THEMA: The Heat is on – Namibia & Botswana November 2018
14 Jul 2019 22:03 #561829
  • offbeat
  • offbeats Avatar
  • Beiträge: 106
  • Dank erhalten: 328
  • offbeat am 14 Jul 2019 22:03
  • offbeats Avatar
Tag 13: Sichtbares und Unsichtbares – Teil 1

Auch das Frühstück im Camp Kwando ist eine willkommene Abwechslung zu Müsli, neben einem Buffet mit Toast, Aufschnitt usw. kann man ein warmes Frühstück in verschiedenen Varianten bestellen. Ich nutze die Gelegenheit und gönne mir Eier, Bacon und Bohnen. Lecker.

Dann ist es auch schon Zeit für die Bootstour. Da wir mit unserem morgenfokussierten Bootsfahrrhytmus anscheinend die einzigen sind, ist es mal wieder eine private Tour in einem echt kleinen Boot. Auch hier wird vor Krokodilen gewarnt, eingebettet in die touristische Lodge-Atmosphäre neigt man aber dazu, das Schild nicht so ganz ernst zu nehmen - könnte auch im Zoo sein.



Unser Guide ist nett, aber erzählt erstmal gar nicht so viel, weshalb wir vorwiegend in der Gegend rumschippern und noch leicht verschlafen die Natur auf uns wirken lassen. Immerhin sieht der Fluss heute ein bisschen anders aus. Aber so richtig steckt erstmal kein kommunikatives Konzept dahinter. Zum Glück habe ich im Reiseführer selbst was über die geologischen Gegebenheiten gelesen. So ist es eher eine Entspannungsfahrt, aber der Guide zeigt uns ab und zu ein paar Vögel, deren Namen wir uns nicht merken können. Hier ein Foto vom Ufer, auf dem aber kein Vogel zu sehen ist :woohoo:





Irgendwann wird’s dann aber doch noch etwas spektakulär: Wir kommen an den Überresten einer Kuh vorbei, die offenbar einem Krokodil zum Opfer gefallen ist - gruselig. Das Krokodil soll angeblich auch noch da sein, aber wir sehen es irgendwie nicht. Allerdings: Das mit den toten Tieren, das hört ab jetzt irgendwie nicht mehr so richtig auf. :blink:



Ein anderes Boot ist noch unterwegs, es ist deutlich größer als unseres.



Dass so ein größeres Boot auch Vorteile haben kann, wird uns etwas später bewusst. Denn wir sind die ersten bei einer Hippo-Gruppe, die wir eine ganze Weile relativ aus der Nähe beobachten. Blubb, blubb, blubb. Hippos sind ja schon faszinierend.



Dann kommt allerdings das andere Boot und fährt mehr oder weniger zwischen uns und den Hippos vorbei. Unser Guide entscheidet sich dann, auch ein kleines Stück vorbeizufahren um dann zu wenden und nah am Ufer nochmal eine Möglichkeit zur Beobachtung zu geben (zumindest deutete ich so seine Manöver, vielleicht war auch etwas ganz anderes der Grund). :lol:



Nur: Dann wird irgendwas komisch. Irgendwie sind es jetzt viel weniger Hippos als vorher... Hm. Und es werden immer weniger. Wo die wohl hin sind? Irgendwann entscheidet sich der Guide offenbar, dann doch langsam mal wieder weiterzufahren... und da tauchen dann auch die letzten Hippos ab. Und nu? Irgendwo müssen die ja hin sein…öhem… ihr könnt es euch wohl denken... und ihr erinnert euch vielleicht noch, was ich im letzten Kapitel über stille Guides geschrieben habe. Auf einmal wird unser Guide sehr, sehr schweigsam. :blink: Und dann fährt er ganz schnell davon. Und auf einmal taucht direkt hinter uns wieder ein Hippo-Kopf auf.

Noch viel mehr als gestern spüren wir, dass es dieses mal echt knapp war, und unser Begleiter braucht gefühlt eine ganze Weile, bis er wieder mit uns spricht.

Zur Auflockerung nach dem täglichen Hippo-Angriff gibt's dann noch ein Krokodil, da wir auch sehen – und ein kleines Seerosen-Ritual. Dabei wird die Frage beantwortet, was diese komischen Gräser sind, die überall hier am Ufer wachsen: Papyrus!



Und jetzt kommt doch noch ein bisschen mehr Storytelling in die Tour. Der Guide zeigt uns, wie er daraus in sekundenschnelle ein ziemlich reißfestes Seil knotet. Relativ faszinierend, muss ich sagen. Und ein wenig finde ich es auch immer wieder beschämend, dass wir uns so weit von so nützlichen und einfachen Naturmaterialien entfernt haben. :unsure:





Anschließend müssen wir noch Seerosenketten basteln, sie uns umhängen, was relativ seltsam aussieht, da man sie als Mann um die Stirn binden muss. Ein Hochzeitsritual. Man setzt die Seerosen anschließend aufs Wasser und wenn sei dann noch schwimmen, und nicht untergehen, hält die Liebe ewig.



Zum Glück können wir für uns feststellen: Sie hält ewig. :woohoo:

Dann sind wir irgendwann auch wieder zurück. Ich muss sagen, die Bootsfahrt war wirklich nett, aber die von gestern war einfach interessanter, weil der Guide freier aus seinem Leben geplaudert hat, vielleicht weil er auch ein wenig besser Englisch konnte. Ich muss sagen, an zwei Tagen hintereinander brauche ich dieses rumschippern jetzt nicht unbedingt. Rückblickend war das beste daran der Witz über den täglichen Hippo-Angriff. :whistle: Aber wenn es sich anbietet, warum nicht.

Am Ende sehen wir noch kurz unseren Zeltbungalow vom Wasser:



Zurück im Camp fällt uns zum Glück noch rechtzeitig ein, dass wir ja unseren Kühlschrankinhalt noch zurückholen müssen. Das wär lustig gewesen, so ohne Verpflegung die nächsten drei Tage. Und dann geht’s weiter. Mangels angebotener Touren haben wir also entscheiden, uns selbst auf den Weg zum Horseshoe zu machen. Dass es tiefsandig ist, wissen wir – und haben auch diverse andere Dinge gehört. Unsere Reiseführer haben aber nicht unbedingt davon abgeraten. Bei der Tour gestern im Mahango haben wir zwar auch schon an der ein oder anderen Stelle mal kurz ins 4H geschaltet, aber das ist natürlich kein Vergleich. Ich bin also ein wenig nervös, ob das alles so gut geht, letztlich wird uns aber in ein paar Tagen, in Botswana, ohnehin einiges an Tiefsand erwarten, also umso besser, wenn wir es jetzt schonmal ausprobiert haben – an einem Tag, an dem wir nicht darauf angewiesen sind, Strecke zu machen.

Also geht es erstmal eine halbe Stunde wieder zurück nach Norden, nochmal durch Kongola durch und ein kleines Stück nach Westen. Wir sind erstmal unsicher, wo eigentlich genau der Eingang zum Park ist, weil zwei Straßen von Norden aus in den Park zu führen scheinen, letztlich ist aber alles ganz gut ausgeschildert und wir finden den Weg. Am Gate begrüßt uns ein netter Officer, der sich erstmal viel Zeit nimmt, über alles Mögliche mit uns zu quatschen. Finden wir erstmal ganz witzig und spannend, die ganzen Bücher voller Namen und Kennzeichen zum Beispiel, auf die er deutet, und was er sonst noch so erzählt. Nach einer Zeit haben wir aber schon das Gefühl, dass wir irgendwann mal losmüssen. Leider ist er nicht so ganz unaufdringlich und hat sich den schönen Plan ausgedacht, dass wir doch mit allen unseren Freunden nochmal nach Namibia kommen könnten, er uns dann alles Mögliche zeigt, und wir als Dankeschön alle zusammenlegen und ihm ein Flugticket nach Europa kaufen. :laugh: Okay… interessante Idee, wir sind wohl nicht die ersten, die den Vorschlag zu hören bekommen. So ganz realistisch scheint mir der Plan aber nicht zu sein. Wir kommen trotzdem nicht aus der Sache raus, ohne dass wir die Nummer von dem Kerl einspeichern, und ein vages Versprechen dalassen, uns zu melden. „Das sagt ihr jetzt, aber macht ihr dann eh nicht, wetten?“ – ist noch so ungefähr eine seiner letzten Aussagen. Ja gut, wenn er das eh schon weiß, warum ist ihm dann so viel daran gelegen… :blink:

Irgendwann befreien wir uns aus dem Gespräch, es kommt auch gerade praktischerweise ein neues Auto an. Es ist nicht viel los heute. Jetzt müssen wir aber erst nochmal Luft aus unseren Reifen lassen. Erste Zweifel kommen auf, ob sich der ganze Aufwand überhaupt lohnt – aber nun sind wir eben hier. Erstmal unser Luftdruckmessgerät suchen, das wir extra noch gekauft haben, für den Fall, dass das mitgelieferte defekt sein sollte. Es stellt sich aber heraus, dass man sich auf den Kram von Mona und Norbert verlassen kann, auf unseren selbstbesorgten weniger. Wir lassen also fröhlich die Luft ab auf 1,5 oder 1,8 Bar. Wer weiß das jetzt schon noch, wie viel das eigentlich war – damals war mir nichts vertrauter, als dieses Wissen :blush: Und kommen uns dabei echt merkwürdig vor. Man hat eigentlich gar keinen Plan, was man tut, versucht aber, möglichst souverän dabei auszusehen.



Während wir also noch so am Werkeln sind und versuchen, so auszusehen, als wäre das alles selbstverständlich für uns, hält nebenan noch ein Auto. Hat sich das Souverän-Tun also gelohnt! Es steigt einer aus. Und ich denke nur so: „Den Typen kenn ich doch.“

Eine Reaktion, die hier im gefühlten Nirgendwo dann wieder eine äußerst große Verwirrtheit meines Gehirns anstößt, denn das kann ja gar nicht sein, dass mir hier jemand Bekanntes über den Weg läuft. Aber doch: Es ist der Sohn der Lodge-Besitzer von der Mobola Lodge, der auch auf unserer Bootstour dabei war. Er erkennt uns sogar noch – und wir haben erstmal nichts Besseres zu tun, als das ganze schöne Souveränitätskonstrukt in sich zusammenfallen zu lassen, indem wir smalltalkmäßig erwähnen, dass wir das hier ja gerade zum ersten Mal machen. Während er uns wissen lässt, dass sie das ja immer einfach mit dem Taschenmesser machen und nach Gefühl. Ja gut. Wir sind halt Noobs. Aber wir unterhalten uns kurz sehr nett und fühlen uns direkt etwas entspannter, als es dann wirklich losgeht, in unser erstes echtes Tiefsandabenteuer. :woohoo:

Der Anfang vom Weg geht auch noch so, doch relativ schnell wird es wirklich, wirklich sandig.



