THEMA: Die Eulenmuckels auf Safari: Flüsse, Tiere, Wüsten
08 Dez 2015 21:28 #410183
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Wir kamen langsam, aber gut voran und näherten uns schon dem Sambesi, als unsere Freude jäh gebremst wurde. Über den Hauptkanal des Sambesi war bereits eine neue Brücke gebaut worden, diese war jedoch zurzeit wegen Bauarbeiten gesperrt. Eine Schranke mit Stoppschild hinderte uns an der Weiterfahrt.



Der Arbeiter an der Schranke sprach nicht besonders gut Englisch und sagte etwas von Öffnung und 18 Stunden („eighteen hours“). Mehrere Rückfragen ergaben, dass die Brücke erst morgen um sieben Uhr wieder geöffnet würde. Wir waren frustriert. Auch wenn wir vor dem Urlaub keine definitive Aussage über die Fertigstellung der neuen Straße erhalten hatten, waren wir doch davon ausgegangen, mehr oder weniger zügig nach Kalabo fahren zu können. Es gab noch eine Fähre, die jedoch nicht in Betrieb war. Alle Versuche, mehr zu erfahren, führten zu keinem Ergebnis. Der muffelige Mann wiederholte stoisch „eighteen hours“ und blickte danach stur in die entgegengesetzte Richtung, als wären wir gar nicht vorhanden.
Uns wurde klar, dass wir unser angepeiltes Camp in den Liuwa-Plains heute nicht mehr erreichen würden, und es blieb uns nichts anderes übrig, als umzukehren und nach Mongu zurückzufahren, um uns dort eine neue Unterkunft für die Nacht zu suchen.
Wieder ging es die 25 km auf der achterbahnigen Sandpiste zurück, nur kamen wir dieses Mal gar nicht erst bis Mongu. Am Ende der Baustelle war nämlich die Schranke, durch die wir auf dem Hinweg – ohne es zu merken – gefahren waren, geschlossen. Na lustig! Waren wir jetzt hier auf dem Sandweg zwischen den Schranken eingeschlossen? Langsam begann diese Strecke zu nerven. Ruth wird außerdem immer ein wenig unleidlich, wenn sie nicht weiß, wo wir die Nacht verbringen werden.
Nach einiger Zeit kam ein Bauarbeiter, der uns aufklärte. Die Brücke würde nicht in 18 Stunden, sondern um 18 Uhr geöffnet werden. Aha! Das ist ja etwas ganz anderes. Vielleicht hätte man da auch selber drauf kommen können. Aber genutzt hätte uns diese Info auch nicht viel, denn im Dunkeln wären wir ohnehin nicht weitergefahren. Außerdem erklärte er weiter, dass die neue Brücke dreimal täglich für jeweils eine Stunde für den Verkehr freigegeben würde, und zwar um 7, um 12 und um 18 Uhr. Gut, dass wir das noch erfahren hatten. So müssen wir uns morgen sehr beeilen, um zwischen sieben und acht Uhr die Stelle zu passieren. Schrankenwärter Nummer 2 winkte uns nach dieser Erklärung fröhlich zu, öffnete die Barriere, und wir setzten unseren Weg fort.
In Mongu schlug uns unser alter Hupe-Reiseführer das Green View Guesthouse mit einem Campingplatz vor, und die T4A-Karte kannte auch den Wegpunkt. Also auf gings! Navi eingeschaltet, Gehirn abgegeben. Es ging einmal quer durch den Ort, dann bitte links abbiegen!







Die Straße sah klein und verwinkelt aus. Ruth waren die Wellblechhütten nicht ganz geheuer. Also doch lieber weiter. Dann eben die nächste links! Gleiches Bild, gleiche Entscheidung: wieder weiter! Es half nichts. Wollten wir nicht zwischen den Hütten oder auf dem Markt übernachten, mussten wir uns wohl auf das Navi verlassen. Die Fahrspur war sandig, aber zunächst noch breit, sah zu Beginn sogar noch ein wenig befahren aus. An fußballspielenden Kindern und einigen Männern, die ihr Vieh nach Hause trieben, ging es vorbei.







