Tag 12 - 17.10.: Ein magischer Moment
Wir stehen wie so oft früh auf, es warten zwar nur wenige Kilometer auf uns, aber wir wollen ja auch etwas Zeit für die Day-Area in Palmwag haben. Wir kochen Kaffee und schmieren
„Pausenbrote“, das Frühstück nehmen wir heute direkt mit auf Safari.
Und nachdem wir ja auf
„Löwengebiet“ übernachtet haben und reinfahren werden heute, entschließe ich mich dazu, doch mal eine andere, als die mit Kudublut durchtränkte Hose anzuziehen.
Jetzt kommt auch zum ersten Mal unser Eimer mit Deckel zum Einsatz. Wir haben oft gelesen, dass ein verschließbares Gefäß und etwas Waschmittel auf den Rumpelpisten ein porentief-reines Ergebnis liefert. Wir packen also alles was passt in den Eimer, Waschmittel drauf, warmes Wasser drüber, den Eimer noch in einen Müllsack zur Sicherheit gestopft und dann geschickt hinten im Hilux eingeklemmt, damit er möglichst nicht umfallen kann. Wir sind gespannt ob das Ergebnis
„Weißer Riese“ oder doch nur
„Blauer Billig-Eimer“ sein wird.
Wir fahren zur Lodge, checken aus und treffen wieder auf Uno, der uns kurz die Strecken in Palmwag erklärt und uns rät bis maximal zum Aub-River zu fahren, sonst schaffen wir es kaum durch das ganze Gebiet.
(komisch, sind doch nur ein paar Kilometer Strecke… wir tun mal so, als ob wir das auch so sehen)
Uno hat heute etwas länger Dienst und verabschiedet uns mit den Worten:
„Ich fühl mich wohler, wenn ich weiß, dass ihr sicher und ohne Probleme die Concession besucht habt. Wäre nett, wenn ihr kurz Bescheid sagt. Dann habe ich einen schöneren Tag!“ – namibianische Freundlichkeit.
Wir machen uns auf, es sind knapp 17km bis Gate 2, das weiter nördlich der Lodge liegt, aber weit kommen wir nicht. Nach guten 2 Kilometern sehen wir eine kleinere Gruppe Giraffen neben der Straße stehen. Mitten im Schatten der Berge, das schreit nach Fotostopp mit schlechtem Licht.
Angekommen am Gate zeigen wir kurz unser Permit und dann geht es anhand der DIN-A4 Karte auch schon rein ins Gebiet. Wir werden von einem Schakal begrüßt der sich durch die Steine trollt und fahren unsere ersten Meter in ein etwas unwirklich erscheinendes Gebiet. Es hat überall Geröll, die Wege sind eng, es rumpelt und abseits der Piste liegen so viele spitze Reifenschlitzer, dass wir höllisch aufpassen müssen. Eines wird sehr schnell klar, in Palmwag kann man keine Kilometer machen. Wir kommen zum ersten Abzweig und fahren erstmal Richtung Aub River. Es geht noch langsamer voran, aber der Weg ist landschaftlich ein Traum und auch die Faune wacht auf und es zeigen sich ein paar Oryx und Springböcke auf dem Weg.
Benguela Long-billed Lark
- danke Maddy!
maennlicher Southern Fiscal - Lanius collaris
- danke Maddy!
Wir gucken Landschaft und kommen an unserem Wendepunkt an. Der Aub River, natürlich nur ein ausgetrocknetes Flußbett und wir haben viel länger dank Schneckentempo hier hin gebraucht als gedacht. Wir drehen um und ich sehe ein Schild, dass den Weg zum Aub Canyon ausschildert mit 300m.
„Wir fahren auch nur kurz hin, ich mach‘ nen Foto vom Canyon und dann fahren wir direkt weiter, versprochen. Vielleicht hat man ja ne coole Landschaft?!“
Das war einer der besten Entscheidungen des Urlaubs… Nein, das war die BESTE Entscheidung des Urlaubs. Ohne jegliche Erwartung kommen wir oberhalb des Aub-Canyons an die Plateaukante und blicken auf eine kleine, grüne Oase hinab, die sich etwas unwirklich inmitten dieser staubigen, steinigen, etwas trostlosen Landschaft gehalten hat. Und da stehen ein paar Giraffen und 4 der berüchtigten Wüstenelefanten im hohen Gras.
Dieser Moment lässt sich ganz schwer beschreiben. Es ist so eine friedliche Szenerie, wir werden zwar wahr genommen, aber sind so weit weg, dass man uns ignorieren kann.
Irgendwie hat es etwas, es wird jetzt total kitschig: Erhabenes, ein ganz magischer Moment. Wir machen den Motor aus, ich klettere auf die Rückbank und wir beziehen unsere Logenplätze und beobachten einfach nur die sanften, grauen Riesen. Genau das hier haben wir uns vorgestellt, wie es sein sollte, obwohl wir uns das so, wie es jetzt und hier ist, vorher nie so vorgestellt hatten.
Deswegen kommen jetzt auch einfach Bilder:
Erst mal das weiße Ding aus dem Versteck heraus taxieren…
Etwas schüchtern…
… aber…
… das Wasser ist zu verlockend!
Nach guten 45 Minuten ziehen sich die Elis langsam zurück und verlassen das Tal, ich versuche noch ein Foto mit offenen Ohren zu kriegen und werde on-top noch mit zwei schrumpeligen Hintern belohnt.
In unserer kleinen Reisegruppe gibt es eine klare Verteilung. Mara ist der Elefanten-Fan und ich freue mich am meisten auf Katzen aller Art, besonders Geparde. Aber auch bei mir hat es plötzlich „Klick“ gemacht. Ich bin mittlerweile arg fasziniert von den Elis.