Kein Problem, wir haben ja einen Geländewagen. Also… rechtzeitig umschalten… und so. Wir probieren es erst einmal wieder mit 4H, weil wir der Meinung sind, Norbert hätte uns dazu geraten. Es pflügt sich so durch… aber es geht echt nicht leicht, Lukas hat so seine Probleme, und es hubbelt wie verrückt. Noch eine Weile probieren wir das so, bis wir dann doch ins Grübeln kommen. Langsame Untersetzung macht ja auch einfach so viel mehr Sinn… doch der Vermieter müsste es doch auch wissen… ich konsultiere etwas verwirrt das Benutzerhandbuch. Es ist glaube ich das erste Mal, dass ich ein Handbuch eines Autos lese. Jedenfalls finde ich hier klar die Info, dass bei tiefem Sand 4L weiterhelfen kann. Etwas verwirrend ist dann noch die Beschreibung, welche Gänge man nun wie stehend oder fahrend umschalten soll. Aber dann haben wir’s – und gleiten auf einmal mit 4L hubbeln aber irgendwie sanfter hubbelnd durch das Sandmeer. Ich fühle mich wie auf einem Schiff und kenne viele Leute, die bei diesem Fahrerlebnis schon direkt seekrank geworden wären. Für mich ist es eher lustig, und so hubbel-gleiten wir so durch den Park.



An Tieren sehen wir leider erstmal überhaupt nichts. Außer: Zweimal Impala-Mutter mit Baby beglückt das Kindchenschema:



Und die sumpfige Landschaft ist echt schön:





Hier gibt es einige Hochstände, da trauen wir uns auch mal, auszusteigen.



Und an dem zweiten sehen wir dann doch was großes Graues! Wir beobachten sie eine ganze Weile, und zählen immer und immer mehr – sie scheinen gerade dabei zu sein, das Wasser zu überqueren.








Leider stellt sich heraus, dass der größere Teil der Elefantenherde genau da steht, wo eigentlich unser Weg langgeht. Und leider die Verstärkung auch eher auf unsere Seite rüberkommt. Der Aufbau des Parks ist irgendwie verwirrender ist als bisher, und die Navigation mit maps.me funktioniert, aber wir fühlen uns doch einsamer und ausgelieferter und nicht so richtig motiviert, scheinbare Nebenrouten auszuprobieren. Sicher auch aufgrund des Sands, vor dem wir Respekt haben, der uns gefühlt irgendwie verletztlicher macht, weil wir nicht einfach schnell in drei Zügen wenden können. Kann man überhaupt wenden, in diesem tiefen Sand? Viele Fragen.

Wir bleiben also in gehörigem Abstand hinter der Herde und warten erstmal ab, was passiert. Vielleicht verziehen sie sich ja doch bald wieder und es gibt auch einige Paviane, die sich gerne als Portrait-Model bereitstellen:



Warum starren die mich bloß so an?



Lasst mich doch in Ruhe...



Die Elefanten scheinen sich immer wieder etwas zuzurufen und wir fragen uns, ob wir wohl auch Thema der elefantischen Konversationen sind. Auf jeden Fall scheint die Herde, je mehr Tiere rüberkommen, sich eher in unsere Richtung auszuweiten. Wir haben aufgrund des dichten Gestrüpps kein Gefühl dafür, wie viele es sind, gefühlt werden sie aber aufmerksamer in unsere Richtung. Scheinen fast ein bisschen nervös. Also, eigentlich haben wir keine Ahnung, aber wir meinen auszumachen, dass sie uns hier nicht so gerne haben wollen. Das ist uns zu heikel, und wir drehen vorsichtig auf einem etwas festeren Bodenstück neben der Spur um. Soll es das etwa schon gewesen sein?

Ich schaue noch ein letztes Mal bei maps.me, und finde dann doch noch einen Weg, der deutlich weiter am Fluss entfernt zum Horseshoe zu führen scheint. Jetzt fällt mir auch ein, mal in einem Bericht gelesen zu haben, dass der Weg am Fluss gesperrt sein soll (von einer Sperrung durch Menschenhand war hier allerdings keine Spur), und es eine Umfahrung gibt. Also dürfte das ein ganz normaler Weg sein, den wir nutzen können. Problem gelöst – oder?

Wie es weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Teil :P
Südmarokko März 2012 | Südafrika & Swasiland September 2014 | Namibia & Botswana November 2018
Letzte Änderung: 14 Jul 2019 22:19 von offbeat.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: tigris, Topobär, Champagner, freshy, speed66, Logi, Old Women, Daxiang, CuF, kitty191 und weitere 4
08 Aug 2019 21:49 #564211
  • offbeat
  • offbeats Avatar
  • Beiträge: 106
  • Dank erhalten: 328
  • offbeat am 14 Jul 2019 22:03
  • offbeats Avatar
Na gut, ihr werdet belohnt, es geht endlich weiter. :lol:


Tag 13: Sichtbares und Unsichtbares – Teil 2

Tatsächlich erweist sich der Ersatzweg als sehr fahrbahr und wir schaukeln noch einen Moment dahin, bis wir auch schon da sind: Am Horseshoe! (Ja ich weiß, der Cliffhanger war etwas übertrieben und willkürlich gesetzt aber ich verspreche, das mach ich so nicht mehr... :silly: ) Der Horseshoe hat tatsächlich die Form eines Hufeisens, was auch für sich schon schön aussieht, nur leider nicht aufs Foto passt. Dort angekommen sehen wir erstmal nichts und besteigen direkt den Hochstand. Man weiß ja nie, wozu es gut ist.



Und trauen unseren Augen nicht: Erst von oben sehen wir, was da hinten eigentlich los ist. Sind das alles Elefanten? Was erst als große graue Masse gar nicht so ins Auge fiel, ist eine Herde von mehreren hundert Tieren, die gerade langsam – aber irgendwie auch erstaunlich schnell – am Abziehen ist.



Wow. Ich bin völlig geflasht, und muss erstmal wieder runter zum Auto um die Kamera zu holen, die auf der Strecke geblieben ist, weil wir von unten noch gar keine Tiere gesehen hatten. Bis das erste Foto passiert, ist die Herde schon wieder ein ganzes Stück weiter gerückt, und viele sieht man auf den Bildern auch gar nicht, weil sie irgendwo kaum sichtbar zwischen Bäumen und Büschen verschwinden.



Aber es zählt ja die Erinnerung. Wir versuchen einen großen Überschlag zu machen, wie viele Tiere das sind, und kommen auf mindestens zwei- bis dreihundert, vielleicht sogar mehr. Es ist einfach unzählbar, und je länger man guckt, desto mehr entdeckt man auch noch weiter hinten zwischen den Bäumen stehend. Ich hatte ja von "großen Elefantenherden" gelesen, aber irgendwie dachte ich da eher an eine Zahl von 50, vielleicht noch gerade so 80, aber nicht mehrere hundert. Schade, dass sie doch recht weit weg sind, denke ich noch – und dann gerät auf einmal ein Teil der Herde in Panik und lässt mich diesen Gedanken sofort wieder verwerfen. Die "wild gewordenen" Elefanten rennen in einem irren Tempo davon, eine Staubwolke wie ein Tornado hinter sich herziehend. Genau auf einen Geländewagen zu, der etwas weiter südlich am Ufer steht. Ich mache mir ernsthaft Sorgen. Doch die Elefanten rennen gekonnt um das Hindernis herum, natürlich, natürlich sind sie nicht so blöd, einfach gegen das Auto zu rennen. Aber in diesem Moment erscheint mir das trotzdem erstaunlich. Sie hinterlassen eine riesige Staubwolke und wahrscheinlich ein paar sehr geschockte Europäer. Wir möchten nicht so gerne alleine, ohne erfahrenen Guide, in diese Situation kommen und fragen uns, wie lange man wohl maximal in so einer Elefantenherde feststecken kann, die es sich einfach um einen herum gemütlich macht? Da wir darauf wenig Lust haben, die große Herde ein Erlebnis für sich war und wir auch nicht wissen, was uns sonst noch begegnet, drehen wir also an dieser Stelle um und machen uns auf den Rückweg.

Wir haben Glück und unsere "kleine" Herde von vorhin hat sich offenbar am Fluss weiterbewegt, jedenfalls treffen wir auf keine Blockade (allerdings auch auf sonst nichts anderes). Am Gate werden wir natürlich gefragt, was wir gesehen haben und berichten. Wir hören: Man könne ja einfach auf so eine Elefantenherde zufahren, und sie lassen einen dann schon durch. Okay. :blink:

Ein Tipp, der mir angesichts der etwas nervösen Herden nicht gerade naturgegeben erscheint und in jedem Fall nichts, was ich jetzt vorhätte zu versuchen. Man fragt sich ja hinterher immer: Hätten wir einfach weiterfahren sollen? Sind wir zu vorsichtig, deuten wir die Tiere total falsch? Aber es ist ja egal: Wir haben eine riesige Herde gesehen, mehr, als wir je erwartet hätten. Also alles fein.

Jetzt lerne ich, wie man mit einem Kompressor (der zum Glück auch funktioniert) Autoreifen wieder aufpumpt und wie lange so ein paar Bar dauern können. Als das fachmännisch erledigt ist, machen wir uns also auf zum Livingstone’s Camp. Hier waren wir ja vorab etwas nervös, weil sich irgendwann während der Vorbereitungszeit die Neuigkeit verbreitet hat, dass das Camp verkauft werden soll. Es war uns länger nicht so richtig klar, was das für unsere Reservierung bedeutet. Negatives gehört hatten wir nichts, aber wir hätten natürlich auch wenig Lust gehabt, vor verschlossenen Türen zu stehen oder in einem nur noch gerade so geöffneten, runtergerockten Camp zu übernachten. Wir haben dann mit der Zeit festgestellt: Es gibt immer noch Bewertungen bei Tripadvisor. Nur gingen die in sehr unterschiedliche Richtungen. Also dürfen wir jetzt durchaus gespannt, sein, was uns erwartet.

