THEMA: "Nix als Wüste" – Going Down South
19 Mär 2018 20:45 #515783
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13. Februar 2018 – Ein Meer aus Sand und Sternen

Da wir nur eine recht kurze Anfahrt haben, schlafen wir für afrikanische Verhältnisse aus und lassen uns auch beim Frühstück ziemlich viel Zeit.

Auf dem weiteren Weg gibt es nicht „tierisch“ viel zu sehen, landschaftlich ist diese Gegend ohnehin ein Traum.





Sehr früh erreichen wir die Einfahrt des Farmgeländes und das Begrüßungskomitee ist schon zur Stelle.





Hier an der Grenze des Namib-Rand-Naturreservats, zusammengefasst aus ehemaligen Farmen (Gorrasis, Die Duine, Stellarine und Wolwedans, später hinzugekommen sind Springbokvlakte und Saffier), mit einer Fläche von mittlerweile 202.200 Hektar befinden wir uns nun in einem der größten privaten Naturschutzgebiete Afrikas.



Nach weiteren 11 Kilometern doch recht tiefsandiger Abschnitte erreichen wir das „Die Duine“ Farmhaus, wo wir schon von unserem Guide Sebastian erwartet werden.

Unser Hilux wird für die nächsten Tage unter einem Schattendach geparkt. Schon auf den ersten Metern zum Farmhaus weht uns ein heißer Wüstenwind entgegen, das Thermometer zeigt weit über 40° :blink:.

Es beschleicht mich ein ungutes Gefühl, ob ich nicht doch sehr optimistisch war, gleich zu Saisonbeginn in der noch heißesten Zeit den Trail einzuplanen :whistle:. Außerdem habe ich mir gestern entweder beim ungewohnten Frühsport oder der eigentlich leichten Bergbesteigung einen Muskel in der Wade gezerrt. Jeder Schritt wird mit einem schmerzhaften Stich quittiert :sick:. Das sind doch allerbeste Voraussetzungen für eine sorgenfreie Wanderung :pinch: !

Obwohl wir sehr früh sind, ist bereits alles für die heutigen und ersten Gäste der Saison vorbereitet. Auf der schattigen und luftigen Veranda steht für uns leckerer und eiskalter hausgemachter Eistee, Kaffee, Tee und Wasser bereit. Sebastian, wie auch die anderen Angestellten, leben während der Saison hier im alten Farmhaus.

„Die Duine“ war in früheren Zeiten eine Karakulfarm. Aufgrund einer großen Dürre in den 80er-Jahren und aufgrund des allgemeinen Rückgangs der Nachfrage nach Pelzen stand in den 90er Jahren die Karakulzucht - das „schwarze Gold“ Namibias – vor dem Kollaps.
Während wir hier sitzen, schaue ich in die weite, trockene Wüste die uns umgibt. Unvorstellbar, wie hier intensive Viehwirtschaft betrieben werden konnte – und die Familien hier draußen weit ab jeglicher Zivilisation ihr Leben gestaltet haben. Das hatte ganz sicher nichts von Wüstenromantik! Der Alltag der Farmer hier draußen muss auch heute noch ein hartes und entbehrungsreiches Leben sein.

Wir plaudern mit Sebastian über dies und das - die Zeit vergeht wie im Flug und die nächsten Gäste trudeln ein. Lea und Stefan aus der Schweiz sind auf Hochzeitsreise und zum ersten Mal in Namibia. Nun fehlt nur noch ein weiterer Gast, der sich offensichtlich verspätet. Während wir unser vorbestelltes Light Lunch schmecken lassen, kommt dann auch Björn ziemlich abgekämpft und außer Atem an – er hatte einen schleichenden Platten und musste seinen Duster auf der Farmzufahrt erst noch mal ausbuddeln. Nun sind wir also vollzählig.

Sebastian hält ein kurzes Briefing, was uns streckentechnisch in den nächsten Tagen erwartet und erläutert ein paar grundsätzliche Dinge wie Notfallversorgung, organisatorische Dinge und was wir im Tagesgepäck dabeihaben sollten. Wir alle richten nun unser Gepäck für den Trail und stellen die Taschen für den Transport ins Camp bereit.

Für uns geht es zunächst mit dem offenen Fahrzeug zur „Umweltschule“ in den Dünen „Namib Desert Enviromental Education Trust (NaDEET)“.



Ich verlinke hier mal die Homepage mit weiterführenden Informationen: www.nadeet.org/about-us

Im NaDEET-Camp angekommen treffen wir Elizabeth, zwei Volontäre und eine Schulklasse im Camp. Elizabeth erklärt uns auf mitreißend-engagierte Weise, wie den Kindern – aber auch anderen interessierten Gruppen- während ihres Aufenthalts im Wüstencamp die Themen Wasser- und Energiesparen, Müllvermeidung und -recycling nähergebracht werden. Auch wir lernen hier schon mal die Eimerdusche sowie die Kompost-Toiletten kennen, die wir in unseren Camps während des Trails wiederfinden werden. Ein weiterer wichtiger Baustein - die Tier- und Pflanzenarten der Wüste kennenzulernen und zu schützen. Auch das Projekt „Cooking with the Sun“ – Kochen im Solarkocher wird uns von Elizabeth auf sympathische Art erläutert.

Leider wurden NaDEET gerade wohl europäische Fördergelder gestrichen – so dass sich der Verein über jede Spende freut und auch darauf angewiesen ist. Ich persönlich halte dieses Projekt für mehr als unterstützenswert – denn es wird bei den Jüngsten begonnen, nachhaltig Umweltbewusstein durch Bildung zu vermitteln und zu fördern.

Während es nun im offenen Geländewagen zum Startpunkt unserer Wanderung geht werden meine Zweifel immer größer, ob wir diesen Trail bei diesen Temperaturen tatsächlich so ganz problemlos schaffen werden :whistle:.

Unter einem Baum in der Nähe eines Wasserreservoirs werden wir quasi „ausgesetzt“ – dabei vertreiben wir einige Gemsböcke von der Wasserstelle.



Unter dem schattenspendenden Akazienbaum gibt uns Sebastian letzte Instruktionen und spricht uns Mut zu :S Er wird ein vernünftiges Tempo vorgeben – immer von einem Schatten zum nächsten laufen („Shade-Hopping“) und überhaupt haben wir heute ja nur eine „kurze“ Etappe vor uns.



Die nächsten zwei Stunden geht es nun "shade-hoppend" Düne auf und Düne ab – immer in kleinen Schritten und ohne Eile. Wir gewöhnen uns allmählich an das Laufen auf weichem Dünensand. Meine Wade schmerzt zwar weiterhin, es hält sich aber im Rahmen des Erträglichen.