Alle machten uns bereitwillig Platz. Bald wurde die Spur jedoch recht schmal und steil, sah nicht mehr wirklich befahren aus (der Rinderkarren war gut 50m vorher in einen Hof abgebogen) und wurde auf der einen Seite von dornigen Büschen gesäumt, während auf der rechten Seite immer wieder kleinere Stücke aus dem Hang gebrochen waren. Also ging es entlang der Abbruchkante, denn ein Zurück gab es nun auch nicht mehr, höchstens im Rückwärtsgang. Wir fuhren immer weiter, und das auch, als ein Sandhügel den Weg versperrte. Unser Auto meisterte das Hindernis mit Bravour, und plötzlich standen wir im Garten einer Familie, die gerade im Kreis um ein großes Feuer saß. OK. Hier endete der Weg wohl. Da sollten wir nun vielleicht doch einmal aussteigen. Wir wurden etwas überrascht, aber keinesfalls unfreundlich angeschaut. Eine Frau sprach ein wenig Englisch, und wir erklärten, dass wir eigentlich zum Green View Guesthouse wollten. Das wäre tatsächlich direkt hinter der Dornenhecke, wir sollten nur weiterfahren. Wie das? Wir kamen mit unserem Auto weder unter den tiefhängenden Ästen der Bäume hindurch, noch konnten wir einfach wie mit einem Panzer durch das Dornendickicht rollen. Wir bedankten uns für die Auskunft, entschuldigten uns noch einmal für die Störung und entschwanden lieber wieder über den Sandhügel, denselben Weg, den wir gekommen waren.
Zurück in der Stadt hatten wir irgendwie gar keine Lust mehr auf Camping im Green View.





Eine Alternative war der Campingplatz der Mutoya Mission, die auch wirklich zu finden war. Dort gab es einen schönen Stellplatz in einem großen Garten mit Strom und warmem Wasser.



Die letzten 50 Meter zum Stellplatz führten über einen tiefsandigen Pfad sehr steil nach unten. Dort angekommen, fragte uns der Camp-Attendant, ob wir ein Allradfahrzeug hätten. Na, diese Frage kam auch reichlich früh! Hätten wir nicht, würde er vielleicht schon jetzt die umfangreiche Bergungsaktion in die Wege leiten. Wir sind schon gespannt, wie viele Anläufe wir morgen früh benötigen werden, um den Abhang wieder zu erklimmen.



Wir erkundeten ein wenig den hübsch angelegten Garten mit seinen blühenden Pflanzen und Bäumen und freuten uns über einige Nektarvögel, die jedoch reichlich unkooperativ beim Fotoshooting waren.





Nach einer sehr erholsamen warmen Dusche wollten wir heute nicht mehr kochen. Daher gab es zum Abendessen lediglich einen Avocado-Salat mit Thunfisch und Mais.
Wieder mal ist es sehr spannend, in Afrika unterwegs zu sein. Nicht immer läuft alles nach Plan.

Tageskilometer: 312
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12 Dez 2015 11:08 #410716
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Tag 9. Samstag, 4. Juli 2015 – Endlich in Liuwa

Mutoya Mission, Mongu – Katoyana Camp, Liuwa Plains

Dieser Tag begann besonders früh. Bereits um halb sechs ging der Wecker. Es war noch stockdunkel, als wir aus dem Auto stiegen. Zum Glück war es nicht kalt. Wir erledigten eine kurze Morgentoilette und packten die letzten Sachen ins Auto. Dann starteten wir den Motor, damit dieser ein wenig warmlaufen konnte, bevor wir ihm hohe Drehzahlen abverlangen mussten. Diese Leute haben wir ja immer besonders gerne, die zu nachtschlafender Zeit ewig Motorenlärm verursachen, bevor sie endlich davonfahren. Aber außer uns war ja niemand auf der Campsite. Dann ließen wir noch Luft aus den Reifen, wendeten den Wagen und versuchten, die sandige Steigung zu erlimmen. Es klappte beim ersten Anlauf. Froh, die erste Hürde des Tages gemeistert zu haben, pumpten wir oben angekommen wieder Druck in die Räder.



