Weiter ging es nach Groß Barmen, wo wir uns im warmen Wasser ein wenig erholen wollten. Der Toyota Corolla hatte unsere alten Knochen doch ziemlich durcheinandergerüttelt.
Am 13.11. notierte ich:
„Groß Barmen
Lange Fahrt durch abwechslungsreiche Landschaft. Immer wieder zerklüftete Berge mit interessanten Felsformationen, silbriger Glimmerschiefer - unbeschreiblich schön. Richtung Windhoek dann schon wieder flache, weite Ebenen, aber grüner als bei unserer Ankunft. Hier ein total verkommenes, verwahrlostes Staatsbad“
Ich erinnere mich, dass wir mit der Rezeptionsdame einen langen Kampf austragen mussten, bevor wir, gegen Pfand, Handtücher bekamen. In dem Bungalow, der uns zugewiesen wurde, war alles, was abmontiert werden konnte, abhandengekommen, Toilettenbrille, Türklinken, Toilettenpapierrollenhalter, Handtuchhaken….
Ich notierte am 14.11.:
„Die Menschenleere hier, das gelangweilte Herumstehen und -sitzen des Personals, das verrottete Interieur, die fliegenübersäten Fenster, die zerbrochenen Scheiben, dass keine einzige Toilette funktioniert, sogar die verwahrlosten Katzen, die allabendlich auf unserer Terrasse herumlungern, der Dreck in Schränken und Duschen - das alles hat etwas so unsagbar Morbides, dass man am liebsten flüchten möchte.“
Besonders enttäuscht war C., der das Bad aus den 80er Jahren in bester Erinnerung hatte.
Immerhin entdeckten wir auf dem Gelände einen Diderickcuckoo (Foto nur als Beweisfoto tauglich! Entschuldigt!
Der einzige „Bademeister“, ein kleiner, stark hinkender, sehr netter farbiger alter Mann, mit dem wir uns gelegentlich unterhielten, wiederholte immer wieder den Satz „All is going down“.
Am letzten Abend
saßen wir beim letzten Schluck Malt
an unserer Unterkunft und ich sah im Schein der Kerzen, wie sich eine RIESIGE Spinne, bestimmt - ungelogen - handtellergroß außen am Schlafzimmerfenster ins Gras abseilte. Das war eindeutig zu viel für meine Phobie. Ein Kreischen unterdrückend, saß ich steif und schockstarr da, die Beine angezogen. C. hatte das Ungeheuer natürlich nicht gesehen und was er nicht gesehen hat, gibt es auch nicht. Trotzdem holte er mir meine festen Schuhe aus dem Haus – in Sandalen wollte ich keinen einzigen Schritt mehr gehen. Nachts musste das Fenster nach sorgfältiger Untersuchung, ob womöglich drinnen ein weiteres Untier sein Unwesen trieb, verrammelt werden. Die Schuhe stellte ich vorsichtshalber auf dem Koffer ab, der mangels eines solchen als Nachttisch diente. Trotzdem träumte ich alb…..
Das hätte es nun zum Abschluss der Reise wirklich nicht gebraucht. Der gute Eindruck, den ich machen wollte – dahin……..
Am 15.11.
fuhren wir zu Grellmanns (Etanga-Ranch in der Nähe des Flughafens), die C. noch von früheren Besuchen her kannte und verbrachten dort die letzte Nacht und den halben nächsten Tag bis zum Abflug auf dem schönen Anwesen.
Der letzte Satz in meinem Tagebuch lautet „Nicht die geringste Lust zum Heimkommen“
Der Afrikavirus bei uns beiden wurde durch diese Reise nach langer Zeit wieder aktiviert. Die Verluste von Aufladekabel, Lesebrille und Jacke waren bald vergessen und verschmerzt. Unsere „Beziehung“ hatte sich als stabil – wenn auch verbesserungsfähig, was Spinnenphobien (C. hat ein anderes Wort dafür – welches, überlasse ich Eurer Phantasie), Schreckhaftigkeit, Rechthaberei und einige andere Dinge, die Euch nix angehen, betrifft – erwiesen.
2010 haben wir geheiratet und 2011 waren wir wieder auf Pad in Namibia. Aber das ist eine andere Geschichte und wenn ich Lust habe, erzähle ich die ein andermal
Mit schönen Grüßen an alle Mitreisenden
Friederike