Erst fahren wir dieselbe Strecke wieder zurück wie heute morgen. Danach führt die Asphaltstraße durch den Mudumu-Teil des Parks. Hier sieht es auch nett aus – und wir begegnen einigen Elefanten, die einfach so am Wegesrand stehen oder sogar die Straße kreuzen (wenn meine Erinnerung mich nicht trügt). Was verrückt ist, wenn man bedenkt, wie schnell man hier fahren darf. Sie tauchen einfach auf, stehen da einfach so – dabei befindet man sich gefühlt auf einer Landstraße. Sehr interessantes Erlebnis. Schade, dass wir den Mudumu heute nicht auch noch kurz besuchen sollen – andererseits habe ich gelesen, dass er relativ anspruchsvoll zu fahren sein soll. Vielleicht lieber beim nächsten Mal.

Irgendwann kommen wir dann beim Livingstone’s Camp an, das über eine kleine Zufahrtsstraße mit netten kleinen Schildchen angezeigt ist. Heute ist alles irgendwie etwas wilder als sonst, und wir kommen langsam so richtig in Stimmung für den nächsten, fortgeschritteneren Teil des Urlaubs.

Es erscheint ein kleines Häuschen… und zwei Leute davor. Der deutschsprachige Campmanager taucht nach kurzer Suche auf – und ist merkwürdig. Er ist genauer gesagt sehr nett, aber auch schroff, etwas resigniert, und das Häuschen scheint nicht zwischen seinem Büro und seiner Wohnung zu differenzieren. Irgendwas stört mich an dieser Person, ich habe da ein ganz gutes Gefühl für so etwas, der Typ scheint ziemlich unglücklich zu sein. Wir fragen nach Aktivitäten, er ruft irgendjemanden im Dorf an, der mit uns den Bush Walk machen kann, er bemerkt , wie nervig es doch hier ist, das man nie Empfang hat, und dass der komische Typ dem das Camp gehört, ja keine Ahnung habe, der mache ja auch immer komische Preise, das kann ja hier alles nicht funktionieren... :blink:

Aber wir bekommen die Bestätigung, dass wir morgen den Bush Walk machen können, und fahren dann hinter dem Manager her zu unserer Campsite. Eigentlich nicht weit, aber fühlt sich an, als wäre weit und breit überhaupt nichts. Wir haben einen eigenen kleinen Pavillon mit Küchenzeile, auf der Rückseite Dusche und Toilette, mit warmem Wasser. Auf der Feuerstelle liegt schon Holz.



Blick auf das Schwemmland, rundherum ansonsten nur Bäume.



Wow, das ist echt schön hier. Und wild – wir wissen, dass hier nichts umzäunt ist, und bekommen direkt auch nochmal erklärt, dass wir nachts auf keinen Fall von der Campsite runtergehen sollen, weil hier alles mögliche vorbeiläuft. Neulich waren auch Elefanten da, aber aktuell ist wahrscheinlich keiner in der Nähe. Puh – okay. Im Internet haben sich die Leute immer eher aufgeregt, dass hier nicht super viele Tiere zu sehen sind, aber ich sehe ganz klar den Elefantenfußabdruck auf dem dunklen Staub. Und eine lange, schmale Spur, die ich absolut nicht zuornden kann. Na, wie das hier wohl wird.



Mit gemischten Gefühlen – Euphorie angesichts der wunderschönen Campsite, leichte Beklemmung angesichts der Begegnung mit dem sehr unglücklichen Campmanager, Aufregung angesichts der ersten wirklich "wilden" Nacht – fangen wir an, uns einzurichten.
Beim Öffnen des Kofferraums trifft uns erstmal die Erkenntnis: Irgendwas geht immer kaputt. Heute an der Reihe: das Olivenöl.
Ja.
Olivenöl.
Im Kofferraum.



Und Norbert hatte sich noch über Diesel beschwert…

Immerhin haben wir Glück und die Olivenölflasche ist beim Runterfallen und Zerbrechen hauptsächlich in das umgedrehte Innere der Tischplatte gelaufen, die eine Kante hat.



Also basteln wir erstmal fröhlich unseren olivenölgetränkten Tisch aus dem Auto und massieren mithilfe von Unmengen an Küchentüchern die Olivenölpolitur in das Metall ein.Ist ja auch sicher eine gute Pflege für so einen Tisch! Derweil müssen alle anderen, bei der wilden Hubbelei durch die Gegend geflogenen Dinge aufgesammelt und neu sortiert werden (sehr professionell von uns zu glauben, dass unsere Packtechnik etabliert sei, für Tiefsand gelten andere Regeln). Es stellt sich dabei heraus, dass neben dem Olivenöl auch noch eine Dose Bier verlustig gegangen ist, genauer gesagt irgendwie durchstochen wurde. Sämtliches Bier ist bei der Hitze natürlich verdunstet oder wurde von unseren Pappkisten aufgesaugt, die jetzt etwa die Konsistenz von Tapetenkleister haben.
Jetzt haben wir keine Kisten mehr und statt mit einem wohlverdienten Bier die Atmosphäre zu genießen, also Hausarbeit. Das hatten wir uns anders vorgestellt, ist aber leider keine Seltenheit auf unserer Reise. Nun gut. Ich beschäftige mich dann mal mit dem Zeltaufbau.



Aber irgendwas ist da doch im Busch? Immer mal wieder höre ich Geräusche, die ich nicht zuordnen kann, die über die Zeit aber ganz, ganz langsam lauter werden.

"Hörst du das?" - "Nee da ist nichts."

"Hast du das jetzt gehört?" - "Nein ich hör nichts."

"Aber da sind Geräusche!" - "Ach quatsch."

"Schon wieder!" - "Du spinnst."

Als die Hippos dann auf einmal recht hörbar grunzen, stellt sich heraus: Lukas verfügt über die für das Überleben im Busch total zuträgliche Beeinträchtigung, sehr tiefe Töne teilweise nicht zu hören. Ja, er hört die Hippos einfach nicht, obwohl ich sie inzwischen als durchaus hörbar bezeichnen würde. Kein Wunder, dass der immer so entspannt ist... :blink:

Irgendwann sind wir dann fertig und starten das Feuer, ich in der ständigen Hoffnung, dass es uns nicht zum Nachteil wird, dass wir zwischen dem Wasser und den Hippogeräuschen positioniert sind. Wir grillen heute das zweite Mal Boerewors, und ich muss sagen: Ganz nett, aber Steak ist sehr viel toller. Aber es ist wirklich ein wahnsinniger Ausblick und eine so schöne Atmosphäre hier!



Ich schwanke zwischen totaler Entspannung und leichter Nervosität, angesichts der stockfinsteren Dunkelheit und der Möglichkeit von Tierbesuch. Ich leuchte immer mal wieder rum und sehe auch immer mal wieder Augenpaare... erst links hinter uns... dann links vor uns... dann vor uns... sie befinden sich immer genau außerhalb der Campsite, aber manchmal starren sie uns auch direkt an. Sie sind irgendwie gruselig. Sie sind nicht seitlich sondern frontal am Kopf. Aber relativ niedrig. Hm... :S

Irgendwann stellen wir fest, dass das Rumleuchten und Augenpaare-Sehen nervös macht (wer hätte es gedacht) und lassen das Ganze pragmatisch einfach sein. Was wir nicht sehen, kann uns auch nicht stressen :whistle: Und was gibt es Schöneres als vollstes Vertrauen in das Feuer vor und den Pavillon hinter uns zu stecken. Und fallen dann irgendwann müde und zufrieden nach einem so unfassbar ereignisreichen Tag ins Zelt.

Utensil des Tages: Küchentücher. Sehr viele Küchentücher.
Südmarokko März 2012 | Südafrika & Swasiland September 2014 | Namibia & Botswana November 2018
Letzte Änderung: 08 Aug 2019 21:58 von offbeat.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Topobär, maddy, speed66, Old Women, Daxiang, Martina56, MichaelAC, Nachtigall, Fortuna77, Gabi-Muc und weitere 6
20 Aug 2019 21:29 #565281
  • offbeat
  • offbeats Avatar
  • Beiträge: 106
  • Dank erhalten: 328
  • offbeat am 14 Jul 2019 22:03
  • offbeats Avatar
Tag 14: Baumsafari

Das Aufwachen in der „richtigen Wildnis“ ist ja immer mit einem gewissen Abenteuerfaktor verbunden. Ich habe hier im Forum mal gelesen, dass jemand den Reißverschluss vom Dachzelt aufgemacht hat und einem Elefanten ins Auge geblickt. Selbstverständlich rechne ich jetzt jeden Tag damit, und kann mich immer wieder aufs Neue nicht entscheiden, ob ich jetzt erleichtert bin oder doch ein bisschen enttäuscht, wenn dann doch nichts passiert. :blush:

Heute findet unsere Walking Safari statt, für die wir extra das Livingstone’s Camp ausgesucht haben, weil es zu den wenigen Camps zu gehören scheint, die das anbieten. Eigentlich hätte ich gerne einen richtigen Trail mit draußen schlafen usw. bei Dan von Mashi River Safaris gemacht, aber die Preise haben mich ziemlich abgeschreckt. Nachdem wir in Südafrika vier Tage für 200 Euro pro Person unterwegs waren, bin ich doch eher unwillig, dasselbe für eine Nacht zu zahlen und da der Botswana-Teil unserer Reise die Kosten nochmal ordentlich in die Höhe getrieben hat, ist es jetzt eben dann doch nur diese kleine Tour mit dem Guide aus dem Dorf.

Wir laufen den Weg zum Treffpunkt an der "Rezeption" auf dem Sandweg zu Fuß. Dabei entdecken wir auch die Fußspuren zu den Augenpaaren gestern Abend: Definitiv etwas Katzenartiges, aber klein. Spannend – und schade, dass der Guide jetzt noch nicht dabei ist um uns zu erklären, welches Tier das wohl war. Selbigen treffen wir dann vorne bei der „Rezeption“, die beiden Leute von gestern sind auch wieder da, ein Schotte, der aber heute nicht mitläuft, und eine noch recht junge Deutsche, die mit an Bord ist, außerdem zwei Helfer. Die verladen uns dann erstmal fachgerecht in zwei Boote und fahren uns auf die andere Seite der Schwemmebene, die aussieht wie Gras, sich aber doch als recht flüssig herausstellt. Diese kurze Fahrt ist schon sehr entspannend.



