MEIN FAZIT
Zuerst natürlich den ganz großen Dank an meine beiden Mitreisenden Renate und Irmela, die meine Idee einer Selbstfahrertour erst haben wahr werden lassen
. Alleine wäre ich das nämlich nicht angegangen – ohne Begleitung reisen ist für mich nur bei Kurztrips ein Genuss – ansonsten teile ich die Freude über Erlebnisse gerne mit Gleichgesinnten.
In der
Vorbereitung haben sie mir ziemlich freie Hand gelassen – der Kostenrahmen wurde großzügig erweitert um alle gewünschten Ziele und Unternehmungen darin unterzubringen und der Wunsch nach einer Verlängerung von den ursprünglich geplanten 2,5 auf starke 3 Wochen kam sogar von ihnen. Vor Ort waren sie ständig voller Begeisterung und völlig unkompliziert im Umgang mit Afrika (ausgenommen sind dabei afrikanischen Spinnen
...).
Wir hatten viel Spaß - und knifflige Situationen haben wir locker zusammen gemeistert - das hat einfach super gepasst. Eine gewisse Verantwortung als „Schuldige“ an der Reise habe ich natürlich schon in mir gespürt und bin dadurch vielleicht auch zu sehr in meiner Reiseleiterrolle verhaftet geblieben, vor allem was die Einhaltung von Terminen betraf. Auf der anderen Seite war ja aber auch für mich vieles neu, vor allem die Fahrerei, so dass sich die Rollen bzw. die Kompetenzen zum Teil verlagert haben. Ansprüche von Seiten meiner beiden Kolleginnen habe ich auf jeden Fall nie gespürt – habe aber keine Ahnung, ob unterschwellig welche da waren....
Um euch aber zu beruhigen
: wir haben uns nicht rund um die Uhr nur angesülzt
. Es gab durchaus auch ein paar wenige Momente, wo wir uns nicht händchenhaltend in den Sitzkreis begaben, um pädagogisch wertvoll unsere Probleme miteinander zu besprechen
, sondern uns kurz und knackig angepfiffen haben, wenn sich spontan unterschiedliche Ansichten aus einer Situation heraus ergeben hatten
. Wie Ihr aber vielleicht mitbekommen habt reden wir seit der Reise eher mehr als weniger denn je miteinander – also alles gut!
Zumindest aus meiner Sicht - ich hoffe einfach mal, dass sie ihren Entschluss, mich nach Namibia zu begleiten, nicht bereut haben
.
Reiseberichtschreiben:
Hat wie immer viel Spaß gemacht mit Euch
und ist für mich die beste Art und Weise eine Reise nachzubereiten und noch einmal zu genießen. Das Fotosichten und Bearbeiten war dieses Mal etwas anstrengend, da ich in RAW und JPEG fotografiert habe und mich erst mal einarbeiten musste - wobei ich für die Konvertierung und Bearbeitung nur die von Canon mitgelieferte Software nutze, ein teures Bildbearbeitungsprogramm wäre rausgeschmissenes Geld, weil ich viel zu ungeduldig für so etwas bin
.
Die Tatsache dass Renate sich am Bericht beteiligte
ergab einen erhöhten Spaßfaktor für mich (keine Ahnung allerdings worüber wir uns in nächster Zeit kabbeln sollen
...)!
Condor:
Alles okay – vor allem die Trinkwasserversorgung war sehr gut – und die Toiletten wurden immer wieder gereinigt, das fand ich auch sehr positiv. Wenn einem das wichtig ist (mir nicht), dann ist es wirklich nicht okay, dass auf Hin- und Rückflug der kostenlose Film der selbe war.
