THEMA: 3 Wochen zu fünft mit zwei Fahrzeugen
04 Jan 2020 20:09 #576517
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  • Achim_Str am 04 Jan 2020 20:09
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Hallo, ich habe hier im Forum mittlerweile ein paar Reiseberichte gelesen, will nun nicht nur konsumieren sondern auch selbst etwas beitragen. Ich hoffe das gelingt.

Wir waren im August unterwegs, in der teuren Hauptsaison, da Sabine als Lehrer in Bayern nur in dem Monat genügend lange Urlaub für unsere 22 Tage als Selbstfahrer hatte. Unsere Fahrzeuge hatten wir bei Savanna gebucht und übernommen, zwei Hilux Doublecab mit Dachzelt(en), wir (meine Frau Siliva und Ich) hatten Glück mit dem Fahrzeug, Wolfgang, Sabine und Sohn Bastian etwas weniger (mehr davon später). Die Übernahme hatte sich sehr lange hingezogen, zum Schluss waren gut 2 /2 Stunden weg. Dann wurde in Windhoek reichlich eingekauft.

Am ersten Tag (Ankunftstag) ging es gen Osten zur Arnhem-Farm. Dort hatte ich 3 Monate davor gebucht, auf meinen letzten Kontaktversuch aber keine Reaktion erhalten. Mit einem kleinen Verfahrer waren wir gegen 15h vor Ort, sind beim Farmgebäude vorgefahren. Als die Frau herauskam war diese etwas verwundert, nicht mit uns gerechnet. Sie sagte die Farm wird / ist verkauft, der Camp-Betrieb schon eingestellt. Ihre fehlende letzte Rückantwort war scheinbar als (nachträgliche) Absage zu verstehen ....

Wir durften bleiben, wurden freundlich aufgenommen. Die sanitären Anlagen waren in gutem Zustand, der Platz nur für uns alleine. 'Dank' langer Fahrzeugübernahme war vom Tageslicht wenig übrig. Als Neulinge waren wir noch völlig unorganisiert, ständig wurden die Sachen von der einen in die andere Ecke (und wieder zurück) geräumt - nach wenigen Tagen wurde es viel besser.



An nächsten Morgen haben wir die Arnhem Cave besucht, sind selbst mit einen Farmangestellten (unserem Höhlenguide) bis vor den Eingang gefahren, den letzten halben km sehr steinig teils kleinere Blöcke und Rillen. Ich hatte "Muffe" mit dem Fahrzeug aufzusetzen, aber es ging gut. Eigentlich sollte es um 9h mit dem Farmer losgehen, doch war um die Uhrzeit ich der Einzige welcher schon auf war, der lange Flug und die Anfahrt hatten doch etwas geschafft. Ich habe dem Farmer sein Unverständnis richtig angesehen, die ehmalige Tugend der deutschen Pünklichkeit gilt in Namibia noch ...



Die Höhle ist ungewohnt groß (wenn man nur Höhlen der fränkischen Schweiz meist kriechend und schlufend kennt) mit über 2km Gangsystem, warm und mit Guano bedeckt. Vorsichtig und langsam gehen ist angesagt, wird Staub aufgewirbelt brennt und beist es heftig in Augen und auf Schleimhäuten, vom Gestank abgesehen. Es herrscht reger Fledermaus-Flugverkehr, gibt hier 6 verschiedene Fledermausarten. Über einige Jahre wurde in der Höhle Guano abgebaut (möchte mir die Arbeitsbedingungen gar nicht vorstellen), bis der künstliche Dünger aufkam.








Dann ging es weiter nach Tivoli. Eine Astrofarm, auf der ich davor schon 4 mal war, rein zu astronomischen Beobachtungen, meist jeweils 14 Tage, in denen von Sonnenuntergang bis zum Dammerungsbeginn beobachtet wird, oder so lange die Kondition noch mit macht. Mittlerweile habe ich ein 20-Zoll Newton-Teleskop (Eigenbau mit Spiegel-Selbstschliff) dort fest plaziert, so spare ich die teure Miete.
Tivoli ist eine grüne Oase in der Kalahari, landschaftlich weniger reizvoll aber mit sehr gutem Sternenhimmel und guter Infrastruktur. Wir blieben 3 Nächte für Sternenbeobachtung, Farmrundfahrten und Sundowner auf eine Düne.





