THEMA: 1 Monat "Hakuna Matata" – Namibia & Botswana
17 Mai 2017 15:20 #475349
  • Leo-Löwe
  • Leo-Löwes Avatar
  • Beiträge: 70
  • Dank erhalten: 305
  • Leo-Löwe am 17 Mai 2017 15:20
  • Leo-Löwes Avatar
lina72 schrieb:
Ich lese schon längere Zeit "heimlich" (nicht angemeldet) im Forum mit und endlich finde ich einen Reisebericht mit einer Route, welche in etwa das umfasst, was ich mir unter einer Reise nach Namibia vorstelle. Campen wollen wir zwar nicht, aber die Route umfasst in etwa das, was ich sehen möchte (und die Mitreisenden hoffentlich auch ;) ). Ich freue mich auf weitere Berichte.
Vielen Dank. Bisher ist es ja eher Landschafts-Geplänkel. Die spannenden Tier-Tage kommen noch. Wenn du konkrete Fragen hast, gerne her damit. :cheer:
Liebe Grüße,
Leo
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: lina72
17 Mai 2017 15:20 #475350
  • Leo-Löwe
  • Leo-Löwes Avatar
  • Beiträge: 70
  • Dank erhalten: 305
  • Leo-Löwe am 17 Mai 2017 15:20
  • Leo-Löwes Avatar
Tag 7: Lüderitzbucht -> Sesriem, 460 km

Verwüstete Stadt,
jahrzehntelang verlassen.
Kolmanskop im Sand.


Wir stehen um 7 Uhr auf, frühstücken in unserer Unterkunft, kaufen für die bevorstehenden Wüstenabenteuer groß ein, tanken und kehren voller Vorfreude auf wüstiges Schwitzen der windig-kalten Lüderitzbucht den Rücken. Da der Wind sich bei Kolmanskuppe zumindest ein klein wenig zurückgezogen hat, legen wir eine einstündige Besichtigungspause ein.



Gerade mit dem sandsturmartigen Klima zeigt uns diese Geisterstadt tiefe Einblicke in ihre Geschichte: Wie sie vor acht Jahrzehnten als reichste Stadt Namibias „indoor“ allen erdenklichen Luxus wie Schwimmbad und Kegelbahn bot, während die widerstandsfähigen Männer „outdoor“ durch ausdauerndes Diamantgraben in der lebensfeindlichen Wüste diesen Wohlstand finanzierten. Die vielen sandgefüllten größtenteils gut erhaltenen Häuser bilden ein einzigartiges eindrucksvolles Freiluftmuseum.



Ausreichend „sandbestrahlt“ fahren wir um 11 Uhr die Teerstraße zurück, als sich plötzlich der Wind legt und der Himmel aufklart. Endlich können wir einen näheren Blick auf die sandbewehten Schienen werfen.



Wir folgen schließlich den Schotterpisten gen Norden. Da diese in teilweise miserablem Zustand sind, wodurch wir relativ langsam fahren müssen, entscheiden wir uns für den kürzesten Weg, leider zu Ungunsten der vielgeprießenen D 707: Wir müssen immerhin an unserem NWR-Camp in Sesriem innerhalb des Parks ankommen, bevor die Schranke schließt. Ohne größere Stopps durchqueren wir landschaftlich wunderschöne und abwechslungsreiche Landschaften: Sandwüste, Strauchsavanne, Berge.



Als wir uns sicher sind, rechtzeitig anzukommen, vertrödeln wir die verbleibende Zeit mit vielen eindrucksvollen Fotostopps. Wieder einmal hat uns die namibische Fauna unerwartet positiv überrascht: Ich hätte nicht zu hoffen gewagt, tatsächlich die berühmten Oryx-Antilopen in freier Wildbahn abseits vom Etosha-Park zu sehen, und hier, direkt vor dem sossusvleibedingten Trubel, säumen dutzende die letzten Kilometer bis zum Parkeingang – direkt neben der Straße und überhaupt nicht scheu. Wir können uns überhaupt nicht sattsehen.





