THEMA: Ersttäter - Lessons Learned -
10 Dez 2019 18:54 #575002
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  • turtle am 10 Dez 2019 18:54
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Liebe FoMis,
unser erster Namibia Urlaub ist vorbei :( Und – wir haben unser Herz verloren. Das, was Südafrika im letzten Jahr nicht gelungen ist, hat Namibia im Sturm (und das manchmal im wahrsten Sinne des Wortes) geschafft. Wir werden aber wohl 2 Jahre ins Land ziehen lassen, bevor wir zurückkehren (Zitat meines Lebensgefährten: „Sonst fahren wir nie wieder woanders hin.“). Ich habe hier im Forum einige wertvolle Tipps bekommen. Da wir eine recht typische Einsteigerroute gemacht haben (Windhoek – Sesriem – Swakopmund – Spitzkoppe – Brandberg – Etosha – Waterberg – Erindi) möchte ich keinen „klassischen“ Reisebericht verfassen, da ihr das bestimmt alles kennt. Aber die Eindrücke eines Ersttäters, sowie unsere persönlichen Lessons Learned möchte ich euch gerne mitteilen.

Flüge
Wir können ja ordentliche Sparfüchse sein (was, wenn man Flüge kompensieren möchte, schnell relativ wird). Von daher haben wir uns entschieden, auf unserem Weg nach Windhoek einen Stopp in London und einen in Johannesburg einzulegen. Und weil es noch günstiger war, auch noch auf zwei separate Tickets (DUS – LHR – JNB und JNB – WDH). Kann klappen und stressfrei sein, muss aber nicht. Nämlich, wenn der Flieger in London mit über einer Stunde Verspätung abhebt und man in Jo’Burg nur 2:50 Stunden Zeit eingeplant hat. Oder wenn SAA sich überlegt zu streiken und auf dem Rückweg den Flug WDH – JNB streicht.
Fazit Flüge: Den Stress brauchen wir so nicht nochmal.

Auto(verleih)
Wir haben über 4x4 Rentals den „typischen“ 4x4 Toyota Hilux mit Dachzelt gemietet. Die Abholung am Airport Windhoek klappte einwandfrei, unser Auto stand mit aufgebautem Dachzelt auf dem Hof und uns wurde alles sehr verständlich erklärt. Wir haben versucht, möglichst locker nicht jede kleine Macke anzumerken (hatten auch das Komplettpaket an Versicherung), konnten uns jedoch mit einem Reifen, der für unsere Begriffe nicht mehr sooo taufrisch aussah, und dem Steinschlag an der Frontscheibe nicht so ganz anfreunden. Bemerkung vom Vermieter: Das hält alles, vertraut mir.
Fazit Autoverleih: Es hat alles gehalten. 3 Wochen ohne jegliche Panne. Das nächste Mal versuchen wir, noch etwas entspannter zu sein.

Camping
Ich hasse campen! 1-2 Festivals pro Jahr sind für mich, mit mittlerweile 46 Jahren, das absolute Maximum. Aber gut, meinem Lebensgefährten zuliebe probiere ich es mal mit einem Dachzelt. Von 20 Nächten verbringen wir neun Nächte im Zelt, die restlichen in verschiedenen Unterkünften. In Sesriem und an der Spitzkoppe hatten wir aufgrund von Wind ziemliche Probleme, die Leiter zu fixieren. Aber insgesamt war ich total begeistert! Zum Zeltaufbau ein kühles Bier, den Sonnenuntergang auf einem weitläufigen Platz erleben, die Braai Stelle zu nutzen und nach Sonnenuntergang die Sterne zu sehen, meist kein Nachbar weit und breit – unbezahlbar! Ok, es gab auch Begegnungen mit Schakalen sowie einer Hyäne und Affen haben mehrfach in der Nacht an unserer eigentlich gut befestigten Mülltonne getobt – aber auch das gehört wohl dazu.
Fazit Camping:
Die perfekte Mischung, das machen wir wieder so! Nach ein paar Nächten im Zelt freut man sich auf ein sandfreies Bett und nach Nächten im Bett freut man sich auf den Sternenhimmel draußen. Ich kann mich leider nicht erinnern, wann die Idee mit den Guestfarmen im Laufe unserer Planung verloren gegangen ist. Dies werden wir definitiv beim nächsten Mal mit einbauen.
Zudem können wir die staatlichen Camps ohne große Einschränkung weiterempfehlen. Überall besticht die Lage. In Sesriem hätte ich die Dusche nicht unbedingt benutzen wollen, aber wenn es nur darum geht, möglichst früh durchs Gate zu kommen, braucht man die Dusche eh nicht. Und die meisten Plätze sind wirklich schön.
Die viele Kritik um Namutoni können wir überhaupt nicht nachvollziehen. Wir hatten 1 Nacht im Chalet, 1 Nacht im DZ gebucht, da es im Vorfeld online nicht anders verfügbar war. Vorort haben wir dann auf 2 Nächte im Chalet umgebucht und dies auch durch einen Rechenfehler zu einem sehr guten Preis bekommen. Das Chalet war eine der schönsten Unterkünfte, die wir in Namibia hatten.