Dann gaben wir das ausgefüllte Feedback-Formular, welches durchaus positiv ausfiel, am Tor ab und verließen die Mission.
Durch das morgendliche Mongu fuhren wir den inzwischen bekannten Weg Richtung Kalabo. Doch weit kamen wir nicht. Bereits an der Einfahrt zur Baustelle versperrte uns heute schon die erste Schranke wieder den Weg. Die Strecke werde heute erst um 7.30 Uhr geöffnet, teilte uns Schrankenwächter Nr. 3 mit einem strahlenden Lächeln mit. Praktisch auch, dass immer andere Menschen an den Schranken vorzufinden waren, so dass man sich nicht auf eine Aussage vom Vortag berufen konnte. Ruths Miene wurde trotz der netten Begrüßung einige Grade frostiger. Wir erwiderten, dass die Schranke vor der Brücke nur von sieben bis acht Uhr geöffnet werde. Das sei unmöglich zu schaffen, weil wir ja noch 25 Kilometer Baustellenstraße zu fahren hatten. Nein, die Brücke werde dann auch von 7.30 bis 8.30 Uhr offen sein. Aha! Wie praktisch! Neuer Mensch, neue Regeln, neue Zeiten. War diesem Spielchen zu trauen, oder hatten wir bereits wieder verloren? Auf jeden Fall räumten wir dieses Mal nicht das Feld und blieben einfach stur vor der Schranke stehen. Und da standen wir schlecht. Zumindest für alle anderen. Und wir verstanden auch nicht, warum wir zur Seite fahren sollten. So nach und nach sammelten sich die Baustellenfahrzeuge hinter uns. Das war schon doof! Nach kurzer Beratung mit zwei Kollegen erklärte uns der Schrankenwärter, dass wir nun doch schon früher fahren könnten und ließ uns passieren. Er bat uns jedoch, sehr langsam zu fahren, damit wir nicht zu früh an der Brücke ankämen. Er wollte keinen Ärger bekommen.
Wir ließen uns tatsächlich Zeit und blieben bei vielen Wasservögeln stehen und beobachteten sie in der frühen Morgensonne.

Seidenreiher im Brutkleid (Danke, lieber Matthias!)



Kapstelze



Graufischer



Schwarzkehlchen



Kupferschwanz-Kuckuck?



Kurz vor acht standen wir pünktlich, zu welcher Zeit auch immer die Brücke geöffnet sein sollte – von 7 bis 8 Uhr (2. Wächter) oder von 7.30 bis 8.30 Uhr (3. Wächter) – an der Schranke, die natürlich geschlossen war. Nach Kalabo wollten wir also, soso! Schrankenwächter Nr. 4 war nicht überrascht, teilte uns in gutem Englisch aber bedauernd mit, dass die Brücke bereits wieder gesperrt sei. Schließlich wäre sie heute ja schon von 7 bis 7.30 Uhr geöffnet gewesen. Ruth schnappte hörbar nach Luft, fauchte etwas von Sambia habe sie das letzte Mal gesehen, wenn das nun das Ende des Liedes sei, während Uwe versuchte, ruhig zu bleiben. Außer uns hatten hier auch nur wenige etwas zu verlieren, denn außer uns war es allen völlig egal, ob wir gestern, heute, morgen oder überhaupt jemals in die Liuwa-Plains kämen oder nicht. Hier war also Diplomatie, weniger Herumpamperei angesagt. Nun war also Uwe gefragt. Er erklärte, dass wir bereits zum zweiten Male hier wären und dass wir uns genau an alle Vorgaben und Regeln gehalten hatten. Uns fällt immer wieder auf, wie schön deutsch wir uns doch verhalten. Diese Argumentation beeindruckte daher auch nur wenig. Durch die widersprüchlichen Aussagen sei es uns offensichtlich unmöglich, ein Zeitfenster abzupassen, in dem wir die Brücke passieren könnten. Zum Glück verstand der heutige Schrankenwärter etwas besser Englisch, und Uwe erklärte ihm noch einmal, dass bei diesen Öffnungszeiten – erste Schranke öffnet um 7.30 Uhr, zweite Schranke schließt zur selben Zeit – niemals irgendjemand in der Lage sein werde, von Mongu nach Kalabo zu gelangen. Die Antwort kam nach kurzem Überlegen und lautete: Stimmt! Da habe er Recht! Und dann? Passierte nichts. Uwe versuchte es erneut mit: Wir hätten uns an die Vorgabe gehalten, es sei nun kurz vor 8 Uhr, und wenn wir noch länger quatschen würden, wäre es wirklich schon wieder zu spät, und daher sollte man uns am besten gleich weiterfahren lassen.
Also wurden auch hier zwei Kollegen zur Beratung herbeigerufen. Erstaunlicherweise stießen wir völlig unerwartet doch noch auf Verständnis, die Schranke wurde geöffnet, und wir durften ausnahmsweise fahren. Tatatataaaaa! So gelangten wir tatsächlich ans andere Ufer des Sambesi. Nur am Rande sei erwähnt, dass keine Baustellenfahrzeuge auf der Brücke standen, dort nicht gearbeitet wurde, beide Fahrbahnseiten komplett fertig gestellt waren, sich keine Menschen auf der Brücke befanden und sich auch sonst kein vernünftiger Grund erkennen ließ, warum die Brücke überhaupt gesperrt war, außer dem, dass man es ganz einfach tun konnte.