Ein Blick zurück zu unserem Startpunkt.



Obwohl die Sonne erbarmungslos vom Himmel brennt lässt es sich in diesem Tempo erstaunlich gut marschieren. Wir finden alle schnell den richtigen Rhythmus und der Wüstenwind ist eine willkommene Brise.



Bei jedem "Schattenstop" erklärt uns Sebastian Wissenswertes über Fauna und Flora und erläutert die Spuren der Wüstenbewohner im Sand.



Auch hier sind Oryxantilopen ....





......und Bergzebras zahlreich vertreten.



Ein beliebtes Thema ist ja immer die Schlangenfrage :blink:. In diesem Zusammenhang erfahren wir von Sebastian, dass es früher in diesem Gebiet regelmäßig Sichtungen von Kapkobras gab – diese aber auf unerklärliche Weise so gut wie verschwunden sind. Was auch zur Folge hat, dass die Jäger (Greifvögel) seit einiger Zeit so gut wie nicht mehr zu anzutreffen sind.

Wir wandern durch eine völlig unberührte und endlos scheinende Dünenlandschaft.









Nach 4,3 Kilometern, 6.256 Schritten und 14 Stockwerken erreichen wir unser Camp. Diese Angaben klingen sicher banal – unter den gegebenen Bedingungen aber nicht zu vergleichen mit einem heimischen Spaziergang :P.



Im Camp am Fuße des „Horseshoe“ erwarten uns bereits Willie und Theresa. Willie ist unser stets gut gelaunter Camp-Assistent, zuständig für Betten, Toiletten, Duschen und alles andere Handwerkliche. Theresa ist unser bezaubernder Chef de Cuisine, die so manche Leckerei für uns zaubern wird.

Das liebevoll dekorierte Open Air-Restaurant...



Unser „Room with a View“...



Das „Bad“...



Toilettenhäuschen in der Einsamkeit ....



Nachdem wir unsere „Zimmer“ bezogen haben – diese sind unter Einhaltung einer angemessenen Entfernung zur Einhaltung der Privatsphäre „eingerichtet“, machen wir es uns zunächst an der „Bar“ bei einzweidrei GinTonic gemütlich.



Langsam geht die Sonne hinter dem Horseshoe unter und wir genießen die wunderschöne Abendstimmung.





Ich teste nach Sonnenuntergang noch schnell die Eimerdusche mit einem wunderbaren Blick in die offene Dünenlandschaft– Willie hat tatsächlich eine angenehme Temperatur des Wassers „eingestellt“ - es duscht sich ganz phantastisch! Erstaunlich mit wie wenig Wasser eine erfrischende Dusche möglich ist. Ich schätze, ich habe den Eimer nicht mal zur Hälfte geleert.

Mit Einbruch der Dunkelheit wird nun zu Tisch gebeten. Sebastian bittet uns vorausschauend, festes Schuhwerk zu tragen. Es kommt ein kräftiger Wind auf und dann sind Skorpione sehr aktiv. Kurze Zeit später lassen sich dann auch die ersten Exemplare blicken :ohmy:. Sebastian fängt eines im Glas und erklärt, dass es sich hier um ein nicht giftiges Exemplar handelt. Erkennbar an starken Greifwerkzeugen und einem schwach ausgeprägten Stachel. Sehr beruhigend!

Theresa und Willie tragen nun die Speisenfolge vor. Theresa in Englisch und Willie in der Klicksprache der Khoisan. Das ist eine höchst amüsante Angelegenheit. Dazu muss man wissen, dass es in Khoisan kein spezielles Wort (z.B. Oryxfilet) gibt, sondern es wird mit ausschweifender Gestik und Mimik erläutert: Wie das Tier aussieht, wie man es gefangen hat und wie man es zubereitet hat. Der Ausdruck „ShabShab“ = Schneiden/Zerlegen mit entsprechenden Handbewegungen wird zum Running Gag der nächsten Tage.

Theresa unsere liebenswerte Meisterköchin kredenzt am heutigen Abend hervorragende Oryxfilets, Quiche, Kartoffeln, Gemüse und zum Dessert einen Cremepudding.

Zwischenzeitlich erstrahlt über uns das Himmelszelt in seiner vollen Pracht. Das Namib-Rand-Gebiet ist eines von vier Internationalen „Dark-Sky“-Reservaten weltweit, und somit eine der besten Regionen, um den nächtlichen Sternenhimmel zu beobachten.

Bei einer „Stargazing-Session“ erläutert Sebastian zur Veranschaulichung mit Hilfe eines Laserpointers einige Sternenbilder. Wir entdecken und bestaunen das Kreuz des Südens, Rigel Centaurus, Sirius, Kastor und Pollux und einige Sternenbilder deren Namen ich mir allerdings nicht gemerkt habe und die alles überstrahlende Milchstraße.

Ein langer Tag neigt sich dem Ende zu und es wird Zeit uns unter dem Himmelszelt zu betten. Aus letztjähriger Erfahrung bei Minusgraden in der Ntwetwe-Pan, habe ich vorausschauend direkt bei Ankunft das Innenleben der Bedrolls gründlich inspiziert :silly:

Und bald ist absolute Ruhe im Camp eingekehrt. Diese unglaubliche Stille, die glitzernden und funkelnden Sterne am Firmament zum Greifen nah, die Milchstraße so hell, dass man meinen könnte sie würde Schatten werfen.

Das ist so unfassbar schön und berührend, dass ich mich weigere die Augen zu schließen, um jede Sekunde dieses magischen Moments zu genießen!

DAS ist weder mit Worten noch mit Bildern zu beschreiben!
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21 Mär 2018 18:20 #516048
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14. Februar 2018 – Berge, Feen und Sternenstaub

Im ersten Dämmerlicht werde ich von frischem Kaffeeduft geweckt. Sebastian streckt mir grinsend eine dampfende Tasse Kaffee am Wüstenbett entgegen :)! Welch ein wunderbarer Start in den Wüstenmorgen! Uns hält nichts mehr in den durchaus gemütlichen Bedrolls (dieses Mal habe ich nicht frieren müssen :lol: ) …..



…. gefolgt von einer schnellen Katzenwäsche in unserem Ensuite-„Bad“.



Fast andächtig bestaunen wir die atemberaubende Aussicht auf die Dünen und das langsame Erwachen der Wüste.







Das Frühstück lässt wie erwartet keine Wünsche offen. Theresa kredenzt Porridge, Jogurt, Müsli, Obst und selbstgebackenes Brot.

