TEIL 3
Dieses Lagerplätzchen wurde allgemein als ausreichend „cosy“ eingestuft und fand internationale Zustimmung.
Jeder gute Aufbau beginnt - logisch – mit einem korrekten Sundowner.
Dachzelte sind wirklich was feines – ausser man muss nächtens unter Einfluss von Restallohol – austreten (hab ich gehört).
Das abendliche erklimmen der naheliegenden Dünen war eine willkommene Abwechslung nach der ganzen Fahrerei des Tages und erlaubt hier exemplarisch die Demonstration der charakteristische Lagerstruktur:
- zentrale Catering Unit mit Shower Tent
- links unten die „pit latrine“ (Trockentoilette)
- ringsum die Teilnehmergruppierung im lockeren Verband, re. franco- / li. anglophon
Spaten liegend davor heisst FREI, Spaten steckt senkrecht im Sand heisst BESETZT
kulturübergreifendes Faszinosum: der Sonnenuntergang
Oft sah es sooo leicht aus...
aber dann blieben die ersten Fahrer stecken,
weil sie noch nicht wussten und erst noch herausfinden mussten wo der Sand besonders tief und schwer war.
Und die letzten blieben stecken,
weil die Spur von den Fahrzeugen vor ihnen oftmals total aufgewühlt wurde
STAY IN THE TRACK ! (at least as good as possible
Kommen wir zur Namensgebung dieses kl. Reiseberichtes.
Wer aufgepasst hat weiss: diese „slip faces“ haben immer einen Neigungswinkel von 34-36 Grad.
(Das ist steil genug damit sich der Fahrer mit beiden Armen sehr kräftig gegen das Lenkrad stemmen muss,
damit er im eigenen Fahrzeug nicht nach vorne gegen die Windschutzscheibe fällt.)
Das Runterfahren sieht spektakulär aus.
Ist aber recht einfach, wenn man sich mal überwunden hat.
Unbeschreiblich das berühmte „Dünenbrummen“.
Tückisch, wirklich tückisch kann es werden wenn man diese Abbruchkanten nicht rechtzeitig erkennt.
Ich hoffe es wird klar was ich meine.
Manchmal zog sich die Gruppe ziemlich laaaange auseinander.
Da war es üblich, dass der Vordermann an diesen Kanten solange gewartet hat bis der Nachfolger Sichtkontakt hatte.
Kurze Verschnaufpause bei der Shawnee
stranded 1957
Unklar blieb bis zu letzt was der Chef da immer in seiner Tasse hatte. Na, Hauptsache er hatte gute Laune.
(Das genau gleiche Rätsel umgibt übrigens die Frisur seines baumlangen Assistenten).
Die abwechslungsreiche und teilweise kaum überschaubare
Hügellandschaft...
...verlangte äusserste Konzentration an Lenkrad und Schaltknüppel.
Und auch bei Fahrzeugen mit Automatikgetriebe gab es einige Tricks zu beachten, um das max. Momentum in hohen Drehzahlbereichen zu erhalten.
Pointe am Rand:
Ich glaube es war an dieser Stelle, als ich die arg blass gewordene Beifahrerin im Wagen vor uns fragte, ob ich irgendwas für sie tun könne und sie verzögerungsfrei antwortete: „Yes, Piet, call a Helicopter to evacuate me“.
Einen Moment lang hatte ich den Eindruck, das war nur halb im Spass.
Die guten Erfahrungen mit einem kleinen Sicherheitsabstand zum arktisch-marinen Ökosystems hielten an.
Warum dieser fisch-, sauerstoff- und zooplanktonreiche Benguela-Strom die Hauptursache für das Entsehen der ältesten Wüste der Welt, der Namib sein soll verstehe ich allerdings nicht.
Genausowenig wie den Umstand, dass dieser kalte Strolch namibisches Welterbe werden soll.
Tierfotographisch Interessierte hatten es hart.
Säugetiere waren rar und das liebe Federvieh (Pelikane, Flamingos) meist zu weit weg.
Ne kleine Robbenkolonie hatten wir noch am Weg (bekanntermassen recht üble Stinker, diese Flossenfüßer)
An diesem Punkt verlor unser Guide ganz kurz und das einzige mal die Fassung.
Der westeuropäische Unglücksrabe hatte wohl die auf englisch gefunkte Richtungsangabe misinterpretiert, dann den Rommel gemacht und ist direkt in die Falllinie geraten. Vor Schreck hat er dann an der falschen Stelle angehalten.
Mit 4 Rädern in der Luft war dann der Status „automobil“ schon rein physikalisch verwirkt.
„a gauche“ wäre richtig gewesen
Diese kinetischen Abschleppseile sind wirklich spitze.
In Kürze war der putzige FJ wieder flott.
Bei der letzten Strandetappe hatten schon einige Fahrer ein nervöses Augenzucken – vom ständigen Blick auf die Tankanzeige
Kurz vor der Pelican Point Halbinsel konnte der Reifendruck wieder auf ein normales Mass um 2,5 bar justiert werden. Dem Rollwiderstand sei Dank.
Trotzdem hat es auch eins der offiziellen Begleitfahrzeuge nicht mehr zur Tanke geschafft.
Dem blauen Cruiser fehlt übrigens das Nummernschild vom ständigen Eintauchen in den Sand am Boden der "slip faces".
Nach meinem 1. Eindruck fiel das Tourfazit in unserer Gruppe erstmal gemischt aus.
So ganz ohne Strapazen und Aengste ging es dann doch nicht ab.
Letztlich euphorisierte uns alle die Tatsache gut und intakt durchgekommen zu sein bei dieser Abenteuertour durch das „Forbidden Land“.
Insbesondere bei der Ladyschaft waren aber die „Nochmal!“ Rufe eher verhalten.
Persönlich wäre ich allerdings sofort wieder dabei
Nur 2 Tage und etwa 200km Luftlinie entfernt habe ich dieses Bild bei einem early morning walk geschossen.
Was für ein Kontrast, was für ein wunderbares Land...