Pünktlich um 17:45 Uhr kommen wir im Camp an und erledigen die gewohnte NWR-Bürokratie. Wir suchen uns einen wunderschönen Camp Site aus, den ein rundes Mäuerchen umgibt und der mit einer pompösen Akazie bewachsen ist. Den gewohnt phänomenalen Sternenhimmel nehmen wir beinahe schon als selbstverständlich zur Kenntnis, während wir uns unser nach diesem langen Fahrtag verdienten Abendessen grillen. Durch das morgen nötige sehr frühe Aufstehen gehen wir um 22 Uhr ins Zelt und genießen eine warme Nacht voller Vorfreude und Hoffnung auf tolle morgige Wüstenerlebnisse.
Liebe Grüße,
Leo
Letzte Änderung: 17 Mai 2017 15:22 von Leo-Löwe.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Topobär, maddy, fotomatte, Logi, take-off, Daxiang, Gromi, bingobongo26, CuF, Flash2010 und weitere 3
26 Mai 2017 16:24 #476234
  • Leo-Löwe
  • Leo-Löwes Avatar
  • Beiträge: 70
  • Dank erhalten: 305
  • Leo-Löwe am 17 Mai 2017 15:20
  • Leo-Löwes Avatar
Tag 8: Sesriem, 127 km

Glühende Dünen
Von göttlicher Schönheit, doch:
Bei Sandsturm ein Graus.


Müde stehen wir um 5:15 Uhr auf, frühstücken wenig und kurz, packen unsere Zelte zusammen (der größte Nachteil eines Dachzeltcampers!) und brechen super pünktlich um 5:55 Uhr auf – da wir auf dem NWR-Camp innerhalb des Parks übernachtet haben, dürfen wir lange vor Sonnenaufgang und den externen Besuchern losfahren. Bei Dunkelheit kommen wir zügig über die geteerte Straße zum Parkplatz der Düne 45 und beginnen um 6:45 Uhr kurz vor Sonnenaufgang inmitten einer Touristen-Karawane den Aufstieg. Was wir für ein Glück haben, dass es fast windstill ist, werden wir erst später schmerzhaft erkennen...



Trotz vieler menschlicher Hindernisse, die im Schneckentempo den Berg hinaufkriechend sich so breit wie möglich machend das Überholen für uns konditionell trainierte Bergerfahrene erschweren, erreichen wir nach nur einer guten aber sehr anstrengenden Viertelstunde als die allerersten exakt zum Sonnenaufgang den Gipfel. Was für ein Anblick! Während wir das einmalige 360-Grad-Wüstenpanorama genießen, kommen wir wieder zu Atem. Rechts eine scharfe und unberührte Dünenkante, ringsum ein scheinbar unendliches Dünenmeer und vorne die über die Sandberge am Horizont blinzelnde Sonne, die die gesamte Szenerie in ein unwirkliches Licht-Schattenspiel hüllt und in ein leuchtend-glühendes Rot taucht. Unbeschreiblich!



Nach ausführlichem Genuss rutschen wir, mit einer kurzen Fotopause, in Minuten ab.



Als wieder zurück am Dünenfuß allmählich die Autoschlangen der externen Besucher, die leider diesen magischen Morgenmoment auf der Düne verpassen mussten, den Parkplatz füllen, fahren wir bei rot glühenden Dünen und strahlend blau leuchtendem Himmel zum Ende der Teerstraße. Wir reduzieren den Reifendruck wie empfohlen auf 1,6 Bar und freuen uns unbändig, als wir in einiger Entfernung eine Oryx-Antilope grasen sehen. Auch wenn sie bei Weitem nicht in Kamerareichweite ist, durch das Fernglas sind sie wunderschöner majestätischer Anblick.

Über die für uns sehr einfach zu fahrende nicht besonders tiefe Sandpiste fahren wir bis zum Deadvlei-Parkplatz. Wir bereiten uns gerade auf ein verdientes Frühstück vor, als uns ein jäh aufziehender Sandsturm die Launigkeit der Wüste vor Augen führt: Urplötzlich ist die ganze Luft voller Sand, so dass der vorher noch strahlend blaue Himmel ein trübes dunkelgrau zeigt und die vorher noch sichtbaren Dünen am Horizont verschwunden sind. Wir hoffen, den Sandsturm auszusitzen und nehmen, bestmöglich durch das Auto und Sarongs geschützt, ein ungemütliches quarzhaltiges Frühstück ein. Rückblickend spüre ich immer noch den stechenden Sand auf der Haut und die Ungemütlichkeit, aber irgendwie war es auch ein einmaliges Erlebnis.

