THEMA: #safaribrothers on Tour Vol. VI - «Wo Problem?»
06 Jun 2018 22:26 #523076
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Montag, 29. Januar 2018
Polentswa Campsite

Wenn man auf der Piste im Nossob-Tal immer weiter nach Norden fährt, kommt man irgendwann an den schon seit langem geschlossenen Grenzübergang «Union’s End» am Dreiländereck von Südafrika, Botswana und Namibia. Da wir ohnehin nix besseres zu tun haben, beschlossen wir gestern Abend, da einfach mal hin zu fahren.

Um fünf Uhr stehen wir auf, es fängt gerade erst an zu dämmern.



Noch schnell den Kaffe für unterwegs brühen, Dachzelt einklappen, und schon fahren wir los.

Die Fahrt ist sehr schön, es ist einsam und das Tal ist breit, gelbes Gras zieht sich über weite Ebenen, durchsetzt von Akazien und Kameldornbäumen.



Nach einer Weile sehen wir unvermittelt eine Tüpfelhyäne aus dem hohen Gras neben uns auftauchen.



Sie hat eine Verletzung am linken Hinterlauf und humpelt stark. Es schaut so aus, als würde die Pfote fast komplett fehlen. Aber es ist keine neue Wunde, sie scheint schon länger ganz gut damit klar zu kommen. Schnell ist das Tier dann auch wieder verschwunden.

Auf der Weiterfahrt dann doch immerhin noch zwei Premieren für diesen Besuch im KTP: zwei Warzenschweine und zwei Kudus entdecken wir. Beim Wasserloch «Geinab», das in unserer Karte gar nicht eingezeichnet ist, sehen wir einige Schakale an einem War-einmal-Oryx. Es ist nur das Wirbelsäulengerippe und der Schädel mit dem Gehörne da, alles andere bereits weggefressen. Wir fahren weiter, doch nach ein paar Metern taucht links auf meiner Seite wie aus dem Nichts eine Braune Hyäne auf. Wow!

Ganz offensichtlich will sie zum Wasserloch, also drehen wir um und fahren auch dort hin. Sie trinkt aber nicht, sondern macht sich sofort über die Knochen vom Oryx her. Die Schakale halten einen kleinen Sicherheitsabstand und die Hyäne scheucht sie ab und zu etwas davon. Mit ihren starken Kiefern reisst sie sich einen Teil des Gerippes weg und überlässt den Schakalen den Rest.



Leider meldet sich bei uns die Blase und wir reissen uns schweren Herzens los. Auf der Hälfte des Weges gibt es einen Picknick-Platz mit scheusslichen WCs, aber unterwegs aussteigen und in den Busch pinkeln geht natürlich nicht.

«Union’s End» selber ist eher unspekatulär. Es sieht jetzt nicht anders aus als sonst in der Gegend, ausser dem Grenzzaun, der gleichzeitig auch die östliche Parkgrenze ist, und einem Wegweiser, der die Luftliniendistanz zu den drei Hauptstädten Windhoek, Gaborone und Pretoria angibt. Aber hey, wir waren wenigstens einmal in unserem Leben dort.



Dann fahren wir die knapp 75km gemütlich wieder zurück. Schon um 10:15 Uhr sind wir wieder auf unserer Campsite und haben viel Zeit und nur wenig Schatten. Aber genau dort hängen unsere Hängematten und genau dort installieren wir uns deshalb auch für die nächsten paar Stunden. Heute wird es sehr heiss werden, es weht für einmal nur ein laues Lüftchen und schon um 09:00 Uhr morgens war das Thermometer auf 31° C geklettert. Wir liegen da wie die toten Fliegen, es ist still und man hört höchstens das Summen der lebendigen (Fliegen).

Der Abendgamedrive ist dann erwartungsgemäss auch nicht besonders ergiebig. Wir fahren zuerst die Wasserlöcher südlich von unserer Campsite ab, stellen uns jeweils einige Zeit hin und warten ab, aber überall passiert dasselbe: nichts. Hier mal ein Gnu, dort ein Springbock, einige «Kalahari Chicken» (Pale Chanting Goshawk), einmal ein Tawny Eagle. Wir treffen unsere Campsite-Nachbarn an einem der Wasserlöcher und schwatzen kurz mit ihnen. Sie hätten gehört, dass am «Polentswa»-Wasserloch heute ganz früh am Morgen ein männlicher Löwe gewesen sei. Das checken wir auf dem Rückweg natürlich auch noch aus und tatsächlich liegt der auch wirklich wieder da. Es ist ein echter Brocken - von all den vielen Löwen, die ich schon gesehen habe mit eines der grössten Männchen überhaupt. Ob er wohl kein Rudel mehr unter seiner Führung hat?

