THEMA: Madam und Boss unterwegs
21 Mär 2016 19:17 #424444
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Hallo,

nach fast einem Monat Kommunikationspause ging es am 21.März mit der 7. Email weiter. Einige nötige Reparaturen zwangen einen längeren Aufenthalt in Pretoria und Umgebung auf, aber wir mögen ja Städte, daher war auch das kein Problem.


7. Email vom 21.03.2015

Übernachtungen
38.) Chobe Safari Lodge (Camping)
39.) Ihaha Campsite (Camping)
40.) Chobe Safari Lodge
41.) Woodlands Stopover (Camping)
42.) Khama Rhino Sanctuary (Camping)
43.) Boma in the Bush (Camping)
44.) Tshipise Forever Resort (Camping)
45.) Punda Maria (KNP) (Camping)
46.) Shingwedzi Rest Camp (KNP) (Camping)
47.) Letaba Rest Camp (KNP) (Camping)
48.) Maroela Satellite Camp (KNP) (Camping)
49.) Elandskloof Trout Farm (Camping)
50.) Touraco Guesthouse


From: madam boss <madamboss.afrika>
Subject: Reisegruppe Afrika meldet sich mal wieder
Date: 21 March 2015 at 19:17:43 GMT+1
To: madam boss <madamboss.afrika>

Hallo Ihr Lieben,

hier nun wieder eine Meldung der Reisegruppe südliches Afrika. 

Diesmal im Bericht:
- Nachtrag 1: Holland in Not, aber Madam und Boss helfen aus;
- Nachtrag 2: Boss trifft einen Bekannten, den er noch nie zuvor geshen hat;
- Essen satt, Angriff der Meerkatzen, Schüsse in der Nacht und Nashörner ohne Ende in Botswana;
- Madam und Boss verspäten sich auf Grund von Elefant, Büffel und Löwe;
- Boss verliert schon wieder eine Wette, die Madam lieber verloren hätte;
- Strukturelle Schwächen bei zwei Mitgliedern der Reisegruppe;
- Madam und Boss in Soweto.

Aber wie immer der Reihe nach. Unsere letzte Email kam ja aus Sambia, mittlerweile sind wir schon zwei Länder weiter und sitzen gerade in einem netten kleinen Gästehaus in der Haupstadt Südafrikas, Pretoria. Der Weg nach Südafrika führte uns durch Botswana.

In der letzten Email hatten wir vergessen, von unserem Zusammentreffen in Lusaka, Sambia, mit dem holländischen Paar (Berti und Franz) zu berichten, welches für ein Jahr in Afrika unterwegs ist. Wir hatten die beiden in ihrem Landcruiser mit holländischem Kennzeichen bereits auf der Ausfallstraße in Lusaka gesehen und freuten uns, dass sie auf unserem Campingplatz landeten. Wie es bei Reisenden in Afrika so ist, kommt man schnell ins Gespräch und tauscht Informationen wie Reisedauer, Route usw. usf. aus. Natürlich wird auch von Problemen berichtet und es werden Tipps ausgetauscht. Die Holländer hatten in den letzten drei Monaten ihrer Reise von Kapstadt nach Lusaka auch schon einiges erlebt. So hat ein Elefant ihr Auto in Zimbabwe "geknackt" und die Bananen gestohlen. Zum Glück waren die Beiden zum Zeitpunkt der Tat nicht vor Ort, so dass sie nur die hintere Scheibe ersetzen mussten und nun recht eindrucksvolle Dellen an der Seite ihres Wagens aufweisen können. Allerdings war das nicht ihr schlimmstes Problem. Viel schwieriger war es, dass sie ihre gesamten Landkarten und Reiseführer verloren hatten. Wie das genau passiert ist, wollten sie nicht erzählen, aber Franz hat sie wohl irgendwo liegen lassen. Wir hatten den Eindruck, dass dieses Missgeschick in ihrer Beziehung noch nicht komplett verarbeitet war. Nun sollte man glauben, es sei kein so großes Problem, diese Sachen (vor allem die Landkarten) zu ersetzen. Aber dies ist eben eine falsche Annahme, wenn man sich in einem Land wie Sambia aufhält. Bezeichnend ist, dass die beste Landkarte von Sambia vom deutschen Hupeverlag hergestellt wird, da die einheimischen wirklich kaum zu gebrauchen sind. Diese deutsche Karte kann man selbstredend in Sambias Hauptstadt kaufen, allerdings nur an einer Stelle und dort war sie gerade ausverkauft. Glücklicherweise haben wir neben den Karten der einzelnen Länder immer eine Michelin Übersichtskarte des südlichen Afrikas dabei, so dass wir diese und unseren Reiseführer von Tanzania Berti und Franz für eine Runde Bier überlassen konnten. Das Gelage nutzten wir dann gleich zum Austausch von Reisetipps für die jeweils anstehenden Routen, so dass Madam und Boss nun wieder eine volle Liste von Zielen auf ihrem weiteren Weg haben. 

Am nächsten Tag trug es sich zu, dass bei der Heimkehr von unserer üblichen Einkaufstour aus Lusaka, ein Herr auf Boss zukommt und in schönster Chemnitzer Mundart ausruft: "Dich kenn ich, Du bist Carl!". Etwas verwirrt nimmt Boss die angebotene Hand an und überlegt fieberhaft, wo er diesen Herrn wohl schon mal getroffen haben könnte. Zum Glück wartet Christian nicht allzulange und klärt auf, dass Boss und er in zwei der selben Internetforen aktiv sind und er unser Auto erkannt hat. Dazu sollte man erklären, dass eins der Foren Toyota Landcruiser zum Thema hat und Boss dort wohl schon ein oder zwei Fotos unseres Boliden veröffentlicht hat. Es ist sehr schön, in der Fremde Menschen zu treffen, die einem irgendwie vertraut vorkommen. Wir unterhalten uns eine Weile; Christian ist mit seiner Famile und Freunden in Leihwagen für zwei (!) Wochen in Sambia und Malawi unterwegs und schon ein bisschen neidisch auf unsere sechs Monate. Zu Hause besitzt Christian einen Landcruiser ähnlichen Baujahrs und deshalb kann er uns mit einem Tipp weiterhelfen, der das bislang einzige Problem mit unserem Wagen (er geht manchmal nicht aus), behebt. Wie es sich für die Lösung bei einem Afrika-Auto gehört, muss Boss einfach die Halterung eines Ventils etwas verbiegen und schon ist das Problem gefixt. Christian und sein Gefolge fliegen noch am selben Abend nach Hause, da sie am Montag wieder arbeiten müssen. Als er das erzählt, fragen Madam und Boss synchron: "Welcher Wochentag ist denn heute?", woran wieder einmal zu merken ist, dass wir Langzeitreisende sind.