Angekommen auf der anderen Seite stellt sich unser Guide, dessen Namen ich leider vergessen habe, fachgerecht vor und erklärt uns erst einmal, warum er so ein Gewehr dabei hat und dass er jetzt für uns verantwortlich ist. Danach gibt es eine ausführliche Erklärung von ca. 450 verschiedenen Handzeichen, mit denen er alle möglichen Tiere signalisieren möchte, wenn wir sie denn sehen. Wir versuchen uns verzweifelt darauf zu konzentrieren, Leopard von Löwe von Gnu zu unterscheiden und hoffen, dass es zu keinem Zeitpunkt überlebenswichtig wird, die einzelnen Zeichen tatsächlich auseinanderzuhalten. Man muss auch zugeben: Wir sind zwar gespannt, aber erwarten auch nichts allzu Spektakuläres, da die Bewertungen ja auch eher in Richtung mangelhafte Tierdichte gingen.
So marschieren wir also los, zu dritt im Entenmarsch, rein in die Wupara Convervancy. Es tut gut, sich nach der ganzen Fahrerei wieder zu Fuß zu bewegen. Aber auch immer wieder interessant, dass sich die „afrikanische Landschaft“ häufig auf den ersten Blick gar nicht immer von einem Wald-und-Wiesen-Stück zu Hause unterscheidet. Umso verrückter ist dann immer der Moment, wenn sich doch tatsächlich ein Tier zeigt. :blink:



Und dann geht’s los: Bäume. Unser Guide hat offenbar eine sehr große Liebe zu Bäumen (berechtigt!) und/oder sonst nichts zu tun (wir treffen lediglich auf ein paar Impalas, eine kleine Warzenschweinfamilie und einen schon seit ein paar Tagen toten Büffel). Und so bekommen wir dann sämtliche botanische Besonderheiten der Gegen erklärt. Ich erinnere mich an: Baum, der „blutet“ wie bei Game of Thrones und gut für die roten Blutkörperchen sein soll (klar). Baum, unter dem man nicht campen sollte, wenn man nicht von Elefanten gestört werden will. Baum, dessen Holz man nicht für Feuer benutzen darf. Baum, der komische Knubbel hat, die für irgendwas gut sein sollen. Baum mit vielen kleinen grünen Kügelchen, deren Zweck ich auch schon wieder vergessen habe.

Versteht mich nicht falsch, ich bin ein großer Freund von Bäumen, wirklich, und unser Guide schafft es auch, das Thema immer wieder mit persönlichen Geschichten anzureichern. Lukas beschwert sich bis heute allerdings noch, dass die Erklärung all der Pflanzen und Bäume immer demselben Schema gefolgt sei: „this fruit is yellow in colour when not ready, and red in colour when ripe“ / „this fruit is green in colour when not ready, and orange in colour when ripe“. :woohoo: Ich versuche mir jedenfalls angestrengt so viel wie möglich zu merken, wäre ich ehrlich interessiert zuhöre – und scheitere damit leider komplett. Aber das macht nichts.

Hier erklärt der Guide unserer Begleitung und Lukas gerade, dass man auf einer Elefanten-Verfolgungsjagd einfach unter einem solchen Querstamm durchrutschen oder darüber hüpfen soll, da der Verfolger nicht auf dieselbe Art und Weise am Hindernis vorbeikommt. :laugh:



In der Pause haben wir ein bisschen Zeit, mit unserer Mitwandererin zu sprechen, die übrigens zu dem Typ „ich mache im Laufen ständig schiefe Schnappschüsse aus dem Handgelenk mit meiner Digicam“ gehört und mich sehr an eine gewisse Persönlichkeit erinnert, die mich im Dschungel von Sumatra stundenlang von irgendeinem Trail in Neuseeland vollgequatscht hat, der sie offenbar hochgradig überwältigt haben muss, während ich eigentlich nur wandern und Dschungelgeräusche hören wollte. :pinch: Unsere heutige Begleiterin gehört auch zu der Fraktion „erste abenteuerliche Reise“, weiß aber wenigstens, beim wandern ruhig zu sein – und erzählt uns ihre kuriose Geschichte. Sie wollte eigentlich ein Praktikum bei einem Ranger machen. So richtig Walking Safaris begleiten und so weiter. Da hat wohl jemand zu viel „Frühstück mit Elefanten“ gelesen. :laugh: Es stellte sich dann leider heraus, dass die Agentur, bei der sie das Praktikum klargemacht hatte, sie nur als Büroangestellte nutzen wollte. Das war ihr zu blöd, und sie hat sich dann irgendwie auf den Weg gemacht, alleine im Land rumzureisen, wobei sie auf den Schotten getroffen ist, der hier auch noch gerade rumhängt. Der wiederum kannte den Campmanager dieses Camps hier von früher, und so sind sie dann irgendwie mangels verfügbarer Mietwagen (auf welchem verrückten Wege auch immer) hier in dieses Camp gelangt, wo sie jetzt rumhängen. Sie wollen aber morgen weiter nach Katima Mulillo, um sich da um ein Auto kümmern, und dann mal schauen. Lukas und ich denken in diesem Moment beide, dass wir ja erst übermorgen nach Katima fahren ... verschweigen auch diese Information aber erst einmal mit schlechtem Gewissen. :blush:

Hier noch ein Foto vom toten Büffel, guten Appetit:



Irgendwann der Spaziergang dann rum. Wir haben zwar nicht wirklich Tiere gesehen aber uns ein paar Stunden bewegt und viel über das Leben in und mit der Natur hier gelernt. Es war nicht abenteuerlich, aber entspannt. Die zwei Mokoro-Männer von vorhin holen uns wieder ab, schippern uns über „die Wiese“ und zurück sind wir auch schon.

Den restlichen Tag nutzen wir, endlich mal wieder, zum ausgiebigen Entspannen. Es ist wirklich eine schöne Campsite um einfach mal ein bisschen Zeit zu verbringen. Der Pavillon mit gut gemachter Küchenzeile, Fliesenboden und dementsprechend viel Ablagefläche, Schatten und wenig Staub eignet sich super, um einfach mal richtig aufzuräumen, zu sortieren und ohne ständiges Rumkramen zu leben. Die große Spüle mit ziemlich warmem Wasser eignet sich super, um Wäsche zu waschen. Ich greife dabei intuitiv auf Werkzeuge zurück, die so in der Art auch einige Generationen vor mir verwendet wurden:



Irgendwann kommen uns ein paar Warzenschweine besuchen, die gar nicht scheu am Rande unserer Campsite grasen.



Und die Glanzstare faszinieren mich ja auch immer noch:



Wir lesen heute viel, genießen es einfach, heute mal gar nicht in ein Auto steigen zu müssen. Und versuchen unseren Flug übers Okavango-Delta zu buchen, da wir ab übermorgen in der empfanglosen Wildnis unterwegs sein werden und die Bestätigung schließlich auch noch empfangen wollen. Dafür muss man allerdings in regelmäßigen Abständen minutenlang mit ausgestrecktem Arm und Handy in der Hand auf der Campsite rumlaufen, in der Hoffnung, eine der wenigen anwesenden Funkwellen zu erwischen:



Irgendwann gibt’s Abendessen. Und dann kommt sie doch noch, unsere Tiersichtung. Ich starre gedankenverloren auf die Ebene, wie schon so oft heute. Und da fällt mir auf: Irgendwie sieht diese Ecke da hinten jetzt gerade farblich ganz anders aus, als noch vorhin. Ist da was? Das müsste dann aber schon eine große Herde sein… Büffel? Und ja, der Blick durchs Fernglas bestätigt es. Wir haben eine ziemlich große Büffelherde, es dürften schon so 50-100 sein, vor unserer Haustür. Es ist idyllisch, sie langsam in der Ferne vorbeiziehen zu sehen. Aber auch gut, dass sie kontinuierlich entlang des Ufers ziehen und sich nicht spontan überlegen, rüberzukommen. Wir verbringen den Abend eines unfassbar entspannten Tages noch entspannter am Feuer, diesmal ohne allzu häufiges Leuchten nach Augenpaaren. Und dann ist es Zeit für unsere vorerst letzte Nacht in Namibia.

Utensil des Tages: Pfannenwender. Äußerst vielseitig verwendbar als Spinnenverschrecker, Feuerumschichter und Wäscherührer. Seltener tatsächlich in Pfannen.
Südmarokko März 2012 | Südafrika & Swasiland September 2014 | Namibia & Botswana November 2018
Letzte Änderung: 21 Aug 2019 09:25 von offbeat.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: tigris, Topobär, Old Women, Daxiang, Martina56, Nachtigall, Fortuna77, CuF, H.Badger, kitty191 und weitere 3
12 Sep 2019 20:46 #567525
  • offbeat
  • offbeats Avatar
  • Beiträge: 106
  • Dank erhalten: 328
  • offbeat am 14 Jul 2019 22:03
  • offbeats Avatar
Tag 15, Teil 1: Auf nach Botswana

Nachdem wir uns auf der Campsite gut ausgebreitet haben, brauchen wir an diesem Morgen etwas länger, unser Hab und Gut wieder im Auto zu verstauen, insbesondere, da es für Botswana nun auch wirklich sandpistensicher sein sollte. Bei der Abfahrt aus dem Camp fragen wir uns noch, ob wohl die Deutsche und der Schotte gestern wirklich abgereist sind – und wundern uns fast ein bisschen, dass wir aus der Sache so einfach rausgekommen sind. :whistle:

Bis wir auf die Hauptstraße abbiegen. Ein Auto lädt gerade zwei Menschen mit Rucksäcken ab… und, was für eine Überraschung: Es handelt sich ganz zufällig um zwei besagte Menschen, die vom Camp-Manager hier hoch gefahren wurden, offenbar tatsächlich in der Absicht, nach Katima zu trampen. Freudestrahlend überrascht rennt die junge Deutsche uns entgegen und fragt uns wo wir hinwollen. Ich bemühe mich, möglichst ebenso überrascht und erfreut zu wirken, obwohl ich innerlich eher einen „I told you so“-Momente erlebe. Versteht mich nicht falsch: Wir sind keine Unmenschen und haben auch absolut nichts dagegen, auf Reisen neue Bekanntschaften zu schließen und mal mit anderen zu quatschen, ganz im Gegenteil. Aber: Irgendwie fühlen wir uns hier ein bisschen so, als wären wir in eine kalkulierte Falle getappt. Und nach den merkwürdigen Geschichten, wie die zwei in diesem Camp hier gelandet sind und sich als Reisepartner zusammengeschlossen haben, kombiniert mit der etwas naiven Art der Deutschen, haben wir ein wenig Sorgen, dass wir sie irgendwann nicht mehr loswerden, wenn sie sich erstmal an uns geheftet haben.

