THEMA: Die Eulenmuckels auf Birding-Tour
05 Nov 2014 20:30 #360670
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  • Eulenmuckel am 05 Nov 2014 20:30
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Mittwoch, 9. Juli 2014 – Vogel-Invasion

Letiahau, CKGR – Tiaan’s Camp, Khumaga

Wir standen kurz nach Sonnenaufgang auf und packten zusammen. Der erste Weg führte uns wieder zum Letiahau Wasserloch. Doch auch heute waren dort keine Tiere zu entdecken, obwohl es im Umkreis von vielen Kilometern die einzige Wasserstelle ist. Lediglich Tauben und Trauerdrongos saßen in den Ästen. Mehr war nicht zu sehen, da half auch kein mehrmaliges Umrunden der Wasserstelle.



Ein einsames Oryx überlegte es sich anders und drehte vor dem Wasser ab.



Da wir den Park bis 11.00 Uhr verlassen mussten und es nichts gab, weswegen es sich zu bleiben lohnte, machten wir uns auf den direkten Weg zum Matswere-Gate. Einen kleinen Umweg nahmen wir über eine Campsite. Auf dem Weg dorthin sahen wir eine große Herde Giraffen, die aus über 20 Tieren bestand.
Die Wege wurden zunehmend schlechter. Die vergangene Regenzeit war in den tiefen Furchen und Spuren noch deutlich zu erkennen. Hier kamen wir nur langsam voran.



Gegen halb zwölf erreichten wir das Matswere-Gate. Dort checkten wir aus und sahen auf der Sichtungstafel, dass wir Löwen und Geparden nur knapp in der Zentralkalahari verpasst hatten. Dafür entdeckten wir vor der Toilette noch ein haariges Ungeheuer. Eine gar nicht mal so ganz kleine Spinne kauerte sich in den Winkel und spazierte dann auf ihren acht Beinen entlang der Wand. Die Rangerin am Tor versicherte uns, dass es sich um ein äußerst giftiges Exemplar handelte. Von ihrem Biss könne man sterben! Allerdings hatten wir nicht den Eindruck, als würde sie sich wirklich mit Spinnen auskennen. Vielleicht gibt es unter euch ja einen Experten?



Sehr fasziniert von dieser Begegnung (es ist halt immer eine Mischung aus Neugier und Grusel bei einer solchen Entdeckung und hängt auch davon ab, ob man von dem Tierchen überrascht wird oder sich ihm aus freien Stücken langsam annähert) hielten wir doch lieber Abstand.
Lange beobachteten wir dafür das Getümmel von zahlreichen Blutschnabelwebern, die sich in einigen Büschen am Gate versammelten. Das Gezwitscher war unbeschreiblich, und die Äste bogen sich unter dem Gewicht der Vögel. Es war ein ständiges Landen und Abfliegen, ein Hin und Her von einem zum Nachbarbusch, verbunden mit Flattern und Flügelschlagen.







Die ca. 40 Kilometer nach Rakops waren gut zu fahren. Im Ort tankten wir und bogen dann auf die Teerstraße nach Norden ab. Doch schon nach wenigen Kilometern hielten wir wieder an. Dunkle Rauchschwaden erschienen am Horizont, kamen rasch näher und waberten über die Straße. Schnell stellte sich der vermeintliche Qualm als Vogel-Invasion heraus. Hatten wir vorhin noch gedacht, einen großen Schwarm zu beobachten, sprengten diese Zahlen sämtliche Dimensionen. In Wolken zogen riesige Schwärme von Blutschnabelwebern von Horizont zu Horizont.







Sie überflogen in einem einzigen, nicht enden wollenden Strom die Straße, auf der wir fuhren, und wir parkten unser Auto unmittelbar darunter am Fahrbahnrand. Es waren Tausende, nein Millionen von Vögeln. Das Geräusch ihrer Flügelschläge wie das von fließendem Wasser passte zu dem nicht abreißenden Strom. Über eine Stunde lang saßen wir wie gebannt unter diesem Schauspiel und beobachteten, wie die Weber über uns hinwegzogen. Nur gelegentlich stoben sie auseinander, wenn vereinzelt Greifvögel in das Getümmel stießen. Es kam uns wie ein Wunder vor, dass nicht ständig Vögelchen vom Himmel regneten, die in der ganzen Hektik versehentlich gegeneinander flogen.



