3. Kapitel: Der große weiße Platz (Teil 1)
19.07.2019
Die Nacht war wieder ruhig und erholsam und wir werden nach dem Aufwachen erneut vom Strahlen der Morgensonne empfangen.
Gemütlich geht es zum Frühstück, das sich im Vergleich zu anderen Unterkünften eher einfach gestaltet – so werden heute z.B. keine Eiervariationen angeboten. Schlimm finden wir das aber nicht.
Auch heute lassen wir uns Zeit und packen gemütlich unseren Kram zusammen, um dann am späten Morgen gen Outjo aufzubrechen, wo wir vor unserer Woche im Etosha noch einmal volltanken und einkaufen wollen.
Gegen 12 Uhr erreichen wir das Städtchen und kehren erstmal in der Outjo Bakery zum Mittagessen ein. Wir werden sehr freundlich bedient und die Qualität der bestellten Speisen ist wirklich überaus gut. Hier würden wir jederzeit wieder eine Rast machen.
Überhaupt geht es in Outjos Zentrum sehr entspannt zu. Auf dem Parkplatz werden wir völlig in Ruhe gelassen und der Einkauf im Superspar verläuft zügig – die große Auswahl an Waren hilft dabei, der Mangelverwaltung in den Shops der Rastlager im Etosha vorzubeugen.
Dann geht es auf der C38 schnurgerade nach Norden zum Andersson Gate, das wir um 14.30 Uhr erreichen.
Wir sind gespannt, was uns in der kommenden Woche im Nationalpark erwarten wird und ganz aufgeregt, als wir nach der Registrierung am Gate aufbrechen dürfen. Welche Tiere werden uns als erste begegnen? Wie wird die Landschaft aussehen?
Kurz nach dem Gate biegen wir zum nahen Wasserloch Ombika ab und bekommen einen ersten Eindruck der graslosen Ödnis, die uns in weiten Teilen des Parks erwarten wird. Überall sind nackte Erde oder Gestein zu sehen – es ist extrem staubig. Diese ersten Eindrücke dämpfen die Wiedersehensfreude stark. Wir konnten uns zwar in etwa denken, was uns erwarten wird, aber es dann mit eigenen Augen zu sehen, ist etwas ganz Anderes.
Eine einzelne Giraffe hält sich in der Nähe der Wasserstelle auf. Unsere Große ist zufrieden: Sie hat ihr Lieblingstier als erste Sichtung des Tages bereits auf der Haben-Seite. Die Wasserstelle selbst scheint ausgetrocknet zu sein – denn auch bei Besuchen in den nächsten Tagen findet sich hier fast kein Wild.
Wir drehen um und nehmen die Teerstraße nach Okaukuejo. Rechts und links fällt das fehlende Gras überall ins Auge. Belaubte Mopanebüsche bietet dem Auge zwar etwas Abwechslung, aber auch sie können die am Boden herrschende Kargheit nicht verbergen. Solche Eindrücke hatten wir nicht einmal, als wir vor einigen Jahren im Oktober dem Etosha besucht haben. Und jetzt ist Mitte Juli!
Wo kein Gras ist, ist wenig Wild. Nach dieser Devise gestaltet sich der weitere Weg ins Rastlager, das wir entsprechend zügig erreichen.
Weit weniger zügig läuft es an der Rezeption ab. Wir müssen uns in recht lange Schlangen einreihen und erkunden währenddessen schonmal abwechselnd die nähere Umgebung und besuchen das Wasserloch.
Okaukuejo steht in recht krassem Kontrast zu dem das Camp umgebenden ausgedörrten und von weißer Farbe dominierten Land. Innerhalb der Mauern des Rastlagers wird bewässert und entsprechend grün präsentiert sich die Anlage. Aus diesem Grund treffen wir auf unseren kleinen Streifzügen auf eine vielfältige Vogelschar, die vom Schildraben über Gelbschnabeltokos und Weißscheitelwürger bis hin zu schönen Rotbauchwürgern reicht.
Am Wasserloch selbst sind einige Zebras anwesend. Die Tiere haben einen weiten Weg zwischen der Wasserstelle und verbleibenden Weideflächen zurückzulegen. Die Umgebung des Wasserlochs gleicht bis zum den Blick begrenzenden Busch einer Mondlandschaft.
