Donnerstag 03. August : Otjitheka 4x4 Trail :
Die Nacht war sehr angenehm und deutlich milder als die Vorige, und so stehe ich mit dem ersten Licht auf und klettere etwas in den Felsen oberhalb unserer Site rum, um einen netten Spot für den Sonnenaufgang zu finden.
Während des Frühstücks besprechen wir den Plan für den Tag, und da wir gestern Abend schon fest gestellt haben, dass wir gar nicht nach Palmwag kommen werden, wie es ursprünglich mal angedacht war ( und auch auf der gezeigten Tourmap so dargestellt war ), müssen wir uns wegen des Tankens etwas überlegen. Eine Option wäre, dass wir uns trennen, kaum dass wir uns gefunden haben, wir von der Südfraktion auf den 4x4-Trail verzichten und doch über Palmwag fahren, um uns dann irgendwo im Verlauf der C 43 wieder zu treffen.
Die andere Möglichkeit wäre herauszufinden, ob es in Sesfontein, wo die nächste Nacht angedacht ist, auch sicher Diesel gibt, denn das scheint öfters mal ein Problem zu sein. Ich finde die Telefon-Nummer der Lodge in meinem Reiseführer und rufe an. Die Verbindung ist mehr als schlecht, aber als Quintessenz des Gesprächs meine ich sicher vernommen zu haben. dass erst gestern Diesel geliefert worden ist. Wir sollten also keine diesbezüglichen Probleme erfahren.
Wir packen zusammen, und es ist schon 9.00 Uhr durch, als wir die schöne Campsite verlassen, um zunächst ein kurzes Stück zurück Richtung Kamanjab bis ins nächste Dorf zu fahren. Ab hier verlassen wir uns voll aufs Navi, denn der Trail ist nicht ausgeschildert.
Bald schon kommen wir an ein Vet Fence Gate, das hätte jeder innerdeutschen Grenzstation problemlos Konkurrenz machen können. Dabei ist die Pad schon jetzt nur eine staubige, schottrige einfache Fahrspur. Viel Verkehr jedenfalls kann es hier nicht geben.
Bald nach dem Gate wird die Spur wilder, es geht über Stock und Stein.
Die Landschaft aber begeistert mich. Bald schon kommen wir über eine Kuppe, und linkerhand stehen viele Makalani-Palmen an einem wasserführenden Bachlauf. Wir hören Papageien quietschen, und zahllose Schwalben und dreierlei Arten Segler düsen hier übers Wasser.
Also aussteigen, Fotostopp.
Der schöne Yellow Pansy will seine attraktive Flügeloberseite nicht zeigen, es ist schon zu warm und er klappt sofort, kaum dass er gelandet ist, die Flügel zusammen.
Wie eine Oase liegt der kleine Bach inmitten der sonst trockenen Berglandschaft.
Selten habe ich so viele Rosenköpfchen gesehen wie im Verlauf dieses Tages, die Palmen waren voll davon.
Nur schwer können wir uns hier losreissen, aber wir sind noch nicht weit gefahren, wir haben noch einiges an Wegstrecke vor uns, und eigentlich würden wir gerne so zur Mittagszeit in unserem nächsten Camp ankommen. "Mittags an der Campsite.", das wird ab sofort zum running gag. Selten genug haben wir es hinbekommen. Heute schon gar nicht, das wird uns schnell klar.
Die Spur folgt in etwa dem Bach, diesen immer wieder kreuzend.
Landschaftlich ist dieses Stück absolut grandios, auch wenn die Piste einiges an Aufmerksamkeit verlangt. Kurz nachdem uns ein mit Arbeitern ( woher, wohin? ) voll beladener Bakkie entgegen gekommen ist, zeigt uns die Piste zum ersten Mal die Zähne.
Während wir uns im nachfolgenden Wagen diesem Dreibandregenpfeifer widmen, fährt Uwe sich fest. Er sitzt mit dem Federbein auf einem runden Felsen auf.
Wir bocken den Wagen auf, unterlegen das Hinterrad mit Steinen und sichern den Wagen zusätzlich, dass er ja nicht rückwärts rollt. Die Befreiung gelingt auf Anhieb, kostet aber halt etwas Zeit.
Immer öfter folgen jetzt, nachdem wir das Bachbett endgültig verlassen haben, ruppige Passagen, die sich nicht auf Anhieb erschliessen, wie sie am Besten zu fahren sind. Also steigen wir aus, palavern, schleppen Steine und betätigen uns als Strassenbauer. Wir wollen ja unsere fahrbaren Untersätze nicht unnötig strapazieren. Klappt alles auch wunderbar ( auf den Fotos sieht das alles sowieso unspektakulär aus ), kostet aber halt weitere Zeit. Mittags auf der Campsite, hah, bekommt erstmals einen Beigeschmack.
Aber die Szenerie! Wir sind angetan von der rauen Gebirgslandschaft.
Und dann, endlich, das erste Großwild für uns. Giraffen, die im Zeitlupentempo über den Berghang wechseln und hier und da ein paar Blätter zupfen.
Es ist nun schon Mittag durch, und wir realisieren, dass wir schwerlich unser angepeiltes Ziel Sesfontein heute noch werden erreichen können. Die Strecke ist aber zu interessant, um hier einfach möglichst schnell durch zu kommen.
Der zweite Teil des Otjitheka-Trails folgt in Bälde, bis dahin.
Viele Grüsse,
Matthias