THEMA: The Heat is on – Namibia & Botswana November 2018
14 Apr 2019 14:43 #553947
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Klassischer Fall von "je mehr man verspricht, desto weniger hält man" - upps. Aber jetzt geht's weiter! Und ich habe auch ne Ausrede: War zwischenzeitlich in Schottland unterwegs. Ein bisschen wie Namibia in kalt. Aber die Sehnsucht nach rotbraunen Staubebenen ist immer noch da... :laugh:


Tag 7 – Bei den Feuersteins wird’s heiß

Irgendwann im Morgengrauen werde ich wach – weil mir so kalt ist. Ich versuche meinen Körper möglichst wärmeeffizient zusammenzurollen und Wärme von dem tief atmenden Menschen neben mir abzusaugen und noch weiterschlafen zu können. Es gestaltet sich aber schwierig. 12 Grad waren es in der Nacht, wie wir später nachgeschaut haben. Zu kalt für unsere dünne Decke – auch mit Schlaf-Fleece. Umso besser die Investition in die Picknickdecke, die uns zumindest halbwegs über die Nacht gerettet hat. Aber ich will mich nicht beschweren – das Aufwachen an der Spitzkoppe ist toll. Aus dem Zelt schauen und bäm. Und damit meine ich nicht, dass ich von der Leiter gefallen bin. Es ist einfach so schön hier.



Beim Frühstück frieren wir ganz schön, was beim Durchsehen der Bilder zu einigen Lachern geführt hat. Zum Glück kehrt die Wärme mit der Sonne aber recht schnell zurück. Wehmütig packe ich. Hier würde ich eigentlich gerne länger bleiben. Leider gibt es an der Spitzkoppe nicht wahnsinnig viel zu tun – Wandern kann man, wie uns der Guide sagte, „bei dem Felsbogen“, doch eine richtige Wanderung gibt es da nicht, man läuft halt etwas herum. Wer nicht gerade die große Spitzkoppe besteigen will oder einmal das Gebirge laufen, das man vorher schon mit dem Auto umfahren hat, findet hier neben den angebotenen Touren und majestätischem Herumsitzen nicht so viel zu tun. Also ist es wohl okay, dass wir nur eine Nacht dableiben. Aber schade, schade.

Ich habe mich heute mal für das Wildnis-Kontrastprogramm Blümchenkleid entschieden – um das Urlaubsfeeling zu betonen. Das macht es am Felsbogen dann natürlich etwas schwieriger, herumzuklettern. Aufgrund der Kürze des Kleids komme ich nicht jugendfrei die Steigung zum Bogen hoch. Wir sind hier zwar fast allein, aber eine französische Familie soll ja nicht durch aufreizende Posen beim Hochwuchten belästigt werden. Zumindest ist das doch eine tolle Ausrede für mangelnde Armkraft.



Die typischen Fotos mit Felskugeln machen wir natürlich noch, dann brechen wir auch schon auf. Auch heute haben wir nur eine kurze, aber sehr panoramische, Fahrt zur Omandumba-Farm vor uns. Ich fahre. Wir kurven durch sehr schöne Landschaft und freuen uns über die schönen Bergformationen, Bäume und alles, was so rumläuft. Und dann wird’s irgendwie ganz schön sandig. Die Schotterstraße ist immer wieder durchzogen von kurzen Sandfeldern. Na gut, die sind so klein, da kann man einfach durchbrettern. Bis dann eines auf einmal größer ist – und so plötzlich kommt, dass ich keine Zeit mehr habe zu schalten und ungeplant im vierten Gang durch den losen Sand schwimme. Der Motorton wird immer tiefer – los, komm, weiter, du schaffst das, Auto! – und ich rette mich gerade so auf die andere Seite . Na gut, das war zwar knapp. Aber im Sand-Ernstfall würde ich das so natürlich nicht wiederholen. Das Fahren im Sand selbst finde ich tatsächlich ganz witzig. Botswana kann also kommen.

Aber jetzt kommt erstmal die Omandumba-Farm, wo uns eine sehr freundliche englischsprechende und eine etwas ruppige deutschsprechende Dame begrüßen und in alles einweisen. Ich habe das Gefühl, ich werde mit meinem Blümchenkleid nicht so richtig ernstgenommen. Oder sie hat gesehen, wie ich gerade eingeparkt habe. :woohoo: Aber was soll’s wir sind ja hier für die Einsamkeit auf der Campsite und nicht für den Schnack mit den Anwohnern. Wir fragen nach einer Wanderung und werden sehr eindrücklich vor den Nashörnern gewarnt. „Wenn ihr diese Fußstapfen seht – seht zu, dass ihr wegkommt! Lauft los in die andere Richtung! Und versucht bloß nicht irgendwie Fotos zu machen oder so – einfach nur weg!“ Ich lache mich innerlich kaputt, weil ich an Robins Reisebericht denken muss, und die eklatante Nicht-Einhaltung dieser Anweisung. :whistle: Wir sind jetzt aber mehr als geschult bezüglich der Aggressivität dieses Zeitgenossen (also, nicht Robin, sondern das Nashorn) und haben auch nicht vor, mutig zu sein.
Wir fahren noch ein Stück zu unserem Camp, das nah am Living Museum liegt, sich aber so anfühlt, als wären im Umkreis von 80 Kilometer keine anderen Menschen zu finden. Willkommen bei den Feuersteins!



Das Camp ist wirklich sehr originell gemacht, es gibt eine Feuerstelle zwischen zwei der großen Felskugeln. Das Bad ist ein Stück weiter hinten und sogar ausgeschildert.



Und hat einen sehr interessanten Outdoor-Charme:



Einen kleinen Waschtisch mit fließend Wasser gibt es sogar auch, allerdings – leider – keinen Strom. Das macht uns ein bisschen nervös, denn es ist heiß, sehr heiß. Fast schon kochend heiß. Beim Aufstellen des Tisches tropft etwas Wasser auf den Boden und verdampft zischend auf dem Schotter. Moment – was?

Nach kurzem Kopfschütteln stellt sich dann aber heraus, dass der Boden doch noch nicht zur Bratpfanne mutiert ist, sondern unsere Camp-Vorbenutzer offenbar ein illegales Feuer an der Seite des Felsens gemacht haben, und die Überreste noch hier begraben liegen. Allerdings sagt diese kurze Szene trotzdem viel aus: Heute ist der erste Tag, wo es wirklich so heiß ist, dass es unsere Tagesplanung aktiv beeinflusst. Wir können nämlich erst mal überhaupt nichts. Das geht doch etwas auf den Kreislauf, und alles, was wir machen können, ist, den 30cm schmalen Schattenstreifen neben dem Felsen möglichst gut zu nutzen. Da mir ungefähr nach einer halben Stunde Schattensitzen langweilig wird, beschließe ich, dass heute doch der ideale Tag für Wäsche ist. Der sorgfältige Waschprozess in der prallen Sonne ist sehr anstrengend und nicht gerade förderlich für die generelle Hitzegeplagtheit. Aber die Wäsche ist innerhalb von 10 Minuten trocken, was enorme Vorteile hat.



Nachmittags brechen wir dann auf zu einer kleinen Wanderung. Wir müssen zu diesem Zeitpunkt noch lernen, dass die Nachmittagshitze nicht unbedingt weniger heiß ist, als die Mittagssonne. Wir fahren dafür ein Stückchen bis zur „wilderen“ Campsite, die nur eine Buschdusche hat – und fragen uns, ob 15 Minuten Kühlung das Fleisch im Kühlschrank noch retten kann.



Von da geht’s dann ein Stückchen zwischen weiteren faszinierenden Felskugeln hindurch.



Gefühlt laufen wir nur einen Kilometer, aber es ist so heiß, dass der Schweiß fließt als hätte er es eilig. Ohne Hut wären wir hier endgültig verloren. An unserem „Wendepunkt“ (das Wortspiel in Richtung Grillfleisch ist sehr subtil aber bewusst gewählt) sehe ich irgendwelche Spuren am Boden. Ich suche NATÜRLICH die ganze Zeit nach dem Nashorn. :laugh: mKeine Ahnung, ob das Nashornspuren sind, sie sind etwas verwischt – angeblich kommen die ja nicht in die Berge, aber was ist hier Berge und was nicht? Sind es vielleicht doch Nashornspuren? Zu dem Prickeln der Hitze kommt noch ein bisschen Nervenkitzel dazu, den ich mir einrede, aber mit dem es irgendwie mehr Spaß macht. Nach erfolgreicher Wendung sehen wir dann noch diesen bunten Freund hier:



Und dann geht’s auch schon wieder zurück. Es war ein netter Spaziergang, ich hätte mich gerne mehr bewegt, aber so viele Wege gibt es hier offenbar auch nicht und außerdem sind wir jetzt schon mindestens medium gebraten. Also wieder zurück, und hardcore entspannen! Ein einzelnes Auto mit zwei Menschen kommt an diesem Tag hier vorbei und will offenbar mal schauen, was hier so los ist, sonst sehen wir absolute keine Menschenseele. Herrliche Ruhe, eine tolle Atmosphäre und eine schöne Aussicht machen es zu einem sehr schönen Ort, um tatsächlich mal anzufangen, ein Buch zu lesen. Hier kann man sprichwörtlich die Seele baumeln lassen.

Irgendwann ist es dann endlich Zeit, das Feuer anzumachen, das Abendessen vorzubereiten und zur Feier dieses besonders einsamen und romantischen Ortes heute mal die erste Flasche Wein zu öffnen. Ein Rosé, der erstaunlicherweise doch noch recht kühl ist. Sehr angenehm nach der Hitze des Tages.



