20.Tag (Mi. 09.01.2019)
Tagesausflug Puros
126km
Beim Frühstück werden wir ausgezeichnet von einem Toko unterhalten. Er ist ein richtiges Model und die ganze Zeit am posieren. So ist es einfach Vögel zu fotografieren.
Der Puros-Canyon zeigt sich wieder einmal als fruchtbare Oase in Mitten der Wüste. Kaum sind wir im Canyon, fließ der Hoarusib als kleiner glasklarer Bach. Immer wieder kreuzt die Piste den Bach. Die Furten sind flach und einfach. Man sollte es allerdings tunlichst vermeiden, die Spuren zu verlassen, denn abseits davon gibt es viele Stellen mit Schwemmsand. Wenn das Auto da erst einmal drin festsitzt hat man schlechte Karten.
Gleich zu Beginn des Canyons treffen wir auf eine Herde Springböcke. Das war es dann aber auch schon für den Rest des Tages mit Wild.
Dafür gibt es aber einiges an Vögeln zu sehen und zu fotografieren.
Waffenkibitz
Dreibandregenpfeiffer
Was wir dafür umso mehr sehen sind Rinder. Alle unbeaufsichtigt. Eine Einladung für jeden Löwen. Überhaupt haben wir im Nordwesten jede Menge unbeaufsichtigte Viehherden gesehen. Da ist es vorprogrammiert, dass sich die Löwen bedienen. Die Bequemlichkeit der Viehhalter hat einen großen Anteil am Mensch-Tier-Konflikt im Nordwesten Namibias. Das es auch anders geht zeigen die Massai in Kenia und Tansania. Da werden auch Rinder in Gebieten mit sehr großer Löwenpopulation gehalten. Die Herden werden jedoch permanent bewacht und nachts in einen gesicherten Kral getrieben.
Allerdings können wir uns in Deutschland wohl kaum mit erhobenem Zeigefinger über die Zustände in Namibia beschweren, denn bei uns sieht es nicht viel anders aus. Auch bei uns stehen nachts jede Menge Tiere unbeaufsichtigt auf den Weiden und wenn sich die Wölfe bedienen ist die Schreierei groß. Auch für uns in Deutschland finden sich Vorbilder, wie man es besser machen kann. In Rumänien gibt es erheblich mehr Raubtiere und auch mehr Nutztierherden. Dort werden aber die Herden auch heute noch bewacht. Meist durch Herdenschutzhunde.
Sorry für den Exkurs, aber dass musste mal gesagt werden. Wenn mich Dinge ärgern, muss ich sie loswerden.
Weiter geht’s im Hoarusib. So stark wie der Hoarusib fließt, gehe ich davon aus, das uns die Felsenengstelle der Dubis-Pforte durchaus vor ernsthafte Probleme stellen kann. Als wir das letzte Mal hier waren, war der Wasserstand in der Engstelle bereits grenzwertig und da floss der Hoarusib längst nicht so stark. Vor Ort stellen wir jedoch fest, das sich die Verhältnisse grundlegend verändert haben. Die Furt ist so flach, dass nur die Reifen nass werden.
Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Hoarusib gehören die Clay Castles. Bislang dachte ich immer, die Clay Castles würden alle im Skelettküsten Nationalpark liegen und wären somit für uns nicht erreichbar. Von Cruiser bekam ich diesmal jedoch die Koordinaten eines Clay Castles, welches außerhalb des Nationalparks liegt und gut erreichbar ist. Das ist unser nächstes Ziel. Das Clay Castle ist dann deutlich größer als erwartet. Ich frage mich, welcher geologische Vorgang sich hinter der Entstehung verbirgt?
Danach biegen wie unterhalb des Schoemann Camp nach Norden ab und fahren parallel zur Nationalparkgrenze durch beeindruckende Wüstenlandschaften. Leider ist es sehr diesig geworden was der Umgebung ziemlich die Farben entzieht. Wie schön muss es hier erst bei strahlendem Sonnenschein sein.
Nach einiger Zeit erreichen wir die Abzweigung zu einem spektakulären Aussichtspunkt. Das beginnt schon mit der Auffahrt. Ohne L4 geht da gar nichts. Auf der Spitze des Berges angekommen öffnet sich ein 360° Panorama über den Skelettküsten Nationalpark und das angrenzende Kaokovelt. Die Abfahrt auf rutschigem Geröll bietet dann noch ein wenig Nervenkitzel.
Unser nächstes Ziel ist der Khumib. Dorthin führen laut t4A zwei Wege. Der westliche Weg überquert auf der Landkarte allerdings die Nationalparkgrenze. Ich habe keine Lust irgendwann vor einem „Durchfahrt verboten Schild“ zu stehen, weshalb wir uns für den östlichen Weg entscheiden. Wenn einer von Euch Informationen über die Befahrbarkeit der westlichen Strecke hat, wäre ich für diese Info sehr dankbar.
Wir kommen an der Felsformation „Hole in the Rock“ vorbei. Das Loch wirkt zunächst recht klein und zeigt seine wahre Größe erst mit Kathrin als Maßstab.
Nördlich des Khumib machen wir unter einer markanten Felswand Pause. Die Temperaturen sind angenehm und ich nutze die Gelegenheit, mir ein wenig die Füße zu vertreten.
Im Flussbett des Khumib geht es dann nach Osten bis wir auf die D3707 treffen.
Da haben wir heute eine sehr schöne Ecke des Kaokovelts für uns neu entdeckt. Als großer Wüstenfan habe ich die Strecken entlang der Nationalparkgrenze sehr genossen. Solch karge Landschaften faszinieren mich immer wieder aufs Neue.
Die Rückfahrt auf der D3707 ist dann sehr entspannt. Für Kaokovelt-Verhältnisse ist die Piste wirklich gut in Schuss und mit 50-60km/h cruisen wir locker zurück nach Puros.
Da die Distanz zwischen den Tankmöglichkeiten aufgrund unserer Streckenänderung erheblich länger geworden ist, beschließen wir in Puros außerplanmäßig nachzutanken. In T4A ist zwar eine Tankmöglichkeit eingezeichnet, aber die scheint es dort in der Realität nicht zu geben. Wir fahren deshalb einfach in den Man-U-Shop und erkundigen uns nach der Möglichkeit Diesel zu kaufen. Das läuft dann alles ganz easy. Kurze Zeit später ist der Sprit-Dealer bei uns und wir fahren zusammen zum Ortsrand, wo er in einem Holzverschlag den Treibstoff lagert. Wir tanken 20l nach, das sollte ausreichen. Der Preis für den Liter beträgt 20N$. Das ist ungefähr das gleiche, wie ich in Deutschland bezahle und angesichts der Umstände vollkommen in Ordnung.
Den Rest des Tages verbringen wir auf der Campsite. Zwischendurch kommt eine große Ziegenherde vorbei und sorgt für Unterhaltung.
Als es zu dämmern beginnt starten wir das abendliche Standardprozedere:
Sundowner – Braai – Lagerfeuer – Gin Tonics – gute Nacht.