THEMA: The Heat is on – Namibia & Botswana November 2018
07 Aug 2019 13:43 #564007
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Ihr habt ja recht. Shame on me. Es ist mir langsam etwas unangenehm, wie langsam ich vorankomme :laugh: Im Sommer ist es noch schwerer zu schaffen. Aber der nächste Teil ist eigentlich schon zu 90 % fertig... seit zwei Wochen :blush: :blink: :whistle:
Südmarokko März 2012 | Südafrika & Swasiland September 2014 | Namibia & Botswana November 2018
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07 Aug 2019 13:59 #564014
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offbeat schrieb:
. Aber der nächste Teil ist eigentlich schon zu 90 % fertig... seit zwei Wochen :blush: :blink: :whistle:

Na dann, nur zu B)

lieben Gruß
Elke
Menschen, mit denen man lachen und weinen kann, sind die Menschen, die das Leben ausmachen.
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08 Aug 2019 21:49 #564211
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Na gut, ihr werdet belohnt, es geht endlich weiter. :lol:


Tag 13: Sichtbares und Unsichtbares – Teil 2

Tatsächlich erweist sich der Ersatzweg als sehr fahrbahr und wir schaukeln noch einen Moment dahin, bis wir auch schon da sind: Am Horseshoe! (Ja ich weiß, der Cliffhanger war etwas übertrieben und willkürlich gesetzt aber ich verspreche, das mach ich so nicht mehr... :silly: ) Der Horseshoe hat tatsächlich die Form eines Hufeisens, was auch für sich schon schön aussieht, nur leider nicht aufs Foto passt. Dort angekommen sehen wir erstmal nichts und besteigen direkt den Hochstand. Man weiß ja nie, wozu es gut ist.



Und trauen unseren Augen nicht: Erst von oben sehen wir, was da hinten eigentlich los ist. Sind das alles Elefanten? Was erst als große graue Masse gar nicht so ins Auge fiel, ist eine Herde von mehreren hundert Tieren, die gerade langsam – aber irgendwie auch erstaunlich schnell – am Abziehen ist.



Wow. Ich bin völlig geflasht, und muss erstmal wieder runter zum Auto um die Kamera zu holen, die auf der Strecke geblieben ist, weil wir von unten noch gar keine Tiere gesehen hatten. Bis das erste Foto passiert, ist die Herde schon wieder ein ganzes Stück weiter gerückt, und viele sieht man auf den Bildern auch gar nicht, weil sie irgendwo kaum sichtbar zwischen Bäumen und Büschen verschwinden.



Aber es zählt ja die Erinnerung. Wir versuchen einen großen Überschlag zu machen, wie viele Tiere das sind, und kommen auf mindestens zwei- bis dreihundert, vielleicht sogar mehr. Es ist einfach unzählbar, und je länger man guckt, desto mehr entdeckt man auch noch weiter hinten zwischen den Bäumen stehend. Ich hatte ja von "großen Elefantenherden" gelesen, aber irgendwie dachte ich da eher an eine Zahl von 50, vielleicht noch gerade so 80, aber nicht mehrere hundert. Schade, dass sie doch recht weit weg sind, denke ich noch – und dann gerät auf einmal ein Teil der Herde in Panik und lässt mich diesen Gedanken sofort wieder verwerfen. Die "wild gewordenen" Elefanten rennen in einem irren Tempo davon, eine Staubwolke wie ein Tornado hinter sich herziehend. Genau auf einen Geländewagen zu, der etwas weiter südlich am Ufer steht. Ich mache mir ernsthaft Sorgen. Doch die Elefanten rennen gekonnt um das Hindernis herum, natürlich, natürlich sind sie nicht so blöd, einfach gegen das Auto zu rennen. Aber in diesem Moment erscheint mir das trotzdem erstaunlich. Sie hinterlassen eine riesige Staubwolke und wahrscheinlich ein paar sehr geschockte Europäer. Wir möchten nicht so gerne alleine, ohne erfahrenen Guide, in diese Situation kommen und fragen uns, wie lange man wohl maximal in so einer Elefantenherde feststecken kann, die es sich einfach um einen herum gemütlich macht? Da wir darauf wenig Lust haben, die große Herde ein Erlebnis für sich war und wir auch nicht wissen, was uns sonst noch begegnet, drehen wir also an dieser Stelle um und machen uns auf den Rückweg.