Das Abendessen genießen wir dann bei wunderschönem Sonnenuntergang mit Ausblick und fühlen uns dank Wein und leckerem Essen wie in unserem eigenen privaten Luxuscamp.



Wir sitzen noch eine ganze Weile mit dem Rest der Roséflasche. Als es dunkel wird, wird es allerdings SEHR dunkel. Zumal wir eben nicht am Feuer sitzen, wie sonst, da wir lieber die Aussicht genießen wollten. Und irgendwann bekomme ich dann doch ein wenig Angst: Eine Horde Paviane, die sich akustisch schon den Tag über immer mal bemerkbar gemacht hat und ein Stückchen weg auf der anderen Seite unserer Felskugeln lebt, gerät plötzlich in Aufruhr und macht eine ganze Menge Lärm. Klingt unspektakulär, kann aber in der absoluten Dunkelheit und absoluten Einsamkeit mittelmäßig gruselig sein. Müssten die nicht schon längst schlafen? Ist das ein Kampf um die Schlafplätze oder doch ein heimtückischer Leopardenangriff? Und ist der Leopard jetzt satt oder erst recht sauer? Wir fühlen uns auf einmal doch etwas exponiert vor unserem Feuerstein-Haus. Naja beziehungsweise: Ich fühle mich exponiert. Lukas macht sich darüber lustig. :huh:

Aber es ist sowieso recht spät geworden. Wir gehen also lieber ins Bad – sicherheitshalber zusammen, es ist ja ein Stück. Auf dem Weg leuchte ich den Weg gut aus – mir ist schon aufgefallen, dass es hier wieder mehr von meinen achtbeinigen Lieblingsfreunden gibt, den sehr viel kleineren Walzenspinnenmann vorhin zum Beispiel, oder so ein par andere Geräte, die mich zu Hause in Hamburg schon leicht aus der Ruhe bringen würden, aber mich jetzt und hier irgendwie relativ kalt lassen. Und dann stellt sich heraus, wie gut meine vorbildliche Ausleuchtung war: „Woah krass, das ist ne schwarze Witwe!“ – „Ach quatsch, du spinnst doch.“ – „Hier guck, kugeliger Körper, relativ klein, rotes Kreuz. Das ist eine, wirklich.“ Das Foto gelingt leider nicht, aber aus meiner Erinnerung schlage ich nachher noch einmal in unserem schlauen Buch nach. Na gut, es war keine 100%-ige Schwarze Witwe, aber ich schätze eine Karoo-Knopfspinne (weil rotes Kreuz) aus derselben Familie und damit etwas weniger – aber durchaus – giftig. Was man so alles erlebt, und wie unspektakulär es sich dann doch irgendwie anfühlt. Kein großes Gefühl der Vorahnung, keine dramatische Musik. Ich weiß genau, dass auch das zu der Kategorie Informationen zählt, die man der Familie zu Hause lieber erst hinterher erzählt, wenn man heile zurück ist. Aber diese Spinnenbegegnung hat für mich mehr Faszination als Angst. Eigentlich habe ich gar keine Angst. Denn das Tier ist sehr ruhig, und hängt da so in seiner Ecke rum – da hätte man schon sehr ungünstig stolpern müssen, um es zu stören. Jeder bleibt in seiner Ecke – damit kann ich heute gut leben.

Utensil des Tages: Wäscheklammern. Sonst wär alles weggeflogen.
Südmarokko März 2012 | Südafrika & Swasiland September 2014 | Namibia & Botswana November 2018
Letzte Änderung: 14 Apr 2019 14:54 von offbeat.
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14 Apr 2019 16:20 #553963
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Als Entschädigung hänge ich den nächsten Tag noch direkt mit an :blush:

Tag 8 – Passierschein A38

Heute haben wir mal wieder eine längere Reise vor uns – es geht jetzt endlich Richtung Etosha. Auf dem Weg haben wir allerdings noch eine Aufgabe: Die Gasflasche auffüllen. Gestern Nachmittag war sie auf einmal leer. Aber es passt heute ganz gut rein, denn wir haben ja ohnehin noch einen Versorgungsstop geplant. Denken wir. :blink:

Erst einmal besuchen wir aber die Tikoloshe Holzschnitzerei in Omaruru, wo es jede Menge zugekauften Krams und vor allem aber kuriose, künstlerische Holzschnitzereien für auch nicht ganz so wenig Geld gibt.



Wir decken uns mit der einigen Souvenirs ein und können auch vor einem künstlerischen Wurzelgebilde nicht halt machen, von dem wir bis heute nicht genau wissen, ob es ein Stachelschwein, ein Wildhund oder eine Hyäne darstellen soll. :woohoo: Aber irgendwie ist es auch das, was wir daran mögen. Es ist eben nicht die dreimillionste Kopie desselben Elefanten.

Und dann beginnt die Suche nach Passierschein A38.

Von Stadt zu Stadt spielt sich das folgende Muster ab: Tankstelle 1 hat kein Gas. Tankstelle 1 schickt uns in den Baumarkt zu Build-It. Build-It hat heute aber auch kein Gas und schickt uns zur Tankstelle 1, bei der wir ja aber nunmal schon waren. Na gut, dann im nächsten Ort. Tankstelle 2, Build-It, Tankstelle 3. Immer dasselbe Spiel. :huh: Endlich, bei der letzten Tankstelle die wir probieren, bevor wir es endgültig aufgeben, bei der Puma in Outja, gibt es Gas. Zumindest theoretisch. Aber es ist jetzt halt grad „Mittach“ und da geht das eben nicht. Wir sollen später nochmal wiederkommen. Herrje. :S

Wir erledigen also noch ein paar Einkäufe und essen notgedrungen, weil wir ja den Mittach abwarten müssen, Schwarzwälder Kirschtorte (oder zumindest das, was man sich hier darunter vorstellt – aber ganz lecker) im Farmhouse Café. So viel Zivilisation – das war doch gar nicht beabsichtigt.



Und dann – inzwischen sind wir maximal genervt und jeder versucht nur noch, den anderen dazu zu bringen, zum x-ten Mal mit der Gasflasche aus dem Auto zu steigen :lol: – bekommen wir tatsächlich Gas. Und hoffen wirklich sehr, dass es uns dieses Mal erhalten bleibt. Wenn wir gerade mitten in Botswana sind und nix als Nudeln dabeihaben, müssten wir sonst auf die Sonne-Gar-Methode zurückgreifen, die sicherlich auch erfolgreich, aber langwierig wäre. Denn unsere Töpfe wirken auch nicht so recht feuerfest. Aber eine gute Seite hatte die Aktion: Bei einem der vielen Tankstellenstopps, noch am Anfang der Route, haben wir den Tipp bekommen, nicht außenrum über Otjiwarongo nach Outjo zu fahren, sondern die M63 zu nehmen, Schotter – aber schneller. Hat sich gelohnt!

Und irgendwann werden wir dann ganz aufgeregt, weil wir uns tatsächlich dem Etosha-Park nähern.



Nach einem unkomplizierten Registrierungsprozess fahren wir in den Park – und erstmal sieht alles überhaupt nicht spektakulär aus. Gebüsch, wie vorher. Und alles unfassbar trocken. Hat nicht den Anschein, als ob hier gerade so viel los wäre. Bis ich nach fünf Minuten selbst etwas ungläubig und trocken vermelde: „Elefant“. Lukas will mir nicht so recht glauben, aber tatsächlich tut sich gleich am ersten Wasserloch, kurz hinterm Eingang, ein Spektakel auf, das ich aus Südafrika so nicht kenne. Gefühlt haben sich alle Tiere, hier versammelt. Unglaublich.



Wir beobachten sie eine ganze Weile. Für mein Gefühl dennoch viel zu kurz, aber irgendwann müssen wir weiter, da es einfach zu warm wird und ohne Klimaanlage nicht zu ertragen ist. Und so grell, dass die Fotos auch nur so mittelmäßig werden. Aber was für ein Einstieg!



Bis zum Okaukuejo-Camp passiert dann nicht mehr so viel. Wir begutachten kurz unseren Platz, recht groß, direkt am Zaun, natürlich sind hier viele Leute aber wir hatten es uns viel schlechter vorgestellt. Und dann fahren wir auch schon wieder los. In nordwestliche Richtung.

Hier ist allerdings, gelinde gesagt, überhaupt nichts los. Und die Straßen sind grauenvoll. Bis jetzt hatten wir uns noch gewundert, warum so viel über Reifenplatzer im Etosha gesprochen wurde – bei der geringen Geschwindigkeit kam uns das irgendwie unwahrscheinlich vor. Aber diese Schlaglochpisten mit Haufen aus scharfen Steinen, die manchmal IN den Löchern liegen, lassen uns doch schon erahnen, wie das werden kann.

