßen.
Nebenbei erfahren wir auch, daß der reiche Regen die Waterlillis zum Blühen gebracht hat (was nur alle paar Jahre der Fall sei) und das „Lilly-Vlei“ nördlich von Maltahöhe daher derzeit sicher einen Besuch wert sei. Da wir eh nach Maltahöhe zum Einkaufen fahren müssen, können wir diesen Abstecher gut einbauen.
Allerdings ändern wir schnell unsre Pläne, als wir nach dem Einkauf schließlich die Straße zum Lilly-Vlei einschlagen und uns ein Auto nach dem anderen entgegenkommt - ganz Namibia scheint dorthin unterwegs zu sein! Wir beschließen, die blühenden Blumenfelder lieber denen zu überlassen, die so etwas sonst nie erleben können- wir sehen Blumen schließlich daheim genug, ohne Autoschlangen davor. Also drehen wir um und fahren in Richtung Tsauchab Rivercamp. Vor Ankunft dort statten wir der Neuras Winery noch einen Besuch ab. Es wirkt ziemlich ausgestorben. Nur an der Theke können wir 4 der dort angebauten Weine verköstigen - alle miteinander sehr kräftige, aromatische und entsprechend hochpreisige Rotweine; eine Flasche Shiraz nehmen wir mit.
Um 16.30 sind wir wieder im Tsauchab River Camp. Es ist Wochenende, Lillyvlei und Sossusvlei in der Nähe: dieses Mal sind alle nahegelegenen CS von Namibiern und Südafrikanern belegt, wir müssen auf eine 8 km entferntere CS ausweichen. Ebenso riesig wie die vor 3 Tagen, allerdings nicht ganz so komfortabel (keine Freiluftdusche, Duschhäuschen etwas entfernter und nicht exklusiv für uns). Vor allem aber ist das Wetter nicht mehr so gut: der Himmel wird dunkel, am Horizont ein Regenbogen, es riecht nach Gewitter…Kurz nachdem wir um 21.00 ins Dachzelt gekrochen sind, fängt es an zu stürmen. Und in Kürze entwickelt sich der Sturm zu einem Orkan, wird immer heftiger…und bringt uns, unser Zelt und unser Auto an die Grenzen… zum Aussteigen ist es zu spät, es würde uns von der Leiter fegen (das zumindest ist meine Befürchtung - ich bin nicht gerade ein Schwergewicht…); die Zeltplane zerrt und flattert und scheint jeden Moment davonzufliegen, der Zeltboden wird hochgedrückt und kommt uns entgegen, dazu fängt es zunehmend an zu schütten und das Wasser kommt an allen Ecken unter der Plane durch. Nasse Füße und Klamotten sind das geringste Problem, denke ich, und sehe uns schon zusammengedrückt und gefangen im zusammengeklappten Zelt. Ein kurzer Moment der Stille, dann geht es von der anderen Seite umso heftiger los. Wir sitzen wie gelähmt im Zeit und harren aus. Und irgendwann läßt der Sturm nach, dafür wird der Regen umso heftiger. Ich wage einen Blick aus dem Zelt: Zu meinem größten Erstaunen ist alles heil geblieben; nur unter dem Auto strömt ein Bach durch. Um ca. 23.00 ist der Spuk vorbei. Wir scheinen den Weltuntergang schadlos überlebt zu haben und wissen nun, was das Zelt aushält. Mit diesem beruhigenden Gefühl schlafe ich den Rest der Nacht ausgesprochen gut durch…
Später lese ich, daß ein Wirbelsturm „Eloise“ um diese Zeit im südlichen Afrika viele Todesopfer forderte.