Tag 7 08.10.2019
Hoanib 2. Chance
und wir finden einen Weg wo es keinen gibt.
Wir wachen früh auf und … was haben wir für ein Glück . Es weht kein Wind und die Sonne scheint.
Hatten wir gestern schon überlegt, den Hoanib frühzeitig zu verlassen, so wollen wir nun bei diesem schönen Weter ihm noch eine 2. Chance zu geben.
Wir beschließen:
Heute wird ein guter Tag!!
Wir nehmen von Elephant Song aus gesehen den nördlichen Track, der nicht so nass ist.
Das ist die Landschaften, die wir hier so lieben.
Als erstes sehen wir wieder riesige Kuhherden.
Ich steige sogar kurz aus, um sie zu fotografieren. Nichts Besonderes für Leute, die keine Angst vor Kühen haben … aber ich habe Angst vor Kühen!
Bei schönem Licht entdecken wir Springböcke, Affen mit Nachwuchs … der Hoanib scheint gegenüber gestern wie ausgewechselt.
Ganz ruhig und langsam lassen wir diese veränderte Sichtweise auf uns einwirken, dann hören wir ein leises Geräusch und sehen, dass unsere Windschutzscheibe gerissen ist - warum auch immer auf dieser Strecke - wahrscheinlich haben sich vorhandene Steinschläge vereint - Spannungsriss.
Dies stört uns erstmals nicht weiter und wir setzen unsere Fahrt langsam Richtung Westen fort. Dann fällt uns ein kleines grünes Schild mit den Buchstaben „HVC“ ins Auge. Zuerst denken wir an ein Treffen irgendeiner Gruppe. Die Durchfahrt, in die dieses Schild zeigt ist nicht breiter als unser Auto.
Wir sind neugierig, bzw.
Jürgen ist neugierig und schon steuert er unseren Wagen durch diese schmale Schlucht, die gerade so breit wie unser Wagen ist. Genaue Koordinaten habe ich dazu nicht.
Wir gelangen auf eine Hochebene, die wie wir später feststellen zwischen Obias und Hoanib liegt.
Hier ist es fantastisch schön.
Wir entdecken eine Zeltlodge … und natürlich fährt Jürgen hin.
W-Lan, Satellitenempfang , alles sieht sehr nobel aus. Wir erfahren dass HVC für Hoanib Valley Camp steht und von Natural Selection betrieben wird. 6 Zelte gibt es mit Blick auf ein schönes Tal, Safari-Fahrzeuge, Bar … alles vorhanden.
Mit gemischten Gefühlen fahren wir weiter.
Unsere Gedanke:
Tja, nun hat der Pauschaltourismus auch die entlegenen Trockenflüsse erreicht.
Natürlich fahren wir noch etwas durch dieses malerische Tal, sehen Strauße und Oryx und treffen irgendwann in Richtung Westen auch wieder auf den Hoanib.
Unsere weitere Fahrt führt uns nun Richtung Amspoort.
Und dann endlich … ich kann unser Glück kaum fassen, entdecken wir unseren ersten Wüstenelefant im Hoanib.
Und nicht genug, nun kommt auch noch eine Elefantenkuh mit Nachwuchs. Herrlich .
Lange bleiben wir stehen, beobachten wir das Kleine sich im Schatten eines Baumes bei der Mutter stärkt. Dann ziehen die Beiden weiter und wir auch.
Doch wir kommen nicht weit, denn nun kommt schon wieder eine Elefantenkuh mit Jungen.
Sie kommen so nahe an unserem Auto vorbei, dass mein Tele-Objektiv nun wirklich fehl am Platz ist.
Wenn Elefanten zu uns kommen bin ich meist tiefenentspannt.
Sie queren vor uns, verschwinden in den grünen Büschen und sind binnen kurzer Zeit unsichtbar.
Ein paar Giraffen stehen noch malerisch am Wegesrand.
Dann erreichen wir den Amspoort Viewpoint.
Hier machen wir eine kleine Zwischenrast und genießen noch völlig glücklich unser 2. Frühstück.
Nun gilt es den Plan für die Weiterfahrt zu machen.
