Wir fuhren zurück zum Mukolo Camp und machten Mittagspause. Dort aßen wir Brot mit Blauschimmelkäse und Salami und Möhren, die wir in den Senf-Frischkäse dippten. Nichts Besonderes, aber mit genügend Hunger und auf dieser schönen Campsite hätten wir die Brotzeit nicht gegen ein Viergänge-Mittagsmenü tauschen mögen. Dann duschte Uwe und rief beim Shametu-Camp an, um nach einem freien Campingplatz für morgen zu fragen. Glücklicherweise gab es noch genau einen freien Platz, den wir reservierten. Dann liefen wir zum Hauptcamp und fragten die Besitzerin Veronica nach einer Bootstour für morgen früh. Sie werde mit ihrem Mann sprechen, und wir sollten später nochmal vorbeikommen.
Gelbbrustbülbül
Männlicher Senegal-Amarant
und seine Partnerin
Guinea Fowl
Kurz hielten wir noch unsere Beine in den kühlen Pool, da es schon wieder ziemlich warm war. Dann brachen wir erneut auf in den Park, diesmal mit Karin und Peter.
Das Melden im Office konnte ja nicht allzu lange dauern, schließlich waren wir vormittags ja bereits im Park gewesen und hatten uns eingetragen. So dachten wir. Aber anstelle unsere bereits fertig ausgestellte Quittung nur schnell abzuholen, mussten wir uns nun ein zweites Mal in das Registrierungsbuch eintragen. Denn erst jetzt konnte mit dem neuen Eintrag die Quittung ausgestellt werden, da diese fortlaufend nummeriert sind. Haben wir zwar mal wieder nicht verstanden, aber dazu sind wir ja auch in Afrika.
Am Aussichtspunkt bei Fort Doppies machten wir wie immer kurz halt und blickten auf die Feuchtebene. Einige Letschwes standen verstreut herum, sonst war nicht viel zu entdecken.
Auch im Park sahen wir nicht allzu viele Tiere: ein einzelner Elefant kam zielstrebig zum Wasser gelaufen um zu trinken. Was hatten wir hier schon riesige Herden gesehen, manchmal waren wir von Elefanten geradezu eingekesselt gewesen, und es gab weder ein Vor noch Zurück. Wir sahen noch einmal nach den Zwerggänsen. Jetzt wussten wir ja, an welcher Stelle sie zu finden waren.
Etwas weiter sahen wir eine große Herde Säbelantilopen am Ufer stehen und trinken. Als wir uns näherten, wurden die scheuen Tiere allerdings unruhig und zogen bald darauf vor unserem Auto über die Sandpiste. Ehe sie im trockenen Gras verschwanden, warfen sie noch rasch einen Blick zurück, um sicher zu gehen, dass wir sie auch nicht weiter verfolgten.
Ein Coucal hatte seine liebe Mühe mit der Größe seiner Beute. Wie auch immer er sie drehte und wendete, immer passte irgendetwas nicht. Bei uns waren es die Grashalme, die störten.
An den verschiedenen Hides hatten diverse Safariautos geparkt, und viel zu viele Gäste standen in der Gegend herum. So fuhren wir lieber noch ein Stück am Horseshoe vorbei. Im brakigen Wasser stocherte ein Hammerkopf herum. Auch er war erfolgreich und zog mit seinem kräftigen Schnabel einen kleinen schlammigen Frosch nach dem anderen aus dem Boden. Bevor er ihn mit einer ruckartigen Bewegung in seinen aufgesperrten Schlund schleuderte, befreite er seinen Fang durch Schütteln des Kopfes im Wasser vom Dreck.
Wir kehrten wieder um, da noch ein langer Rückweg vor uns lag. Karin und Peter hatten wir unmittelbar nach Einfahrt in den Park aus den Augen verloren und hofften, sie nun auf der Rückfahrt irgendwo wiederzufinden.
An der langen Lagune standen wir dann aber doch noch einige Zeit, denn eine große Familie Paviane hatte sich dort versammelt, und es war mächtig was los. Besonders die kleinen Affen stritten, zankten und jagten sich, übten sich im Hangeln und Klettern und turnten auf ihren älteren Familienmitgliedern herum.
Man widmete sich der gegenseitigen Fellpflege und intensivierte soziale Kontakte. Dazwischen jagten sich einige Impalaböcke, und auch ein paar Kudus kamen zum Trinken.
Wir blieben viel zu lange. Karin und Peter waren sicherlich schon längst wieder aus dem Park heraus, und wir mussten nun auch zusehen, dass wir vor Schrankenschluss zurückkämen. Am späten Nachmittag machte uns bzw. dem Auto der weichere Tiefsand deutlich mehr zu schaffen als am Morgen. Wir hatten aus Faulheit aber auch keine Luft aus den Reifen gelassen. An manchen Stellen mussten wir beim Wiederanfahren im Sand die Untersetzung bemühen.
