THEMA: Die Eulenmuckels cruisen vom KTP ins Kaokoveld
07 Apr 2020 23:28 #585688
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Tag 9 – 21. Juli 2019 – Viel Nichts

Rooiputs

Auch am Morgen noch erschallte das Löwengebrüll aus der Nähe. Leider stimmte die Richtung nicht. Denn dort, wo wir die Tiere hörten, führte kein Weg hin. Weil es windig war, kochten wir kein heißes Wasser und packten bei vier Grad schnell zusammen. Dabei sahen wir mal wieder eine Wildkatze durch das Gras am Rande der Campsite flitzen. Punkt halb acht zu dem Zeitpunkt, an dem man auch seine Pirschfahrten beginnen durfte, waren wir startklar. Wir ärgerten uns über ein anderes Fahrzeug, ein großes Wohnmobil mit Berliner Kennzeichen, dass gestern Abend erst deutlich nach 18.00 Uhr in Rooiputs eingetroffen war und sich auf keine offizielle Campsite, sondern einfach irgendwo dazwischen gestellt hatte. Wir vermuteten, dass die Fahrer keine Reservierung hatten. Vielleicht war auch das der Grund, warum sie heute Morgen bereits um kurz nach sieben starteten, frei nach dem Motto: Regeln und Öffnungszeiten gelten für alle anderen, nur nicht für uns.



Wir fuhren ein Stück nach Süden. Die Springböcke machten einen gelassenen Eindruck, was nicht gerade auf die Anwesenheit von Löwen schließen ließ.





So kehrten wir bald wieder um, da wir erneut Löwengebrüll aus der entgegengesetzten Richtung vernahmen. Hier zeigte sich dann doch, wie eingeschränkt die Alternativen im KTP sind. Die einzige Möglichkeit, dem Gebrüll näher zu kommen, war zurück auf die Campsite und dort bis ans hintere Ende zu fahren. Außer einigen sehr großen Pfotenabdrücken im weichen Sand von letzter Nacht konnten wir aber nichts weiter entdecken. Von den Löwen war leider nichts zu sehen. Dafür ließ sich aber auch sonst kaum ein Tier blicken. Einige Oryx, Springböcke und Strauße standen immer wieder herum, aber auf unserem Weg bis Melkvlei war es ziemlich ruhig.

Rotschwanzschmätzer







Dort kehrten wir abermals um und fuhren bis Twee Rivieren durch. Eine Besonderheit gab es noch: In einem kleinen Bäumchen saß im dichtesten Dornengeäst wieder mal eine Wildkatze und ruhte sich aus. Immerhin! Wildkatzen können wir in diesem Urlaub! Es war uns völlig schleierhaft, wie sie ihren Schlafplatz vorbei an den langen, spitzen Dornen hatte erreichen können, ohne aufgespießt zu werden.



Im Hauptcamp des KTP kauften wir Brot, Brötchen und Feuerholz. Dann machten wir eine lange Frühstückspause. Dazu setzten wir uns in die Sonne, denn das Thermometer war noch nicht über 16 Grad geklettert. Anschließend duschten wir. Ruth schlich zwischendurch immer wieder den zahlreichen Vögeln hinterher. Mausvögel, Drongos, Weber und Sperlinge bevölkerten die Campsite in Twee Rivieren in großer Zahl.

Trauerdrongo



Weißrücken-Mausvogel





Als wir gespült und uns ausreichend ausgeruht hatten, fuhren wir wieder los. Große Lust hatten wir jedoch nicht, da wir inzwischen nicht mehr mit tollen Sichtungen rechneten. Es hatte sich ein kleines Safari-Burnout bei uns eingestellt. Kein Wunder, denn der Sichtungsfee- Bestechungstrunk lag immer noch in unserem Kühlschrank. Heute Morgen hatten wir kurz an ihn gedacht, den Tag jedoch nicht gleich mit einem Schnaps beginnen wollen. Hätten wir vielleicht mal besser …
An der ersten Wasserstelle sahen wir einen Wiedehopf, der fleißig in der Erde stocherte. Als er nach einer gefühlten Ewigkeit endlich etwas Fressbares gefunden hatte, kam sofort ein Drongo angeflogen, der ihn bei seiner Suche beobachtete hatte, und jagte ihm seine Beute ab. Dem armen Wiedehopf blieb nichts anderes übrig, als seine mühevolle Arbeit wieder aufzunehmen.



Eine Weile sahen wir den Anstrengungen eines Springbocks bei der Arterhaltung zu. Er verfolgte seine Auserwählte auf Schritt und Tritt und stupste mehrfach mit seinen Vorder- gegen ihre Hinterläufe,





bevor die neue Generation Springböcke in Auftrag gegeben wurde. Alle anderen Herdenmitglieder waren im Gegensatz zu uns völlig unbeeindruckt und ließen sich durch das unzüchtige Treiben nicht aus der Ruhe bringen. Juhu, endlich war mal etwas los!







Als wir unseren Voyeurismus befriedigt hatten, ging es vorbei am markanten Baum mit dem großen Webervogelnest weiter nach Norden.