Kleine Streifenschwalbe

Letzte Änderung: 13 Dez 2015 22:13 von Eulenmuckel.
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12 Dez 2015 11:10 #410717
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Nur wenige Kilometer weiter stießen wir auf die Teerstraße nach Kalabo, das wir nach einer guten halben Stunde erreichten. Am Ende der Hauptstraße vor dem Luanginga River befand sich das Wildlife-Office. Miss Charity wurde herbeitelefoniert und erschien auch schon vierzig Minuten später auf ihrem Quadbike. Wir buchten drei Nächte im Park und bezahlten dafür 375 US-Dollar. Als wir den Papierkram beendet hatten, wartete am Fluss auch schon die Ponton-Fähre auf uns. Für 40 Kwacha zog der Fährmann uns und das Auto per Muskelkraft an einem Seil auf die andere Seite.



Wir ließen noch Luft aus den Reifen und begaben uns auf die letzte Etappe zu den Liuwa Plains. Die Strecke war sehr tiefsandig und oft nicht ausgeschildert. Auch wenn die Entfernungen nicht sehr groß sind, war es für uns schwierig, die richtige Route zu finden. Dank GPS und einer kleinen Karte des Parks fanden wir uns einigermaßen zurecht, zumal die Spur zunächst noch gut zu erkennen war.



Wir passierten das Kwale-Camp und fuhren weiter Richtung Norden. Zunächst sahen wir keine Tiere, dann kamen wir an eine kleine Wasserstelle, an der ein Paar Klunkerkraniche standen. Wir hielten an einem einzelnen Sausage-Tree und machten Pause und Picknick. Während der Fahrt hatten wir nur ein paar Kekse gegessen. Nun gab es den Rest Avocado-Salat und Brote.



Die Weiterfahrt war anstrengend. Nun war zwar der Weg ausgeschildert, aber kaum noch befahren und daher teilweise nur schwer zu finden.



Wir mussten nicht nur auf den Fahrbahn-Untergrund achten, sondern in Wäldern auch auf die tiefhängenden Äste aufpassen. Durch die große Kiste auf dem Dach war der Wagen dieses Jahr deutlich höher. Manchmal war es ziemlich knapp.
Auf der Suche nach einem Abzweig gelangten wir in die Nähe eines Dorfes. Kinder kamen auf unser Auto zugerannt und schrieen nach Sweeties. Das schreckte uns ein wenig ab, allerdings waren wir nach langer Zeit wohl auch die erste Abwechslung in der Gegend. Uns begegnete kein einziges anderes Auto.
Auf den Ebenen der Liuwa Plains sahen wir Zebras, einzelne Gnus und ein für uns gänzlich neues Oribi.



An einer weiteren Wasserstelle standen weit entfernt ca. 100 Kronenkraniche.





Gabelracke



In der T4A-Karte breit als Maintrack eingezeichnete Wege endeten plötzlich in hohem Grasmeer, vor einem Dornengebüsch, waren einfach gar nicht mehr vorhanden oder höchstens noch als einspuriger Trampelpfad erkennbar. Und da wir keine Lust mehr hatten, uns weiter durch den Tiefsand zu quälen, steuerten wir schon früh am Nachmittag das Katoyana-Camp an. Dort wurden wir von den beiden Camp-Attendants, die direkt herbeigeeilt kamen, sehr freundlich begrüßt. Agrey und Nyambe waren wahnsinnig sympathisch und lustig und verbreiteten mit ihrer guten Laune eine tolle Stimmung. Wir fühlten uns sofort willkommen. Nyambe erklärte uns, sein Name bedeutete „Gott“. Wir seien hier also mit Gott, uns könne nichts passieren. Das glaubten wir den beiden aufs Wort. Woher wir kämen? Deutschland. Aha! Es seien fast nur Deutsche hier, und wir sollten uns einmal umhören, ob unsere Nachbarn zu Hause nicht auch schon bei ihnen gewesen waren. Denn sie hätten schon so viele deutsche Hände geschüttelt. Als wir uns in das Gästebuch eintrugen, konnten wir davon allerdings nur wenig erkennen. Wir stellten fest, dass wir die ersten Besucher im Camp seit ca. einem Jahr waren. In 2014 waren nur 10 Gruppen hier gewesen.



