THEMA: Januar 2020 die südliche Landeshälfte
07 Jul 2020 15:19 #591675
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Reisetelegram 02.01.2020 - 15.01.2020

Vorab:
Diesmal mit auch kritischen Anmerkungen, sowie einem Bildermix aus Handy und Kamera, völlig unbearbeitet.


Nach langer Vorfreude ist es endlich wieder soweit, die zweite Reise nach Namibia beginnt. War die erste Reise im Vorfeld noch mit mehr Bedenken versehen, bin ich nunmehr bei der Vorbereitung viel entspannter.

Sämtliche Buchungen / Reservierungen sind (bis auf eine Ausnahme, wie ich erst vor Ort erfahre) für mich bestätigt. Alles bezahlt, Quittungen, Einreiseformular, Unterlagen & Co. sind vorhanden, ebenso noch einige NAM/ZAR Dollar für den ersten Kaffee ☺

Eigentlich wollte ich wieder mit dem Zug nach Frankfurt reisen, die div. Baustellen und Einschränkungen auf der Trasse haben mir jedoch nicht zugesagt, zu früh fahren und dann stundenlang am Flgh. sitzen, ist nicht so sehr meins.

Mit einem Preisaufschlag von ca. 80,- gab es dann die Flugvariante HAJ-FRA-WDH und retour. Da Hannover ein doch recht „familiärer“ Flughafen ist, startet die Reise recht entspannt, dass Gepäck wird bis WDH durchgereicht.

Die Eurowings-Lufthansa-SunExpress Kooperative funktioniert in allen Belangen bestens, der Flieger ist schätzungsweise zu ca. 75% besetzt, so starten wir gegen 20.00 Uhr Richtung Süden.

Mit einem weiteren Passagier teile ich mir eine mittlere Vierer-Reihe, also genug Platz. Das Personal ist richtig nett, Essen in Ordnung, sehr gutes Filmangebot und Wasser jederzeit kostenfrei verfügbar (zu den Mahlzeiten gab es Softdrinks/Saft nach Wunsch).

Gegen 2.00 Nachts weckt mich der kleine Hunger (wieso mich und wieso jetzt und hier?). Die im Handgepäck befindliche Notration Bifi-Roll und eine Dose Warsteiner als Schlummertrunk regeln das unkompliziert.

Ich glaube -so aus der Erinnerung- wir sind einige Minuten früher gelandet. Auf jeden Fall ist die letzte halbe Stunde Anflug schon schön, die Landschaft erscheint fortlaufend immer klarer erkennbar und die Freude tut ihr übriges.

Nach der Landung setzt diesmal ein Run auf die Ausgänge ein, der an ein Katastrophen-Szenario erinnerte, einige geübte Paare haben sich durch temporäre Trennung und mit akrobatischen Glanzleistungen in Rücksichtslosigkeit bereits die ersten 703,4mm am Ausgang gesichert, während der Partner sich danach mit sämtlichen Handgepäck beladen durch die Schlange der Wartenden nach vorn kämpft.

Mein freundlicher Optimierungshinweis, beim nächsten Flug doch einfach mit einem Handtuch den besten Platz zu reservieren, wurde nur mit einem bösen Blick quittiert. Umso schöner, dass dann Eltern mit Kleinkindern zuerst raus durften ☺

Das der Weg vom Flugzeug zum Gebäude mit einem immensen Personalaufwand beaufsichtigt wird, ist hinreichend bekannt, dass Verhalten einiger -weniger- Mitarbeiterinnen direkt am Gebäudeeingang ist stark verbesserungswürdig, laut rumschnauzen und die Leute mit Macht in das (bereits volle) Gebäude zu drücken, ist lächerlich. Als erster Kontakt nicht wirklich Touristenfreundlich.

Die Einreiseprozedur ist bezüglich Dauer, Abwicklung und Kundenfreundlichkeit den meisten bestens vertraut.
Ebenso verdient die Gepäckausgabe einen kräftigen Applaus für unkoordiniertes herumlaufen der Mitarbeiter und abstellen von Gepäck in den Laufwegen.
Aber diese Begleiterscheinungen sind nicht wirklich große Probleme und relativ schnell durchlaufen.