In der Kühle des frühen Morgens stapfen wir nun durch die Horseshoe-Wilderness Area. Heute gilt es den Bergsattel des Horseshoe zu queren.





Meine Wade hat glücklicherweise Ruhe gegeben, dennoch blicke ich dieser Etappe mit einem durchaus mulmigen Gefühl entgegen :sick:.

Wir befinden uns hier ganz offensichtlich in Leopardengebiet – frische Spuren sind ein untrügliches Zeichen dafür. Die gefleckte Katze selbst bleibt uns leider verborgen.

Dafür entdeckt Sebastian einen Kleinstbewohner der Wüste - Red Velvet Mite (Rote Samtmilbe).



Wir folgen auch heute wieder dem Prinzip des „Shade-Hoppings“. Von Baum zu Baum marschieren wir in der mittlerweile gleißenden Sonne in Richtung Horseshoe.



Schon bald folgt der nicht allzu steile Anstieg des Bergsattels immer entlang eines alten Zebrapfades. Es lohnt sich durchaus die Umgebung sorgfältig abzuscannen.



Im Tal entdecken wir tatsächlich Bergzebras und ein Oryx.





Nun ändert sich das Terrain – statt lockeren Wüstensand finden wir loses Geröll und Steine vor. Erstaunlich schnell und fast mühelos haben wir bald den Sattel erreicht – hier oben weht sogar ein angenehmes Lüftchen.



Bei leckeren Muffins und Kaffee genießen wir die Aussicht in die unendlichen Weiten.



Wir sind alle froh, den vermeintlich schwierigsten Teil des heutigen Tages gemeistert zu haben.

Der Abstieg allerdings erweist sich als eine doch leicht unterschätzte Herausforderung :ohmy:. Loses Geröll und die zunehmende Hitze erschweren die nun folgende Etappe :S.



Der Zebrapfad endet schließlich in einem langgezogenen Tal auf der anderen Seite des Horseshoe. Der Marsch durch das Tal über Lavagestein zwischen zwei Berghängen ohne auch nur einen einzigen Windhauch unter der mittlerweile unerbittlich brennenden Sonne zieht sich gewaltig.

Meine Hände und Finger schwellen auf die doppelte Größe an – ich registriere erschrocken die überdimensionierten „Wurstfinger“ :ohmy: – ob mit mir wohl irgendetwas nicht stimmt :S?!

Sebastian erklärt mir lachend, das sei völlig normal. Als „Gegenmittel“ empfiehlt er, die Hände in die zu Luft strecken und ein wenig „Fingergymnastik“– diese Maßnahme verschafft tatsächlich etwas Linderung. Es folgen weitere unangenehme Reaktionen auf die ungewohnte Belastung – trockene Lippen und Nasenschleimhäute begleitet von leichtem Nasenbluten. Unseren Wasserverbrauch kann ich zwischenzeitlich nicht mehr abschätzen – die Flaschen leeren sich im Minutentakt. Glücklicherweise habe ich feuchte „Einmalwaschlappen“ griffbereit – die hervorragend zu Abkühlung und Erfrischung während der Wegstrecke dienen.

Jedwede unnötige Bewegung wird vermieden – es fällt sogar schwer, die Kamera für ein Foto anzuheben. Sebastian feuert uns zum Endspurt an und kündigt die baldige Ankunft im Mittagscamp an.

Und tatsächlich – bald erspähen wir das heiß ersehnte Zwischenziel in greifbarer Nähe!



Die Aussicht auf Schatten und kühle Getränke lässt uns alle die letzten Reserven mobilisieren – am Schattenplatz angekommen lassen wir uns erschöpft in die Liegestühle plumpsen und entledigen uns der Schuhe – welch‘ Wohltat!



Im Camp steht ein Campingwaschbecken mit kühlem Wasser bereit und in der Lunchbox warten Sandwiches, Obst und kalte Getränke auf uns. Den extrem heißen Nachmittag verbringen wir bei bester Unterhaltung – Sebastian zieht sich bald für ein Nickerchen hinter dem Baum zurück. Auch mir fallen nach einer Weile tatsächlich die Augen zu. Nach gut drei Stunden machen wir uns wieder zum Aufbruch bereit.

Die Sonne brennt immer noch unbarmherzig und vor uns liegt eine weitere Etappe bergauf und bergab durch eine unendlich scheinende Dünen- und Wüstenlandschaft.







Die Karawane zieht weiter – ohne Sebastian wären wir völlig orientierungslos in diesem endlosen "Nichts".





Bald liegen die ersten Feenkreise zu unseren Füßen. Wir sind nun angekommen im Land der Feen ;) .





Diese zu zählen wäre wahrlich eine Herausforderung – wissenschaftlich ist deren Entstehung nach wie vor ein Rätsel. Schnell sind die Anstrengungen des Tages vergessen.





Da wir auch den Pfaden der Wildtiere folgen, können wir in dieser unendlichen Wüste tatsächlich einige Tiere entdecken. Wir nähern uns einer dekorativ platzierten Oryxantilope.







Der Pfad führt uns im weiteren Verlauf in das nächste Dünental übersät mit den rätselhaften, wie mit dem Zirkel gezogenen, vegetationslosen Kreisen.





Sebastian lenkt unsere Aufmerksamkeit auf diese Baum-Zwillinge – die er Kastor und Pollux getauft hat.



Die nun tiefer stehende Sonne ist ein sicheres Zeichen für unsere baldige Ankunft im Camp.



Wir mobilisieren ein letztes Mal unsere mittlerweile doch schwindenden Kräfte und erreichen unser heutiges Tagesziel.

Nach 14,4 Kilometern – 20.195 Schritten und 12 Stockwerken haben wir es tatsächlich geschafft!

Auch das zweite Camp liegt gut versteckt inmitten einer wunderbaren roten Dünenlandschaft.





Wir werden von Willie und Theresa bereits erwartet und freudig begrüßt. Die Bar ist eröffnet und Theresa hat den Tisch besonders liebevoll dekoriert – es ist Valentines Day!







Stefan fühlt sich leider gar nicht gut und zieht sich bald zurück. Vermutlich hat er einen leichten Sonnenstich und wir versorgen ihn mit schwarzem Tee mit Salz. Sebastian hat zwar einen Notfallkoffer dabei, aber wir versuchen es zunächst mit altbewährten Hausmittelchen. Es wird ihm schon bald wieder besser gehen.

Die Buschdusche mit Aussicht bietet nicht nur eine herrlich willkommene Erfrischung, sondern auch einen grandiosen Ausblick.