Zur Route:
Vorab: Ich würde jedem Ersttäter unsere Route bedingungslos empfehlen. Wie auf all unseren Reisen haben wir uns bewusst für „weniger ist mehr Entspannung“ entschieden und es hat sich auch dieses Mal richtig angefühlt. Damit haben wir zwar weder den Fish River Canyon, noch Lüderitz gesehen und sind auch nicht die D707 (das stand zu Beginn alles mit auf der Liste) gefahren, mussten aber auch nicht jeden Tag X Kilometer abreißen und hatten den Luxus, an vielen Orten 2 oder gar 3 Nächte zu verbringen (und damit verbunden, entsprechend volle Tage).

Windhoek in Stichworten

Unterkunft:
Windhoek Gardens Boutique Hotel (geräumige, helle Zimmer; tolles Frühstück; gute Lage)

Restaurants:
++ Im Vorfeld hatten wir „versucht“ für den ersten Abend das Nyama zu reservieren; leider nie eine Rückmeldung erhalten. Auf Anfrage unserer Unterkunft stellte sich heraus, dass an dem Abend eine geschlossene Gesellschaft dort sei. Auf Empfehlung der Rezeption waren wir dann im Sicilia (war ok).
++ The Stellenbosch: Ehrlich gesagt, waren wir enttäuscht… Das Springbockfilet war trocken; das Beef Rumpsteak von mäßiger Qualität. Immerhin war der Wein („Synergy“ von Beyerskloof) sehr gut, den haben wir auf unserer Reise nochmal gekauft.

Unternehmungen:
++ Free Walking Tour mit Guidin Timy
++ Katutura Tour mit Erick (www.mwiyatours.com/), die mich tief bewegt hat, da ich wahrscheinlich keine ausreichende Vorstellung hatte, was Township wirklich bedeutet (und das, obwohl ich es „im Vorbeifahren“ an einigen Stellen der Erde bereits gesehen habe).

Interessant bei diesen beiden Unternehmungen war, dass beide uns ein komplett unterschiedliches Bild von der Stimmung im Land vermittelten. Timy, Ovambo, erklärte uns immer wieder mit einem Lächeln, dass ihr noch junges unabhängiges Land in den letzten 29 Jahren eine rasante, positive Entwicklung genommen habe… es sei kein Problem, unter den Stämmen zu heiraten… und mit all den Bildungseinrichtungen im Land habe nun jeder eine Chance. Ganz anders Erick, der – soweit ich mich erinner‘ – dem Stamm der Kavango (aus dem Caprivi Streifen) angehörte und auch nach Jahren in Windhoek und trotz Guide Tätigkeit nicht aus Katutura rausgekommen ist, anprangerte, dass seine Kinder nur mit immensem Weg zur nächsten Schule Zugang hätten und uns entgegenbrachte, dass sich vieles nur für Ovambos positiv geändert hätte.

Fazit Windhoek: Windhoek ist ok zum Ankommen, aber uns hat ein Tag dort gereicht. Wir haben im Vorfeld viel darüber diskutiert ob wir in ein Township gehen sollten. Ich würde es empfehlen, da auch das (oder vielleicht vor allem das) Windhoek/ Namibia ist.

