THEMA: Namibia März ´18 – Hin und (leider wieder) weg
31 Jul 2018 13:49 #527721
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23. März 2018:
5.00 Uhr
Wir sind inzwischen geübte Frühaufsteher. Ganz im Gegensatz zu den qualvollen Momenten zuhause, hüpfe sogar ich halbwegs elegant und nur mit minimaler Verzögerung aus den Federn. Aber booten auf der Terrasse muss ich trotzdem. Ich kann morgens einfach nix. Gar nix. Aber hier geht der Prozess trotzdem deutlich schneller vonstatten *g. Eine Stunde später sitzen wir gestriegelt und gebürstet beim Frühstück und haben den Essbereich quasi für uns alleine. Um 6.30 Uhr erwartet uns Abraham zum bush-walk. Mal wieder sind wir die einzigen, die unternehmungslustig sind - und so starten wir als gut gelauntes Trio gen Sonnenaufgang. Abraham ist mit einem Jagdgewehr bewaffnet (das er zum Glück noch nie benutzt hat und was hoffentlich auch so bleibt), wir mit Fernglas. Die Kamera habe ich zuhause gelassen, damit ich gar nicht erst von potentieller Motivsuche abgelenkt werde und alle meine Sinne beisammen habe.

Die nächsten 2,5 Stunden sind gefüllt mit interessanten Details zu Flora und Fauna und vielen kleinen und großen Tieren, die man ganz anders wahrnimmt, wenn man selbst auch zu Fuß unterwegs ist. Wir könnten jetzt einen dreiseitigen Aufsatz über Termitenhügel und ihre Bewohner verfassen, auch über jene, die gar keine Termiten sind. Deswegen immer schon auf Extra-Abstand bleiben, wenn ein solcher Hügel Löcher hat, dann hat sich womöglich eine Schlange dort häuslich eingerichtet. Und ich weiß ganz sicher, dass ich im nächsten Leben auf gar keinen Fall Termitenkönigin werden möchte, auch wenn ich von meinen Arbeitern bei Umzug getragen werde.

Ein Schabrackenschakal guckt uns noch etwas verschlafen zu, während wir eifrig wilde Kartoffeln und Aloe-Pflanzen identifizieren und über deren Einsatz unterrichtet werden. Theoretisch könnten wir jetzt auch Fische fangen, denn wir erfahren, dass man mit den geschälten Wurzeln des fish poison tree Fische betäuben kann, so man denn einen Fluss zur Hand hat. Ein Marabu fliegt über unsere Köpfe hinweg, Springböcke ziehen in der Ferne vorbei und wir passieren in sicherem Abstand eine Herde Zebras mit Fohlen, die nur mäßig Notiz von uns nehmen.

Abraham lässt uns Fährten suchen und diverse Hinterlassenschaften analysieren im Hinblick auf zugehöriges Tier, Marschrichtung und die Information, ob eben jenes Tier viel oder wenig Wasser zu sich genommen hat. Am einfachsten sind Giraffenköttel zu erkennen, da sind wir uns einig. Dann hören wir in der Nähe das typische Husten von Gnus, umrunden vorsichtig einen kleinen Hügel und sehen eine stattliche Herde vor uns. Alle Köpfe heben sich synchron und glotzen uns an. Wir ziehen uns wieder etwas zurück… die Gnus setzen sich ebenfalls in Bewegung. Es ist noch immer viel Platz zwischen uns und alle Beteiligten machen einen entspannten Eindruck. Während wir langsam wieder das Fahrzeug erreichen, dackeln uns die Gnus noch etwas hinterher, wollen dann letztendlich aber doch nicht mit zurück in die Lodge fahren.

Bis zum Lunch verbringen wir herrlich entspannte Stunden in und um die Lodge herum, heute haben es uns die (Masken?-)Webervögel angetan, die einen Baum ganz in der Nähe des Haupthauses mit ihren kunstvollen Nestern dekorieren. Ein Weibchen ist wohl ganz und gar nicht zufrieden mit dem handwerklichen Geschick ihres Göttergatten und macht sich lautstark schimpfend daran, das ganze Gebilde wieder einzureißen. Er sitzt bedröppelt einen Ast weiter und macht sich wohl Gedanken, wie er ihr im nächsten Versuch ein Schöner-Wohnen-Erlebnis hinzaubern kann.





