26.09.2017
Heute war einer der Tage dieser Reise, die wir ursprünglich überhaupt nicht verplant hatten, der aber nichtsdestotrotz oder gerade deshalb sehr schön werden sollte. Es ist bereits nach halb elf, für namibische Verhältnisse also recht spät, und wir haben uns gerade erst bettfertig gemacht. Dies lag hauptsächlich an der sehr netten Gesellschaft, die wir heute Abend hatten, aber der Reihe nach.
Den gestrigen Abend verbrachten wir nach einem Tipp von Bo im Diaz Coffee Shop, einem Restaurant gleich bei uns ums Eck, in das wir im Normalfall wohl keinen Fuß gesetzt hätten. Durch einen nicht sonderlich einladenden Hinterhof erreichten wir das kleine Lokal, das in einer ehemaligen Lagerhalle aus alten Möbeln und Schrotteilen eine echt witzige Einrichtung zusammengestellt hat. Die Weinauswahl gestaltete sich zwar recht mühsam (die ersten vier Weine, die wir aussuchten, waren entweder nicht auf Lager oder ungekühlt), das Ambiente und das Essen gefielen uns aber sehr gut. Ich bestellte Austern mit Salat und Marc wählte gegrillte Kalamari, beides schmeckte ganz hervorragend. Als Dessert bestellten wir noch belgische Waffeln mit Eis, und in Summe zahlten wir am Ende nur um die 20 Euro.
Heute Morgen hieß es dann zeitig aufstehen, schnell frühstücken und dann machten wir uns zu Fuß auf den Weg an die Waterfront, wo um acht Uhr unsere Katamarantour starten sollte. Zwei Boote standen bereit, und wir wurden Dave zugeteilt (den richtigen Namen weiß ich leider nicht, er sah aber aus wie Dave Crowl, der Sänger von den Foo Fighters
).
Dave warnte uns, dass es heute ungemütlich werden könnte, obwohl unserer Ansicht nach das Wetter mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein sehr vielversprechend aussah, und verteilte Decken an alle Teilnehmer. Mit uns an Bord war eine siebenköpfige Reisegruppe, die ihren Guide irgendwie überredet hatte, an der Tour teilzunehmen. Der arme Kerl war aber leider kleidungsmäßig absolut nicht richtig ausgerüstet, und selbst mit einer geliehenen Jacke und drei Decken verbrachte er den Großteil der Fahrt unter Deck. Ob er so wirklich Spaß hatte, wage ich zu bezweifeln…
Wir fuhren einige Zeit an der Küste entlang und entdeckten Delphine und Seelöwen, die um unser Boot schwammen und in der Gischt ihre Bahnen zogen. Schließlich erreichten wir Halifax Island, und Dave manövrierte das Boot so in die Bucht, das wir maximal gute Bedingungen zum Fotografieren hatten (was ich auch ausgiebig tat).
Das Wetter war traumhaft, und so genossen wir die Fahrt in vollen Zügen. Zwischendurch gab es heiße Schokolade für alle, bevor wir uns langsam auf den Rückweg machten. Hin und wieder herrschte etwas rauerer Seegang, aber alles in allem war die Fahrt sehr angenehm. Dave ist Namibianer, spricht akzentfrei Deutsch und hat uns alles Mögliche an interessanten Geschichten aus seinem Leben erzählt. Wirklich eine sehr empfehlenswerte Tour. Im Hafen liegt übrigens noch die Sedina vor Anker, die aber schon sehr verrostet aussieht und laut Dave nicht mehr seetüchtig ist.
Nach einem kurzen Einkauf bei Spar kehrten wir in die Alte Loge zurück und trafen auf der Sonnenterrasse das Pärchen aus Erlangen, das wir bereits gestern Nachmittag kennengelernt hatten. Wir tauschten uns ein Weilchen über unsere jeweiligen Touren aus, bevor wir beide zu einer Buchtenrundfahrt Richtung Diaz Point und Große Bucht aufbrachen.
