Omaruru-Wüstenquell
Fahre die ca.60 km zurück bis Karibib. Es ist Sonntag und die Straße dorthin ist so gut wie leer.
Noch einmal das Grün um michherum genießen. Mit guter afrikanischer Musik im Radio, viel Rhythmus und Chorgesang, erreiche ich Karibib.
Von dort auf die C32 ein paar KM Richtung Naukluft-Park und dann auf die D1952 fast 100 km ins Nichts, Richtung Wüstenquell. Freue mich mal wieder auf Gravel Roads und heißen trockenen Staub und Sand, der mir um die Ohren weht. Der Abschluss meiner Reise soll , wie der meiste Teil in karger Wüste, Steppe und Weite enden, die ich so gerne mag.
Es geht ganz gut voran, genieße Kilometer um Kilometer, viel Vieh auf und an der Road. Musste dann doch sehr konzentriert fahren um nicht Kühe, Ziegen oder Schafe als Kühlerfigur zu bekommen.
Komme auf die D1914 und bevor sie einfach im Nichts endet, gibt es eine Abzweigung nach Wüstenquell. Noch ca. 20 km. Aber die haben es in sich.
Eine heftige Rüttelpiste, Steine von groß bis klein, Senken, Sand und große Steinplatten.
Wenn ich auf 30 km/h beschleunige komme ich schon fast in einen Geschwindigkeitsrausch.
Zwischendurch das Spiel mit den Toren, sechs oder sieben, teilweise kurz hintereinander.
In welche Richtung gehen sie auf, wie nah kann ich heranfahren. Verliere oft das Spiel und muss wieder ein paar cm vor oder zurück setzen um ein Gate zu öffnen oder zu schleißen.
Nach fast 45 Minuten habe ich die 20 km geschafft.
Das letzte Gate und dann das Schild mit Pfeil Richtung Reception, welches einfach so in der Stein und Felsenwüste steht.
Halte auf dem ,,Parkplatz,, vor dem Haus und die Dame des Hauses kommt heraus und begrüßt mich.
Ich hatte ein paar Tage vorher angerufen und gefragt ob etwas frei sei, da ich diese hundert Kilometer nicht umsonst fahren wollte.
Wüstenquell ist eine Sackgasse, der gleiche Weg, fast 100 km muss auch zurück gefahren werden, also ist es sehr ratsam vorher zu klären ob eine Campside oder Charlet (werden wohl auch vermietet) frei ist.
Ich bekomme das Camp ,,Aussicht,,. Liegt ca. 5km vom Haus entfernt. (150N$)
Ein kleiner Steinhügel aus bizzaren Formen erwartet mich.
Vom Wind und Sand glatt geschmirgelte zum Teil runde und ausgehölte Felsenformationen, löchrig wie ein Schweizer Käse.
Es gibt ein Sonnendach mit Tisch, einen Grill, eine Feuerstelle und einen Wasseranschluss. Ein Häuschen ca. 100m entfernt beherbergt Dusche und WC. Es gibt 2 Campsides rund um den Hügel, habe ihn aber für mich alleine.
Kleiner Rundgang mit Felsenklettern ist unumgänglich. Auf dem höchsten Punkt angekommen, dabei von Felsen zu Felsen gesprungen um ihn zu erreichen, 360° Drehung. Steinwüste, Ebene, ein paar Hügel und Berge in weiter Ferne im Osten. Nicht spektakulär, aber ein schöner beruhigender Ausblick, der mich nach den letzten anstrengenden Kilometern entspannen lässt.
Die letzten Vorräte kommen zum Vorschein. Werde mir es am letzten Abend noch einmal kulinarisch gut gehen lassen. Das einen Tag zuvor ergatterte Springbockfilet lächelt mich an und der gute Rotwein wird sich am Abend zum letzten Lagerfeuer dazu gesellen. Schätze es ist gegen 1700 und das Thermometer kämpft noch mit der 30° Marke , eine Uhr trage ich nicht, besitze auch keine aber mit der Zeit lernt man den Sonnenstand und die Tageszeit gut einzuschätzen. Es ist also noch Zeit um erst einmal in der Ebene ein eiskaltes Hopfen und Malz Getränk auf dem Campingstuhl zu sich zu nehmen.
Das letzte Mal Zelt aufbauen, Feuer machen und BBQ.
Zelebriere alles etwas und jeder Handgriff wird ganz bewusst gemacht. Schließlich finden sich Grill und Fleisch zu einer netten Symbiose zusammen und der Wein kommt pünktlich zum Sonnenuntergang dazu.
Schon bei meinem ersten Afrikabesuch war ich begeistert von diesem Sternenhimmel. Bilde mir ein, so viele Sterne noch nirgends auf der Welt gesehen zu haben. Genieße ihn noch eine Weile bis das Feuer das letzte kleine Stück Holz besiegt hat und kletter zum letzten Mal auf dieser Reise die Leiter zu meiner Wagenburg hinauf.
Am Morgen werde ich früh geweckt. Etwas klappert auf den Steinflächen einige hundert Meter entfernt. Es ist ein ganzes Stück weg und da es gerade dämmert kann ich nur Bewegungen erkennen.
Versuche mit meinem Teleobjektiv mehr zu sehen.
