Tag 34 – 15. August 2019 – Erinnerungen
Epupa Camp – Kunene River Lodge
Obwohl wir heute nicht weit zu fahren hatten, standen wir wie immer um kurz nach sieben Uhr auf und frühstückten. Leider waren ein paar unserer Maracujas angeschimmelt, so dass wir sie entsorgen mussten. Die graugetigerte Katze strich uns treu um die Beine oder saß unter einem der Autos. Die Meerkatzen waren auch schon auf den Beinen, und wir hielten die Augen offen, denn gestern hatten sie von Matthias doch noch ein Brot ergaunern können.
Nachdem wir eingepackt hatten, starteten wir beim Epupa Camp. Bei der Rezeption hielten wir nochmal kurz und lasen in einer E-Mail, dass unser Rückflug in ein paar Tagen um zwölf Stunden nach vorne verlegt worden ist. Air Namibia macht uns zurzeit ernsthafte Sorgen.
Über die D3700 verließen wir Epupa nach Osten.
Rotzügel-Mausvogel
Die Straße wand sich entlang des Kunene, mal direkt am Fluss, mal in einiger Entfernung. Die Strecke verlief durch sehr hügeliges Gebiet, und wir konnten uns zumindest vorstellen, wie der Weg vor seiner Begradigung ausgesehen haben musste.
Bele und Matthias waren voraus gefahren, wir tuckerten langsam hinterher. Ab und zu hielten wir bei einer schönen Aussicht über den Fluss.
Seitdem auf dieser Straße mehr Verkehr herrscht, gibt es vermutlich auch einige Verkaufsstände mehr. Sobald sich ein Auto näherte, kamen Verkäufer angelaufen und wollten ihre Ware anbieten. Bei den meisten mussten wir leider vorbeifahren. Aber bei einem netten Himbamädchen mit ihrem kleinen Bruder hielten wir und kauften eine weitere Halskette für Ruth.
Es wurde wieder sehr heiß, aber wir genossen die schöne Strecke und kamen kurz nach Mittag bei der Kunene River Lodge an. Bele und Matthias hatten bereits eingecheckt, so dass wir Campsite Nummer 6 beziehen konnten. Wir machten ein Picknick mit Oliven, Käse, Chutney und Broten und sahen uns ein wenig im Camp um.
Camp-Impressionen
Mit Aussicht auf den Kunene hockten wir im Schatten und ruhten uns aus. Ein Waran kam zu Besuch und schlenderte unmittelbar über unseren Platz.
Dann liefen wir zur Rezeption, verbanden uns mit dem Internet und versuchten, Informationen über unseren Rückflug zu erhalten. Wir werden tatsächlich einen halben Tag früher zurückfliegen. Deswegen mussten wir das Ende unserer Reise ein wenig umdisponieren.
Mit dem Manager Peter vereinbarten wir eine Birding-Boatcruise für den kommenden Morgen. Ursprünglich hatte uns seine Frau Hilary mit auf die Sundowner-Fahrt schicken wollen. Aber nachdem wir bekräftigt hatten, dass wir uns wirklich sehr für Vögel interessieren und die anderen Gäste damit nicht belasten wollen, bekamen wir einen eigenen Termin. Peter führte uns auch hinter die Lodge, wo normalerweise die seltenen Cinderella Waxbills im Gras zu finden sind. Aber leider seien sie seit ein paar Tagen ausgeflogen. Außerdem habe er zurzeit ein paar Pygmy Kingfisher zu Gast. Aber auch diese bekamen wir nicht zu Gesicht, so dass wir mit ein paar Schmetterlingen Vorlieb nehmen mussten.
Dann fuhren wir ein paar Kilometer weiter zu den Ondurusu Wasserfällen. Matthias begleitete uns, Bele blieb im Camp. Es war ein merkwürdiges Gefühl, sieben Jahre nach dem tragischen Unglück an der Stelle zu stehen, an der unser Freund Stefan damals bei seiner Rafting-Tour ums Leben gekommen war. Zum einen hatten wir Angst vor den Erinnerungen, zum anderen hatten wir uns damals gesagt, dass wir irgendwann zu den Fällen zurückkommen würden. Nun war der Zeitpunkt also gekommen. Wir fanden die Stelle auf Anhieb und kletterten auf die Felsen. Dieses Jahr floss deutlich mehr Wasser den Kunene herunter, und der Niveau-Unterschied war viel geringer als damals. Aber wir konnten die verschiedenen Wasserströme gut erkennen.
Wir saßen einige Zeit auf den Felsen, schauten in das tosende Wasser, erinnerten uns an die schrecklichen Erlebnisse vor sieben Jahren, aber auch an den vorangegangenen schönen Urlaub mit Stefan. Obwohl das ein oder andere Tränchen floss, fühlten wir uns ihm wieder ein wenig näher und bereuten es nicht, an diesen erinnerungsgeladenen Ort gekommen zu sein.
Zurück an der Lodge liefen wir ein wenig durch den Garten auf der Suche nach Vögeln.
Graubruströtel
Unsere Ausbeute war wieder nicht üppig. Ruth und Matthias entdeckten ein paar besondere Frankoline, die auch sogleich das Weite suchten. Eine Aufnahme verdeckt im Gebüsch von hinten ersparen wir uns lieber und nehmen das, was nicht davonlaufen oder fliegen kann.
Uwe sah erst gar keine Vögel, aber dafür huschte eine kleine Schlange zwischen seinen Füßen aus einem Erdloch, um kurz danach wieder dort zu verschwinden. Immer wieder schaute ihr Kopf aus dem Loch heraus. Wir schätzten die Schlange auf eine Länge von gut einem Meter.
Zum Abendessen grillten wir unsere letzte Portion Oryx, das wie das andere Wildfleisch hervorragend schmeckte. Dazu gab es Kartoffeln und Bohnensalat.
Im Duschhäuschen leistete Ruth eine kleine Fledermaus Gesellschaft. Sie war aus einem Loch in der Wand unter dem Waschbecken geklettert und drehte nun über Ruths Kopf ihre Runden. Der konnte es recht sein. Sollte sie doch bitte möglichst viele Mücken verspeisen, die um die Lampen schwirrten.
Auch wenn erst morgen unser letzter Abend mit Bele und Matthias ansteht, ließen wir unsere gemeinsame Zeit schon ein wenig Revue passieren und erinnerten uns an die besonderen Erlebnisse während der letzten zwei Wochen.
Kilometer: 116