Wir haben Glück und unsere "kleine" Herde von vorhin hat sich offenbar am Fluss weiterbewegt, jedenfalls treffen wir auf keine Blockade (allerdings auch auf sonst nichts anderes). Am Gate werden wir natürlich gefragt, was wir gesehen haben und berichten. Wir hören: Man könne ja einfach auf so eine Elefantenherde zufahren, und sie lassen einen dann schon durch. Okay. :blink:

Ein Tipp, der mir angesichts der etwas nervösen Herden nicht gerade naturgegeben erscheint und in jedem Fall nichts, was ich jetzt vorhätte zu versuchen. Man fragt sich ja hinterher immer: Hätten wir einfach weiterfahren sollen? Sind wir zu vorsichtig, deuten wir die Tiere total falsch? Aber es ist ja egal: Wir haben eine riesige Herde gesehen, mehr, als wir je erwartet hätten. Also alles fein.

Jetzt lerne ich, wie man mit einem Kompressor (der zum Glück auch funktioniert) Autoreifen wieder aufpumpt und wie lange so ein paar Bar dauern können. Als das fachmännisch erledigt ist, machen wir uns also auf zum Livingstone’s Camp. Hier waren wir ja vorab etwas nervös, weil sich irgendwann während der Vorbereitungszeit die Neuigkeit verbreitet hat, dass das Camp verkauft werden soll. Es war uns länger nicht so richtig klar, was das für unsere Reservierung bedeutet. Negatives gehört hatten wir nichts, aber wir hätten natürlich auch wenig Lust gehabt, vor verschlossenen Türen zu stehen oder in einem nur noch gerade so geöffneten, runtergerockten Camp zu übernachten. Wir haben dann mit der Zeit festgestellt: Es gibt immer noch Bewertungen bei Tripadvisor. Nur gingen die in sehr unterschiedliche Richtungen. Also dürfen wir jetzt durchaus gespannt, sein, was uns erwartet.

Erst fahren wir dieselbe Strecke wieder zurück wie heute morgen. Danach führt die Asphaltstraße durch den Mudumu-Teil des Parks. Hier sieht es auch nett aus – und wir begegnen einigen Elefanten, die einfach so am Wegesrand stehen oder sogar die Straße kreuzen (wenn meine Erinnerung mich nicht trügt). Was verrückt ist, wenn man bedenkt, wie schnell man hier fahren darf. Sie tauchen einfach auf, stehen da einfach so – dabei befindet man sich gefühlt auf einer Landstraße. Sehr interessantes Erlebnis. Schade, dass wir den Mudumu heute nicht auch noch kurz besuchen sollen – andererseits habe ich gelesen, dass er relativ anspruchsvoll zu fahren sein soll. Vielleicht lieber beim nächsten Mal.

Irgendwann kommen wir dann beim Livingstone’s Camp an, das über eine kleine Zufahrtsstraße mit netten kleinen Schildchen angezeigt ist. Heute ist alles irgendwie etwas wilder als sonst, und wir kommen langsam so richtig in Stimmung für den nächsten, fortgeschritteneren Teil des Urlaubs.

Es erscheint ein kleines Häuschen… und zwei Leute davor. Der deutschsprachige Campmanager taucht nach kurzer Suche auf – und ist merkwürdig. Er ist genauer gesagt sehr nett, aber auch schroff, etwas resigniert, und das Häuschen scheint nicht zwischen seinem Büro und seiner Wohnung zu differenzieren. Irgendwas stört mich an dieser Person, ich habe da ein ganz gutes Gefühl für so etwas, der Typ scheint ziemlich unglücklich zu sein. Wir fragen nach Aktivitäten, er ruft irgendjemanden im Dorf an, der mit uns den Bush Walk machen kann, er bemerkt , wie nervig es doch hier ist, das man nie Empfang hat, und dass der komische Typ dem das Camp gehört, ja keine Ahnung habe, der mache ja auch immer komische Preise, das kann ja hier alles nicht funktionieren... :blink:

Aber wir bekommen die Bestätigung, dass wir morgen den Bush Walk machen können, und fahren dann hinter dem Manager her zu unserer Campsite. Eigentlich nicht weit, aber fühlt sich an, als wäre weit und breit überhaupt nichts. Wir haben einen eigenen kleinen Pavillon mit Küchenzeile, auf der Rückseite Dusche und Toilette, mit warmem Wasser. Auf der Feuerstelle liegt schon Holz.