Nachdem die Sonne leider viel zu schnell hinter den Bergen versunken ist bittet uns Theresa für das wieder sehr schmackhaft Dinner zu Tisch. Es folgt das gleiche Ritual wie am gestrigen Abend. Heute genießen wir Gurkenkaltschale, Kudukebap, Polenta, Bohnen mit Speck und Salat. Zum Dessert versüßen uns leckere frisch gebackene Donuts mit Eis den Abend.

Nach einer angeregten, bis in den späten Abend anhaltenden sehr netten Plauderrunde unter dem glitzernden Sternenzelt verabschieden wir uns bald in unsere Himmelbettchen.

Auch heute starre ich wie hypnotisiert in den magisch funkelnden Sternenhimmel.

Wie gerne würde ich hier noch einige Tage und Sternennächte verbringen! Der klare Nachthimmel, das Leuchten von Abermillionen Sternen und die funkelnde Milchstraße über uns – Sehnsuchtsort Wüste.

„Wer in die Wüste geht und wiederkehrt, ist nicht mehr derselbe!"
Lawrence von Arabien
Letzte Änderung: 21 Mär 2018 18:32 von Applegreen.
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15. Februar 2018 – Further Down South

Auch heute Morgen werde ich mit frischem Kaffee geweckt. Wir genießen ein letztes Mal, und diesmal ohne Kamera vor der Nase :whistle:, die wunderschöne Morgenstimmung.

Nach dem Frühstück liegt nun ein kurzer Morning Walk zurück zum Farmhaus vor uns. Nachdem wir uns von Willie und Theresa verabschiedet haben, machen wir uns auf den kurzen Weg. Ein paar letzte Impressionen.







Obgleich wir sehr früh den Rückweg antreten, steigen die Temperaturen doch wieder recht schnell. Wir wandern überwiegend auf „ausgetretenen“ und wenig hügeligen Pfaden, daher ist die heute Strecke eher ein „Klacks“.

Unterwegs entdecken wir Spuren einer Hornviper und das Nest einer Dancing White Lady. Sebastian öffnet den „Deckel“ des Spinnenbaus und belässt es dann dabei. Früher hat er die Tiere auch ausgegraben – das macht er heute glücklicherweise nicht mehr, denn für die Spinne wäre es wohl eine tagelange Arbeit, das Nest wieder neu zu bauen. Auch die emsigen „Harvester Ants“ können wir entdecken.

Für Ornis sicher ein „Leckerbissen“ – Sebastian entdeckt eine seltene Dünenlerche – leider ebenfalls ohne „Fotobeweis“.

Nach lockeren 8,4 Kilometern, 11.595 Schritten und 8 Stockwerken erreichen wir am späten Vormittag das Farmhaus.

Dort schälen wir uns aus den völlig verschwitzten Klamotten und machen uns frisch. Der bevorstehende Abschied wird uns mit einem selbstgebackenen Gemüsekuchen, Kaffee, Tee und Eistee versüßt.

Irgendwann heißt es dann endgültig unseren mehr als sympathischen Wegbegleitern „Adieu“ zu sagen. Mit den allerbesten Wünschen verabschieden wir uns von Sebastian, den beiden Flitterwöchnern aus der Schweiz und dem alleinreisenden Belgier. Für Lea und Stefan geht es heute weiter nach Desert Homestead und Björns Wege führen weiter in den Süden nach Aus.

Etwas wehmütig lassen wir das Farmhaus hinter uns und erreichen bald die Gravelroad, der wir nun gemütlich weiter Richtung Süden folgen.

Entlang der Pad läuft uns kurz darauf eine Löffelhundfamilie quasi direkt vor die Räder :woohoo: – wir freuen und wie Bolle, denn diese putzigen Kerlchen sind für uns eine Erstsichtung :kiss: !









Und da es in diesem Bericht ohnehin recht „tierarm“ zugeht, müsst Ihr von diesen niedlichen Kerlchen überproportional viele Fotos ertragen :P.











Und nochmal Löffelhund an Oryx B)





Irgendwann verschwindet die Bande dann hinter den Oryx (und dem Oryxkadaver :sick: ) in die Savanne. Wir sind total begeistert – mit so einer Zufallsbegegnung entlang der Pad hätten wir gar nicht gerechnet!



Auch auf dem weiteren Weg begegnet uns leider auch immer wieder das traurige Bild vieler Oryxkadaver entlang der Farmzäune. Die Landschaft um uns herum ist allerdings einmalig schön.



Zu unserer großen Überraschung entdecken wir im weiteren Verlauf ungewohnte Farbtupfer :ohmy:. Das gelbgetupfte Grün ist doch ein sehr ungewohnter Anblick. Wir freuen uns, dass es hier offensichtlich ein wenig Regen gegeben hat.





Die ungewohnte Farbgebung und Vegetation wird im weiteren Streckenverlauf noch intensiver. Zeitweise sind wir von einem Meer aus gelben Blüten umgeben.



Millionen Samen warten oft Jahrzehnte geduldig unter der Oberfläche bis der erste Regen fällt. Die Wüste lebt!



Auf Schloss Duwisib wollten wir eigentlich bei einer Tasse Kaffee den schon häufiger gelobten Apfelkuchen testen - Armin gefällt es hier aber gar nicht :whistle: und es bleibt bei einem Foto des skurrilen Bauwerks in der Wüste.



Etwas erstaunt sind wir über die gut ausgebaute Gravelroad auf dem ersten Abschnitt der D707 – wir hatten diese Strecke irgendwie rot-sandig in Erinnerung – aber vielleicht ist die Erinnerung nur sehr verblasst :unsure:.

Die grün-gelbe Farbenpracht haben wir längst hinter uns gelassen. Wir erleben die Gegend entlang der legendären D707 als die trockenste und staubigste Region unserer Tour.



Kurz vor Kanaan geht die Pad dann endlich über von Gravel auf Sand und kurze Zeit später erreichen wir auch schon das unscheinbare Farmtor.



Wir befinden uns nun in dem 33.000 Hektar großen Gebiet der ehemaligen Farm Kanaan am Rande des Namib Naukluft Parks. Seit dem Besitzerwechsel der Farm und dem dazugehörigen Land werden hier weitere Anstrengungen unternommen, das Land zu renaturieren. Dazu gehört aktuell die aufwändige Entfernung sämtlicher Farmzäune und die Sperrung nicht mehr benötigter Farmwege.

