Topobär:
Einen Anstieg der Wilderei habe ich auch schon befürchtet. Mit Wegfall der Tourismuseinnahmen steigt in der Bevölkerung sicher der Drang für den Kochtopf zu wildern. Was unternehmen die Ranger dagegen. Solltest Du weitere Informationen zu diesem Thema haben, würde ich mich sehr freuen, wenn Du sie mit uns teilst.
Meine Info darüber ist begrenzt. Ich bekomme halt von diversen Freunden, die im Tourismus arbeiten, das ein oder andere mit, und wir unterhalten uns darüber. Aber das ist natürlich nur ein kleiner Fetzen... Immerhin, es weitet meinen Horizont. Denn ich hatte das z.B. gar nicht auf dem Schirm, dass nun auch die Wilderei steigt.
Das eine ist eben, dass durch den 100%igen Tourismus Einbruch hier sehr viele um ihre Existenz fürchten - Deutsche, andere Expats, ebenso wie Tanzanier. Tanzanier, die entweder angestellt sind oder aber auch ihr eigenes Touri-Business haben. Es gibt da diverse, deren Kinder mit unseren in der Schule sind.
Es war bereits schon vor einigen Wochen ein Desaster - eine Freundin in Nairobi, die eine Blumenfarm hat und Rosen an REWE (in D) und COOP (in der Schweiz) liefert, hat 1400 kenyanische Angestellte. Als Coop mitteilte, dass sie keine Blumen mehr in Dicountern verkaufen würden, um den lokalen Einzelhandel zu stärken, war das ein Schock - denn an ihrem Unternehmen hängen 1400 kenyanische Arbeiter - mit ihrem Familien, und "Extended" families.... In Europa wird es Finanzhilfen vom Staat geben - hier auf diesem Kontinent wohl kaum....
Andere wiederum sagten mir, dass ihre tanzanischen (z.B: Lodge-) Angestellten sehr gefasst reagieren, dass sie sagen, ist schon o.k. wir wissen, dass ihr gerade auch kein Geld habt, wir gehen zurück auf unsere Felder, dort können wir schon erst mal überleben. Und wenn ihr wieder aufmacht, weil Touristen zurück kommen, dann kommen wir zurück zu Euch! Wir sind das gewohnt, dass das Leben unberechenbar ist...
Aber ich weiß von den einen Freunden mit Tourismus Unternehmen, dass sie sagen, wir schaffen es, bis Oktober durchzuhalten. Danach muss es aber wieder los gehen. Andere wiederum sagen: wenn uns die Hauptsaison Juli/August wegbricht, sind wir bereits erledigt....
In jedem Falle habe ich noch von keinem gehört, der sagt, dass er es sich leisten könne, noch 1 Jahr lang ohne Einnahmen klar zu kommen....!
Wer gerade aber seinen Urlaub verschiebt, verschiebt ihn wohl am ehesten aufs neue Jahr. Verständlich - es weiß ja in Europa auch keiner, wie es wann weiter geht - abgesehen davon, dass diese Reisen eh nicht möglich sind, solange keine Flüge gehen... Dennoch. Das könnte für den Tourismus (und alle, die da irgendwie dran hängen) hier sehr, sehr böse ausgehen!!!!
Tja, und die Wilderei? Du fragst, was die Ranger dagegen tun. Das erscheint mir eine recht, wie soll ich sagen? - nun ja, theoretische Frage. Wass sollen denn die RANGER tun???
Als wir im Tarangire waren, da sagte mir jemand, am selben Tag waren ganze 47 Gäste in der gesamten Serengeti!!!
Könnt Ihr Euch das vorstellen? Ich meine, einerseits lamentieren wir alle über die Fülle an Touristen und Autos, andererseits aber hält das auch die Überwachung und allen Schutz dieser Parks und Tiere am Leben!
Ich weiß keine Zahlen, wieviele Gäste die Serengeti durchschnittlich jeden Tag hat - aber 47 ?????
Da helfen auch ein paar Ranger Fahrzeuge nix. Es ist einfach keiner da, in der großen Wildnis! Es sieht keiner, wenn da lustig gewildert wird!
Und dass das tanzanische tourism board jetzt aufrüsten würde oder könnte, das bleibt wohl ein schöner Traum! Zumal ja auch dort die Einnahmen massiv wegbrechen, wenn keine Touristen da sind!
Ich habe keine Lösung. Es liegt alles auf Eis hier.
Und ganz ehrlich: die meisten Menschen hier haben andere alltägliche Sorgen, als die Tiere in der Serengeti zu schützen....
Wenn ich mehr Infos bekomme, gebe ich sie hier gerne weiter!
Rehema