Wir nehmen unsere Papierkarte von T4A von 2013 heraus. Unser Ziel ist die Übernachtung am Signal Hill. Doch wollen wir den Hoanib nun nicht nochmal zum 3. Mal fahren.
Die Frage ist, wie kommen wir dort hin?
In der Papierkarte ist ein Weg eingezeichnet. Diese Strecke gefällt uns und wir machen uns auf den Weg.
Das Blöde daran ist nur, dass die T4A Karte auf dem Navi diesen Weg nicht zu kennen scheint bzw. dass es diesen Weg nicht gibt.
Was für ein Blödsinn denken wir uns.
Wenn da ein Weg war, wird es diesen auch jetzt noch geben. Und da mein Mann nicht gerne zurück fährt, vertrauen wir unserem Navigationssinn und machen uns auf den Weg Richtung Puros.
Anhand der Papierkarte sehen wir, wo ungefähr wir abbiegen müssen. Tatsächlich geht etwa dort, wo wir es vermuten eine Fahrspur ab. Dieser folgen wir nun.
Zu Beginn ist diese auch einfach zu fahren, sie wird jedoch immer ansspruchsvoller. Diese Aufnahme entsteht am Anfang des Weges.
Danach steht mir der Sinn nicht mehr nach Fotografieren, sondern ich denke nur noch
„Wie kommen wir da wieder raus“.
Die Spur, wenn wir sie mal nennen wollen, führt in die richtige Richtung. Wir gelangen an ein Trockenflussbett, hier ist es sehr tiefsandig und wir hoffen, hier nun endlich den auf der Papierkarte eingezeichneten Weg gefunden zu haben. Doch nach kurzer Fahrt im Flussbett versperrt uns eine Steinwand die Weiterfahrt.
Also wieder zurück.
Wir fahren nun aus dem Flussbett heraus auf die Geröllhügel - Hügel hoch - Hügel runter.
Jürgen fährt immer bis an die Abruchkante, um zu sehen wo es weiter gehen könnte. Ich bekomme jedes Mal fast einen Herzinfark.

Am liebsten würde ich aussteigen!! Aber was dann.
Nach etlichen Hügeln und Tälern finden wir eine Passage zum Runterfahren. Nun trennt uns nur noch ca. 1 m vom Flussbett. Diesmal steige ich aus und weise Jürgen ein. Geschafft!!!
Lt. Karte liegt nun nur noch der Fearless Pass zwischen uns und unserem Ziel. Dieser ist im Gegensatz zu dem was wir vorher erlebt haben der reinste Kindergeburtstag.
Vor einer Anhöhe steht eine Giraffe mitten auf dem Weg auf dem Hügel und schaut uns lange an.
Sie denkt bestimmt auch
„welche Volldioten fahren denn diesen Weg“.
Geschafft, vor uns liegt die Giribes Plains, nun kennen wir uns wieder aus. Wir sind erleichtert.
Unser Ziel, der Signal Hill ist in Reichweite.
Doch welche Ernüchterung.
Wir kennen den Platz aus einer unserer vorherigen Reisen. Damals fanden wir diesen Platz nur schön und auf gewissen Weise magisch.
Heute ist er übersät mit „Kuhscheiße“ (sorry für die Wortwahl) und damit verbunden mit vielen Fliegen.
Und dann auch noch das.
Wer in aller Welt muss sich an einem solchen Ort so verewigen?
Da frage ich mich doch:
"Wer sind nun hier die wirklichen Vollidioten?"
Mittlerweile ist es 17.00 Uhr und eine Entscheidung muss her.
Hier wollen und werden wir nicht bleiben.
Unsere Lösung ist, auf die D3707 zu fahren und von dann wieder in den Ganamub, um uns dort in einem Seitental ein Nachtlager zu suchen.
Die Zeit drängt.
Wir passieren ein unbesetztes Toll Gate ohne schlechtes Gewissen, da wir ja unser Permit haben. Finden es aber gut, dass (wenn auch unbesetzt) dass es dieses Gate gibt.
Nach längerem Suchen finden wir einen Platz, der und gefällt.
Die Sonne geht langsam unter und wir richten uns gemütlich ein.
Ein langer Tag mit vielen Eindrücken geht zu Ende.
Und morgen geht es durch die Khowarib Schlucht.
Liebe Grüße