Tag 23 – 4. August 2019 – Datenverlust im Flussbett
Die Poort – Sawurogab
Nach einem weiteren Buschcamp standen wir noch vor Sonnenaufgang auf, da es heute wieder etwas weiter zu fahren war und wir ohnehin längst ausgeschlafen hatten. Hinter den Bergen stand etwas Nebel, und auch unsere Autos tropften ein wenig.
Dick eingepackt tranken wir unseren Kaffee und aßen Marmeladenbrote.
Leider hatte sich Matthias mit irgendetwas den Magen verdorben und ordentliches Bauchrumpeln, so dass er auf ein Frühstück verzichtete. Er jammerte jedoch nicht weiter herum und hielt sich den ganzen Tag über sehr tapfer. Von einem Tag Pause wollte er nichts wissen, und so packten wir zusammen und machten uns auf den Weg. Uwe stellte fest, dass die Wegaufzeichnung in unserem GPS die Daten der letzten Tage gelöscht hatte und nur die letzten Kilometer noch vorhanden waren, was zu Beginn unserer Fahrt zu einem kurzen Moment mit reichlich schlechter Laune und Selbstvorwürfen führte. Was nicht zu ändern war, war nicht zu ändern! Von Schimpfereien würde die Steckenaufzeichnung auch nicht zurückkommen.
Von „Die Poort“ ging es nach Norden durch den Ganamub.
Dieser Trockenfluss ist schmaler als der Hoanib und sehr beschaulich.
Hier war viel Wild unterwegs, so dass wir immer wieder Zebras, Oryx und Springböcke entdeckten. Während einige Tiere einfach stehen blieben und uns gelassen passieren ließen, rannten andere vor uns davon. Eine Zeit lang begleitete uns eine Herde Zebras und einige Oryx, die parallel zur Straße oder auf der Pad vor uns herliefen, anstatt seitwärts von uns wegzulaufen. Hatten Bele und Matthias vor uns die Tiere endlich überholt, kamen wir dahergerumpelt und scheuchten sie erneut auf. Das tat uns wirklich leid, aber uns fiel auch keine andere Taktik ein, als möglichst schnell an ihnen vorbei zu kommen. Denn blieben wir stehen, um den Abstand zu vergrößern und sie nicht weiter zu jagen, so hielt die Herde auch an, verweilte aber in der Nähe der Pad, so dass wir nicht an ihr vorüber kamen, ohne sie erneut zu verschrecken.
Der Weg verlief unterhalb sehr hoher Felswände, unter denen immer wieder große Steinblöcke lagen, die irgendwann mal heruntergestürzt waren. In einer Wand entdeckte Bele einen Augurbussard. Ein einzelner Lappengeier saß auf einem Baum.
Als wir uns bereits der D3707 näherten, sahen wir Ziegenherden mit den dazugehörenden Hirten. Auf der D-Straße fuhren wir nach Sesfontein. Zunächst führte der Weg steil und eng über einige Berge, dann konnten wir etwas schneller fahren und erreichten den Ort.
An der Tankstelle stand gerade der Versorgungslaster, so dass wir ohne Probleme Diesel bekamen. Der Reservekanister von Bele und Matthias, den wir in Palmwag gefüllt und hinter unserer Seitenklappe transportierten, war mal wieder (wer hätte das vermuten können?) nicht dicht, obwohl wir zusätzlich eine Plastiktüte unter den Verschluss geklemmt hatten. Der Diesel lief am Kanister herab und befleckte bereits die Außenwand der Ladefläche. Matthias hatte noch eine Ersatzdichtung für den Kanister, und wir wechselten diese aus.
In Sesfontein schauten wir kurz im Supermarkt vorbei, fanden aber weder das erhoffte Brot noch Wasser. Dann fuhren wir denselben Weg auf der D3707 zurück nach Nordwesten und weiter bis zu den Giribes-Plains.
Kurzzehenrötel
Ein paar arme Pferde, bei denen man jede Rippe einzeln zählen konnte, zogen auf der Suche nach Wasser und einigen trockenen Hälmchen umher.
In den Plains bogen wir ab und fuhren über die endlose Sandebene zum Signal Hill, wo wir vor zwei Jahren übernachtet hatten. Dort trafen wir auf den Magirus-LKW von Bushman-Safaris mit einer Reisegruppe und dem Fahrer Olli aus Windhoek, von dem wir bereits im Namibia-Forum gelesen hatten. Auch er kannte uns anhand unserer Forumsnamen, und wir unterhielten uns ein wenig.