Nach dem Essen wollten wir eigentlich nur eine kleine Ruhepause auf der Veranda einlegen, doch dann sind wir da tatsächlich eine ganze Weile kleben geblieben, weil es so viel zu gucken gab. Eine Truppe Springböcke graste friedlich in unmittelbarer Nähe und ein einsames Gnu zog zunächst total unentschlossen von Bäumchen zu Bäumchen, um sich dann mit einem tiefen Seufzer unter einen winzigen Busch zu zwängen.



Dann hörten wir in der Ferne ein Grollen, dass nicht so recht zuzuordnen war. Doch das Geräusch kam näher und entpuppte sich als ganze Gnuherde, die auf einmal durch unseren Vorgarten galoppierte. Es gab für uns also keinen Grund woanders zu sein ^^^. An diesem Tag zogen wir übrigens ein Fazit: Springböcke sollten nicht Springböcke heißen, sondern Geh- oder Stehböcke. Von diesem wunderhübschen Tier hatten wir inzwischen rein numerisch die meisten Exemplare gesehen, hunderte… und davon sind drei oder so gesprungen. Gehüpft. Ganz kurz. :dry:

Schließlich war es Zeit für die sundowner Tour mit Abraham, dieses Mal wieder innerhalb Ongumas. Fotos gibt es nicht von jedem Tier, aber laut Tagebuch war das hier die genaue Abfolge:

1. Grey Go-Away-Bird
2. Sattelstorch



3. Weißrückengeier



4. Impalas



5. Steenbok
6. Nilgansfamilie mit 8 Küken
7. Zebras
8. Giraffenbulle
9. Noch mal
10. Warzenschwein mit Nachwuchs
11. Tawny Eagle
12. Schabrackenschakal
13. Gnuherde, Springböcke, Giraffen
14. Mehr Giraffen



15. Alles voll mit Giraffen




Schließlich erreichen wir den Platz, den sich Abraham für den sundowner ausgesucht hat. Wolkenberge türmen sich recht schnell auf.



Im Norden zieht eine gewaltige Regenfront vorbei, im Osten und Süden blitzt es wie verrückt. Doch auf unserem Fleckchen bleibt alles trocken und während wir zwischen drei Wetterfronten stehen, reißt der Himmel im Westen auf. Total verrückt.






Die Heimfahrt wird dann allerdings sehr schnell sehr nass. Bis wir die Planen überall runtergefrimmelt haben, sind wir alle schon komplett geduscht. Und als wir endlich alles dicht haben, hört es so schnell wieder auf wie es angefangen hat. Nach einem leckeren Abendessen packen wir gegen 21 Uhr unsere Sachen zusammen für die morgige Weiterfahrt zu unserer nächsten und letzten Station der Reise: Okonjima. Steffi weiß nur, dass wir jetzt wieder Richtung Süden aufbrechen. Draußen gibt ein Gewitter alles, die Blitze blenden uns richtig, aber es fällt kein Tropfen Regen mehr.

Gute Nacht, Onguma!
Letzte Änderung: 31 Jul 2018 14:02 von Dissy.
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10 Aug 2018 23:42 #528751
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24. März 2018:
7.00 Uhr