Leider verhält er sich nicht besonders kundenfreundlich, er dreht seinen Kopf nur einmal kurz in unsere Richtung.



Doch dann steht er plötzlich auf und läuft zwei Meter an unserem Auto vorbei. Woah, ist das ein Pfundskerl! Ein, zwei Meter hinter unserem Auto bleibt er stehen und fängt an zu brüllen.



Das geht aber nun wirklich durch Mark und Bein. Man kann den Bass in seiner Stimme förmlich am Auto spüren. Der pure Wahnsinn!

Zum Sonnenuntergang sind wir zurück auf der Campsite und als wir so mit den Vorbereitungen fürs Abendessen rumfuhrwerken, taucht zuverlässig unser Freund Ruedi auf. Die Wolken verziehen sich heute vollständig und es gibt einen klaren Abend. Der Mond ist nun schon fast voll und es ist nach Einbruch der Dunkelheit gar nicht mehr wirklich dunkel. Immer wieder eindrücklich, wie hell der Mond in so einer Umgebung scheinen kann.



Kurz vorm Schlafengehen leuchte ich noch einmal mit der starken Pfunzel in die Gegend und sehe zwei rote Augenpaare im Gras unten auf der Ebene aufleuchten. Von der Grösse und vom Gang her müsste es eine Tüpfelhyäne gewesen sein. Von einem allfälligen Besuch später in der Nacht bekommen wir aber nichts mit, auch heute ist ihr Gejaule nicht zu hören.


Tageskilometer: 202km (Gamedrive #10: 148km, Gamedrive #11: 54km)
Tageshöchsttemperatur: 40° C
Letzte Änderung: 07 Jun 2018 12:14 von kalachee.
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09 Jun 2018 17:01 #523217
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Kapitel 11
Planänderung: zurück in den grünen Süden


Dienstag, 30. Januar 2018
Polentswa Campsite - Nossob Restcamp

Heute ist wieder Ortswechsel angesagt und so lassen wir den Tag geruhsam angehen. Beenie liegt noch im Zelt und ich koche mir einen Kaffee, sitze gemütlich unter dem Schattendach und bearbeite ein paar Fotos. Einmal schaue ich auf und gucke in die Gegend, als ich mir plötzlich einer Schlange gewahr werde, die sich grad von unserem Auto in Richtung eines Gebüsches daneben schiebt. Es könnte wieder eine Kapkobra gewesen sein. Natürlich scheuche ich meinen Bruder aus dem Dachzelt und hole meine Kamera. Aber bis ich wieder am Ort bin, ist die Schlange schon nicht mehr zu sehen. Und wir sind jetzt definitiv auch wach!

Wir bauen unser Lager ab und fahren los in südlicher Richtung. Sichtungen unterwegs zum Nossob Restcamp: keine Nennenswerten.


Na, dann halten wir halt auch mal extra für Gnus an! ;)

Schon gegen halb zehn sind wir dort und suchen uns einen Stellplatz aus. Zufällig landen wir wieder neben den vier netten Südafrikanern, die auch schon auf Polentswa unsere Nachbarn waren.

Nach dem Aufbau der Zelte haben wir Urlaub. Es ist fürchterlich heiss heute und etwas schwül, also betätigen wir uns mal wieder als Schattenmenschen und wechseln zwischen Hängematte, Campingstuhl, Zelt und Pool hin und her. Ach ja, einmal laufen wir zum kleinen Shop rüber und kaufen ein paar Kleinigkeiten ein. Es gab wohl grad eine frische Lastwagenlieferung und so bekommen wir zwei schöne Steaks aus dem Upington Slaghuis. Zudem kann man dort auch Brot bestellen, dass dann frisch für einen gebacken wird und man kann dieses später am Abend kurz vor Ladenschluss abholen. Sehr empfehlenswert!