Ich finde aber trotzdem, obwohl hier wenig zu sehen ist und eigentlich alle Wasserlöcher ausgetrocknet: Der erste Safari-Tag ist immer der schönste. Man freut sich noch über jedes Hörnchen, jeden Springbock und jedes Perlhuhn. Bis es allerdings bei uns ankommt, dass es nicht „Hemperl-Huhn“ heißt, dauert es eine Weile … :woohoo:



Irgendwann auf dem Rückweg zum Camp kommt es dann noch zum Fast-Crash. Hier sind inzwischen überhaupt keine Autos mehr unterwegs. Bis auf eines, das mich, da ich etwas mittig fahre angesichts von so wenig Verkehr, links überholt. Ich habe natürlich angesichts der Einsamkeit vergessen, alle 20 Sekunden in den linken (!) Spiegel zu gucken, zumal ich nicht damit rechne, dass da einer ankommt. Fast hätte ich genau im falschen Moment nach links gezogen. :blink: :angry: Aber der Negativmoment wird sofort wieder wettgemacht: Jetzt sehen wir doch noch einen Elefanten. Ein Bulle, den wir in einem kleinen Waldstück fast übersehen hätten. Er wirkt entspannt, ich setze etwas zurück, damit wir bei dem jetzt etwas besseren Licht vielleicht ein Foto hinbekommen. Aber sobald wir stehen, wirkt er doch beunruhigt und läuft auf uns zu. Schnell weg! Es reicht nur für ein Beweisbild:



Als wir in der Dämmerung im Camp ankommen, bemerken wir unseren Fehler: Riesige Elefantenherde am Wasserloch bei Sonnenuntergang. Sehr idyllisch – und sehr ärgerlich. Wir hätten einfach im Camp bleiben können statt wie die Bekloppten im Nichts rumzukurven! :ohmy:



Aber auch so sehen wir noch viel. Die langsam abziehende Elefantenherde...



Und Giraffen, die sich im absoluten Zeitlupentempo verhalten. Giraffen sind ja irgendwie der personalisierte Zweifel. So langsam kann man gar nicht sein. Quälend fast, ihnen zuzuschauen, wie sie immer wieder zögerliche Versuche in Richtung Wasser machen. Faszinierend, wenn sie es dann nach einer Stunde tatsächlich schaffen. Und dann, endlose Ewigkeiten später, reißen sie sich sogar zum Trinken hin! :laugh:



Auch ein Elefantenbulle, der sehr lange in der Nähe ausgeharrt hat, kommt irgendwann noch einmal vorbei. Und zum Schluss: Ein Nashorn! Und noch ein zweites! Und noch ein drittes!

Wie wunderbar! Das hat sich wirklich mehr als gelohnt. Jetzt gibt’s noch die tägliche Riesenportion Fleisch, und dann schnell ins Bett, um morgen früh loszukommen.

Utensil des Tages: Tatsächlich mal der Reiseführer. Ohne wären wir nicht auf die Schnitzerei aufmerksam geworden, was ein netter Zwischenstopp war auf einer sonst eher ereignisarmen Fahrt.
Südmarokko März 2012 | Südafrika & Swasiland September 2014 | Namibia & Botswana November 2018
Letzte Änderung: 14 Apr 2019 16:26 von offbeat.
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28 Mai 2019 22:41 #557613
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Ach Phil, das war vielleicht genau der Anstoß, den ich gebraucht habe :blush: Schon seit Wochen plagt mich das schlechte Gewissen, dass ich doch mal weiterschreiben sollte. Neben all den anderen Ausreden, die ich anführen könnte, ist wohl auch nicht ganz unerheblich, dass der folgende Tag nicht gerade zu meinen Lieblingstagen gehört... :huh: aber seht selbst.


Tag 9: Hitze und Staub

Es ist früh, aber nicht früh genug. Allein, dass ich so etwas denke – und aufschreibe – lässt mich an meinem eigenen Verstand zweifeln. Aber in Südafrika haben wir es vor vier Jahren doch eigentlich immer geschafft, als eines der ersten drei Autos vor der Gate-Öffnung in der Schlange anzustehen. Da gab es natürlich auch kein spektakuläres Wasserloch. Also wird das Müsli gerührt und los geht‘s. Im Camp herrscht eine ruhige, aber geschäftige Stimmung, irgendwie auch ganz angenehm.

Unser erster Safaritag auf dieser Reise. Wir sind erwartungsfroh. Aber erstmal scheint alles … irgendwie echt leer. Diese extreme Trockenheit und der relativ geringe landschaftliche Reiz lassen die Gegend eher unwirtlich erscheinen.

Das erste was wir sehen – ein Sekretär. Für uns erstmal ein neues Tier – das ist doch nett!



Das erste Wasserloch, das wir ansteuern, ist allerdings mal wieder ausgetrocknet. Eine Szene, die sich immer wieder über diese Reise wiederholen wird: Die Vorfreude, wenn es mal wieder ein Wasserloch in dieser absoluten Ödnis gibt. Die Enttäuschung, wenn absolut nix los ist, nichtmal mehr das Wasserloch selbst. Ein bisschen anstrengend ist das ja, muss ich zugeben. Aber wenn man dann hinterher überlegt, was man alles an einem Tag gesehen hat – dann ist es doch oft gar nicht so wenig.

Besonders gerne mag ich das Foto von diesen morgendlichen Zebras:



Wir sehen Oryx, mehr Zebras, mehr Springbocks, Gnus, Kudus. Unsere ersten Giraffen im Tageslicht beim Trinken.






Irgendwie verpassen wir leider den Punkt, an dem man auf die Pfanne schauen (oder auch laufen?) kann. Weil wir zu beschäftigt sind, der Hoffnung auf Wasserlöcher nachzufahren, die hier und da auch in Erfüllung geht. Aber dass wir die Pfanne verpassen – fast unverzeihlich. Oder ein Trick unseres Unterbewusstseins, uns zum Zurückkommen zu bewegen? :woohoo: Aber etwas Ausblick auf die Pfanne bekommen wir trotzdem. Denn irgendwann wird die Landschaft in Richtung Halali doch irgendwie spannender – weiter und mit weniger Gebüsch. Hier fahren wir eine Weile ganz gerne durch.

Straußen sind auch schöne Tiere, auch wenn sich hier das komische Etosha-Licht schon wieder zu unseren mäßigen Fotografierkünsten gesellt:



Manchmal gibt es schöne Bäume in der leeren Ebene, die total nach meinem kindlichen Bild von Afrika aussehen.



Man hat ja sonst nichts zu tun:



An einigen Wasserlöchern ist mehr los, zumindest was Huftiere angeht, das bekommt man kaum aufs Bild:



Und manchmal sieht man sogar andere Autos – aber selten. Das macht es deutlich schwieriger, man muss spektakuläre Sichtungen jetzt selbst entdecken und kann sich nicht einfach heimlich anschließen und sich selbst einreden, dass man dieses und jenes Tier gaaanz bestimmt auch selbst gefunden hätte! :lol:

Also starren, und starren, und starren wir… Irgendwann kommen wir an einen Punkt, wo verdächtig viele Autos einen Baum beobachten. Man ist ja dann schon etwas müde. Also beobachten wir auch erstmal fleißig einen Baum. Und Springbocks. Ist ja auch schön hier. Springbocks. Und Baum. Und ein Stein. Was für ein schöner Baum! Ich checke zum fünften Mal, ob der Stein nicht doch ein Löwe sein könnte. :blink:

„Sehen die was, oder sehen die nichts?!“ – „Keine Ahnung.“

Und dann bewegt sich der Stein doch.

Löwe! Schon am ersten vollen Safaritag. Das ist doch mal ein Auftakt, wie wir uns den vorgestellt haben. Wenn wir schon hier Katzen sehen – und später sind wir ja noch in Botswana! Da wird ja noch so viel mehr kommen! Denken wir. Selten lagen wir mehr daneben… Aber das kommt später. Durch das Fernglas lässt er sich unser Löwe auch halbwegs beobachten, aber er ist doch ein ganzes Stück weg.



Kurz setzt er sich auf und schaut sich um. Dann legt er sich aber doch wieder schlafen. Na gut, da wird wohl nichts passieren, dann fahren wir nach einer Weile weiter.

Jetzt sind wir natürlich auf die akribische Beobachtung von Steinen unter Bäumen geimpft. :laugh:

Man mag es unserer Beobachtungsgabe zuschreiben, ich halte es allerdings nur für Glück: wenig später sehen wir noch zwei schwarze Schatten unter einem Baum. Man, ist das schwer, die zu erkennen. Auch bei diesen zwei Damen sind wir auf der Zufahrt zum Wasserloch schon vorbeigefahren, nur dass mein Hirn in diesem Moment eben nur Steine registriert hat. Auf dem Rückweg hat sich die Überprüfung der Steine gelohnt. Aber auch die beiden bewegen sich keinen Zentimeter – es ist langsam Mittag und damit echt heiß geworden. Würde ich auch nicht machen, wenn ich die wäre.



Unser nächster Stop ist schon Halali – auch bekannt als Hitze und Staub. Unser schlauer Plan: Wir checken hier mittags schonmal ein, lassen unseren Tisch hier und entspannen etwas, um die unterm-Baum-liege-Zeit der Tiere zu überbrücken, indem wir unterm Baum liegen. Könnte man ja meinen, dass das schlau war, oder? :S

Auf den ersten Blick macht der Platz, trotz des berüchtigten Staubs, gar nicht mal so einen schlechten Eindruck, auch wenn alles etwas gedrängter wirkt. Wo ein Stellplatz aufhört und der andere endet, ist hier nur nach längerem Raten klar – und damit auch, wo man sich strategisch geschickt hinstellt. Da wir nicht allzu spät dran sind, bekommen wir einen Platz nicht ganz so weit entfernt vom Rand. Aber es ist heiß – sehr, sehr, sehr, sehr heiß. Und die Bäume hier spenden relativ wenig Schatten. Die Füße wühlen im dreckigen Staubsand. Wir versuchen uns erstmal einzurichten. Inspizieren die Waschhäuser, die nicht ganz so einen guten Eindruck machen wie in Okaukuejo. Die Oberfläche unseres Tisches ist nach kürzester Zeit heiß. Unser Auto ist nach kürzester Zeit heiß. Na gut – schauen wir uns erstmal das Wasserloch an. Leider ist der Weg dahin – heiß. Und gefühlte 3 Kilometer lang.