Die Wildkatze von vorhin saß immer noch im selben Baum und machte immer noch dasselbe Gesicht.





Den restlichen Nachmittag gurkten wir bis Kij Kij und ein Stück durch die Dünen, bis wir wieder umkehrten und nach Rooiputs zurück fuhren.



Ein paar Oryx und kleine Vögelchen landeten noch auf unseren Speicherkarten, dann waren wir auch schon wieder an unserem Camp.

Fiscalwürger



Gelbbauchgirlitz



Riesentrappe (ein möglicherweise doch nicht ganz so kleines Vögelchen)





Beim Aussteigen aus dem Auto entdeckten wir ein Problem. Unsere Markise, die rechts an der Fahrzeugseite angebracht ist, hing schräg nach hinten herunter. Der Befestigungswinkel – ein massives Metallelement – war glatt durchgebrochen. Offensichtlich hatte das Metall die Erschütterungen auf den holperigen Wellblechpisten nicht überstanden und das, obwohl wir den ganzen Tag nur in Schrittgeschwindigkeit durch den Park gejuckelt waren. Nun überlegten wir, ob und wie wir die Markise wieder befestigen konnten. Alternativ könnten wir sie vollständig abschrauben. Uns fiel jedoch keine Möglichkeit ein, sie anderswo am Auto zu transportieren. Für das Canopy war sie zu lang. Um sie vorne waagerecht vor den Kuhfänger zu binden, ebenfalls. Wir würden alle entgegenkommenden Fahrzeuge in den Graben kehren. Sie einfach an Ort und Stelle liegen zu lassen, war sicherlich auch keine Option. Was tun? Wir riefen bei Savanna an. Der Mechaniker schlug vor, in Twee Rivieren zu fragen, ob der Winkel dort geschweißt werden könne. Das werden wir morgen früh versuchen.
Wir genossen den Sonnenuntergang, machten Feuer und grillten Oryx. Dazu wärmten wir die restlichen Nudeln mit Soße von gestern auf. Während wir aßen, umkreiste uns ein kleiner Schakal. Er hoffte offensichtlich darauf, etwas Fressbares abzubekommen. Obwohl er wirklich niedlich war, blieben wir hart. Im Dunkeln lief noch ein Kapfuchs vorbei. Nach dem Essen spielten wir endlich unseren Trumpf aus: Wir genehmigten uns den Sichtungswilli von Silke und Conny – ein Birnenschnaps, dem magische Kräfte hinsichtlich bevorstehender Tiersichtungen nachgesagt werden. Morgen wird sich dann endlich alles zum Positiven wenden, die Leoparden werden auf unserer Motorhaube tanzen. Wir werden sehen …



Nach dem Spülen gingen wir bald ins Zelt, weil die Temperaturen schon wieder auf knapp 10 Grad gesunken waren.

Kilometer: 162
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10 Apr 2020 17:10 #585920
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Tag 10 – 22. Juli 2019 – Die Sichtungsfee hält Wort

Rooiputs – Mata Mata

Am späten Abend war wieder der Berliner LKW eingetroffen, war eine Runde an allen Sites vorbeigefahren und hatte diesmal tatsächlich noch einen freien Stellplatz ergattern können. Wieder wurde der Motor deutlich vor der erlaubten Zeit am Morgen gestartet, und es wurde noch im Dunkeln aufgebrochen. Scheint eine eingespielte Masche zu sein. Wir finden das schon ziemlich dreist.
Vor dem Aufstehen hörten wir Hyänen- und Schakalrufe sowie nahes Löwengebrüll. Daher verzichteten wir selbst auf ein kleines Frühstück und packten schnell zusammen. Die lose Markise sicherten wir mit einem Seil gegen erneutes Herunterfallen, indem wir sie quer über das Autodach festzurrten. Dies hielt erstaunlich gut. Als wir von der Toilette kamen, sahen wir gerade noch, wie eine Wildkatze an unserem Auto vorbei lief und wie gestern schon in der Ebene verschwand.
Pünktlich um halb acht fuhren wir los und waren ziemlich unentschlossen, welche Richtung wir einschlagen sollten. Einerseits hatten wir die lose Markise im Hinterkopf und den Plan, die Halterung in Twee Rivieren schweißen zu lassen. Andererseits hielten wir es für vage, ob diese Reparatur dort überhaupt stattfinden konnte und wie lange dies dauern würde. Und unsere Befestigung mit dem Seil hielt wirklich gut, so dass wir uns durchaus vorstellen konnten, mit diesem Provisorium noch ein paar Tage zu fahren, bis wir in Swakopmund sind und den Schaden professionell beheben lassen können.