An einer besonders tiefsandigen Stelle kam uns ein Auto entgegen, und wir wichen auf eine weniger befahrene Spur aus. Dort wurden wir immer langsamer, bis wir stehen bleiben mussten. Auch mit der Untersetzung ging es nicht weiter, glücklicherweise aber noch rückwärts. Die Sonne war schon fast untergegangen, als unsere Spur von Elefanten blockiert wurde. Den ganzen Tag über hatten wir kaum einen Dickhäuter zu Gesicht bekommen. Nun waren es dafür umso mehr, und das auch noch ganz nah. Mehrere Tiere standen unmittelbar neben der Sandpiste und fraßen in aller Seelenruhe. Was konnten wir also tun, außer zu warten? Nach 10 Minuten hatte sich nicht sonderlich viel an unserer Situation verändert, und es sah auch nicht so aus, als würde in nächster Zeit viel geschehen. Mit Ruths Seelenruhe war es mittlerweile vorbei, uns lief die Zeit davon. Uwe war dafür, einfach vorsichtig weiterzufahren. Ruth fand die Vorstellung, mindestens einen Elefanten mit dem Auto von der Straße zu schubsen, nur wenig reizvoll. In der Herde befanden sich einige Jungtiere, und wer weiß, wie die Mütter reagieren würden, wenn wir einfach quer durch die Herde fahren. Außerdem standen wir immer noch im Tiefsand und waren nicht sonderlich beweglich. Weitere Minuten verstrichen, und die Gesichter wurden immer länger. Schließlich blieb uns nichts anderes übrig als umzudrehen und einen Umweg zu nehmen. Doch auch das war kompliziert genug. Zuerst fuhr Uwe ein Stück rückwärts, dann musste er aus der schmalen Rinne heraus und im Gestrüpp wenden. Auch hier waren wir wieder nahe daran, uns festzufahren. Wie konnten wir auch nur so dämlich sein, keine Luft aus den Reifen zu lassen? Vermutlich eine Mischung aus Überheblichkeit und Faulheit.
Doch alles ging gut. Nach ein bisschen Hin und Her stand unser Auto nun wieder mit der Schnauze nach Süden. Ein tolles Gefühl, ohnehin spät dran und nun auch noch in die falsche Richtung unterwegs zu sein! Es wurde immer ruhiger in unserem Auto. Wir nahmen die nächstmögliche Abzweigung und kehrten in einem großen Bogen zurück. Hier begegneten uns Gott sein Dank keine weiteren Elefanten. Die Herde war anscheinend wirklich nicht weitergezogen. Nun ging es schnurstracks Richtung Parkausgang. Wir hätten nur noch für einen Leoparden angehalten und malten uns schon das genervte Gesicht des Officers an der Schranke aus. In Erwartung einer gehörigen Standpauke erreichten wir schließlich das Gate erst deutlich nach Sonnenuntergang. Zum Glück war das aber kein Problem. Die Schranke war geöffnet. Weit und breit war niemand zu sehen, und keiner schien sich für uns zu interessieren. Wir atmeten erleichtert auf. Da hatten wir ja doch noch mal Glück gehabt. Auf Teer und im Dunkeln ging es über den Kwando und die letzten 20 km zurück zum Mukolo Camp. Karin und Peter würden sich sicherlich schon Sorgen machen. Als wir endlich die Campsite erreichten, mussten wir jedoch mit Schrecken feststellen, dass die beiden noch gar nicht da waren. Das durfte doch nicht wahr sein! Nun waren wir es, die sich Sorgen machten. Wir sahen uns schon umkehren und die beiden nachts im Park zwischen aufgescheuchten Elefanten suchen. Nur nichts überstürzen. Ruth beschloss erst einmal zu duschen. Danach wollten wir weiter überlegen. Zum Glück schimmerte etwa 20 Minuten später der Lichtkegel eines Scheinwerfers durch die Büsche, und die beiden stiegen ähnlich angespannt wie wir zuvor erschöpft aus ihrem Auto. Es war nichts weiter geschehen, aber irgendwie hatten sie sich in der Zeit verschätzt. Wie das nur passieren konnte!
Zum Abendessen kochten wir Nudeln mit einer Soße aus Thunfisch, Frischkäse und Zwiebeln. Zum Nachtisch bekamen wir von unseren Freunden Dosenananas mit Amarula. Wieder war ein langer Safaritag zu Ende.
Kilometer: 160