Das Wasserloch ist eigentlich recht schön, fast wie ein Amphitheater, die Zuschauerbänke auch zu einem gewissen Teil überdacht und einige Meter oberhalb angeordnet. Hier gibt es Schatten, aber neben einem älteren Ehepaar und einem Fotografen mit Riesenobjektiv herrscht gähnende Leere. Eine Weile entspannen wir hier, dann wird es zu langweilig und wir schleppen uns zum Auto zurück.

Und jetzt? Keine Ahnung. Die Hitze überfordert mich komplett. Hier gibt es kein Entrinnen… alles ist heiß. Sonne heiß, Luft heiß, Boden heiß, Auto heiß. Schwitzen im sitzen, sitzen und schwitzen, schwindelig schwitzen. Unruhe. Schlechte Laune. Genervt. Die Zeit vergeht nicht, fünf Minuten, zehn Minuten. Wie viele Stunden noch, bis wir wieder losfahren können?

Rückblickend war das einer der zwei Tage, an denen die Hitze wirklich unerträglich wurde.So, dass der Kreislauf einfach kurz vor Kollaps ist. Aber so richtig merkt man erst hinterher, dass die schlechte Laune und innere Unruhe einer reinen körperlichen Überforderung geschuldet waren. Rückblickend hätten wir vielleicht einfach in den Pool springen sollen. Naja, das hätte wahrscheinlich zum Herzinfarkt geführt, wäre aber wenigstens nicht mehr HEISS. In diesem Moment haben wir aber an der Hygiene des Pools, der irgendwie trüb aussah, gezweifelt – und wollten die Einrichtung von Pools in wüstenähnlichen Gebieten nicht unterstützen. Ein Versuch, im Restaurant zu essen, nur um die Zeit rumzukriegen, scheitert daran, dass das Restaurant den Flair eines fliegenumschwirrten Tankstellenimbiss hat. Und ungefähr auch diese Speisekarte.

Und dann fahren wir eben doch wieder los. Und fahren. Und fahren. Der Nachmittag ist verflucht. Trockenes Wasserloch über trockenes Wasserloch. Heute Morgen war doch noch so schön! Und jetzt ist so schrecklich anstrengend. Unser Problem: WIr können uns ja nicht zu weit entfernen, denn wir müssen schließlich dieselbe Strecke wieder zurück. Also fahren wir rund um Halali in der Gegend herum und klammern uns an die vage Hoffnung, dass sich das ganze irgendwie lohnt. Und wir können nichtmal zurück, denn dann zerfallen wir in der Hitze zu Staub. Vielleicht ist der ganze Halali-Boden aus dem Staub der vertrockneten Seelen. :blink:

Wir werden teilversöhnt durch einen braunen Adler und zwei Hyänen.





Dann ist es uns irgendwann zu blöd und wir fahren zum frühen Abend in Camp zurück. Heute sind wir gaaaarantiert die ersten am Wasserloch – rechtzeitig vorm Sonnenuntergang! Aber auch diese Rechnung geht erst einmal nicht auf, hier ist einfach nix los. Wir warten ab, bis die Sonne untergegangen ist, dann beschließen wir aber doch, erstmal Essen zu machen und später wiederzukommen. Heute ist auch der Tag, an dem wir keine Lust mehr auf Steak haben. Also gibt es: Nudeln mit Tomatensauce, Kichererbsen und Zebrasteakstücken. Das Zebra ist gekocht etwas zäh. Dennoch eine Wohltat, so ein gekochtes Mahl.

Und dann? Wird's doch noch ziemlich gut. Belohnt für einen mehr als miserablen Nachmittag werden wir doch noch am Theater – äh Wasserloch. Zu späterer Stunde ist hier so einiges los – vor allem auf den Tribünen, wo Ankommende und Abziehende Zweibeiner übereinander stolpern. Aber auch die Schauspieler lassen nicht lange auf sich warten. Nashörner! Eine Nashorn-Dame mit Baby kommt aus dem Busch. Langsam. Vorsichtig. Von links ein Nashornmann. Langsam, vorsichtig. Faszinierend, zu sehen, wie diese Tiere agieren – erstaunlich, dass das Licht sie nicht stört. Oder siegt nur der Durst?

Spektakulär wird es dann etwas später: Der Herrscher am Wasserloch marschiert ein. Und nimmt es sofort ganz für sich ein. Ein riesiger Elefantenbulle – und sein Begleiter. Die Nashörner weichen zurück. Faszinierend, zu sehen, wie diese ja auch tonnenschweren Tiere dem Elefanten ängstlich aus dem Weg gehen. Faszinierend, welche Macht er ausstrahlt. Aber auch welche Willkür. Und wir sehr sein Begleiter dann doch nur Mitläufer ist. Ich sitze in diesem Moment weit vorne. Zu weit. Und auf einmal kommt der Riese direkt auf mich zu, schnell, zielstrebig, ohrenflackernd, rüsselschwingend. Es fällt mir so schwer, zu glauben, dass ich hier oben sicher bin, nur vielleicht zwei Meter an Höhe und eine halbherzige Portion Stacheldraht liegen zwischen uns. Er könnte, bestimmt, wenn er wollte. Aber es bleibt beim Machtgehabe und einem Puls von 200 meinerseits.

Zur Beruhigung nach diesem eindrücklichen Spektakel dürfen wir noch ein paar Nashörner beobachten, die sich nach dem Abzug von Mr. Big eine ganze Weile um das Wasserloch tummeln. Und dann ist es endlich, endlich nur noch "heiß". Ohne achtmal "sehr" davor. Zeit, zu schlafen.

Utensil des Tages: Heute war uns nicht zu helfen.
Südmarokko März 2012 | Südafrika & Swasiland September 2014 | Namibia & Botswana November 2018
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30 Mai 2019 13:46 #557709
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Tag 10: Aufatmen.

Wir haben absolut nichts dagegen, das Halali-Camp hinter uns zu lassen. Durch unsere gestrige, frustrierende Nachmittags-Expedition wissen wir jetzt immerhin, welche Wasserlöcher – genau genommen vor allem eines – sich lohnen. Also nehmen wir den letzten Rest Brot, Erdnussbutter und Marmelade einfach mit ins Auto und fahren ohne Frühstück direkt zu dem Wasserloch, an dem wir gestern die Hyänen beobachten konnten. Das mit dem mobilen Safarifrühstück ist auch eine Strategie, die sich in Südafrika bewährt hat. Nur das mit dem Brot ist immer so eine Sache – es verschwimmelt eigentlich immer sofort, ist trocken und nicht wirklich ein Genuss. :laugh:

Und es zeigt sich: Wir sind hier nicht allein. So ist unser Frühstück dann zwar kulinarisch nicht das Highlight, aber: Wir frühstücken in bester Gesellschaft.



So toll. Es sind sogar nicht nur zwei, sondern drei Löwen – ein Männchen links, und ein Männchen und ein Weibchen geradeaus, und nah genug, dass man sie ohne Fernglas beobachten kann (wobei es mit natürlich weitaus spannender ist). Immer mal wieder gibt es Spannungen, weil der Single-Löwenmann offenbar nicht ganz uninteressiert an der Löwin ist. Da kann es natürlich der andere nicht lassen, seine Besitzansprüche zu betonen, indem er die Löwin mehr oder weniger besteigt. :woohoo: Der Paarungsakt wird aber nach der Hälfte abgebrochen. Wir bleiben lange bei den Dreien, bis sie sich langsam ins Nicht Sichtbare zurückziehen und wir uns wieder auf den Weg machen.

Wir fahren jetzt näher an der Pfanne entlang, es sind immer wieder weite Ebenen, Graslandschaft, im Hintergrund die Pfanne zu sehen. Die Landschaft ist schön und es passiert auch immer mal wieder was.



Irgendwann checken wir auch, dass die Dinger nicht „Hemperl-Hühner“ sondern „Helm-perlhühner“ heißen. :woohoo: Das heißt aber nicht, dass es leichter wäre, sie mal richtig auf’s Bild zu kriegen… :lol: Nach einer Weile treffen wir in der flachen Ebene auf diesen großen und sehr alten Elefantenbullen. Er ist majestätisch, und irgendwie friedlich. Ganz anders als der Jungspund von gestern Abend. Er löst etwas sehr Emotionales in uns aus, und wir beobachten ihn eine ganze Weile. Dabei sehen wir quasi unser Spiegelbild auf der anderen Seite:



Langsam zieht er über die Ebene davon, die Straße macht an dieser Stelle ein Kurve und so können wir ihn auch von der anderen Seite noch einmal beobachten. Schön.



Springbocks gibt es natürlich überall in Massen:



Die Etosha-Pfanne verschwimmt immer wieder in den Himmel, erstaunlich, dass man das Phänomen sogar auf Fotos bekommt:



Die Weite und Leere hat hier etwas sehr idyllisches.

Giraffen sind heute auch einige dabei, aber auch noch mehr Elefanten, Oryx, Kuhantilopen und ein sehr voll Wasserloch mit all diesen Tieren auf einem Haufen, das wir aber nicht aufs Foto bekommen.





Besonders faszinierend finde ich den Anblick, wie die Giraffen bedächtig über die Ebene ziehen. Man sieht sie ja sonst meistens nur rumstehen oder weghoppeln.