Wir genießen zum letzten Mal den morgendlichen Zauber auf unserer Dachterrasse mit dem tollen Blick aufs Wasserloch. Nach dem Frühstück geht´s wieder in südliche Richtung, unsere letzte Lodge steht auf dem Plan. Nach einer eher ereignislosen Fahrt erscheint gegen 12.30 Uhr das große Hinweisschild und die Vorfreude steigt enorm: Okonjima, wir kommen! Ich hatte zwar hier im Forum schon mal gelesen, dass es noch ein ganzen Stückchen dauert, bis man von der Zufahrt aus dann wirklich sein Ziel erreicht hat, aber dass es soooo lange dauert… *gg. Der kleine handelsübliche Hyundai kämpft sich tapfer durch die Schlaglöcher auf der Piste, dann endlich erscheint das imposante Tor mit dem Geparden mitten im Nirgendwo. Achso, wir sind noch immer nicht da.. nun gut.. wir ignorieren tapfer das Stechen in der Nierengegend, während wir uns eher hoppelnd vorwärts bewegen und treffen um kurz nach 1 im Bush Camp ein, wo wir mal wieder überaus herzlich empfangen werden. Wir beziehen Hütte Nr. 2 und streiten uns kurz, wer während des Aufenthalts hier für den Schlüssel zuständig ist: der XXXXL-Schlüsselanhänger in Gepardenform ist nämlich nicht mal eben so in der Hosentasche verstaut. Hütte Nr. 2 besteht, wie alle anderen hier auch, eigentlich aus 2 Hütten. Ein Schlafzimmer mit Bad und dann noch ein separater „livingroom“ mit ein zwei leicht monströsen Liegen und einem prima Panorama-Blick.







Schon beim Betreten der Hütte fällt unser Blick direkt auf das Begrüßungskomitee, das es sich vor unserem Fenster bequem gemacht hatte.



Wir hatten bisher nur auf Onguma mal zwei Warzenschweine gesehen, was mir persönlich deutlich zu wenig war, denn ich stehe einfach auf diese Viecherchen. Mein Papa würde jetzt sagen, die sind hübsch hässlich, ich finde sie einfach ulkig mit ihren Antennenschwänzchen und dieser etwas verunglückten Mähnenkomposition *g. Wir nennen die beiden Schönheiten kurzerhand Madonna und Britney und teilen ihnen mit, dass sie gerne weiter hier rumwohnen dürfen. Es erstaunt uns zwar, dass sie so nah dran ein Nickerchen halten, aber als uns gesagt wird, dass in den Hütten Vogelfutter bereit steht, ist uns dann auch klar, warum sie wahrscheinlich hier so tiefenentspannt rumliegen. Wir sind uns nicht ganz sicher, wie wir das finden sollen, beschließen aber, uns erst mal anzuschauen, wie die Tiere sich in der kommenden Zeit uns gegenüber verhalten.

Sogar ein Schakal hält sich etwas abseits auf, ob er auch auf Futter der Gäste hofft, wissen wir natürlich nicht.


Unter den gefiederten Anwohnern hatte sich inzwischen wohl auch rumgesprochen, dass neue Touris eingetrudelt sind. Denn nachdem wir grade mal unsere wichtigsten Dinge ausgepackt und uns kurz fürs Lunch aufgefrischt hatten, war vor unserem Wohnzimmer bereits die Hölle los. Buschdummies rennen in einer großen Gruppe auf und ab, Tokos und Frankoline versuchen, dazwischen nicht umgerannt zu werden und trotzdem einen Platz an vorderster Front zu ergattern. Na gut, vielleicht ist der Schakal ja auch ihretwegen da. Wir schauen dem lautstarken Spektakel noch kurz zu, aber dann gewinnt der Hunger und wir dackeln los Richtung Haupthaus. Gefühlt schauen uns 50 Augenpaare ganz enttäuscht hinterher.

Nach dem Lunch begrüßt uns unser zuständiger Guide, Previous. Wir mögen ihn auf Anhieb, er hat definitiv den Schalk im Nacken und sprüht vor Tatendrang. Er erwartet uns um 16 Uhr zu einem drive, wir sind natürlich pünktlich und sehr gespannt auf die AfriCats. Ich hatte mich im Vorfeld schon ein wenig schlau gemacht über die Arbeit der Stiftung und hoffe nun sehr, dass mein gutes Gefühl nicht getrübt werden würde.

