THEMA: Namibia 2016 - "Stop and Go!"
23 Feb 2021 21:33 #608088
  • Old Women
  • Old Womens Avatar
  • Beiträge: 1482
  • Dank erhalten: 3761
  • Old Women am 23 Feb 2021 21:33
  • Old Womens Avatar
Hallo Ulli,
Dann wird uns klar, woran es liegt! Es ist der unglaubliche Kontrast zwischen der subtropischen Wüste und der deutschen "Zuckerbäckerarchitektur" des späten 19. Jahrhunderts!.....es passt absolut nicht, es passt so sehr nicht, dass es schon wieder eine Attraktion wird! Dieser Kontrast ist in Lüderitz noch viel stärker, weswegen wir auch sehr gerne in Lüderitz verweilen.
Es ist als würde man einen Himba-Kraal in den Schnee des winterlichen Garmisch bauen!

Besser kann man die Empfindungen bei einem Swakopmund/Lüderitz-Besuch nicht beschreiben. Gut formuliert, und bei der Vorstellung, dass eine Himba-Gemeinschaft sich im winterlich verschneiten Garmisch niederlassen würde, fange ich schon an zu frösteln. Es ist schlicht und ergreifend unvorstellbar, so wenig passt es zusammen, aber genau das ist es, was so fasziniert, mal abgesehen davon, dass Swakopmund nach einer beschwerlichen Tour auf staubiger Pad so einiges zu bieten hat :whistle: , für mich in aller erster Linie eine gute Gastro, einen guten Buchladen und eine gute Auswahl im Lebensmittelsektor.
Danke für deine Mühe.

Herzliche Grüße
Beate (die im übrigen auch glaubt, dass unsere freiheitliche Demokratie und dieses blöde Virus so gar nicht gut zusammenpassen wollen, die aber ebenso wenig wie du "sozialistische" bzw. diktatorische Verhältnisse begrüßen würde. Wir werden Geduld brauchen, denn in einer freiheitlichen Gesellschaft darf eben alles diskutiert, alles in Frage gestellt, und an allem rumgemäkelt werden, nur braucht es dann eben länger. Ich fühle mich nach wie vor in meinem Land sehr gut aufgehoben, wir versuchen es zu managen, vieles gelingt uns nicht, aber das macht auch nichts, dass wir Deutschen auch einmal merken, dass wir etwas nicht so schnell gestemmt bekommen wie andere Länder. Ein bisschen mehr Demut schadet uns nicht. Sorry für "off topic", aber das musste ich noch los werden und das mache ich lieber an dieser Stelle und nicht im Thread "Coronavirus", wo du einen Beitrag zu dieser Thematik geschrieben hast, denn dann rege ich mich wieder zu sehr auf)
Reiseberichte:
Patagonien 2020: Zwischen Anden, Pampa und Eis: namibia-forum.ch/for...n-pampa-und-eis.html
Das schönste Ende der Welt-Südafrika März 2017 namibia-forum.ch/for...rika-maerz-2017.html
Südafrika 2018-Ohne Braai gibt es keine Katzen namibia-forum.ch/for...es-keine-katzen.html
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: CuF, busko
23 Feb 2021 22:15 #608091
  • busko
  • buskos Avatar
  • Beiträge: 747
  • Dank erhalten: 3481
  • busko am 23 Feb 2021 22:15
  • buskos Avatar
@Old Women;
Danke für deine freundlichen Worte, Beate!
Ja, es war einiges an "in sich hinein leuchten" nötig um ob des genauen Reizes und Charmes von Swakopmund und Lüderitz klar zu werden.
Lüderitz ist natürlich noch abgelegener, isolierter und die Geographie in der Umgebung ist einerseits genau so karg, unwirtlich und "nicht Europäisch" wie um Swakopmund, aber andererseits noch interessanter, weil hügelig und konturenreich, mit Buchten, Felsen und (viel) Sand!