Wir entscheiden uns gegen eine Abendpirsch und nehmen uns dafür schön Zeit zum kochen und Abendessen. Es gibt die wirklich grandiosen Steaks mit Folienkartoffeln und Salat.



Anschliessend gehen wir in den neu gebauten Hide und gucken mal, was sich dort so tut. Mit einem Riesenauflauf an Tieren haben wir nicht gerechnet, eine starke Delegation an Schakalen ist da, dann tut sich lange nichts. Aber wir sind mal wieder zur richtigen Zeit am richtigen Ort, denn auf einmal taucht eine Braune Hyäne aus der Nacht auf und kommt zum trinken und baden. Die sind aber irgendwie immer auf Zack und schon nach ein paar Minuten ist sie auch schon wieder in die Dunkelheit entschwunden. Beenie hat etwas Kopfweh und einen steifen Nacken und zieht sich ins Bett zurück. Ich bleibe noch eine Weile und bearbeite Fotos, ausser ein paar weiteren Schakalen bleibt es am Wasserloch aber lange ganz ruhig. Irgendwann mag ich dann auch nicht mehr und gehe ebenfalls in die Horizontale.

Kaum liege ich im Bett und fange an zu lesen, höre ich von draussen ein knackendes, schmatzendes Geräusch. Ich guck so durch das Moskitonetz und sehe zuerst einen, dann zwei und am Schluss fünf Schakale, die direkt vor meinem Zelt irgendwas aus dem Sandboden klauben und knabbern. Können es Käfer sein? Die hundeartigen kommen bis auf wenige Zentimeter an meine Zeltwand heran und scheinen sich überhaupt nicht um mich zu kümmern.


Tageskilometer: 63km (Gamedrive #12: 63km)
Tageshöchsttemperatur: 40° C


Mittwoch, 31. Januar 2018
Nossob Restcamp - Twee Rivieren Restcamp

Spontane Planänderungen gehören ja zu unseren Afrikareisen einfach dazu und so dachten wir, dass heute ein guter Zeitpunkt dafür ist. Als wir von unserem Morgendrive zurück kommen (Ausbeute: eine Molesnake auf der Böschung direkt am Pistenrand),



schwatzen wir mit unseren Nachbarn und sie erzählen uns, wie ihnen berichtet wurde, dass unten im Süden nun alles schön grün sei und die ganzen Weide-Tiere wieder zurück kommen. Wir überlegen, ob wir nicht einfach zwei Nächte in Twee Rivieren einlegen sollen, anstatt hier in Nossob rumzuhängen mit wenig Aussicht auf viele Tierbegegnungen. Also watscheln wir zu Rezeption und fragen mal, ob wir für zwei Nächte umbuchen können. Geht nicht, wir haben über eine Agentur gebucht und das könne nur durch die angepasst werden.

Etwas konsterniert latschen wir unverrichteter Dinge wieder zurück, denn wir können hier in Ermangelung einer Netzabdeckung nicht telefonieren. Unsere netten Nachbarn haben ihren Platz inzwischen schon geräumt und sind weggefahren, kommen nach ein paar Minuten aber extra nochmals zurück zu uns. Sie hätten mit der Dame in der Rezeption gesprochen und diese könne vielleicht doch etwas für uns tun. So hilfsbereit können Südafrikaner manchmal sein! Also nochmals zurück und die nun sehr zuvorkommende Lady ruft für uns über das Büro bei Bwana Tucke Tucke an und organisiert zwei Nächte in Twee Rivieren. Wow!


Intermezzo: hIer übrigens eine der Inspirationen für den Titel dieses Reiseberichts: aus Gewichtsgründen habe ich im letzten Moment vor der Abreise darauf verzichtet, die eigentlich dafür vorgesehene Caffetiera von Bialetti mitzunehmen. In Windhoek haben wir dann leider nur eine kleine und ziemlich schrottige Mokamaschine gefunden. Also hatten wir dann in Swakopmund die Idee, uns Kaffefilter zu besorgen. Aber trotz intensiver Suche konnten wir keine passenden Trichter auftreiben. Also haben wir uns kurzerhand selber eine «Kaffemaschine» gebastelt. Wo Problem?