Previous hat eine wunderbare Art zu erzählen und immer ein so breites Grinsen im Gesicht, dass es die reinste Freude ist, ihm bei seinen Ausführungen über AfriCat und die Tätigkeitsfelder zuzuhören. Heute möchte er mit uns Leoparden suchen. Die Zufahrten zum Reservat selbst sind nochmals separat gesichert und er hat eine große Antenne dabei, mit der er zwei bestimmte Tiere anpeilt, die in der Gegenwart der Geländewagen recht gelassen bleiben sollen. Trotz der Peilsender kann es eine ganze Weile dauern, bis man die Tiere findet. Und selbst wenn man ungefähr weiß, wo sie sind, heißt das noch lange nicht, dass man sie auch zu Gesicht bekommt. Wir harren also der Dinge, die da kommen mögen und haben ein wachsames Auge auf die Umgebung. Wieder schaut die Landschaft ganz anders aus und viele kleine und große Tiere lassen sich blicken.



Unser erster Kudu-Bulle. Was für ne tolle Optik, erinnert irgendwie ein wenig an einen Schamanen.






Insgesamt drei Wildpferde erspähen wir zwischendurch.




Schließlich wird das gesuchte Leopardensignal stärker und Previous´ Fahrweise immer abenteuerlicher. Wir haben ja jetzt schon einige drives hinter uns und sind durchaus ein bisschen was gewöhnt, aber was Previous dem Vehikel abverlangt ist schon ´ne Hausnummer. Büsche, Hecken und Gräben scheinen für ihn nicht existent, was uns zwar an sich einen Heidenspaß macht, aber trotzdem das ein oder andere Fragezeichen in Sachen Nachhaltigkeit zurücklässt. Die Suche dauert alles in allem knapp 1,5 Stunden, aber dann sehen wir sie tatsächlich:
Isaskia und ihr Sohn


Vor uns bewegt sich reine Muskelmasse in absoluter Anmut, diese Tiere sind schon eine wahre Augenweide. Wir erfahren, dass mit Leoparden wirklich nicht zu spaßen ist, sie töten auch Geparde, um an deren Beute zu kommen. Solch ein Vorfall passierte wohl erst zwei Tage zuvor.


Die beiden Schönheiten vor uns haben leider nach ein paar Minuten die Nase voll von uns und verschwinden im Dickicht. Wir versuchen es zwar noch mal aus einem anderen Winkel, aber mehr als eine Schwanzspitze sieht man nicht mehr hervorblitzen. Die Tarnung ist auf jeden Fall effektiv. Wir brechen wieder auf und halten an einem kleinen See, um den Sonnenuntergang zu bestaunen.



Gegen 20 Uhr sind wir zurück in der Lodge. Wir haben mächtig Hunger und freuen uns aufs Abendessen. Im Speisesaal haben die meisten Gäste ihre Mahlzeit schon beendet, doch als sich die Blicke mit dem Pärchen vom Nachbartisch kreuzen, stutzen beide Seiten. Wir haben uns doch schon mal gesehen… Stimmt! Die verrückten Hollis, mit denen wir das Deadvlei besucht haben. Wir tauschen uns ein wenig über unsere jeweiligen Stationen und Erlebnisse aus und fallen um 22.00 Uhr ins Bett.

Morgen steht Geparden-Tracking auf dem Plan. Zu Fuß. Yippieh!
Letzte Änderung: 11 Aug 2018 11:50 von Dissy.
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11 Aug 2018 08:47 #528755
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  • Daxiang am 11 Aug 2018 08:47
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Hallo Dissy,

ich weiß gar nicht, wie mir dein Bericht durch die Lappen gehen konnte! Habe ihn heute in einem Rutsch gelesen und bin begeistert - nicht nur die Fotos sind mega schön, sondern auch dein Schreibstil gefällt mir sehr gut! Was die Sichtungen betrifft, habt ihr ja mächtig Glück gehabt - die Löwenbilder sind der Hammer. Das bisschen Regen nimmt man auch gerne in Kauf, wenn dann die Landschaft so grün ist und es so tolle Wolken am Himmel gibt.

Besonders gefreut habe ich mich über das Bild von "unserer alten Bekannten" Isaskia


Bin schon ganz gespannt, auf Euer Geparden-Tracking.