In Namutoni angekommen kann ich sehr gut nachvollziehen, warum hier so viel geschwärmt wird. Der Platz ist klein, fast familiär. Wir haben zwar ein Stück mit weniger grüner Wiese erwischt, aber der Boden ist fest und nicht staubig, die Bäume grün, es ist insgesamt einfach idyllisch und friedlich.



Unfassbar aber, dass unsere holländischen Nachbarn, die wir schon seit dem ersten Tag in Etosha immer wieder sehen, es schon wieder geschafft haben, vor uns da zu sein – obwohl wir morgens zuerst losgefahren sind und wirklich nicht viel angehalten haben. Die sind schon komplett eingerichtet, lüften ihr Bettlaken aus… achso, das soll man auslüften? :blink: Müssten wir das eigentlich auch mal tun? Ach egal. Wer braucht das schon… :whistle:

Wir besichtigen erstmal das Fort.





Es gibt hier auch eine schöne Bar, die einen angenehmen Eindruck macht. Aber gerade heute brauchen wir das eben nicht, denn die Temperatur ist wieder erträglich, wir haben heute schon viel gesehen und sind insgesamt einfach tiefenentspannt. Ein Tag zum Aufatmen also.

Wir gehen noch kurz am Wasserloch vorbei, wo ein Elefant gerade von dannen zieht, den haben wir wohl verpasst, ärgern uns aber auch nicht – wir hatten unsere eigenen Momente. Nach kurzer Zeit machen wir uns auf den Weg, in nördliche Richtung um die Pfanne herum. Interessant wird es dann am Wasserloch mit dem treffenden Namen „Twee Palms“. Eine ziemlich große Giraffenversammlung versucht den zwei markanten und irgendwie fehlplatziert wirkenden Palmen Konkurrenz zu machen.



Dabei sieht es lustigerweise immer wieder aus, als hätte es irgendwie einen Fehler in der Grafik gegeben. So wie früher bei Solitaire, wenn die Karten wegfliegen und sich der Rechner aufhängt… :blink:



Wir beobachten die mehrhalsige Kreatur eine ganze Weile, deshalb müsst ihr euch jetzt viele Fotos davon anschauen. :blush: :whistle:





Zebras gibt’s natürlich auch nicht zu wenig, und zwar nah am Auto, da kann man auch ohne Teleobjektiv ein bisschen rumprobieren.



Zum Abschluss eine Warzenschweinfamilie und eine ziemlich pittoreske, durch smartphonefilter gejagte Giraffe, sowie ein Dik-Dik, dessen Foto mir nicht gefällt.





Dann geht’s zurück zum Campingplatz und wir grillen etwas wehmütig unser allerletztes Steak. Heute gibt es zum Feiern eines wunderbaren Safaritages dazu eine Flasche Rotwein. Das war schön.

Utensil des Tages: Heute musst uns nicht geholfen werden.
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04 Jun 2019 22:33 #558074
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Tag 11: Es wird tropisch

Es erwartet uns einer der langen, wenig ereignisreichen Fahrtage – wobei das touristisch Ereignislose ja oft gerade das Spannende ist, weil man keinerlei Erwartungen an Sensationen hat und daher einen geschärften Blick für die Details. Euch erwartet daher, wie ihr wohl schon merkt, ein eher textlastiger Beitrag mit viel Gelaber, das so in meinem Kopf entsteht, das ich als „kluge Beobachtungen“ oder „interessante Details für Erstreisende“ zu verkaufen versuche. :whistle:

Angesichts der langen Tour heute starten wir seit langem mal wieder gemütlich. Wir schlafen nahezu aus – ich glaube bis 7.30 – und dann soll der Tag erstmal mit einem Kaffee und einem entspannten Frühstück losgehen. Wir haben dafür extra unseren Alu-Espressokocher mitgenommen und auch Kaffeepulver unserer Lieblingssorte aus Hamburg. Ja, es mag komisch erscheinen, Kaffee nach Afrika zu importieren – aber wenn man schon keinen Milchschäumer hat, muss das Zeug auch schmecken, und das weiß man im Supermarkt ja schließlich nie. Diese Ausstattung hat uns bis hierhin auch schon den ein oder anderen Morgen versüßt… der kleine Luxus, der gerade angesichts von eher eintöniger Ernährung und „back to basics“ umso größere Wirkung hat.

Problem: Der Gaskocher will schon wieder nicht so richtig. Ist das Gas etwa schon wieder leer? Ist das Ding dauerhaft hinüber? Für den Kaffee reicht’s noch, aber für alles andere ist der Lebenshauch zu schwach. Also haben wir für heute mal wieder eine Tagesaufgabe – solange es noch größere Städte auf unserer Route gibt. Wir erkunden die Build-Its des Landes! :woohoo:

Um den Tag dann so richtig appetitlich zu starten, darf ich erstmal den Kühlschrank saubermachen. Bei dem ganzen Geruckel hat es uns vor ein paar Tagen den Spieß der Lamm-Sosaties durch die Plastikverpackung gedrückt und der ganze Fleischsaft ist so richtig herrlich ausgelaufen. Und hatte ich eigentlich erwähnt, das an dem tollen Halali-Tag auch noch unser ganzer Essig ausgelaufen ist? Ihr kennt das, diese fiesen Balsamico-Flaschen mit diesen fiesen Metall-Schraubdeckeln, die, egal an welchem Ort der Welt, nach einmaliger Benutzung sofort ihren Zweck verfehlen? Ach und wie war das mit dem eingelegten Knoblauch, der sich auch irgendwie verselbstständigt hat? Hat eigentlich schonmal jemand eine Anleitung dazu geschrieben, wie man den ganzen Mist im Auto so verstaut, dass nicht jeden Tag was kaputtgeht und ausläuft? Wir jedenfalls haben diese Kunst bis zum Ende nicht gemeistert. Ich war übrigens kurz davor, den Reisebericht "Irgendwas ist immer kaputt" zu nennen.

Jedenfalls hatten wir das Fleisch-Knoblauch-Malheur offenbar eher oberflächlich beseitigt und jedes Mal beim Öffnen der Kühltruhe kam uns so ein richtig schöner Fleischgeruch entgegen. Immerhin wird das Ganze da drin ja halbwegs gekühlt, aber jetzt wo wir froh sind, dass wir uns tatsächlich mit unserem 10 Tage lang eher mäßig gekühlten Fleisch nicht selbst vergiftet haben, sollten wir wohl auch die Keimbelastung unseres Kühlschranks mal wieder in kontrollierte Bahnen bringen.

Ich lobpreise in diesem Moment meine perfektionistische Vorplanung, die aus irgendeinem der 793 Threads zu Pack- und Einkaufslisten den Tipp „Sagrotan-Desinfektions-Tücher“ rausgezogen hat. Also wer auch immer von euch das war, ihr habt mir in diesem Moment das Leben gerettet. Etwas eklig wird der ganze Spaß nämlich, als ich feststelle, dass der vermeintliche Boden der Kühltruhe gar keiner ist – sondern nur eine Art Gummimatte, unter der sich so richtig schön viel Fleischsuppe gesammelt hat und gemächlich hin- und herschwappt. Seit Tagen.

Aber etwa eine dreiviertel Küchenrolle und die Desinfektions-Tücher bringen das ganze schnell auf ein akzeptables Maß und ich fühle mich nach dieser Aktion irgendwie auch innerlich gereinigt.

Was mir bei meiner perfektionierten Vorplanung allerdings wieder entfallen war: Eier. Die haben wir noch – aber nicht mehr lange, denn die Fleischplanung hatte ich so optimiert, dass unser Fleisch abzüglich der Swakopmund-Tage genau bis zum letzten Etosha-Tag reicht, da wir durch’s Ost-Gate nichts mitnehmen dürfen. Als der wirklich freundliche Gate-Officer mich fragt „do you have Ed?“ braucht es etwas, bis ich seinen Akzent verstehe. Er schiebt es ein bisschen auf seine Mit-Officer-Frau, die ja leider sehr streng sei bei Eiern – und schwupps, haben die beiden eine Packung beste, frische Eier und wir keine mehr. Naja egal. So oft haben wir die Dinger dann auch nicht gegessen.

Wohlwissen, dass der Tag nicht spannend wird, geht’s los. Tsumeb, Grootfontein, eigentlich ganz sympathische Städte, gar nicht viel anders als die, die wir vor Etosha gesehen haben. Was Baumärkte angeht sind wir schon alte Profis, der Stop bei Build It bringt uns aber nur mäßig weiter, der Herr wiegt die Flasche und sagt, sie ist voll. Na gut, wenigstens ist sie nicht leer. Dann muss irgendwas mit dem Aufsatz nicht stimmen – die übergekochten Nudeln von dem verfluchten Halali-Tag könnten der Urheber sein. :S :blink:

Weiter geht’s von Grootfontein nach Norden, auf in Richtung Sambesi-Region (a.k.a. Caprivi).



Erstmal finden wir es sehr spannend, als links und rechts überall kleine Rundhütten auftauchen. Auf einmal sind wir gefühlt in einer anderen Welt, wo Grootfontein noch eine nette, gepflasterte und irgendwie städtische Stadt war, ist es jetzt Schilf, und Reed, und eine ganz andere Bauweise. Jedes Grundstück hat einen Zaun und mehrere kleine Rundhütten, wie verschiedene Zimmer eines Hauses. Die Leute sitzen im Schatten auf dem Hof, sieht entspannt aus. Irgendwie auch viel natürlicher, wenn ein größerer Teil des Lebens draußen stattfindet. Ich weiß natürlich, dass die Menschen hier wahrscheinlich nicht die Wahl haben und sicherlich viele Schwierigkeiten, dass diese Gedanken auf eine gewisse Art auch illusorisch sind. Aber nach zehn Tagen Camping fühle ich mich dieser Lebensweise viel verbundener. Auf jeden Fall sieht man die Rundhütten mit ganz anderen Augen, wenn man vor Ort ist, als wenn man sie auf Fotos sieht, wo sie gedanklich schnell in eine "primitive" Ecke gesteckt werden könnten. Hier vor Ort, wenn man selbst staubig ist und glücklich von so viel Draußensein, drängt sich schon die Frage auf: Braucht man denn wirklich so viel mehr?





