THEMA: 1 Monat "Hakuna Matata" – Namibia & Botswana
20 Jun 2017 12:24 #478627
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  • Leo-Löwe am 20 Jun 2017 12:24
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Revolverheldin schrieb:
Ah super! Bis auf das Objektiv mit der Festbrennweite sind wir identisch ausgestattet B)
Ich hatte/habe nämlich Bedenken, dass die Brennweite für eine Safari etwas zu gering ist ;-)
Ist sie möglicherweise auch, wir haben einige mit halbmetergroßen Objektiven gesehen. Gibt's für Sony E-Mount sicher auch, aber das war mir persönlich a) zu teuer, b) zu groß/schwer/unhandlich und c) den Aufwand nicht wert.

Klar: Je mehr Brennweite desto besser, aber die meisten Tiere waren ziemlich nahe an uns dran. Und selbst wenn, bei 330mm Kleinbild-Äquivalent kann man immer noch den Ausschnitt für kleinere Ausdrucke vergrößern. Alles was noch weiter weg war, wird durch die flirrend heiße Luft ohnehin unscharf/verschwommen. Das siehst du bei dem Zebra-Foto bei Tag 9 recht gut.

Etwas mehr Lichtstärke im Tele wäre natürlich super gewesen, aber das geht halt auch wieder auf Kosten von Preis und Größe... Muss jeder für sich selbst wissen.

Das oft gescholtene SEL-P1650 ist meiner Meinung nach wirklich deutlich besser als sein Ruf.
Liebe Grüße,
Leo
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21 Jun 2017 17:17 #478750
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  • Leo-Löwe am 20 Jun 2017 12:24
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Tag 11: Swakopmund -> Ameib, 173 km

Der Wüstengecko,
Die Gi... Die Gi... Die Gigi...
So muss Safari!


Wir stehen um 7:30 Uhr auf, frühstücken, packen tangramspielend wieder alle unsere Habseligkeiten in unsere Reisetaschen und werden um 8:40 Uhr bei bedecktem Wetter fast pünktlich zu unserer Living Dunes Tour abgeholt, die wir etwas kurzfristig gerade noch so vor einigen Tagen buchen konnten.

Wir vier sind zusammen mit zwei seltsamen älteren schwarzen Touristen im Minivan: Sie sehr adipös und ist zu keiner Stelle aus dem Bus gestiegen, Er meist bei ihr geblieben. Warum die beiden sich wohl für diese Tour entschieden haben..?

Um es vorweg zu nehmen: Unser Tourguide Nick war sensationell – super nett, sehr redselig und äußerst kompetent. Es sollte eine einzigartig tolle Tour werden!

Über Sandstraßen fahren wir wenige Minuten aus der Stadt direkt zu einem anderen Guide, der eine Sidewinding Adder (Zwergpuffotter) gefunden hatte. Bis auf die Augen und einen winzigen Teil des Kopfes ist nichts von der 30 cm langen Schlange zu sehen: Absolut unmöglich, sie selbst im Sand zu entdecken! Als der fremde Tourguide die Schlange etwas unsanft aus dem Sand befördert, schlängelt sie sich in der typischen seitlichen Weise durch den Sand und vergräbt sich einige Meter entfernt innerhalb weniger Sekunden durch rhythmisches Körperschaukeln in den Sand, bis erneut nur die Augen zu sehen sind. Absolut faszinierend!





Auf ausgefahrenen Sanddünenspuren fahren wir weiter durch die Namib und erfahren währenddessen allerlei Interessantes über die Geschichte dieser Region, über erschossene Pferde und über antike Eisenbahnschienen. Einige Male lässt uns Nick alleine, um zu Fuß nach Spuren zu suchen und von Mal zu Mal frustrierter zurückzukommen. Man merkt ihm richtig an, wie gerne er uns weiteres Leben in dieser scheinbar toten Wüste zeigen möchte... Wir hoffen so sehr, dass er Erfolg hat!