*** Fortsetzung folgt ***
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10 Dez 2019 19:05 #575004
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  • wojnar am 10 Dez 2019 19:05
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Ich warte auf die Fortsetzung, auch wenn wir momentan Namibia gar nicht im visier haben.
Aber dein Bericht spricht mich an .....gerade so die fazits einer Reise finde ich oft interessanter als einen Bericht einer....wie du selbst sagst....standardroute
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11 Dez 2019 09:13 #575037
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  • Topobär am 11 Dez 2019 09:13
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Hallo Turtle,

die Eindrücke von Ersttätern finde ich immer wieder sehr interessant, da einem nach Jahrzehnten in Afrika dieser unverstellte Blick auf Namibia sicherlich verloren gegangen ist.


turtle schrieb:
Affen haben mehrfach in der Nacht an unserer eigentlich gut befestigten Mülltonne getobt – aber auch das gehört wohl dazu.
Affen verlassen nachts nicht ihren Schlafbaum. Das müssen andere Störenfriede gewesen sein.

Alles Gute
Thomas
Letzte Änderung: 11 Dez 2019 09:13 von Topobär.
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11 Dez 2019 09:26 #575041
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++ The Stellenbosch: Ehrlich gesagt, waren wir enttäuscht… Das Springbockfilet war trocken; das Beef Rumpsteak von mäßiger Qualität. Immerhin war der Wein („Synergy“ von Beyerskloof) sehr gut, den haben wir auf unserer Reise nochmal gekauft.
Das ist wirklich Schade, denn Stellenbosch (ihr wart im Restaurant, nicht im Market, oder?) zählt ja seit 10 Jahren zu den besten der Stadt und bietet mit das beste Preis-Leistungsverhältnis überhaupt. Ich hatte (und gehe sicher 2-3x im Monat dahin), erst 2x keine gute Erfahrung. Beides Mal wurden die gesamten Getränke (wir waren jeweils 6-8 Personen) von der Rechnung gestrichen, selbst die teuren Weine. War zumindest eine kleine Entschädigung. Im Zweifel immer den Manager Michael sofort ansprechen. Er ist sozusagen 24/7 vor Ort.

Also gebt dem Stellenbosch unbedingt beim nächsten mal eine weitere Chance!

Viele Grüße
Christian
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17 Dez 2019 21:01 #575458
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Das ist wirklich Schade, denn Stellenbosch (ihr wart im Restaurant, nicht im Market, oder?) zählt ja seit 10 Jahren zu den besten der Stadt und bietet mit das beste Preis-Leistungsverhältnis überhaupt.
Ja, das hatten wir auch mehrfach hier gelesen. Wir waren definitiv im Restaurant - aber klar, es bekäme eine zweite Chance von uns!
Affen verlassen nachts nicht ihren Schlafbaum. Das müssen andere Störenfriede gewesen sein.
Dann habe ich wirklich keine Ahnung, wer da nachts gewütet hat...

Hier nun meine Fortsetzung:

Noch eins vorab zur Route: Da ich mittlerweile auch mit Kopfschütteln hier lese, welche Strecken manche Menschen an einem Tag zurück legen zu wollen - eine lessons learned ist, dass wir keine Tagesrouten über 300 km mehr planen (unsere max. lag zum Glück auch nur bei ca. 340 km). Aber irgendwann ist man einfach durch.

Sesriem in Stichworten
- Auf dem Weg dorthin sind wir an der ersten Polizeikontrolle vorbeigekommen. Insgesamt haben wir nur zwei davon erlebt. Wir haben uns jedes Mal „schuldig“ gefühlt :ohmy:
- Zum Sonnenuntergang waren wir auf der Elim Düne. M.E. die einzige, die sich – ohne dass es nach Sonnenuntergang hektisch werden soll – lohnt.
- Die erste Nacht im Zelt war sehr stürmisch, es hat sogar eine Zeltstange gekostet, die wir ab sofort tapen mussten.
- Am nächsten Morgen um 5:15 Uhr ging dann der Run Richtung Düne 45 und Sossuslvei los. Wir wollten zuerst zu Big Daddy – und ja, wir haben uns festgefahren.
- Insgesamt waren wir von morgens 6:30 Uhr bis 9 Uhr dort. Damit hat man ausreichend Zeit und zum Schluss wurde es doch sehr heiß.

