29.07.2017
Die Nacht ist nach dem anfänglichen Aufreger zwar etwas kurz, verläuft aber zum Glück ruhig. Wir sind noch einmal mit dem Schrecken davongekommen - es handelt sich um keinen Infekt.
Morgens ist die Kleine aber doch noch sehr matschig - meine Frau entscheidet sich daher, mit ihr im Camp zu bleiben und gemeinsam mit unserer Großen breche ich zu einer kurzen Runde am frühen Morgen auf.
Nach einem Blick auf das verlassene Wasserloch des Camps steigen wir in unseren Bus und verlassen Nossob gen Süden - wir wollen einfach nur die Runde um das Wasserloch Marie se draii fahren.
Bis dahin kommen wir aber gar nicht, denn nur wenige Kilometer vom Camp entfernt, sehen wir bereits drei Autos stehen. Was die wohl beobachten?
Als wir näherkommen, können wir im hohen Gras in einiger Entfernung vier Geparden ausmachen, die wild miteinander spielen. Wir beobachten ganz gespannt. Aus fotografischer Sicht findet das Ganze in absolutem Gegenlicht statt - die Bedingungen könnten kaum schwieriger sein. Daher entstehen auch keine wirklich überzeugenden Bilder, die die Stimmung dieser Szenerie treffend einfangen. Erst als die Sonne etwas höher steigt, sind mehr als verschwommene Schattenrisse zu erkennen.
Die Katzen sind total übermütig. Immer wieder jagen sie einander und springen sich gegenseitig auf den Rücken. Es ist ein Gewühl von schlagenden Tatzen und peitschenden Schwänzen. Interessiert beobachtet ein Schakal das Geschehen. Als die Brüder ihn bemerken, kommt es zu einer kurzen Jadgszene: Einer der Geparden nimmt den Schakal ins Visier und stürmt los.
Der Schakal seinerseits prescht los und es kommt zu einer kurzen intensiven Verfolgungsjagd, die der Gepard nach einigen hundert Metern aber abbricht.
Nach langer Beobachtungszeit ziehen sich die vier endgültig ins hohe Gras des Flussbetts zurück und werden nach kurzer Zeit unsichtbar. Wir fahren zufrieden zurück und erzählen von unseren Erlebnissen. Ich bin ganz froh, als wir dabei von einem quietschfidelen kleinen Mädchen empfangen werden, das die Strapazen der letzten Nacht hinter sich gelassen hat.
Nach einem kurzen und einfachen Frühstück in der Hütte - meist belassen wir es bei ein wenig Toastbrot und Cornflakes - versuchen wir, die Geparden gemeinsam erneut zu entdecken.
Am alten Ort werden wir nicht fündig, aber kurz nach der Abzweigung nach Marie se draii sehen wir die Katzen tatsächlich wieder. Insgesamt sind es fünf Geparde - eine Mutter mit vier schon ziemlich großen Jungtieren. Sie ziehen gemeinsam zielstrebig weit entfernt im Flusstal umher und wir begleiten sie für eine ganze Weile, bis sie sich schließlich gemeinsam um einen abgestorbenen Baum im Schatten gruppieren und kaum mehr zu sehen sind. Wir glauben, dass die Gepardenfamilie so erst einmal verbleiben wird und beschließen, am Nachmittag noch einmal wiederzukommen.
Wir rasten und spielen dann für einige Zeit im Camp. Die Kinder genießen es, sich auszutoben und im Sand des Camps großflächige Zeichnungen anzulegen. Solche Ruhepausen sind elementar. Im Shop versorgen wir uns mit dem Nötigsten, mehr gibt das Sortiment auch nicht her.
Nach einem Blick auf das Sichtungsbrett entscheiden wir uns für den früheren Nachmittag einen Abstecher nach Norden zu machen.
Diese Fahrt wird uns lange in Erinnerung bleiben, auch wenn wir gar nicht weit kommen werden.