Beim Einchecken erhalten wir ein Upgrade auf ein kleines Chalet mit zwei Zimmern. Als wir gebucht hatten, war nur ein Doppelzimmer frei. Diese Umbuchung nehmen wir gern in Kauf und finden ein gepflegtes kleines Häuschen vor, in dem wir gern die Nacht verbringen. Schade, dass es nur eine sein wird, denn am Folgetag war zur Buchungszeit nichts in Okaukuejo mehr zu bekommen.
Wir entschließen uns, den späten Nachmittag für eine kleine Ausfahrt zu den Wasserstellen Nebrowni, Gemsbokflakte und Olifantsbad. An diesen drei Wasserlöchern hatten wir bei den letzten Besuchen eigentlich immer schöne Sichtungen.
Und auch in diesem Jahr, in dem so Vieles anders ist, werden wir nicht enttäuscht.
Als wir Nebrowni erreichen, können wir leicht einen riesigen Elefantenbullen erspähen, der im Wasserloch seine nachmittägliche Dusche nimmt. Den weißen Riesen dabei zu beobachten, ist ein wunderbares Erlebnis, das uns von der umgebenden Ödnis ablenkt.
Als sich der Elefant verabschiedet, rumpeln wir weiter gen Gemsbokflakte. Dabei ist „rumpeln“ ganz bewusst gewählt, denn die Pad ist in einem unterirdischen Zustand und teilweise trotz der Federung des Landcruisers nicht mit Freude zu befahren – erst als wir in Namutoni sind, werden sich die Grader des privat finanzierten Straßensanierungsprojekts in Bewegung setzen.
Auch fahren viele Mitreisende mit sehr hoher Geschwindigkeit, wohl um über das Wellblech zu „fliegen“. Dass in Etosha 60 km/h erlaubt sind, erscheint uns überhöht. Manch einer hält sich augenscheinlich aber nicht einmal an diese großzügige Begrenzung und so wird gestaubt, was das Zeug hält – zum Leidwesen der Flora in Straßennähe, die von einer dicken Staubschicht überzogen ist. Man kommt sich vor wie in einem Schwarzweißfilm…
Zwischen den Wasserstellen ist wenig zu entdecken – es fehlt einfach an Nahrung auf den offenen Ebenen. Einige Springböcke sind natürlich präsent und wir sehen erstaunlich viele Strauße. Aber ansonsten fahren wir kilometerlang durch tierlose Ödnis.
In der Nähe von Gemsbokflakte erblicken wir dann ganz erfreut ein S.N., das schnurstracks auf die Wasserstelle zuhält. Zuerst begleiten wir es langsam und machen einige Bilder.
Dann entschließen wir uns, am Wasserloch auf das Tier zu warten. Währenddessen vertreiben wir uns die Zeit mit der Beobachtung einer quirligen Fuchsmanguste.
Leider geht unsere Rechnung nicht auf, denn kurz vorm Überqueren der Pad wird dem Dickhäuter von zwei Lodgefahrzeugen der Weg abgeschnitten – sie stellen sich dem Tier tatsächlich genau in den Weg. Das N. ist sichtlich irritiert und zieht sich in den nahen dichten Busch zurück und kommt auch nicht mehr darauf hervor. Schade.
Für Olifantsbad ist es schon zu spät und so fahren wir den gleichen Weg zurück, den wir gekommen sind.
Bei Nebrowni ist abgesehen von dieser South African Shelduck (?) nichts los.
Im stetig schöner werdenden Licht begegnen wir zu unserer Freude ganz nah an der Pad noch einem weiteren S.N., das friedlich äst.
Mit zwei S.N.-Sichtungen auf dieser ersten kleinen Ausfahrt sind wir mehr als zufrieden, denn um Okaukuejo haben wir bisher noch nie diese Tiere bei Tageslicht entdecken können und uns immer schon darüber gewundert, woher sie nach Sonnenuntergang plötzlich in so großer Zahl zum Trinken erscheinen…
Auch ein Schabrackenschakal lässt sich sehen.
Kurz vor Toresschluss um 18.30 Uhr erreichen wir Okaukuejo und freuen uns auf einen hoffentlich sichtungsreichen Abend am dortigen Wasserloch.