Am Wegesrand
„Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.“ (Jean Paul)
Gell, Friederike?
Wie im letzten Kapitel geschrieben, haben wir im Rahmen unserer ersten Namibia-Tour sehr viele Kilometer in recht überschaubarer Zeit zurückgelegt und entsprechend viel Zeit in trauter Zweisamkeit im Auto verbracht. Da ist es doch schön, dass die Fahrten durch das Land in schöner Regelmäßigkeit durch sehr sehenswerte Landschaften führen und – wenn diese nach einer Weile doch eintönig zu werden drohen – immer mal wieder tierische Bewohner entlang der Straßen zu entdecken sind.
Rückblickend sind wir sehr froh, auf unserer Reise zuerst den Süden gesehen zu haben und gegen Ende erst Etosha, denn so haben wir uns stets über jeden Springbock, Strauß und Oryx am Wegesrand oder in weiterer Ferne gefreut – war der Anblick doch für uns als Safari-Neulinge etwas Besonderes.
Neben diesen „üblichen Verdächtigen“, die wir tagsüber so gern entdeckt und abends so gern verspeist haben (wir nannten sie bald unsere „Gaumenfreunde“), hielten die langen Fahrstrecken jedoch zwei Sichtungen für uns bereit, die auch im Rückblick nach vielen Afrika-Reisen noch immer besonders für uns sind. Es sind zwar keine tollen Fotos entstanden – 300mm waren alles, was wir damals hatten – und die Begegnungen waren von einer großen Flüchtigkeit, aber das Erlebnis war trotzdem schön.
Die erste dieser Begegnungen fand auf dem Weg durch den Namib-Naukluft Park statt, als wir uns im Rahmen einer langen Etappe gen Swakopmund bewegten. Im goldenen Grasmeer, das die Pad umgab, bewegte sich plötzlich etwas. Als wir bremsten, tauchte das Tier schnell im hohen Gras ab und entfernte sich schnell – auch wenn es schon zu Beginn nicht gerade neben der Straße gestanden hatte. Es warf uns aber vor dem letztendlichen Verschwinden noch einen neugierigen Blick zu. So trafen wir völlig unverhofft auf ein Tier, das wir über Jahre für unsere erste Braune Hyäne hielten, das tatsächlich aber unser erster Erdwolf war (Danke Bele und Laura für die Aufklärung!) – ein Tier, von dessen Existenz wir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wussten und natürlich auch nicht ahnen konnten, dass es mir erst 2019 wieder über den Weg laufen würde.
Wenige Tage später fuhren wir dann von Swakopmund aus über Cape Cross gen AiAiba Lodge im Erongo. Auf dieser Fahrt kam es zur zweiten besonderen Begegnung am Wegesrand.
Wir fuhren schon eine geraume Zeit und ließen immer wieder unsere Blicke über die schöne Landschaft gleiten, bis mein Blick sich schließlich an einem Bild festsetzte, das klischeehafter kaum sein konnte: Unweit der Pad stand ein Gepard wachsam auf einem kleinen Termitenhügel – ein Standbild absoluter Eleganz. Ein weiterer saß ganz in der Nähe im Gras. „Geparden!“ erschall es im Corolla – nur waren wir leider in voller Fahrt unterwegs und die Kamera war (Anfängerfehler!
) natürlich nicht einsatzbereit.
Gesagt, gebremst, gekramt. Natürlich ergreifen die beiden Raubkatzen schleunigst die Flucht, als sich unser Wagen plötzlich verlangsamt. Außerhalb von viel besuchten Schutzgebieten haben Tiere einfach eine ganz andere natürliche Fluchtdistanz… Das haben wir für die Zukunft gelernt.
Als die Kamera dann bereit ist, sind die Katzen schon recht weit entfernt von uns (ich sage nur 300mm Maximalbrennweite…
) und lange nicht mehr so fotogen, wie sie es zum Zeitpunkt der Entdeckung waren. Zum Glück verharren die Tiere nochmal kurz, und beäugen uns neugierig, bevor sie sich ganz zurückziehen. So können wir wenigsten einige Beweisfotos von dieser Begegnung mitnehmen.
Dies war das bisher einzige Mal, dass wir Raubkatzen außerhalb ausgewiesener Schutzgebiete entdecken konnten – so sehr wir auf eine Wiederholung dieses Erlebnisses im Rahmen der kommenden Reisen durch Namibia auch gehofft haben. Daher hat diese erste Gepardensichtung einen bleibenden Platz in unseren Erinnerungen an Afrika.
Ein schönes Wochenende wünscht euch
Sascha