Zum Picknick machten wir Obatzda und aßen unser restliches Graubrot aus Swakopmund. Wieder mal amüsierten wir uns über die „Kinder“-Stühle von Bele und Matthias.
Dann liefen wir noch ein wenig auf die beiden Hügel und überschauten die Landschaft. Die Ebene ist sehr trocken mit so wenig Gras wie noch nie. Dennoch weiden einige Rinderherden dort.
Hier war auch die zweite Plakette – die gleiche, die wir gestern bereits im Hoanib an einem Baum entdeckt hatten.
Südlich vom Signal Hill bogen wir nach Westen zum Fearless Pass ab. Diese wenig befahrene Strecke gefiel uns auch sehr gut. Der Pass selbst war tatsächlich als solcher zu erkennen und etwas steinig. Vorsichtig hob Uwe das Auto über alle möglichen spitzen Steine. Plötzlich stieg uns ein bestialischer Geruch in die Nase. Die Ursache hierfür war schnel entdeckt. Die Überreste eines Oryx lagen am Wegesrand. Zu unser aller Vorteil ersparten wir uns ein Foto, fuhren hastig das Fenster nach oben und erfreuten uns lieber an diesen Exemplaren, die deutlich lebendiger ausschauten.
Kurz vor 16 Uhr näherten wir uns der Stelle, an der wir etwas später nach Süden in den Sawurogab einbogen.
Die hohe Steilkante lässt erahnen, dass es hier auch ganz anders aussehen kann.
Anfangs fuhren wir durch einen sehr breiten Trockenfluss, sahen wieder Oryx, mehrfach Zebras und eine sehr große Herde Springböcke. Eine Weile kreiste ein Schlangenadler über uns, bevor er abdrehte und davonflog.
Rotschwanzschmätzer
Eigentlich war unser Ziel gewesen, bis zum Hoanib zu fahren, dann nach Westen bis Amspoort und schließlich im Tsuxub zu übernachten. Dafür war es jedoch schon zu spät, und so begannen wir, uns im Sawurogab eine schöne Stelle zum Übernachten zu suchen.
Auch hier begegneten uns häufig kleinere Verbände von Oryxantilopen.
Ludwigstrappe und Bergstar
Als sich das Tal verengte, hielten wir am Rand an einer Böschung und schlugen unser Lager auf. Bele machte sich über unsere Anstrengungen lustig, das Auto schlafgenehm gerade zu stellen. Aber wer außer Fledermäusen möchte schon mit dem Kopf nach unten oder ständig nach einer Seite abschüssig nächtigen?
Danach gab es ein wenig Sauerei zu entfernen, da eine Getränkedose in der Vorratsbox ausgelaufen war und sich der klebrige Inhalt gleichmäßig in der ganzen Kiste verteilt hatte.
Es war ja auch lange genug alles gut gegangen, und der Schaden war schnell beseitigt. Drei weitere Tüten Saft sahen an ihrer Unterseite auch nicht mehr ganz glücklich aus. Zu viel Vorratshaltung ist auf solchen Strecken eben auch nicht zu empfehlen.
Wir machten Feuer, Uwe probierte erfolgreich die Dusche unseres Campers aus, und wir genossen das letzte Licht und die herrliche Stille.
Während Ruth einen Maiskolben kochte und langsam das Abendessen vorbereitete, sicherte Uwe Fotos. Dabei passierte ihm ein Fehler. Nachdem er die eine Speicherkarte von Ruths Kamera gesichert hatte, wollte er die Bilder darauf entfernen. Dabei löschte er jedoch aus Versehen die Bilder auf der anderen Speicherkarte in der Kamera. Das waren alle Fotos von heute seit etwa 9.00 Uhr. So ein Ärger. Hoffentlich lassen sich die Daten auf der Speicherkarte zu Hause noch retten (was ja ganz offensichtlich funktioniert hat
) Schon zum zweiten Mal an diesem Tag war Uwes Laune ein wenig angekratzt.
Sobald die Sonne hinter den hohen Bergrücken verschwunden war, wurde es empfindlich kalt, und es wehte ein eisiger, leichter Wind.
Da Matthias immer noch ernste Probleme mit seinem Magen hatte, verzichtete er auch auf das Abendessen und ging früh in sein Zelt. Wir machten uns etwas Sorgen um ihn und überlegten, wie wir den morgigen Tag organisieren sollten, falls es ihm dann nicht besser ginge.
Wir grillten Oryx und kochten dazu Broccoli und Blumenkohl. Nach dem Essen saßen wir nicht mehr sehr lange am Feuer, denn es wurde mit dem Wind immer ungemütlicher.
Kilometer: 153