Soviel zu den Nachträgen. Wir sind von den Victoria Fällen die kurze Strecke zum Grenzfluss nach Botswana gefahren und setzten mit der Fähre über.  Die Fähre war recht modern, neben unserem Gespann war noch Platz für einen LKW. So ganz überzeugt hinsichtlich der Sicherheit zeigten sich die Fährmänner wohl nicht, denn Madam musste aus Sicherheitsgründen zu Fuß auf die Fähre laufen, nachdem die Fahrzeuge an Bord waren und klar war, dass diese die Last trägt.

Der Grenzübertritt war unspektakulär und nach einigem Suchen finden wir einen netten Campingplatz in Kasane, eine Stadt im Nordosten Botswanas. Die Campsite liegt direkt am Chobe Fluss, so dass wir von unserem Standort aus in einiger Entfernung am Ufer die Elefanten im Chobe Nationalpark sehen können. Der Campingplatz selbst ist direkt an eine Lodge angeschlossen, was uns in den Genuss brachte, alle Vorzüge der Lodge nutzen zu können. Neben dem Pool und einer Massage für Madam im angeschlossenen Spa-Bereich war das vor allem das all-abendliche köstliche Buffet. Eine sehr schöne Abwechslung mal nicht selbst zu kochen, sondern sich den Teller einfach so oft zu füllen, wie man Lust und Kapazität hat.



Neben den menschlichen Bewohnern der Campsite gab es auch einige tierische. So streiften Tag für Tag Horden von Zebramangusten, Meerkatzen (eine Affenart) und Pavianen über den Platz. Eines Morgens wollte Madam Wasser für den Kaffee holen, als sie plötzlich direkt neben dem Wasserhahn ein Meerkatzenjunges entdeckte. Dieses fing sofort an um Hilfe zu kreischen, offensichtlich wirkt Madam auf junge Meerkatzen bedrohlich. Der Hilferuf blieb nicht ungehört und von allen Seiten strömten Meerkatzen herbei, um Madam zu vertreiben. Dies gelang recht gut, denn Madam musste unverrichteter Dinge panisch, steinewerfend zum Wohnwagen zurück eilen. Die Meerkatzen haben recht wenig Respekt vor Menschen und insbesondere keinen vor Touristen. Offensichtlich lernten sie im Laufe der Zeit,  dass der Tourist als solcher keine große Gefahr darstellt. Diese Einstellung lässt sich jedoch sehr einfach ändern, in dem man einen ganz normalen Katschi in die Hand nimmt. So ein Katschi bewirkt bei den Meerkatzen unmittelbaren Rückzug aus dem Blickfeld des so bewaffneten Menschen. In der Regel reicht das simple Zeigen, um die Meerkatzen (und auch Paviane) in die Flucht zu schlagen. Keine Frage, dass Madam und Boss seit diesem Erlebnis nie mehr unbewaffnet unterwegs waren.


Nach einigen Tagen entspannen und schlemmen auf der Campsite brachen wir auf, um in den Chobe Nationalpark zu fahren. Der interessante Teil diesen Parks ist das Flussufer. Auf recht sandigem Weg sind die ca. 80 km bis zur offiziellen Campsite zurückzulegen. Entgegen unserer Gewohnheit sind wir dieses Mal erst gegen Mittag losgefahren. Dadurch war es angenehm leer (keine anderen Fahrzeuge), aber auch ziemlich heiß. Wir haben sehr großes Glück und sehen ein kleines Rudel afrikanischer Wildhunde, die unter einem Baum Siesta halten. Nun mag das, dem einen oder anderen nicht sonderlich spannend erscheinen, aber Wildhunde sind massiv vom Aussterben bedroht und recht selten zu finden. Daher haben wir unser Glück genossen und eine gute Stunde die Hunde beobachtet und fotografiert. Die Temperaturanzeige im Auto stieg indessen auf 60 Grad Celsius, was wir allerdings auf einen kleinen Messfehler zurückführen. Warm war es aber trotzdem.





Die nächsten beiden Nächte haben wir auf der Ihaha Campsite verbracht. Eine für botswanische Nationalparks typische Site mit einigen durch Nummern markierten Plätzen am Fluss und ein paar Waschräumen in passablem Zustand. Das Besondere  ist, dass diese nicht eingezäunt sind, also jedes Tier, welches Lust dazu verspürt, über die Campsite stromern kann. Das macht den Aufenthalt so angenehm aufregend. Kurz nach unserem Eintreffen kommt ein Ranger mit einem ziemlich ramponierten Landcruiser vorbei und begrüßt uns. Auf die Frage, was mit seinem Wagen passiert sei, meinte er nur lässig, das war eine Elefantenkuh. Offensichtlich haben sich die Ranger bei einer Fahrt durch den Park zwischen Kuh und Kalb manövriert, was die Kuh eben nicht gut fand.

Am zweiten Abend liegen wir beide in unserem Wohnwagen und lesen, als wir plötzlich einen Schuss hören. D.h. Madam hat ihn gehört, Boss hat möglicherweise schon etwas intensiver geruht.  Die beiden weiteren Schüsse hat Boss dann aber auch vernommen. Unmittelbar darauf war ein Löwe zu hören und das Tröten eines Elefanten. Kurz vorher ist eine Rangerpatrolie am Fluß entlang gefahren, die dann auch mit recht hoher Geschwindigkeit zurück kam. Das alles war recht eigenartig. Wir vermuten, dass die Ranger Warnschüsse abgegeben haben, um Tiere, denen sie zu nahe gekommen sind, zu vertreiben. Nun das alles erklärt wohl ein bisschen den Zustand ihres Autos. Wie auch immer, der Löwe brüllte noch ein paar Mal und Madam und Boss spähten vergeblich unter angestrengtem Lauschen im Dunkeln aus dem Wohnwagen. Wie immer ein sehr aufregendes und spannendes Erlebnis!



Unser nächstes Ziel lag im Süden des Landes, ein Park in dem die letzten Nashörner Botswanas leben und dort besonders (durch die Armee) geschützt werden. Hier verbrachten wir einige schöne Tage, an denen wir auf den Pirschfahrten am Morgen und Abend viele Nashörner (allerdings nur Breitmaulnashörner) und Antilopen sowie Giraffen beobachten konnten.
Nach dieser letzten Station in Botswana ging es nach Südafrika. 



Der Grenzübergang war der erste auf unserer Reise (abgesehen von der Einreise nach Namibia), der wohlorganisiert und vorallem vollkommen kostenfrei ablief. In dieser Hinsicht stellt Südafrika (und Namibia) wohl eine rühmliche Ausnahme vom restlichen Afrika dar.
 