Ihr seht, ich habe viel Zeit zum Nachdenken. Hin und wieder kreuzen Ziegen die Straße, weshalb man etwas aufpassen muss beim Fahren. Ab und zu Menschen auf Fahrrädern, Kinder die uns freundlich zuwinken.

Und dann wird es langweilig.

Denn es ist stundenlang dasselbe.

Ihr kennt das.

Wir hören unsere Musik, dieselbe Playlist zum zehnten Mal. Wir hören einen Podcast, den ich vorher runtergeladen habe. Wieder Playlists. Wir hören kurz Radio, sind fasziniert von der Klicksprache, die so schön und melodisch und so schwer zu artikulieren klingt. Wir hören ein deutsches namibisches Radio. Das Highlight: Der Wetterbericht. „Windhoek, leichte Wolken, heiß bis sehr heiß. Region x, heiß bis sehr heiß. Region y, heiß bis sehr heiß. Region sonstnochirgendwas, heiß bis sehr heiß“. Okay! Alles klar! Echt präzise.
Und wir fahren, und fahren, und fahren. Rundhütten, Ziegen, Menschen, Rundhütten, Asphalt, Menschen, Ziegen. Kaum Kurven. Kaum andere Autos. Faszinierend – aber es zieht sich brutal. Immerhin kommt man schnell voran, auf Asphalt, in Deutschland dürfte man hier niemals 120 fahren...



Dieses Ziegenbild sieht aus, als wäre es direkt nach dem Bild oben entstanden. Tatsächlich liegen 30 MInuten Fahrt bei hoher Geschwindigkeit dazwischen...ja.

Irgendwann erreichen wir dann Rundu – und der Kontrast zu Grootfontein wird sofort deutlich. Nichts mehr gepflastert, nichts mehr mit westlichem Einfluss, die Stadt ist auf Erde und Staub gebaut, die Architektur unzusammenhängend, viel mehr Menschen auf den Straßen. Im Vergleich eine ganz andere Welt. Im ersten Moment, wenn man müde ist nach vielen Stunden eintöniger Fahrt, nehme ich dieses „Fremde“ an Städten immer erstmal als etwas beängstigend wahr. Es ist ein Kontrollverlust, nicht das Bekannte vorzufinden, sondern sich erst einmal mit der Situation auseinandersetze zu müssen, sich zu orientieren im Gewusel. Eigentlich kein Problem, aber wie gesagt – man ist müde, man weiß nicht, was man tut. So richtig wohl fühle ich mich hier jetzt gerade nicht und beim Supermarkt hoffe ich gedanklich, dass unser Auto noch da ist, wenn wir wiederkommen. Irgendwie bescheuert und wahrscheinlich auch rassistisch.

Da in Rundu der letzte brauchbare Einkaufsstopp vor Kasane ist – Edit: Ist natürlich quatsch, der letzte vor Katima Mulillo, was aber tagemäßig für uns auf dasselbe rauskommt – machen wir noch einmal einen größeren Einkauf, füllen alle Vorräte auf, die nicht frisch sind. Besonders am Herz liegen mir ausreichende Müslivorräte. Von den frischen Dingen besorgen wir so viel, dass es bis zum letzten Namibia-Tag reicht, da wir nicht wissen, was gerade nicht nach Botswana eingeführt werden darf. Das Fleisch spricht uns gar nicht an, also kaufen wir für heute Abend Wurst. Und wir brauchen Joghurt – denn heute starten wir mit der Malaria-Prophylaxe. Bei der Beratung wurde uns empfohlen, Malarone abends einzunehmen, nach der Mahlzeit, und danach noch ein Milchprodukt. Dann noch Geld holen, tanken, und weiter.

Wir haben für heute keine Unterkunft gebucht, wollten uns offenhalten, auch schon in Rundu zu stoppen, falls wir zu müde sind für die vollen 600+ Kilometer. Aber eigentlich wollten wir es bis kurz vor Divundu, genauer gesagt zur Riverdance Lodge schaffen. Und das klappt auch. Ab Rundu – wir sind glaube ich gegen 14 Uhr wieder aus der Stadt raus – sind es noch ungefähr zwei Stunden. Zwei Stunden, auf denen auch wieder absolut nichts passiert. Aber komischerweise sind wir entspannt – vielleicht ein bisschen erleichtert, nicht aus dem Fenster starren und nach Tieren suchen zu müssen, schnell voranzukommen, ein klares Ziel vor Augen zu haben. Vielleicht ist es auch der Anblick von so viel Grün. Denn ab Rundu wird alles deutlich grüner und auch irgendwie tropischer. Aber da wir auf der B8 fahren und nicht die Straße entlang der Dörfer passiert auch wieder absolut gar nichts. Ich erinnere mich heute nur noch sehr vage an dieses Stück Fahrt. :laugh:

Als wir die Riverdance Lodge erreichen, fühle ich mich fast euphorisch. Geschafft!

Die schlechte Nachricht ist allerdings, dass Riverdance voll ist – unsere Strategie, nicht zu buchen, ist nicht aufgegangen. Die Inhaber sind selbst ganz überrascht – gestern wäre wohl noch alles frei gewesen. Leichte Panik kommt auf. Ich habe zwar noch die Mobola Lodge als Alternative, und die ist auch überhaupt nicht weit. Aber was, wenn die auch voll sind? An der Mobola Lodge angekommen ist erstmal keiner da, was die schlechte Vorahnung nicht gerade entkräftet. Aber wir treffen eine sehr nette südafrikanische Dame, die mit ihrer Begleitung in einem Bungalow logiert, obwohl sie einen Stellplatz für’s Campen reserviert hatten. Wir könnten dann ja einfach ihren Platz nehmen.

Der Inhaber taucht dann doch irgendwann auf und stellt sich als Deutscher aus Sachsen-Anhalt heraus (schwer zu überhören). Er hat noch mehr als genug Plätze frei, nur noch zwei andere Camper außer uns sind hier. In diesem Moment fällt alle Anspannung von mir ab. Wie gut es nach solchen langen Tagen doch auch mal tut, in seiner eigenen Sprache empfangen zu werden. Wir fühlen uns sofort zu Hause. Wir werden allerdings, anders als zu Hause, auch noch einmal explizit auf den Passus hingewiesen, dass es hier Krokodile, Hippos und giftige Schlangen gibt…



Die Mobola Lodge gefällt uns außerordentlich gut. Es gibt zwar „nur“ Gemeinschaftsbäder, die sind aber in allerbestem Zustand. Man kann hier, wenn man will, direkt am Ufer des Okavango sein Zelt aufschlagen. Wir entscheiden uns aber, heute lieber nicht von Krokodilen gefressen zu werden, und nehmen den Platz, der vielleicht 10 oder 15 Meter vom Ufer entfernt und etwas erhöht ist. Wir haben einen eigenen überdachten Küchenbereich. Hier sieht man sofort, dass alles von Deutschen gebaut ist – wohl vom Hausherrn selbst, der uns eben noch von seinem neuesten Heimwerkerprojekt berichtet hat. Jeder Winkel ist penibel gerade. Alles ist handwerklich in höchstem Maße perfektioniert, bis hin zur Waschbecken-Armatur. Eine kleine Buschdusche hinter Schilfmatten haben wir auch. Tolles Detail: Eine Treppe führt hoch zu einer Aussichtsplattform. Die braucht man aber nicht zu nutzen – denn zur Lodge gehört noch eine Sunset-Bar, die über eine Hängebrücke erreichbar auf einer kleinen Insel mitten im Okavango liegt.





Erstmal ist mir aber warm und ich springe in den kleinen Pool, der im Stil eines tropischen Teichs mit einem kleinen Wasserfall sehr idyllisch auf einer Holzplattform am Ufer liegt. Derweil berichten andere Reisende von einer schwarzen Mamba, die sie angeblich gesehen haben. Und ich wundere mich noch, was da vorhin im Busch so geraschelt hat auf dem Weg zum Bad – zum Glück bin ich dem Impuls der Neugierde nicht bis zum Ende gefolgt … :blink:

Idyllisch ist es hier, das muss man wirklich sagen:





Nach der kurzen Erfrischung geht’s zum Sundowner an die Bar. Wow. Auf einmal sind wir am Okavango und trinken Bier und Savanna mitten über dem Fluss, 15 Meter von Angola entfernt. Mein Gehirn kann diese Info kaum verarbeiten. Aber es ist großartig. Ein toller Sonnenuntergang. Jetzt beginnt ein neuer Abschnitt unserer Reise – das spüren wir sofort.



Utensil des Tages: Desinfektions-Tücher – ich hätte es vorher nicht gedacht, aber die können verdammt nützlich sein. Und natürlich unser Espresso-Kocher
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Tag 12: Ein Bett!

Beim Aufwachen am Okavango müssen zunächst zwei Dinge geprüft werden. Erstens: Liegt ein Krokodil vor’m Zelt? – Nein, tut es nicht. Aussteigen also gefahrlos möglich. Zweitens: Hattest du Albträume? Nein, ich auch nicht. Nicht mehr wirres Zeug als sonst jedenfalls. Malarone scheinen wir also zu vertragen.