Nach dem fünften Stopp kommt er aufgeregt und freudestrahlend zurück und führt uns zu einer kaum sichtbaren 1 cm großen Verfärbung im Sand mit feinsten Spuren drumherum: „There was Activity last Night!“ sagt er, und beschreibt farbenfroh, wie hier letzte Nacht ein Kampf zwischen einer Spinne und ihrer Beute stattgefunden hat. Die Verfärbung entpuppt sich als aus Spinnenfäden gewebter Abdeckung einer sehr tiefen mit Spinnenfäden ausgekleideten Höhle, die er nach und nach mit bloßen Händen freilegt. Währenddessen erzählt er uns, wie wichtig für seinen Job „Digging Skills“ sind. In ca. einem halben Meter Tiefe legt er schließlich einen kleinen weißen Ball frei, der sich überraschend entfaltet und als Dancing White Lady / Golden Cartwheeling Spider (Goldene Radspinne) mit 5 cm Beinspannweite zu erkennen gibt. Sie „tanzt“ sehr aggressiv, vor allem, wenn sie von Nick mit Sand berieselt wird. Kein Wunder, nachdem sie mitten im Schlaf ausgegraben wurde... Als er uns erzählt, wie sich diese Spinnenart bei Gefahr zu einem Ball zusammen- und die Düne herunterrollt, erinnere ich mich, wie ich bei unserer einsamen Sossusvlei-Wanderung einen kleinen, rollenden, dunklen Ball gesehen habe – möglicherweise eine ähnliche Spinne? Ein beeindruckendes Tier und für uns der endgültige Beweis, wie viel dieser einzigartigen Fauna doch für unsere ungeübten Augen unsichtbar ist.





Kreuz und quer achterbahnähnlich über Dünensand fahrend kommen wir nach einer Viertelstunde an einer minimal sichtbaren Sandvertiefung vorbei. Einige Meter weiter bleibt Nick stehen, fährt zurück und fängt erneut an, zu graben, hüllt sich aber in Schweigen, was er auszugraben hofft. Nach einigen Minuten gräbt er tatsächlich einen unendlich süßen Desert Gecko (Namib-Wüstengecko / Schwimmfußgecko / Palmatogecko) aus. Mit seinen großen Kulleraugen und wunderschön pastellfarbig gemustert bleibt er sogar fotogen auf meiner Hand sitzen. Die halbtransparente Haut schimmert wie Edelsteine und als er sich mit seiner großen Zunge über seine Augen leckt, ist es um mich geschehen: Mein Haustier in Deutschland, ein sehr hübsches Bartagemenweibchen, darf das natürlich nie erfahren, aber dieser Gecko ist definitiv das süßeste Reptil der Welt! Als er schließlich wieder vor seine Höhle gesetzt wird, gräbt er sich schnell wieder hinein und wir sagen ihm schweren Herzens Adieu. Wer sich an meine Begegnung mit dem Erdmännchen Jammy erinnert: Ich bin in beide gleichermaßen verliebt. <3





Überglücklich über dieses einmalige Erlebnis haben wir gar keine Zeit zum Durchschnaufen, denn bereits wenige hundert Meter weiter wirft Nick plötzlich aus dem fahrenden Auto ohne Vorwarnung seinen Haken etwa fünf Meter weit auf eine Sanddüne: Mitten im Vorbeifahren hat er auf einer Düne einen Shovel-snouted Sand-diving Lizard (Düneneidechse) entdeckt. Diese Reptilienart ist sehr scheu und schnell und kann aus dem Stand uneinholbar auf 20 km/h beschleunigen. Deshalb hat Nick ihn mit seinem Wurf so erschreckt, dass er sich eingrub statt wegzulaufen – Pech gehabt. Nick springt aus dem Auto, gräbt die Echse aus und zeigt sie uns, während sie in seiner Hand zappelt. Vorsichtig setzt er sie zurück auf den Boden, woraufhin sie blitzschnell zu den Dünen zurückrennt und sich eingräbt: Wenige schnelle Schwanzbewegungen und Körperdrehungen reichen, dass sich der Sand unter ihr in Treibsand verwandelt und sie unsichtbar verschluckt. Sehr faszinierend.