Wir fahren nun einige Kilometer durch weites, unwirtliches Land – wie der frühere Besitzer Hermi Strauss einen Farmbetrieb in dieser Gegend aufrechterhalten konnte ist für uns beim Anblick dieser sandigen und vegetationslosen Umgebung nur schwer vorstellbar. Kanaan war - wenn ich richtig informiert bin - eine der letzten Farmen in dieser Gegend, auf der noch Karakulschafe gezüchtet und Viehhaltung betrieben wurden.



Wir erreichen das neu errichtete „Empfangshäuschen“ am Fuße des Berges. In einem sehr modernen Ambiente werden wir von dem Managerehepaar Marlize und Kai begrüßt. Die Beiden sind uns auf Anhieb sympathisch und wir besprechen unseren „Terminplan“ für die kommenden Tage. Wir haben relativ kurz entschlossen die „Photographic Safari“ im Gesamtpaket gebucht. Daher erwartet uns – aber erst ab morgen - ein recht gefülltes Programm auf Kanaan.

Nachdem wir die recht steile Anfahrt auf den Berg gemeistert haben, installieren wir uns in unserem Zelt Nummer 4 (Dank an Ingrid & Hartwig für die Empfehlung :kiss:).



Auch wenn das von den neuen Besitzern durchgeführte „Upgrade“ durch den Bau der Stelzenzelte sicherlich polarisiert – die Zelte sind zurückhaltend-schlicht, ohne Firlefanz und Schnickschnack, wenn auch sehr modern gehalten.



Auch der Restaurantbereich hat eher das Ambiente eines modern aus Glas und Holz mit vielen Designermöbeln gestalteten privaten Wohn- und Esszimmers.

Kanaan zählt nun offensichtlich zu den Luxusherbergen entlang der D707 – auch Angelina Jolie war im Juni letzten Jahres mit ihren Kindern hier zu Gast. Ein Eintrag im Gästebuch als auch ein riesiges Foto im Rezeptionsgebäude machen uns auf diesen prominenten Besuch erst aufmerksam.

Später begeben wir uns auf den doch recht steilen Anstieg zu dem am Berg befindlichen Restaurantbereich. Dort erwartet uns ein Welcome-Drink vor atemberaubender Kulisse.





Während unseres gesamten Aufenthaltes werden wir übrigens die einzigen Gäste bleiben. Darauf stoßen wir erst einmal an - Cheers :laugh:!



Später machen wir es uns auf unserer Zeltveranda gemütlich und behalten das – leider während unseres gesamten Aufenthaltes ziemlich verwaiste – Wasserloch im Auge.





Gegen Abend marschieren wir erneut bergauf Richtung Restaurant, wo uns ein vorzügliches Dinner erwartet. Die Küchenchefin „Beauty“ zaubert phantastische Kreationen – rückblickend mit Abstand die beste Küche auf dieser Tour!



Unser Lob nimmt sie nur allzu gerne entgegen und wir verplaudern uns sehr nett.

Hier oben weht heute Abend ein kräftiger Wind und bewaffnet mit einer Kanne heißem Wasser und unseren Stirnlampen machen wir uns auf den steilen und windigen Abstieg in unser Zelt.

Ein bisschen wehmütig denken wir an die letzten Tage und Nächte zurück - besonders vermissen wir den Blick in die Sterne und unsere gemütlichen Bedrolls unter freiem Himmel.

Morgen früh haben wir eine nicht ganz alltägliche Verabredung – was diese mit der Romanfigur Hannibal Lecter zu tun hat, erfahrt Ihr dann im nächsten (sehr) bilderreichen Kapitelchen.
Letzte Änderung: 22 Mär 2018 19:04 von Applegreen.
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23 Mär 2018 17:47 #516317
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16. Februar 2018 – Gepardengeschichten

Geparden in Namibia haben es nicht leicht: Sie werden gejagt und getötet. Oft bleiben verwaiste Junge zurück. Manchmal haben sie Glück im Unglück und eine Auffangstation nimmt sie auf und wildert sie später wieder aus. Geparden sind nicht selten Vertriebene und Gejagte in ihrer eigenen Heimat.

Hannabella alias "Hannibal Lecter" und KFC alias "Kanaan’s Finest Cheetah" sind Waisen, deren Mutter von einem Farmer erschossen wurde. Leider mussten wir auf dieser Reise noch häufiger erfahren, dass Farmer gegenüber Katzen egal welcher Art auf ihrem Farmgelände weder Mitgefühl noch Mitleid kennen. Katzen sind für sie zumeist wilde, unberechenbare Bestien, die es schnellstmöglich zu „Entsorgen“ gilt.

Auf N/a'an ku se wurden die halbwilden Jungspunte im Alter von 4 Monaten aufgenommen und leben nun in einem gut 8 Hektar großen Wildgehege auf Kanaan. Eine Auswilderung der beiden Cheeta-Damen ist nicht mehr möglich, sie gelten als „Halbwild“. In den ersten vier Monaten noch geprägt von der Mutter in freier Natur und seit der „Adoption“ an Menschen gewöhnt. Eine Auswilderung würde den sicheren Tod für die Beiden bedeuten. Kai erläutert, dass sie durchaus in der Lage sind, eigene Nahrung zu jagen und zu erlegen – kein Tier, das sich in das Gehege verirrte wurde je wieder lebend gesehen. Würde man sie in die Wildnis entlassen, ginge für die beiden die größte Gefahr von den Menschen aus, denen gegenüber sie keinerlei Scheu zeigen.

Bevor sich die gut gesicherte Tür zu den bereits wartenden Katzendamen öffnet, erhalten wir eine kurze Einweisung in die Verhaltensregeln. Der von jedem mitgeführte Holzstab dient nicht etwa als Verteidigungsinstrument, sondern vielmehr der Einhaltung und Anzeige des angemessenen „Sicherheitsabstands“ zwischen uns und den Tieren. Kai hat einen Eimer mit Fleischstückchen dabei und selbstverständlich warten die Ladies auf ihre „Leckerlies“.





Schon in den ersten Minuten zeigt die wohl häufiger übellaunige und auf Krawall gebürstete Hannabella (deren Alias sicher kein Zufall ist :sick:) eine deutliche Abneigung mir gegenüber - und zwar überdeutlich :ohmy: :sick:!



Ehrlich gesagt, rutscht mir in diesem Moment das Herz ziemlich weit in die Hose – die Signale sind respekteinflößend, so dass ich mich erst einmal sammeln muss. Und ich bin normalerweise kein Hosenscheißer :pinch:.