Bereits zu Beginn machten wir immer mal wieder an schönen Plätzen Halt, aber wir merkten, dass der Wind im Lauf der Zeit deutlich zunahm. Mit dem Wind kam natürlich der Sand, und teilweise fühlte man sich beim Aussteigen wie sandgestrahlt.
Wir bogen das ein oder andere Mal seitlich zu den View Points ab und legten teils abenteuerliche Strecken zurück, die man ohne 4x4 nicht hätte bewältigen können.
Schließlich erreichten wir den Diaz Point und machten uns auf den Weg zum Kreuz. Und hier wurde es echt stürmisch – ich habe in meinem ganzen Leben ungelogen noch nie solchen Wind erlebt
Die Brücke vor dem Aufstieg war offenbar schon vor einiger Zeit eingestürzt, weshalb man über ein paar Felsen und Steine klettern musste. Richtig übel wurde es aber auf der Treppe hoch zum Kreuz – an einer Stelle war das Geländer weggebrochen, und der Wind wehte so stark, dass ich wirklich Angst hatte, ein falscher Schritt könnte mein letzter sein. Gut, dass ich lediglich Flip Flops anhatte (meine in Seeheim vergessenen Turnschuhe waren immerhin laut Frikkie mit einem Tourguide auf dem Weg nach Lüderitz).
Oben angekommen wurden wir mit einer hervorragenden Aussicht über die Shearwater Bay belohnt, die wir aber nicht lange genießen konnten und wollten – schnell ein paar Fotos geschossen und weg hier.
Kurz nach uns kamen die Erlangener an, die es genauso krass erlebt haben wie wir. Wir haben dann noch die Runde vollständig ausgefahren und haben an der Großen Bucht einen Stopp eingelegt und uns bei schönem Ausblick einen kleinen Snack und ein kühles Savanna gegönnt.
Gegen halb drei waren wir zurück in unserer Unterkunft und wollten uns eigentlich wieder auf der Sonnenterrasse niederlassen. Bereits nach kurzer Zeit merkten wir, dass der Wind ganz feinen Sand mit sich brachte, der sich langsam aber sicher überall festsetzte. Im Badezimmer hatten wir das Fenster nicht komplett geschlossen, weshalb unsere Badewanne jetzt eher einem Sandkasten glich
Der Plan, noch einen Ausflug in den Ort zu machen, wurde somit verworfen, wir hatten stattdessen aber einen sehr unterhaltsamen Nachmittag mit den beiden Erlangenern und zwei weiteren Pärchen aus dem Saarland, die kurz vorher angekommen waren. Einer von den Jungs hatte beide Hände und Unterarme voller Schnittwunden. Auf die Frage, wie er sich die denn zugezogen hatte, erzählte er uns seine Geschichte aus dem Köcherbaumwald. Er wollte ein witziges Instagram-Foto machen und an einem der Köcherbäume hochspringen. Leider hatte er vorher nicht getestet, wie die Rinde desselbigen beschaffen war – nämlich messerscharf. Aus dem Foto ist nichts geworden, dafür wird er an die Aktion noch längere Zeit ein schmerzhaftes Andenken haben
Am Ende beschlossen die Erlangener und wir, gemeinsam das neue Restaurant Essenzeit zu testen (direkt an der Waterfront, da war früher wohl das Ritzi’s drin). Die Aussicht ist wunderbar, der Service nett und aufmerksam und wir unterhalten uns angeregt.
Nach dem leckeren Essen (nach Austern zur Vorspeise teilten Marc und ich uns eine Seafood Plate und hinterher gab es wieder belgische Waffeln) saßen wir noch ein Weilchen im Aufenthaltsraum der Alten Loge mit den anderen zusammen und tauschten Erlebnisse und Ratschläge für die weiteren Routen aus. Ein wirklich witziger Abend ging nun zu Ende.