Eine Gruppe Wüstenzebras marschieren zu einer Wasserstelle, die dort irgendwo ist. Ist aber leider noch zu dunkel und auch zu weit weg um ein gescheites Bild zu bekommen.
Der frühe Vogel fängt den Wurm, also habe ich Zeit und Muse, den Sonnenaufgang mit meinem restlichen Kaffee zu teilen.
Dann heißt es schon mal etwas auf- und zusammen zu räumen. Hatte mich in den letzten zwei Wochen in der Hilux Singel Cabine gut häuslich eingerichtet. Habe sogar bei einer Fahrt meine Wäsche zum trocknen dort aufgehängt, nachdem sie in einem der Plastikbehälter auf der Ladefläche hinten auf ca. 50 km Gravelroad erst in Seifenwasser etwas gereinigt und dann auf ca. noch einmal 50 km klargespült habe. Klar Bauknecht oder Mile kann das besser bei 50°, aber die Hilux Waschmaschine hat bei 50km für diese Umstände auch ganz gut funktioniert.
Gegen späten Vormittag fahre ich zur Farm, verabschiede mich und habe wieder erst 20 Kampfkilometer und dann weitere 80 Kilometer zur Zivilisation vor mir. Es waren wieder ca. 2,5 Stunden.
Gegen 1800 muss ich den Hilux zurückgeben und um 2130 geht der Flieger. Ich kann mir also Zeit lassen, da es von Karibib nur ca. 160 km nach Windhoek sind.
Habe aber noch eine kleine Lotterie vor mir. Habe den Wagen mit fast leerem Tank bekommen und soll ihn so auch wieder abgeben. (Ist denke ich so üblich, wegen dem Zusatztank und Tankanzeige, die sich erst ab Erreichens des normalen Tank anfängt zu bewegen).
Tanke nicht! Zwischen Karibib und Okahandja habe ich einen Moment das Gefühl es wird eng.
Man kennt das ja, das in der unteren Hälfte der Anzeige, die Nadel es plötzlich sehr eilig hat.
Tanke also in Okahandja zur Überraschung des Servicemann an der Tanke sage und schreibe 5 Liter!
Es reicht. (…und es regnet) Erreiche den Norden von Windhoek und fahre dort von der B1 Richtung Stadt.
Ich hatte bei meiner ersten Reise, damals nicht alleine, Windhoek einen Tag zu Fuß durchstreift.
Wollte jetzt nur durchfahren, um mich an viele Menschen zu gewöhnen und das auf der falschen Seite fahren war auch längst kein Problem mehr. Gegen 1700 bin ich dann gut auf der anderen Seite angekommen und fahre etwas bedrückt auf den Hof von Advanced Car Hire.
Nehme mir dort aber noch viel Zeit meinen Rucksack reisefertig zu machen.
Wagenübergabe, alles soweit gut. Melde ein paar lose Schrauben und die zwei geflickten Reifen.
Als ich fertig bin kommt der Kollege wieder und meint, ich müsse aber noch2400N$ für die geflickten Reifen zahlen. Schaue ihn verwundert an! Das reifenflicken an Tankstellen wäre nicht gut und zuverlässig und die geflickten Stellen halten nicht, meint er.
Das weiß ich auch, kenne mich mit Autos und Reparatur ganz gut aus. Darum war ich ja auch beim letzten Mal in einer ,,Reifenwerkstatt,, und beim ersten Mal habe ich darauf bestanden, den Reifen von der Felge zu ziehen und ihn, wie in der Werkstatt von innen zu flicken. Die Maschine dazu war vorhanden.
Ich konnte ihn und die Chefin davon überzeugen, dass die Reifen professionell geflickt wurden und musste dann nichts zahlen!
Ist das so üblich, liebes Forum?
Der Rest ist kurz und ungern erzählt. Shuttle zum Flughafen, lange gewartet bis der check in los ging, Einchecken, warten, einsteigen, abfliegen……………………………………………….
(Flieger war nicht so voll, sonst hätte ich Platzangst bekommen,
soooo viele Menschen, auf so engem Raum)
Ja, das war sie, eine wundervolle intensive und persönliche Reise. Ein Time Out.
Ich konnte die Zivilisationsuhr mal für eine Weile anhalten und meine ,,Festplatte,, im Kopf löschen und neu formatieren.
Ich wurde oft gefragt, warum ich diese Reise alleine mache. (Gefahren, Einsamkeit und wilde Tiere) Also, Namibia ist ein sicheres Land, ich habe mich zu keiner Zeit unsicher gefühlt und ich denke, man lernt sich selbst mal wieder etwas besser kennen und benutzt seine Sinne intensiver.
Ich hatte auch einen Tagesablauf und,, Verpflichtungen,,. Es richtete sich nach dem Tageslicht und es ging um Wasser, Essen, Benzin, Kartenlesen und vor Dunkelheit ankommen. Den Basics also, das was wirklich wichtig ist.
Ich habe überlebt, ohne PC, Internet, Smartphone, Navi und Werbung, die mir sagt was wichtig ist und was ich dringend brauche. Auch ohne Verordnungen, Verbote und vielen Regeln.
Es waren meine Regeln und die der Natur, die die mich durchgebracht haben und diese Freiheit nehme ich mir… wieder!
Danke Forum und alle die ich auf dieser Reise kennenlernen durfte.
Oliver