THEMA: Namibia ohne Etosha? Können wir nicht
26 Apr 2016 18:55 #429291
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7. November: Eine Stadt versinkt im Sand

Auf diesen Ausflug haben wir uns sehr gefreut: Kolmannskuppe. Die etwas mehr als 100 Kilometer führen durch Sand, Sand und nochmal Sand, der bei starkem Wind trotz Teerstraße zum Problem für Autofahrer werden kann. Wir haben Glück. Die Sonne scheint, kein Sturm, kein Nebel und Thomas ist auch wieder richtig fit. Alles bestens.



Wir sind schon beim ersten Blick auf die Geisterstadt beeindruckt.





Diamanten machten den abgelegenen Ort einst zum reichsten Afrikas, heute versinkt er im Sand. Wie langes es wohl dauern wird, bis er die Ruinen komplett verschluckt hat? Und wie hat es sich hier gelebt? Die Vision gelingt auch dank der launigen Führung, die wir in Englisch wählen, überraschend gut. Die deutschsprachige Gruppe platzte aus allen Nähten.







Vieles ist mir hängengeblieben. Die typisch deutschen, im namibischen Sand so deplatziert wirkenden Altbauten. Das überraschend große Krankenhaus mit dem ersten Röntgengerät Afrikas, das verschluckte Edelsteine aufspürte. Das Theater, die Kegelbahn, das ausgeklügelte Kühlsystem - alles Geschichte und Geschichten, deren Spuren der Sand unaufhaltsam verwischt.







Nach der Führung lassen wir uns viel Zeit bei der Erkundung des Geländes. Wir finden alles spannend, krabbeln in jedes Gebäude. Betreten auf eigene Gefahr. :ohmy: Schon bald, denken wir, wird auch das nicht mehr möglich sein.







Das Laufen im Sand strengt an, es ist heiß, wir gönnen uns im Cafe ein Kaltgetränk. Erstaunlich, wie kühl es hier drinnen dank der alten, dicken Mauern ist. Sie waren schon ganz schön schlau damals, diese Deutschen, finden auch unsere niederländischen Tischnachbarn. Sie haben sogar ihren eigenen Bau-Sand in die Wüste mitgebracht. :P



Es ist schon früher Nachmittag, als wir nach Lüderitz weiterfahren. Die irgendwann etwas verzweifelte Suche nach einem Geldautomaten, der auch etwas ausspuckt, kostet ein bisschen Zeit.











Weiter auf der Halbinsel suchen und finden wir Flamingos, die karge Ödnis erinnert uns an die Mondlandschaft bei Swakopmund.







Am Diaz Point ist der Wind frisch und voller Salz; eine "steife Brise", würde man in Hamburg sagen. Ein gottverlassener, aber schon auch faszinierender Ort. Wir sind allein und fühlen uns auch so.



Auf dem Rückweg nach Klein-Aus Vista hat der Wind an vielen Stellen Sand auf die brandneue Fahrbahn geweht. Arbeiter fegen, kehren und schaufeln. Eine Sisyphosarbeit, aber anders geht es wahrscheinlich nicht.





Wir hoffen auf Wüstenpferde an der Wasserstelle - und tatsächlich sind welche da. Auch ihnen macht die Dürre sichtlich zu schaffen.







Zurück am Desert Horse Inn holen wir unser morgens bestelltes Braai-Paket ab. Thomas schmeißt auf der Terrasse den Grill an. Ich wusste schon, dass dieser Korb sehr reichlich ausfällt - doch das ist gar kein Ausdruck. Wir wären mit dem Inhalt drei Tage ausgekommen. Die richtige Strategie also: Am ersten Tag das Paket mitnehmen und mehrere Abende damit bestreiten.