Blick auf das Schwemmland, rundherum ansonsten nur Bäume.



Wow, das ist echt schön hier. Und wild – wir wissen, dass hier nichts umzäunt ist, und bekommen direkt auch nochmal erklärt, dass wir nachts auf keinen Fall von der Campsite runtergehen sollen, weil hier alles mögliche vorbeiläuft. Neulich waren auch Elefanten da, aber aktuell ist wahrscheinlich keiner in der Nähe. Puh – okay. Im Internet haben sich die Leute immer eher aufgeregt, dass hier nicht super viele Tiere zu sehen sind, aber ich sehe ganz klar den Elefantenfußabdruck auf dem dunklen Staub. Und eine lange, schmale Spur, die ich absolut nicht zuornden kann. Na, wie das hier wohl wird.



Mit gemischten Gefühlen – Euphorie angesichts der wunderschönen Campsite, leichte Beklemmung angesichts der Begegnung mit dem sehr unglücklichen Campmanager, Aufregung angesichts der ersten wirklich "wilden" Nacht – fangen wir an, uns einzurichten.
Beim Öffnen des Kofferraums trifft uns erstmal die Erkenntnis: Irgendwas geht immer kaputt. Heute an der Reihe: das Olivenöl.
Ja.
Olivenöl.
Im Kofferraum.



Und Norbert hatte sich noch über Diesel beschwert…

Immerhin haben wir Glück und die Olivenölflasche ist beim Runterfallen und Zerbrechen hauptsächlich in das umgedrehte Innere der Tischplatte gelaufen, die eine Kante hat.



Also basteln wir erstmal fröhlich unseren olivenölgetränkten Tisch aus dem Auto und massieren mithilfe von Unmengen an Küchentüchern die Olivenölpolitur in das Metall ein.Ist ja auch sicher eine gute Pflege für so einen Tisch! Derweil müssen alle anderen, bei der wilden Hubbelei durch die Gegend geflogenen Dinge aufgesammelt und neu sortiert werden (sehr professionell von uns zu glauben, dass unsere Packtechnik etabliert sei, für Tiefsand gelten andere Regeln). Es stellt sich dabei heraus, dass neben dem Olivenöl auch noch eine Dose Bier verlustig gegangen ist, genauer gesagt irgendwie durchstochen wurde. Sämtliches Bier ist bei der Hitze natürlich verdunstet oder wurde von unseren Pappkisten aufgesaugt, die jetzt etwa die Konsistenz von Tapetenkleister haben.
Jetzt haben wir keine Kisten mehr und statt mit einem wohlverdienten Bier die Atmosphäre zu genießen, also Hausarbeit. Das hatten wir uns anders vorgestellt, ist aber leider keine Seltenheit auf unserer Reise. Nun gut. Ich beschäftige mich dann mal mit dem Zeltaufbau.



Aber irgendwas ist da doch im Busch? Immer mal wieder höre ich Geräusche, die ich nicht zuordnen kann, die über die Zeit aber ganz, ganz langsam lauter werden.

"Hörst du das?" - "Nee da ist nichts."

"Hast du das jetzt gehört?" - "Nein ich hör nichts."

"Aber da sind Geräusche!" - "Ach quatsch."

"Schon wieder!" - "Du spinnst."

Als die Hippos dann auf einmal recht hörbar grunzen, stellt sich heraus: Lukas verfügt über die für das Überleben im Busch total zuträgliche Beeinträchtigung, sehr tiefe Töne teilweise nicht zu hören. Ja, er hört die Hippos einfach nicht, obwohl ich sie inzwischen als durchaus hörbar bezeichnen würde. Kein Wunder, dass der immer so entspannt ist... :blink:

Irgendwann sind wir dann fertig und starten das Feuer, ich in der ständigen Hoffnung, dass es uns nicht zum Nachteil wird, dass wir zwischen dem Wasser und den Hippogeräuschen positioniert sind. Wir grillen heute das zweite Mal Boerewors, und ich muss sagen: Ganz nett, aber Steak ist sehr viel toller. Aber es ist wirklich ein wahnsinniger Ausblick und eine so schöne Atmosphäre hier!