Aber nun kommen wir da eben doch auch nicht mehr raus und so schlimm wird es schon nicht werden, also steigen wir wieder aus dem Auto, um unsere gerade noch so sorgsam verstauten Gegenstände hinten im Auto für das Gepäck wieder umzuschichten…
Aber es wird tatsächlich eine ganz lustige Fahrt: Der Schotte ist Berater für den Aufbau von Krankenhäusern in verschiedenen afrikanischen Ländern und hat, inklusive Bürgerkriegsszenarien, so ziemlich alles schon gesehen. Er reist mit einem winzigen Rucksack, hat eigentlich nur ein Set Klamotten dabei, und weiß, sich im Zweifel immer irgendwie durchzuschlagen. Die Geschichten, die er erzählt, sind spannend und wir haben eine lustige Zeit, während wir eine nicht gerade ereignisreiche Asphaltstraße entlangfahren. Die weibliche Begleitung trägt mit ihren, auf eine völlig andere Art verrückten, Geschichten dazu bei. Unter anderem fragt sie irgendwann, wie das denn eigentlich genau mit der Tollwut-Impfung sei, wenn man von einer Ratte gebissen wurde. Muss man dann sofort ins Krankenhaus um sich nochmal nachzuimpfen, wenn man schon vorher geimpft war, oder reicht es, wenn man zu Hause geht?

Wie bitte? Von einer Ratte gebissen? :blink:

Ja, erzählt sie ganz fröhlich, sie habe im Camp in so einem Safari-Zelt schlafen können – das aber leider schon von einer Rattenfamilie bewohnt wurde. Und da habe sie dann eben versucht, klar, was man halt so tut, wenn man Ratten im Zelt hat, sie mit der Hand einzufangen. Dabei sei sie dann gebissen worden.

Alle, inklusive dem Afrika-und-Krankheits-erprobten Schotten, fallen bei dieser so locker-nebenbei erzählten Geschichte aus allen Wolken und sind erstmal kurz etwas sprachlos. So sorglos von einem Rattenbiss zu erzählen, ist das jetzt bewundernswert lässig oder erschreckend naiv? So richtig traue ich mich nicht, nachzufragen, ob sich Rattenbisse nicht auch unabhängig von Tollwut in tropischen Gegenden vielleicht ganz leicht negativ auswirken könnten, ob sie ihn wenigstens desinfiziert hat? Wir diskutieren eine Weile, ob denn nun eine unmittelbare Nachimpfung nötig sei oder nicht – ich meine, es reicht, wenn man es zu Hause nachholt, der Schotte scheint eher anderer Meinung, was mich verunsichert, da er sich theoretisch besser auskennen müsste. Nebenbei erzählt er, dass er bei seiner Arbeit im Gesundheitsbereich auch schon ein oder zweimal jemanden an Tollwut hat draufgehen sehen und kommentiert mit den Worten „it’s not pretty“... Das Ganze scheint die Gebissene aber nach wie vor nicht so recht aus der Ruhe zu bringen. :woohoo:

So erleben wir eine unterhaltsame Fahrt und starten kurz vor Katima schonmal vorsichtig die Frage, wo genau sie denn abgesetzt werden wollen. Irgendeine Werkstatt war in der Diskussion, die noch vorm Stadtzentrum sein solle, da wären sie ja neulich schonmal bei irgendwem gewesen. Scheint mir nun nicht der ideale Punkt, um zu Fuß irgendwie klarzukommen, aber die Werkstatt soll es sein. Also springen die beiden auf einer staubigen Zufahrtsstraße aus dem Auto und waren nie wieder gesehen.

Noch leicht amüsiert über diese interessante Begegnung steuern wir unsere letzten Ziele in Namibia an, ein paar Besorgungen gibt es hier noch zu erledigen. Einerseits müssen wir zu unserem Lieblings-Baumarkt Build It, diesmal aber nicht motiviert durch unseren Campingkocher, den Lukas während unserer Zeit im Livingstone’s Camp glücklicherweise reparieren konnte (irgendetwas war locker, oder so) – sondern um einen weiteren Diesel-Kanister zu kaufen. Dann folgt die Post, um die letzten Postkarten mit namibischen Briefmarken loszuwerden, und zuletzt der Abstecher zum Craft Center beim Markt, wo es jetzt endlich auch Körbe in allen Farben und Formen zu kaufen gibt sowie weitere kleine Figürchen und andere Souvenirs. Übrigens deutlich günstiger als in der Schnitzerei und wir sind froh, dass wir bisher noch nicht allzu viel gekauft haben und noch etwas Platz haben. Dafür ist die Auswahl an Produkt-Typen etwas kleiner.

Und dann geht’s weiter zu Grenze. Auf der Strecke passiert nicht wirklich etwas, außer dass unsere Spannung doch leicht steigt, die sich dann an der Grenze in die übliche Verwirrung steigert, was man denn hier nun genau tun muss. Alle Parkplätze vor dem Gebäude sind belegt und wir müssen ein bisschen suchen, bis wir unser Auto vernünftig abstellen können. Dann rein und die Logik der verschiedenen Schalter verstehen. Mal wieder eine Grenzkarte ausfüllen, achso, und dann noch irgendwas für’s Auto und irgendein Register – wie auch immer, wir schauen einfach verwirrt drein und machen alles, was man uns sagt, das hat ja bisher immer geklappt. :laugh: Dann fahren wir mit unsrem Auto vor zum (namibischen) Grenzhäuschen und müssen anscheinend auch hier noch einmal aussteigen und uns mit allem irgendwo eintragen. Dafür benötigen wir auch eine komische Nummer vom Auto, die wiederum nur im Mietvertrag steht, denn wir zum Glück halbwegs griffbereit ins Handschuhfach geworf- *hust* verstaut haben. :whistle: Und dann werden wir durchgelassen, kurze Fahrt durchs Niemandsland, leere Desinfektions-Wannen, die wir einfach so durchfahren. Dann Botswana, ein kleineres Häuschen, die Leute sind irgendwie netter, und es gibt weniger Bücher zum Eintragen. Hier zahlen wir einen kleinen Betrag, ich weiß nicht mehr, ob wir mit Namibia-Dollar oder mit Karte bezahlt haben, aber Pula nicht nötig. Es gibt einen Spender für kostenlose Kondome, der aber leer ist. Dann sind wir, viel schneller als gedacht, offiziell eingereist und es geht los.
Ngoma Bridge ist tatsächlich nur dieser Grenzübergang, nichts weiter, kein Ort, und hätten wir nicht die eine Nacht in Kasane eingeplant, wäre es jetzt direkt weiter Richtung Savuti gegangen, ohne Einkaufsmöglichkeiten. Da wir hier, völlig unerwartet, gar nicht auf Lebensmittel kontrolliert wurden (ich erinnere mich aber, dass ich mich damit ausführlichst beschäftigt hatte, da die Einfuhr von so einigen Lebensmitteln nach BOTS, auch von diversen Sorten Gemüse, ja offenbar teilweise illegal ist), wäre das mit dem Einkaufen in Katima rückblickend doch gegangen. Aber zeitlich hätten wir es jetzt wahrscheinlich nicht mehr so richtig entspannt nach Savuti geschafft, insbesondere um die Mittagszeit im aufgeheizten, weichen Sand.

Also biegen wir Richtung Kasane ab auf die Transitstraße durch den Chobe, wo wir allerdings keine Elefanten zu Gesicht bekommen. Bis Kasane zieht es sich noch mal ein ganzes Stück, und es ist schon später Mittag, als wir ankommen. Jetzt müssen wir noch einkaufen, puh, irgendwie stressig. Kasane ist jetzt auch nicht gerade ein Traum, irgendwie staubig, klein aber chaotisch und wenig einladend. Im Supermarkt ist die Auswahl schlechter als in Namibia, insbesondere beim Gemüse, und wir kaufen vor allem ein paar Dosen nach, Joghurt, und so dies und das. Ein größeres Problem ist, dass unser Peaceful Sleep alle ist, und wir eigentlich selbstverständlich davon ausgegangen sind, dass wir es hier bekommen, aber im Supermarkt und auch an der Sondertheke hinter den Kassen ist nichts zu haben. Immerhin können wir mit Karte zahlen und sparen unsere soeben gezogenen Pula auf. Dann geht’s noch nach nebenan in den Alkohol-Shop, etwas Bier nachkaufen, ist hier erstaunlich teuer. Danach noch zur Apotheke (oder war es eine Drogerie) um das blöde Mückenzeug zu besorgen, hätten wir das bloß mal früher nachgekauft. Botswana kommt mir kompliziert vor. Ich fahre aus Versehen falschrum auf den Parkplatz und verursache ein kleines Verkehrschaos, das hilft jetzt auch nicht. Gestresst und peinlich berührt weigere ich mich danach, weiterzufahren. :laugh:

Jetzt ist es 13:45 Uhr, das Senyati Camp, wo wir gebucht haben, ist aber nicht hier sondern in Kazungula, also nochmal 20 Minuten weiter. Es ist heiß. Lukas muss fahren, da ich keine Lust mehr habe. Wir sind froh endlich bald anzukommen. Unser Tagesziel: Eine entspannte Bootsfahrt auf dem Chobe! Da haben wir uns allerdings etwas verkalkuliert ...
Südmarokko März 2012 | Südafrika & Swasiland September 2014 | Namibia & Botswana November 2018
Letzte Änderung: 12 Sep 2019 20:48 von offbeat.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: tigris, Topobär, maddy, Champagner, speed66, Reisehummel, Old Women, Daxiang, Martina56, Nachtigall und weitere 4
17 Sep 2019 21:56 #568019
  • offbeat
  • offbeats Avatar
  • Beiträge: 106
  • Dank erhalten: 328
  • offbeat am 14 Jul 2019 22:03
  • offbeats Avatar
Tag 15, Teil 2 - Irrfahrten

Aber leider dürfen wir uns noch nicht entspannen: Die Zufahrt zum Camp ist ziemlich sandig, die 2x4-Umleitung aber deutlich weiter, und so fahren wir ohne abgelassenen Reifendruck durch den heißen, weichen Sand – etwas riskant, aber irgendwie haben wir Glück und bleiben wider Erwarten nicht stecken. :laugh:

Im Senyati Camp angekommen werden wir dann erstmal so mittelmäßig freundlich begrüßt. Die Bootstour? Ja, die gibt es, aber die fängt schon um 15 Uhr an, das ist in 40 Minuten, und wir müssen selbst nach Kasane fahren und danach auch selbst wieder zurück. Im Dunkeln? „Es ist dann noch nicht ganz dunkel“. Na toll. Sind Fahrten bei Dunkelheit mit dem Auto nicht verboten? Andererseits haben wir eh keinen Versicherungsschutz während wir hier sind, also perfekte Voraussetzung... :woohoo:

Aber es ist die einzige Bootstour, die ich wirklich unbedingt machen will, also machen wir uns umgehend und leider etwas unentspannt wieder auf den Weg zurück. Wir sollen irgendwie zum Private Jetty hinter Spar, sieht so aus, als hätte man sein Auto mit allem Hab und Gut einfach in die Wallachei gestellt, angeblich aber sicher.