Am Schalter von Europcar bemühten sich die zwei Mitarbeiter redlich, den Mietern zu erklären, dass ein Bild vom Voucher auf dem Handy nicht ausreichend ist, irgendwann fragt er genervt ob irgendjemand auch den Ausdruck physisch dabei hat ..... und schon bin ich dran ☺

Der RAV4 war mir beim letzten mal zu klapprig, so habe ich einen Fortuner genommen, dass Fahrzeug macht soweit einen guten Eindruck, die Reifen sind relativ neu und alles weitere passt auch ..... bis auf das Reserverad, es hängt lose drunter. Also „schnelle“ Fahrt in die Werkstatt ca. 200mtr. weiter, der Kettenheber ist defekt und rührt sich auch unter größter Anstrengung keinen Millimeter. Nach endlosem Hin- und Her, entscheide ich, die Kette durchzutrennen und das Reserverad in den Kofferraum zu legen. Genug Platz für meinen Koffer ist immer noch vorhanden. Ich will jetzt los.

In der Maerua Mall bzw. bei Spar decke ich mich reichlich mit Lebensmitteln und Getränken ein, kaufe für ca. 15,- eine Kühlbox die perfekt vor dem Beifahrersitz Platz findet und mache mich auf dem Weg zur ersten Lodge.
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07 Jul 2020 15:38 #591677
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Das Ziel ist die Okambara Elephant Lodge und die Kilometer auf der gut ausgebauten B6 sind zügig abgefahren.
Unterwegs sind bereits die ersten Paviane neben der Fahrbahn zu sehen und die letzten Kilometer zur Lodge auf der Gravelroad sind ebenfalls entspannt. Abseits der asphaltierten Straße bin ich das einzige Fahrzeug.



Ca. 5km vor dem Ziel versperren Pferde die Fahrbahn, langsames annähern zeigt keine Wirkung, da ich sie nicht durch hupen aufschrecken möchte, steige ich aus und wir einigen uns auf ein kurzes Hallo und vorsichtiges beschnuppern, danach ziehen sie gemächlich weiter.

Kurze Zeit darauf treffe ich auf Okambara ein, dass Haupthaus ist ein Stil- und Materialmix und ist recht nett anzuschauen. Die Inneneinrichtung ist „Eiche rustikal“. Dank der hohen Räume und massiven Außenmauern ist es innen angenehm kühl.



Nach einer freundlichen und formfreien Begrüßung durch die gut gelaunte Volontärtruppe bringe ich kurz das Gepäck aufs Zimmer bzw. in ein kleines Chalet einige Meter entfernt.
Der Rückweg wird durch 2 Pfauen versperrt, die erstmal durch die Terrassentür den Besucher begutachten, nach eingehender Prüfung wird mir Geleit gewährt ☺



Im Haupthaus stehen Kaffee und Kuchen bereit, womit ich die Wartezeit bis zur Tierfütterung überbrücke, währenddessen einer angemeldeten 3er Gruppe nachtelefoniert wird.

Nachdem klar ist, dass sie nicht rechtzeitig eintreffen, werden Karakals, Geparden und der Leopard gefüttert. Wenn ich es richtig in Erinnerung behalten habe, kamen diese Tiere verletzt oder als kleine Waisen auf die Farm und sind wohl mehr oder weniger „halbzahm“.
Auf jeden Fall ist es ein Erlebnis, diese Tiere so nah zu sehen, vor allem die 3 Geparden im großen Gehege sind sehenswert, mühelos laufen sie neben dem Fahrzeug und sind in ihren Bewegungen anmutig und leichtfüssig.








