20. Kapitel: Abschiedsgrüße
05.08.2019
Heute heißt es Abschied nehmen vom südlichen Afrika. Diese Nacht werden wir bereits hoch über den Wolken auf dem Rückflug gen Deutschland verbringen – eine befremdliche Vorstellung.
Als Abschiedsgeschenk darf ich heute auf einen letzten Gamedrive gehen, meine Frau bleibt mit den Kindern in der Unterkunft, damit die Kleinen am Reisetag nicht so früh aus den Federn müssen.
Einmal mehr sage ich Danke dafür, dass du mir so Vieles ermöglichst.
Ich mache mich ausgehfertig und genehmige mir einen Schluck, um die Sichtungsfee milde zu stimmen.
Und dann setze ich mich vor die Hütte und harre der Dinge, die da kommen werden.
Der bestellte Gamedrive-Wagen verspätet sich etwas und holt mich erst um kurz vor sechs Uhr ab. Ich bin der erste Gast, der heute das Auto besteigt. Wir fahren dann aber noch zu einer weiteren Unterkunft, die nur einige Straßen entfernt liegt, um eine vierköpfige indische Familie, die in Botswana wohnt, abzuholen. Leider hat diese verschlafen und wir warten bestimmt eine Viertelstunde, bis die vier endlich zugestiegen sind. Meine Laune war schonmal besser… Private Touren haben definitiv ihre Vorteile…
Erst um 6:20 Uhr erreichen wir schließlich das Sedudu-Gate. Positiv betrachtet hat das den Effekt, dass die meisten geführten Touren bereits im Park unterwegs sind und wir nicht im gefürchteten Konvoi an die Riverfront fahren.
Dort zeigt sich recht wenig Wild. Ein erster Stopp erfolgt an einem Büffel, der in der letzten Nacht verstorben sein muss. Einzig ein Schabrackenschakal hat das Festmahl bereits ausgemacht und kann sein Glück wohl kaum fassen. Immer wieder sichert er die Umgebung, um dann fleißig kleine Stücke aus dem toten Tier herauszureißen.
An und in den Tümpeln am Flussufer zeigen sich (juvenile) Waffenkiebitze, Nimmersatte, Jacanas und Rotschnabelenten.
Ansonsten lässt sich direkt am Ufer am heutigen Morgen nichts Nennenswertes sehen.
Als wir uns vom Ufer verabschieden, treffen wir bald auf eine kleine Ansammlung von Fahrzeugen. Tief in den Büschen kann man ein Löwenpärchen ausmachen, das aber, kaum sind wir an Ort und Stelle, sich weiter zurückzieht und unsichtbar wird. Es entstehen nur unscharfe und total verbuschte Bilder, die bereits ihren Weg ins digitale Nirvana gefunden haben…
Wir setzen die Fahrt fort und kommen bald an die Stelle, an der wir gestern das Löwenrudel gesehen haben. Nachdem wir die Umgebung abgesucht haben und gerade wieder abfahren wollen, schreitet plötzlich eine Löwin über die Hügelkuppe und aus dem dichten Busch stürzen drei Halbwüchsige hervor, die ihre Mutter ungestüm begrüßen. All das findet in recht großer Distanz statt, lässt sich aber durch die Offenheit der Landschaft zu meinem Glück gut beobachten.
Die Löwen machen es sich an einem alten Termitenhügel gemütlich. Die Halbwüchsigen tollen dabei immer wieder wild herum und spielen miteinander. Das zu beobachten macht großen Spaß. Auf diese Distanz scharfe Fotos von dem Geschehen zu machen, gestaltet sich aber eher schwierig.
Nach einer ganzen Weile erhebt sich die Mutter und zieht in den dichten Busch davon. Nach und nach folgen die Jungtiere und bald ist nichts mehr von den vier Löwen zu sehen.
Als nächstes begegnen wir einer Pavianrotte direkt an der Pad. Vor allem ein Jungtier beäugt uns neugierig aus Mutters schützendem Schoß.
Wir setzen den Weg zum unvermeidlichen Picknickplatz fort, den wir einmal mehr mit recht vielen Fahrzeugen teilen müssen. Man ist ja schon daran gewöhnt. Ich freue mich darüber, hier einen Bradfield’s Toko aus geringer Distanz ablichten zu können. Ansonsten verläuft die Pause – wie sollte es auch anders sein – unspektakulär.
Als wir wieder im Auto sitzen, fange ich an, Abschied vom Chobe zu nehmen. Unaufhaltsam nähern wir uns dem Sedudu-Gate.
Dabei kommen wir an den letzten Elefanten dieser Reise vorbei und ich sage leise Adieu.
Auch Büffel lassen sich nochmal direkt neben der Pad sehen.
Als ich gerade damit beschäftigt bin, trotz des hier vorherrschenden dichten Bewuchses einige Portraits der Tiere zu machen, ruft unser Fahrer plötzlich, dass sich weiter vorne ein Leopard befinde!
Hastig lassen wir also die Büffel zurück und kommen nach vielleicht zweihundert Metern zu einer Stelle, an der die Pad ganz schmal ist und durch dichtes Buschwerk führt. Weiterfahren könnten wir hier sowieso nicht, denn die Straße ist durch einige Fahrzeuge blockiert, deren Insassen den Leoparden wohl bereits gesehen haben. Wir können das Tier nicht ausmachen. Vielleicht ist es von einem der Autos vor uns gut zu sehen…
Nach kurzen Momenten des emsigen Suchens und angespannten Wartens setzt sich der Leopard – für uns unsichtbar – in Bewegung und verzieht sich in ein Gebüsch, das direkt neben unserem Fahrzeug ist. Durch das dichte Laubwerk können wir die schöne Raubkatze jetzt gut erkennen. Sie befindet sich vielleicht zwei bis drei Meter von uns entfernt und lässt sich trotz der üppigen Vegetation portraitieren.
Nach einigen Minuten setzt der Leopard sich wieder in Bewegung und macht sich auf, die Straße hinter unserem Fahrzeug zu queren. Dabei kann ich ihn für kurze Momente völlig unverbuscht sehen. Er ist jedoch nach wenigen Augenblicken so nah, dass meine gewählte Brennweite keine Gesamtaufnahmen mehr zulässt.
Schnell ist der Leopard auf der gegenüberliegenden Seite verschwunden. Ich bin glücklich – was für ein Höhepunkt kurz vor Ende der Safari! Ein schöneres Abschiedsgeschenk könnte ich mir kaum vorstellen.
Bald durchfahren wir das Sedudu-Gate und ich werde nach dem kurzen Transfer bei unserer Unterkunft abgesetzt.
Es folgt noch ein allerletztes Kapitel - und dann ist Schluss.