Wir packen unseren Krempel zusammen und machen uns auf den langen Weg gen Süden. Auf der Fahrt ist nicht viel zu sehen, es ist ja auch schon nach Mittag und wieder brüllend heiss. Ein Stück südlich vom Picknickplatz «Dikbaardskolk» und gleichnamigen Wasserloch liegt eine Gang von drei jungen Löwenmännchen direkt neben der Piste im Schatten. Einer von Ihnen hat sich einen super Platz ausgesucht und verkroch sich praktisch unter die Wurzeln des Schattenbaumes:




Bateleur (juv.) / Gaukler. Zu dieser Jahreszeit ein sehr präsenter Vogel, wir haben recht viele Jungvögel gesehen im ganzen Park.

Kurz vor «Kij Kij» verändert sich die Landschaft dann plötzlich. Es wird immer grüner und immer mehr Gazellen und Antilopen äsen vom frischen, satten Grün. Vor vier Tagen sind wir hier ja schon durchgefahren und haben den Regen hautnah erlebt. Unglaublich, wie schnell die Natur reagiert und auch faszinierend, wie rasch die Tiere buchstäblich Wind davon bekommen haben und zurückgekehrt sind. DIe Jäger in Gestalt von Gepard, Leopard und Konsorten lassen aber offenbar noch etwas auf sich warten.

Nach knapp fünf Stunden und 168km kommen wir kurz nach 17:00 Uhr völlig geplättet in Twee Rivieren an und schnell ist klar, dass wir heute nicht mehr rausfahren. Im Shop kaufen wir uns eine Boerewors und machen diese dann in der Bratpfanne mit einer Zwiebel-Rahmsauce und Teigwaren. Lekker!

Lange halten wir es nach dem Essen wieder einmal auch nicht aus und sind schon nach 21:00 Uhr in unseren Zelten.


Tageskilometer: 223km (Gamedrive #13: 55km, Gamedrive #14: 168km)
Tageshöchsttemperatur: 38° C
Letzte Änderung: 09 Jun 2018 17:10 von kalachee.
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10 Jun 2018 12:48 #523259
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Donnerstag, 1. Februar 2018
Twee Rivieren Restcamp

Wenn man auf einer Campsite wie Twee Rivieren nächtigt, braucht man gar keinen Wecker zu stellen. Die zuschlagenden Autotüren und startenden Motoren der Nachbarn übernehmen das zuverlässig. Also sind wir auch heute rechtzeitig zur Öffnung der Parktore auf - sogar zu früh. Denn ab heute ist Februar und neu darf man erst ab 06:00 Uhr reinfahren.



Ein prächtiger Vollmond steht über den Kalahari-Dünen, während die Morgendämmerung anbricht.

Wir fahren das Nossob-Tal hoch bis zum Picknickplatz «Melkvlei» und noch ein paar Meter weiter. Sichtungen: 1 Braune Hyäne direkt am Strassenrand zwischen «Rooiputs» und «Kij Kij» sowie zwei Löwen recht weit weg auf einem Dünenkamm. Die Hyäne hat sich rasch entfernt, sobald wir uns genähert haben und sich hinter einem Busch versteckt. Ein-, zwei Mal hat sie dann noch hervorgeguckt, wollte aber ihre Ruhe haben und nicht mehr rauskommen.



Einfach immer eine tolle Sichtung! Lange hatten wir darauf gewartet, nie haben wir eine gesehen. Auf der letzten Reise im 2016 dann plötzlich fünf Stück und auf dieser Reise jetzt auch wieder deren 4!



Bei den Springböcken ist gute Stimmung angesagt bei dem üppigen Angebot an frischem Gras und die Böcke strotzen vor Kraft und Selbstvertrauen, was natürlich unter Beweis gestellt werden muss.

Auf dem Picknickplatz hat Beenie kurz mit einem Südafrikaner geschwatzt, welcher ihm erzählt hat, dass «just around the corner» (= mehrere Kilometer) drei Löwen wären. Also fahren wir noch etwas weiter hoch und drehen dann scheinbar erfolglos wieder um. Doch genau beim Wendemanöver guckt mein Bruder nochmals in die Runde und sieht die beiden Löwenweibchen oben am Dünenkamm liegen. Nummer 31 und 32!