Das ungewöhnlichste Paar, welches ich bisher gesehen habe:










Die 3er Gruppe hat ihren Aufenthalt abgesagt, somit gibt es einen „Privat-Drive“ für mich☺
Auf Teilen der Farm hat es in den vergangenen Wochen geregnet, die Elefanten benötigen derzeit nicht das Wasserloch am Haupthaus, genau die würde ich gerne sehen. Also fahren wir .... und fahren ... und fahren (mit einem kurzem Giraffenstopp










bis endlich auf einer bewaldeten Anhöhe die Elefanten zu sehen sind.
Leider ziemlich tief im Unterholz und mit wenig Interesse sich fotogen zu präsentieren, trotzdem beeindruckend.







Mittlerweile hat sich der Himmel immer weiter zugezogen, alles wirkt sogleich wie mit einem Grauschleier überzogen.
Wir klettern aufs Fahrzeugdach, bei einem kühlen Getränk schaue ich den Elefanten zu und erfahre vom Guide allerlei über Farm, Land und Leute.
So folgen wir eine knappe Stunde lang der Herde, machen uns auf den Rückweg und treffen gegen 18.30 nach einigen weiteren Fotostopps wieder am Haupthaus ein.










Durch die Absage bin ich alleiniger Gast, es wird ein vergnüglicher und langer Abend mit den Volontären an der Feuerstelle - hat Ähnlichkeit mit einem CVJM Zeltlager ☺.
Das Essen war ordentlich und vor allem reichlich - der Fleischberg wurde nicht weniger.
Nachts tobt sich gegen 03.00 Uhr ein Gewitter aus, der Himmel ist teilweise von Blitzen übersät und ein ordentlicher Platzregen geht nieder.

Morgens ist erst kein Wasser verfügbar - das Gewitter hat die Pumpe lahmgelegt - doch auch das ist schnell behoben.
Nach einem schnellen Frühstück geht es Richtung „Kalahari Game Lodge“ kurz vor der Grenze nach Südafrika bzw. dem KTP. Das wird ein ordentlicher Ritt.


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08 Jul 2020 12:50 #591734
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Gegen 8.30 Uhr bin ich „auf Pad“. Die ersten Kilometer sind durch den Regen der vergangenen Nacht sehr angenehm zu fahren. Völlig allein auf der D1808 ist es landschaftlich sehr reizvoll, wo es geregnet hat, leuchtet alles intensiv grün.
Vor dem Kaukuruspoort-Pass hat das angenehme fahren ein Ende, was für ein Gerüttel, was für eine schlechte Fahrbahn. Wahrscheinlich wurden die Schottersteine aus einem ICE-Gleisbett hierher exportiert.




Die folgenden Kilometer auf der M51-C23-C25-M41-C15 bis Stampriet sind ebenfalls auf weiten Strecken schön anzuschauen, obwohl es sich wirklich zieht.







Die Vegetation in Verbindung mit dem roten Kalaharisand ist -für mich- traumhaft anzusehen, immer wieder wechselt die Landschaft.

Auch ist kaum ein weiteres Fahrzeug unterwegs, vielleicht eine Handvoll bis Stampriet. Hier ist Tank- und Kaffeepause. In der Auslage entdecke ich „Landjäger“ made in Namibia. Die schmecken wirklich gut, so eine Qualität wünsche ich mir auch in D.

Weiter geht es auf der C15. Mir kommt auf dem ca. 240km langen Teilstück exakt ein (1) Fahrzeug entgegen, in meiner Richtung bin ich völlig allein unterwegs.
Die Landschaft ist traumhaft, unbeschreiblich diese Weite. Auch Bilder können diese Magie nicht einfangen.






Blühende Abschnitte wechseln mit staubig-trockenen Partien, am Himmel einzelne Wolken zaubern immer wieder neue Farbvarianten ... und diese Weite, diese schier endlose Weite.




Direkt am Ufer des (trockenen) Auobs liegen weitläufig verteilt die Gebäude der Lodge. Alles ist ruhig und still in der gleißenden Nachmittagssonne.
Ein kühles Bier an der Bar ist jetzt genau richtig!




Die Unterkunft gefällt mir, unter Bäumen im Halbschatten stehen kleine Doppelhäuschen mit einem sehr bequemen Bett, Kühlschrank etc.