Ich schwanke zwischen totaler Entspannung und leichter Nervosität, angesichts der stockfinsteren Dunkelheit und der Möglichkeit von Tierbesuch. Ich leuchte immer mal wieder rum und sehe auch immer mal wieder Augenpaare... erst links hinter uns... dann links vor uns... dann vor uns... sie befinden sich immer genau außerhalb der Campsite, aber manchmal starren sie uns auch direkt an. Sie sind irgendwie gruselig. Sie sind nicht seitlich sondern frontal am Kopf. Aber relativ niedrig. Hm... :S

Irgendwann stellen wir fest, dass das Rumleuchten und Augenpaare-Sehen nervös macht (wer hätte es gedacht) und lassen das Ganze pragmatisch einfach sein. Was wir nicht sehen, kann uns auch nicht stressen :whistle: Und was gibt es Schöneres als vollstes Vertrauen in das Feuer vor und den Pavillon hinter uns zu stecken. Und fallen dann irgendwann müde und zufrieden nach einem so unfassbar ereignisreichen Tag ins Zelt.

Utensil des Tages: Küchentücher. Sehr viele Küchentücher.
Südmarokko März 2012 | Südafrika & Swasiland September 2014 | Namibia & Botswana November 2018
Letzte Änderung: 08 Aug 2019 21:58 von offbeat.
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09 Aug 2019 07:42 #564228
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Guten Morgen, da hat sich das Warten doch gelohnt!
Angesichts der De-ja-vus mußte ich sehr schmunzeln! Danke!
Grüße
Friederike
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09 Aug 2019 13:07 #564246
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Danke, Friederike! :-)
Südmarokko März 2012 | Südafrika & Swasiland September 2014 | Namibia & Botswana November 2018
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20 Aug 2019 21:29 #565281
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Tag 14: Baumsafari

Das Aufwachen in der „richtigen Wildnis“ ist ja immer mit einem gewissen Abenteuerfaktor verbunden. Ich habe hier im Forum mal gelesen, dass jemand den Reißverschluss vom Dachzelt aufgemacht hat und einem Elefanten ins Auge geblickt. Selbstverständlich rechne ich jetzt jeden Tag damit, und kann mich immer wieder aufs Neue nicht entscheiden, ob ich jetzt erleichtert bin oder doch ein bisschen enttäuscht, wenn dann doch nichts passiert. :blush:

Heute findet unsere Walking Safari statt, für die wir extra das Livingstone’s Camp ausgesucht haben, weil es zu den wenigen Camps zu gehören scheint, die das anbieten. Eigentlich hätte ich gerne einen richtigen Trail mit draußen schlafen usw. bei Dan von Mashi River Safaris gemacht, aber die Preise haben mich ziemlich abgeschreckt. Nachdem wir in Südafrika vier Tage für 200 Euro pro Person unterwegs waren, bin ich doch eher unwillig, dasselbe für eine Nacht zu zahlen und da der Botswana-Teil unserer Reise die Kosten nochmal ordentlich in die Höhe getrieben hat, ist es jetzt eben dann doch nur diese kleine Tour mit dem Guide aus dem Dorf.

Wir laufen den Weg zum Treffpunkt an der "Rezeption" auf dem Sandweg zu Fuß. Dabei entdecken wir auch die Fußspuren zu den Augenpaaren gestern Abend: Definitiv etwas Katzenartiges, aber klein. Spannend – und schade, dass der Guide jetzt noch nicht dabei ist um uns zu erklären, welches Tier das wohl war. Selbigen treffen wir dann vorne bei der „Rezeption“, die beiden Leute von gestern sind auch wieder da, ein Schotte, der aber heute nicht mitläuft, und eine noch recht junge Deutsche, die mit an Bord ist, außerdem zwei Helfer. Die verladen uns dann erstmal fachgerecht in zwei Boote und fahren uns auf die andere Seite der Schwemmebene, die aussieht wie Gras, sich aber doch als recht flüssig herausstellt. Diese kurze Fahrt ist schon sehr entspannend.