Sehr bemerkenswert war, mit welch Herzlichkeit und Interesse wir empfangen wurden. Wir bauten unser Lager auf und bekamen ein riesiges Bündel Feuerholz gebracht, das Agrey auch noch perfekt aufschichtete.





Die beiden machen ihren Job bereits seit 10 Jahren gemeinsam. Wir unterhielten uns sehr nett. Agrey hat 10 Kinder und unzählige Enkel und kommt aus einem sechs Kilometer entfernten Dorf. Er fragte uns nach verschiedenen deutschen Vokabeln und erzählte, dass es in Sambia über siebzig verschiedene Stämme und unterschiedlichen Sprachen gebe. In der Schule lernt jedes Kind seine Stammessprache und Englisch.
Um eine Frau zu heiraten, muss ein Mann etwa vier Kühe bezahlen. Wenn die Frau schon verheiratet war, nur eine oder zwei Kühe.
Der Abend war sehr friedlich. Wir grillten Boerewors, machten Folienkartoffeln und Salat. Ruth leuchtete über die Campsite und entdeckte im Dunkeln unzählige Spinnen, deren Augen das Taschenlampenlicht reflektierten.





Eine einzelne Fledermaus drehte ihre Runden über unsere Köpfe. Von Ferne hörten wir ein paar Hyänen rufen. Ein anstrengender und langer Tag ging mit Boerewors, Kartoffeln und Salat zu Ende.



Tageskilometer: 132
Letzte Änderung: 12 Dez 2015 11:11 von Eulenmuckel.
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14 Dez 2015 23:19 #411078
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Tag 10. Sonntag, 5. Juli 2015 – Viel Nix

Katoyana Camp, Liuwa Plains

Unsere Erwartungen hinsichtlich Tiersichtungen im Liuwa Plains Nationalpark waren recht niedrig. Zwar sind die Plains bekannt für die zweitgrößte Gnuwanderung nach der Mara, allerdings nicht zu dieser Jahreszeit. Daher schliefen wir aus, standen erst spät auf und frühstückten gemütlich. Es war sogar Zeit, den Kelly-Wasserkocher anzufeuern und gleich zwei Tassen Kaffee vor der Morgenpirsch zu trinken. Uwe war begeistert.
Nyambe schaute kurz vorbei und schlug uns eine Strecke für den heutigen Gamedrive vor. Mit etwas Glück könnten wir Hyänen entdecken. Die Liuwa Plains sind nämlich auch dafür berühmt, dass die Hyänen dort tagsüber in matschigen Tümpeln baden.



Mit einem Stöckchen zeichnete Nyambe daher einen einfachen Plan in den Sand. Um es vorwegzunehmen: Wir haben keine Ahnung, ob es an dieser Zeichnung, an unser Fähigkeit, Skizzen zu lesen oder ganz einfach daran lag, dass sich die Hyänen in der Trockenheit ebenso wie der Rest der Tiere verabschiedet hatten – wir fanden zwar feuchte Tümpel, aber kein Tüpfeltier.
Gegen neun Uhr brachen wir zur besten Gamedrive-Zeit zu einer ausgedehnten Erkundungstour auf. Zunächst fuhren wir ein Stück nach Norden und erreichten damit den nördlichsten Punkt unserer Reise. Zu sehen gab es viel Nix mit hohem Gras,



viel Nix ohne hohes Gras,



viel Nix mit Sand dazwischen,



und ganz, ganz viel Nix rundherum ohne alles



und als Krönung: Nix mit Sandhose.



Das war schon toll!
Dann ging es nach Südwesten. Wir kamen an einigen natürlichen Wasserlöchern vorbei, an denen ein paar Wasservögel zu entdecken waren: Stelzenläufer, Eisvögel, Waffenkiebitze und Kronenkraniche konnten wir bestimmen.