Mit diesen Gedanken im Kopf entschieden wir uns, zunächst ein Stück nach Süden zu fahren – sicherlich auch, weil das Morgenlicht so besser stand, um etwas entdecken zu können. Wir fuhren ein paar Kilometer bis kurz vor Leeuwdril, als Ruth in den Fußraum des Autos abtauchte, weil sich mal wieder der Objektivdeckel der Kamera in den Tiefen unter dem Sitz versenkt hatte. Während sie suchte, hielt Uwe an und schaute auf seiner Seite aus dem Fenster. Dann folgten die vier entscheidenden Worte: „DA IST DER KARAKAL!“



Nicht, dass dies irgendetwas geändert hätte. Ruth kramte und rumpelte völlig unbeeindruckt weiter unter dem Autositz herum. Zu oft hatten wir uns in den letzten Tagen gegenseitig mit unserer ersten Karakalsichtung hops genommen. Während wir endlose Minuten an leeren Wasserlöchern verbracht, geduldig dem Herannahen eines einzelnen Springbocks geharrt und Fallstudien zu schlafenden Wildkatzen betrieben hatten, war es schon fast eine Gepflogenheit geworden, den jeweils anderen durch diesen oder einen ähnlichen Ausruf am Einnicken zu hindern. Auch Uwes Beteuerung wurde zunächst nicht ernst genommen. Doch irgendetwas war diesmal anders. Es wurde plötzlich hektisch auf dem Fahrersitz, und es folgten ein paar unsanfte Rempler zur Bekräftigung, so dass Ruth sich schließlich doch wieder in die Senkrechte bemühte. Und dann wurde auch ihr plötzlich ganz heiß. Der Moment, wenn man seinen Augen gar nicht trauen kann und das Adrenalin ausgeschüttet wird, ist unbeschreiblich. Etwa 30 Meter von uns entfernt, stand tatsächlich bei unserer 17. Afrikareise unser erster Karakal und sah uns an. (Wir nehmen mal an, dass plattgefahrene Exemplare neben der Straße nicht als Sichtung zählen.)
Wir konnten unser Glück kaum fassen, und während wir noch mit einer Überdosis Adrenalin zu kämpfen hatten, blieb die Katze gelassen, interessierte sich in keiner Weise für uns, kam tatsächlich näher und überquerte vor unserem Auto die Straße.







Sie warf uns nur einen knappen, grimmigen Blick zu. Dabei hatten wir doch sehr respektvoll Abstand gehalten und während ihrer gesamten Anwesenheit vor lauter Ehrfurcht nur geflüstert.





Ohne anzuhalten lief sie zielstrebig auf den nächsten Dünenkamm zu. Uns blieben vielleicht zwei Minuten, aber dies reichte uns für das vollkommene Safariglück.





Heute hatten wir offensichtlich alles richtig gemacht und die korrekte Entscheidung für die Routenwahl des Gamedrives getroffen. Vielleicht sollte man auch nicht zu ordentlich sein und einfach mal länger irgendwo anhalten, um etwas zu suchen. Aber auf jeden Fall schwören wir auf die Wirkung des Zaubertranks. Liebe Konni, liebe Silke, an dieser Stelle nochmal herzlichen Dank! Hätten wir das geahnt, dann hätten wir euer Gebräu bereits vor der Einfahrt in den KTP inhaliert. Wir werden in Zukunft besser vorbereitet sein. Der restliche Tag konnte kommen. Nun waren wir bereits um kurz vor 8 Uhr völlig zufrieden.
Wir entschieden, dass die Markise auch mit dem Seil halten würde und fuhren nicht weiter nach Twee Rivieren, sondern kehrten um und tuckerten langsam nach Norden. Ein kleiner Gabarhabicht saß auf dem Boden bei seiner Beute. Wir vermuteten, dass es sich um einen Grautoko handelte, den er geschlagen hatte und in seinen Klauen festhielt.





Außer uns stand noch ein weiteres Auto neben ihm. Das war dem kleinen Greif wohl zu viel Rummel, und er schleppte seine Beute, die etwa so groß und schwer war wie er selbst, unter großer Anstrengung in den nächsten Baum. Das war gar nicht so einfach, denn das Geäst war dicht, und die Zweige hatten lange, spitze Dornen, die die Flügel des Tokos festhielten. Immer wieder verhakte er sich, und der Habicht musste sich mehrmals mit seiner Beute drehen und wenden. Er pickte hier und zuppelte dort, bis er die richtige Position gefunden hatte. Dann begann er, den Toko zu rupfen, dass die Federn nur so davonflogen.





Ab Kij Kij nahmen wir die Querverbindung ins Auob-Tal durch die Dünen und stellten fest, dass wir diese Strecke wohl noch nie gefahren waren, denn sie kam uns vollkommen unbekannt vor. Wir sahen einen Honigdachs, der von zwei Singhabichten verfolgt wurde. Offensichtlich erhofften sie sich einen Anteil an seiner Beute. Zu schnell verschwanden sie jedoch aus unserer Sicht.





Dünauf und dünab ging es vorbei an einem Aussichtspunkt, an dem wir nur kurz hielten, weiter Richtung Auchterlonie.





Schwarzbrust-Schlangenadler



Dort machten wir unsere Frühstückspause mit Brötchen, Kaffee und Tee.



Sofort waren wir umringt von einer buntgemischten, neugierigen Vogelschar, die nach Krümeln suchte.