Fazit Sesriem:
Wenn man von allen Seiten gesagt bekommt „4x4 reicht nicht, nimm‘ den Reifendruck runter“ sollte man auch den Reifendruck runter nehmen ;) Dennoch war der NWR Mitarbeiter, der uns aufgegabelt hat, sehr nett und hat sehr verlässlich nach 2,5 Stunden wie vereinbart am Vlei auf uns gewartet und dass, obwohl er sein Auto eigentlich schon voll hatte.
Es gibt nicht „DIE“ Düne und nicht „DIE“ Tageszeit. Wir fanden es total klasse, morgens um 6:30 Uhr relativ allein vor Big Daddy zu stehen. Andere haben uns berichtet, dass es am späten Nachmittag ähnlich ist.

Swakopmund in Stichworten
- Unterkunft: Nach den ersten beiden Nächten im Zelt folgten nun 3 Nächte im Hotel a la mer, mit Balkon und frontalem Meerblick (sehr schönes Hotel, tolles Frühstück und die Lage einfach genial)
- Restaurants:
Uns haben alle drei Restaurants, in denen wir gespeist haben, sehr gut gefallen. In allen hatten wir Fischgerichte und Austern und es war jedes Mal ein Genuss.
o Ocean Cellar: Die Fish- und Seafoodplatter war wirklich lecker, insgesamt war mir persönlich das Restaurant aber schon zu chic ;-)
o Kückis: Obwohl es sehr nach Kneipe anmutete, war es ein sehr schöner Abend. Die lockere Atmosphäre hat uns sehr gefallen und die Küche weiss, was sie macht.
o The Tug: Allein der Location wegen einen Besuch wert.
Wir hätten gerne im Jetty 1902 gespeist, aber kurzfristig keinen Platz ergattern können. Wir waren lediglich am frühen Abend für ein paar Austern mal dort und ich kann nur sagen, „auf“ dem Meer zu sitzen ist schon grandios.
- Von Swakopmund aus haben wir zwei Touren unternommen, den Welwitschia Drive befahren und ansonsten einfach die Seele in der City und am Strand baumeln lassen. Ach ja, und hin und her überlegt, ob sich unsere Kamera wohl wieder vom Sesriem Sand erholt oder ob wir eine neue kaufen sollten (Spoiler: Wir haben eine neue gekauft und die alte hat durchgehalten).
- Die Little 5 Tour war für unsere Begriffe viel zu voll (18 Personen). Dennoch war es sehr unterhaltsam, lehrreich und den Michael Jackson Walk des Chamälions möchte ich nicht missen.
- Zudem waren wir mit Kevin und Graham auf Paddeltour zu den Seehunden. Beide führen diese Tour mit so viel Begeisterung durch, dass es einfach anstecken muss. Und so fanden auch wir uns im Kajak wieder und „come, come, come“ rufen bzw. „Alle meine Entchen“ und „Mama, musst doch nicht um deinen Jungen weinen“ singen um die verschiedenen Tonlagen auszutesten und zu sehen, auf was die Tiere am ehesten reagieren :laugh:
- Ach ja, und in Swakopmund bin ich dann endlich einem Nußverkäufer auf den Leim gegangen.

Fazit:
Swakopmund ist wirklich schön, um runter zu kommen. Die Standardtouren, die fast alle machen, sind auch einfach toll und empfehlenswert. Insbesondere haben alle Guides den Eindruck vermittelt, die Touren gerne zu machen.
Und wer Austern mag ist in Swakopmund erst recht am richtigen Ort.

Spitzkoppe in Stichworten
- Bevor wir zur Spitzkoppe aufbrachen waren wir noch in der deutschen Bäckerei Raith zweierlei Brot kaufen und dort in der Nachbarschaft haben wir uns noch mit Biltong neu eingedeckt.
- Auf dem Weg zur Spitzkoppe haben wir einen Umweg über Cape Cross gemacht und mittags ein Picknick am Strand von Henties Bay genossen.
- Angekommen an der Spitzkoppe gaben wir unser Fleisch an der Rezeption in die Kühlung und fuhren kreuz und quer übers Gelände, weil ein Platz einfach schöner als der andere war und wir uns überhaupt nicht entscheiden konnten. Am Schluss wurde es für die erste Nacht „The Bridge“ mit dem Wissen, dass wir am zweiten Tag nochmal wechseln werden.
- Zum Grillen hatten wir Besuch von einem Schakal
- Morgens sind wir nach einem späten Frühstück aufgebrochen, um den ALLERSCHÖNSTEN Platz zu finden. Es wurde dann 11 A, weil man einen endlosen Blick in die Weite hatte. Ok, endloser Blick ließ dann allerdings auch dem Wind am Abend freien Lauf…
- Anschließend haben wir erfolglos den Einstieg zur Pontos Route gesucht, sind dann einfach so drei Stunden durch die pralle Sonne gelaufen und haben immer wieder Blicke auf das Bergmassiv genossen.