Angekommen auf der anderen Seite stellt sich unser Guide, dessen Namen ich leider vergessen habe, fachgerecht vor und erklärt uns erst einmal, warum er so ein Gewehr dabei hat und dass er jetzt für uns verantwortlich ist. Danach gibt es eine ausführliche Erklärung von ca. 450 verschiedenen Handzeichen, mit denen er alle möglichen Tiere signalisieren möchte, wenn wir sie denn sehen. Wir versuchen uns verzweifelt darauf zu konzentrieren, Leopard von Löwe von Gnu zu unterscheiden und hoffen, dass es zu keinem Zeitpunkt überlebenswichtig wird, die einzelnen Zeichen tatsächlich auseinanderzuhalten. Man muss auch zugeben: Wir sind zwar gespannt, aber erwarten auch nichts allzu Spektakuläres, da die Bewertungen ja auch eher in Richtung mangelhafte Tierdichte gingen.
So marschieren wir also los, zu dritt im Entenmarsch, rein in die Wupara Convervancy. Es tut gut, sich nach der ganzen Fahrerei wieder zu Fuß zu bewegen. Aber auch immer wieder interessant, dass sich die „afrikanische Landschaft“ häufig auf den ersten Blick gar nicht immer von einem Wald-und-Wiesen-Stück zu Hause unterscheidet. Umso verrückter ist dann immer der Moment, wenn sich doch tatsächlich ein Tier zeigt. :blink:



Und dann geht’s los: Bäume. Unser Guide hat offenbar eine sehr große Liebe zu Bäumen (berechtigt!) und/oder sonst nichts zu tun (wir treffen lediglich auf ein paar Impalas, eine kleine Warzenschweinfamilie und einen schon seit ein paar Tagen toten Büffel). Und so bekommen wir dann sämtliche botanische Besonderheiten der Gegen erklärt. Ich erinnere mich an: Baum, der „blutet“ wie bei Game of Thrones und gut für die roten Blutkörperchen sein soll (klar). Baum, unter dem man nicht campen sollte, wenn man nicht von Elefanten gestört werden will. Baum, dessen Holz man nicht für Feuer benutzen darf. Baum, der komische Knubbel hat, die für irgendwas gut sein sollen. Baum mit vielen kleinen grünen Kügelchen, deren Zweck ich auch schon wieder vergessen habe.

Versteht mich nicht falsch, ich bin ein großer Freund von Bäumen, wirklich, und unser Guide schafft es auch, das Thema immer wieder mit persönlichen Geschichten anzureichern. Lukas beschwert sich bis heute allerdings noch, dass die Erklärung all der Pflanzen und Bäume immer demselben Schema gefolgt sei: „this fruit is yellow in colour when not ready, and red in colour when ripe“ / „this fruit is green in colour when not ready, and orange in colour when ripe“. :woohoo: Ich versuche mir jedenfalls angestrengt so viel wie möglich zu merken, wäre ich ehrlich interessiert zuhöre – und scheitere damit leider komplett. Aber das macht nichts.

Hier erklärt der Guide unserer Begleitung und Lukas gerade, dass man auf einer Elefanten-Verfolgungsjagd einfach unter einem solchen Querstamm durchrutschen oder darüber hüpfen soll, da der Verfolger nicht auf dieselbe Art und Weise am Hindernis vorbeikommt. :laugh:



In der Pause haben wir ein bisschen Zeit, mit unserer Mitwandererin zu sprechen, die übrigens zu dem Typ „ich mache im Laufen ständig schiefe Schnappschüsse aus dem Handgelenk mit meiner Digicam“ gehört und mich sehr an eine gewisse Persönlichkeit erinnert, die mich im Dschungel von Sumatra stundenlang von irgendeinem Trail in Neuseeland vollgequatscht hat, der sie offenbar hochgradig überwältigt haben muss, während ich eigentlich nur wandern und Dschungelgeräusche hören wollte. :pinch: Unsere heutige Begleiterin gehört auch zu der Fraktion „erste abenteuerliche Reise“, weiß aber wenigstens, beim wandern ruhig zu sein – und erzählt uns ihre kuriose Geschichte. Sie wollte eigentlich ein Praktikum bei einem Ranger machen. So richtig Walking Safaris begleiten und so weiter. Da hat wohl jemand zu viel „Frühstück mit Elefanten“ gelesen. :laugh: Es stellte sich dann leider heraus, dass die Agentur, bei der sie das Praktikum klargemacht hatte, sie nur als Büroangestellte nutzen wollte. Das war ihr zu blöd, und sie hat sich dann irgendwie auf den Weg gemacht, alleine im Land rumzureisen, wobei sie auf den Schotten getroffen ist, der hier auch noch gerade rumhängt. Der wiederum kannte den Campmanager dieses Camps hier von früher, und so sind sie dann irgendwie mangels verfügbarer Mietwagen (auf welchem verrückten Wege auch immer) hier in dieses Camp gelangt, wo sie jetzt rumhängen. Sie wollen aber morgen weiter nach Katima Mulillo, um sich da um ein Auto kümmern, und dann mal schauen. Lukas und ich denken in diesem Moment beide, dass wir ja erst übermorgen nach Katima fahren ... verschweigen auch diese Information aber erst einmal mit schlechtem Gewissen. :blush:

Hier noch ein Foto vom toten Büffel, guten Appetit:



Irgendwann der Spaziergang dann rum. Wir haben zwar nicht wirklich Tiere gesehen aber uns ein paar Stunden bewegt und viel über das Leben in und mit der Natur hier gelernt. Es war nicht abenteuerlich, aber entspannt. Die zwei Mokoro-Männer von vorhin holen uns wieder ab, schippern uns über „die Wiese“ und zurück sind wir auch schon.

Den restlichen Tag nutzen wir, endlich mal wieder, zum ausgiebigen Entspannen. Es ist wirklich eine schöne Campsite um einfach mal ein bisschen Zeit zu verbringen. Der Pavillon mit gut gemachter Küchenzeile, Fliesenboden und dementsprechend viel Ablagefläche, Schatten und wenig Staub eignet sich super, um einfach mal richtig aufzuräumen, zu sortieren und ohne ständiges Rumkramen zu leben. Die große Spüle mit ziemlich warmem Wasser eignet sich super, um Wäsche zu waschen. Ich greife dabei intuitiv auf Werkzeuge zurück, die so in der Art auch einige Generationen vor mir verwendet wurden:



Irgendwann kommen uns ein paar Warzenschweine besuchen, die gar nicht scheu am Rande unserer Campsite grasen.



Und die Glanzstare faszinieren mich ja auch immer noch:



Wir lesen heute viel, genießen es einfach, heute mal gar nicht in ein Auto steigen zu müssen. Und versuchen unseren Flug übers Okavango-Delta zu buchen, da wir ab übermorgen in der empfanglosen Wildnis unterwegs sein werden und die Bestätigung schließlich auch noch empfangen wollen. Dafür muss man allerdings in regelmäßigen Abständen minutenlang mit ausgestrecktem Arm und Handy in der Hand auf der Campsite rumlaufen, in der Hoffnung, eine der wenigen anwesenden Funkwellen zu erwischen:



Irgendwann gibt’s Abendessen. Und dann kommt sie doch noch, unsere Tiersichtung. Ich starre gedankenverloren auf die Ebene, wie schon so oft heute. Und da fällt mir auf: Irgendwie sieht diese Ecke da hinten jetzt gerade farblich ganz anders aus, als noch vorhin. Ist da was? Das müsste dann aber schon eine große Herde sein… Büffel? Und ja, der Blick durchs Fernglas bestätigt es. Wir haben eine ziemlich große Büffelherde, es dürften schon so 50-100 sein, vor unserer Haustür. Es ist idyllisch, sie langsam in der Ferne vorbeiziehen zu sehen. Aber auch gut, dass sie kontinuierlich entlang des Ufers ziehen und sich nicht spontan überlegen, rüberzukommen. Wir verbringen den Abend eines unfassbar entspannten Tages noch entspannter am Feuer, diesmal ohne allzu häufiges Leuchten nach Augenpaaren. Und dann ist es Zeit für unsere vorerst letzte Nacht in Namibia.

Utensil des Tages: Pfannenwender. Äußerst vielseitig verwendbar als Spinnenverschrecker, Feuerumschichter und Wäscherührer. Seltener tatsächlich in Pfannen.
Südmarokko März 2012 | Südafrika & Swasiland September 2014 | Namibia & Botswana November 2018
Letzte Änderung: 21 Aug 2019 09:25 von offbeat.
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