Kapsperlinge,







Rotschwanzschmätzer,



und Schnurrbärtchen



versammelten sich auf den umliegenden Steinen und beobachteten jede unserer Bewegungen. Dasselbe tat auch von einer Etage weiter oben eine Kapkrähe, so dass immer einer von uns beim Tisch blieb und unser Brot bewachte.



Auf einen kurzen Besuch schaute auch eine Fuchsmanguste bei uns vorbei.



Uwe rief nochmal bei Savanna an und stimmte unseren Plan für die Markise ab.







Zirplerche (Spike-heeled Lark)

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10 Apr 2020 17:17 #585921
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Der restliche Weg durch das Auob-Tal bis Mata Mata zog sich dahin. Wir fuhren recht langsam. Uwe hatte immer ein Auge auf die Befestigung der Markise und schaute, ob sie sich bei der Holperei auf der Waschbrettpiste lösen würde. Aber sie hielt.
Wir inspizierten unzählige Bäume, indem wir im Schritttempo daran vorbeifuhren, ob nicht eine Eule zu entdecken wäre. Tatsächlich fanden wir, na klar: wieder eine Wildkatze.



Bei ein paar Schwalbenschwanzspinten hielten wir länger. Bienenfresser lassen sich recht gut beobachten, weil sie von ihrem Ansitz zwar abheben und eine kleine Runde fliegen, oft aber wieder genau an dieselbe Stelle zurückkehren, von der aus sie gestartet sind. Dennoch gelang uns kein gutes Bild beim Abflug. Meist war nur der Ast scharf.



Dafür kehrten die wendigen Jäger oft mit Beute zurück, die sie mehrmals gegen den Ast schlugen, bevor sie sie hinunterschluckten.









Bei Kamqua fegte der Wind Staub durch das Tal, so dass wir dort keine Pause machten.



Springbock-Herde mit Aufpasser-Gnu



Rotbauchwürger



Strauße, mal von oben und mal von unten. Wenn man sich diese Füße beschaut, wird schnell klar, warum man sich nicht mit einem Strauß anlegen sollte.





Nahe Mata Mata saß noch ein Zwergfalke hoch in einem Baum.



Rotschwanzschmätzer



Obwohl wir bereits eineinhalb Stunden vor Torschluss im Camp ankamen, hatten wir keine Lust mehr, noch einen Meter zu fahren. Nachdem wir den ganzen Tag im Wagen verbracht hatten, wollten wir uns nur noch die Beine vertreten. Wir suchten uns einen schönen Stellplatz, duschten und schauten kurz im Hide vorbei. Außerdem markierten wir ganz stolz unsere morgendliche Sichtung auf dem Whiteboard vor dem Office. Ein rotes Pinnchen hatten wir schließlich noch nie gesetzt.



Nach Sonnenuntergang machten wir Feuer, grillten Eland-Filet und aßen dazu Gurkensalat und Grillbrote mit Knoblauchbutter. Heute ist es etwas wärmer. Morgen werden wir wohl nur noch einen kurzen Gamedrive machen und dann zurück nach Namibia fahren.

Kilometer: 153
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14 Apr 2020 00:20 #586236
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Tag 11 – 23. Juli 2019 – Tschüss, KTP

Mata Mata – Mesosaurus Camp

An unserem letzten Morgen im KTP standen wir in Mata Mata wie immer früh auf, Uwe kochte Wasser, und wir packten mit geübten Handgriffen unsere Sachen zusammen. Auf der Campsite war nicht allzu viel los. Wir holten unser Permit und starteten ein letztes Mal für einen kurzen Gamedrive in den Park. Kurz hinter dem Tor entdeckten wir bereits eine Herde von 12 Giraffen, darunter zwei Giraffenkinder.
Am Wasserloch Sitzas ging es vorbei ins Auob-Tal. In einem Baum neben der Straße saß ein Weißbürzel-Singhabicht, der etwas Kleines, Felliges in seinen Fängen hielt. Wir konnten leider nicht erkennen, um was es sich handelte, entdeckten aber in einem benachbarten Baum noch weitere dieser Vögel. Diese Ansammlung ließ eigentlich nur auf einen Honigdachs schließen. Der zeigte sich auch bald.



Er rutschte einen dicken Baumstamm hinab, nur um ihn gleich darauf auf der anderen Seite wieder zu erklimmen. Dann begann er mit seinen langen Krallen in einem Haufen von ineinander gesteckten Ästen und trockenen Blättern herumzuwühlen, dass die Zweige nur so auf den Boden prasselten. Während wir keine Ahnung hatten, was genau dort vor sich ging, schienen das die fünf Singhabichte aber genau zu wissen. Sie ließen den Dachs keine Sekunde aus den Augen und beobachteten seine Anstrengungen genau.



Plötzlich wurde der Dachs noch hektischer, wir vernahmen ein lautes Quietschen aus dem Nest, und dann sauste eine Baumratte in wilder Flucht den Ast hinauf. Sie kam allerdings nicht besonders weit, denn sofort stürzte sich ein Singhabicht auf den armen Nager.