Bei uns bleibt dummerweise nicht nur aus diesem Grund viel übrig. Mein Magen war seit Tagen angeschlagen, jetzt hat mich Montezumas Rache voll erwischt. Ich bin sauer. Gerade ist Thomas über den Berg und nun komme ich. Blöd. Ich schmolle und sehe Thomas beim Essen zu, der es sich richtig schmecken lässt. :angry:

Ein wunderschöner Sonnenuntergang und die Erinnerung an einen grandiosen, ausgefüllten Tag söhnen mich einigermaßen aus. Doch ein wenig bleibt die bange Frage: Werde ich den Tok Tokkie Trail trotz allem gut schaffen? Schon morgen startet die Wanderung durch das Namib Rand Nature Reserve, in die wir hohe Erwartungen setzen.



Anhang:
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27 Apr 2016 16:17 #429396
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8. November: Himmel über der Wüste

Die Nacht war erholsam, wenn auch ziemlich warm, und am nächsten Morgen hat sich mein Magen etwas beruhigt. Doch er bleibt spürbar in Kampflaune, und ich tue das, was ich in diesen Fällen immer tue: Ich esse nur noch das absolut Notwendigste.
Wir haben viel Zeit für die nicht allzu weite Strecke zum NamibRand Reserve, wo wir uns mittags beim Tok Tokkie Farmhaus einfinden sollen. Auf der legendären D707, die wir tatsächlich schon beim Durchfahren spektakulär finden, legen wir mehrere Stopps ein.





Ich hatte hin und her geplant und mir den Kopf zerbrochen, um einen Aufenthalt in den Tirasbergen in unsere Tour einzubauen, habe mich am Ende aber für den Tok Tokkie und gegen die D707 entschieden. Alles geht eben nicht, und Thomas hatte großen Wert auf einen längeren Aufenthalt im Etosha gelegt, wo er seinen 50. Geburtstag unbedingt auf einem Safaritruck verbringen wollte. Ein Antrag, dem ich leichten Herzens stattgeben konnte. :cheer: Bei unserer dritten Namibia-Reise, die bereits vollständig geplant ist, aber leider noch ohne absehbares Datum auskommen muss, wird die D707 dann aber eine zentrale Rolle spielen.

Wir gönnen uns den Schlenker zum Schloss Duwisib, das allerdings keinen tiefen Eindruck bei uns hinterlässt.



Gegen 14 Uhr erreichen wir das Farmhaus, werden herzlich empfangen und lernen bei Tee und Keksen (nicht für mich!) unsere Weggefährten kennen. Wir sind acht Gäste, unser Guide Sebastiaan gefällt uns mit seiner offenen, gelassenen Art sofort. Außer uns sind vier Schweizerinnen sowie ein Ehepaar aus England dabei. Wie groß die Herausforderung bei dieser Affenhitze wohl sein wird? Allen ist ein wenig mulmig - und mir im Magen sowieso.

Wir packen unser Gepäck um, nehmen nur das Notwendigste mit. Die Taschen werden mit einem Jeep zum jeweiligen Nachtlager gebracht, und auch wir werden um 16 Uhr per Auto zum Startpunkt der Wanderung gefahren. Die Landschaft mit ihren orangenen Dünen und den schroffen Bergen ist grandios, der Fahrtwind tut gut, doch dann wird es ernst - wir marschieren los.



Es geht direkt eine steile Düne hinauf, mir bleibt in diesem Glutofen fast die Luft weg und meine Knie wackeln - eine Folge der Zwangsdiät.





Sebastiaan legt sehr viele Stopps ein, erklärt die Geschichte des privaten Naturschutzgebietes, das einst heruntergewirtschaftetes Farmgelände war. Wir lesen Tierspuren, entdecken Echsen und Tok-Tokkie-Käfer, sehen Antilopen und Zebras. Vor allem aber checkt unser cleverer Guide ganz nebenbei die Belastbarkeit der Gruppe. Mein Eindruck: Wir sind keine Hochleistungssportler, aber an Aktivitäten gewöhnt und werden alle durchhalten.