Zurück bei «Melkvlei» biegen wir nach rechts in die Dünenstrasse, welche für 50km quer durch die wunderschöne Dünenlandschaft der Kalahari rüber ins Auob-Tal führt. An Tieren sehen wir nicht viel, ein paar Strausse, Riesentrappen, Pale Chanting Goshawk, Oryx und Steinböckchen geben sich die Ehre.



Kori Bustard / Riesentrappe

Am Anfang der Fahrt ist es noch sehr grün und überall spriessen auch Blumen unterhalb der roten Dünenkämme.





Northern Black Korhaan / Weissflügeltrappe


Pale Chanting Goshawk / Singhabicht im Anflug. Leider, leider mit Bewegungsunschärfe wegen zu kurzer Belichtungszeit. Ärgerlich! Aber ich zeige es jetzt trotzdem mal.

Etwa in der Mitte kann man auf einen kleinen Aussichtspunkt hochfahren und hat von dort einen fantastischen Blick über das Dünenmeer.



Zurück im Auob-Tal halten wir uns links und fahren zurück nach Twee Rivieren, wo wir uns ein spätes Frühstück einverleiben. Etwas später sind wir grad unterwegs zum Pool, als wir ein Auto aus der Schweiz mit Aargauer Kennzeichen stehen sehen. «Guck mal, Aargauer!», sagt Beenie zu mir. Die beiden Inhaber, Joel und Mirjam, kommen just in dem Moment von der Dusche zurück und hören das, so kommen wir natürlich sofort ins Gespräch. Sie sind knapp sechs Monate im südlichen Afrika unterwegs. Nach einem erfrischenden Bad im Pool setzen wir uns mit den beiden auf unserer Campsite zusammen und erzählen uns gegenseitig Afrika-Geschichten, bis es Zeit für den Abendgamedrive ist.

Vorher gehen wir noch bei der Rezeption vorbei um anzufragen, ob wir einen Nightdrive bei ihnen buchen können. Das ginge heute nicht, wird uns beschieden, es gäbe erst gebuchte Gäste auf dem Sunsetdrive, der zuvor stattfindet. Dieser müsse zuerst gefüllt werden, erst dann mache man zustätzlich einen Nightdrive. Aber das steht doch im Angebot und wir bezahlen ja auch dafür? Ja neee, das geht nicht, zuerst muss der Sunsetdrive voll werden. Afrika verstehen? Nein.

Es hilft auch nichts, dass der nette Mann an der Rezeption unser «Freund» Marius ist. Er hatte vor zwei Jahren noch im Nossob Camp gearbeitet und uns mit unserem damaligen Kupplungsscheiben-Desaster extrem nett geholfen und viel für uns rumtelefoniert und organisiert. Er konnte sich natürlich an uns erinnern und hatte sichtlich Freude am Wiedersehen.

Unser eigener Abenddrive war dann wieder wenig ergiebig. Die Springböcke, Gnus und Kuhantilopen haben sich rund um «Kij Kij» scheinbar fest installiert - kein Wunder bei dem frischen, leckeren Gras.




Süsser Springbock-Kitz für Zwischendurch


Pale Chanting Goshawk (juv.)


Leopardschildkröte

Am Abend machen wir ein gemeinsames Lagerfeuer auf unserer Campsite und wir braten für uns fantastische Hamburger, während Joel und Mirjam sich Wild grillieren. Wir verbringen einen langen, lustigen Abend bei interessanten Gesprächen und kommen erst kurz vor Mitternacht ins Bett.

Heute war übrigens einer der heisseren Tage, ich habe mir den Temperaturverlauf mal etwas gemerkt den Tag über:

06:00: 16° C, 08:00: 30° C, 09:00: 32° C, nachmittags bis zu 44° C, 19:30: 38° C


Tageskilometer: 209km (Gamedrive #15: 136km, Gamedrive #16: 73km)
Tageshöchsttemperatur: 44° C
Letzte Änderung: 10 Jun 2018 12:52 von kalachee.
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01 Jul 2018 10:38 #524915
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Freitag, 2. Februar 2018
Twee Rivieren Restcamp - Nossob Restcamp

Nach einer kurzen Nacht sind wir trotzdem früh auf, machen Kaffee, duschen und bauen unser Camp wieder ab. Jetzt fahren wir den ganzen Weg halt wieder zurück nach Nossob.