Nach kurzen Einkaufsstopps sind wir in den Krügernationalpark gefahren. Da wir nun schon mal in der Gegend waren auch gleich über das nördlichste Gate. Durch etwas Trödeln bei der Abfahrt und wegen einer Strassenumleitung kamen wir recht spät am Tor an, so dass uns für die ca. 70 km lange Fahrt zum Camp nur wenig Zeit blieb. Zwar sind die Straßen und Wege im Park alle tip top, aber es gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von max. 50 km/h. Aber die größten Hindernisse in einem Nationalpark bestehen aus Fleisch und Blut und haben vier Beine. Als erstes kommt uns auf einer der Hauptstraßen ein riesiger Elefantenbulle entgegen. Wir stoppen und warten, bis er sich seitlich in die Büsche schlägt. Dann überqueren einige Büffel den Weg. Als nächstes sehen wir in der Entfernung ein Löwenpaar auf dem Asphalt vor uns. Wir kommen näher und betrachten die beiden im besten Sonnenlicht, ein sehr schönes Erlebnis! Natürlich kosten all diese Begegnungen Zeit und wir wissen, dass das Tor zum Camp bald schließt. Also müssen wir weiter! Kurz vor einer Abzweigung direkt an bzw. auf der Straße sehen wir zwei Elefantenbullen, die offensichtlich etwas Stress miteinander haben. Jedenfalls benehmen sie sich auffällig und einer von beiden sendet auch uns eindeutige unwillige Signale. Er verlässt jedenfalls die Straße nicht und wir beschließen umzudrehen, um einen Umweg zum Camp zu nehmen. So erreichen wir kurz vor Dunkelwerden eine halbe Stunde zu spät das Lager. Das Tor wird uns trotzdem geöffnet. Allerdings muss sich Boss vor einem der Ranger erklären, warum er denn so spät sei. Die Erklärung wird akzeptiert.



Die nächste Woche verbringen wir im Krüger Nationalpark auf verschiedenen Camps und sind begeistert von der Vielfalt der Landschaft und der hohen Tierdichte. Nachdem wir ja in den ersten zwei Stunden unseres Aufenthaltes bereits drei der sogenannten "Big 5" gesehen hatten, war Boss so enthusiastisch, dass er Madam eine Wette - alle fünf Tierarten im Park zu sehen - vorschlug. Es fehlten also nur noch Leopard und Nashorn. Somit waren die Pirschfahrten der nächsten Tage für Boss sehr stark im Fokus auf diese beiden Tiere, was dazu führte, dass Boss nun nahezu alle Bäume im Krügerpark kennt. Leoparden halten sich häufig auf Bäumen auf. Leider war das nicht von Erfolg gekrönt, so dass wir nach sieben Tagen den Park verlassen, ohne einen Leoparden oder ein Nashorn gesichtet zu haben. Madam meint zwar, dass sie diese Wette lieber verloren hätte, aber Boss ist sich da nicht so sicher. Immerhin waren uns noch mehrere Hyänen, die allabendlich am Zaun eines der Camps in einem Abstand von ca. 3 Metern an unserem Wohnwagen entlang patroullierten, vergönnt.



Da sich in der Zwischenzeit bei zwei Mitgliedern der Reisegruppe strukturelle Schwächen zeigten (HINWEIS: Als Mitglieder der Reisegruppe zählen: Madam, Boss, das Auto und der Wohnwagen) beschließen wir nach Pretoria zu fahren, um die Probleme von Spezialisten in Augenschein nehmen zu lassen. Die erste strukturelle Schwäche zeigt sich bei Madam, die seit einiger Zeit Zahnschmerzen entwickelt hat. Das zweite Problem betrifft den Wohnwagen, wo sich zum einen erneut ein Riss an der bereits reparierten Deichsel zeigt und sich zum anderen im hinteren Bereich Teile der Wand gelöst haben. Wäre das hier eine Folge von Star Treck, sprächen wir wohl von einem Hüllenbruch. 



Für Beides finden wir jeweils einen Fachmann. Während der Wohnwagen gerade in der Werkstatt von Alfred steht und saniert wird, ging es für Madam vorgestern zu einem lt. Internet deutschsprechenden Zahnarzt. Leider war das Deutsch von Dr. Kuschke nicht so sehr gut, aber Boss durfte mit ins Behandlungszimmer und versuchte sich als Dolmetscher. So richtig helfen kann Dr. Kuschke allerdings nicht, aber dank eines von ihm ausgestellten Rezeptes, können wir unsere Reiseapotheke entsprechend auffüllen und Madam kann die Schmerzen mittels Selbstmedikation eindämmen.   
 
Wie eingangs erwähnt, wohnen wir gerade in einem netten kleinen Guesthouse, welches von dem namibisch stämmigen Paar Irene und Hartmut betrieben wird. Beide bieten auch Touren an, so dass wir uns für einen Halbtagesausflug mit Hartmut nach Soweto entschließen. Soweto ist ein Teil von Johannesburg, in dem zu Zeiten der Apartheit die nicht-weißen Menschen leben mussten. Wir haben ja schon einige dieser Townships auf unseren Reisen gesehen und waren dementsprechend mental vorbereitet. Doch dieses Mal wurden wir extrem positiv überrascht. In den letzten 20 Jahren hat die Regierung viel Geld in die Entwicklung von Soweto gesteckt und es ist zu großen Teilen eine ziemlich nette Wohngegend mit vielen Parks und kleinen Häusern geworden. Wir fahren auch am Haus von Winnie Mandela vorbei, welches allerdings eher größer und ziemlich abgeschottet ist. Abschließend besuchen wir das Hector Pieterson Museum, welches die Vorgänge des 16. Juni 1976, den Schüleraufstand in Soweto, thematisiert. Bei diesem Aufstand sind viele Schüler durch die Polizei erschossen worden, u.a. Hector Pieterson im Alter von 12 Jahren. Mit uns sind mehrere Schulklassen im Museum. Absolut faszinierend ist, mit welcher Disziplin sich die vielen Kinder (mit  jeweiliger Gruppengröße von 30-40 Kindern) an die Anweisungen der wenigen begleitenden Betreuer halten und kaum zu merken sind.

Die Reparatur unseres Wohnwagens wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, so dass wir am Sonntag einen dreitägigen Ausflug nach Sun City unternehmen, um dann am nächsten Mittwoch hoffentlich wieder komplett unsere Reise an die Süd-Ost Küste des Landes fortsetzen zu können.

Wie üblich finden sich hier ein paar Bilder, die diesmal recht tierlastig ausfallen:

picasaweb.google.com...er=0&feat=directlink


Liebe Grüße aus Pretoria senden
Madam und Boss         

P.S. Wir wünschen einen schönen Frühlingsanfang gehabt zu haben.
 
Madam und Boss Unterwegs (2014/15)

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Letzte Änderung: 21 Mär 2016 19:18 von carl.
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Hallo,

nun ist es wieder so weit und eine Email von vor einem Jahr kommt hier ins Forum. Wie bereits früher erwähnt, hat sich in den sechs Monaten unser Rhythmus stark verändert, so das wir die Zeiten zwischen den Emails immer länger werden ließen.

