DI, 1.5.2018: Auf ins Owamboland
Heute endet unsere Zeit auf der Uukwaluudhi Safari Lodge.
Auf der einen Seite schade, denn die Lodge ist sehr schön, Pieter und sein Team supernett und hilfsbereit.
Auf der anderen Seite sind wir heilfroh, dass diese Zeit der Abhängigkeit wegen der unsäglichen Wege nun für uns endet.
Mit dem dicksten Trinkgeld des Urlaubs bedanken wir uns für die Unterstützung und wünschen Pieter, seinem Team und der Lodge alles Gute. Eine schöne Lodge, leider doch recht weit von den Haupt-Touristenrouten entfernt. Und eben leider nicht rollstuhltauglich.
Wir freuen uns nun auf den nächsten Teil unseres Multikulti-Abenteuers
.
Ganz bewusst haben wir uns für zwei Nächte im Owamboland, oder wie die Region jetzt genannt wird, die Four-O-Region, entschieden. Auf unserer nun vierten Namibiareise wollen wir gerne ein paar Eindrücke von den Owambos gewinnen. Immerhin sind sie doch die größte ethnische Gruppe in Namibia und machen rund die Hälfte der gesamten Einwohner des Landes aus.
Allerdings liegt die Region doch abseits der üblichen Touristenpfade, die wenigen, die sich hierher verirren, fahren meist nur Transit zwischen Kaokoveld und Caprivi. Bestenfalls mit einer Zwischenübernachtung.
Viel haben wir im Rahmen unserer Urlaubsplanung und -vorbereitung über die Owambos recherchiert und gelesen. Geschichte, Politik, Alltag und und und …
Vor allem den Blog einer jungen Deutschen möchte ich euch ans Herz legen. Sie hat nach ihrem Abitur an einem Freiwilligenprojekt teilgenommen und mehrere Monate in Eenhana gelebt.
Mit viel Humor und Zuneigung zu den Menschen beschreibt sie ihre Erlebnisse, der informativste und gleichzeitig unterhaltsamste www-Eintrag, den ich zum Thema "Ovambo-Alltag" gefunden habe:
evasnamibiablog.
(EDIT: Leider inzwischen nicht mehr frei zugänglich.)
Vieles von ihren Beschreibungen haben wir in unsere kurzen Zeit im Owamboland ebenfalls beobachtet, auch die Erzählungen der beiden Deutschen in der Uukwaluudhi Safari Lodge enthielten viel Ähnliches.
Jetzt sind wir also unterwegs ins Owamboland (ich bleibe der Einfachheit halber bei diesem Begriff).
Genaugenommen sind wir schon seit ein paar Tagen im Owamboland, denn die Uukwaluudhi Safari Lodge liegt bereits in der Region Omusati. Vom Trubel der dichtbesiedelten Region sind wir hier aber noch ein gutes Stück entfernt.
Für einen ersten Zwischenstopp fahren wir über die C41 und D3612 an Tsandi vorbei nach Outapi.
Die ersten rund 80km sind langweilig, die C41 führt schnurgeradeaus Richtung Nordost. Im weiteren Verlauf verändert sich die Landschaft in die für das Owamboland charakteristischen Felder, Dörfer, kleine Tümpel, und natürlich Mopanebäume und Makalani-Palmen.
Unser Interesse in Outapi gilt dem größten Baobab Namibias, dem Ombalantu-Baobab (ein Tipp von den Eulenmuckels – danke dafür
). Mit einem Alter von rund 800 Jahren, 28m Höhe und über 20m Umfang gehört er zu den ältesten und größten Baobabs Afrikas.
Innen hohl mit Platz für 35-45 Personen (je nach Quelle), diente der Baum in seinem langen Leben bereits als Versteck, militärische Einrichtung, Postamt und Kapelle. Heute ist er namibisches Nationaldenkmal, mit angrenzendem Souvenirshop, Imbiss, Toiletten und Campingplatz.