Um 11 Uhr, nachwievor keine Besserung in Sicht, beschließen wir, den Tag immerhin sportlich weiterzuführen und fahren zum namengebenden Sossusvlei, in der stillen Hoffnung, bei unserer Rückkehr zum Deadvlei doch noch einen schönen Blick auf die toten Akazien erhaschen zu dürfen... Bei Hitze, peitschendem Sandsturm und trüber Aussicht erklimmen wir bewaffnet mit Sarong, Hut und Wasser bei glühender Hitze eisern die Düne Big Mama – als Erster im permanent nach rechts und links nachgebenden Dünenkamm mühevoll einen Fuß vor den anderen zu setzen, während von der Seite der Wind das Gesicht sandbestrahlt und vorne der Gipfel nicht näher zu kommen scheint und sich die Schuhe mit glühend heißem Sand füllen, erfordert ein Höchstmaß an Disziplin und Ehrgeiz. Zwei Schritte vor, einer zurück. Nach 45 Minuten schweißtreibenden Aufstiegs mit brennenden Oberschenkeln (sprichwörtlich) und brennenden Füßen (fast wörtlich), belohnt uns die bezwungene Big Mama tatsächlich durch ein Abflauen des Windes und somit etwas Aussicht ins Sossusvlei. Die Wüstengötter hatten ein Einsehen mit uns! Trotz, oder beinahe wegen, der garstigen Bedingungen ein absolut unvergleichliches Erlebnis!



Wir genießen den lustigen minutenkurzen Abstieg und legen im Schatten eine lange Mittagspause ein. Mittlerweile hat sich der Wind komplett gelegt – aus sanddurchsetzten gräulich-trüben Himmel wurde wieder ein sattes Blau, aus trübbraunen Dünen wurde ein okkerroter Kontrast. Wirklich unglaublich, wie sich innerhalb weniger Minuten das Szenario um 180 Grad ändern kann. Was für ein Glück!

Kurz darauf erleben wir das Highlight des Tages: In der Ferne, am Fuß der Big Mama, entdecken wir Oryx-Antilopen. Wir nähern uns vorsichtig und sehen, wie sie sich faul vor Big Mama im kühlenden Akazienschatten entspannen.



Einen respektablen Sicherheitsabstand einhaltend beobachten wir fasziniert die schönen Geschöpfe, bis sie von einer unvorsichtig nahe vorbeigehenden Touristengruppe aufgescheucht werden und fotogen tiefer in die Wüste laufen.



Auf dem Rückweg entdecken wir einen weiteren Oryx, ebenfalls im Akazienschatten stehend.



Nach einigem Gutzureden, dass er doch bitte Richtung Dünen trotten und so für ein perfektes Fotomotiv sorgen möge, tut er mir tatsächlich den Gefallen und begibt sich netterweise in ideale Position.



In tiefer Dankbarkeit dem Oryx, dem Wetter und der Natur gegenüber fahren wir um 15 Uhr zurück zum Deadvlei und wandern bei Windstillheit sehr anstrengend halb auf die Düne Big Daddy, von wo aus wir einige Strauße sehen.





Wir rutschen ins wahnsinnig fotogene Deadvlei ab und können uns gar nicht an den fotogenen Postkartenmotiven sattsehen. Bemerkenswert ist insbesondere, dass wir auch hier absolut alleine sind. Wir genießen stundenlang diese einzigartige Landschaft im Abendlicht.





Rechtzeitig fahren wir die Sandpiste zurück und pumpen die Reifen mit unserem Autobatteriekompressor notdürftig wieder auf. Auch hier sehen wir wieder einige Oryx-Antilopen, die an einem kleinen Leck in der Wasserleitung beim Wasserturm ihre ureigenen Wassertanks auffüllen.



Den Sonnenuntergang bewundern wir wiederum an der Düne 45, kommen anschließend pünktlich um 19:30 Uhr wieder am Camp an und grillen uns ein leckeres Barbecue.



Alles in allem war es ein wahnsinnig aufregender Tag voller langer Höhen und kurzer sandsturmbedingter Tiefen. Insgesamt hatten wir sicher großes Wetterglück, und ohne die wenigen Sandsturmstunden hätte irgendwie auch etwas gefehlt. Erst durch solche Erlebnisse fühlt man sich klein genug, um die großartige Schönheit der Natur nicht als selbstverständlich hinzunehmen, sondern in vollen Zügen genießen zu können. Einfach nur überwältigt und glücklich gehen wir früh ins Zelt und freuen uns über die unvergleichlichen Erlebnisse des heutigen Tages...
Liebe Grüße,
Leo
Letzte Änderung: 26 Mai 2017 16:25 von Leo-Löwe.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Eulenmuckel, Topobär, maddy, Logi, take-off, Old Women, Daxiang, Gromi, bingobongo26, CuF und weitere 3
26 Mai 2017 19:53 #476240
  • bingobongo26
  • bingobongo26s Avatar
  • Beiträge: 229
  • Dank erhalten: 480
  • bingobongo26 am 26 Mai 2017 19:53
  • bingobongo26s Avatar
Hallo Leo,

wahnsinnig schöne Fotos habt Ihr gemacht; das vom Sonnenuntergang finde ich am allerschönsten :)

Ich freue mich auf die Fortsetzung Eures Berichts.

