Mittwoch - 25. März 2020 – Frühstück mit Frau Strauß und hektische Fahrt nach Windhoek
Trotz der schlechten Nachrichten des gestrigen Abends, trödeln wir in den Tag hinein. Schließlich ist Bagatelle die letzte „wilde Location“ dieses Urlaubes und wir möchten das „Draußen-Feeling“ noch möglichst lange auskosten. Außerdem bin k.o. von der Mückennacht und brauche erstmal eine ausgedehnte Morgenroutine mit Kaffee und Ebook Reader. Dann entdecke ich Strauße auf einem der anderen Plätze. Ich schnappe meine Kamera und gehe langsam in die Richtung. Zunächst bin ich entzückt, dass die Strauße sich im Gegenzug langsam in meine Richtung bewegen. Irgendwann wird es mir aber mulmig und als die vorwitzigste Straußendame auf unserem Platz steht und unseren Wagen inspiziert gehe ich auf der andere Seite „in Deckung“.
Als wir endlich mit dem Frühstück starten wollen, kommt Frau Strauß frech bis zu unserem Tisch
Mein Mann lässt sich von dem Besuch zwar weniger einschüchtern als ich, aber da es mit dem Schatten hier sowieso bald vorbei ist, ziehen wir hinter das Sanitärhäuschen um. Schatten haben wir jetzt, aber Madame lässt sich nicht so einfach abschütteln. Erst pickt sie an meinem Stuhl herum und dann stolziert sie „in die Küche“ und fängt an, unsere Sachen auf der Spüle zu untersuchen. Da hört der Spaß bei mir auf! Strauße in der Küche sind schließlich unhygienisch
. Aber das Federvieh lässt sich nicht vertreiben. Schließlich muss ich einen Stuhl zur Hilfe nehmen und laut schreiend einen Scheinangriff verüben
Der Vorgang muss später nochmal wiederholt werden und das Frühstück zieht sich so ganz schön in die Länge.
Als wir fast fertig gepackt haben, kommen noch eine gemischte Gang aus Oryx, Kudu und Springböcken zu unserem Platz – offensichtlich halb zahm, aber trotzdem natürlich wunderschön!
Wir genießen diese herrliche Szenerie noch eine Weile und kurzzeitig kann ich sogar fast die nervigen Mückenstiche vergessen. Die schlimmen Quaddeln und Blasen am Bein meines Mannes breiten sich allerdings immer weiter aus. Jeden Tag kommt ein neuer Herd von mehreren Bissen/Stichen dazu. Uns wird das langsam mulmig; zumal die erste Stelle ziemlich entzündet ist
.
Mittags fahren wir zur Rezeption, um die aktuellen Infos zu checken. Unsere bayrischen Freunde haben eine Sprachnachricht hinterlassen. Sie haben von einer Dame in Opuwo gehört, dass ganze Regionen (Walvis Bay, Swakopmund, Erongo, Khomas) abgeschottet werden sollen. In die Region um Windhoek soll man noch fahren, sie aber demnächst nicht mehr verlassen können. Richtig abgesichert ist diese Information aktuell aber noch nicht. Außerdem soll es vom Auswärtigen Amt gestern einen Landsleute Brief gegeben haben, der bei mir aber nicht eingegangen ist. Das ist natürlich auch ziemlich beunruhigend! Sind wir da aus dem System geflogen? Wir werden nun doch sehr nervös und brechen in Richtung Windhoek auf. Einerseits sind wir froh über jeden Kilometer, den wir auf der leeren Straße schnell hinter uns bringen, andererseits wächst die Anspannung. Was ist, wenn wir vielleicht doch gar nicht mehr in das Stadtgebiet einreisen dürfen?
Eigentlich haben wir noch eine Camping-Nacht geplant und wollten diese wegen der aktuellen Situation möglichst stadtnah verbringen (eventuell beim Transkalahari Inn). Aufgrund der schlafarmen Mückennacht und des insgesamt angeschlagenen Zustandes meines Mannes planen wir unterwegs spontan um. Wir kontaktieren das für morgen gebuchte Berghaus B&B und sind sehr erleichtert, dass wir unser Zimmer schon heute beziehen können.
Sonst ist es immer ein Wehmutsmoment, wenn wir nach einer schönen Reise die Stadtgrenze von Windhoek passieren. Heute sind wir allerdings unendlich froh und erleichtert, dass wir ohne Komplikationen in die City fahren können und alles noch sehr normal wirkt.
Später am Nachmittag geht auch noch die Email mit dem Titel „Landsleutebrief vom 24.03.2020“ bei mir ein und bestätigt: „Wir arbeiten weiterhin intensiv daran, deutsche Staatsangehörigen, die sich kurzzeitig in Namibia aufhalten, bei der Rückkehr nach Deutschland zu unterstützen. Konkrete Planungen zur Durchführung von Rückholungsflügen aus Namibia sind heute angelaufen.“
Das hört sich doch ermutigend an! Unsere flatterigen Nerven beruhigen sich wieder ein wenig! Wir besorgen Pizza von Plan B. Dort entdecke ich an der Wand einen Spruch, den ich mir - trotz fragwürdiger Grammatik - für die nächsten Tage unbedingt zu Herzen nehmen möchte.
Die Pizza und ein großzügig eingeschenkter Gin Tonic tragen dazu bei, dass wir langsam wieder runter kommen. Wie so oft übernachten einige (Gäste)Farmer im Berghaus und es wird ein interessanter und unterhaltsamer Abend. Natürlich kommen auch die Sorgen und Nöte der Farmer zur Sprache, aber die Stimmung ist angenehm die Ablenkung tut uns richtig gut