Dank unserer Vorrecherche inklusive GPS-Koordinaten finden wir den Baum auch sofort, er liegt unweit des südlichen Ortseingangs.
Dummerweise ist aber das Tor ge- und verschlossen, das komplette Heritage Centre wirkt wie ausgestorben. Was nun ?
OK, ich steige mal aus und schaue, ob ich jemanden finde, den ich fragen kann, Beate wartet „mal kurz“ im Auto. Dabei lande ich unweit des Heritage Centres mitten in einem kunterbunten trubeligen Straßenmarkt und frage nach einem freundlichen „Walelepo meme“ kurzerhand die erstbeste Verkäuferin. Ja, da muß sie auch fragen gehen, ich soll doch bitte „mal kurz“ auf ihren Stand aufpassen
!!!
Und schon bin ich der wohl erste weiße Second-Hand Klamotten-Marktverkäufer in Outapi seit der namibischen Unabhängigkeit
. So zumindest fühle ich mich und so interpretiere ich auch die Blicke der Umstehenden und der Passanten. Diese Mischung aus amüsiertem ungläubigen Staunen, Irritation, Verwirrung ist unbeschreiblich
. So amüsiert ich selbst auch von der Situation bin, etwas (sehr) unwohl fühle ich mich doch in meiner Rolle als Markthändler auf einem schwarzafrikanischen Markt. Denn natürlich bin ich hier der einzige Weiße weit und breit. Oh Mann, hoffentlich kommt die Verkäuferin bald wieder und hoffentlich will jetzt keiner was kaufen
… Als Berater in Owambo-Second-Hand-Modefragen bin ich gänzlich ungeeignet. Meine Befürchtungen sind aber wohl unbegründet, denn ich glaube keiner wäre hier auf die Idee gekommen, bei diesem komischen weißen Mann irgendwas zu kaufen
...
Nach einer gefühlten Ewigkeit – wohl so 15 Minuten – ist die Verkäuferin zurück und beendet meine Karriere als Second-Hand-Klamotten-Marktverkäufer
. In der Hand hält sie einen Zettel mit einer Telefonnummer. Da soll ich anrufen. Oder ich gebe ihr mein Handy und sie ruft für mich an. Gesagt, getan. Aber es geht keiner ran. Hmm. Wir kommen zu dem Schluß, daß das Centre wohl wegen des Public Holiday geschlossen ist – heute ist der 1. Mai.
Ein dickes „Tangi“ und noch ein wenig Smalltalk mit der netten hilfsbereiten Verkäuferin und einigen doch ziemlich neugierigen Umstehenden, dann verabschiede ich mich von allen und gehe zurück zum Auto, wo Beate inzwischen ihren Walkman ausgepackt hat.
Ich muss erst mal durchatmen, erzähle Beate von meinem Multikultiabenteuer und dann lachen wir uns erst mal schlapp.
Dann muss ich doch nochmal kurz an das verschlossene Tor gehen. Mit meinen 1,90m kann ich auf Zehenspitzen drüber gucken und zumindest einen Blick auf den Baum werfen. Auch ein paar Bilder gibt es noch, obwohl das unerlaubte Fotografieren des Baumes verboten ist.
Aber wo kein Kläger …
Schließlich steuern wir noch eine ATM an und schlängeln uns dann durch den interessanten Verkehr Outapis, wo nicht alle Verkehrsteilnehmer so wirklich sattelfest in den Verkehrsregeln sind
…
Entlang der C46 fahren wir durch das Kernland der Owambos, vorbei an kreativ benannten Bars …
… dichter besiedelten Regionen …
… aber auch ländlichen Gebieten:
Leider entstehen von den vielen vielen Eindrücken unterwegs nicht allzu viele Bilder, weil ich nicht gleichzeitig fahren und fotografieren kann. Allerdings war Beate auch fleissig mit ihrer Kamera
...
Aber der Auftakt unseres „Abenteuers Owamboland“ war schon mal megalustig, so darf es gerne weitergehen …