Fazit Spitzkoppe:
Es lohnt sich! Auch, wenn man nur einen Tag hat um all die Farbspiele bei Sonnenaufgang und –untergang zu sehen und abends in gefühlter Einsamkeit die Sterne zu beobachten. Ach ja, seit unserer Wanderung weiss ich, dass die Dornen des Kameldornbaumes auch durch Trekkingschuhe gehen! Und – dass, wenn die Gegend so unglaublich schön ist, mir auch ein Trockenklo gar nichts ausmacht. Die open air Duschen an der Rezeption waren ein Traum.

Brandberg in Stichworten:
- Am Ankunftstag haben wir – nachdem wir sehr deutsch zwar nicht mit Handtuch, dafür aber mit Tisch und Stühlen die für uns schönste Campsite (Nr. 10) „reserviert“ haben – einfach nur am Pool entspannt und dabei ein paar Rock Shanties und Malawi Shanties genossen.
- Am nächsten Tag sind wir zur White Lady und hatten mit unserer Guidin Ines sehr viel Spaß (inkl. Klicklaute Lehrstunde, Erläuterung eines Elefanten Schlafplatzes, dem Bericht über die Löwen im letzten Jahr, des Aufzeigens, warum doch das Fremdgehen der Männer anders sei („don’t think about it – it makes you crazy“) als das der Frauen („Your man will shot the other guy“),…)
- Am Nachmittag sind wir mit Guide Patrick auf die Suche nach Wüstenelefanten gegangen. Ob die Idee, irgendwann aus dem Fahrzeug auszusteigen und die Suche zu Fuß mit Flip Flops auf einem Fels fortzusetzen, wirklich so gut war, weiss ich nicht… ok, aber wir haben sie gesehen!

Fazit Brandberg:
Für uns war die White Lady Lodge eine unwirkliche grüne Oase mitten im Nirgendwo. Ein paar weniger Rasensprenkler hätten es auch getan. Nur für eine Nacht hätten wir die Anfahrt zu umständlich gefunden (Zitat mein Lebensgefährte: „Das ist nicht die eingezeichnete D Straße, das ist doch ein Feldweg!“). Wenn man mind. 2 Nächte hat sollte man hier aber auf jeden Fall hin. Neben Spitzkoppe war dies für mich die schönste Campsite. Auch hier war es wieder problemlos möglich, Dinge aus dem Kühlschrank in der Kühlung der White Lady Lodge zu deponieren.

Hobatere in Stichworten:
- Dazu fällt mir gar nicht viel ein… Hobatere fanden wir leider etwas enttäuschend. Während unserer Anfahrt sahen wir kein einziges Tier, bei unserem im Voraus gebuchten Afternoon Drive standen wir nicht auf der Liste des Drivers, die „Ausbeute“ war eher mau, die zwei weiteren Mitfahrer sehr geschwätzig, das Essen war nur ok, der Bungalow ebenso und abends wurde das Feuer nicht angezündet.
Kein Fazit.

