19.09.2017
Die Sonne brennt vom strahlend blauen Himmel, an dem sich kein Wölkchen zeigt. Es ist kurz nach drei, und ich sitze mal wieder mit einer wunderbaren Aussicht hier und schreibe Reisebericht.
Hin und wieder erhalte ich Besuch von kleinen Mäuschen, die im Baum neben unserer Terrasse zu wohnen scheinen und auch fleißig auf dessen Ästen herumklettern. Die Türen sollten wir wohl lieber geschlossen halten, wenn wir nicht ungebetenen Besuch im Zimmer haben wollen. Auch die kleinen gefiederten Freunde gibt es hier zuhauf, sie sitzen auf dem Geländer und auf der Grillstelle und warten, bis etwas für sie abfällt – derweil putzen sie fleißig ihr Gefieder. Hier im Kieliekrankie Wilderness Camp ist man wirklich mitten im Nirgendwo – Strom gibt es nur bis 21:00 Uhr, WLAN und Handynetz sucht man vergebens. Aber genau das macht den Charme dieses Ortes aus – das Wissen, dass es nichts gibt, was man als Nächstes tun muss. Keine Nachricht, die beantwortet werden muss, kein Telefonat, das man schon seit Tagen hätte führen sollen, kein Soziales Netzwerk, das gecheckt werden will. Ist das der wahre Luxus der heutigen Zeit?
Gestern Abend, nachdem wir uns ausgiebig am Pool gesonnt haben, setzten wir uns auf unsere kleine Terrasse und gönnten uns zum Sundowner einen Gin Tonic.
Das Abendessen wurde in einer kleinen separaten Hütte serviert. Gedimmteres Licht, ein paar Kerzen auf den Tischen und leise Musik hätten geholfen, die Speisesaal-Atmosphäre etwas aufzulockern, der Service war jedoch freundlich und das Essen okay (Oryx-Steak zum Hauptgang). Nachdem wir unsere Flasche Wein in der Bar, die leider genauso wenig zum Verweilen eingeladen hat, ausgetrunken haben, machten wir uns auf den Rückweg zum Chalet und stellten fest, dass der Himmel klar war und einen fantastischen Ausblick auf die Sterne bot.
Während Marc also schon im Bett lag und las, packte ich mein Stativ und die Kamera ein und machte draußen die ersten Versuche in Astro-Sternenfotografie. Das Ergebnis ist meines Erachtens nach gar nicht so schlecht. Nachdem aber einige undefinierbare Tierstimmen direkt aus dem Busch neben mir zu hören sind, entscheide ich mich, dass nun auch für mich Schlafenszeit ist.
Um sieben Uhr klingelt der Wecker, wieder packen wir unsere Taschen und verlassen nach einem wie erwartet recht nüchternen Frühstück die Kalahari Game Lodge. Man bekommt zu spüren, dass die meisten Menschen diese Lodge nur als Durchgangsstation in den KTP nutzen – man hatte uns weder Aktivitäten angeboten, obwohl laut Preisliste an der Rezeption welche angeboten werden, noch auf den Sundowner Viewpoint hingewiesen oder uns dazu animiert, länger als nötig im Restaurant oder der Bar zu verweilen. So ganz erwünscht kam man sich nicht vor – für eine Nacht okay, mehr aber auch nicht.
Kurze Zeit später erreichen wir den Grenzübergang Mata Mata, und nachdem die Formalitäten schnell erledigt sind, dürfen wir auch schon einreisen. Wir checken im Main Camp direkt für Kieliekrankie ein, erhalten unseren Laufzettel und decken uns danach im Shop noch mit ein wenig Gemüse, Feuerholz und Wasser ein.
Nachdem wir den Reifendruck auf 1,5 bar gesenkt haben, geht es los – wir fahren Richtung Kieliekrankie und klappern dabei alle Wasserlöcher ab, die auf dem Weg liegen. Entsprechend langsam kommen wir voran, aber wir sehen bereits einiges an Tieren, und auch landschaftlich lässt der KTP hier im Auobtal nichts zu wünschen übrig.
Kurz nach dem Wasserloch Kumqua stehen einige Fahrzeuge am Straßenrand, und nach kurzer Zeit sehen wir den Grund dafür: Relativ weit entfernt unter einem Baum im Schatten liegt ein Gepard, der hin und wieder den Kopf hebt und mit dem Schwanz wedelt. Anders hätte man ihn so wohl kaum entdeckt. Für Fotos ist er viel zu weit weg, und so merken wir uns die Stelle und wollen heute Nachmittag nochmal hier vorbeifahren.
Als wir bereits knapp vor dem Camp sind, entdeckt Marc ein weiteres Highlight: Eine Erdmännchen-Kolonie direkt neben der Straße. Ich kann mich gar nicht sattsehen und knipse einige Bilder von den süßen Kerlchen.
Kurz vor zwei erreichen wir Kieliekrankie, wo wir von Willem begrüßt und zu unserem Chalet gebracht werden. Die Terrasse mit dem grandiosen Ausblick ist wirklich der Hammer, und nachdem wir uns kurz eingerichtet haben, gibt’s dort erstmal einen Kaffee und eine Runde Kniffel. Gleich geht es weiter zu unserem nachmittäglichen Drive – mal schauen, was uns erwartet.