Das Gnu



Am Matamanene-Camp fuhren wir vorbei nach Südosten. Das Camp scheint Fly-In-Touristen vorbehalten zu sein. Wir sahen jedoch niemanden. Man könnte auch nicht behaupten, dass es viel zu verpassen gäbe: Die endlosen Weiten der Liuwa Plains bestanden aus unterschiedlich langem Gras und einigen lila oder weißen Blümchen. Die trockenen Abschnitte erinnerten uns an die Zentralkalahari, die grüneren Gebiete um die wenigen Wassertümpel eher an den Moremi. Insgesamt waren aber nur sehr wenige Tiere zu finden, und wir hatten den Eindruck, dass sie sehr scheu waren. Das einzelne Gnu begann zum Beispiel plötzlich wie irre zu galoppieren. Lediglich eine Familie Zebramangusten konnten wir in großer Entfernung beobachten.
Außerdem waren auch heute die Wege nur schwer auszumachen. Da diese ja kaum befahren werden, sind sie stark zugewachsen. So fanden wir die Fahrspuren zwischen hohem Gras oder auch bei weniger Vegetation nur schwer. Manche in den Tracks4Africa-Karten verzeichneten Wege gab es überhaupt nicht mehr, andere (nicht verzeichnete) dafür schon.
Unser Plan, westlich auf einen Weg abzubiegen, der uns wieder in Richtung Camp führen sollte, scheiterte daran, dass es keinen mehr gab. So kehrten wir irgendwann notgedrungen um und fuhren auf derselben Strecke zum Matamanene-Camp zurück. Dort war es wieder kompliziert, den richtigen Pfad nach Osten zu finden. Etwas entnervt erreichten am frühen Nachmittag unser Camp.



Die beiden Attendants hatten inzwischen Wasser in das Reservoir gepumpt, so dass wir duschen konnten. Es war zwar kalt, aber sehr erfrischend.
Neben unserer Campsite wurde gerade ein neues Schattendach errichtet. Das geschäftige Treiben störte uns allerdings überhaupt nicht. Es war erstaunlich zu beobachten, wie schnell die Arbeiter mit einem einfachen Spaten tiefe Löcher für die Holzpfähle in den Boden gruben. Nyambe und Agrey kamen immer mal wieder zu einem kleinen Plausch vorbei, verbreiteten gute Laune und waren auch sonst sehr aufmerksam. Sobald einer von uns durch die Toilettenspülung zwei Liter Wasser verbraucht hatte, wurde der Tank sofort mithilfe der Stepper-Pumpe wieder aufgefüllt. Hier wurden die Aufgaben sehr ernst genommen.





Den späten Nachmittag und Abend verbrachten wir in aller Ruhe. Wieder erhielten wir eine riesige Ladung Feuerholz, das bereits anzündfertig aufgeschichtet wurde. Wir grillten das letzte Stück Wildfleisch und machten Karotten- und Blumenkohl-Gemüse in Alufolie. Außerdem gab es Grillbrote mit Knoblauchbutter. Es schmeckte fantastisch. Dazu brannte das Feuer, und unzählige Sterne erschienen am Nachthimmel. So stellen wir uns den perfekten Abend in Afrika vor.



Trotzdem entschieden wir, die dritte Nacht im Park, im Kwale-Camp, zu canceln und bereits morgen die Liuwa Plains wieder zu verlassen. Nicht, dass uns der Park nicht gefallen hätte, aber das Verhältnis zwischen Aufwand (viele tiefsandige Strecken) und „Nutzen“ (so gut wie keine Tiersichtungen) passte für uns nicht. Natürlich war uns schon vorher bewusst gewesen, dass die Anfahrt und auch die Wege im Park nicht die einfachsten sein würden, aber ein bisschen mehr Fauna hätten wir uns doch gewünscht.
Dennoch hat sich der Besuch hier für uns gelohnt. Das lag ausschließlich und ganz besonders an der Freundlichkeit der Menschen, besonders hier im Katoyana-Camp. Agrey und Nyambe waren zwei wirklich fantastische Gastgeber.
Morgen wollen wir früh aufbrechen und versuchen, aus dem Park, über die kleine Ponton-Fähre nach Kalabo und über die Teerstraße zur neuen Sambesi-Brücke zu gelangen, um dort zwischen 12 und 13 Uhr mittags die Schranke passieren zu dürfen und dann über Mongu nach Süden bis zu den Ngonye-Falls zu gelangen. Wir sind gespannt.