Liebe Grüße,
busko
Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir! - Konrad Lorenz
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Old Women
23 Feb 2021 22:45 #608092
  • busko
  • buskos Avatar
  • Beiträge: 747
  • Dank erhalten: 3481
  • busko am 23 Feb 2021 22:15
  • buskos Avatar
Am nächsten Morgen geht es dann früh los. Wir fahren zunächst auf der d1901 in Richtung Goanikontes, machen viele Pausen um die sehr schöne Landschaft zu genießen.
Schon nach wenigen km auf der d1901 sehen wir Landschaften die wirklich sehr treffend als Mondlandschaft bezeichnet werden können. In den USA würde man diese mit "Badlands" bezeichnen.....





Wir sind über die Vielfalt der zum Teil sehr farben- und formenfrohen Flechten fasziniert.....












Ich denke das arme Geflecht wird schon ganz nervös bei dieser geballten Zuwendung gleich dreier Homo Sapiens!

Auch sehen wir, außer atemberaubender Landschaft, vereinzelt kleine Insekten und Vögel.....










Dieses putzige Kerlchen erinnert mich immer an einen aufrecht stehenden Menschen, Hände auf dem Rücken und selbstbewusst in die Zukunft schauend.





Da muss man schon sehr genau hin schauen, so gut wie.....


.....diese hier getarnt sind!

Dann schlägt mein Geologenherz höher, denn ich sehe in der Ferne eine eigenartige "Umrandung" der Bergkronen.....was ist das?.....



Wir kommen näher.....


Sieht aus wie ein verwitterter Doleritgang

Wir fahren in den (künstlichen) Durchbruch der wohl beim Bau der Straße entstanden ist, ich steige an der einen Seite des Durchgangs auf den Bergrücken und sehe den Gang ganz deutlich, wie er sich kilometerweit in beiden Richtungen erstreckt! So klar und deutlich sieht man einen solchen Gang selten!
Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir! - Konrad Lorenz
Letzte Änderung: 24 Feb 2021 10:48 von busko.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Kiboko, Old Women, adriana, CuF, sphinx, Enilorac65
24 Feb 2021 09:54 #608111
  • busko
  • buskos Avatar
  • Beiträge: 747
  • Dank erhalten: 3481
  • busko am 23 Feb 2021 22:15
  • buskos Avatar

In dem Durchbruch sind die Gesteine des dicken, intrusiven, dunklen Dolerits sehr gut zu sehen.


Im Hintergrund schlängelt sich der Gang, teils aufgespalten bis zum Horizont!


Die Straße in Richtung Welwitschia Drive führt in die Mondlandschaft hinein, ins Tal des Khan Rivers.

Am Wegesrand (Graben) im Durchbruch sehen wir dann noch diese wunderschöne Lebewesen die ihr marginales Dasein am Rande des Möglichen fristen.....fantastisch! (".....and I think to myself, what a wonderful world!")







Wir fahren weiter, durchqueren das Tal und kommen auf eine große, karge Ebene wo wir viele Welwitschias sehen und dabei, eigentlich erstmals, feststellen, dass diese doch ziemlich unterschiedlich daher kommen! Ja, jede Pflanze scheint ein sehr eigenes "Ich" zu besitzen.....eigentlich kein Wunder bei dem Alter!
Die Welwitschias dienen als Wirt für einige Insekten Spezies, wovon (so habe ich irgendwo mal gelesen) einige wohl spezifisch nur in Symbiose mit diesen Pflanzen leben.....


Unglaublich schön leuchtend.....fast als wären sie aus Kunststoff!





So ists richtig.....Schlemmen beim Gruppensex!


Ommmmmm.....Meditation vor dem alten Guru, Welwitschia, im Namib-Ashram!


Die Welwitschias sehen immer so unordentlich, verwittert, abgewrackt aus.....
.....kein Wunder bei dem Alter und dabei nur 2 Blätter!


Die "Zapfen" bestehen aus weiße "Blütenblätter" auf denen sich die Käfer (Wanzen?) auch sehr wohl zu fühlen scheinen (siehe Bilder oben). Ich denke sie fressen entweder die Blätter selbst oder irgendein Sekret welches die Pflanze produziert, nehmen dabei Pollen auf and tragen diese kostbare Fracht dann zur nächsten Pflanze!?