Jetzt aber endlich entspannen auf dem Boot! Das Boot stellt sich allerdings als kleine Nussschale aus Alu raus und wir sitzen erstmal eine gefühlte halbe Stunde in der Gluthitze wie die Backkartoffeln. Einziges Entertainment: Nebenan legt ein ziemlich großes Boot an und ich sage mal so, es ist ein Wunder, dass alle sechs Beteiligten inklusive Boot das Anlegemanöver überleben. Irgendwann wird dann doch der kleine Außenbordmotor angeworfen, unser Bootsfahrer erzählt uns irgendwas. Allerdings etwas behindert davon, dass häufiger mal sein Telefon klingelt. Es stellt sich heraus: Er soll noch bei irgendeiner Lodge jemanden abholen.

Nach wenigen Minuten auf dem Wasser ist also erstmal wieder Ende mit Fahrtwind, wir legen bei irgendeiner Lodge an, die zweite im Bunde steigt am Steg aus und wickelt das „Seil“, das eher aussieht wie das aus Bettlakenstreifen zusammengeknotete Ausbruchsgerät eines Gefängnisinsassen, locker zehnmal um den Anlege-Metall-Bolzen. Irgendwie gefällt mir das intuitiv nicht so richtig, und warum genau, das erklärt sich zehn Minuten später. Denn die zusätzlichen Gäste tauchen wohl doch nicht auf und uns wird eindrucksvoll demonstriert, warum es so ganz allgemein Seile gibt und dass Bootsknoten durchaus eine Daseinsberechtigung haben: Das Ausbruchsersatzseil hat sich nun dank Strömung und Wellen ordentlich festgezurrt und steht unter Spannung, sodass es sich unter keinen Umständen wieder lösen lässt. Da bleibt nur noch: Amputation! Mister Boot geht eilig auf die Suche nach einem Messer, kehrt mit einem Steakmesser des hiesigen Lodge-Restaurants zurück und schneidet den missglückten Anlegeversuch einfach los. Irgendwer muss dann heute Abend wohl auf ein weiteres Stück seines Bettlakens verzichten… :laugh:

Aber jetzt, endlich: Auf geht’s! Aber nein: Leider doch nicht. Denn jetzt müssen wir ja noch beim Permit-Häuschen anlegen um die Erlaubnis, diesen Fluss zu „betreten“ vorzuzeigen. Unser Bootsführer springt beschwingt und voller guten Willens, die Verspätung mit Motivation wieder wettzumachen, aus dem Boot, während wir im Sand liegend weiter vor uns hinbrutzeln. Wer gerne Geld dafür zahlt, in einer Schwimmweste zu schwitzen, der fühlt sich hier wohl! :S

Kurz darauf kommt Mister Boot zurück, er sieht nicht so richtig glücklich aus, es gibt ein Problem. Die Koreaner vor uns haben die Tour von ihrer Firma gekauft bekommen, aber die Firma hat die Permits offenbar nicht bezahlt. Also muss Mister Boot erstmal wieder jemanden anrufen. Die Koreaner rufen auch jemanden an, es herrscht allgemeine Ahnungs- und Fassungslosigkeit und die Koreaner haben momentan wohl nicht so viele Fans hier in unserer Aluschüssel. Dann telefoniert wieder Mister Boot, erste Unruhen brechen aus. Irgendwann, circa 2 Hitzeschläge später, klärt sich das ganze auf wundersame Weise doch noch. Vielleicht kann es jetzt doch noch losgehen?

Es kann, und nach so viel Lamentieren muss ich doch sagen: Im Grunde haben wir bei einem ehrlichen Blick auf die Uhr auch nur gut 30 Minuten verloren. Und die eigentliche Bootstour macht die ganzen Strapazen auch wirklich wieder wett. Und entsprechend kommen auch endlich wieder Bilder für euch. :)

Wir sehen erst einmal Büffel, manche davon lebendig, andere nur noch so halb:



Einen Elefanten, der relativ zweifelsfrei nicht mehr lebendig ist:



Und ein Krokodil, das fröhlich an selbigem Elefanten nagt:




Ich sage doch, das mit den toten Tieren hört seit dem Caprivi einfach nicht auf. Wie man sieht ist das durchaus ein Krokodil, dem ich, angesichts der Ausmaße, ungern zu Fuß begegnen würde:



Überhaupt ist dieser Fluss so voller Krokodile – zur großen Freude meiner Begleitung – dass ich mich frage, warum überhaupt Schwimmwesten ausgeteilt wurden, denn ob man nun oben schwimmt oder untergeht, während man zerfleischt wird, ist jetzt auch nicht mehr so ganz erheblich.







Wir sehen noch diverse andere Tiere:





Die Hippos sind auch schon unterwegs:



Und dann bekommt Mister Boot einen Anruf und gibt auf einmal richtig Speed. Aha! Da wurden wohl Elefanten gesichtet, und ich habe den Eindruck, er will die Verspätung wettmachen und uns auf jeden Fall noch Elefanten vom Wasser aus bieten. Gut so! Und die bekommen wir auch:



Erst muss ich ja ganz ehrlich an verhaltensgestörte Elefanten im Zoo denken, weil die Tiere mit ihren Füßen immer so in den Sand kicken, als hätten sie einen Tick. Aber es stellt sich doch relativ schnell heraus, dass sie so an die Wurzeln der Gräser herankommen, die offenbar besonders gut schmecken. Mister Boot erklärt hier mal gar nichts, aber immerhin hat er uns hier hingefahren, und elefantenbeseelt bin ich jetzt auch wieder versöhnt.





Gegenüber spielt noch einer Fußball:



Und dann drehen wir auch wieder um, nicht ohne auf dem Weg noch diverse weitere Hippos und Krokodile zu erblicken. Mister Boot lässt sich jetzt allerdings relativ viel Zeit, und ich bin ein wenig nervös, denn wir müssen schließlich gleich im Hellen hier loskommen. Aber er ist sehr willens, die Verspätung wieder gut zu machen und uns noch einen Sonnenuntergang mit Aussicht zu bieten. Derselbige packt mich jetzt nicht so, wird aber von den Koreanern von Anfang bis Ende gefilmt – und dann fahren wir endlich mit Fullspeed zurück zum Anleger.

Unser Auto ist auch noch da, aber es ist schon sehr, sehr dämmerig jetzt, und wir hoffen, dass sich die absolute Dunkelheit noch etwas zurückhält. Also geht’s los wieder zurück Richtung Kazungula. :unsure:

Ich bin erst noch optimistisch, aber während wir uns durch den Ort, die Verbindungsstraße und vorbei an den auf den Grenzübertritt wartenden LKWs schlängeln, wird es immer und immer dunkler. Als wir auf die richtige „Landstraße“, die dann nur noch durch Wald geht, kommen, ist es finster. Sehr, sehr, sehr finster. Und auch wenn wir nicht wüssten, dass jetzt die Tiere anfangen, hier die Nachtschicht zu übernehmen, wird es uns eindrücklich klargemacht: Auf einmal fahren alle 50. :woohoo:

Und zwar gerade die EInheimischen. Während Lukas unser Schiff todesmutig und im Schneckentempo durch das Nichts steuert, starre ich hochkonzentriert in die Dunkelheit und Versuche, das Dunkelgrau im Schwarz auszumachen. Gefühlt springen mir die Augen aus dem Kopf während ich starre, aber vom Starren hängt jetzt unser Leben ab, also starre ich...

Folgendes Problem ergibt sich: In dieser absoluten Finsternis wollen wir nicht mehr die zerpflügte Sandpiste fahren – nicht auszudenken, wenn wir steckenbleiben. Also müssen wir die Umfahrung wählen, die wohl ein paar Kilometer weiter abzweigt.

Und eine halbe Weltreise ist. :blink:

Und so fahren, wir, und fahren, und ich starre, und starre. Irgendwann rennt was über die Straße, wir sind nervös, fluchen ein wenig, die Stimmung ist echt verdammt angespannt in diesem Auto. Das ist das Dümmste, was wir je gemacht haben, hier in dieser Todesdunkelheit über diese Todeslandstraße. Und dann erfahre ich Schock und Belohnungsreflex gleichzeitig – dunkler, großer Schatten links. Es ist doch absurd: So eine Gefahrensituation und insgeheim fühle mich aber auch bestätigt, dass sich das Starren gelohnt hat und als Meister-Starrer auch wirklich talentiert bin :blush:

Es ist eine kuriose Situation: Alles fühlt sich an wie nachts auf einer Landstraße in Deutschland, die Art, wie das Licht auf das Tier fällt, die leicht reflektierenden Augen, die Plötzlichkeit und doch auch Banalität der Situation, nur statt Wildschwein ist da einfach so ein Riesenvieh von Elefant. Ich bin auch ein stückweit fasziniert. Immerhin: Der Elefant steht nicht auf, sondern „nur“ direkt neben der Straße, aber das senkt Stresslevel jetzt auch nur moderat.

Irgendwann, nach gefühlten Ewigkeiten verkrampften Dahinschleichens und -starrens haben wir endlich den Abzweig erreicht. Und jetzt? Auf holprigen Erdstraßen geht es gefühlt durch die hinterletzten Gassen von irgendeinem Dorf, im Dunkeln ist das ganz schön unheimlich und auch die Navigation hier hat ihre Tücken, gelinde gesagt. Wahrscheinlich stehen wir einfach gleich auf einem Hof von Privatleuten und lösen einen Eklat aus. :dry: Lukas ist jetzt doch etwas sauer, was für einen beschissenen Weg ich ihn hier langführe. Gefühlt geht es jetzt nochmal ein Stück über Land, wir sind bald schon 45 Minuten unterwegs statt eigentlich 25, es ist immer noch stockfinster. Zum Schluss nochmal ein Stück Sandpiste, nicht so tief wie der direkte Weg, aber Polo-tauglich auch nicht gerade. Und dann, endlich, endlich, im Camp.