Europcar:
Ich war positiv überrascht – alles hat super geklappt, auch der Autotausch. Flughafen als Übergabestation fand ich sehr angenehm. Übrigens: wir hatten vor Ort einen dritten Fahrer eintragen lassen, das kostet laut Nature Trekking zusätzlich – schlussendlich kam aber ein paar Tage nach unserer Rückkehr eine Mail mit einer Rechnung über 0,00 Euro. Keine Ahnung, ob da etwas vergessen wurde oder ob das eine Kompensation für den einen Tag ohne Fahrzeug war...
Nature Trekking:
Auch hier hat alles reibungslos geklappt, Angebot, Buchung, kostenloses Leih-Navi mit einprogrammierter Route, kostenloses Leih-Handy mit MTC-Karte, Kontakt bei Problemen – und natürlich der Preis - alles bestens.
Wetter:
Hat uns leider ab und zu ein bisschen geärgert – aber da Jammern in diesem Falle zwecklos ist haben wir versucht das Beste daraus zu machen oder still vor uns hin zu leiden. Auf den Vertragsentwurf für meinen Job als Regenmacherin warte ich übrigens immer noch....
Straßenzustand:
Ich hatte mir nach unserer Reise 2011 ja die Frage gestellt, wie es sich wohl anfühlt auf frisch geschobenen Pads zu fahren. Tja, diese Frage muss weiterhin offen bleiben
– wir hatten großteils richtig üble Pisten
.
Route:
3 Wochen Urlaub – so lange habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr die Verantwortung für „Haus und Hof“ auf andere abgewälzt – und das ging auch nur dank meiner Schwester und meiner Söhne (wobei es meine Schwester auch alleine gepackt hätte....vielleicht wäre es sogar einfacher gewesen
). Mit diesen 21 Übernachtungen vor Ort war die Strecke von der Entfernung her gut zu fahren, allerdings hätten wir vermutlich Kongola /Camp Kwando weggelassen, wenn wir gewusst hätten, wie es aktuell dort aussieht (beide Ufer abgebrannt und dazu noch diesiges Wetter). Ganz sicher bin ich mir bei dieser Einschätzung aber nicht, weil wir einen tollen Nachmittag im Mudumu erwischt haben. Trotzdem: für Einsteiger, die vielleicht ein bisschen (!) das „andere“ Namibia erleben wollen würde m.E. ein Aufenthalt in der Nähe von Divundu reichen. Wir hätten die beiden gewonnenen Nächte z.B. in der Nunda Lodge und vielleicht in Onguma einschieben können – dann wäre es eine sehr gechillte Tour gewesen!! Was mir an einer solchen Runde nicht gefällt: die Reise endet nicht mit einem Höhepunkt sondern lässt gegen Ende hin ziemlich nach. Alle Ziele die ich kurz vor Windhoek kenne und oft als Höhepunkte angeführt werden kommen für mich nicht in Frage, weil es „künstliche Welten“ sind. Ansonsten fand ich aber die Aufteilung ganz okay...
Lustig war wie viele Fomis wir auf dieser Runde getroffen haben: JuRo, Ibis, Erdmänchen, Zombiegirl, Guggu und D+M.
Unternehmungen:
Das Wüstenelefantentracking war top, der Heliflug spannend, am besten haben mir aber diejenigen Ausflüge gefallen, über die ich nicht schon x-mal hier gelesen habe, also unsere kleinen Wanderungen, vor allem die auf die versteinerten Dünen, der Game-Drive im Mudumu, dann die Kuiseb-Tour mit Konny und Peter, die Bird-Cruise mit Baasi und last but not least der Abend mit den African Vocals. Übrigens haben diese ja am Finale der letzten 20 der Namibia Talent Show am 18.November teilgenommen, dort kamen sie eine Runde weiter bis zu den letzten 10, dann sogar bis in die Runde der letzten 5. Dort hat aber jemand anderes gesiegt – unter den Konkurrenten war wohl sonst keine Gruppe die traditionelle afrikanische Musik gemacht, sondern getanzt und sonst irgendwie performed haben. Zitat Joel: "1st place backtrack singer, 2nd dancing group 3rd dancing and we and an Actor". Die Abstimmung lief über Telefonvoting und dass Teilnehmer, die eher dem jugendlichen Mainstream entsprechen, im Vorteil sind ist ja klar. Die Enttäuschung bei den Jungs war groß - „but we are happy the only singing group to make it in the top 5“. Für mich sind sie die Sieger der Herzen
!!!