Vor Ort gibt es mehrer kleinere Sternwarten (für Astrofotografen), sogar eine robotisch remote betriebene (der Besitzer ist Russe)



Fortsetzung soll folgen - wenn es interessiert.
Letzte Änderung: 05 Jan 2020 12:51 von Achim_Str.
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05 Jan 2020 12:40 #576568
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  • Lotusblume am 05 Jan 2020 12:40
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Hallo Achim,
Reiseberichte interessieren immer!
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05 Jan 2020 14:05 #576578
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Dann mache ich mal weiter :)
Am Tag 4 ging es Richtung Süden, die C15 entlang über Stampriet zu Red Dune Campsite. Die Dürre ist 2019 schon extrem. Bei der Fahrt vom Flughafen zum Autovermieter hatten wir einiges Wild am Straßenrand gesehen, dass kannte ich so vorher nicht. Doch sind alle Gräser sonst abgeweidet, es bleibt nur der schmale Streifen zwischen den Zäunen und der Fahrbahn, dort gibt es zumindest noch etwas. Der Hunger ist dann sogar stärker als die Angst.

Ab Stampriet verändert sich die Aussicht, geht es ins Auob Trockental. Kein weiter Blick, dafür eingeschnittene Seitentäler, weniger rötlich, mehr helleres graubraun.



Wir sehen einzelne Oryx, teils auch kleinere Herde und Strauße. Bei der Farm am Straßenrand wird eingecheckt und bezahlt, dann geht es durch mehrere Gatter bis hoch auf ein zig-Kilometer lange rote Sanddüne. Wir hatten gefragt: mit Schwung schafft man das auch ohne Reifendruck ablassen, Bei unserem Platz ist dummerweise am Beginn des Steilstücks eine enge Kurve, unser 1. Auto fährt sich gleich fest. O.K. dann doch Druck ablassen. Beim 2. Anlauf klappt es. Die Infrastruktur ist sehr Pittoresk, aber alles da (von Strom und Licht abgesehen) was man so braucht. Ich meine es sind 4 Plätze vorhanden, jeweils mind. 30 Meter getrennt, mit uns waren 2 belegt.





Sonnenuntergang und Sonnenaufgang sind farbenprächtiger (ohne Wolken) als ich es in Namibia gewohnt bin, es ist Staub und Rauch (von großflächigen Buschfeuern in Angola und Kongo) in der Luft. Das erste Brai schmeckt wunderbar, hochwertiges Fleisch ist im Vergleich zu DE sehr günstig; kein Land für ausgesprochene Vegetarier …







Über Koes (Tankstelle) und Tses (dort kreuzen wir die B1) geht es zum Brukkaros Krater. Kein Vulkan (auch wenn der so aussieht, sondern ein Abtragungsrest einer Magmablase, welche die Oberfläche nicht durchbrochen hatte Brukkaros ) Um 600m erhebt sich dieser aus der Landschaft mit gut 3km Durchmesser.



Dort gibt es eine ehemalige Community Campsite; man erkennt, dass mit viel Liebe etwa aufgebaut wurde, dass nun mehr und mehr wieder verfällt.



Wir fahren zur Upper Campsite. Die über längere Passagen um 12 bis 15% steile Straße ist in schlechtem Zustand, teils ausgespült, wir schaffen es mit nur wenigen, leichten Aufsetzern hoch, weiter Blick entlohnt. Es ist schon 15h; brauche Bewegung und mache mich alleine zu Fuß auf den Weg, Richtung Kraterrand, Anfangs ist der Pfad deutlich, den verlasse ich, als abzusehen ist, dass es erst wieder ein gutes Stück abwärts geht, ich klettere über Blockwerk nach oben in ein Scharte, die den Blick ins Kraterinnere eröffnet.