Die Ratte schien jedoch nicht der einzige Bewohner des Nests gewesen zu sein, denn der Dachs ließ nicht locker. Er steckte mittlerweile kopfüber in dem Nest, nur seine Hinterbeine waren noch zu sehen. Wieder hörten wir schrilles Gepiepse, und zwei weitere Nager suchten ihr Heil in der Flucht. Einer wurde sofort gefasst, der andere konnte sich tatsächlich für einen Augenblick verstecken, denn der Singhabicht hüpfte nur frustriert im Geäst herum. Die Zweige standen für den großen Vogel zu eng.
Während zwei Habichte noch ihre Beute verschlangen, kletterte der Honigdachs schon auf den nächsten Ast, um ein weiteres Nest zu zerlegen.







Der Baum war eine wahre Vorratskammer, denn dasselbe Spiel wiederholte sich noch ein paarmal. Der Dachs kletterte unermüdlich und systematisch durch die Äste, ließ sich ein Stück fallen und stieg den Stamm wieder hinauf. So wurde nach und nach der gesamte Baum von Ratten gesäubert.





Wir beobachteten das Spektakel lange Zeit, und Ruth beschloss, nicht als Baumratte wiedergeboren zu werden. Als der Dachs von dannen zog, fuhren auch wir weiter. Wir hatten zweimal Löwengebrüll gehört, konnten aber keine Tiere entdecken.
Bei Craig Lockhart fotografierten wir noch einen kleinen Gabarhabicht,



dann kehrten wir um. Ohne weitere bemerkenswerte Sichtung erreichten wir Mata Mata, checkten aus, tankten und ließen Luft in die Reifen füllen.

Die Seilkonstruktion hielt die abgebrochene Markise zuverlässig fest.



Während Uwe beim Auto blieb, lief Ruth mit dem Fotoapparat noch einmal die Bäume im Camp ab.

Langschnabel-Sylvietta (Long-billed Crombec)





Akaziendrossel



Anschließend fuhren wir hinüber zum namibischen Grenzposten. Das Prozedere ging schnell vonstatten, dann ging es auf der C15 ein paar Kilometer nach Norden. Beim Kalahari Farmstall hielten wir an und freuten uns, dass dieser im Gegensatz zu unserem Versuch vor ein paar Jahren geöffnet hatte. Das kleine Restaurant und der Laden sind sehr geschmackvoll eingerichtet.



Wir kauften ein hübsches Gästehandtuch und setzten und vor das Café in die Sonne. Ruth aß ein Sandwich und trank eine Tasse Kakao, Uwe bestellte ein Stück Apfelkuchen mit Kaffee. Der Kuchen schmeckte zwar eher wie ein Malvapudding, war aber lecker.



Nach dieser Stärkung ging es weiter nach Westen Richtung Keetmanshoop. Quer über die roten Kalaharidünen führte unser Weg auf und ab.



Dabei wehte ein kräftiger Wind aus Norden und blies uns den Staub um das Auto. Als wir hinter den Dünen Richtung Koës fuhren und die Ebene erreichten, war so viel Staub in der Luft, dass man gar nicht bis zum Horizont sehen konnte.





Leider ließ der Wind auch bis zum Mesosaurus Camp nicht nach. Wir kamen dort um viertel nach drei an und trafen Giel, der uns wie immer freundlich und gut gelaunt begrüßte. Wir wechselten ein paar Worte und bezahlten unsere Campsite.
Drei Kilometer weiter im Bushcamp war es uns immer noch zu windig, um unser Lager aufzuschlagen, und so folgten wir Giels Rat und fuhren den schönen 4x4-Trail, der uns an vielen Köcherbäumen vorbei führte. Der Trail war nicht schwierig zu fahren, nur an manchen Stellen war es etwas eng, so dass wir aufpassen mussten, mit den Reifen keine scharfen Steine mitzunehmen. So konnte Uwe schon mal ein bisschen fürs Kaokoveld üben.





An der ein oder anderen Stelle stiegen wir kurz aus dem Auto, hatten aber nur wenig Lust, in den Steinen herumzuklettern, da der Wind ganz ordentlich pfiff und uns den Staub um die Ohren pustete.



Selbst die Klippschliefer suchten sich ein möglichst geschütztes Plätzchen.







Siedelweber



Anschließend stellten wir das Auto neben dem großen Webervogelnest und als Windschutz auf und klappten das Zelt auf. Der Wind rüttelte an den Zeltwänden, und das ganze Auto schwankte. Obwohl wir es sehr schade fanden, diesen schönen Platz, der mit zu unseren Lieblingsplätzen gehört, nicht richtig nutzen zu können, schätzten wir unser luxuriöses Vorratskammer-Aufenthalts-Schlafmobil heute umso mehr. Wir entschieden uns gegen ein Feuer, da Sandschnitzel nicht zur ersten Wahl gehörten und bereiteten stattdessen einen Käse-Wurstsalat im Bushcamper zu.
Weitere Camper trafen ein, eine nette Familie aus Holland, die seit einer Woche in Namibia war und bereits in Lüderitz, in Außenkehr und in Keetmanshoop war, morgen weiter Richtung Sesriem fahren und in den verbleibenden zweieinhalb Wochen auch noch in den Caprivi möchte. Sie hatten nichts vorgebucht und fuhren für unseren Geschmack eine recht abenteuerliche Zick-Zack-Route mit vielen unnötigen Kilometern, waren aber guter Dinge.
Im letzten Abendlicht fotografierten wir die schönen Köcherbäume









und aßen dann im Windschatten des Autos zu Abend.