LG Konni
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11 Aug 2018 11:58 #528789
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Vielen Dank, Konni, das freut mich natürlich sehr. Gerade über einige der Löwenbilder bin ich tatsächlich sehr happy im Nachgang. Leider neigt sich der Bericht ja schon so laaaangsam dem Ende zu, aber schön, dass du noch mit reingehüpft bist.

Ich habe übrigens den Namen der Leopardin gleich mal korrigiert, das "I" im Namen ist uns irgendwie abhanden gekommen.

LG,
Dissy
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14 Aug 2018 15:34 #529123
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25. März 2018:
05.00 Uhr

Schakale feiern eine Party vor unserer Hütte - wir sind dann mal wach. Passt aber eh gut, denn um 6.30 Uhr startet das Gepardentracking. Am Abend zuvor sind wir am Lagerfeuer noch mit einem netten jungen Paar aus Österreich ins Gespräch gekommen. Sie sind gerade erst in Namibia angekommen und haben ihren Trip noch vor sich. Sie sind heute bei uns mit an Bord. Es ist ihr erster Ausflug in den Busch und die beiden erinnern uns stark an uns vor zwei Wochen, sie sind ganz aus dem Häuschen und trauen ihren Augen kaum. Previous hat uns vor Fahrtbeginn kurz zur Seite genommen und gefragt, ob es für uns okay wäre, wenn er an jedem Grashalm bzw. Gnu anhält, weil die beiden anderen Gäste ja neu im Land seien. Wir bejahen das natürlich, zum Einen sind wir eh nicht der Meinung, dass irgendein „Stop“ für ein Tier oder eine Pflanze je verschwendet sein könnte, zum Anderen finden wir es einfach doof, wenn man da jetzt die „Vollprofis“ raushängen lässt, die schon ach so viel gesehen haben und dankend abwinken. Macht man nicht. Also halten wir wirklich für jeden Schakal und jedes Kudu und erfahren tatsächlich noch so manche bis dato unbekannte Info zu den Tieren. Da wir ja inzwischen dann doch schon ein bisschen Wissen zu den Tieren haben oder Arten benennen können, helfen wir zwischendurch mal aus, wenn es etwa mit dem Englisch hapert, erzählen ein wenig von unseren eigenen Erlebnissen und haben so alle gemeinsam eine tolle, entspannte Tour auf dem Weg zu den Geparden.







Für den Lacher des Tages sorgte irgendwann zwischendurch das Mädel. Dazu muss man im Vorfeld sagen, dass sie total verrückt nach Giraffen war, ihre aaabsoluten Lieblingstiere, und sie konnte es kaum erwarten, endlich eine live vor sich zu sehen. Es war unglaublich niedlich, wie sie von den Tieren schwärmte und ihr die Herzchen quasi aus den Augen quollen. Und dann gab es ja noch so viel anderes bestaunen, sie kam gar nicht klar und war damit einfach nur hochgradig putzig. Während eines Stopps erklärt Previous grade etwas über die Schildkröte, während der wir angehalten hatten. Das Mädel fotografiert diese Schildkröte und ist ganz vertieft, als sich plötzlich zwei noch recht junge, bildhübsche Giraffen ihren Weg aus dem Busch bahnen, direkt neben dem Auto stehenbleiben und an Ästen rumknabbern. Alle im Auto sagen keinen Ton und grinsen sich einen ab, das Mädel bemerkt die Tiere einfach nicht. Sie knipst hingebungsvoll weiter diese Schildkröte, die Giraffen stehen 3 Meter daneben. Ihre Reaktion, als sie endlich kapiert, was hier grade passiert, und die damit verbundene Situationskomik waren unbezahlbar.

Plötzlich meine ich, im Dickicht ein Ohr erkannt zu haben. Previous setzt den Wagen ein Stückchen zurück.. und tatsächlich. Ich habe einen Geparden gefunden. Ha! Ich! Nicht der Ranger mit den übermenschlichen Adleraugen. Ich bin natürlich stolz wie Oskar, aber die Sichtungsfreude wird ein wenig getrübt, als wir erklärt bekommen, dass der Bruder dieser Gepardin besagtes Opfer der Leoparden drei Tage zuvor geworden ist. Seitdem wandert sie rastlos umher und stößt immer wieder Ruflaute aus, die uns ans Herz gehen. Wir lassen sie recht schnell in Ruhe und folgen weiter dem Signal der Geparde, die Previous für heute vorgesehen hatte.