Nichtsdestotrotz, es muss jetzt weiter gehen, fast unser Glück, dass die Elefanten gegangen sind, sonst hätten wir da den ganzen Tag gestanden. Wir fahren zurück und scheuchen ein paar Springböcke auf. Super schlau diese Springböcke, zumindest einer der Truppe. Er weicht nicht nach links oder rechts aus, sondern nutzt unsere Fahrspur zur Flucht, da die ja so schön steinfrei ist. Blöd nur, dass wir den jetzt 10 Minuten lang
„verfolgen“ und er immer weiter von seinen Kumpels getrennt wird. Aber es hilft nix. Bleiben wir stehen, dann bleibt er auch mitten auf dem Weg stehen, fahren wir ein Stück haut er immer entlang der Pad ab.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hat er es endlich geschnallt, und stellt sich neben die Pad der Schlaumeier. Wir steuern jetzt stracks auf den Viewpoint V2 an, wir müssen mal raus aus der Karre und das ist nur auf den Viewpoints erlaubt. Von oben hat man einen guten Rundumblick und die Viewpoints sind von Bäumen gesäubert, so gibt es auch keinen Schatten, so verirrt sich auch kein Löwe oder sonst ein Tier hierhin. Man hat von dort einen schönen Blick auf das Awaxas-Wasserloch.
Der weitere Verlauf unseres Palmwag Besuchs läuft eigentlich ziemlich Ereignislos ab. Man kann auf dem Weg Richtung Süden immer mal wieder zum Kawaxab Flussbett/Canyon abbiegen, wir nutzen auch einige der Möglichkeiten, sehen mal ein paar Baboons oder Giraffen vorbeitraben. Es hat die hier typischen Vertreter Oryx und Springböcke und auch Richtung Van Zyl‘s Gat machen wir noch einen Abstecher.
Danach wollen wir es mit Viewpoint V5 versuchen, aber den Aufstieg brechen wir ab, da der Weg irgendwann komplett aus spitzen Steinen und ordentlicher Steigung besteht. Wir wenden den Wagen in einer abenteuerlichen Aktion auf dem schmalen Pfad und machen halt eine Pause auf halber Höhe. Auf dem Weg zum südlichen Gate nutzen wir noch einen letzten Schlenker durch das Flussbett des Uniab und über den Leopard-Trail. Leoparden sehen wir zwar keine, aber dafür ein paar Giraffen direkt an der Pad, womit dann der Safari-Tag so endet, wie er angefangen hat.
Wir sagen nicht Tschüss, sonder auf ein Wiedersehen Palmwag.
Natürlich halten wir kurz noch mal in der Lodge an und Uno freut sich, dass wir wirklich noch schnell reingeschneit sind. (vermutlich freut er sich nicht, dass wir REINGESCHNEIT sind, er kennt vermutlich gar keinen Schnee, aber egal…) Wir quatschen noch etwas, erzählen von unseren Sichtungen und dann geht es auch schon doch noch recht pünktlich irgendwann so um 14.30h zum Vet-Fence.
Es kommt uns ein Auto entgegen und wir merken erst jetzt, dass wir die knapp 7 Stunden im Palmwag kein anderes Fahrzeug, keinen anderen Menschen gesehen haben.
Das erste Mal Nord nach Süd
Da gab‘ es ja noch das Thema Vet-Fence. Wir fahren auf der Nordseite vor und es tut sich was, langsam und gemächlich, aber es tut sich was. Etwas unmotiviert schlurft einer um den Wagen und spritzt die Reifen ab, ein zweiter kommt ans Fenster und deutet uns an, den Wagen hinten zur Kontrolle zu öffnen. Wir hören ein
„Die sind in Ordnung, die haben nix dabei! – Die haben mir gestern ihr ganzes Fleisch gegeben.“ Schneller als wir gucken oder Hallo sagen können sitzt auch schon ein Sergeant Geingob bei uns hinten im Auto und räumt erstmal die halbe Rückbank um, damit er Platz hat.
„Na, wie geht’s. Gut. Ach das ist schön, fahr‘ mal da vorne zu dem kleinen Shop, da hab ich eure Sachen gelagert.“
Er hat unsere Eier im Vorrat verstaut und das Fleisch über Nacht im Freezer eingefroren. Wir nehmen glücklich über den reibungslosen Ablauf unsere Sachen entgegen, er wünscht uns einen schönen Tag und wendet sich zum Gehen. Nicht ganz so schnell, ich rufe ihn zurück und erkläre ihm, dass ich das wahrscheinlich bei einem deutschen Polizisten nicht machen würde, aber jetzt wo wir unser Fleisch wiederhaben, ist ja gar kein Platz mehr für das Sixpack, eiskalte Windhoek-Lager in unserem Engel?!
Sergeant Geingob lächelt uns wissend an.
„Nana, ich bin ja im Dienst, da trinke ich nix… aber in 2 Stunden hab‘ ich Feierabend.“ Wir wünschen einen schönen Tag und am meisten hat uns gefreut, dass er eigentlich gar nix haben wollte. Es war einfach eine reine Nettigkeit.
Es geht jetzt nur noch einen kleinen Hopser zur Hoada Campsite, ein weiteres Highlight, auf das wir uns vor der Abreise schon sehr gefreut haben, aber leider nur einen Tag dort bekommen konnten. Gerne hätten wir dort zwei Tage verbracht… zum Glück haben wir das nicht.
FORTSETZUNG FOLGT…
Gruß,
Robin