Der Wind hatte zum Glück ein wenig nachgelassen, so dass es nicht mehr ganz so ungemütlich war. Die Holländer waren deutlich weniger fimschig als wir. Sie sprangen im Shirt und mit kurzen Hosen draußen herum und hatten ein lustig flackerndes Braai-Feuerchen entfacht.



Als es schon längst dunkel war, trafen unabhängig voneinander zwei weitere Fahrzeuge ein. Schnell war es mit der Ruhe vorbei. In einem Höllenritt war die eine Familie nach einem Tausch des Mietwagens an einem Tag von Windhoek bis hierher geprescht und mittlerweile völlig gestresst und mit den Nerven am Ende. Da hätten wir wirklich nicht mit ihnen tauschen mögen, und sie taten uns ein wenig leid. Während der Vater nun versuchte, genaue Anweisungen zu geben, wie das erste Mal das Dachzelt aufzustellen sei und dabei wirklich jeden einzelnen Handgriff kommentierte, startete das Pärchen auf der anderen Campsite den Motor. Und dieser musste in der nächsten halben Stunde laufen und laufen. Es erschloss sich uns nicht, was die Gründe dafür waren, aber es nervte ungemein. Bisher waren wir auch sehr verwöhnt gewesen, da wir die Mesosaurus Campsite immer exklusiv für uns alleine gehabt hatten. Nach einer halben Stunde hatte sich vor allem Ruth so sehr in den röhrenden Motor verliebt, dass Uwe sie nur mit Mühe davon abhalten konnte, den Nachbarn einen Besuch abzustatten. Sie ließ es sich aber nicht nehmen, ihr Laserschwert auszupacken und mit dem Taschenlampenstrahl direkt in Richtung der Doofen zu leuchten. Da an Schlaf so eh noch nicht zu denken war, spazierten wir im Dunklen vom Camp weg in die andere Richtung und starteten unsere ersten Zeitraffer-Aufnahmen dieses Urlaubs. Bis wir dafür alles eingestellt hatten, war auch auf unserem Platz Ruhe eingekehrt, und wir verkrochen uns ins Zelt.



Kilometer: 269
Letzte Änderung: 14 Apr 2020 00:24 von Eulenmuckel.
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19 Apr 2020 23:45 #586811
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Tag 12 – 24. Juli 2019 – Hallo, Namib

Mesosaurus Camp – Namib Rand Family Hideout



Heute Nacht wachten wir ein paar Mal auf, weil sich die Schafe unterhielten, die um unser Auto herum liefen. Gegen Morgen standen noch in der Dunkelheit unsere holländischen Nachbarn auf und bauten ihr Lager ab. Die Sonne war nicht aufgegangen, als sie bereits abfuhren, aber sie hatten ja auch einen weiten Weg bis zum Sossusvlei vor sich. Wir schnappten unsere Fotoapparate und liefen durch die Köcherbäume, um im ersten Morgenlicht ein paar Aufnahmen zu machen.





Bei diesen Aloen geht es uns immer wie der Maus in der Vorratskammer. Wir können uns gar nicht entscheiden. Fotografiert man nun diese oder doch besser jene dort? Nein, die dort hinten ist noch viel schöner, oder doch besser ein wenig mehr von links!? Eigentlich ist es auch völlig egal, denn Köcherbäume machen sich immer ganz gut auf einem Foto.







Als wir zurückkamen, war auch die Großfamilie der Weber bereits aufgewacht. Zu kleinen Bällen aufgeplustert ließen sie sich die warmen Sonnenstrahlen auf das Gefieder fallen und blickten noch ein wenig verschlafen drein.









Während wir es ähnlich wie die Webervögel hielten, unseren Tisch für das Frühstück in die Sonne rückten und unser Frühstück mümmelten, war auch die deutsche Familie aufgestanden, die gestern erst im Dunkeln eingetroffen war. Vater, Mutter und Sohn wanderten in einer Reihe – erneut jeden Handgriff und jedes Vorhaben kommentierend – Richtung Ablutions, wo sie sich allerdings nicht in die Duschkabäuschen verzogen, sondern sich im Freien in aller Seelenruhe für ihre Morgentoilette entkleideten. Wir machten große Augen und erklärten unser Frühstück spätestens ab dem Zeitpunkt für gescheitert, an dem diskutiert wurde, ob die Unterhose des Sohnes gewechselt oder vielleicht doch noch einen weiteren Tag verwendet werden könne. Gemeinsam beugten sich drei Augenpaare kritisch über das fragwürdige Kleidungsstück, das man zur Not ja auch noch einen Tag auf links drehen könnte. Ob den Dreien wohl bewusst war, dass wir jedes Wort mitbekamen? Kurz überlegten wir, ob wir wohl auch ein Stimmrecht hätten und uns einmischen sollten, entschieden uns aber dann doch dagegen.
Als wir unsere Sachen einräumten, entdeckten wir drei Zwergfalken, die sich auf nahen Bäumen niedergelassen hatten und sich ähnlich aufgeplustert wie die Weber in der Sonne wärmten.