Ich bemühe mich, direkt in den Fußspuren von Sebastiaan zu laufen, was im rutschigen Sand viel ausmacht. Wir kommen auf diesem ungewohnten Terrain immer besser in Tritt, sind aber heilfroh, als wir nach knapp zwei Stunden unser erstes Lager erreicht haben. Schwer zu sagen, wie weit wir an diesem Nachmittag gegangen sind, sicher nur ein paar Kilometer. Doch das Thema bei diesem Trail wird nicht die Entfernung, sondern vor allem die Hitze sein. Soviel wissen wir schon jetzt.



Unser Nachtlager am Fuße des Horseshoe, eines hufeisenförmigen Berges, ist ein wahres Wüsten-Paradies und auf seine Weise Luxus pur. Es gibt Betten, eine Schlafrolle mit richtigem Bettzeug, eine Dusche, zwei Toiletten, eine Küche, einen "Speisesaal" - und all das Open Air. Es ist ein Traum!





Blick rüber ins "Esszimmer"...


...und in die "Suiten".


Das Essen, das unsere sympathische Köchin Agnes launig serviert, ist köstlich; leider muss ich weitgehend passen. Es ist eine lustige Runde, mit Laternen geht's schließlich aufs "Zimmer". Das Bett ist urgemütlich, die Nacht mild, die Kulisse unbezahlbar. Beim Sound der bellenden Geckos bin ich schon fast eingeschlafen, als ich mich noch einmal zu Thomas drehe. Er starrt nach oben, ist fasziniert vom funkelnden Nachthimmel und den vielen Sternschnuppen. "Du musst schlafen", sage ich, "wir müssen früh raus." "Ich kann nicht", antwortet er: "Guck dir das doch mal an. Es ist einfach zu schön."

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28 Apr 2016 19:26 #429582
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9. November: Schatten verzweifelt gesucht

Am nächsten Morgen bringt der "Weckdienst" Tee und Kaffee ans Bett. Wir sind aber schon längst wach, wollen uns möglich wenig von diesem tollen Erlebnis und besonderen Lebensgefühl entgehen lassen. Der Morgen ist mild, das Aufstehen kein Problem, die Gruppe bester Stimmung und das Frühstück lecker. Meine Möglichkeiten sind in dieser Hinsicht allerdings weiterhin sehr eingeschränkt.

Katzenwäsche am Morgen.


Frühstück ist fertig!


Um sieben machen wir uns auf den Weg. "The earlier, the better", meint Sebastiaan. Wir werden den Horseshoe überqueren, was eigentlich eine überschaubare Herausforderung ist. Aber bei dieser Hitze?!?







Am Morgen läuft es sich noch angenehm, wir lesen wieder Spuren im Sand, nah am Berg war in der Nacht ein Leopard unterwegs. Statt durch Sand geht's jetzt über Geröll. Auf dem Bergrücken gibt's eine Pause mit Tee und Snacks.



Ab zehn Uhr ist es richtig heiß, zum Glück geht's jetzt bergab.







Wir durchqueren eine weite Ebene, unsere Gruppe zersplittert ein wenig, wir feuern uns gegenseitig an. Ich erreiche unser Mittagslager, ein großer Baldachin, was so ein bisschen Schatten doch ausmacht. Unter großem Hallo und Beifall kommt einer nach dem anderen ins Ziel, es warten Liegestühle, Kaltgetränke und ein fantastisches Lunchpaket, dem ich nicht widerstehen kann. Die Strafe folgt auf dem Fuß. Mehrfach muss ich den kurzen, aber nun kochend heißen Weg zum Bretterverschlag nebst blitzsauberem WC hinter mich bringen. Das Holz knistert vor Hitze, zeigt verkohlte Stellen und kann sich wahrscheinlich jederzeit selbst entzünden. Ich überlege, ob ich es in meiner aktuellen Lebenssituation wohl rechtzeitig raus schaffen würde. :dry:

Wir dehnen die Mittagspause auf vier Stunden aus, es ist zu heiß, um weiterzulaufen. Wir lesen, dösen, kühlen uns leidlich mit wasserdurchtränkten Tüchern, schlafen kann ich auf dem Deckchair nicht - ich fand diese Stühle schon immer unbequem. Ich rutsche unruhig hin und her, mein Stuhl zerbricht, Sebastiaan macht ihn wieder heile.