Es bleibt aber weitgehend ereignislos, einen Geparden verpassen wir offenbar nur um eine oder zwei Minuten. Unsere beiden Schweizer Freunde können ihn beobachten und wie wir so dazu fahren - wir sehen von weitem zwei, drei Autos stehen und wissen sofort, da muss etwas besonderes sein - können wir in ihren Gesichtern ablesen, wie viel Freude sie haben. Ihr erster Gepard überhaupt!


Springbock-Kindergarten in der Umgebung von «Kij Kij»

Rund um «Jan se Draai» hat es auffallend viele Kuhantilopen und auch bereits welche mit Nachwus. Bei «Dikbaardskolk» machen wir Müsli-Pause und beobachten ein paar Vollidioten (keine neu entdeckte Tierart sondern leider zur menschlichen Rasse gehörend), die sich zuerst auf dem Picknickplatz respektlos benehmen und dann mit vollem Karacho die Dünenstrasse raufbrettern. Scheinbar hielten sie sich für supercool und dachten sich, dass die Parkregeln nicht für sie gelten, haben aber die Rechnung ohne die Ranger gemacht. Kaum sind die jungen Kerle davongebraust, folgte nämlich grad ein Auto der Parkverwaltung, dass sie dann hoffentlich auch erwischt hat.

Gegen Mittag sind wir zurück in Nossob. Am Gate treffen wir zufällig auf Forums-Teilnehmerin «Clamat» und ihren Mann - sie hat uns an unseren Aufklebern am Auto erkannt und angesprochen. Sie sind aber grad unterwegs zu einem Gamedrive und wir schwatzen dann später auf der Campsite nochmals kurz.

Wir sind ziemlich geplättet und der vielen Fahrerei grad etwas überdrüssig und entschliessen uns deshalb, auf eine abendliche Ausfahrt zu verzichten. So chillen wir im Camp rum, hüpfen in den Pool und gehen im Verlaufe des Nachmittags im Shop noch eine Kleinigkeit einkaufen. An der Theke bezahlen wir und ich frage noch wegen einem Brot. «Too late!», schnauzt mich die Verkäuferin knapp an. Es stehe hier, bis wann man bestellen muss, damit das Brot am Abend geliefert werden kann (14:30 Uhr). Es ist 15:15 Uhr und wir sind sicher, dass die Bäckerin noch nicht angefangen hat mit dem Brotbacken. Aber sei es drum…

Am späten Nachmittag setzen wir uns noch ein Stündchen oder anderthalb an den Hide. Es ist mal wieder absolut tote Hose, einziges Highlight: ein Ovambo Sparrowhak (rare black morph.) zeigt sich - eine Seltenheit und wir brauchen eine Ewigkeit, ihn im Bestimmungsbuch zu finden.


Hoffen wir, dass die Bestimmung auch wirklich richtig ist...

Nach einem leckeren Abendessen (Fleisch vom Grill; Rumpsteak für mich, eine Boerewors für Beenie mit Folienkartoffeln und grünen Bohnen) sind wir schon sehr früh im Bett. Der fehlende Schlaf von gestern will nachgeholt werden und morgen haben wir eine abenteuerliche und lange Fahrt vor uns.


Tageskilometer: 157km (Gamedrive #17: 157km)
Tageshöchsttemperatur: 37° C
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01 Jul 2018 11:03 #524918
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Kapitel 12
Raus in die Wildnis - Löwen und Leoparden hautnah (wirklich nah!)


Samstag, 3. Februar 2018
Nossob Restcamp - Mabuasehube Pan

Abfahrt ist um Punkt 06:00 Uhr. Vom Nossob Restcamp aus ist es nur etwa zwei Kilometer bis zum Abzweig auf die Stichstrasse nach Mabuasehube ganz im Osten des KTP. Die Piste ist schlecht bis sehr schlecht und es geht ewigs links, rechts, links, rechts, auf, ab, auf ab. Am Anfang fahren wir noch durch sehr schöne Dünenlandschaft und rasch nimmt die Vegetation zu, bis es nach 30 oder 40km dichter Busch wird. Es ist ist jetzt auch flacher geworden und so kurven wir eine halbe Ewigkeit ununterbrochen durch den Busch, man sieht links und rechts der Piste so gut wie nichts. Etliche Steinböckchen scheuchen wir auf, ein paar Oryx und einige Kuhantilopen huschen vor uns davon.