Liebe Grüße
Helga
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Leo-Löwe
02 Jun 2017 15:23 #476883
  • Leo-Löwe
  • Leo-Löwes Avatar
  • Beiträge: 70
  • Dank erhalten: 305
  • Leo-Löwe am 17 Mai 2017 15:20
  • Leo-Löwes Avatar
Tag 9: Sesriem -> Swakopmund, 361 km

Im Sonnenaufgang
Wecken Springbock und Oryx
Den müden Camper.


Um 6:30 wecken uns die hunderten Bewohner des in der Akazie auf unserem Camp Site hängenden Siedelwebernests durch fröhliches Gezwitscher. Unser erster Blick aus dem fällt auf einen friedlich grasenden Springbock direkt am Fuß unserer Zeltleiter – so wacht man gerne auf.



Natürlich starte ich sofort eine Schlafanzug-Fuß-Foto-Safari quer über das weitläufige Camp, wobei ich noch viele weitere Springböcke entdecke, die neugierig die Plätze erkunden, deren Bewohner schon aufgebrochen sind oder noch schlafen. Ich darf sogar einige kurze Prunksprünge miterleben, ein magischer Moment.



Ausführlich frühstücken wir in den ersten wärmenden Sonnenstrahlen und beobachten dabei weitere Springböcke und sogar Oryxe: Am leeren Nachbarplatz wenige Meter neben unserem Tisch weidet ein stattlicher Spießbock eine Stunde lang genüsslich und gründlich unter einer Akazie den Boden ab und lässt sich dabei absolut nicht stören.



Wir verlassen das Camp um 8 Uhr, tanken und lassen unseren linken Vorderreifen, der einen sehr kleinen „Chip“ hat, checken. Da sich der Eingang zum Sesriem Canyon innerhalb des Camp Sites befindet, wie wir erst hier erfahren, fahren wir nochmals zurück, müssen erneut die Ein- und Ausreise-Formalitäten erledigen und erkunden den sehr sehenswerten Canyon. Besonders gefällt er uns von oben, wie er sich slot-artig durch die Landschaft zieht, während im Hintergrund die roten Dünen leuchten.



Pünktlich um 11 Uhr verlassen wir voller toller Sossusvlei-Eindrücke diesen einzigartigen Ort. Die gute Straße führt uns auf der ersten Hälfte abwechslungsreich über Bergstraßen und Baumsavannen. Neben vielen kleineren Antilopen und Oryxen sehen wir wilde Bergzebras und durch Termiten erzeugte Feenkreise.





Erneut queren wir den Wendekreis des Steinbocks, bevor uns die letzte Hälfte uns äußerst monoton durch abwechslungs- und scheinbar leblose Mondlandschaft führt.

Um 16 Uhr erreichen wir an Walvis Bay erneut das Meer, das uns durch tausende zartrosane Flamingos begeistert, die, während sie lustig schlürfend Krebstierchen aus dem seichten Meerwasser filtern, an Paso Doble erinnern.





Ansonsten ist an der Waterfront absolut tote Hose, weshalb wir schnell das letzte kurze Stück nach Swakopmund weiterfahren. Der geteerte Küstenhighway gibt uns bereits einen tollen Eindruck der einzigartigen Lage: links das lebenspendende Meer, rechts die wasserlose Küstenwüste Namib mit ihren gelben Dünen und mittendrin Swakopmund.



Um 17:30 Uhr kommen wir an und beziehen nach einigen Problemen beim Rangieren unseres parkplatzunfreundlichen Campers im engen Innenhof unsere gemütlichen Appartements direkt am Meer. Wir suchen uns ein schönes Restaurant in der Stadt, essen an die letzten Tage zurückdenkend Oryx-Steak und genießen den Luxus eines Zimmers mit eigenem Bad.
Liebe Grüße,
Leo
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Topobär, maddy, fotomatte, speed66, Logi, Old Women, Daxiang, felix__w, Gromi, CuF und weitere 3
03 Jun 2017 11:51 #476927
  • Gromi
  • Gromis Avatar
  • Was es alles gibt, was ich nicht brauche!
  • Beiträge: 1398
  • Dank erhalten: 2380
  • Gromi am 03 Jun 2017 11:51
  • Gromis Avatar
Hallo Leo,
danke für die köstliche verpasodoblete Flamingo-Performance :laugh: :laugh:
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: CuF, Leo-Löwe