Diese negative Grundhaltung meiner Person gegenüber wird sich während der gesamten gemeinsamen Zeit mit den Cheeta-Damen nicht mehr ändern. Kai muss Hannabella häufiger in die Schranken weisen und auch ich behalte sie argwöhnisch im Auge :unsure:.
Kai und Lucas geben mir das Gefühl, die Situation hier sicher und professionell im Griff haben zu – wenngleich Kai selbst von der Aggressivität der Krawallschachtel mir gegenüber doch erstaunt ist :huh:. Ich hole tief Luft, nehme all meinen Mut zusammen und es kann weitergehen.











Während Kai insbesondere Hannabella nicht aus den Augen lässt erklimmen wir nun gemeinsam mit den Cheetas langsam den Dünenkamm.







Nun aber genug der vielen Worte - und entschuldigt bitte die nun folgende Bilderflut (Unmengen habe ich aussortiert und unter den hier gezeigten konnte ich mich irgendwann nicht mehr entscheiden :pinch:).





















Die Cheetas vor dieser unglaublichen Landschaft gefallen mir besonders gut :kiss:





















Buddeln im Sand....







„Action“ auf dem Dünenkamm.....









Kleine Pause.....





Wettrennen um die letzten Häppchen ......









und das Finale.....



Langsam begeben wir uns nun wieder Richtung Ausgang – die Katzen folgen uns auf leisen Pfoten – wahrscheinlich aber nicht aus Sympathie, sondern eher in der Hoffnung auf ein weiteres Fleischbröckchen :whistle:. Hannabella und ich werden in diesem Leben sicher keine Freunde mehr :ohmy: - aber ich bin hier unversehrt wieder rausgekommen :P.

Am Nachmittag werden wir die Beiden noch einmal von unserer Veranda aus in weiter Ferne hoch oben auf dem Dünenkamm entdecken - ein schöner Anblick.

Ich weiß, es gibt durchaus kritische Stimmen gegenüber N/a'an ku sê und dieser Art der Vermarktung der angefütterten „Viecher“ B) Auch wir hätten den „Sunrise with Cheeta“ vermutlich als Einzelerlebnis eher nicht „extra“ gebucht – dies war im Gesamtpaket enthalten.

Unsere anfänglichen Bedenken – die wir durchaus hatten – haben sich zwar nicht in Luft aufgelöst aber relativiert. Die Tiere leben hier nicht in einem zooähnlichen „Gehege“, sondern können sich in einem riesigen Areal mit mehr als ausreichenden Rückzugsmöglichkeiten frei und in natürlicher Umgebung bewegen. Da hatten wir bei CCF vor drei Jahren einen anderen Eindruck gewonnen.

Kanaan’s Finest Cheetah und Hannabella sind Botschafter für den Schutz ihrer Art und derjenigen, die sich für eine Lösung des Mensch-Tier-Konflikts und dem Erhalt der Geparden als Bestandteil eines natürlichen Ökosystems einsetzen. Dazu dienen hoffentlich auch die Einnahmen des Lodgebetriebes – das ist zumindest unserer Hoffnung. Wir haben Kai und seine Mitarbeiter als äußerst engagiert und offen - mit Begeisterung für die "Sache" und großem Sachverstand erlebt.

Dazu hier noch eine kurze Geschichte am Rande:

Kai zeigt uns ein weiteres „Gehege“ - das aktuell wirklich als solches zu bezeichnen ist, wenn auch riesig groß - in dem derzeit ein dritter Gepard aufgrund von Behördenversagen seit neun Monaten leben MUSS. Dieser Gepard wurde Kais Erzählungen nach von einem benachbarten Farmer als „Hauskatze“ gehalten, mit Katzenfutter gefüttert und fast zu Tode „gestreichelt“. Kai wurde von diesem Farmer selbst zu Hilfe gerufen, da der Kater aufgrund der völlig falschen Ernährung bis auf die Knochen abgemagert und erkrankt war. Nach einem heftigen Disput und vielen Beschimpfungen hat Kai sich durchgesetzt, die arme Kreatur in seine Obhut nehmen zu können. Nun muss man wissen, dass in Namibia der Transport eines Wildtieres nur nach vorheriger Genehmigung seitens der zuständigen Behörden legal durchgeführt werden darf. Von Nachbar zu Nachbar war dies wohl nur ein kleineres Problem. Dieser Gepard müsste aber dringend schon längst in Windhuk in der Auffangstation von N/a'an ku sê sein, da dort eine wesentlich bessere Versorgung und Betreuung sichergestellt werden könnte - Kai wartet nun immer noch neun Monate seit Antragstellung auf das Permit für den Transport nach Windhuk. Unglaublich!

Für uns geht es am späten Nachmittag weiter mit einer Farmrundfahrt und auch der spätere Abend hält für mich noch eine Lehrstunde bereit.
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16. Februar 2018 – Gelobtes Land, Faszination Bäume und ein Kill

Nachdem wir den Mittag bei einem kleinen Snack und ansonsten erfolglos Richtung Wasserloch stierend verbracht haben, werden wir um 17.30 Uhr pünktlichst von Lucas in dem nigelnagelneuen Landcruiser abgeholt.

Nun geht es durch das weitläufige Farmgelände Richtung „Sunset“. Endlos scheinende, tiefsandige Farmwege liegen vor uns. Immer wieder fragen wir uns, wie hier ein Farmbetrieb möglich gewesen ist.



Wenn es geregnet hat – und das ist schon lange her – steht hier tatsächlich kniehohes Gras. Kanaan liegt in einem für Regen recht schwierigen Korridor erfahren wir von Lucas. Wir kennen das als „Wetterschneise“. Drumherum regnet es – aber Kanaan sieht meist leider keinen Tropfen.

An den Köcherbäumen ist unser erster Halt und wir streunen ein wenig durch die Gegend.











Den Aloen setzt die anhaltende Dürre offensichtlich zu. Auch diese majestätischen Bäume werden dauerhaft unter diesen Bedingungen wohl nicht überleben.







Auf der Weiterfahrt durch eine endlos scheinende Sandwüste können wir in weiter Ferne Oryxantilopen ausmachen. Ein Wunder, wie die Tiere in dieser trockenen Wüste überleben können.



Nach einer Weile erreichen wir uralte, knorrige Bäume, die dekorativ in der sandigen Landschaft stehen.





Hier haben Webervögel ein stattliches Heim gebaut – von den Vögeln selbst leider keine Spur und kein Piep.



Während die Schatten immer länger werden erreichen wir allmählich das Gebiet der toten Bäume.....







und der Heimat des Stars von Kanaan – „Waltzing Mathilda“.