Und hier etwas versteckter die Dame dazu:



Sie gehören zu den großen Siedelweber-Nestern, die auf der Campsite verteilt sind. Es ist einfach herrlich, sein Zelt in der Nähe eines solchen Nestes aufzustellen und die ganze Nacht über immer mal wieder ein leises Fiepen zu vernehmen, mit dem sich die geselligen Vögelchen vergewissern, dass der Nachbar noch anwesend ist.
Auch jetzt machte es großen Spaß, der Schar zuzuschauen, die sich fröhlich miteinander schwatzend, emsig an die Arbeit machte, ihr Heim Halm für Halm zu erweitern. Auf den ersten Blick erscheinen die Weber recht langweilig und eintönig, betrachtet man sie aber genauer, stellt man fest, dass sie zwar nicht knallig bunt sind, aber doch eine auffallend schöne Gefiederzeichnung aufweisen. Wir finden sie auf jeden Fall sehr sympathisch.
Erst gegen halb zehn verließen wir die Campsite



und machten uns auf den Weg nach Keetmanshoop, nicht ohne zuvor noch ein kleines Pläuschchen mit Giel zu halten, dessen unaufgeregte Art wir auch bei unserem dritten Besuch bei ihm wieder als sehr angenehm empfanden. Bei der Gariganus Farm liefen zwei Geparde unmittelbar an der Hauptstraße entlang. Wir stoppten kurz, finden den Anblick solch schöner Tiere hinter einem hohen Maschendrahtzaun aber immer sehr traurig, so dass es schon bald weiterging. In der Stadt fuhren wir zu der relativ neuen Shopping-Mall, tankten, holten Geld und kauften schnell ein paar Kleinigkeiten ein. Dann holten wir noch eine Portion Pommes bei Hungy Lion. So gestärkt fuhren wir auf der B4 nach Südwesten. Auf der Teerstraße kamen wir schnell voran und erfreuten uns an der tollen Aussicht über die endlose Landschaft, für die wir so gerne nach Namibia reisen. Immer wieder kamen wir über eine Kuppe und konnten den Blick dahinter endlos bis zum Horizont schweifen lassen.
Bei Goageb bogen wir nach Nordwesten auf die C14, die bis Bethanien noch geteert war.



Dann ging es auf Gravel weiter bis Helmeringhausen. In dem winzigen Ort machten wir eine kurze Pause im Helmeringhausen Hotel. Wir setzten uns in den Garten und probierten ein Stück des angepriesenen Apfelkuchens. Er schmeckte wirklich lecker, aber wir mögen den aus Solitaire lieber. Außerdem haben sie ganz ordentliche Preise in Helmeringhausen.
Zügig fuhren wir weiter, da wir immer noch über 150 Kilometer vor uns hatten.



Auf der C27 ließen wir die Tirasberge südlich liegen und fuhren weiter nach Westen. Da wir früher immer entlang der D707 gereist waren, kannten wir diese Strecke noch nicht, und sie gefiel uns sehr gut.



Ab Spes Bona wurde die Straße extrem schlecht. Das Wellblech war so hart, dass der Wagen sehr durchgeschüttelt wurde. Das Auto tat uns wirklich leid. Bei Betta bogen wir nach Westen ab, und bald zweigte die Zufahrt zum Namib Rand Family Hideout ab. Bis dahin hatten wir schon 13 Löffelhunde entlang der Straße gesehen. Manche waren weit entfernt, drei jedoch auf der falschen Seite des Farmzauns. Die Tiere liefen panisch vor unserem Auto davon und kreuzten dabei mehrfach die Fahrbahn, so dass wir uns aus Angst, einen zu erwischen, gar nicht richtig an ihnen vorbei trauten. Wenn wir anhielten, weil wir sie nicht zu sehr jagen wollten, blieben sie auch stehen. Fuhren wir weiter, hetzten sie ebenfalls los und versuchten im Davonstürmen eine Lücke im Zaun zu finden. Zwei von ihnen gelang es bald, der dritte rannte vor Verzweiflung gegen den Zaun. Es tat uns wahnsinnig leid, und wir waren sehr erleichtert, als wir endlich an dem armen Löffelhund vorüber waren. Wir hofften, dass sobald kein weiteres Auto hier entlang kommen würde, damit das Spiel nicht von neuem beginnen würde und das kleine Kerlchen genug Gelegenheit hätte zu verschnaufen. Außerdem wünschten wir ihm sehr, dass er seine beiden Kumpels, die er ein ganzes Stück weiter vorne verloren hatte, bald wiederfinden würde. Wir wissen wirklich nicht, wie man sich in so einer Situation am besten verhält, außer möglichst schnell an den Tieren vorbeizufahren.