Wir sind jetzt ehrlich gesagt echt am Ende. Und sich in der totalen Dunkelheit jetzt auch noch einzurichten, das Zelt aufzubauen und Salat zu machen, kann ich auch nicht so direkt empfehlen. Trotz schnellen Essens (die Wurst aus dem Supermarkt übrigens auch kein Highlight) ist es dann doch schon 9 Uhr. Auch wenn die Bar nun nicht mehr aufhat und der Belohnungs-Gin-Tonic somit gestrichen wurde, gehen wir noch, etwas grummelig, zum Wasserloch.

Aber ihr kennt das schon: Stresslevel 100, und dann kommen die Tiere, und alles ist gut. :laugh:

Auf dem Weg zum Wasserloch gehen wir durchs Camp, und auf einmal steht man den Elefanten gefühlt schon fast gegenüber. Das ist hier nicht Okaukuejo oder Halali, kein meterhoher Zaun, keine Mauer, kein Zoo. Da sind einfach so ein paar Elefanten und die könnten genauso gut hier sein, und das ist dann eben so.

Wir erklimmen also die Plattform und beobachten eine Weile Elefanten mit Socken :laugh:



Es scheint ein bisschen zu kriseln zwischen zwei verschiedenen Elefantengruppen und das zu beobachten ist relativ spannend. Unten laufen etwas nervös ein paar Typen rum, die zum Camp gehören, und scheinen irgendeine Interaktion mit den Elefanten vorzunehmen, sie haben auch irgendwelche elektrischen Geräte in der Hand, gefühlt Hundepfeifen? Ein bisschen angespannt scheint die Stimmung hier schon, leider. Als ob alle Angst hätten, dass jeden Moment doch die Elefanten das Camp stürmen und hier die Herrschaft übernehmen. Wie wenn man als Deutscher in anderen Ländern unterwegs ist: Die Anwesenheit von Sicherheitspersonal verdeutlicht eher das Gefahrenpotenzial. Aber vielleicht liegt es auch an mir und den Nachwirkungen des Tages, dass ich es so wahrnehme. Nach einer Stunde, ich könnte eigentlich ewig weitergucken, aber die Müdigkeit wird dann doch zu groß, schleichen wir uns mit Taschenlampe zurück zu unserer Campsite. Der Tag war echt brutal, ein absolutes Auf und Ab. Heute wäre vielleicht ein Bett doch schöner gewesen. Aber eine Nacht Schlaf wird’s wohl richten!

Utensil des Tages: Geduld :woohoo:
Südmarokko März 2012 | Südafrika & Swasiland September 2014 | Namibia & Botswana November 2018
Letzte Änderung: 17 Sep 2019 22:11 von offbeat.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: tigris, maddy, speed66, Old Women, Daxiang, Martina56, Nachtigall, Fortuna77, kitty191, CoM und weitere 3
13 Nov 2019 21:41 #572793
  • offbeat
  • offbeats Avatar
  • Beiträge: 106
  • Dank erhalten: 328
  • offbeat am 14 Jul 2019 22:03
  • offbeats Avatar
Tag 16: Tag der toten Elefanten

Es geht weiter :woohoo:

Unsere Abreise aus dem Senyati Camp ist kurz und schmerzlos. Ein bisschen aufgeregt sind wir ja schon, folgt doch jetzt die berüchtigte Strecke nach Savuti. Nach über zwei Wochen unterwegs fühlen wir uns der Sache aber zumindest halbwegs gewachsen. Der letzte Stop, den wir in der Zivilisation noch machen, ist die Tankstelle: Einmal richtig auftanken und unsere beiden Dieselkanister befüllen. Und dann raus, aus diesem komischen Ort Kasane.

Als erstes geht auf Asphalt die Transit-Strecke durch den Chobe – zurück bis Ngoma Bridge. Irgendwo hatte ich gelesen, man sollte sich die Permits vorab beim DWNP holen, um sie mit Karte zahlen zu können. Wir haben nun auch gar nicht so viel Bargeld in Pula dabei, dass wir übermorgen am Moremi-Gate irgendwas in Bar bezahlen könnten. Fühlt sich riskant an, aber was sollen wir sonst mit dem ganzen Bargeld? Beim DWNP-Büro, das wir also kurzentschlossen anfahren, ist man allerdings ziemlich verwirrt, was wir zwei Verrückten denn hier wollen. :blush: Wir sollen ganz einfach am Gate bezahlen (ich erahne ein unausgesprochenes „wie jeder andere auch, ihr Idioten“). Da war ich wohl doch etwas überinformiert. Also fahren wir am Gate zum Chobe (durch das man nicht automatisch fährt, für den Transit muss man sich neben der Straße anmelden, das Gate ist aber an einem kleinen Abzweig) und suchen dort den Schalter auf.

Wir fragen nach beiden Permits. Die Frau am Schalter ist sehr nett, scheint uns aber auch irgendwie seltsam zu finden. Es ist zwar möglich, auch die Permits für den Moremi jetzt schon zu bekommen und zu zahlen. Doch sie scheint nicht so richtig zu verstehen, warum wir das wollen. Sie weist uns mehrfach darauf hin, dass wir keine Rückerstattung bekommen, falls wir am Ende doch nicht in den Park fahren. Dass wir diese Reise seit 8 Monaten planen und schon ein Vermögen für die Unterkünfte im Moremi gezahlt haben – und uns deshalb bestimmt nicht spontan umentscheiden – führe ich der Einfachheit halber nicht weiter aus. Vermutlich bestätige ich damit aber leider das Klischee der reichen Europäer, denen Geld total egal ist. :unsure:

Aber was soll’s – nach dem achthundertsten Mal eintragen ins Logbuch haben wir unsere Permits sicher in der Tasche und damit auch die Gewissheit, dass wir für die nächsten fünf Tage in der absoluten Wildnis gut versorgt sind. Jetzt muss nur noch das Benzin reichen und der Sand uns tragen.

Auf der Transitstrecke sehen wir zur Einstimmung schonmal ein paar straßenquerende Elefanten, wie schön! Und auch die weitere Strecke bis Kachikau ist asphaltiert (und unspektakulär). Die Tankstelle in Muchenje, wo wir überlegt hatten, zur Sicherheit noch 5 Liter nachzutanken, ist geschlossen – und wir sind umso froher, dass wir uns noch den zweiten Kanister besorgt haben. Am Ende der Asphaltstrecke halten wir an um den Reifendruck auf Tiefsandniveau abzulassen. Es fühlt sich gut an, das nicht zum ersten Mal zu machen und ich hoffe bei jedem der hier (erstaunlicherweise) vorbeikommt, dass man uns unsere Expertise ansieht. Es ist schön, nicht auszusehen wie panische Deppen. :lol: Geht doch nichts darüber, fremde Menschen zu beeindrucken!

Ich checke außerdem auch nochmal die Benzinkanister… und begegne im Geiste schon einem schimpfenden Norbert, denn ein bisschen was ist tatsächlich ausgelaufen. Ihr erinnert euch: Irgendwas geht immer kaputt, und zwar auf täglicher Basis. Der böse, zugekaufte Plastikkanister ist zwar diesel-safe, der Verschluss scheint sich aber beim Fahren recht schnell zu lösen. Zum Glück sind nur ganz wenige Tropfen auf den Teppich gekommen, das meiste ist im Müllsack gelandet, der sich bisher noch nicht aufgelöst hat. Ich wische das Zeug also mit Küchentüchern (vielleicht das unterschätzteste Reiseutensil überhaupt) auf, klebe die Deckel mit Panzertape fest und statte jeden Kanister nochmal mit zwei neuen Müllsäcken aus, die ich unten sicherheitshalber mit Küchentüchern auslege. Dabei bin ich übrigens auch höchst fasziniert, dass Diesel durchsichtig ist.

Leider merke ich aber recht schnell, warum Norbert das Zeug ungern in seinen Teppich integriert haben wollte. Denn unsere Hände stinken nun. Ein bisschen mag ich den Geruch ja, aber so richtig gesund kann das nicht sein. Die Desinfektions-Tücher erweisen sich hier mal wieder als ein absolut großartiger Kauf. Also Leute, scheiß auf Safari-Kleidung, Foto-Equipment und Camping-Zubehör – was man wirklich für eine Safari braucht, ist Putzzeug!

Und dann sind wir bereit: Auf in den Tiefsand!



Erstmal halte ich mich aus dem Fahren noch raus, ärgere mich aber über meine Unemanzipiertheit und nehme mir fest vor, dass sich das spätestens morgen ändern muss. Die Strecke ist hier am Anfang sehr breit, es gibt mehrere Fahrspuren nebeneinander, ein bisschen zerfurcht und sogar ein bisschen Gegenverkehr. Dann geht es relativ schnell auch schon bergauf, ein kritisches Stück, wie ich einigen Reiseberichten entnehmen konnte. Interessant, das fühlt sich wirklich verrückt an, aber wie auch immer, es klappt, und wir pflügen uns im 4-Lo überall problemlos durch.

Es ist auch der erste Tag seit langem, dass wir wieder das richtige Navi anschmeißen (dessen Mitnahme sich irgendwie nicht wirklich gelohnt hat). Hier tut es mal ganz gut, denn irgendwie fühlt es sich doch wilder an als die Schotterstrecken in Namibia, eben doch mehr Offroad, ohne viel Beschilderung etc. Wobei wir irgendwann feststellen, dass manchmal Sachen auf Steine geschrieben sind. Trotzdem ist es hier schwieriger, die Orientierung zu behalten und dank des Navis wissen wir immerhin, dass wir nicht völlig falsch abzweigen und am Ende in Linyanti oder sonstwo zu landen.



Die Landschaft hier ist nicht allzu spektakulär, vielleicht auch angesichts der unfassbaren Trocknheit die herrscht – überall trockene Büsche, alles sieht irgendwie ziemlich gleich aus und so richtig Leben scheint hier ja eher nicht vorhanden zu sein. Nach einer Zeit – sieht aus als wäre hier noch eine Lodge, die motivierende Schildchen aufgestellt hat, dass man den Berg bald geschafft hat – wird die Fahrspur deutlich enger. Und dann ändert sich auch die Vegetation etwas. es wird baumiger und auch ein bisschen grüner, so gefällt mir das schon viel besser.

Aber – irgendwas ist da vorne auf dem Weg.



Oh :blink:

Ein umgefallener Baumstamm wäre jetzt wirklich worst case, gefühlt gibt es doch nur diesen einen Weg mit dieser einen Fahrspur. Aber was zur Hölle ist das? Es ist groß. Und schwarz. Oder grau.

