22.09.2017
Die Zivilisation hat uns wieder – zum ersten Mal seit vier Tagen ist auf meinem Handy immerhin Netzempfang zu verzeichnen Morgen haben wir hoffentlich mal wieder WIFI, um die neusten Nachrichten von unserem heimischen Kater empfangen zu können – und natürlich den Rest an Familie und Freunden zu beruhigen, dass wir die Wildnis überlebt haben und noch alle Gliedmaßen dran sind
Gestern Nachmittag sind wir noch eine kleine Runde gefahren – auf viel Strecke hatten wir keine Lust, die gestrige Hitze hat uns etwas geschlaucht. Bereits kurz nach dem Tor ein Roadblock – die beiden Löwen sind mit dem Schatten mitten auf die Straße gewandert.
Die Autos mussten sich ganz schön ins Zeug legen, um überhaupt an den beiden vorbei zu kommen, und natürlich musste jeder kurz anhalten und ein Löwenselfie machen.
Ansonsten war unsere Ausfahrt eher unspektakulär, mal abgesehen von dieser traumhaften Landschaft. Am Wasserloch Marie se Draai lagen mehrere Löwen im Schatten des Wassertanks, diese waren aber kaum zu sehen und rührten sich auch nicht.
So fuhren wir gegen sechs ins Camp zurück und machten es uns auf der Terrasse gemütlich.
Hier herrscht diese typische Camp-Atmosphäre, die man z.B. aus Okaukuejo kennt – alles ist sandig und staubig, schön ist es nicht im herkömmlichen Sinn, es ist einiges los, aber sobald es dunkel wird, sitzen alle am Lagerfeuer, grillen ihr Fleisch und trinken ihren Gin Tonic. Da kommt die Camperromantik durch – irgendwie fehlt mir das dieses Jahr schon ein bisschen, muss ich sagen
Nachdem wir ein vorzügliches Springbock-Filet und dazu einen leichten Weißwein verspeist haben, zieht es uns noch zum Hide, wo in einiger Entfernung zum Wasserloch zwei männliche Löwen liegen und sich hin und her wälzen. Schakale kommen zum Trinken, ansonsten ist nicht allzu viel los. Plötzlich stößt einer der Löwen ein lautes Gebrüll aus, dessen Grund wir nicht erkennen können, und zieht in die Dunkelheit davon. Der zweite Löwe folgt ihm kurz danach. Bis auf fernes Gebrüll ist nun Ruhe im Karton und wir machen uns bettfein.
Am nächsten Tag haben wir einiges an Strecke zurück zu legen – wir müssen von Nossob bis nach Mata Mata, und die Querverbindung vorbei an Bitterpan dürfen wir mangels Reservierung nicht nehmen. Also einmal außen rum, Strecke ca. 170 Kilometer.
Wir lassen es trotzdem gemütlich angehen, tanken vor Abfahrt noch das Auto voll und werfen einen Blick auf alle Wasserlöcher, an denen wir vorbeikommen und sind auch sonst aufmerksam mit Scannen der Umgebung beschäftigt. Das Ergebnis ist eher mau – im gesamten Nossobtal scheint heute kaum ein Tier unterwegs zu sein. Das spiegelt sich auch auf meiner Speicherkarte wieder – außer ein paar Vögeln, zwei Oryx und ein paar Blümchen ist nichts drauf.
Erst im Auobtal sind dann wieder mehr Tiere unterwegs.
Wir machen eine kurze Rast auf der Picknicksite und fahren dann weiter gen Norden. Gegen halb eins erreichen wir Mata Mata und decken uns im Shop noch mit ein paar Kleinigkeiten ein, bevor wir die letzten Kilometer unter die Räder nehmen.
Vor zwei Stunden sind wir im Kalahari Tented Camp angekommen – nett ist es hier, das muss man wirklich sagen. Empfangen wird man hier von niemandem, an der Rezeption muss man sich nur ins Registrierungsbuch eintragen und sein Permit hinterlegen. Dort liegt auch eine Liste, welches Chalet man beziehen darf, und schon sind wir da. Wir haben ein Honeymoon-Chalet gebucht – endlich wieder ein Doppelbett, in den letzten drei Nächten mussten wir uns mit Einzelbetten begnügen. Auch sonst kann sich das alles hier wirklich sehen lassen. Am Hang gelegen hat man einen tollen Ausblick von der schönen Terrasse, und das Zelt ist geräumig und wirklich schön eingerichtet.
Erstmal wird Kaffee gekocht und eine kleine Brotzeit gerichtet, mit der wir es uns im Schatten gemütlich machen. Bereits nach kurzer Zeit haben wir einen Gast: Ein Buschhörnchen wieselt um den Tisch herum und guckt, ob von unseren Keksen eventuell Krümel abfallen – diese werden aufgesammelt und genüsslich verspeist.
Marc stellt sich die Frage, ob man den kleinen Kerl vielleicht dressieren kann – ich warne ihn noch, dass der „süße kleine Kerl“ durchaus bissig sein kann, schnappe mir meine Kamera und knipse ein paar Bilder von ihm. Währenddessen hält Marc ihm einen Kekskrümel hin und es kommt, wie es kommen musste – plötzlich hängt das Buschhörnchen mit seinen kleinen scharfen Zähnchen an Marcs Finger, der es lauthals fluchend von sich schleudert.
Ich liege fast auf dem Boden vor Lachen und bedaure, dass ich nicht rechtzeitig abgedrückt habe, um dieses Ereignis bildlich festzuhalten
So kommen nun auch das Erste-Hilfe-Set und die Reiseapotheke zum Einsatz, fachkundig verbinde ich Marcs Zeigefinger. Tief ist der Biss nicht, und es blutet auch nicht sonderlich lange – aber wie das bei Männern so ist, muss der Finger wahrscheinlich in naher Zukunft amputiert werden.
Während ich hier sitze, kommt das kleine Buschhörnchen noch ein paarmal vorbei – ich verjage es aber vorsichtshalber, nicht dass wir bald die ganze Hörnchen-Familie hier sitzen haben.