Um 16 Uhr packen wir zusammen, es geht weiter, wir hangeln uns von Schatten zu Schatten unter den wenigen Bäumen. Wir laufen über Dünen, erahnen in der Ferne die Dächer von Wolwedans, orakeln über die Feenkreise.









Doch wo nur ist unser zweites Camp? Dann endlich, noch eine weitere Düne, und plötzlich ist es da. Mitsamt Agnes, einer Bar und kühlen Getränken. Wir jubeln, feuern die Nachhut an, suchen uns ein Plätzchen im Schatten und sind alle gemeinsam stolz, froh und glücklich.

Nach der ebenso verdienten wie wohltuenden Eimerdusche tischt Agnes wieder mächtig auf.

Hinten im Bretterverschlag die Eimerdusche mit Fernblick - was für ein Segen!



Sebastiaan erzählt uns voller Stolz von seinem Sohn, der in der vergangenen Nacht zur Welt gekommen ist. Wir freuen uns mit ihm, gratulieren herzlich, in zwei Wochen wird er seinen Filius das erste Mal sehen, wenn er heim nach Windhoek fährt. Noch eine Tour nach uns, dann macht Tok Tokkie erst einmal Pause. Es werde zu heiß für den Trail, meint Sebastiaan. Ach was. Darauf wären wir nun echt nicht gekommen. :P
Letzte Änderung: 28 Apr 2016 23:02 von Beatnick.
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29 Apr 2016 17:10 #429723
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10. November: Goodbye Tok Tokkie, hello Sossusvlei

In der Nacht habe ich wie ein Murmeltier geschlafen, möchte mich eigentlich nochmal umdrehen. Doch der Sonnenaufgang treibt mich aus den Federn. Er ist hier noch schöner als nach der ersten Nacht, weil der Blick weiter ist.















Heute geht es gemütlich zurück zum Farmhaus. Wir genießen die letzten Stunden in dieser einmaligen Umgebung.









Ich bin allerdings ganz schön schlapp und froh, dass der heutige Marsch vergleichsweise kurz ausfällt. Es ist schon wieder sehr früh sehr heiß und Sebastiaan sorgt für ausreichend Trinkpausen.



Dann heißt es: Farmhaus in Sicht.



Bei kalten Getränken und Snacks erholen wir uns ein wenig, lassen diese fantastischen Tage noch einmal Revue passieren. Dann trennen sich unsere Wege. Ich bin fast ein wenig traurig. Wie sehr dieses tolle Erlebnis uns doch zusammengeschweißt hat! Wir fahren alle Richtung Sossusvlei, sind aber in unterschiedlichen Unterkünften untergebracht. Keinen unserer Weggefährten treffen wir noch einmal wieder. Schade!

Die Strecke zur Sossus Dune Lodge ist landschaftlich eine Wucht und von der Entfernung her kaum der Rede wert, mittags sind wir da. Hier ist es noch heißer, falls das überhaupt möglich ist. Die Lodge gefällt uns gut, unser Zimmer ist groß, geradezu luxuriös und nah zum Pool gelegen, an dem wir den frühen Nachmittag verbringen werden. Auswahlkriterium Nummer eins war natürlich die Lage im Park, wir melden uns für die morgendliche Tour ins Deadvlei an. Dorthin haben wir es bei unserem ersten Aufenthalt 2012 nicht mehr geschafft, nachdem Thomas hohes Fieber bekommen hatte und krank geworden war.

Sossus Dune Lodge von oben.