Etosha in Stichworten:
Nun, für Etosha reichen eigentlich keine Stichworte… Ebenso – und doch anders – wie im letzten Jahr im Krüger Nationalpark waren wir auch hier geflasht.
- Wie im letzten Jahr im Krüger wurden wir kurz nach der Einfahrt bereits von Giraffen empfangen (wir gehen nun davon aus, dass es am Eingang zu Nationalparks immer Giraffen gibt ;-) ) … dann kam allerdings lange Zeit nichts…
- Anders als im letzten Jahr im Krüger kamen entlang des Weges eher wenige Tiere. Dafür wurde Geduld an den Wasserlöchern fast immer reich belohnt.
- Am ersten Tag sind wir zum Galton Gate rein und wollten zum Andersson Gate wieder raus. Völlig die Zeit vergessen haben wir am Ausguck von Olifantsrus den kommenden und gehenden Elefanten beim Wasser und Staub Bad zuzuschauen, zu beobachten, wie sich die anderen Tiere verhalten – unbezahlbar.
- Am Ende des ersten Tages bekamen wir bei Okondeka noch einen wunderschönen Löwen zu Gesicht.
- Da bei unserer Buchung 7 Monate vor der Reise kaum Unterkünfte im Park verfügbar waren, haben wir die erste Nacht auf der Eldorado Guest Farm verbracht. Die weiteren beiden Nächte hatten wir erst ein Bush Chalet, dann ein Doppelzimmer in Namutoni gebucht. Vor Ort konnten wir für wenig Geld (Rechenfehler!) auf zwei Nächte im Bush Chalet upgraden.
- Auf der Eldorado Guest Farm erlebten wir abends den einzigen Regen während unserer drei Wochen.
- Am zweiten Tag standen wir bereits vor Öffnung am Andersson Gate, ausgestattet mit einem Frühstückspaket von der Eldorado Guest Farm. Dieses haben wir am Wasserloch Gemsbokvlakte in Gesellschaft von vielen Antilopen, Gnus und Zebras verspeist.
- Später konnten wir am Wasserloch Chudop ein Bad von ca. acht Hyänen beobachten.
- An „unserem“ Wasserloch (Namutoni) war hingegen nie etwas los. Immerhin waren die Sonnenuntergänge dort sehr schön.
- Mittags waren wir in Halali. Dort hat es uns gar nicht gefallen, es war sehr überlaufen und eine Massenabfertigung.
- Auch am zweiten Tag haben wir wieder ausreichend Katzen gesehen. Einmal eine Löwin mit drei Jungen, die sich sehr zum Leidwesen vieler anderer Tiere im Schatten eines Baumes vor ein Wasserloch platziert hatten. Danach konnten wir einen Leoparden im Innenleben eines Richtungssteins ausmachen und später kreuzte nochmals ein Löwe unseren Weg.
- Gut gefallen hat uns auch das Wasserloch Andoni – riesige Herden von Streifengnus, Zebras und Antilopen, dazu ein paar Pumbas und eine einzelne Giraffe.

Fazit Etosha:
Sofern man sowohl den Ost- als auch den Westteil sehen möchte, sollte man mindestens drei volle Tage einplanen. Aber auch selbst dann, wenn man in einem Teil des Parks bleibt, sind drei Tage eigentlich nichts, denn: Häufig ist es auch Glück ob man etwas sieht. So sind wir einen Abend zum Wasserloch Klein Namutoni gefahren und es war gähnende Leere. Eine Dik-Dik-Drive Runde später war die Wasserstelle mit einer riesigen Herde Elefanten belegt. Diese haben sich später sogar noch eine Revierverteidigung mit Spitzmaulnashörnern geliefert.
Weiteres Fazit für mich persönlich ist, dass die staatlichen Camps auch in Namibia völlig ok sind. Und der Vorteil, direkt im Park zu sein, ist für mich durch nichts zu ersetzen. Zwar hat sich auch diesmal ein frühes Aufstehen nicht ausgezahlt, aber die Möglichkeit, mittags eine Pause zu machen und doch ohne Anfahrt am Nachmittag wieder los zu können, ist ein großer Vorteil. Von Namutoni waren wir insgesamt sehr angetan. Das nächste Mal bleiben wir hoffentlich ruhig bei der Buchung. Zwei Tage vor Anreise in den Etosha war in fast allen Camps wieder etwas frei.

Waterberg in Stichworten:
- Unsere Ankunft am Waterberg war eher enttäuschen, da wir eine sehr kleine Campsite zugewiesen bekamen.
- Nach drei Nächten und zwei vollen Tagen mussten wir jedoch sagen, dass der Aufenthalt dort so entspannend und entschleunigend war!
- Am ersten Tag haben wir den Dassie Trail mit dem Andersson Trail verbunden, dort gab es wunderschöne Ausblicke!
- Am Morgen des zweiten Tages haben wir dann das Rhino Tracking mitgemacht. Naja… Man läuft eben zwei Stunden durch die Sonne um dann die getrackten Rhinos beim Grasen zu sehen, es werden Fotos angeboten und anschließend steht ein Fahrer für die Rückfahrt parat.
- Am Abend hatten wir dann den Sundowner auf dem Plateau gebucht und sowohl der Aufstieg als auch den Sonnenuntergang von oben zu beobachten war atemberaubend.