Tageskilometer: 57
Letzte Änderung: 14 Dez 2015 23:21 von Eulenmuckel.
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20 Dez 2015 20:43 #411897
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Tag 11. Montag, 6. Juli 2015 – Zurück durch die Floodplains

Katoyana Camp, Liuwa Plains – Ngonye Falls

In der Nacht wachten wir mehrfach vom Ruf der Hyänen auf. Es gibt sie also doch irgendwo. Dazwischen mischten sich das markante Flöten der Nachtschwalben und das Trillern einer kleinen African Scops Owl.
Der Wecker ging schon früh um sechs, als es noch dunkel war. Da wir abends schon fast alles zusammengepackt hatten, brauchten wir nicht lange, um den Bushcamper einzuklappen und abfahrbereit zu machen. Dann verabschiedeten wir uns von Nyambe und Agrey. Die beiden hatten uns den Aufenthalt so nett gestaltet, dass wir richtig traurig waren, sie nun zu verlassen.
Wir versuchten, auf kürzestem Weg nach Süden und zurück nach Kalabo zu gelangen. Nicht immer nahmen wir dafür den gleichen Weg, den wir auf dem Hinweg gekommen waren. Auch heute war es wieder schwer, sich auf den kaum befahrenen Pfaden zurechtzufinden, und wir landeten einige Male in einer Sackgasse.



Wir winkten dem Gnu – es hatte heute sogar ein paar Freunde dabei – und sahen einzelne Oribis, Kronen- und Klunkerkraniche. Ein Sekretär stolzierte durch das hohe Gras, und einige Frankoline flitzten vor uns aufgescheucht aus der Spur. Einmal kreuzte eine Familie Meerkatzen unseren Weg und turnte danach in den Bäumen neben der Pad.

Sekretär



Kronenkranich (Dies ist eines unserer Lieblingsbilder.)



Rotkehlfrankolin



Das letzte Wegstück führte parallel zum Fluss vorbei an einem Dorf durch endlosen Tiefsand.



Auch wenn wir schon nicht mehr glaubten noch anzukommen, erreichten wir schließlich die Fähre über den Luanginga. Während wir darauf warteten, dass der Fährmann zu uns übersetzte, pumpten wir Luft in die Reifen.



Bei der Rückfahrt half Uwe mit, die Fähre am Seil über den Fluss zu ziehen. Das war ganz schön anstrengend, aber Abkühlung verschaffte seine nasse Hose, denn das Wasser lief am Tau hinab und spritzte in alle Richtungen.
Von Kalabo ging es zunächst auf Teerstraße und dann auf der Baustellenpiste wieder zur Sambesibrücke. Wir waren schon kurz vor elf Uhr dort, und die Schranke war wie erwartet geschlossen.



Der Schrankenmeister war heute ein wichtiger Mann in Uniform. Er wies Uwe darauf hin, dass die Brücke erst wieder um 12 Uhr befahren werden dürfte. Uwe erwiderte, dass das ja ganz prima wäre und alles in Ordnung sei, wenn er das denn auch tatsächlich um 12 Uhr machen dürfte. Aber der Schrankenwärter hatte Entscheidungsbefugnis. Er meinte, dass er uns vielleicht ganz evtl. auch schon vorher dazwischen quetschen könnte, so dass wir etwas früher passieren könnten. Wo eigentlich genau zwischenquetschen? Es war kein fließender Verkehr auf der Brücke auszumachen, obwohl heute zumindest an dem Abschnitt gearbeitet wurde und ein paar LKWs herumstanden. Eine gute Zeit wäre vielleicht ja schon um 11.45 Uhr, schlug uns der Uniformierte aufmunternd vor, aber Uwe erklärte, dass wir ganz zufrieden seien, wenn wir wie geplant unseren Weg um 12 Uhr fortsetzen könnten.
Also parkten wir unser Auto am Straßenrand und sahen uns ein wenig bei den kleinen Verkaufsständen um, die hier aufgebaut waren. Neben Getränken gab es ein paar einfache Süßigkeiten im Angebot. Bei einem Mädchen kaufte Ruth einen gebackenen Krapfen. Der Teigballen war zwar kalt, wurde aber dennoch liebevoll in ein Stück Zeitungspapier gewickelt, nachdem man die Hunde verscheucht hatte, die auf der Zeitung gelegen hatten. Unter erwartungsvollen Blicken der Umherstehenden biss Ruth tapfer in das fettige, nun auch noch durch Druckerschwärze eingefärbte Gebäck, das nach nicht allzu viel schmeckte.