Einfach schön, wie sie da liegen, uralt, verwittert......was mögen die alles "gesehen", er- und überlebt haben?
Wie sie da liegen, Lebewesen, ohne unsere Sinnesorgane, gewiss, aber wer weiß schon wirklich zu welchen Wechselwirkungen mit ihrer Umgebung diese Geschöpfe imstande sind?


Ein besonders mekwürdiges Exemplar.....

.....mit deutlich entwickeltem Stamm!



.....und aus dem Nichts sprießt immer wieder und überall das pralle Leben!
Ich denke unwillkürlich an die alte, philosophische Weisheit die mich Zeit Lebens immer wieder aufsucht;
"Im kleinsten Grashalm in deinem Garten kannst du das ganze Universum entdecken!".....wie wahr!
Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir! - Konrad Lorenz
Letzte Änderung: 24 Feb 2021 10:05 von busko.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Hanne, aos, maddy, Kiboko, speed66, urolly, Old Women, adriana, Grosi, CuF und weitere 5
24 Feb 2021 20:09 #608180
  • busko
  • buskos Avatar
  • Beiträge: 747
  • Dank erhalten: 3481
  • busko am 23 Feb 2021 22:15
  • buskos Avatar
Wir fahren weiter, sehen noch einige beeindruckende, besonders gut erhaltene Welwitschia Exemplare mit vielen intakten Zapfen und kommen dann zu dem, was für manche Besucher das Highlight dieser Fahrt ist; eine sehr große, sehr alte (soll 1500 Jahre alt sein!) Welwitschia.....






Unscheinbarer Busch, aber was für prächtige Blüten! Wenn ich eine Biene wäre könnte ich den Reiz dieser Pracht bestimmt nicht wiederstehen!





Ein wirklich riesiges Exemplar! 1500 Jahre steht es schon hier, hat Wind, Sand, Sandstrahlung und die unerbittliche Sonne Namibias getrotzt; 1500 Jahre lang! Eigentlich erstaunlich für ein solch unscheinbares, etwas anfällig wirkendes Gewächs!
(Nur schade, dass es umzäunt werden muss um zu verhindern, dass es vom Getrampel selfiesüchtiger Touris "frühzeitig" ins Jenseits befördert wird!)

Weiter geht es auf guter Schotterpad in das große Tal nach Goanikontes.....










Ein sehr schöner Pass führt ins Tal von Goanikontes.




Wir sind von der Oase Goanikontes nicht besonders beeindruckt. Obwohl nicht sehr viel Betrieb ist, kommt uns die Anlage etwas wie eine (nicht wirklich gelungene) Mischung von Jahrmarkt und Freizeitpark vor. Wir machen ein Paar Bilder und fahren zurück Richtung Swakopmund.


Dieses Gebäude von 1903 ist älter als vieles was wir in Swakopmund aus der Deutschen Zeit gesehen haben!


Es kommt Wind auf, Staub wird aufgewirbelt, die fernere Landschaft verschwimmt.....es sieht direkt ganz anders aus als noch am Morgen.


Auf dem Weg zurück zur alten Brücke machen wir dann am späteren Nachmittags noch einen letzten Abstecher an die Küste etwas nördlich von Swakopmund.


Wind und Wellen haben das Meer an der Geröllküste gut aufgeschäumt.

Die "Skyline" von Swakopmund. Nicht ganz Chongqing, aber dafür viel charmanter, vertrauter, lebens- und liebenswerter.

Die Betonständer sind Überbleibsel der alten Eisenbahnbrücke nach Walvisbaai.


Swakopmund "Altstadt" mit Mole.

