SA, 28.4.2018: Teil 1: Zu Gast bei den Himbas
Gegen 8 Uhr gibt es ein gemeinsames Frühstück für die vier Holländer und uns beide. Die Holländer reisen heute weiter, ebenso das deutsche Camperpaar, das aber nicht mit uns frühstückt.
Den Smalltalk am Frühstückstisch lassen sie sich aber nicht entgehen.
Marius erwartet heute keine neuen Gäste, damit hat er Zeit für uns und die Himbas, die wir – gestern schon besprochen – heute gerne besuchen möchten.
Nachdem alle abgereist sind und Ruhe eingekehrt ist, brechen wir zu den Himbas auf.
Wir müssen mit unserem Auto fahren, Marius hat momentan nur einen Pickup, da passen vorne keine drei Personen rein. Sein anderes Auto ist gerade kaputt, der Fehler noch nicht gefunden.
Marius erklärt sich gerne bereit uns zu chauffieren. Beladen mit Rolli und den Gastgeschenken rumpeln wir runter zur C43, das Dorf ist knapp 30km von Camp Aussicht entfernt. Es gibt auch noch ein paar andere Dörfer, die Marius mit Gästen besucht, aber nur dann, wenn er mit eigenem Auto unterwegs ist.
Im Dorf angekommen, entpuppt sich dieses wie befürchtet als nahezu rollstuhluntauglich.
Aber die Himbas machen alles möglich: Zwei junge Männer helfen mit, und gemeinsam tragen wir mein Loeffelinchen mitsamt Rolli wie eine Sänfte durch das ganze Dorf.
Auch der in Windeseile entstandene „Markt“ wird für sie auf diese Weise zugänglich, und es wird auch peinlich darauf geachtet, dass Beate das Angebot von jedem einzelnen Stand begutachtet.
Marius ermuntert mich, viele Fotos zu machen. Er ist der Überzeugung, dass die Kultur der Himbas dem Untergang geweiht ist und solche Fotos in zehn Jahren nicht mehr möglich sein werden.
Die Himbas sind Besucher gewohnt und haben keine Probleme damit, fotografiert zu werden.
Dennoch habe ich zunächst Hemmungen, zumal ich generell nicht gerne Personen fotografiere.
Daher frage ich zunächst jede(n), den ich fotografieren möchte, und zeige danach die Bilder. Daran besteht dann immer großes Interesse.
Der Kleine im blauen Anorak trägt übrigens nur diesen, sonst nichts
:
Auch die Dorfälteste darf ich fotografieren. Sie ist die Witwe des vor zwei Jahren verstorbenen Clanchefs.
Eine stolze alte Dame mit sehr würdevoller Ausstrahlung, ich gebe mir alle Mühe, ihr mit dem Foto gerecht zu werden:
Sie bittet mich auch in ihre Hütte und ich darf dort einige Gegenstände fotografieren:
Natürlich dürfen auch Bilder der Verkaufsstände nicht fehlen:
Wie wir später von Marius erfahren, sind Loeffelinchen und ihr Rollstuhl ein großes Gesprächsthema bei den Frauen.
Besonders eine der Frauen ist sehr aufgeschlossen und würde sich gerne mit Beate unterhalten. Leider scheitert dies an der Sprache, denn Marius ist anderweitig beschäftigt und steht als Dolmetscher nicht zur Verfügung. Schade, das wäre bestimmt eine sehr spannende und interessante Unterhaltung geworden.
So bleibt es bei einigen netten Gesten, und sie hält sich viel in Beates Nähe auf und zeigt ihr alles mögliche von den Verkaufsständen, nicht nur von ihrem eigenen.
Am Ende schenkt sie Beate einen Armreif, eine Geste, die uns sehr berührt. Auch Marius ist davon sehr beeindruckt.
Beate kämpft mit einigen Tränchen der Rührung:
Und hier ist er, gefertigt aus Rinderhorn:
Im Laufe der Zeit stelle ich fest, dass die besten Bilder dann entstehen, wenn die Himbas sich unbeobachtet fühlen. Da ich ausschließlich mit meiner kleinen Sony A6000 fotografiere und die dicke Spiegelreflex im Camp Aussicht gelassen habe, entstehen viele Bilder unbemerkt „aus der Hüfte“, mit Kontrolle über das Klappdisplay.
Zum Abschluß darf ein Gruppenbild mit Marius und "seinen" Himbas natürlich nicht fehlen:
Natürlich erwerben wir auch ein paar Gegenstände von den Himbas. Aber es ist schon ein fast peinliches Gefühl, wenn mir die Damen nach der Geldübergabe die Hand küssen …
Übrigens sind nicht alle der Frauen traditionell gekleidet und geschmückt, einige tragen auch westliche Kleidung und Frisuren:
Nach rund zwei Stunden verabschieden wir uns von den Dorfbewohnern, um viele Eindrücke reicher. Ein Besuch bei Menschen, die uns sehr berührt haben und uns noch lange beschäftigen.
Auf der Rückfahrt diskutieren wir mit Marius über die Himbas. Der Wandel ist unabwendbar, und auch die äußerlich traditionell scheinenden Himbas leben nicht hinter dem Mond. Bei unserer Ankunft haben wir mehr als ein Handy unter den Röcken verschwinden sehen …
Ob die Himbas wohl einen Weg zwischen ihren Traditionen und der westlichen Moderne finden werden ? Marius ist sehr skeptisch. Wie schon weiter oben erwähnt, er glaubt nicht, dass das traditionelle Leben der Himbas die nächsten zehn Jahre überdauert …