Die letzten Kilometer zum Family Hideout fuhren wir sehr langsam durch ausgesprochen schöne Landschaft. Auch hier wuselten immer wieder die knuffigen Tiere mit den großen Ohren umher. In kleinen Familientrupps streiften sie auf Nahrungssuche umher und flitzten sofort davon, wenn wir ihnen zu nahe kamen.





Außerdem sahen wir viele Oryx auf den endlosen Flächen weiden. An vielen Stellen stand das Gras hier deutlich höher als im KTP.







Zirplerche



Oryx gab’s auch mit Baum.



Oder Baum ohne Oryx.



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  • Eulenmuckel am 07 Apr 2020 23:28
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Wir hatten eine Reservierung für die Campsite Venus, die wie die anderen Stellplätze exklusiv und einsam in der Namib liegt. Kurz bevor wir diese erreichten, wurden wir von einem Fahrer und Guide abgefangen, der uns anbot, direkt eine kleine Rundfahrt über das Gelände mit uns zu machen. Zu gerne hätten wir dieses Angebot angenommen, wollten aber gerade hier ein wenig Zeit für uns haben und lehnten deshalb ab. Ohne den Ort zu kennen, wären wir gerne für zwei Nächte geblieben, hatten damals aber lediglich eine Nacht buchen können. Wir hatten schon überlegt, auch diese eine Nacht zu canceln und waren umso glücklicher, dies nicht getan zu haben, als wir die wunderschöne Campsite erblickten. Zwischen geschwungenen roten Dünen lag sie weit entfernt von den anderen beiden Sites, der Sand rollte sich wie ein Teppich in einem unberührten Riffelmuster vor uns aus, und nur ein paar schwarze Toktokies sowie ein einsames Oryx zogen ihre Spuren.







Weit und breit war niemand zu sehen und kein Muckser zu hören. Wir waren sofort schwer begeistert. Der Platz war sehr schön angelegt. Es gab ein eigenes Ablution-Häuschen, heißes Wasser, Licht und eine Braaistelle.



Wir schnappten uns unsere Kameras und liefen ein wenig durch die umgebenden Dünen. Egal in welche Richtung wir schauten, die Aussicht war fantastisch.







Die warmen Farben im späten Nachmittagslicht, der Geruch von Sand, Erde und Staub, die Sonnenstrahlen auf der Haut, der Blick, der sich in der endlosen Weite verliert, sich nur ab und an einem knorrigen Kameldornbaum verfängt und dann weiterwandert, die Schatten von Hügeln, Bäumen und Gräsern, die langsam immer länger werden und die totale Stille, die durch kein Handypiepen oder Motorenbrummen gestört wird, sind ein unbeschreiblicher Luxus. In solchen Momenten überkommt es uns dann ganz plötzlich, wir bleiben ehrfurchtsvoll stehen, nicht selten mit einer Träne im Auge und wagen nur noch zu flüstern, obwohl uns doch niemand hören könnte.











Wir genossen jeden Augenblick unserer kleinen Wanderung, selbst als wir plötzlich von abertausenden Termiten umkrabbelt wurden. Huch! Wo waren wir denn hier hinein geraten? Überall um unsere Füße herum wurden Grashalme abgesägt und in irgendeine Richtung transportiert. Was für ein Gewusel! Wir blieben lieber nicht so lange an einem Fleck stehen, sondern machten, dass wir davonkamen, bevor uns die Krabbeltiere noch in die Latschen krochen.







Nach unserem Spaziergang duschten wir und machten Feuer. Während bereits die ersten Sterne am Himmel erschienen, trafen wir in aller Ruhe unsere Vorbereitungen für unser Abendessen.



Heute sollte es Potjie-Pizza geben. Uwe knetete den Teig, und Ruth schnibbelte den Belag und rieb fleißig Käse. Der große Tisch mit der hohen Arbeitsplatte war ideal, um alles vorzubereiten.
Auf einmal sauste etwas Kleines, Flinkes an uns vorüber und verschwand sofort wieder unter den Palisaden einer Ablage. Wir mussten nicht lange warten, bis sich der niedliche Campbewohner wieder zeigte. Es war eine Maus mit ausgesprochen großen Augen und Hinterfüßen.





Sie beschützte uns von nun an die ganze Nacht und blieb immer in unserer Nähe. Vielleicht war es deshalb so besonders friedlich hier.



Die Pizza gelang uns wirklich gut und schmeckte passend zu diesem schönen Abend hervorragend.



So fiel es uns auch nicht schwer, für das ganze Prozedere mit Zubereitung und Kohlegeschaufele ein zweites Mal genügend Motivation aufzubringen. Während die Pizza backte, tobten wir uns mit Fotoapparat und Taschenlampe aus. Ruth schrieb einen Gruß für ein paar Freunde und malte ein wenig im Dunkeln.



Später fotografierte Uwe die unzähligen Sterne am Nachthimmel. Es war ein unglaublich schöner Abend, den wir in der Einsamkeit der Wüste für uns ganz alleine hatten.







Kilometer: 433
Letzte Änderung: 19 Apr 2020 23:51 von Eulenmuckel.
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