Wie gehabt geht es nun los:

8. Email vom 29.04.2015

Übernachtungen:
51.) The Palace of the Lost City
52.) Bass Lake Country Lodge (Camping)
53.) Smuts Farm Caravan Park (Camping)
54.) ATKV Drakensville (Camping)
55.) Villa Spa Holiday Resort (Camping)
56.) Port O´ Call Campsite (Camping)
57.) Mbotyi River Lodge (Camping)
58.) Yellow Forest Campsite (Camping)
59.) Medolino Holiday Resort (Camping)
60.) Woodall Country House
61.) Aardvark Backpackers and Camping (Camping)
62.) Storms River Mouth Rest Camp (Camping)
63.) Whale´s Way Ocean Retreat
64.) Rothman Manor
65.) Imhoff Caravan Park (Camping)
66.) Bayview Penthouses
From: madam boss <madamboss.afrika>
Subject: Reisegruppe Afrika meldet sich aus Mother City
Date: 29 April 2015 at 20:47:32 GMT+2
To: madam boss <madamboss.afrika>

Hallo Ihr Lieben,
es ist wohl mal wieder an der Zeit, dass sich die Reisegruppe Afrika meldet. Diesmal im Reisebericht:

- strukturelle Schwächen noch nicht final behoben (oder doch?)
- die Suche nach dem heiligen Campingplatz
- Ostern im Regen
- super entspannte Elefanten
- der Versuch Madam und Boss hinters Licht zu führen, scheitert kläglich
- Südafrika stromlos
- Südafrikaner sind (manchmal) ganz schön neugierig

Unsere letzte Meldung kam aus Pretoria und wir haben von einigen strukturellen Schwächen berichtet. Nachdem wir eine schöne Zeit in SunCity verbracht hatten, wir wohnten in einem sehr mondänen Hotel mit direktem Zugang zum wunderschönen Pilanesberg Nationalpark und konnten so herrlich entspannt vor dem opulenten Frühstücksbuffet eine morgendliche Pirschfahrt unternehmen, sind wir zurück nach Pretoria gefahren. Hier haben wir endlich unseren Wohnwagen aus der Werkstatt geholt. Alfred und sein Team haben sehr gute Arbeit geleistet und alles war wieder an seinem Platz und (natürlich das wichtigste) der Hüllenbruch ist beseitigt. Zufrieden zahlen wir die Rechnung und suchen uns im Norden Pretorias eine nette Campsite. Hier werden wir, ob der gerade beginnenden Osterferien von der Preispolitik der Betreiber überrascht und müssen das dreifache der sonst üblichen Rate zahlen. Ein bisschen wundern wir uns schon, da der Campingplatz fast leer ist.



Die strukturellen Schwächen des Wohnwagens sind nun Geschichte, leider sind die strukturellen Schwächen bei Madam noch nicht überwunden. Wir entschließen uns, noch einmal Dr. Kuschke aufzusuchen und eine radikalere Herangehensweise zur Lösung des Problems zu wählen. Gesagt und getan erwischen wir den Doktor noch kurz vor dem Wochenende und er setzt unseren Vorschlag um. Wir werden uns jetzt nicht in alle Einzelheiten der dentalen Probleme und die unternommenen Tätigkeiten verlieren, doch unerfreulicherweise sind wir im Laufe des folgenden Monats auf unserem Weg in Richtung Kapstadt noch bei drei weiteren Zahnärzten vorstellig geworden.

Positiv daran ist, dass Boss jetzt in der Lage ist, die Anamnese recht gut auf Englisch vorzutragen. Allerdings war nach dem kurzen Monolog von Boss das eigentliche Problem betreffend, meistens unsere Reiseroute und unsere Erfahrungen in den von uns besuchten Ländern interessanter, als die Nummern von irgendwelchen Zähnen, die Boss mit äußerster Präzision benennen konnte.

Vor einer Woche waren wir (hoffentlich) zum letzten Mal bei einem Zahnarzt hier in Kapstadt. Dieser konnte übrigens deutsch, so dass die Aufführung vom Boss von einer aktiven Sprechrolle zu einer eher still sitzende Statistennummer degradiert wurde. Er trug es mit Fassung und Würde.

Die Erfahrung häufiger einen Arzt aufzusuchen, gibt uns auch die Möglichkeit zu vergleichen, und wir stellen fest, dass es hier in Südafrika deutlich entspannter zugeht als in Deutschland. Man kriegt immer sehr schnell einen Termin, die Wartezimmer sind leer und die Ärzte lassen sich Zeit. Der unbestritten beste und entspannteste Doktor war übrigens Dr. de Vos in dem schönen Ort Port Alfred, der sich nicht nur ausführlich um das Problem kümmerte und viele Fragen über unsere Reise stellte, sondern die gesamte Behandlung inklusive Röntgen und Arzneimittel pro bono leistete. Wir waren richtig gerührt.

Nun aber genug von den Arztgeschichten, Madam kann die Reise mit ein paar Einschränkungen dennoch genießen und sie ist natürlich heilfroh, dass die Problem erst in Südafrika aufgetreten sind. Hier ist die medizinische Versorgung mit Sicherheit genauso gut wie in Deutschland. Hätten wir z.B. in Malawi einen Zahnarzt aufsuchen müssen, wäre die soeben geschilderten Erfahrung ggf. etwas weniger positiv ausgefallen. Im Zweifel hätten wir wohl unsere Reiseroute ändern müssen.

Von Pretoria aus fuhren wir auf direktem Weg zur Küste. Wir wollen so lange wie möglich am Meer entlang fahren. In unseren Köpfen gab es so etwas wie den "heiligen Gral" unter den Campingplätzen. Uns schwebte ein Platz direkt am Meer vor mit unverstelltem Blick auf den Ozean. Diesen Platz zu finden, hat schon einige Zeit gedauert. Bis dahin fanden wir nichtsdestotrotz schöne Plätze - nahe am Meer - aber eben nicht exakt so wie in unserer Phantasie. Aber schließlich haben wir ja Beine und konnten in den nächsten Tagen immer wieder an die Küste laufen und uns am Indischen Ozean ergötzen. Baden waren wir auch, allerdings ist das Wasser mit unter 20 Grad nicht gerade warm.



Die Südküste Südafrikas ist (wie in den meisten Küstenländern) in verschiedene Abschnitte eingeteilt, so ging es für uns von der Strelitzia-, Hibiskus- über die Wild- und die Sunshine-Coast zur Garden Route. Jeder Abschnitt hat sein eigenes Flair und ist für sich wunderschön.