Noch ein Extrawort zu
Etosha: meine Erwartungen bezüglich der Sichtungen wurden weit übertroffen – Wiedergutmachung ist gelungen – die 2. Chance wurde genutzt !!
Nun zum Thema
„Selbstfahren“:
Das Fahren auf diesen Pisten ist anstrengend – meine beiden Chauffeusen haben das aber super gemeistert! Ansonsten findet man sich leicht zurecht und ist auf den Strecken, die wir gefahren sind, auch nie völlig alleine. Trotzdem sehe ich – auch wenn der große Vorteil bei dieser Reiseart die Selbständigkeit ist – auch einen negativen Aspekt: in so einem Fahrzeug ist man in gewissem Maße eingesperrt. Nach vorne raus fotografieren kann man vergessen und auch die Seitenfenster bieten nicht die optimale Sicht. Da lob ich mir doch das Fahren im offenen Geländewagen wie bei meiner Campingtour in Botswana (wobei ich bei diesen Temperaturen in Namibia lieber im kleinen, geschlossenen Wagen saß
– von daher war es so natürlich okay). Außerdem weiß ich die Kompetenz eines Guides bei einer geführten Tour durchaus zu schätzen – ich habe gemerkt, dass ich mich an einige Kommentare meines charismatischen Ovambo-Guides 2011, Tutu Nakamhela, sehr gut erinnern konnte!
Aber: es hat definitiv Spaß gemacht, das Selbstfahren!!!
Namibia:
Mein Verhältnis zu diesem Land ist nach meinen – zugegebenermaßen auch dieses Mal nicht sehr tiefgehenden - Einblicken weiterhin zwiegespalten. Die Landschaften, die ich wiedergesehen oder kennen gelernt habe sind unglaublich schön und dazu höchst abwechslungsreich – die Tierwelt beeindruckend. Allerdings ist mir das Land einen Touch zu weiß, zu europäisch, zu deutsch.... und gerade solche Menschen wie dieses Girl auf Frans Indongo mit seinen abwertenden Aussagen gegenüber den schwarzen Mitarbeitern stoßen mich ab und stören mich in Namibia sehr. Auf der anderen Seite habe ich Deutsche wie Peter und Konny schätzen gelernt, die sich sehr für schwarze Benachteiligte vor Ort engagieren - man darf also nicht pauschalieren.
Warum bin ich trotzdem wieder nach Namibia gereist? In diesem Fall natürlich wegen der einfachen Bereisbarkeit – aber generell steht bei mir das Naturerlebnis ganz klar im Vordergrund – daraus schöpfe ich Kraft und große Freude. Ich sträube mich natürlich nicht gegen die Begegnung mit Menschen, bin aber ganz bestimmt nicht der Typ der dann immer die Kamera zückt und sich sogar noch zusammen mit Leuten am Wegesrand ablichten lässt. Vielleicht macht es dem Gegenüber sogar Spaß – aber so genau weiß man das nicht. Mir auf jeden Fall nicht.... ( und das soll nicht wertend sein – ich bin so und andere sind anders).
Der Vortrag von Jaw beim letzten Kronautreffen hat mich sehr bewegt und ich schaue an manchen Stellen in Namibia nun genauer hin und verstehe vielleicht einiges, was mir vorher gar nicht bewusst war. Aber: ich suche nicht den direkten Kontakt mit Problemen im Urlaub – in unserem Beruf wird man täglich mit menschlichen Abgründen konfrontiert – wir sind ständig in Alarmbereitschaft bei Auffälligkeiten von Schülern (was ist wohl passiert, wie ist die Situation zuhause, im Freundeskreis, im Verein....) und müssen diesbezüglich so oft – und nicht selten unter Tränen - erkennen, dass wir machtlos sind
.