Unser Tag startet heute mit einer Bootsfahrt, da wir die Sundowner-Tour gestern verpasst haben. Mit dabei unser einheimischer Bootsfahrer, und der Sohn der Lodge-Besitzer, vielleicht ein paar Jahre jünger als wir. Ich sage mal so: Beneidenswertes Leben…



Wir schippern also etwas auf dem Okavango rum, diese Bootstouren sind ja meistens mehr entspannend als spektakulär und der Okavango irgendwie auch ein relativ normaler Fluss. Doch nach zehn Tagen Trockenheit sind so große Wassermassen schon relativ faszinierend. Lukas findet vor allem Krokodile faszinierend, die er hofft, jetzt zu sehen. Überhaupt stelle ich fest, dass unsere Vorliebe für gewisse Tiere gänzlich verschiedenen Mustern folgt: Ich bin begeistert von Elefanten, Giraffen, Nashörnern, und allem, was irgendwie flauschig und süß ist. Er steht auf Krokodile und Ziegen und Marabous. Die rebellischen, sturköpfigen, die auf Konventionen scheißen, und auch ein bisschen fies sind. Was das über uns aussagt?



Aber siehe da: Wir haben Glück und begegnen zwei Krokodilen. Darunter sogar eines, das uns die seltene Freude einbringt, ein sich-bewegendes Krokodil zu sehen. In Südafrika haben wir tagelang Krokodile angestarrt, weil Lukas unbedingt sehen wollte, wie sie sich bewegen. In der Regel tun sie das aber eher mal so gar nicht. Hier haben wir aber ein ordentliches Exemplar, das wahnsinnig schnell ins Wasser sprintet. Wie fix das unterwegs ist! Zu fix für mich und die Kamera...

Es gibt Kaffee aus der Thermoskanne und Kekse. Zwischendurch bekommen wir ein bisschen was erzählt, auch über das Wesen dieses Grenzflusses zwischen Namibia und Angola. Eine Grenzziehung, die, wie es aussieht, sehr europäischem Denken entspringt. Jedenfalls fühlt es sich sehr europäisch gedacht an, den Fluss, das Wasser, als etwas Trennendes zu begreifen und nicht als etwas Verbindendes und Lebensspendendes. Ist es nicht viel logischer, dass der Fluss, der Ressource für Wasser und Fische ist, den Mittelpunkt, die Lebensader bildet? Da viele auf der anderen Seite zur Schule gehen, Verwandte haben und so weiter, der nächste offizielle Grenzübergang aber zwei Stunden entfernt in Rundu liegt, gibt es in jedem Ort eine Stelle, wo es erlaubt oder geduldet ist, die Grenze zu überqueren. Bürokratie trifft Realität – und schnell wird aus dem Motiv „Mann im Boot“ das Motiv „Grenzgänger“:



Irgendwann sehen wir ein Hippo, wobei „sehen“ eigentlich das falsche Wort ist, ein paar wackelnde Ohren und ein Blubbern zeigen aber das Vorhandensein eines solchen an. Das gute Nilpferd überlegt sich dann auch ganz spontan, dass es doch mal gerne unseren Bootsmotor angreifen möchte. Wir lernen: Wenn Guides gar nichts mehr sagen, und dann hinterher sowas wie „huch, achja, das Hippo hat grad unseren Motor angegriffen, haha, das war knapp! Aber das passiert manchmal, haha“ – dann war es vielleicht auch mehr als nur ein bisschen knäpplich.

Als der Sohn der Eigentümer, der hier offenbar noch ein bisschen anlernt, auf der Sundower-Bar-Insel von Bord geht, und wir das letzte Stück weiterschippern, wird unser Bootsführer auf einmal viel gesprächiger. Er erzählt eine ganze Menge aus seinem Leben, wo er früher als Kind gespielt hat, wie sie fischen, was er über Deutschland weiß, dass er immer noch einen Kochtopf hat, den seine Großmutter von den Deutschen bekommen hat, den er so liebt, weil er immer damit kocht und der trotzdem noch so gut in Schuss ist. Er erzählt auch, dass die Leute, die die Gärten direkt am Fluss bewirtschaften, (ver)hungern, obwohl sie direkt am Fluss leben, weil sie ihre Pflanzen nicht ausreichend bewässern können. Nur wer es körperlich schafft, in der fiesesten Hitze den ganzen Tag Wasser vom Fluss auf das Beet zu schleppen – oder sich eine Pumpe leisten kann – ist in der Lage, sein Gemüse ausreichend zu bewässern. Wir sind betroffen, aber schätzen diese Gelegenheit, solche Einblicke zu bekommen.

Nach der Bootsfahrt – es ist immer noch früh – brechen wir auf, fast ein bisschen traurig, wir wären gerne noch eine Nacht hiergeblieben. Aber für heute haben wir ein Zimmer-Zelt im Camp Kwando gebucht – eine der wenigen, wirklich bezahlbaren Lodges (wir haben dafür glaube ich 180 Euro in Dinner, Bed & Breakfast-Variante bezahlt) und wir wollten diese Luxus-Welt einmal erleben. Heute Morgen wollen wir allerdings erstmal noch eine Runde durch die Mahango Core Area fahren. Verabschiedet werden wir noch von diesem kleinen, lustigen Kerlchen:



Wieder on the road durchqueren wir erstmal Divundu, und sind sehr froh, dass wir in Rundu alle Einkäufe erledigt haben. Wir dachten, hier wäre ein richtiger Ort, aber es ist gefühlt nur eine Tankstelle,. Oder haben wir den Rest übersehen? Egal, wir brauchen ja nix mehr. Hinter der Tankstelle geht es rechts rein, nach einiger Zeit fahren wir da vorbei, wo die Popa Falls gewesen wären, wenig später endet die Asphaltstraße und wir denken zum Glück an die Staubklappe.

Am Mahango Gate zahlen wir gefühlt nichts für den Eintritt, sehen an der Sichtungstafel sehr viele Einträge von „Wild Dogs“ und bekommen von einer freundlichen Officerin erklärt, wo wir langfahren können und welche Teile 4x4 sind. So richtig einleuchten tun uns die Beschreibungen aber nicht und es passiert mal wieder, was häufig passiert: Jeder nickt, und hofft insgeheim, dass der andere es irgendwie besser verstanden hat.



Die Erkenntnis, dass das nicht so ist, folgt prompt, und so bleibt uns nicht viel mehr übrig, also uns wieder auf Maps.me zu verlassen.
Also erstmal los! Da wir später noch die komplette Transitstrecke auf der B8 hinter uns bringen müssen, sind wir unsicher, ob wir die 4x4-Stellen fahren sollen und lassen erstmal keinen Reifendruck ab. So ganz eindeutig klingt es auch nicht, was uns die Dame da erzählt hat, in Bezug auf Sand – „not sandy but 4x4“ – aha. Wir haben zwar keinen Stress, doch für Steckenbleiben und Experimente dann auch wieder nicht genug Zeit. Andererseits würden wir auch gerne die Wildhunde am Wasserloch sehen… dazu müsste man irgendwann rechts. Nach kurzer Zeit geht dann rechts auch eine Stichstraße ab, die aber durch Baumstämme versperrt ist. Wäre das jetzt die Zufahrt zum Wasserloch? Ist sie absichtlich versperrt oder zufällig blockiert? So zufällig kann ein Haufen Baumstämme doch gar nicht auf den Weg fallen! Zumal wir eben noch vom Wasserloch erzählt bekommen haben. Und doch, ein Rüberkommen scheint da nicht, jedenfalls trauen wir uns das nicht.

Also fahren wir doch erstmal geradeaus weiter. Links eröffnet sich relativ bald die Flussebene. Ein toller Ausblick, so schön grün, und wir sehen viele Tiere. Diverse Antilopen, neben Kudu auch Lechwe, und natürlich viele Vögel.



Ein Adler fasziniert uns eine ganze Weile.



Irgendwo im Wasser hockt ein Hippo.



Seine Freunde sind auch da.



Es gibt hier einen ziemlich großen Baobab – die mag ich, und wollte schon immer mal einen so großen sehen.



Besonders bemerkenswert, dass dieses Exemplar blüht. Wenn man bedenkt, dass Affenbrotbäume nur einmal im Jahr Blüten tragen, und eine einzelne Blüte nur 24 Stunden geöffnet ist, bis sie verblüht – was für ein Glück!



Ich bin begeistert, traue mich aber nicht, auszusteigen (was man hier wohl dürfte) und so bleibt es bei dem kurzen Glück und ein paar Fotos.

Schön ist, dass man hier ein paar Loops direkt am Fluss langfahren darf. Denken wir, und genießen die Aussicht. Bis wir die Verbotsschilder sehen. Uppsi. Die hätte man strategisch wohl günstiger aufstellen können. Naja, hat ja keiner gesehen – denn hier ist einfach mal niemand. In diesem Park scheinen wir so ziemlich die einzigen zu sein, und so verlassen wie er wirkt, so wenig beschildert ist er auch. Man hat fast das Gefühl eine einsame Gegend zu erkunden. Die Landschaft ist wirklich schön und auch wenn wir erstmal nix so richtig Großes zu Gesicht bekommen, sind wir hier glücklich. Es gibt überall etwas zu entdecken.



