11. Juni 2019 // Desert Camp, Sesriem -
noch sind die Tiefs nicht überstanden
Als ich aufwache, fühle ich mich im Gegensatz zu gestern als könnte ich Bäume ausreißen. Beide haben wir keinen Plan, was mich da so umgehauen haben könnte. Als wir in die Rezeption und in den Frühstücksraum gehen, fragt mich wirklich jeder, ob es mir besser geht und eine der jungen Frauen rät mir tunlichst dazu, einen Arzt aufzusuchen. Hat sich anscheinend ganz schön herum gesprochen.
Vorsichtshalber frühstücke ich bloß Cornflakes mit Milch, daher fällt unser Frühstück relativ kurz aus. Danach schauen wir noch einmal nach den Erdmännchen, aber die starten ihren Tag wohl heute woanders. Also checken wir aus und werden noch herzlicher verabschiedet als wir empfangen wurden. So ein toller Ort!
Am Tor verabschiedet uns der Angestellte ebenso nett und wir biegen in die Richtung ab aus der wir vor zwei Tagen gekommen sind. Ich schalte unser kostenloses Handy Navi maps.me an, um zu schauen, wie lange wir nach Marienthal brauchen sollten und bin verwirrt. Wir fahren doch tatsächlich in die falsche Richtung! Na, zum Glück haben wir das schon nach wenigen Kilometern gemerkt - in Namibia kann man eben ganz schnell mal 50 Kilometer falsch fahren ohne es zu merken.
Unterwegs merke ich langsam, dass ich dieselben Magenschmerzen wie am Vortag bekomme und ab da kann ich die Fahrt nicht mehr genießen. In Marienthal springe ich nur schnell in den Spar und weiter geht's. Immer wieder plagen mich Krämpfe und mein Körper ist schlapp. Hier mal ein ganz großes Kompliment an Mama Petra, die uns einfach überall sicher hinfährt und das obwohl ich als Beifahrer mehr als einschläfernd bin.
Einzig der Tsaris Pass kann mich für kurze Zeit begeistern, aber die letzten 50 Kilometer bis zum Camp werden die Hölle. Übelstes Wellblech, sodass man denkt, das Auto fällt gleich auseinander. Ja, in solchen Situationen wäre wahrscheinlich ein Hilux etwas entspannter zu fahren. Wenn das mal kein Vorgeschmack auf die Strecke von Sesriem nach Walvis Bay ist.
Ich danke alles und jedem als wir endlich das Camp erreichen. Beim Einchecken klären wir auch gleich alles ab wegen Frühstück und Abendessen. Die Angestellten sind super nett und meinen direkt, dass Frühstückskorb und Grillpakete eine ausgezeichnete Wahl sind. Wir haben im Vorfeld DBB gebucht, daher können wir uns für heute Abend aus einer Liste Fleisch und Beilagen im Wert des Abendessens der Lodge aussuchen. Morgen füllen wir den Zettel dann wieder neu aus. Die Fleischsorten sind mit 200gr angegeben, also wird von jedem etwas angekreuzt, den Rest kann man ja bis morgen auch noch im Kühlschrank liegen lassen. Es gibt sogar Soßen, Brot, verschiedene Salate und Kuchen zum Nachtisch. Wir erreichen nicht ganz den Wert, aber sind uns sicher, dass wir nicht mehr brauchen für heute.
Ich möchte nur noch aufs Zimmer. Wir haben Glück und bekommen Chalet Nr. 201, das letzte in der Reihe. Gemeinsam räumen wir noch zusammen das Auto aus und ich lege mich wieder flach. Wie gerne würde ich einfach nur draußen sitzen und diese wunderschöne Landschaft in mich einsaugen. Naja, das übernimmt zumindest Petra für uns beide.
Irgendwann reicht es mir und ich nehme eine Ibu. So können wir immerhin nochmal nach vorne zum Barbereich und einen kühlen Malawi Shandy trinken. Mir spukt aber nur eins im Kopf herum: Werde ich morgen ins Dead Vlei laufen können?
Die Kiste mit Besteck zum Grillen bekommt man an der Rezeption gegen eine Leihgebühr. Das Essen kommt tatsächlich pünktlich, da haben wir schon Gegenteiliges gehört. Petra nimmt alles alleine entgegen und ich höre nur, wie sie wahrscheinlich gerade die Hände überm Kopf zusammen schlägt
Sie ruft mich irgendwann raus und da sehe ich die Bescherung selbst. Entweder gibt es in der Lodge keine Waage oder jemand kann keine Zahlen lesen. Die 200gr sind durchweg mindestens je 400gr und die Boerewurst hat bestimmt 800gr. Die Salatportionen sind ebenfalls riesig, nur die Soße dazu zu wenig. Den Kuchen hat Petra beim Anblick der anderen Sachen direkt verschenkt, da hat sich jemand sehr gefreut.
Sie lassen uns Grillanzünder da und würden noch jemanden zum Anzünden schicken, aber das bekommen wir auch wunderbar selbst hin. Unser erstes eigenes Braai. Zunächst knabber ich am Brötchen und stelle mit Freude fest, ich kann wieder ohne Schmerzen essen. Nachdem Petra das erste Stück Fleisch etwas tot brät, übernehme ich und siehe da, wir lassen es uns ordentlich schmecken. Wir verstehen die Camping Liebhaber immer mehr. Gemütlich unterm Sternenhimmel unser eigenes Abendessen zu grillen macht großen Spaß.
Zwei Salate, eine Packung Fleisch und die Wurst landen für morgen im Kühlschrank. Die Tomaten sind leider ungenießbar und die Folienkartoffeln wollen irgendwie nicht durch werden. Aber wir sind ohnehin papp satt.
Wir verbringen einen wunderschönen Abend und ich bin guter Dinge, morgen fit zu sein!
Gefahrene Kilometer: 338