Tag 3 – 17. Juli 2017 – Naukluft I
Namibgrens – Mirabib
Die Nacht war etwas unruhig, da der Wind mal mehr, mal weniger am Zelt rappelte. So waren wir immer wieder wach und noch ziemlich müde, als die Sonne aufging. Uwe wollte wie immer als erster aus dem Zelt steigen, konnte aber dummerweise die Tür des Bushcampers von innen nicht mehr öffnen. Sie hatte von Beginn an etwas schief in den Angeln gehangen. Beim Schließen der Tür hatte sich der untere Splint außen automatisch verriegelt. Wir waren gefangen. So blieb Uwe nichts anderes übrig, als die hintere Zeltplane mit dem Reißverschluss aufzumachen und über das Ersatzrad hinauszuklettern. Auch wenn ein wenig Frühsport ja gesund sein soll, waren wir nur wenig begeistert, falls dies nun unsere Dauerlösung für die nächsten knapp sechs Wochen sein sollte.
Der erste Blick auf das außen angebrachte Thermometer brachte die nächste Ernüchterung: 2 Grad. Ruth entschied spontan, noch etwas im Schlafsack zu bleiben. Uwe kochte schon mal Kaffee und fotografierte die ersten Vögel, die sich auf unserer Campsite blicken ließen, darunter ein kleiner Priritschnäpper.
Maskenbülbül
Erst als die Sonne hoch genug stand und ordentlich wärmte, krabbelte auch Ruth aus dem Zelt. Wir frühstückten Nutella- und Marmeladenbrötchen und tranken Tee und Kaffee. Zwischendurch besuchte uns ein Bokmakiri, der eine mittelgroße Schrecke in unserer Dusche fallen ließ, aber leider nicht mehr abholte.
Bergschmätzer
Wir ließen uns viel Zeit mit dem Spülen und Zusammenpacken, so dass wir erst nach zehn Uhr aufbrachen. Auch auf dem Weg zur Hauptstraße sahen wir noch einige spannende Vögel, darunter eine Akaziendrossel, ein paar Rosenköpfchen-Papageien und einen Drosselwürger.
Auf der D1275 kamen wir schnell zum Spreetshoogte-Pass. Immer wieder ist die Aussicht grandios. Über 400 Höhenmeter ging es bergab in die weite Ebene.
Beim Camp Gecko hielten wir kurz an und bestellten Rene und Heidi liebe Grüße von unserer Freundin Nicola, die vor einigen Jahren hier ein paar Monate gearbeitet hatte. Dann fuhren wir die letzten Kilometer bis Solitaire. Dort war es sehr windig und entsprechend staubig. Wir kauften Feuerholz und leckeres Naukluft-Wasser. Dann aßen wir in der Bäckerei den traditionellen Apfelkuchen und einen Schokomuffin. Leider waren sämtliche Siedelweber, Spatzen und Glanzstare, die wir von den vergangenen Besuchen kannten, verschwunden.
Zurück ging es auf die C14 und über den Ghaub- und Kuiseb-Pass nach Nordwesten. Die Landschaft faszinierte uns ein weiteres Mal, und wir genossen jeden Kilometer durch diese endlose Ebene mit gelbem Gras, roten Bergen und dem ein oder anderen Springbock und Oryx.
Am „Tropic of Capricorn“ hielten wir wie vermutlich sämtliche anderen Touristen auch und machten einen kurzen Stopp. Der Vergleich mit 2009 zeigt, dass nicht nur die (Schuhe der) Frauen, sondern auch die Schilder älter werden.
Damals sah das Schild noch fast neu aus.
Hinter dem Kuiseb bogen wir auf die Permit-pflichtige Strecke durch den Namib-Naukluft-Park nach Mirabib ab. Dieser Felsen liegt unübersehbar mitten in der weiten Ebene der Namib.
Als wir dort ankamen, waren die beiden ersten Stellplätze bereits besetzt, und so befürchteten wir schon, dass alle anderen ebenfalls belegt sein könnten. Umso größer war die Überraschung, als wir feststellten, dass alle weiteren und unserer Meinung nach noch viel schöneren Campsites frei waren. Wir entschieden uns für die letzte mit Blick nach Süd-Südost, klappten das Zelt auf und richteten unser Lager ein.
Und weil es im Moment ja ganz besonders wichtig ist, darf dieses Foto natürlich nicht fehlen:
Wie ihr seht, liegt das momentane Formtief wohl nicht an Ruth. Sie hat weder Platz im Koffer gespart, noch Mühen gescheut. Was für den einen das Kuscheltier, ist für den anderen der Ringelschal …
Vor dem Sonnenuntergang liefen wir um den halben Mirabib-Felsen, um das letzte Licht der Sonne einzufangen. Es war fast windstill und herrlich warm.
Bei über 20 Grad machten wir Abendessen. Wir grillten Rinderfilet, machten Salat und rösteten Brote mit Knoblauchbutter. Es schmeckte phantastisch.
Als das erste Keckern der Bellgeckos erklang und wir bei recht angenehmen Temperaturen am Feuer saßen, war Ruth nahe daran, ein paar Tränchen zu verdrücken. Nie im Leben würden wir diesen Platz unter dem endlosen Sternenhimmel mit dem dazugehörigen Mir-gehört-die-Welt-Gefühl gegen eine der teuersten Luxuslodges eintauschen. Für wirklichen Luxus braucht es unserer Meinung nach so viel weniger. Obwohl uns natürlich in genau solchen Momenten immer wieder bewusst ist, wir gut wir es doch haben.
Kilometer: 201