Fotos können dieses Spektakel leider nur annähernd erahnen lassen. Außerdem war es auch recht schwierig, das Objektiv ungeschoren aus dem Fenster zu halten. Die Armee über uns landete einige nicht wirklich erfreuliche Treffer auf Ruths Armen und in ihren Haaren. Als wir schließlich weiterfuhren, war der Vogelzug keinesfalls abgebrochen. Munter folgten die Gefiederten ihren Artgenossen von Osten nach Westen. Es war unvorstellbar, woher die Massen der Vögel kamen und wohin sie wollten. Wo findet eine solche Anzahl noch genügend Körner? Und wie sieht es nach einem solchen Einfall hinterher dort aus?
Schon am frühen Nachmittag erreichten wir Khumaga und das Tiaans Camp. Dieses liegt sehr schön direkt am Boteti. Von einer Aussichtsplattform kann man über den Fluss und in den Magkadigadi Nationalpark schauen. Es gibt viele Vögel zu beobachten. Besonders freuten wir uns über ein paar Goldbugpapageien, die im Baum unmittelbar über unserem Campingplatz saßen.





Wir genossen den ruhigen Nachmittag, spülten, duschten und sicherten Fotos. Da wir etwas Zeit hatten, wusch Ruth bereits ein bisschen Wäsche. Zum Abendessen meldeten wir uns bei Heike an, der Teilhaberin des Camps. Sie machte eine Art Frühlingsrolle als Vorspeise und Kudusteaks mit Kartoffeln und Spinat als Hauptspeise. Beim Essen unterhielten wir uns mit ihr und Tiaan, dem südafrikanischen Besitzer des Camps. Er ist schon viele Jahre Safari-Guide und konnte interessante Geschichten erzählen.
Als es uns zu kalt wurde, gingen wir in die Bar und schauten noch ein wenig Fußball. Das Halbfinale zwischen Holland und Argentinien sahen wir nicht zu Ende. Zur Halbzeit waren wir so müde, sei es, dass es am Spiel oder an den ganzen Eindrücken des Tages lag, dass wir ins Zelt krabbelten und rasch einschliefen, um von vielen kleinen Vögeln mit acht haarigen Beinen zu träumen.

Kilometer: 226
Letzte Änderung: 05 Nov 2014 20:32 von Eulenmuckel.
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05 Nov 2014 20:43 #360671
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  • Clamat am 05 Nov 2014 20:43
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Hi Ruth und Uwe,





wunderschön.

Ich habe auch schon solche Vogelinvasionen erlebt, einmal in Rom mit den Staren und einmal am Amazonas mit Schwalben, ach ja auch noch im MillstreamNP in Australien mit Nacktaugenkakadus. Es ist Gänsehaut pur und der Atem bleibt stehen.

Ich muss gestehen, so einzelne Vögel waren bisher für mich so nette Piepmätze (meistens als Spatz bezeichnet :whistle: ) die man halt fotografiert weil sie nett oder bunt sind, aber durch das Forum hier (danke an alle Vogelnamennenner in meinem Blog :kiss: ) habe ich mir mal meine (bislang nicht so beachteten) Fotos angeschaut und habe bemerkt, dass ich doch ganz schön viele verschiedene Piepmätze geknipst habe und wenn ich jetzt euren Bericht lese mit den ganzen Vogelnamen, Hochachtung, so was könnte ich mir nie merken :blink:
LG

Claudia
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Letzte Änderung: 05 Nov 2014 21:08 von Clamat.
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05 Nov 2014 20:44 #360672
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Das ist der Wahnsinn! Unvorstellbar, dieser Vogelschwarm.
Hitchcock lässt grüßen. :woohoo: :) :)

Liebe Grüße
Anne
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05 Nov 2014 21:22 #360674
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Hoi zämä
Eulenmuckel schrieb:
Vielleicht gibt es unter euch ja einen Experten?
Ich würde mich zwar nicht als Experten bezeichnen, aber ich denke auch dass das eine Spinne ist! :woohoo:
Ohne Gewähr! :S
Eulenmuckel schrieb:
Die Armee über uns landete einige nicht wirklich erfreuliche Treffer auf Ruths Armen und in ihren Haaren.
:sick: Ja, das kenn ich auch aus Venezia...man fühlt sich etwas beschissen dabei... :sick:
Letzte Änderung: 05 Nov 2014 21:22 von picco.
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05 Nov 2014 23:15 #360688
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  • jaffles am 05 Nov 2014 23:15
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Hallo Ihr Beiden,

ich hab mir ja Vögel gewünscht, aber dass ihr gleich solche Massen liefert, hat mich dann doch beinahe umgehauen!
Das ist ja schon fast "a once in a lifetime experience".
Die Goldbugpapageien hätte ich am liebsten auch gleich eingepackt!

LG
Claudia
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05 Nov 2014 23:25 #360689
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  • casimodo am 05 Nov 2014 23:25
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Hallo Ihr Zwei,

die Blutschnabelweber sind der Hammer !
Auf dem Baum ist ja kein Platz mehr für nur einen Vogel mehr.

Das muss sehr beeindruckend gewesen sein. Auch wenn sie Luftangriffe geflogen sind ;)

Viele Grüße
Carsten
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