Die Lodge ist bei weitem nicht ausgebucht, es gibt noch 4 weitere Gäste und ein Campingplatz ist belegt. Alles verläuft sehr still und jeder ist für sich.
Das Abendbrot (Dinner) als klassischer „Dreigang“ ist durchweg gut und ansprechend angerichtet.

Ich habe einen „Nightdrive“ gebucht und mit einem weiteren Paar starten wir im letzten Dämmerungsschimmer eine Rundfahrt über das Gelände.
Bereits der Beginn ist holperig, der Scheinwerfer funktioniert nicht und der Beifahrer leuchtet mit einer Handlampe. Die Kommunikation zwischen den beiden Guides steht unter dem Motto „nach links, nach rechts“ mit grundsätzlich gegenteiliger Ansicht ☹

Ich fasse kurz zusammen: Wir sehen fast keine Tiere, es gibt kaum Erklärungen, keine Getränke und beide Guides streiten sich um die „Lichthoheit“. Nach ca. einer Stunde sind wir wieder zurück .... und recht ernüchtert. Nachstehend das einzige Bild, welche auch nur ansatzweise etwas erkennen lässt.




Es ist eine blöde Idee, „Nightdrive“ ....... mit Lärm die Tiere aufscheuchen, mit Lampen blenden, nur für ein paar Bilder. Ich ärgere mich über mein eigenes Verhalten.

Die Bar ist natürlich bereits geschlossen und so gibt es ein kühles Tafel-Lager aus der Dose als Schlummertrunk.

Nachts werde ich durch ein Gewitter geweckt, welches mit ordentlich Windböen und Regen die Umgebung in ein gespenstisches Licht taucht, Fotos habe ich keine gemacht - warum eigentlich nicht?

Am Morgen (6.30) präsentiert sich die Umgebung in schönstem Sonnenschein und bis auf 1-2 kleine Pfützen im Flussbett erinnert nichts mehr an den Regen, bis auf den Stromausfall. Das ist nicht weiter schlimm, die Sachen im Kühlschrank bleiben aufgrund des Eises kühl und die Box hat ebenfalls noch genug gefrorene Wasserflaschen.

Am Speiseraum läuft ein Generator und es gibt bereits Kaffee - mit einem großen Becher sitze ich auf der Terrasse und genieße die Morgensonne.




Die Lodge hat eine „4x4 Area“, diese soll über 3.000ha groß sein, heute gibt es Sandkasten für große Kinder☺
Gegen 9.00Uhr geht es los, der Regen hat den Sand recht griffig werden lassen und ich kurve stundenlang durchs Gelände, sehe viele Tiere, bleibe kein einziges mal stecken, bin aber irgendwo falsch abgebogen, auf jeden Fall stehe ich jetzt vor dem Flussbett und sehe tiefe Furchen im Schlamm, auch zu Fuß ist der Untergrund nicht wirklich trittsicher, unter der trockenen Oberfläche ist es schwammig.
Das riskiere ich nicht und so geht es mit diversen Pausen wieder zurück, gegen 15.00 bin ich nach gut 100km wieder an der Lodge und habe einen Riesenspaß gehabt!









Der Rest des Tages vergeht unspektakulär, beim Abendbrot sind es wieder „nur“ 5 Personen und ruhig klingt der Abend mit Tafel-Lager aus.
Letzte Änderung: 08 Jul 2020 13:04 von Stefan-Hannover. Begründung: Fotos eingefügt.
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08 Jul 2020 13:24 #591736
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Gefällt mir ausgesprochen gut, Dein Bericht! Flott und informativ, genau richtig! Dankeschön!
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08 Jul 2020 13:57 #591737
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  • Topobär am 08 Jul 2020 13:57
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Hallo Stefan,

das mit dem Nightdrive ist wirklich schade, denn eigentlich ist nachts auf dem Gelände ordentlich was los. Wir hatten dort einen kleinen Nightwalk, als wir nach dem Dinner die ca. 1km weite Strecke zurück zur Campsite gelaufen sind. Springhasen, Löffelhunde und Genets haben wir auf der kurzen Strecke gesehen.

Alles Gute
Thomas
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