Montag, 7. Juli 2014 – Sagen Schilder die Wahrheit?
El Fari, bei Ghanzi – Passarge Valley, CKGR
Heute schliefen wir ein wenig aus und ließen uns erst außerhalb des Zeltes blicken, als es bereits hell und das Thermometer auf drei Grad geklettert war. Nachts war es doch ein wenig frisch geworden.
Mahaliweber
Die Sonne wärmte uns von außen, Tee und Kaffee von innen. Dann packten wir alles zusammen, bezahlten unsere Rechnung bei El-Fari und starteten Richtung CKGR.
Nach etwa 40 Kilometern wollten wir am Kuke Veterinärzaun rechts in Richtung Tsau Gate abbiegen. Doch auf einem Schild stand unmissverständlich, dass man die Eintrittsgebühren für den Nationalpark auf keinen Fall am Gate, sondern beim Wildlife-Büro in Ghanzi zu bezahlen hätte.
Oh je. Wir hatten zwar bezahlte Reservierungen für die Campingplätze, aber noch keinen Eintritt bezahlt. Was tun? Da hatte das Reisebüro Eulenmuckels wohl ein wenig geschlampt. Kurzerhand entschlossen wir uns, in den sauren Apfel zu beißen und die 110 Kilometer bis Ghanzi zurück zu fahren. Nicht, dass wir gestern und heute Morgen die Strecke schon einmal gefahren waren!
Wir versuchten, uns über diesen Umweg nicht lange zu ärgern. Die Alternative wäre gewesen, die verbleibenden 45 Kilometer entlang des Zaunes bis zum Tsau Gate zu fahren, um zu fragen, ob wir nicht doch dort den Eintritt bezahlen könnten. Falls nicht, wäre der Umweg dann aber umso länger.
In Ghanzi fragten wir uns zum Wildlife Büro durch. In einem Gebäude, das von innen wie ein Gefängnis aussah, geleitete man uns zu einem hinteren Büro. Eine Dame berechnete umständlich die Gebühren, füllte das entsprechende Formular aus und stempelte wild mehrere Durchschläge. Weder das Büro, noch die Angestellten machten auf uns den Eindruck, als ob hier regelmäßig Parkeintritte abgerechnet und Permits ausgestellt würden.
Anschließend kauften wir noch ein paar Kleinigkeiten im Spar und tankten mal wieder voll. Die Strecke nach Nordosten kam uns dann schon ein wenig bekannt vor. Die netten Straßenarbeiter, die damit beschäftigt waren, die weißen Mittelstreifen nachzumalen, hatten in der Zwischenzeit weitere hundert Meter geschafft. Dazu legten sie eine rechteckige Schablone mitten auf die Straße und rollten die Form mit einem weißen Farbroller aus.
Am Kuke Fence ging es dann endlich nach Osten, und am Tsau Gate erfuhren wir, dass wir dort natürlich problemlos die Eintrittsgebühren hätten bezahlen können, sehr gerne auch per Kreditkarte. Warum auch nicht? Vielleicht deswegen, weil es auf einem nicht zu übersehenden offiziellen Schild unmissverständlich geschrieben stand und vermutlich auch in 20 Jahren noch da stehen wird. Ach, das Schild! Die Frau am Gate winkte lässig ab, und wir erkannten mal wieder, immer noch viel zu Deutsch zu denken. Selber schuld!
Außerdem erzählten uns die Ranger, dass es dieses Jahr Elefanten in der Zentralkalahari gebe. Ihre Spuren und Hinterlassenschaften sahen wir später, fanden aber leider keinen Dickhäuter.
Nach dem Gate ging es nochmal 35 Kilometer am Zaun entlang, bevor wir nach Süden abbogen. Vor drei Jahren waren wir schon einmal hier gewesen. Im Gegensatz zu damals kommt uns die Landschaft sehr verbuscht vor. Entlang des Weges ins Passarge Valley stehen die Sträucher teilweise so eng, dass es unmöglich ist, den Wagen ohne das Kratzen der Äste hindurch zu fahren.
Wir sahen nicht sehr viele Tiere, also solche auf vier Beinen. Es gab lediglich ein paar stattliche Kudumännchen und später die dazugehörigen Weibchen, zwei Steinböckchen, die in großen Sätzen davonsprangen und einige Oryx, die unmotiviert herumstanden. Wir fuhren lange Strecken, ohne einen einzigen Springbock, geschweige denn eine Giraffe oder etwas anderes zu sehen. Nun ist die Mittagszeit natürlich auch nicht die günstigste Zeit für Tierbeobachtungen, und wir hatten durch unseren Umweg über Ghanzi einfach zu viel Zeit verloren. Dafür entdeckten wir viele Vögel, die uns über die Fahrerei durch karges, ausgetrocknetes Grasland hinweg trösteten. Ständig saßen Termitenschmätzer und vor allem Gabelracken in den Ästen von Büschen oder einzelnen Bäumen. Eine von ihnen hatte sich gerade eine grüne Gottesanbeterin geschnappt. Nach einigen geschickten Drehungen und mehrmaligem Wenden des Leckerbissens schlang sie den fetten Happen im Ganzen hinunter. Es ist immer wieder verwunderlich, welch Riesenbrocken Tiere am Stück hinunterwürgen können, ohne dabei zu ersticken.