Fazit Waterberg:
Auf dem Campingplatz war ein ständiges Kommen und Gehen, die meisten sind nur eine Nacht geblieben. Ich kann wirklich nur jedem empfehlen, sich mehr Zeit für diese Gegend zu nehmen, sie abzulaufen und auch einfach die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen.
Ach ja, nach 3 Tagen ohne angelassenen Motor mussten wir feststellen, dass es unsere Kühlbox bis auf 29 Grad schafft :(


Erindi in Stichworten

Spoiler zum Fazit: Wir sind nicht Erindi.
- Erindi hat bei uns sehr gemischte Gefühle hinterlassen. Wir hatten die „unterste“ Chalet Kategorie gebucht und waren eher negativ überrascht. Ein Upgrade haben wir dennoch als zu teuer empfunden.
- Wir sind natürlich private-game-resort-unerfahren, aber eine self driving Aktion wird einem wirklich sehr schwer gemacht. Muss man also zum Elephant Camp die permit holen um dort dann eine der ausgewiesenen self driving Routen zu fahren.
- Erindi wirbt ja mit 24 Aktivitäten, die sie angeblich anbieten. De facto sind es meines Erachtens jedoch nur zwei – der morning und der afternoon drive. Alles andere (wir hätten gerne einen night drive gemacht) wird nicht aktiv beworben. Fragt man danach, erhält man die Antwort, dass es 2800 NAD koste, da es ja eine private tour sei. Aktiv nach Mitfahrern sucht man an der Rezeption nicht.
- Generell hatte ich den Eindruck, dass man an der Rezeption aktiv eher nichts für die Gäste macht. Warum auch – in unseren zwei Nächten waren jedes Mal zwei Reisegruppen dort.
- Ja… die Reisegruppen. Eigentlich etwas, was wir in unseren Urlauben ja meiden möchten. Dies ist auf Erindi jedoch nicht möglich. Und dann gibt es eben auch viel Geschnatter am Wasserloch… (was in Erindi eigentlich sehr schön angelegt ist)
- Nachdem wir nicht gewillt waren, den night drive als private tour zu buchen haben wir einen afternoon drive mitgemacht. Da fahren dann eben ca. 10 Autos zur gleichen Zeit los… Und dennoch: Der Drive war ein unvergessliches Erlebnis. Unser Guide Peter hat wirklich viel zum Verhalten der Tiere erzählt und der Anblick des Löwenrudels war schon faszinierend.
- Ebenso lobend erwähnen muss man auf jeden Fall das sehr, sehr gute Essen im Restaurant. Obwohl eben wieder Buffet – das war schon eine Klasse für sich. Wobei ich mich dennoch frage, ob 10 Minuten vor Ende der Essenszeit wirklich nochmal alles komplett aufgefüllt werden muss.

Fazit Erindi:
Man muss sich drauf einlassen, bzw. „in die Hände“ von Erindi geben, dann ist es famos. Sofern man aber etwas abweichend vom Standardprogramm möchte, ist es schwierig. Wir werden eher keine Wiederholungstäter.

Und dann waren drei Wochen auch schon vorbei. Naja, fast wäre unser Aufenthalt noch etwas länger geworden, da unser SAA Flug am nächsten Tag gestrichen wurde. Aber das ist eine andere Geschichte…
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18 Dez 2019 20:59 #575529
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  • alex9999 am 18 Dez 2019 20:59
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Danke, ein sehr interessanter Ueberblick. Wir starten unsere Ersttaetertour Weihnachten. Und oh Wunder, fast die gleiche Strecke. Allerdings haben wir ,da es wohl scheinbar zu dieser Zeit empfehlenswert ist, alles schon vorgebucht.
Ausser zwei Naechte zwischen Swakop und Etosha, da sind wir noch "frei". Daher interessant ueber Spitzkoppe und Brandberg zu lesen. Ich hoffe, dass dort auch kurzfristig eine Campsite moeglich ist.
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