Ein paar Minuten Dünenachterbahn später, während der die Wolkendecke aufreißt und die Sonne die Namib in ein goldenes Licht taucht, zeigen sich zwei große Namaqua-Chamäleons direkt am Pistenrand auf bzw. unter Büschen sitzend. Möglicherweise wurden sie kurz zuvor erschreckt oder geärgert, denn pechschwarz zeigen sie ihre Anspannung und bewegen nichts als ihre Augen. Selbst einen angebotenen Mehlwurm verschmähen sie, so dass wir sie schnell wieder in Ruhe lassen.



Mit Sidewinding Adder, Dancing White Lady, Desert Gecko, Shovel-snouted Sand-diving Lizard und Namaqua-Chamäleon haben wir tatsächlich die “Little 5” gesehen und unser Guide möchte uns eigentlich nur noch ein wenig über schöne Dünenstrecken zurückfahren, als er von einem anderen Guide einen Tipp bekommt: So kann er uns noch eine Horned Adder (Gehörnte Puffotter) zeigen – zwar etwas kleiner als die Zwergpuffotter aber durch ihre Hörnchen wunderschön und beinahe diabolisch. Nick erklärt uns, dass sich Sidewinding Adder zur Horned Adder verhält wie der Leopard zum Gepard: Die gehörnte Puffotter ist flinker aber schwächer. Ein tolles Reptil!





Nach dieser wahnsinnig erfolgreichen Safari geht es mit tollen Ausblicken querwüstenein zurück zu unserer Unterkunft. Was für ein wahnsinniges Glück, dass wir a) diese Tour noch bekommen haben, b) am Ende noch durch strahlenden Sonnenschein die Wüste in ihrer ganzen Pracht erleben konnten und c) alle diese beeindruckenden Tiere sehen durften. Natürlich bleibt ein kleines schlechtes Gewissen, dass die Reptilien in ihrem natürlichen Leben gestört werden, aber letztlich kommen diese Touren auch ihnen entgegen: Durch diese kommerziellen Touren erhält die Namib in der Umgebung von Swakopmund einen besonderen Schutz und die Touristen werden sensibilisiert für die Schönheit und Vielfältigkeit der scheinbar toten Dünenlandschaft.



Hier sind noch ein paar Bewegtbilder zum Thema „Die Wüste lebt“.



Kaum zu glauben, dass dieser highlightreiche Vormittag noch von einem adäquaten Nachmittag gefolgt werden sollte!

Nach einem kurzen Besuch des Swakopmunder Stadtstrandes in der Sonne fahren wir um 13 Uhr aus Swakopmund los und kommen nach kurzer, reizvoller Fahrt um 15:30 Uhr an der Ameib Ranch an. Um 16 Uhr wandern wir, erfolglos nach Giraffen, die es in dieser Gegend geben soll, Ausschau haltend, eine Stunde lang über einen idyllischen Pfad über rote wollsackverwitterte Granitfelsen mit tollen Akazien, Euphorbien, Vögeln und weiblichen Siedleragamen hinauf zur Phillip’s Cave. Die Höhle selbst ist ein kleiner Überhang am Fels, unter dem ein weißer Elefant, Menschen, Antilopen und ein Strauß an die Wand gemalt sind, vermutlich von den San vor 2.000 bis 4.000 Jahren. Ein spannendes Stück Geschichte.







Nach kurzer Rast wandern wir eine gute halbe Stunde weiter zu Bull’s Party, einem Plateau, auf dem ähnlich der uns bereits bekannten Devil’s Marbles im australischen Outback roter Fels zu Kugeln erodiert ist. Wir erkunden ein wenig die Gegend und genießen wunderschöne Weitblicke über die Savanne. Wir sehen zwar leider keine Giraffen, aber dafür eine große Pavianfamilie, die auf den schützenden Steinbergen lärmend ihr Nachtlager aufschlägt. Im Abendlicht sieht Bull’s Party mit etwas Fantasie und zusammengekniffenen Augen durchaus ein wenig so aus, als wären die rot erleuchteten Felsen versteinerte Bullenköpfe, die eine Ratssitzung abhalten.