Was meine aktuelle gesundheitliche Verfassung angeht, haben die Bakterien die Schlacht endgültig gewonnen. Ich kann noch nicht einmal mehr ungestraft etwas trinken - ein Unding bei gefühlt 45 Grad. Jetzt reicht's! :angry: Ich fahre härtere Geschütze auf, greife zu den mitgebrachten Antibiotika, und an dieser Stelle können wir einen Strich unter die leidige Geschichte machen: Den Rest der Zeit verbringen wir beide ohne weitere Probleme.

Am Nachmittag fahren wir gemütlich auf der Teerstraße in Richtung Sossusvlei, lassen uns treiben und bleiben bis Sonnenuntergang.

















Das Abendessen auf der großen Lodge-Terrasse ist nicht überragend, aber okay, es geht ein leichter Wind, der einen Hauch Kühlung verschafft. In unserem Chalet ist es dafür umso heißer, dazu haben wir mit einer Moskitoplage zu kämpfen, die sich uns nicht erklärt. Das Netz ist geschlossen und dicht, wo kommen die nur her? Erst am nächsten Abend lösen wir das Rätsel, diese erste Nacht aber bleibt kurz und unruhig, ganz anders als unter freiem Himmel. Das Aufstehen fällt dennoch leicht: Es wartet das nächste Highlight auf uns - schon wieder...
Letzte Änderung: 29 Apr 2016 17:18 von Beatnick.
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02 Mai 2016 16:59 #430068
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11. November, vormittags: Allein im Deadvlei

Unsere morgendliche Tour ins Deadvlei startet gefühlt mitten in der Nacht, nur noch ein weiteres Paar aus den Niederlanden ist dabei. Kaum ein anderer ist um diese Uhrzeit auf dem Weg ins Sossusvlei - wie auch, die Tore öffnen erst mit Sonnenaufgang. Als wir die letzten Kilometer durch den Tiefsand rumpeln, sehen wir ein Auto, das offenbar am Nachmittag zuvor stecken- und unentdeckt geblieben ist. Die Insassen haben im Wagen übernachtet und wir Weicheier sind froh, dass wir die Lodge-Tour gewählt haben.

Und das aus gutem Grund: Auch wir haben es peinlicherweise bei unserem ersten Namibia-Trip nicht als Selbstfahrer im Sossusvlei geschafft. :blush: Das war zwar seinerzeit morgens und nicht mit einer Zwangsübernachtung verbunden, das Herausbugsieren hat aber Nerven und Zeit gekostet.

Diesmal sind wir die ersten, die am Deadvlei parken. Zu Fuß geht es weiter und unsere Wege trennen sich. Die Niederlänger klettern mit dem Guide ein Stück den Big Daddy hinauf und kommen erst später hinunter, wir laufen direkt ins Vlei. An diesem Morgen sind wir die ersten Menschen in der Pfanne - ein überragendes Gefühl. Stille und Schönheit dieses Naturwunders sind überwältigend, wir wandern in aller Ruhe von Baum zu Baum und genießen den Moment. Es ist so still, das holländische Paar kann oben auf dem Dünenkamm das Klicken unserer Kameras hören.













Die Sonne quält sich an diesem Morgen, erst nach und nach kämpft sie sich durch die Wolkendecke.







Wir vergessen die Zeit, erst lange nach Sonnenaufgang tauchen weitere Besucher im Vlei auf. Lustig, wie die Japaner von Baum zu Baum zu hetzen, die Kamera einrichten, auslösen und dann gleich wieder weiterziehen.











Als wir glücklich und zufrieden diesen magischen Ort verlassen, kommen uns am Deadvlei-Parkplatz Touristen in Scharen entgegen. Klar, sie mussten auf die Öffnung des Gates warten. Die Pole Position der Sossus Dune Lodge hat ihren Preis, ist aber schlichtweg genial. Unser Guide berichtet, dass eine zweite Lodge noch näher am Sossusvlei geplant sei. Er habe gemeinsam mit einem Kollegen den Auftrag, einen geeigneten Platz dafür zu finden. Keine Ahnung, ob das stimmt. Aber es wäre natürlich wie immer in diesen Fällen ein zweischneidiges Schwert, weil es das Vlei einerseits noch besser erreichbar machen, andererseits aber die Idylle möglicherweise (weiter) zerstören würde.