Dann ist es endlich soweit, wir dürfen das Vehikel verlassen und folgen Previous im Gänsemarsch eine ganze Weile durch die dichte Vegetation. Das ist wieder einfach ein Erlebnis an sich. Und dann hören wir nicht mehr nur das Klackern des Peilsignals, dann sehen wir auch die Verursacher. Zwei schon etwas ältere Brüder, die sich genau null für uns interessieren und gechillt die Morgensonne genießen: Sniper und Spitfire.



Wir dürfen uns bis auf wenige Meter nähern, das hatte ich so gar nicht erwartet. Es ist absolut wunderbar, diesen beiden bildhübschen Jungs aus so geringer Distanz betrachten zu dürfen. Sie frönen der Fellpflege und dem fröhlichen Nichtstun und sehen unglaublich desinteressiert aus, doch die Ohren sind immer in unsere Richtung gedreht. Als sich einer der beiden dann kurz mal erschreckt, sieht man aber auch, wie blitzschnell und anmutig sie sein können. Doch die Aufregung ist auch genauso schnell wieder verflogen, mit einem leisen „bonk“ fällt der Gepard wieder um und schaltet seinen Motor ein, während er von seinem Bruder abgeschlabbert wird.





Auf dem Rückweg sehen wir dann noch einen Adler, der von drei Habichten gemobbt wird. Sie fliegen immer wieder im Doppelpack aus der Baumkrone im Sturzflug auf ihn herab und wollen ihn ganz offensichtlich loswerden, was ihnen schließlich auch gelingt. Der Adler scheint eine Art Geschwulst an der Brust zu haben, macht ansonsten aber einen topfitten Eindruck. Previous hat selbst seine fette Canon mit dabei und macht ebenfalls eifrig Fotos. Für uns ist das natürlich ein Glücksfall, weil er bei jedem Fotostopp auch das Auto immer so platziert, dass das Licht optimal fällt.



Kurz vor 10.00 Uhr sind dann wieder zurück im Camp und frühstücken erst mal gemütlich. Danach wollen wir uns die AfriCat Foundation mal genauer anschauen.
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27 Okt 2018 21:32 #537042
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Hallo alle,
es tut mir leid, dass dieser RB hier so in der Luft hing, aber ich war durch absolut unvorhergesehene Umstände leider sehr lange außer Betrieb gesetzt worden. Da ich keine unfertigen Sachen mag, setz ich mich jetzt natürlich wieder ran, schließlich ist unser Trip an diesem Punkt schon sehr auf der Zielgeraden. Ich hoffe, der Ein oder Andere steigt wieder mit ein. Also, weiter geht’s… *hust :whistle: :

11.00 Uhr
Wir besuchen die Einrichtungen rund um die AfriCat-Foundation, die sich - wie ja bereits bekannt – der Hege und Erhaltung der Raubkatzen verschrieben hat und zudem als Vermittlerin zwischen den Interessen der ansässigen Farmer und des Wildtiermanagements fungiert. Wir werden durch den medizinischen Bereich geführt, bekommen ausführliche Infos rund um die gesundheitliche Versorgung der Katzen, die so sparsam wie nötig eingesetzt wird, können die Funkhalsbänder begutachten und auch einen Blick auf diverse Exponate werfen. Im Anschluss fährt Previous mit uns in das riesige Auswilderungsgehege, in dem gerade fünf junge Geparde auf ihre Zeit im Reservat vorbereitet werden. Während er nach und nach die Jungspunde sucht und findet, biete uns Nummer 5 am Ende noch ein eindrucksvolles Beispiel in Sachen Tarnung. Während der Wagen hält und Previous erklärt und erklärt, wird sein Grinsen immer breiter. Schließlich fragt er uns, ob wir den jungen Kater immer noch nicht entdeckt hätten. Wir gucken ratlos, natürlich haben wir während seiner Ausführungen fleißig nach Nummer 5 Ausschau gehalten. Jetzt suchen wir jeden Busch und Baum nochmals ab… nix Gepard, wir sind uns total sicher. Als er dann ins Gras neben dem Fahrzeug deutet, packen wir uns echt an den Kopf. Der junge Kerl liegt mucksmäuschenstill 7-8 Meter neben uns im offenen Gelände. Wir haben ihn mehrfach übersehen, so perfekt ist seine Tarnung,. Der hat´s uns aber mal gezeigt..