Bereits einige Kilometer hinter dem Tor des Camps kommt uns mit hoher Geschwindigkeit ein Auto mit schlingerndem Trailer auf der sehr engen Fahrbahn entgegen. Dummerweise befinden wir uns gerade auf einem tiefsandigen Straßenabschnitt, auf dem ich eigentlich nicht zu langsam fahren möchte. Es bleiben jetzt aber nur Sekunden, um eine Wahl zu treffen. Entweder ich bleibe stehen und lasse den Entgegenkommenden vorbei, oder wir fahren auf ihn zu und riskieren, dass uns der immer wieder ausbrechende Anhänger erwischt. Ich entscheide mich für ersteres und bringe unser Auto in sicherem Abstand zum Stehen. Der Andere reduziert seine Geschwindigkeit nicht und fährt Dank winkend flott an uns vorbei.
Als ich weiterfahren will, passiert genau das, was wir befürchtet haben. Trotz reduzierten Reifendrucks mag sich unser heckangetriebener Quantum nicht mehr vom Fleck bewegen. Einige aus fehlender Erfahrung geborene Lenk- und Rangierversuche verschlimmern die Ausgangslage noch weiter. Wir stecken als fest.
Schnell beruhigen wir uns damit, dass wir genug zu essen und zu trinken für uns vier an Bord haben und versuchen, auch für die Kinder, ganz ruhig zu bleiben. Diese jedoch finden nichts Schlimmes an der Situation und beschäftigen sich mit Tiptoi und Co.
Nach einiger Zeit des Wartens kommt ein Auto an uns vorbei. Nach kurzem Austausch versprechen die Insassen uns, im Camp Bescheid zu sagen, damit jemand kommt, der uns aus unserer Lage befreien kann.
Dann ist wieder warten angesagt. Zum Glück ist Nossob nur wenige Kilometer entfernt.
Nach einiger Zeit kommt unser Helferauto zurück und teilt uns mit, dass derzeit alle in Frage kommenden Wagen der Ranger im Einsatz seien und wir uns noch gedulden müssten. Schade, aber so ist das nunmal - wir üben uns in Geduld.
Nach weiteren gut dreißig Minuten kommt dann aber doch schon die Erlösung. Zwei Campmitarbeiter kommen in einem Wagen vorbei und graben uns mit den Händen aus. Wir lassen fast die gesamte Luft aus den Reifen und schieben das Auto mit vereinter Kraft aus seinem Sandgefängnis. Nachdem wir uns ausgiebig für die wunderbare Hilfe bedankt haben, kehren wir um und fahren zurück ins Camp, um uns von dem Schrecken zu erholen, neue Kraft zu tanken und das Auto wieder fit zu machen.
Den Tiefsand in der Trockenzeit hatten wir wirklich unterschätzt - hier wäre ein Allradfahrzeug wirklich die bessere Wahl, denn mit diesem Erlebnis ist erstmal die gefühlte Sicherheit weg und ich habe immer wieder Sorge, auf offener Strecke zum Stehen zu kommen...
Wir sind aber total froh, dass das Erlebnis zu glimpflich und auch so zügig abgelaufen ist.
Nach einiger Erholungszeit beschließen wir dann aber doch, noch einmal zu den Geparden zu fahren, um nachzusehen, ob sie noch an Ort und Stelle sind. Wir fahren bis zur Wasserstelle Marie se draii und sehen dort schon einige Autos stehen - ein gutes Zeichen für die Anwesenheit der fünf Geparden.
Tatsächlich sind sie da und haben in der Zwischenzeit einen Springbock gerissen, den sie weit ab von der Straße im Schatten eines Baumes verzehren. Zu weit weg für gute Aufnahmen...
Aber so ein Springbockriss macht durstig und so treten die Geparden nach einiger Zeit nach und nach aus dem Schatten des Baums und kommen zur Wasserstelle, wo wir schon auf sie warten. Ab jetzt lasse ich einfach unsere Bilder sprechen.
Nach langer Zeit des Trinkens queren die fünf die Straße und verschwinden im hohen Gras. Wir sind ganz euphorisiert und der Schrecken des frühen Nachmittags ist ersteinmal vergangen.