Es ist noch früh, aber die Sonne brennt schon jetzt wieder unbarmherzig vom Himmel.



Wir fahren zum Parkplatz bei Big Mama, die wir bei unserem letzten Besuch erklommen haben, und frühstücken opulent im kühlen Schatten der knorrigen Bäume. Was für ein Leben!





Gegen halb elf sind wir zurück bei der Lodge, relaxen und verbringen die heißen Mittagsstunden am und im Pool. Das Morgenprogramm war ein Kracher, mal sehen, was der Nachmittag bringt. Dann geht es für uns beide hoch hinaus.
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Letzte Änderung: 02 Mai 2016 17:08 von Beatnick.
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03 Mai 2016 18:12 #430159
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11. November, nachmittags: Anschnallen und Türen schließen?

Am späten Nachmittag fahren wir zur Sossusvlei Lodge, von wo aus unser Helikopter-Flug über die Dünen startet. Wir haben hier im Forum gelesen, dass es diese Flüge gibt (Hanne?) und waren sofort Feuer und Flamme. Dann die Nachfrage: Ob wir die Türen ein- oder ausgebaut haben wollten? Klar, raus damit, vermeldeten wir sorglos. Bessere Sicht, bessere Fotos, was soll man da lange überlegen...

Man muss dazu sagen: Es ist nicht unser erster Heli-Flug, aber der erste ohne Türen. Jetzt, bei laufendem Rotor kurz vor dem Start, dämmert mir, worauf wir uns eingelassen haben. Der Gurt scheint so stabil wie ein Bindfaden, und nur er trennt mich von dem riesigen, klaffenden Loch zu meiner Linken. Ich schaue rüber zu Thomas, er sieht gelassen aus. Ein Glück, wenigstens einer von uns weiß, was er tut - denkste! Ihm schießen ähnliche Gedanken durch den Kopf - was ich zum Glück erst viel später erfahre.

Blick auf die Sossus Dune Lodge mit dem Sesriem Canyon


Als wir abheben, rutscht mir das Herz endgültig in die Hose. Es ist laut, der Wind zerrt an mir, meinen Kleidern, an dem Kameragurt, den ich mir schließlich zwischen die Zähne klemme.





Minutenlang bin ich starr vor Schreck. Das Gefühl, nach links und ins Bodenlose zu stürzen, ist übermächtig. "Die Sicht ist leider nicht ideal, viel Feuchtigkeit in der Luft", vermeldet der Pilot via Bordfunk. Wie meinen? Ist mir sowas von egal. Hier geht's ums nackte Überleben!







Nur langsam kann ich entspannen. Als es schließlich gelingt, ist das Erlebnis großartig. Schon oft sind wir die Teerstraße zum Sossusvlei gefahren, doch erst jetzt erschließen sich uns die gigantischen Ausmaße dieser imposanten Dünenlandschaft.













Doch kaum im Wohlfühl-Modus, dreht der Pilot freundlicherweise ein paar Schleifen überm Dead- und Sossusvlei. Wir liegen komplett schräg in der Luft, Kirmes is' nix dagegen. Warum ich nicht einfach aus dem Sitz in die roten Dünen plumpse? Keine Ahnung, muss wohl doch am Bindfaden liegen...





Deadvlei








Sossusvlei








Eine Dreiviertelstunde dauert der Spuk, dann landen wir sicher.

Düne 45






Feenkreise...


...wie vom anderen Stern.








Was für ein fantastisches, eindrucksvolles Abenteuer. Ich möchte es nicht missen. Aber Türen, muss ich sagen, habe ich wirklich schätzen gelernt.
Anhang:
Letzte Änderung: 03 Mai 2016 18:44 von Beatnick.
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