Bei Sonnenuntergang wandern wir im letzten Zwielicht die Sandstraße zurück zum Camp. Wir schätzen den Rückweg auf eine knappe Dreiviertelstunde, wodurch wir ziemlich knapp vor der Dunkelheit ankämen, weshalb uns durch unsere Einsamkeit, das schwindende Licht, „unheimlichen“ Geräuschen und gelegentlich aus dem Gebüsch rennenden Impalas, Böckchen und Warzenschweinen (glücklicherweise ohne hinterherjagende Leoparden oder Hyänen) zugegeben ein klein wenig mulmig zumute ist.

Das echte Highlight jedoch ist die Gi... die Gi... die Gigi... die Giraffe!!!, die urplötzlich wenige Meter vor uns gegen den fast untergegangenen sehr tief stehenden Feuerball ihren Hals und Kopf hoch erhoben als Silhouette präsentiert und kurz darauf nahe an uns im Gebüsch vorbeizieht – unsere erste Giraffe sehen wir im Rahmen einer Fußsafari, irre!!! Der reine Wahnsinn, wie groß diese Tiere wirken, wenn man zu Fuß wenige Meter daneben steht.



Von Leoparden und Hyänen unbehelligt kommen wir natürlich wohlbehalten am Camp an, grillen und genießen nach den letzten Stadttagen endlich wieder einen wunderschönen Sternenhimmel. Wieder im Dachzelt brauche ich lange, um einzuschlafen – man merkt richtig, wie all diese einzigartigen Erlebnisse des heutigen Tags etwas Zeit brauchen, um bewertet, sortiert, verarbeitet und abgelegt zu werden.
Liebe Grüße,
Leo
Letzte Änderung: 22 Jun 2017 16:46 von Leo-Löwe.
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22 Jun 2017 10:17 #478839
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" ....seltsamen älteren schwarzen Touristen im Minivan: Sie sehr adipös...."

Der Hinweis auf die Hautfarbe ist hier in irgendeiner Art und Weise relevant ?
Seltsam und dick wäre unzureichend beschrieben gewesen ?
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22 Jun 2017 11:54 #478849
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CGNNAM schrieb:
" ....seltsamen älteren schwarzen Touristen im Minivan: Sie sehr adipös...."

Der Hinweis auf die Hautfarbe ist hier in irgendeiner Art und Weise relevant ?
Seltsam und dick wäre unzureichend beschrieben gewesen ?

Genau wegen dieser politischen Überkorrektheit überlegen sich viele keinen Reisebericht zu erstellen. Wenn es geheißen hätte: " ....seltsamen älteren weißen Touristen im Minivan: Sie sehr adipös...." , dann wäre dieser Kommentar nie erfolgt.

LG
Logi
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22 Jun 2017 12:26 #478851
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@ Logi....

....wie recht Du hast........ :) :) :) :) :)

lg.........BMW
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22 Jun 2017 12:46 #478854
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  • Leo-Löwe am 20 Jun 2017 12:24
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CGNNAM schrieb:
" ....seltsamen älteren schwarzen Touristen im Minivan: Sie sehr adipös...."

Der Hinweis auf die Hautfarbe ist hier in irgendeiner Art und Weise relevant ?
Seltsam und dick wäre unzureichend beschrieben gewesen ?
Ich freue mich, dass du meinen Text so aufmerksam liest (zumindest die ersten beiden Sätze), aber finde es befremdlich, dass dies das einzige ist, was dir zu meiner Erzählung einfällt. Beziehungsweise, dass du bei einem Bericht mit fast 1.500 Wörtern, von denen vermutlich jedes zweite überflüssig ist, genau dieses Wort "schwarzen" für störend hältst. Und offenbar versuchst, unterschwelligen Rassismus hineinzuinterpretieren.

Ich versuche, mit meinem Reisebericht nicht nur stichpunktartig die Fakten niederzuschreiben, sondern ein Bild vor den Augen des Lesers/der Leserin entstehen zu lassen und meine Stimmung zu transportieren. Wenn du dich daran störst, bitte ich dich, meinen Bericht nicht weiter zu verfolgen, denn ich werde in einem der nächsten Tage eventuell eine kurze Anekdote über eine "asiatische" Reisegruppe im Etosha-Park wiedergeben.
Liebe Grüße,
Leo
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