Der Diva können wir zunächst jedoch noch nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenken. Lucas hat ein Skorpion entdeckt, das wir beim Graben seines Erdlochs beobachten.



Wir halten vorsorglich gebührenden Abstand und sind froh, feste Schuhe an den Füßen zu haben.

Falls jemand sachdienliche Hinweise zur Bestimmung geben kann?? - Bitte gerne!!

Wir vergessen während der Skorpionbeobachtung vollkommen die Zeit – besser gesagt den richtigen Zeitpunkt :pinch:.

Die Sonne ist schon fast hinter den Bergen versunken und ich habe noch kein gebührendes Foto der Hauptattraktion im Kasten :sick:.



Nun muss ich mich ganz schön sputen, die Zeit drängt und in der Tat ist das schönste Licht schon verpasst.







Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen – Mathilda wird uns heute noch einmal Model stehen. Auf die letzte Minute gelingen mir ein paar Fotos im schwindenden Licht.







Ich habe kaum Zeit, mich über mein schlechtes Zeitmanagement zu ärgern :evil:, da ruft mich Lucas aufgeregt zurück :woohoo:.

Ich schaffe es gerade noch zur rechten Zeit, denn nun geht alles ziemlich schnell. Der Skorpion steuert sein Abendessen an ....







..... nähert sich und setzt zum tödlichen Stich an.



Dass Skorpione Kannibalen sind, war uns bis dahin gar nicht bekannt :ohmy:.

Nun wird das Opfer zur Höhle geschleppt, vermutlich um es dort genüsslich zu verspeisen. Guten Appetit!



Dieser Skorpion hat heute Abend Mathilda quasi die Show gestohlen – aber wir werden noch Gelegenheit haben, sie gebührend würdigen.

An der Lodge angekommen ist es nach einem Gin Tonic dann schon wieder Zeit für das Abendessen. Beauty übertrifft sich heute nochmal selbst.



Pünktlich nach dem Dessert sehen wir Lichter den Berg erklimmen. Wir sind mit Kai zum „Stargazing“ verabredet – allerdings sind wir ziemlich verpeilt, denn es war uns gar nicht bewusst, dass wir Mathilda einen weiteren Besuch abstatten und dort den Nachthimmel fotografieren werden :whistle:.

Vorsichtig vorwarnend mache ich Kai darauf aufmerksam, dass dies möglicherweise vergebene Liebesmüh sein könnte :unsure:. Da ich keine Ahnung von Nachtaufnahmen habe und mit dem Manuellen Modus der Kamera auch noch gar nicht vertraut bin möchte ich mich natürlich nicht blamieren :whistle:.

Kai erklärt sich sofort bereit, mir bei den Einstellungen zu helfen und mir eine kleine Lehrstunde in Sachen Sternen- und Nachtfotografie zu erteilen. Schnell packen wir noch das Stativ ein und es geht los in die sternenklare dunkle Nacht.

Da Kai einen Scheinwerfer dabei hat, können wir einen flinken Meister Lampe durch die Nacht huschen sehen und entdecken außerdem noch einen Schakal auf Futtersuche.

Nach einer doch recht frischen Fahrt erreichen wir nun zum zweiten Mal an diesem Tag die „Grand Dame“ in der Dunkelheit. Es dauert eine Weile, bis wir die richtigen Einstellungen im Manuellen Modus gefunden haben und starten die ersten Versuche. Armin macht sich als „Beleuchter“ nützlich.

Und hier nun das Ergebnis meiner ersten Versuche – „Waltzing Mathilda“ an Sternenhimmel.











Da es in der Nacht hier draußen empfindlich kalt wird und noch dazu ein kräftiger Wind weht, beschließen wir schon bald den Rückweg anzutreten.

Mein ganz großer Dank gilt Kai für die Einführung in die Sternenfotografie :kiss:. Leider gab es auf dieser Tour nur noch ein einziges Mal eine gute Gelegenheit mich damit weiter zu beschäftigen. Daher hoffe ich jetzt auf schöne sternenklare Nächte im Januar 2019 im Kaokoveld B)

Bevor wir morgen Kanaan nun leider schon wieder verlassen müssen, werden wir morgen früh den Sonnenaufgang in den roten Dünen auf der anderen Seite der D707 erleben.
Letzte Änderung: 25 Mär 2018 19:12 von Applegreen.
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17. Februar 2018 – Vom Dünenmeer in den Duft einer „Meeresbrise“

Um halb sechs werden wir von Lucas abgeholt. Auf dem Weg sammeln wir im Stockdunkeln noch ein englisches Ehepaar an der Campsite auf. Es ist richtig kalt und die Fahrt im offenen Landcruiser zu den Dünen auf der gegenüberliegenden Seite der D707 zieht sich.

Die Morgendämmerung hat zwar schon eingesetzt, bis zum Sonnenaufgang werden wir uns aber noch eine Weile gedulden müssen.



Die Sandstrukturen werden bisweilen durch vereinzelte Grasbüschel oder -halme unterbrochen.







Dann steigt die Sonne hinter den Dünen empor …..







……. und taucht den Sandteppich in ein kupfergüldenes Rot………









.... so schön kann "Nix als Wüste" sein ....











Umgeben vom roten Dünenmeer verplaudern wir uns noch eine Weile mit den beiden sehr netten Engländern mit einer Tasse Kaffee in der Hand bevor wir zum „richtigen“ Frühstück zur Lodge zurückfahren.

Später packen wir unsere Siebensachen, verabschieden uns herzlichst von Marlize und Kai und sind kurz darauf für die nächsten Stunden „On the Road again“.



Entlang der C13 zeigen sich seit einer gefühlten Ewigkeit die ersten gefiederten Freunde.

Variationen von Southern Pale Chanting Goshawk.







Steppe Buzzard Falcon (Danke Matte :kiss: )



In Aus füllen wir Tank und Reifen – ab hier folgen wir der endlose Teerstraße Richtung Lüderitz. Bei Garub begegnen uns tatsächlich ein paar Wüstenpferde – die armen Tiere sehen kläglich abgemagert und extrem geschwächt aus. Ein Bild des Elends :(.

Wir fahren nun eine gefühlte Ewigkeit begleitet von einer gräulichen Dunstglocke durch karges Wüstenland. Unsere Erwartungen und Vorahnungen in Lüderitz eher kühles, grau-nebliges Wetter vorzufinden werden heute durchaus bestätigt.

Die trübselige Stimmung erreicht ihren Höhepunkt nachdem wir unsere Unterkunft für die nächsten drei Nächte erreichen :sick:. Gebucht ist das B&B „Kairos Cottage“ – auf den Fotos der Homepage sieht die Unterkunft recht nett aus und wurde auf dieser Basis ausgewählt.