Die Distanzen im KTP sind wirklich nicht zu unterschätzen - aber kein Wunder, der ganze Park ist in seiner Ausdehnung ja auch nur etwa gleich gross wie die Schweiz. Nach Mabua sind es 200km Tiefsandpiste.


Zu Beginn ist die Landschaft noch etwas offener, später fährt man stundenlang durch dichten Busch.


Steinböckchen - wieder einmal in ihrer typischen Position, die sie nach dem Aufscheuchen und Wegspringen einnehmen

Nach fast sechs Stunden erreichen wir die Mabuasehube-Region, zuerst die Bosobogolo Pan ganz im Süden, dann müssen wir noch einmal durch den Busch nach Norden fahren, bis wir schliesslich nach sieben Stunden die Mabuasehube Pan erreichen. Der beschwerliche und anstrengende Weg hat sich aber definitiv gelohnt. Die Campsite selber besticht für das viele Geld, das man dafür liegen lässt, jetzt nicht gerade damit, dass sie gut in Stand gehalten wäre. Wieder gibt es dieses A-Frame Schattendach, eine Feuerstelle und ein Plumpsklo. Aber: man hat einen fantastischen Rundblick über die ganze Pfanne und man kann da und dort Tiere ausmachen. Springböcke sind da, Oryx, Gnus und, nur etwa 150m von uns entfernt am Pfannenrand bei einem dichten Gebüsch und Bäumen, drei Löwinnen.


Die Mabuasehube-Pfanne im schönen Abendlicht. Dafür lohnt sich der lange Weg absolut, oder etwa nicht?

Wir haben wieder sehr nette Nachbarn auf dem Stellplatz nebenan. Ein englischer ehemaliger Golfprofi, der mit seiner Frau aus Deutschland in der Nähe von Hamburg einen Golfplatz und -Club betreibt, verbringt jedes Jahr von Dezember bis Februar drei Monate hier in der Gegend und man merkt sofort, dass er das schon lange macht und ein wahrer Enthusiast ist. Sie erzählen, dass die Löwen die Tage vorher auf unserer Campsite unter dem Schattendach gelegen hätten und in der Nacht zuvor direkt unten am Pfannenrand gejagt haben.

Es ist der absolute, pure Frieden hier draussen. Wir sind an einem extrem abgelegenen Ort, es ist wild, ruhig, die Natur in ihrem ganz ursprünglichen Zustand, rau und gnadenlos. Wenn da nur nicht diese komischen Arschlöcher wären, die völlig unbekümmert einfach auf unsere Campsite gefahren kommen und sich mit ihren Autos direkt zwischen uns unter dem Schattendach und den Löwen unten an der Pfanne stellen. Es scheint sie überhaupt nicht zu kümmern, dass 1) die Campsite belegt ist, 2) sie uns die Aussicht versperren und 3) wir eigentlich einen Riesenarsch voll Kohle dafür bezahlen, ein exklusives Naturerlebnis und unsere Ruhe zu haben. Wir sind echt nur noch sprachlos ob soviel Dreistheit und Ignoranz.

Irgendwann fahren sie dann wieder weg und wir geniessen den Ausblick, beobachten die Löwen und anderen Tiere, kochen unser Abendessen (Bolognese), spielen Würfel und sind entspannt und glücklich, so etwas erleben zu dürfen.


Hier lässt es sich aushalten - unser Camp auf Mabua 01.


«Room with a view» :)

Schon gegen 20:00 Uhr bin ich im Zelt, lese noch ein bisschen und schlafe dann bald ein. Geweckt werde ich durch ein aufziehendes Gewitter, die Fallwinde rütteln an meinem Zelt. Schnell die Umgebung ausleuchten, aus dem Zelt hüpfen und das Regenzelt überziehen und Eingänge verschliessen. Gefühlt ist es drei Uhr nachts, aber es ist erst 22:00 Uhr. Doch das Gewitter zieht vorbei ohne Regen und ich schlafe schnell wieder ein. Ich werde aber noch zwei oder dreimal von Löwengebrüll geweckt. Was kann es schöneres geben?