Um Ostern herum waren wir an der Wild Coast und es regnete mehrere Tage fast ununterbrochen. Eine sehr interessante Erfahrung, allerdings sind wir die niedrigen Temperaturen offensichtlich nicht mehr so gewöhnt, jedenfalls kamen uns 11 Grad Celsius in der Nacht wie Dauerfrost vor. Zum Glück standen wir auf einem sehr schönen kleinen und erfreulich leerem Campingplatz, der sogar einen vegetarischen Pizza Ofen hatte und verbrachten die Regentage mit Lesen und Testen der verschiedenen Pizza Varianten.
Auf Grund des ungünstigen Wetters verlegten wir den Osterspaziergang auf den Ostermontag. Es war sehr beeindruckend, da der wilde Ozean durch den vielen Regen eine eher bräunliche Farbe angenommen hatte. Von der Steilküste, die wir erklommen hatten, konnte man aber sehr schön erkennen, dass dies nur den Teil um die Flußmündung betraf, der Rest schien weiterhin klar zu sein.



Auf dem Weg in Richtung Süd-Süd-West (also Kapstadt) kamen wir durch Umtata und dem nahe gelegenen Qunu. Wem das jetzt nichts sagt, dem sei verraten, dass beide Orte mit dem Leben Nelson "Madiba" Mandelas verbunden sind. Er hat hier seine ersten und letzten Lebensjahre verbracht und hat in Qunu auch seine letzten Ruhestätte gefunden. Da Madam und Boss Madiba sehr verehren, wollten wir natürlich möglichst viele Gedenk-Orte ansehen. Leider sind dies im Moment nicht besonders viele. Das offizielle Nelson Mandela Museum in Umtata ist gerade wegen Renovierung geschlossen, das Grab liegt auf dem Privatgrundstück seines Hauses und kann nicht besucht werden. So blieb uns das kleine aber feine Museum in Qunu und der Blick auf sein letztes Wohnhaus. Im Museum wird in wenigen großen Schautafeln über das Leben und Wirken Mandelas berichtet. Es bietet daneben einen schönen Ausblick auf die weite Landschaft. Für Madam und Boss ein bewegendes Erlebnis, die von Mandela so geschätzte Weite seiner Heimat mit eigenen Augen sehen zu können.



Der nächste Küstenabschnitt ist die Sunshine Coast, die ihrem Namen alle Ehre macht. Vergessen ist der Regen und die Sonne strahlt. Allerdings ist der aufkommende Herbst nicht mehr zu leugnen. Die Nachttemperaturen fallen immer deutlich unter 15 Grad, die Sonne steht auch zur Mittagsstunde nicht mehr im Zenit und einige wenige Bäume, die ursprünglich aus Europa stammen, folgen ihrer genetischen Bestimmung und färben ihre Blätter. Uns gefällt das sehr gut, einzig die kürzer werdenden Tage zwingen uns einen etwas anderen Rhythmus auf.



Bei Port Elizabeth beginnt die sogenannte Garden Route und somit für Madam und Boss sehr vertrautes Gefilde. Diesen Streckenabschnitt bereisen wir nun schon zum vierten Mal. Dennoch gefällt es uns hier sehr, zumal die erste Campsite nun endlich genau unserem Phantasiebild entspricht. An der Mündung des Storm River im Tsitsikama Nationalpark, stehen wir mit unserem Gespann direkt an der Küste. Diese wartet hier mit spektakulären natürlichen Wellenbrechern auf, so dass wir von unserem Wohnwagen aus, das durchaus imposante Brechen der großen Dünung bewundern können. Die fallenden Temperaturen erlauben, sehr zur Freude von Boss, abendliche Feuer.



Obwohl die Reise in unserem Wohnwagen alles andere als spartanisch ist, beschließen wir an der Gardenroute ein wenig dem Camping untreu zu werden und verbringen die nächsten Nächte in wunderschönen Logdes. Durch unsere vorherigen Reisen kennen wir einfach zu viele tolle Unterkünfte, als dass wir diese einfach links liegen lassen können. Die erste ist gleich eine Lodge auf einer Zitrusfarm, die unweit des Addo Elefant Nationalparks liegt. Im Park können neben anderen Tieren vor allem Elefanten beobachtet werden. Diese Tiere sind unglaublich entspannt. Trotz der unmittelbaren Nähe der Autos nehmen sie kaum Notiz von ihnen. Wir können nicht einmal irgendwelche abwehrende Zeichen (Fußscharen, Kopfschütteln, Ohren aufspannen) beobachten. Aufgrund unsere Erfahrungen in den anderen Nationalparks mit weniger entspannten Artgenossen sind wir dennoch aufgeregt, wenn diese majestätischen Tiere in unmittelbare Nähe zu unserem Wagen den Weg überqueren.



Die nächsten beiden Übernachtungsplätze können sich ebenfalls sehen lassen. In dem Städtchen Wilderness haben wir direkt von der Terasse unseres Apartments einen unglaublichen Blick auf den blauen Ozean. Hier machen wir lange Strandwanderungen an der wunderschönen Küste und der Lagune. Ein bisschen Abenteuer gibt es auch, da der Weg über eine (nicht mehr genutzte) Eisenbahnbrücke führt, die wir nicht gleich auf Anhieb finden.



In Swellendam quartieren wir uns bei einem deutschen Paar ein, das seit 17 Jahren eine herrliche Lodge betreibt. Hier waren wir bereits auf unserer ersten Reise durch Südafrika vor nunmehr 12 Jahren. Wir schwelgen in Erinnerungen.

Der nächste Stopp ist das von uns sehr geliebte Kapstadt. Hier wollen wir mindestens drei Wochen verbringen und uns die Stadt und ihre Umgebung ansehen. Die größte Schwierigkeit für dieses Unterfangen stellt die Unterkunft dar. Auch für diese haben wir eine recht genaue Vorstellung, sie muss Meerblick bieten und darf nicht zu weit vom Zentrum entfernt sein. Obwohl wir schon einige Male in Kapstadt waren, haben wir bisher noch nicht die geeignete Unterkunft gefunden. Ein weiterer Faktor ist natürlich das Budget, teilweise werden hier für Apartments schon einigermaßen lächerliche Tagesraten aufgerufen.
Vorab haben wir uns im Internet informiert und einige vielversprechende Angebote gefunden. Da wir aus der Erfahrung wissen, dass die Fotos einer Lokation nicht zwangsläufig der Realität entsprechen, verabreden wir uns zu einem Besichtigungstermin. Dank unseres Wohnwagens sind wir angenehm flexibel und buchen uns erst einmal zwei Tage auf einer Campsite nahe Kapstadts ein. Dieses Verfahren entpuppt sich als goldrichtig, da die Vororttermine deutlich zeigen, dass der Fotograf der im Internet präsentierten Bilder seine Arbeit sehr gut verstanden hat.
Etwas frustriert ziehen wir uns in ein Cafe zurück und recherchieren weiter. Es gibt diverse professionelle Anbieter, die offensichtlich die Taktik des Köderns ganz gut beherrschen. Auf allen Internetseiten findet sich ein schönes Apartment mit allen Vorzügen zu einem annehmbaren Preis. Doch fragt man ein solches Angebote an, sind diese wie von Wunderhand zufällig nicht verfügbar, aber man hätte ja noch andere. Jene Alternativen entpuppen sich dann als sehr schlechte Kopie des eigentlichen Lockangebotes. Augenfällig wurde diese Taktik, als wir die selben Fotos auf zwei verschiedenen Internetseiten für zwei komplett unterschiedliche Apartments finden.
Wir ändern die Taktik und fahren in den uns genehmen Vierteln Kapstadts umher. Schließlich landen wir bei einem weiteren deutschen Paar, die einige Apartments in dem schönen Viertel "Camps Bay" anbieten. Wir besichtigen das Apartment, sind begeistert und werden schnell handelseinig. Zurfrieden holen wir den Wohnwagen vom Campingplatz und richten uns häuslich ein.