Ruth hatte die Kamera dabei und fragte, ob sie Fotos machen dürfe. So verging die Zeit wie im Fluge, und als uns der Schrankenwärter schließlich die Durchfahrt gestattete, verabschiedete sie sich noch schnell von den neuen sambischen Bekanntschaften, und los ging es. Das war ja heute wirklich einfach.



Letzte Änderung: 20 Dez 2015 20:46 von Eulenmuckel.
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20 Dez 2015 20:47 #411899
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Auf der Strecke bis Mongu fuhren wir sehr langsam an den Lagunen vorbei und versuchten, noch ein paar Wasservögel zu entdecken. Wenn der Brückenbau erst einmal fertiggestellt ist, wird man wohl nicht mehr die Gelegenheit haben, der artenreichen Vogelwelt so nah zu kommen.

Weibliches Schwarzkehlchen



Schwarzkopfreiher



Malachiteisvogel



Graufischer



Als wir einmal am Straßenrand standen, kam von hinten jemand angelaufen. Uwe sah ihn im Rückspiegel, hörte ein Rasseln und sagte nur: „Da kommt jemand.“ Schon stand eine merkwürdige Gestalt neben dem Autofenster. Der Mann hatte eine Wollmaske wie einen zu langen Rollkragenpullover über das Gesicht gezogen, eine Holzmaske oben auf den Kopf geschoben, eine Art Schellenkranz an den Beinen und ein kleines Hackebeil in den Händen. Durch die Maschen seiner Vermummung hindurch schrie er uns etwas zu, fuchtelte mit seinem Beil und beugte sich zu uns ans Auto. Wir verstanden kein Wort und waren mit der Situation ziemlich überfordert. Uwe fragte ihn, was er wolle. Der Vermummte antwortete zwar irgendwas, vermutlich auf Englisch, aber wir verstanden wieder nichts. Er wiederholte seine Aufforderung oder sein Anliegen mehrere Male, aber durch das Wollnetz hindurch konnten und wollten wir auch nicht mit ihm kommunizieren. Selbst Ruth war sprachlos und starrte die unheimliche Erscheinung einfach nur an. So kamen wir auf keinen gemeinsamen Nenner, Uwe sagte noch schnell „Have a nice Day!“, und dann fuhren wir schleunigst davon. Du liebe Güte, was war denn das für eine Begegnung? Was auch immer der eigenartige Vermummte von uns gewollt haben mochte, er muss dringend etwas an seinem Konzept ändern, denn so wird das wohl nicht funktionieren. ;-)
In Mongu nahmen wir die Hauptstraße nach Süden über Senanga. Entlang des Weges gab es viel zu entdecken und zu bestaunen. Frauen und Männer strebten mit enormen Gepäckbündeln auf dem Kopf beladen mit unterschiedlichen Waren Richtung Markt, um diese zu verkaufen. Kinder benutzten Betonrinnen als Rutschen, und vollbepackte Autos hielten am Straßenrand, um noch weitere Gäste und Gepäck einzuladen. Wir genossen es sehr, die kleinen Straßenszenen im Vorbeifahren aufzuschnappen.













Überall hing frisch gewaschene Wäsche in allen Farben leuchtend auf Leinen und Zäunen.



Irgendwann war uns die Fahrerei zu viel, und wir machten am Straßenrand eine kleine Pause. Wir aßen Brote mit Kräuterkäse und Möhren. Anschließend fühlten wir uns schon viel besser. Auf dem restlichen Wegstück bis zur Motorfähre über den Sambesi brannten einige Feuer direkt neben der Straße. Drongos und Tokos flogen kreuz und quer zwischen den Flammen, um die vom Feuer aufgescheuchten Insekten zu fangen.
Die Fähre war bereits auf dem Weg zu unserer Seite, als wir ankamen.



Mit uns fuhren noch zwei weitere Autos und ein paar Fußgänger auf die andere Seite. Drei kleine Jungs stellten sich ganz nah zu uns und strahlten uns an. Sie kamen immer ein wenig näher gerutscht und berührten uns schließlich „heimlich“ am Arm.
Nur noch wenige Kilometer fuhren wir bis zu den Ngonye Falls und bekamen dort ganz in der Nähe einen Campingplatz. Dieser hatte leider keinen Blick auf die Fälle, aber man konnte das Wasser ordentlich rauschen hören. Unter einem Eimer duschten wir mit kaltem Wasser und machten zum Abendessen Wurstsalat.



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