Tageskilometer: 191km
Gesamtreisezeit: 7h
Tageshöchtstemperatur: 37° C
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Sonntag, 4. Februar 2018
Mabuasehube Pan

Noch schöner ist es natürlich, wenn die Löwen einem gleich auch direkt auf der Campsite besuchen. Ja, ein bisschen unheimlich natürlich auch. Aber für solche Erlebnisse kommen wir ja auch her. Doch der Reihe nach:

Während der Nacht hören wir zwei, drei Mal Löwengebrüll aus gar nicht mal so grosser Entfernung. Irgendwann muss Beenie mal raus und leuchtet vorher natürlich ausgiebig die Umgebung ab. Alles scheint sicher, er öffnet das Moskitonetz seines Dachzelts ganz und setzt seine Füsse auf die oberste Leiter. Noch einmal ein prüfender Blick in die Umgebung und schon kommen wie aus dem Nichts zwei grosse Löwenmännchen um die Ecke geschlichen… SIe marschieren mitten durch unsere Campsite und am nächsten Morgen können wir die Spuren im Sand analysieren. Keine vier Meter neben meinem Zelt sind sie durchgelaufen.


Spuren im Sand - ca. 4m von unserem Zelt / Auto entfernt!

Mit einer Rückwärtsrolle und dem lapidaren Kommentar “Na gut, dann geh ich eben nicht Schiffen!” lässt sich mein Bruder ins Zelt zurückfallen.

Bei Sonnenaufgang sind wir wach und hören zum Aufstehen noch einmal Löwengebrüll, diesmal etwas weiter weg. Mit dem Fernglas können wir sie am anderen Ende der Pfanne ausmachen und sie dabei beobachten, wie sie sich langsam dem Rand der Senke entlang wieder in unsere Richtung bewegen. Vielleicht 150m von unserem Stellplatz entfernt legen sie sich schliesslich im Schatten schlafen.

Unser Nachbar Roger vermutet, dass die beiden jüngeren Männchen ins Revier des alten mit seinen drei Löwinnen eingefallen seien und nun versuchen, dieses zu übernehmen. Von den Damen ist nichts mehr zu sehen und erst in der darauffolgenden Nacht sollten wir dann erfahren, wie es in dieser Affaire weiter geht.


Der Morgen erwacht und die Sonne geht auf über der endlosen Ebene der Kalahari.


Nochmals ein Blick über die Mabuasehubepfanne. Im Gebüsch links unten lagen am Tag zuvor die drei Löwendamen rum.

Ebenfalls am frühen Morgen können wir weit draussen in der Pfanne vier oder fünf Eland ausmachen. Eher eine seltene Beobachtung, denn diese grossen Antilopen sind äusserst scheu und leben sehr zurückgezogen.

Heute machen wir dann erstmal Urlaub. Von hier oberhalb der Pfanne haben wir einen fantsastischen Rundblick, ansonsten aber ist die Vegetation in diesem Teil des Parks extrem verbuscht. Da wäre nicht viel an Tieren auszumachen, wir sind müde und daher entscheiden wir, das Auto heute mal stehen zu lassen und uns einfach einen gemütlichen Tag zu machen. Wir machen echt gar nichts ausser rumliegen, lesen, dösen und dann das Ganze nochmals von vorn. Ich kann gar nicht genug betonen, wie fantastisch ruhig und friedlich es hier ist.

Von Zeit zu Zeit werfen wir mit dem Fernglas einen Blick in die Büsche und überprüfen, ob die Löwen sich bewegen. Aber das ist das Schöne an so einem Ort. Im Wissen, dass Löwen tagsüber nichts anderes tun als pennen, können wir uns auf unserer Campsite recht frei bewegen.






Nein, das Foto ist auch überhaupt nicht gestellt. :side: Aber da ich ja meistens hinter dem Sucher bin, gibt es nicht so viele Bilder mit mir drauf und drum hier mal für euch.

So verbummeln wir den lieben langen Tag und wärmen uns zum Abendessen den Rest von der Bolognese. Nachher sitzen wir noch eine Weile mit den netten Nachbarn zusammen und quasseln über unser geliebtes Afrika.



Zu unserem Stellplatz sind es vielleicht nur hundert Meter, doch die Rückkehr zu Fuss im dunkeln ist dann schon arg unheimlich. Und kaum liegen wir in unseren Zelten, geht auch schon das nächtliche Konzert der Löwen los.

Uuuhmpf!!!


Tageskilometer: 0km
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