Seit dem genießen wir die Urbanität Kapstadts mit den vielen schönen Restaurants, Parks, Läden, Märkten und natürlich den Blick auf den Atlantischen Ozean von unserem Apartment aus. Es ist ungemein faszinierend, wie verschieden sich dieser zeigt. Wir fragen uns gelegentlich, ob man so eine Aussicht jemals langweilig findet. Auf alle Fälle wird es uns wohl ziemlich schwerfallen von hier aufzubrechen.



Abschließend sind noch zwei Dinge eher prinzipieller Natur erwähnenswert:
Während unsere Zeit in Südafrika sind uns immer wieder Stromausfälle aufgefallen, so war es einmal in einem Supermarkt sehr dunkel, in einer anderen Stadt gingen die Ampeln nicht. Anfangs dachten wir uns nicht viel dabei, da Stromausfälle in Afrika nicht gerade selten sind. Mittlerweile mussten wir allerdings lernen, dass diese Stromausfälle geplant sind und schlicht und ergreifend mit dem Fakt zusammenhängen, dass die Kraftwerke in Südafrika nicht genügend Energie zur Verfügung stellen können. Offensichtlich hat hier Missmanagement und Vetternwirtschaft eine Situation heraufbeschworen, die für die Wirtschaft Südafrikas und die hier lebenden Menschen sicher nicht einfach ist. Wir sind jedenfalls gehörig geschockt, über diesen Umstand.
Die Stromabschaltungen werden im Vorfeld angekündigt, so dass wir hier im Apartment eine Liste der geplanten Unterbrechungen der jeweils nächsten Woche vorfinden. Es heisst, dies werde für die nächsten zwei (!) Jahre so weitergehen, bis endlich genügend zusätzliche Kraftwerkskapazität aufgebaut worden ist. In einem Land mit viel Sonne und viel Wind hoffen wir natürlich, daß man nicht die im Raume stehende Idee, das erste Atomkraftwerk auf afrikanischem Boden zu bauen, verwirklicht.

Natürlich sind wir mit unserem Equipment (6 Benzinkanister und 3 Wasserkanister auf dem Dach und unserem Offroad Wohnwagen) hier im eher gemächlichen Teil Südafrikas mit der sehr guten Infrstruktur deutlich "überausgerüstet". Das führt allerdings dazu, dass wir relativ häufig von Leuten angesprochen werden. Natürlich auf den Campingplätzen, auf Parkplätzen, in Läden, aber manchmal auch im Stau (den es hier leider ab und an gibt). So standen wir einmal nichtsahnend vor einer Baustelle, als eine Dame aus dem Auto hinter uns ausstieg, an unsere Scheibe klopfte und auf besten deutsch nach unserer Reise fragte. Allerdings erwähnte sie mehrfach, dass sie gerade versuchen ein Haus am Meer zu verkaufen, vielleicht hoffte sie ja auch auf potentielle Käufer. Wir sind jedenfalls häufig überrascht, wie sehr sich die Südafrikaner für Reisen in Afrika interessieren.

Wie gewohnt gibt es einige Fotos dieses Reiseabschnitts hier (diesmal etwas "sonnenuntergangslastig"):

picasaweb.google.com...845291136/AchteEmail

Liebe Grüße aus Kapstadt von Madam und Boss

P.S. An dieser Stelle herzlichen Dank für die Berichte und Geschichten aus der Heimat, die uns der eine oder die andere geschickt hat. Wir haben uns sehr darüber gefreut und sie mit großem Interesse gelesen.
Madam und Boss Unterwegs (2014/15)

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Letzte Änderung: 29 Apr 2016 18:39 von carl.
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29 Mai 2016 19:17 #432509
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So! Nun kommt definitiv die letzte Email von vor einem Jahr. Wir denken gerade oft an die letzten Tage unserer Reise zurück und finden, dass sich die Reise unbedingt gelohnt hat und eine sehr große Bereicherung unseres Lebens darstellt. Wir können uns an viele Details und Begebenheiten sehr genau erinnern und zehren von diesen Erinnerungen. Vor der Reise haben wir uns gefragt, ob danach vielleicht mal ein bisschen Afrika Pause schön wäre. Nun was soll ich sagen, im November geht es wieder nach Namibia B)

9. und letzte Email vom 29.05.2015

Übernachtungen:
67.) Ou Ship Holiday Resort (Camping)
68.) Strandfontain Campsite (Camping)
69.) Namastat Springbok (Camping)
70.) Klein Aus Vista Desert Horse Campsite (Camping)
71.) Diaz Point Campsite (Camping)
72.) Koiimasis Ranch Campsite (Camping)
73.) Bastion Farmyard Marienthal (Camping)
74.) Urban Camp Windhoek (Camping)
75.) Hotel Heinitzburg
From: madam boss <madamboss.afrika>
Subject: Letzte Email aus Afrika
Date: 29 May 2015 at 19:47:29 GMT+2
To: madam boss <madamboss.afrika>

Diesmal im Bericht:

- Madam und Boss in Kapstadt eine (fast) nicht endende Geschichte
- Pfusch am (Planen)bau
- Kaffee und Kuchen mit den Vermietern
- Madam und Boss finden den heiligen Gral der Campsites
- Madam und Boss in einer Geisterstadt
- verwunderliche Musikerlebnisse
- das Ende der Reise

Wie bereits insgeheim befürchtet, haben wir unseren Aufenthalt in Kapstadt auf ein Maximum ausgedehnt. Wäre unser Appartement nicht tatsächlich irgendwann ausgebucht gewesen, wir säßen wohl weiterhin auf der Terrasse und blickten auf den immer wieder anderen Ozean. Wir haben die Zeit sehr genossen und einiges  (neben dem Aufsuchen von Cafés und Restaurants) unternommen.