Wir werden von einer ziemlich überdreht wirkenden Gastgeberin empfangen, die offensichtlich etwas „durch den Wind“ ist – das Wort „Irre“ wäre vielleicht auch zutreffend :evil:. Bei Ihren Worten zur Begrüßung „Ihr Zimmer hat auch einen Blick aufs Meer“ schwant mir schon nix Gutes :whistle:. Wir werden dann auch tatsächlich nicht zu den Zimmern mit Balkon im ersten Stock geführt, sondern ein Stockwerk tiefer Richtung Straße.

Sie öffnet für uns die Tür, drückt uns den Schlüssel wortlos in die Hand und ist ruckzuck wieder verschwunden :angry:. Da stehen wir nun in einem lieblosen, dunklen mit einem Wirrwarr aus zusammengewürfelten Möbeln und drei unterschiedlich bezogenen Pritschen ausgestatteten Appartement mit Kitchenette. Der betont angekündigte Meerblick ist nur bei geöffneten Vorhängen aus einem nicht geputzten Fenster möglich. Dieser bietet vorübergehenden Passanten allerdings auch einen wunderbaren Einblick in Richtung der Feldbetten. Das alles wäre ja durchaus noch erträglich.

Viel schlimmer für uns sind die unzähligen Risse in den Fliesen des Badezimmers, die klebrig „babbischen“ Oberflächen sämtlicher Möbelstücke und das ALLERSCHLIMMSTE: ES STINKT NACH KLOSTEIN :S :sick:!!!!

Armin und ich sind beide ziemlich wortlos fassungslos – schauen uns wie zwei begossene Pudel ziemlich hilflos an und um.
Nachdem wir uns wieder gesammelt haben, ist der Übeltäter für den durchdringend widerlichen Klosteingeruch schnell gefunden – ein vergammelter und leicht feuchter Pappkarton mit der Aufschrift „Seabreeze“ gefüllt mit einer blauen undefinierbaren Substanz.

Den beißend-ätzenden Geruch eines WC-„Duftsteins“ mit dem Begriff „Meeresbrise“ zu bewerben gehört per se schon von Gesetzes wegen untersagt :angry:. Und außerdem sollen Klosteine in der Regel eine gute Hygiene bei schlecht gereinigten Toiletten vortäuschen :sick:. Das gilt hier wohl eher für das insgesamt schlecht gereinigte Etablissement :evil:.

Bevor wir ziemlich frustriert beschließen, die Koffer auf gar keinen Fall zu öffnen geschweige denn auszupacken (sonst würden unsere Klamotten möglicherweise den KLOSTEINGERUCH annehmen) versuche ich Frau Flodder ausfindig zu machen und sie um ein anderes Zimmer zu bitten.

Die hat sich vorsorglich schon mal aus dem Staub gemacht und das Weite gesucht :evil:. Diese Kröte müssen wir nun wohl oder übel zumindest für diese Nacht schlucken :pinch:. Für uns steht fest, dass wir auf keinen Fall drei Nächte in dieser versifften Bude – auch nicht NUR zum Schlafen - bleiben werden!

Unsere Stimmung hat sich mittlerweile dem trübseligen Himmel über Lüderitz angepasst. Überhaupt macht das ganze Städtchen heute für uns einen recht trostlosen Eindruck.

Also machen wir uns auf den Weg zum Diaz-Point. Das kleine Café am Aussichtspunkt reiht sich in die Reihe der unerquicklichen Eindrücke ein. Es scheint zwar geöffnet aber wenig einladend und Gäste hats dort auch keine.

Die eingestürzte Brücke zum Aussichtspunkt ist zwar ebenfalls marode – aber bei diesem Anblick könnte man zumindest noch von einem gewissen morbiden Charme sprechen.









Es ist Ebbe und wir erreichen die Kopie des Originalkreuzes von Bartolomeu Dias trockenen Fußes.



Sonst gibt es hier nicht viel zu sehen. Ein paar Robben liegen faul auf einem Felsen, Einheimische angeln oder suchen nach Muscheln oder Crayfish - einziger Farbtupfer an diesem Nachmittag ist der einsame African Black Oystercatcher.



Die Umgebung hier reißt uns überhaupt nicht vom Hocker. Alles wirkt ziemlich abgewrackt und trostlos – halt ganz passend zu unserer Stimmung :dry:.





Lustlos machen wir uns auf die Suche nach einem netten Restaurant. Samstags ist in Lüderitz die Auswahl allerdings nicht groß – das Barrels hat zu, alles andere sah für uns wenig einladend aus – also machen wir uns auf den Weg zum Nest Hotel.

Das recht große Hotel soll eine sehr gute Küche haben und wurde mir wärmstens empfohlen. Während wir im Restaurant auf unser Essen warten schießt mir ein Gedanke durch den Kopf :woohoo:! Ein so großer Kasten kann derzeit unmöglich ausgebucht sein und sollte der Preis auch nur annähernd im Rahmen liegen könnte das die Lösung für unser Klosteinzimmerproblem sein.

Wir fackeln auch gar nicht lange – noch bevor das Essen serviert wird bin ich an der Rezeption. Die Aussicht auf eine echte und wohlriechende „Meeresbrise“ ist doch sehr verlockend. Die gute Nachricht zuerst: Zimmer sind noch frei :). Die schlechte Nachricht: Der aufgerufene Preis ist wahrlich kein Schnäppchen :pinch:. Eine kurze Verhandlung nach dem Motto Nebensaison und drei Nächte am Stück führt zu einem schnellen Erfolg. Man gewährt einen ordentlichen Nachlass - vorausgesetzt wir zahlen sofort. Vorsichtshalber lasse ich mir vor dem Deal noch das Zimmer zeigen - bei „reduzierter“ Ware sollte man vielleicht genauer hinschauen :whistle:. Nach weiterer Verhandlung konnte ich dann tatsächlich ein Zimmer direkt neben dem Aufzug und ohne Balkon gegen eines mit kleinem Balkon, tollem Meerblick und weit entfernt von einem Aufzug verhandeln :cheer:.

Das Gepäck haben wir nach dem Dinner ruckzuck umgezogen und so findet auch dieser Tag noch ein positives Ende.

Morgen erkunden wir die einst blühende Stadt aus einer anderen Zeit und die großen und kleinen Buchten rund um Lüderitz.
Letzte Änderung: 26 Mär 2018 22:50 von Applegreen.
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