Auf dem Rückweg versteige ich mich drei mal, dabei finde ich einen netten Felsbrocken mit Quarzkristallen. Dann klappt es, hatte schon angefangen nervös zu werden, die Sonne war fast schon weg.



Nachts wurde es zunächst windig, dann stürmisch, auf ca. 1400 m ü. NN empfindet man auch 5 Grad dann schneidend. Die Nacht wird unruhig. Wie den Rest des Urlaubs stehe ich vor Dämmerungsbeginn (um 5.30 h) auf, genieße den Sternenhimmel und erkunde (soweit möglich) etwas die Umgebung.



Frühstück fällt aus, bei dem Starkwind ist Kaffekochen nicht möglich, wir fahren zur lower Campsite, aber auch dort weht es. So geht es direkt weiter nach Keetmanshoop in einen Koffeshop, dann zum Einkaufen.

.. to be continued ...
Letzte Änderung: 05 Jan 2020 15:02 von Achim_Str.
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06 Jan 2020 22:06 #576715
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Von Keetmanshoop gen NO sind es nur gut 30 km bis zu Messosaurus Fossil-Camp, welches nahe des Quivertree-Forest und des Giants Playground liegt. Ein uriger Campground; auch hier kein Stromanschluss, die sanitären Einrichtungen gepflegt und in Schuß, der Donkey-Ofen heizt gut, so dass parallelduschen kein Problem darstellt.
Das Camp liegt in einem flachen, sandigen Bett, mitten zwischen Köcherbäumen und Felsen, auch gibt es einen netten 4x4 Trail von ca. 12km Länge. Ein wirklich nettes Plätzchen zum verweilen.











Der Mond ist zunehmend, ca. 40% reichen, um die Nacht in magisches Licht erscheinen zu lassen. Alle gezeigten Fotos sind nur mit dem Smartphone aufgenommen (auch die Nachtaufnahmen), für die Profi-Bilder ist Wolfgang mit seinen Kameras zuständig.
Für ein bischen Milchstraße trotz Mond, dem Kohlensack und das Kreuz des Südens reicht auch so (wenn auch unscharf)



Der Senior-Farmer macht vor Ort auch Führungen zu den Messosaurus-Fossilien, interessant, sehr kurzweilig und wirklich empfehlenswert.

Letzte Änderung: 06 Jan 2020 22:09 von Achim_Str.
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21 Jan 2020 19:06 #578070
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Gut ausgeruht geht es über die D608 nach Süden, am östlichen Rand der Klein-Karas Berge entlang. Eine abwechslungsreiche Pad die sich auch gut fahren lässt, kein Wellblech.



Unser Tagesziel ist die Hobas Campsite nahe des östlichen Rands des FishRiver Canyons. Nach der Anmeldung fahren wir direkt zum Aussichtspunkt, um zumindest noch brauchbare Sicht- (Fotografie)-Bedingungen zu haben.







Wir bleiben eine ganze Weile, spazieren am Rand der Schlucht. Ich setze mich eine Weile einfach hin und lausche der Stille - herrlich!

Weiter zum anderen Rand der Schlucht, wir gönnen uns eine Nacht in der Fishriver Lodge. Unterwegs ein Stop beim Canyon Roadhouse, die pitoresken Oldtimer sind schon sehr verlockend.







Die Fishriver-Lodge ist deutlich gehobener Standard, aber auch recht teuer. Die Chalets liegen direkt am Kraterrand.





Für die Nacht gibt es Ohrenstöpsel, die braucht es auch: Mit Dämmerungsende kommen starke Winde auf, die aus dem Canyon hochsteigen, 10 Schritt hinter dem Kraterrand merkt man nichts, an der Kante weht es heftig. Abend- und Morgendämmerung zeigen alle Nuancen der Farbpalette.



Mir gefallen die Mini-Tafelberge westlich des Canyons fast besser als die Schlucht von der Lodge Seite.







Die 14km An- und Abfahrt (einfach vom Abzweig der D463) ziehen sich, es geht verwinkelt zwischen Felsen, Bachbetten, teils Hügelab und -an dahin. Ohne Zeitdruck machts mir spass.
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