So waren wir (endlich) auf Robben Island, eins der Gefängnisse in denen Nelson Mandela seine 27 Jahre Haft abgesessen hat. Ein recht eindrucksvolles Erlebnis, nur hätte nach unserem Geschmack die Dauer der Führung ruhig etwas länger sein können. Madam fühlte sich außerdem auf dem Weg zur Insel, ob des leicht unruhigen Ozeans etwas unpässlich. So hat sie leider den Blick auf die am Bug schwimmenden Delfine verpasst. Boss hatte das Glück ziemlich weit vorne am Bug einen hervorragenden Blick auf das Schauspiel zu haben. Allein die vielen jungen und coolen Leute ringsum hielten ihn davon ab, auf die Reeling zu steigen und laut auszurufen: "Ich bin der König der Welt....".
Auf Robben Island gab es eine Bustour über die erstaunlich große Insel, von der man herrliche Aussichten auf Kapstadt hat und natürlich der Besuch des Gefängnisses. Hier konnten wir einige Augenblicke allein direkt an der Zelle von Madiba verbringen. Es ist für uns unvorstellbar, wie man nach so vielen Jahren unter diesen Bedingungen die Größe des Vergebens behalten kann.



Eines Tages kam Boss mit der Idee eine Autoausstellung um die Ecke aufzusuchen. Madams Begeisterung war nicht sprühend, doch als Boss eröffnete, dass diese in der Nähe von Franschhoek sei, war Madam schon begeisterter. So verbrachten wir einen herrlichen Tag mit einer Fahrt durch die herbstlichen Winelands in die schöne kleine Stadt, welche von Hugenotten gegründet wurde. Die alten Autos haben wir uns auch angeschaut und da diese wirklich herrlich und in bestem Zustand waren, fand das selbst Madam schön.



Natürlich sind wir auch zum Kap der guten Hoffnung gefahren. Wir haben uns einen etwas nebligen Tag ausgesucht und hatten so auf der Fahrt unglaublich eindrucksvolle Ausblicke auf die Küste mit teilweise nebelverhangener See.

Die Zeit in Kapstadt wollten wir zudem nutzen, um für unseren Wohnwagen eine "Mütze" bauen zu lassen. Durch den Klappmechanismus des Daches dringt etwas Wasser und so dachten wir eine regendichte Plane sollte das Problem beheben. Nach einigen Recherchen wird uns ein Firma im Norden Kapstadts empfohlen, die wir aufsuchen und die Plane in Auftrag geben. Insbesondere Boss erhofft sich eine gute Arbeit, da in Südafrika viel gecampt wird und die Firma auf die Herstellung von Zelten spezialisiert ist. Wir lassen den Caravan vor Ort und geben den Herren drei Wochen Zeit. Entgegen unserer Planung empfehlen die "Experten" eine Plane über das ganze Dach. Das so entstehende Problem mit der Verdeckung unserer Solarzellen will man mit durchsichtigem PVC lösen. Nach drei Wochen fahren Madam und Boss wie vereinbart vor, um zu sehen, wie die Arbeiter hektisch anfangen Halteleisten am Wohnwagen zu befestigen. Offensichtlich ist man nicht früher dazu gekommen. Dann werkeln sie mit der Plane herum und die drei Herren haben, auf Leitern stehend, sichtbar Schwierigkeiten, die Plane an den seitlich befindlichen Haken zu befestigen. Wir lehnen diese Arbeitsleistung ab und geben Ihnen drei Tage zur Nachbesserung. Nach den drei Tagen fährt Boss allein zur Werkstatt (Madam hat die Terrasse mit Meerblick vorgezogen). Leider war das Ergebnis der Änderung nur marginal besser. Es passen nun einige der Ösen in die Haken, der Reisverschluss lässt sich nur schwer schließen und die vordere Solarzelle wurde nicht mit dem durchsichtigen PVC "erwischt". Nach langen Telefonaten mit dem Chef und vielem Hin und Her einigen wir uns darauf, dass wir die Plane für die Hälfte des ursprünglichen Preises nehmen. Boss ist echt enttäuscht, da er sich von einer südafrikanischen Firma mehr Fachkenntnis erwartet hätte. Wenn man dann noch bedenkt, dass wir uns vor einiger Zeit eine perfekt passende Regenplane für den Caravan bei aufgeklappten Dach in Deutschland, nur auf Basis einer rudimentären Zeichnung, den Maßen und ein paar Fotos haben bauen lassen, ist das besonders ärgerlich. Mittlerweile mussten wir übrigens feststellen, dass durchsichtiges PVC das Sonnenlicht so effektiv reflektiert, dass bei aufgezogener Plane kein Strom von den Zellen geliefert wird. Kurzum diese Plane ist Pfusch.



Unsere Vermieter in Kapstadt kamen bei unserer Anreise nicht umhin auf Grund unseres für Kapstadt etwas außergewöhnlichen Gefährts, nach unserer Reise zu fragen und waren nach der stichpunktartigen Aufzählung sehr interessiert, mehr zu erfahren. So haben sie uns an einem Sonntag zu sich eingeladen. Gern folgten wir der Einladung und verbrachten einen schönen Nachmittag bei Alice und Gerald. Die beiden sind 1994 nach Südafrika ausgewandert und haben in dieser Zeit, beginnend mit dem Bau und Verkauf von Häusern mittlerweile zwei Appartementhäuser in Camps Bay. Kurzum die beiden sind etabliert. Allerdings haben sie es nicht geschafft, sich ihre unmittelbare Nachbarschaft zu erschließen. So kommt es bei diesem Treffen zu der verwunderlichen Situation, dass Madam und Boss über eine Landkarte gebeugt stehen und einem Paar, dass seit über 20 Jahren in Afrika lebt, Reisetipps in Afrika geben. Die beiden haben sich nämlich kürzlich einen Landrover gekauft und wollen im nächsten Jahr auf Tour gehen. Wir hoffen, dass sie uns darüber berichten. Später erzählten sie noch sehr witzig über die Erlebnisse und Episoden, die sich als Vermieter von Ferienappartements so ergeben. Wir haben uns sehr gut amüsiert. Madam und Boss wissen jetzt jedenfalls ziemlich sicher, wo sie bei ihrem nächsten Kapstadt Aufenthalt wohnen werden.

Nachdem wir uns endgültig von Kapstadt getrennt haben, ging es weiter an der Küste entlang in Richtung Norden. In der kleinen Stadt Strandfontain blieben wir für drei Tage auf einem Campingplatz direkt am Meer. Mittlerweile wird es abends so kalt, dass stets nach Sonnenuntergang ein Feuer brennt.



Wir reisen schließlich nach Namibia ein und fahren ein letztes Mal ans Meer, diesmal in die verschlafene Stadt Lüderitz. Hier finden wir etwas außerhalb am Díaz Point, einen der schönsten Campingplätze unserer Reise. Direkt am Meer mit einem Windschutz, der in ein Schiffswrack integriert wurde und Blick auf den alten Leuchtturm. Der ganze Platz hat durch einige leerstehende Häuser, weitere Schiffswracks und die raue, unwirtliche Küste einen morbiden Charme, der noch durch den Fakt verstärkt wird, dass wir in den drei Tagen die einzigen Gäste sind. Auch gibt es keinen Strom und warmes Wasser nur, wenn vorher der Donkey (namibische Bezeichnung für Boiler) angeheizt wurde. Das Anheizen übernimmt jeden Abend zuverlässig Petrus, der Platzwart.



