8.1. endlich ins Kaokofeld!
Morgens genossen wir noch einmal die Annehmlichkeiten der Zivilisation: Herrlich heiße und saubere Duschen , ein schönes schattiges Plätzchen mit Aussicht zum Schreiben (und immer mit Gesellschaft von einem sehr gepflegten verschmusten Katzenpärchen), an der Lodge WLAN - Verbindung für Kontakte nach Hause..
Dann wagten wir uns notgedrungen in das Gewusel des Sparmarktes in Opuwo. Manche beschreiben es ja als „interessante bunte Mischung verschiedener Ethnien“ : Im Laden nebeneinander barbusige, meist etwas ratlos wirkende Himbafrauen, einzelne bunt verpackte , eher stolz auftretende Hererofrauen, meist sauber und modern gekleidete Inländer (die Frauen mit Spaghettiträgern, die Männer eher mit Anzug), dazwischen zahlreiche eher verlottert und meist dreckig erscheinende Abenteuertouristen (man verzeihe mir die Pauschalisierung…). Ich empfand es schon im letzten Jahr als notwendiges Übel, jetzt unter Coronaeinfluß geradezu als abstoßend: einerseits hatte ich Mitleid: wie mag es den halbnackten Himbafrauen gehen, die, ausnahmslos mit Kind auf dem Arm, im Gewühle mit ratlos fragendem Blick an der riesigen Käsetheke stehen neben den vollgepackten Einkaufswägen der „eher verlottert aussehenden Abenteuertouristen“? Andererseits fühlte ich mich gerade von diesen Himbafrauen mit Kind auf dem Arm vor dem Markt mehr als bedrängt, wenn sie bettelnd an mir zerrten und alle die gleichen Armringe verkaufen wollten… Letztes Jahr hatte ich mich hinreißen lassen, für viele einzelne 10ND -Scheine einzelne Ringe von 2 Frauen zu kaufen ( mehr konnte ich nicht verkraften, wir wollten ja noch weiterfahren…) mit dem Hinweis, sie mögen das Geld untereinander teilen. Gab nur Ärger….In diesem coronageprägen Jahr war uns das definitiv zu viel Nähe. Also: Einkauf und dann möglichst schnell weg!
(Daß ich mich seit Jahrzehnten ausführlich mit dem Leben / Überleben oder eben langsamen Sterben der Himbas - und anderer indigener Volksstämme beschäftige, macht die Begegnung leider nicht leichter oder angenehmer).
Zu „coronageprägt“: Im Laden trugen alle Masken, wenn auch zT. sehr verrutscht. Vor dem Laden stand ein großer Kanister mit Desinfektionsmittel (das zumindest stand drauf) und Ablaufhahn, unter dem sich fast alle brav ausführlich die Hände rieben.
Noch schnell zur Tanke, dann sind wir um 11.30 „auf pad“.
Die zunächst staubige unschöne Schotterstrecke auf der D3704 haben wir schnell hinter uns. Die D3707 ist deutlich schöner, wenn auch z.T. steiniger und zum Fahren etwas stressig.
D 3707 am Hoarusib entlang
Gut beschildert....
Mehrfach laufen uns Straußfamilien über den Weg, Esel dösen in der Hitze, ab und zu Impalas oder Zebras. Der Hoarusib, dessen Verlauf wir folgen, ist staubtrocken. Etwa dort, wo die D3707 den Hoarusib gen N verläßt, wollen wir in einem Wildcamp die Nacht verbringen. Wir finden ein winziges Schild „Camp“ , folgen ein kurzes Stück dem Flussbett und finden einen sehr schönen scheinbar unberührten Platz unter großen Bäumen am Flussufer mit herrlichem Blick in die Berge.
So ganz unberührt doch nicht, sehen wir schnell: Auf einem handgemalten Schild steht „Palm Spring CS“, darunter: „no toilet, no water“. Das nenne ich exakte Beschreibung.
Und allein sind wir auch nicht: Im Flussbett spielen die Kinder und machen Faxen, sobald sie uns sehen, und um uns herum meckern die Ziegen.
Und kurz drauf erscheint ein älterer Mann, der nicht englisch kann, aber uns zu verstehen gibt, daß das Campen 100 ND pP kostet. Er ist sehr freundlich, die Kinder auch, und wir runden für 4 Leute auf 500 ND auf. Das war offenbar eine Aufforderung: Kurz drauf erscheint ein junger Mann und erklärt uns in recht gutem Englisch, daß seine Mutter große Rückenprobleme habe; im Hintergrund erscheinen auch gleich mehrere Himbafrauen mit Kindern im Arm - die eine da sei seine Mutter… Man erwartet ganz offensichtlich von uns die Lösung des Problems…Wir überlegen kurz und geben ihm 4 Schmerztbl. mit eindringlicher Erklärung, das helfe sehr gut gegen Schmerzen, aber sie solle unbedingt nur 1/2 tgl. nehmen, sonst werde ihr sehr übel. (Ibuprofen 400 - selbst wenn sie alle 4 auf einmal nimmt, bringt sie das nicht um…) Als „Gegenleistung“ bitte ich um Fotoerlaubnis, die mir "gerade so" gewährt wird.
Dann allerdings will sie statt eines Dankes mit fordernd- unfreundlicher Geste auch noch die Getränke, die sie bei uns auf dem Tisch stehen sieht, und ist offenbar sauer, daß wir das ablehnen . Beim Gehen wirft sie uns nur einen bösen Blick zu.
Mhm. Da haben wir offenbar mal wieder etwas falsch gemacht…
Dennoch wird es ein sehr schöner Abend auf einem sehr schönen Fleck Erde mit einmal mehr unvergleichbarem Sonnuntergang. Afrikafeeling…