Wir nähern uns langsam, während sich das Puzzle im Kopf zusammensetzt. Für einen Baumstamm ist es zu groß. Ein Tier? Aber es bewegt sich nicht. Also doch kein Tier? Doch, aber ein totes.

Es ist ein toter Elefant.

Aber keiner, der so wie gestern, eigentlich nur noch aus Haut und Knochen besteht. Er ist relativ frisch tot. Der ganze Anblick ist jetzt nicht gerade appetitlich, also wer gerade an irgendetwas kaut, sollte jetzt vielleicht kurz blind scrollen. Für alle anderen: Viel Spaß. Denn aus dem Vieh quellen auch noch die Organe raus, als wäre er vielleicht heute morgen erst tot umgefallen. Nur dass halt jemand seinen halben Kopf abgefressen hat. :sick:

.
.

Die große Frage nur: Wie kommen wir hier vorbei? Schließlich liegt das Vieh komplett auf dem Weg.



Ich gehe in meinem Kopf schon diverse Horrorszenarien durch, in denen wir wenden und komplett zurückfahren oder alternativ aussteigen und Bäume verräumen müssen, während wir uns neben dem Mittagessen irgendeines Raubtieres als knackig-frische Vorspeise präsentieren. :woohoo:

Doch wir haben Glück, der Bereich links neben dem Weg ist frei von Bäumen und es lässt sich der zaghafte Ansatz einer Spur erahnen, die zumindest ein Auto hier schon gelegt hat. Wir nutzen also die Geländefähigkeit unseres Autos jetzt mal richtig, und fragen uns ganz nebenbei, wie es der arme Elefant geschafft, hat mitten auf dem Weg zu sterben…

An den restlichen Weg erinnere ich mich kaum, weil alles irgendwie gleich aussieht – jedenfalls kommen wir irgendwann zu einem Gate, wo ich meinem Lieblings-Hobby nachgehe und mich in Bücher eintrage. Wir sind tatsächlich die ersten (oder zweiten?) Leute, die hier heute reinfahren. Das hat jetzt wirklich was von Wildnis. Wir erwähnen auch den toten Elefanten, mit dem Gedanken, es könnte ja, angesichts der auffälligen Querlage auf dem Weg, auch ein nicht-natürlicher Tod gewesen sein. Man weiß aber wohl schon Bescheid, trotzdem werden wir gefragt, ob der Elefant noch Stoßzähne hatte. Wir erinnern uns an keine, und so werden wir wohl nie erfahren, was dem Tier widerfahren ist. Übrigens: Es gibt hier auch eine Toilette, die in recht gutem Zustand ist und über die wir nicht ganz undankbar sind.

Und irgendwann, nach ziemlich viel Nichts, erreichen wir dann die Savuti-Gegend. Kurz bevor wir das Camp erreicht haben, passiert dann aber doch noch was. Wir sehen einen Baum, der sehr voll mit „irgendwelchen Vögeln“ ist.



Vielleicht habt ihr den Braten jetzt schon gerochen. Wir haben zu dem Zeitpunkt noch nicht so viel gerochen. Aber der Geruch meldet sich schlagartig und ich darf euch stolz präsentieren: Toter Elefant Nummer 2 für heute. Und ja, der stinkt. :laugh:



Die Marabou- und Geier-Versammlung genießt ihr Festmahl knietief im Elefanten, während wir uns die Nase zuhalten.



Wir machen ein paar morbide-faszinierte Fotos von dem Massaker, beobachten es allerdings nicht allzu lange – es ist nämlich sehr heiß und etwas stinkig – sondern begeben uns erstmal zum Einchecken ins Camp. Besonders viel zu tun gibt es da nicht, nur einmal kurz in’s Buch eintragen, kein Wort von „hier sind manchmal Elefanten im Camp“ oder „passt auf, wenn ihr zum Bad rübergeht“ oder „vielleicht werdet ihr heute noch gefressen“.

Es fühlt sich auch alles überhaupt nicht so an, als ob hier bisweilen Tiere sind. Naja, bis auf die Architektur :blink:



Wir beziehen unseren Platz, die Nummer vier, direkt am Channel, der, angesichts der Mörderhitze, wenig verwunderlich, ausgetrocknet ist. Tiefsandig ist der Platz, das sieht man schon von weitem, mal schauen, ob wir hier auch mal buddeln müssen. Es ist wirklich schön – aber eben auch zu heiß, trotz Schattenbaum.



So steigt dann nach kurzer Zeit die Sehnsucht nach dem Geruch toter Elefanten wieder rapide an. Also wieder ins Auto gesprungen und rüber zum Wasserloch!



Ein Paar (lebende) Elefantenbullen tummeln sich hier gerade und nutzen die Wasserressourcen, während ihr Artgenosse nebenan vergammelt. Damit es noch ein bisschen skurriler wird, entdecken wir auch noch ein einsames Hippo, das mitten in dem Tümpel hockt und angesichts des Wasserstands nicht einmal mehr ganz untertauchen kann. Wenn ich ein Bild von Depressionen zeichnen müsste, dann wäre es dieses hier.



Das anfängliche Amüsement über die Hippo-Insel, die wir natürlich erst für einen Stein hielten, weicht aber schnell ernsthaftem Mitleid. Das arme Hippo – hat sich wohl hierhin verirrt und findet jetzt kein Wasserloch mehr, das in einer Nacht erreichbar ist. Wir fühlen uns wirklich traurig und hoffen, dass es bald regnet.

Wir fahren noch ein paar Pans in der Nähe an, hier ist aber, wie überall, alles komplett vertrocknet und außer einem einsamen Strauß, den wir verjagt haben, bevor wir ihn fotografieren konnten, sehen wir hier nicht groß etwas. Dann fahren wir noch ein Stückchen Richtung Süden und kurven in der Gegend herum. Hier ist aber alles irgendwie aussichtslos… im wahrsten Sinne des Wortes, denn wir fahren durch engstes Gestrüpp. Unmöglich hier etwas zu sehen und die Langeweile, die sich einstellt, wenn man bei über 40 Grad durch Tiefsand, Gestrüpp und Staub fährt und die Gedanken sich nur darum kreisen, wie sehr man wohl gerade das Auto zerkratzt, ist wirklich so unbeschreiblich, dass ich sie zu euer aller Seelenheil nicht zu lebendig ausführen möchte. :whistle:

Gegen späten Nachmittag kehren wir etwas ermattet vor Konzentration, Hitze und Helligkeit ins Camp zurück. Wir sind zwar nicht staubig, fühlen uns aber so, und werden es jetzt hier garantiert. Inzwischen hat ein kleiner Shop in einer Art Wohnwagen eröffnet. Wir haben Lust auf Sprudelwasser und haben kein Holz gekauft, da ich überall las, dass man das quasi als grundlegendes Menschenrecht in jedem Camp kaufen kann. Also springe ich aus dem Auto und frage nach.

Sprudelwasser? – „No we don’t have“. Ja gut, das habe ich auch nicht erwartet. Holz? – „No, we don’t have. Maybe next week.“

Ähm – was? :blink:

Jetzt sind wir hier, im berüchtigten, gefährlichen, elefanten- und löwengeplagten Savuti-Camp und haben kein Holz? Was sind denn hier für Langzeitcamper unterwegs, dass es einmal wöchentlich Holz gibt? Was sollen wir tun ohne Holz!

Aber gut, da kann man nichts machen, außer zur Campsite zurückkehren und in Panik auszubrechen.

Kurzes Krisengespräch. Zumindest bringt der Holzmangel unseren veganen Essensplan aus Nudeln, Kartoffeln und Dosenbohnen nicht durcheinander. Wir können Fleisch ohnehin nicht mehr sehen und wollten um keinen Preis von blutshungrigen Löwen umzingelt werden, die von unserem Steak Wind bekommen haben. Gut, in Ermangelung von Wind und angesichts des moderat stinkenden Elefanten um die Ecke wäre auch das vielleicht unproblematisch gewesen. Problematischer ist das mit den Tieren angesichts von fehlendem Feuer. „Ich sitze hier nicht im Dunkeln draußen, ohne Feuer! Auf keinen Fall“ – „Dann gehen wir halt früh ins Bett“ – „Das ist doch auch schrecklich!" :S

Aber gut, das ist erstmal der Plan. Also fangen wir direkt an mit dem Notkochen, sicher ist sicher.

Beim Essen bekommen wir dann ein paar Mal Besuch. Die einen wollen ein bisschen betteln:



Die anderen hüpfen nur mal eben vorbei:



Und zum Schluss kommt dann noch zweibeiniger und -armiger Besuch daher, ein Pick Up mit ein paar Typen. Ranger? Oder nicht? Wat wollen die denn? Es stellt sich heraus, dass da wohl jemand das Prinzip von Angebot(sverknappung) und Nachfrage entdeckt hat, und so kaufen wir ihnen höchst dankbar zwei Bündel Holz zum doppelten Preis ab. Das, liebe Leute, ist Geschäftssinn! :laugh:

Jetzt kann ich endlich meine chronische Rauchvergiftung wieder nähren und bin glücklich. Der Geruch von brennendem Holz ist bei mir inzwischen so sehr mit Freude und Freiheit und Sonne und Abenteuer und Glücklichsein verknüpft, dass mein evolutionärer Alarmsinn sich völlig fehlentwickelt hat. Wenn mir unvermittelt der Geruch von Feuer in die Nase steigt, ist meine Reaktion nicht mehr „huch, es brennt“ und Flucht – sondern ich schmelze unwillkürlich dahin, entspanne mich und versinke in sehnsüchtige Träume von einem Paradies am Ende der Welt …



Aber zurück nach Botswana: Mit Feuer sind wir also halbwegs gefeit vor Angriffen, verziehen uns aber vorsichtshalber doch mit unserem Sundowner-Savannah aufs Autodach, sicher ist sicher.



Hier verbringen wir einen entspannten frühen Abend, bevor wir die abenteuerliche Nachtwanderung zum Badezimmer-Bunker auf uns nehmen und dann ziemlich früh in unser Zelt verschwinden.


Untensil des Tages: Putzzeug. Und mein Lieblings-Trinkpäckchen "Ceres Whispers of Summer"
Südmarokko März 2012 | Südafrika & Swasiland September 2014 | Namibia & Botswana November 2018
Letzte Änderung: 13 Nov 2019 22:15 von offbeat.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Topobär, maddy, speed66, Old Women, Daxiang, Flash2010, lottinchen, PeWa
Powered by Kunena Forum