Lüderitz liegt im sogenannten Sperrgebiet Namibias, ein wüstenähnlicher Abschnitt direkt am atlantischen Ozean, der, wie der Name bereits verrät, nicht betreten oder befahren werden darf. Der Grund sind die Diamanten, die sich möglicherweise noch immer im Sand verstecken. In der Blütezeit des Diamentenrausches wurde unweit von Lüderitz eine Stadt in den Sand gebaut, die den Minenarbeitern allen erdenklichen Komfort bieten sollte. Diese Stadt wurde in den 1960er Jahren aufgegeben und kann nun als Geisterstadt besichtigt werden. Madam und Boss sind mit Kameras bewaffnet natürlich dorthin und haben sich von der Schönheit und dem Flair von leerstehenden Häusern, die langsam vom Wind mit Sand gefüllt werden, faszinieren lassen. Da diese Stadt (Kohlmannskuppe) 1904, und somit zu Zeiten, als Namibia deutsche Kolonie war, gegründet wurde, finden sich auch einige Relikte aus dieser Zeit. Z.B gibt es eine, inzwischen wieder restaurierte, Kegelbahn auf der Mann fast noch die feuchtfröhliche "Gemütlichkeit" deutscher Herrenabende spüren kann.  Ansonsten haben es sich die Bewohner seinerzeit an nichts fehlen lassen neben einem Seewasserschwimmbad gab es auch eine Eisfabrik. Wir verbringen vier Stunden mit dem Herumstromern in den alten Gebäuden und machen wirklich viele Fotos.



Offensichtlich bewirkt langes Reisen bei uns, dass die Aufmerksamkeit auf die unterschiedlichsten äußeren Eindrücke verlagert wird. Sind wir beide im "richtigen" Leben nur beiläufige Musikkonsumenten, machten wir in letzter Zeit auf dem Weg in Richtung Norden auch einige eher bizarre Musikerfahrungen. Möglicherweise waren wir auch durch die Nutzung von Internetradio in Kapstadt schon wieder recht verbunden mit der Musikauswahl unseres Lieblingssenders in Berlin und somit "hellhöriger" geworden.
In einem Cafe am Meer mit, sagen wir mal leicht kitschiger maritimer Innendekoration, hörten wir Mitte Mai zur besten Frühstückszeit "Last Christmas" vom Wham. In einem Multifunktionsetablissement in der eher dörflichen Stadt Springbock wurden wir zum Abendessen mit einer Easy Listining Version der Filmmusik aus "Der Pate" beschallt. Unsere Überraschung war perfekt, als wir beim Betreten eines Cafés in Rosh Pinar, einer sehr verschlafenen Minenstadt im Süden Nambias, in nicht unerheblicher Laufstärke den deutsche Schlager "Ein Stern der deinen Namen trägt..." entgegen geworfen bekamen. Wer letzteres Lied singt, wissen wir nicht und trauen uns auch nicht, dies bei Google nachzuschlagen, da wir Angst vor den Auswirkungen zukünftiger Suchergebnisse und Werbungen haben.
Die Krone dieser Art von Ereignissen gab es allerdings auf einer Campsite im Süden Namibias. Wir standen in einem kleinen Tal zwischen zwei Bergen und es war wirklich leise, man hätte buchstäblich die Stecknadel fallen hören, wenn diese beim Aufschlagen auf den Sandboden überhaupt Geräusche machte. Auf der Campsite waren neben uns ein weiteres Paar, Südwester (deutschstämmige Namibier) aus Swakopmund. Madam und Boss sitzen gerade schön gemütlich am Feuer und glotzen in den beeindruckenden Sternenhimmel als unvermittelt ein Männerchor mit einem Lied auf Afrikaans die Stille sehr eindrücklich, durch das vorhandene Echo respektabel verstärkt, unterbricht. Wir sind überrascht, dass sich das Paar aus Swakopmund wie durchschnittliche Jugendliche auf deutschen Zeltplätzen verhält und erst mal laut die Lieblingsmusik ertönen lässt. Das ganze dauert nicht lang und amüsiert uns prächtig. Am nächsten Morgen fragt Boss den Herrn, ob es sich bei den Interpreten der gestrigen Aufführung möglicherweise um den "Männergesangsverein Swakopmund (gegr. 1904)" handelte. Boss kennt sich nämlich in der namibischen Musikszene ziemlich aus! Der Herr bestätigt dies von der Fachkenntnis Boss' beeindruckt und etwas reumütig. Wenig später kommen die beiden "Ruhestörer" auf unsere Campsite und schenken uns die CD und weisen darauf hin, dass wir das Lied "Ou Kalahari" präsentiert bekommen hatten, die beiden kamen gerade aus der Kalahari und dieses Lied musste gespielt werden. Wie auch immer, wir haben jedenfalls jetzt eine CD mit den besten Hits aus Südwest gesungen von einem Laienchor. Diese können wir gern dem oder der Interessierten bei passender Gelegenheit zu Gehör bringen.

Mittlerweile sind wir wieder in Windhoek, dem Startpunkt unserer Reise angekommen. Die letzten beiden Tage nutzen wir für das Sortieren, Säubern und Reparieren unserer Ausrüstung. Auf den Straßen und Pisten Afrikas hat sich doch einiges gelockert und muss mit der einen oder anderen Blindniete fixiert werden. Natürlich treffen wir uns noch einmal mit Karen und Jens (mit den beiden trafen wir uns auch zu Beginn der Reise) zum Abendessen und verbringen einen schönen und interessanten Abend. Die beiden waren in der Zeit unserer Abwesenheit nach fünf Jahren wieder in Deutschland und berichten von ihren Eindrücken.
Die allerletzten Tage mieten wir uns zur finalen Entspannung in einem Hotel in Windhoek ein und faulenzen. So richtig fassen, dass die sechs Monate  jetzt um sind, können wir beide nicht. Wir sind sehr entspannt und freuen uns an den Erlebnissen und Eindrücken.

Am Ende unserer Reise und dieser Email möchten wir uns bedanken. Natürlich bei unseren Familien für ihre Toleranz, unbedingt bei unseren jeweiligen Arbeitgebern für die Möglichkeit eine solche Auszeit zu nehmen und schließlich bei den Lesern unserer Emails, die uns dazu anspornten, die eine oder andere Begebenheit in gewisser Detailtiefe zu berichten.

Wir freuen uns schon auf ein persönliches Wiedersehen
Viele Grüße aus der kleinsten Hauptstadt der Welt von Madam und Boss

Oh! Fast vergessen, ein paar Bilder zum Bericht gibt es hier:
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Madam und Boss Unterwegs (2014/15)

"Bacon and Eggs - A day's work for a chicken; A lifetime commitment for a pig." (Anon)
"I will go anywhere, provided it be forward" (David Livingston)
Letzte Änderung: 30 Mai 2016 07:59 von carl.
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