Wir drehen noch eine kleine Runde über Okonjima und verbringen den restlichen Tag in der Lodge, denn wir haben statt des nachmittäglichen drives heute Abend einen Besuch im night hide vor.

Mein etwas verhunztes und einziges Bild einer Schabrackenhyäne, die wir nur ganz kurz zu Gesicht bekamen und die nur deswegen nicht sofort wieder von der Bildfläche verschwunden ist, weil Previous plötzlich die Laute eines sterbenden Gnus imitiert hatte :S






Welcher Vogel ist das? Haben wir bis heute nicht rausgefunden...


Wir nutzen die freie Zeit, um eine Handvoll Mitbringsel für die Familie zu besorgen und verbringen die Zeit bis zum Abendessen mit den beiden netten Ösis am Lagerfeuer. Unser letzter Abend abseits der Zivilisation gibt noch mal alles in Sachen Atmosphäre. Der Himmel zaubert eine violette Dämmerung, jenseits des Sees grast eine Herde Kudus friedlich vor sich hin und die Löwen brüllen. Wir genießen jede Sekunde, viel idyllischer geht kaum noch.





Previous gesellt sich dazu und erzählt uns schon mal etwas über den Ablauf später. Wir werden ein Stückchen fahren müssen und wenn wir angekommen sind, sollten wir versuchen, das etwas unwegsame Gelände möglichst ohne viele Geräusche oder verstauchte Gliedmaßen meistern. Er fragt, was wir zu sehen hoffen, die anderen drei haben keine Wünsche, aber ich bestelle mir ein Stachelschwein!



Nach dem Essen hüpfen wir gegen 21 Uhr wieder in die Geländewagen. Nachts ist die Luft noch mal von ganz anderen Geräuschen erfüllt, aber vielleicht kommt einem das auch nur so vor, weil man so konzentriert ins Nichts guckt. Für evtl. Sichtungen wird ein Rotlichtstrahler benutzt, der offenbar die Tiere nicht so stört oder blendet wie normale Schweinwerfer. Finden wir dann gut. Was uns nicht so klar war und wir dann irgendwie nicht ganz so gut finden, ist der Umstand, dass wir im night hide nicht vollkommen auf unser Glück angewiesen sind, sondern auch die Reste des Salats vom Abendessen die Reise mit uns angetreten haben, um nun als leckeren Anreiz zu dienen. Keine Ahnung, was wir uns genau gedacht hatten, aber die Vorstellung, dass sich in der Dunkelheit quasi schon eine Schlange diverser nachtaktiver Tierchen bildet, die auf ihren Auftritt warten, rockte nicht so. Am Ende waren es dann doch „nur“ drei Akteure, die wir erleben konnten. Ein Schakal kommt nach fünf Minuten vorbei und mampft in Windeseile so gut wie alles weg. Eine Eule lässt sich auf dem Baum gegenüber des Verstecks nieder und dann tut sich erst mal gar nix mehr. Nach knapp einer halben Stunde hören wir dann aber ein Schnaufen und Schaben und um die Ecke biegt - ein Stachelschwein. Tada! Wer hätte das gedacht, höhö. Das versöhnte wieder etwas, und nach insgesamt einer Stunde reglos rumsitzen sind wir dann auch nicht böse, als wir wieder aufbrechen und die Glieder strecken dürfen. Gegen Mitternacht sind wir im Bettchen und denken etwas traurig daran, dass morgen unser letzter Tag abseits der Zivilisation anbrechen wird.
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