Nachdem wir eine Weile den Park erkundet haben – ein paar Sandstellen gibt es dann doch noch, in denen sich Lukas das erste Mal an den 4x4-Modi erprobt – drehen wir dann aber doch um. So richtig wissen wir nicht, wie wir denn nun zu diesem Wasserloch kommen sollen. Was soll’s! Wir fahren einen Weg zurück, der nicht am Fluss langführt sondern eher durch die Mitte durch. Und dann gibt es doch noch eine Großwild-Wegblockade:



Wir halten in sicherer Entfernung und lassen die Gruppe passieren. Wenig später wartet ein weiterer ungewohnter Anblick wartet auf uns: Eine sitzende Giraffe! Ich wusste gar nicht, dass die dazu überhaupt in der Lage sind. Sie chillt da einfach so unter ihrem Baum, ganz lustig.



Am Ende gibt es noch einen Konflikt unter Pferdeantilopen, der in dieser Form leider nicht seinen Weg auf das Bildmaterial gefunden hat.



Zurück nach Divundu, dann geht es weiter. Und das bedeutet heute mehr denn je: Immer der Nase nach. Und meine Nase ist sehr gerade.

Wir fahren die B8 auf dem Verbindungsstück zwischen Divundu und Kongola. Das bedeutet: Hier ist NICHTS. Hatte ich beim gestrigen Tag behauptet, dass das Stück zwischen Grootfontein und Rundu langweilig ist, dann war das eine krasse Untertreibung. Da wusste ich nicht, wovon ich sprach. Hier in diesem schmalen Streifen zwischen Botswana und Angola offenbart sich uns: Die Unendlichkeit in Form einer Straße. Copy & Paste mit Asphalt.

Eine Straße, schnurstracks geradeaus. Keine Kurven, keine Kuppeln, keine Hütten, keine Ziegen (ja, selbst die vermisse ich heute schmerzlich!). Nur: Links Wald. Rechts Wald. Schilder, die vor Elefanten warnen und beschwören, dass man nur 80 fahren soll. 80! Das hier ist gerader als die Autobahn! Und so leer als wären wir die letzten zwei Menschen auf der Welt. Also ich verstehe das mit dem Langsamfahren wegen kreuzender Elefanten schon, aber es ist, als müsste man versuchen, eine besonders monotone Arbeit extra langsam zu erledigen. Das Gehirn will einfach automatisch schneller machen und es erfordert extreme Konzentration, hier auf Dauer zu fahren.

Glück wie ich habe, habe ich das Glück, dieses schöne Stück zu erwischen. Da es auf den ganzen 200 Kilometern etwa 1,5 Parkplätze gibt, und sonst das Anhalten glaube ich sogar verboten ist (es gab jedenfalls ein mysteriöses Straßenschild, das wir bis heute nicht gänzlich entschlüsselt haben) bin ich dann auch dazu verdammt, das komplette Stück zu fahren.

Erst hilft reden.
Dann Podcasts.
Irgendwann hilft einfach nur noch singen.

Selbst eine Viertelstunde auf dieser langweiligen Straße zu fahren ist schon eine Tortur. Mangels Autos, mangels neuen Objekten, mangels irgendetwas, woran sich das Auge haften kann, geht das Gehirn schnell in den Autopilot über und der Blick verschwimmt. Dabei muss man ja schon aufpassen, dass man konzentriert bleibt, denn die Elefanten, die überall auf den Schildern zu sehen sind, sind sicherlich kein Mythos. Irgendwann, als es einfach nicht mehr zu etragen ist, mache ich die Playlist mit meinen absoluten Lieblingsliedern an, die ich alle vollständig auswendig kenne – und singe einfach die ganze Zeit mit. Der einzige Weg, den totalen Gehirn-Shutdown zu verhindern. Eine plötzliche Elefantenüberquerung passiert uns zum Glück nicht, obwohl ich mich vage zu erinnern meine, dass an irgendeinem Punkt mal einer irgendwo zu sehen war. Lukas vergisst vor lauter Langeweile, sich über meinen Gesang lustig zu machen.

Irgendwann, nach zähen zweieinhalb oder drei Stunden, sind wir dann in Kongola, ein Glück, zumindest für meine Stimme. Auch hier gibt es eine Tankmöglichkeit und auch ein Geschäft, aber kein Supermarkt der bekannten Marken, sieht so aus, als wäre das eher ein improvisierter Laden, der sich aber „Kaza Kongola Shopping Center“ getauft hat. Ich bin kurz versucht, aus reinem Interesse zu besichtigen, lasse es dann aber sein.

Die Anfahrt zum Camp Kwando dauert noch einmal eine halbe Stunde und ist unkompliziert. Hier angekommen stehen wir vor einer ungewohnten Situation: Wir parken unser Auto auf einem Parkplatz, und lassen es auch da. An der Rezeption werden wir begrüßt, bekommen unseren Schlüssel und alles erklärt. Im Camp Kwando arbeiten wohl nur Einheimische aus der Gegend, man versucht, alles möglichst ökologisch und sozialverträglich zu machen. Wir fragen auch direkt nach Aktivitäten. Eine zweite Bootsfahrt hatten wir eigentlich nicht geplant, stattdessen wollten wir den Lodge-Aufenthalt nutzen, uns mal einem geführten Game Drive anzuschließen. Laut Internetseite wird das auch angeboten. Man erklärt uns aber, dass sich mindestens vier (oder sechs?) Gäste für den Game Drive anmelden müssten. Das ist natürlich nicht passiert. Na toll. Und dann? Bleibt uns nichts, als doch die Bootsfahrt, aber erst morgen früh. Derweil müssen wir noch zusehen, dass man unseren Kühlschrankinhalt irgendwo kühlen kann, denn die Unterkünfte haben keinen – aber das ist zum Glück kein Problem, wir könen den Kram einfach abgeben.

Unser Safarizelt fühlt sich auf den ersten Blick an, wie purer Luxus:



Ein Bett! Wir legen uns aufs Bett. Was für eine simple Handlung, aber so wohltuend, nachdem dieser Zustand so lange Zeit nur kletternd, reißverschlussauffummelnd und ungelenk reinrobbend erreichbar war. Und das Gefühl von frischer, weißer, crispy Bettwäsche. Der absolute Safari-Traum was die Einrichtung angeht, zumindest, wenn man so etwas noch nie live erlebt hat.





Etwas schockiert bin ich allerdings, als ich feststelle, dass das Badezimmer – auch die Toilette – im selben Raum ist wie das Bett. Ich meine, es ist hübsch eingerichtet, keine Frage. Und man hat zwar mehrere Wandteilstücke geschickt so versetzt verbaut, dass von nirgends ein Blick dorthin möglich ist, doch von Türen oder Wänden kann hier keine Rede sein.



Mich haben auf unseren ersten gemeinsamen Urlauben schon Badezimmer, die direkt neben dem Bett sind – aber mit Tür – nahezu traumatisiert. Gut, das ist jetzt auch schon einige Jahre her, aber für Frischverliebte ist das hier ja nix. Zumal es sich bei den Außenwänden dieser Hütte auf Stelzen auch um Zeltstoff handelt – nicht direkt ein geräuschdämmendes Material. So muss dann jede Benutzung der Toilette auch angekündigt werden, damit der andere bloß draußen auf der Terrasse sitzenbleibt...

Aber auch diese Umstände sind natürlich nicht wirklich so schlimm, wie man es im ersten Moment empfindet, und wir fühlen uns hier insgesamt einfach sehr wohl. Es tut gut, mal wieder ein bisschen Zivilisation zu verspüren, von der Dusche im Handtuch zum Bett zu gehen, nichts zu organisieren. Heute ist es dann endlich mal Zeit, in einen Pool zu springen, und es ist wunderbar, in so einem grünen, schönen Garten einfach auf dem Rasen zu sitzen:



Nach der Erfrischung und Garten-Entspannung lesen wir noch bis die Sonne untergegangen ist auf unserem Balkon direkt am Kwando:



Weil wir’s uns heute gleich ganz gut gehen lassen wollen, trinken wir vor dem Abendessen unseren ersten Gin Tonic an der Bar. Denn mangels zweiter Batterie im Auto könnten wir grundsätzlich keine Eiswürfel gefroren halten und ohne Eis kann ich dann auch gleich auf Gin Tonic verzichten. Außerdem ist das Zeug doch ganz schön stark bei der Hitze… da sind wir dann vielleicht schon ein bisschen angedüdelt und lassen uns beim Abendessen, das aus drei Gängen besteht und ziemlich lecker ist, auch noch zu einer Flasche Rotwein hinreißen.

Hier gibt es wahnsinnig viel Personal, das einen umschwärmt – wir fühlen uns damit ein wenig unwohl, weil sich gefühlt koloniale Strukturen wiederspiegeln, diskutieren das Thema aber ausführlich und kommen dann doch zu dem Schluss, dass es gut ist, möglichst vielen Leuten hier einen Job bieten zu können. Man merkt dann aber doch: Die Wein-Präsentations-und-Öffnungs-Zeremonie (nicht, dass die nötig wäre) folgt zwar bekannten Mustern, doch man spürt, dass sie einstudiert ist, die Kellnerin selbst wahrscheinlich noch nie einen Wein so serviert bekommen hat. Ein bisschen schade, dass der grundsätzliche Gast so viel tam-tam offenbar auch hier im Busch verlangt. Auf der anderen Seite ist das Gefühl, das Luxuriöse zu erleben – und sich dabei nicht einmal fehl am Platz zu fühlen – auch recht wohltuend.

Ich weiß gar nicht mehr, wie genau wir dann noch den Rest des Abends verbracht haben aber ich weiß, als ich mich in die weichen Kissen sinken lasse: Heute Nacht werde ich unfassbar gut schlafen.

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