Wir gehen Abends noch schön essen im Ocean Basket; Kingklip mit dem passenden Weißwein.....hervorragend.
[Die alte Brücke ist durchaus empfehlenswert, wir würden eigentlich jederzeit wieder dort hin; eigentlich.....denn damals kannten wir Meikes Guest House noch nicht, eine Bleibe die wir jetzt jederzeit vorziehen würden wegen der viel persönlicheren Größe (deutlich kleiner), der schönen, sauberen, hellen und gut funktionierenden Zimmer, der liebevollen und persönlichen Einrichtung des gesamten Areals, vor allem aber wegen der wunderbaren Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft von Meike und Klaus!]
Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir! - Konrad Lorenz
Letzte Änderung: 25 Feb 2021 14:01 von busko.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: aos, maddy, Kiboko, speed66, urolly, Old Women, adriana, Gromi, sphinx, mika1606 und weitere 2
25 Feb 2021 11:02 #608215
  • busko
  • buskos Avatar
  • Beiträge: 747
  • Dank erhalten: 3481
  • busko am 23 Feb 2021 22:15
  • buskos Avatar
Wir schalten aus dem herrlichen "Stop" Zustand wieder in ein, na, sagen wir mal "Halb Go", denn die 300 an diesem Tag zu fahrenden km stellen ja nicht wirklich eine bemerkenswerte Strecke dar.
Der Abschied aus Swakopmund und somit von der "Zivilisation" fällt, auch wegen des relativ kurzen Aufenthaltes und der somit "unterlassenen" Aktivitäten sehr schwer.
Schnell wird dieses Verlustgefühl durch die freudige Erwartung kommender Erfahrungen und Erlebnisse überschattet und ersetzt.
Wir fahren zunächst über Walvisbaai und der C14 Richtung Solitaire, verlassen aber diese Route kurz vor Solitaire indem wir auf die D1275 abbiegen Richtung Spreetshoogte. Wir wollten uns sowohl mal den (berühmt berüchtigten) Pass sowie auch die Namibgrens Guest Farm anschauen.

Los geht es hinter den Dünen entlang Richtung Walvisbaai.....


Sehr gut zu sehen sind an diesem Morgen die Nebel die vom kalten Atlantik aufsteigen, versuchen den Dünengürtel zu überwinden und dann doch an der trockenen, sich bereits aufwärmenden Namibluft scheitern!



Es scheint so nahe am Meer doch Wasser in ausreichender Qualität zu geben.....vielleicht sind die Datteln ja auch nur in herzhaften Kochrezepten zu verwenden!?



Dann fahren wir die sehr schöne Strecke auf der C14 durch den Kuiseb, verpassen wieder mal die erste Höhle von Henno Martin und Hermann Korn (ist wirklich, vielleicht auch bewusst, nicht sehr gut Gekennzeichnet!) und fahren Richtung Solitaire weiter.
Die Landschaft ist genau die weswegen es mich immer wieder in diese Regionen zieht! Ich kann von den schönen Pastelltönen an blauem Himmel einfach nicht genug bekommen!

Auf einer kleinen Anhöhe haben wir sehr gute Sicht, sehen wie die Straße Kilometerweit in die Ferne führt und wie Pflanzen es wieder mal schaffen die kargsten, lebensfeindlichsten Räume zu besetzen und dabei noch so anmutig daher zu kommen!



Das Tal welches sich im mittleren Hintergrund, parallel zum Horizont befindet, scheint zumindest für bäume erreichbares, unterirdisches Wasser zu führen.











Flussbett und Tal des Kuiseb.

Alles Glimmerschiefer-Gestein.....soweit das Auge reicht!

Gaub Tal, deutlich übersichtlicher als das Kuisebtal.

Dann folgt das Highlight des Tages; eine Bilderbuchlandschaft die für mich die perfekte Ästhetik darstellt.....ein Feuerwerk von Pastellfarben, hell blauer Himmel, fast wie ein impressionistisches Gemälde.....nicht ganz van Gogh, aber auf dem besten Wege dorthin!.....einfach fantastisch!











Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir! - Konrad Lorenz
Letzte Änderung: 25 Feb 2021 11:20 von busko.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Hanne, maddy, speed66, Old Women, adriana, Grosi, sphinx, mika1606, Enilorac65