Das bittere, ja grausame Afrika habe ich zudem direkt vor der Haustüre in Form der beiden inzwischen 19jährigen Somalis, um die ich mich ein bisschen kümmere. Sie sind als unbegleitete Minderjährige schon vor der großen Welle nach Kirchheim gekommen, ihre Väter wurden von der Al-Shabaab-Miliz erschossen, ihre Geschwister teilweise auch. Ihre Mütter haben sie gedrängt zu fliehen - ihr Land, ihre Restfamilien werden sie wohl nie wieder oder nicht in absehbarer Zeit wiedersehen. Sie leben - inzwischen volljährig - in einer WG – und kommen mehr schlecht als recht zurecht. Diese Ungerechtigkeit –
wir können mehr oder weniger unternehmen und erreichen was wir wollen, sie haben so wenig Optionen für ihr Leben – ist mir wieder bewusst geworden, als wir fröhlich im Flugzeug auf Höhe ihrer Heimat über den afrikanischen Kotinent geflogen sind (ich schaue nie Filme sondern lasse mir immer die Landkarte einblenden)
Hier vor Ort fällt es mir leicht zu helfen – im Urlaubsafrika bin ich dann gerne auch mal die 0-8-15- Touristin....Eine Ausnahme mache ich bei „meinen“ African Vocals – auch wenn ich weit davon entfernt bin tiefere Einblicke zu haben – aber die Kommunikation mit ihrem Manager und auch den Jungs selbst finde ich sehr spannend und zeigt mir ganz deutlich wie schwierig es ist, afrikanische und europäische Vorstellungen zu synchronisieren. In diesem Fall geht es aber nicht darum wer Recht hat, auch Überheblichkeit oder gar Abfälligkeit ist nicht im Spiel – nein, gesucht ist ein Kompromiss, ein gutes Miteinander auf dem gemeinsamen Weg zum Ziel.
Dieses Konglomerat habe ich bei dem netten jungen Prospector im Craft Center gekauft und möchte die in ihm schlummernde Botschaft als Wunsch für das Miteinander in Namibia ans Ende meines Fazits stellen:
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Ausblick : Leider wird 2016 ein Jahr ohne Afrikareise werden!
Irmela wird sich in Zukunft wieder den Unternehmungen mir ihrem Göttergatten widmen, der ja drei Wochen ohne sie auskommen musste, damit sie ihren Traum verwirklichen konnte. Renate wird nächsten Sommer umziehen und ich werde sparen...........worauf
??
Auf Afrika 2017 ! Ich freue mich unheimlich darüber und darauf, in den anstehenden Weihnachtsferien zusammen mit Rennade die Planung unserer angedachte 2-Mädelsreise für die Sommerferien 2017 zu beginnen – ganz grob wird es dabei um bissle Wandern, bissle Camping, (vielleicht in einer Kombination aus Selbstfahren und geführte Tour im offenen Fahrzeug) und natürlich um hoffentlich viiieeele Tiere gehen. Zum Glück (sorry Irmela und Renate
) haben sich auf unserer diesjährigen Reise weder Leopard noch Büffel gezeigt, was dazu geführt hat und mich sehr freut, dass Renate in letzter Zeit öfters mal das Wort „Botswana“ in den Mund nimmt!!! Mehr wird aber nicht verraten – vor allem weil wir auch noch nicht viel mehr wissen! Es ist aber auf jeden Fall Licht am Ende des 2016er-Tunnels !
Ganz zum Schluss noch einmal meinen herzlichen Dank an alle, von denen ich wertvolle Tipps für die Reiseplanung erhalten habe und an diejenigen, die hier mitgelesen, mitgeschrieben, mitkommentiert, mitgelitten und mitgelacht haben!