Freitag, 4. Juli 2014 – Auf geht‘s
Der letzte Schultag vor den Sommerferien, der erste Urlaubstag – da war doch was? Richtig: Heute geht es endlich los. Und das zum elften Mal. Bei dieser Reise machen wir das Jahr voll. Nehmen wir alle Urlaube zusammen, haben wir dann ein ganzes Jahr in Afrika verbracht.
Aber eigentlich gibt es dieses Mal gar nichts Neues. Da unsere letzte Reise so wunderschön war, haben wir nur wenige Änderungen an der Route vorgenommen und hoffen, dass uns der Safarigott auch dieses Jahr wieder wohlgesonnen ist (und sich nach Möglichkeit nicht daran erinnert, dass er es letzten Sommer bereits mehr als gut mit uns gemeint hat).
So werden wir wieder zunächst nach Botswana fahren und anschließend eine große Runde durch Namibia drehen, bis wir zum Abschluss der Reise einige Tage im KTP verbringen. Dieser Park hat sich in den letzten Jahren immer mehr zu unserem Lieblingspark entwickelt, und besonders die einsamen Camps haben es uns angetan. Außerdem hofft Ruth wieder auf die Begegnung mit einer braunen Hyäne. Sollen die Wünsche doch nicht zu klein sein: Ein Karakal könnte es gleich auch noch sein! Den kann man eigentlich im ganzen Land entdecken. Tut man aber nicht. Und so war der Plan schnell gefasst: Eine ganze Woche Zeit im KTP für die Hyäne und den Luchs mit den Puscheln auf den Ohren.
Der Beginn unserer Afrikaurlaube ist immer ein wenig durch Stress geprägt. Um nur ja keinen Tag zu verschwenden, nehmen wir bereits den Flieger am Abend des letzten Schultags. Dies bringt es naturgemäß mit sich, dass wir die letzten Reisevorbereitungen parallel zu Zeugnissen und Klassenbuchsessions vornehmen müssen. Aber dennoch haben wir nur ganz wenige Dinge vergessen. Das fiel jedoch vorerst nicht weiter auf, denn wir hätten eh nichts Weiteres mehr schleppen können. Mit je einer Tasche in der linken und einer in der rechten Hand und einem mehr oder weniger schweren Rucksack für das Handgepäck waren unsere packeseltechnischen Ressourcen ausgeschöpft.
Uwes Eltern holten uns zu Hause ab und brachten uns dieses Mal zum Zug nach Siegburg. Den üblichen Freitagnachmittag-Stau auf der A3 wollten wir so umgehen. Alternativ hatten wir nette Stehplätze zwischen Koffern und Taschen im ICE, der aber nur 40 Minuten bis Frankfurt brauchte. Dort brachte uns dann ein Bus zum Terminal 2, und am Schalter zum Check-In bei Air Namibia war noch nicht viel los. Nachdem der Fluglinie kurzfristig doch nicht die Lizenz entzogen worden war, rechneten wir mit keinerlei Schwierigkeiten. Weit gefehlt!
Nun wurde unser Gepäck hinsichtlich des Gewichts unter die Lupe genommen. Seit zwei Jahren sind wir aufgrund der wiederholten Flüge mit Air Namibia stolze Inhaber des sog. Gold-Status im Vielfliegerprogramm. Dies berechtigt zur Mitnahme von mehr Gepäck: Zwei Taschen zu je 23 kg anstelle einer (pro Person). Lieber hätten wir eine größere Tasche mit etwas über 30 kg mitgenommen, dies war aber ausdrücklich untersagt worden, als wir vorab per Email nachfragten.
Nun teilte uns die Dame am Check-In jedoch mit, dass wir trotz Gold-Status in der Economy-Klasse doch nur eine Tasche mitführen dürften. Als Platin-Kunde wären zwei Taschen erlaubt. Auf unsere Nachfrage, welchen Vorteil der Gold-Status denn habe, meinte sie, wir hätten Zutritt zu irgendeiner Lounge. Na großartig!
Während Ruth im Geiste schon die Taschen umpackte und entschied, welche Dinge wir vielleicht doch in der dritten Tasche im Schließfach für knapp sechs Wochen am Flughafen zurücklassen könnten, war sich Uwe seiner Sache auf Grund des regen Mail-Kontaktes im Vorfeld ganz sicher. Das Spielchen zwischen ihm und der kompetenten Dame am Check-In: Sie dürfen definitiv keine zwei Gepäckstücke mitnehmen! – Doch! – Nein! – Doch! – Nein! setzte sich sehr zur Freude der immer länger werdenden Schlange an Mitreisenden hinter uns einige Minuten fort. Dummerweise bekam die Dame Unterstützung von einer weiteren Mitarbeiterin, die ihre Aussage bestätigte. Was tun? Das unwillige Gemurmel der anderen Fluggäste war nicht mehr zu überhören. Gerade als Uwe die entsprechende Email von Air Namibia herausgesucht hatte, um den entsprechenden Beweis zu liefern, konnte auch die Mitarbeiterin am Schalter die Regelung finden bzw. verstehen. Sie entschuldigte sich mehrfach bei uns, und wir wunderten uns mal wieder, warum sich niemand so genau mit den eigenen Gepäckregelungen auskennt. Wir können doch nicht die einzigen oder ersten Leute sein, die unter solchen Bedingungen nach Namibia reisen wollen.
Nun war das Handgepäck an der Reihe. Und die Vorschriften hierbei waren leider allen Beteiligten ganz klar. Hatten wir doch gehofft, um das Wiegen des Handgepäcks herumzukommen, denn der Fotorucksack wog 15 kg. Das waren mindestens 5 kg zu viel. Weder die beiden Damen noch wir hatten Lust und Nerven für eine weitere Diskussion, zumal wir diesmal auch wirklich im Unrecht waren. Trotz der rappelfesten Verstauung in den einzelnen Fächern Uwes Fotorucksacks wanderten ein paar Objektive lose in Ruths Handgepäck, und am Ende wogen beide Gepäckstücke knapp 10 kg. Puh!
Nun durften wir endlich zum Boarding. Zuvor aßen wir noch eine Kleinigkeit und sahen uns das Fußball-WM Spiel an. Ruth stellte befriedigt fest, dass der einzige Dortmunder Spieler den Treffer, der zum Sieg gegen Frankreich genügte, erzielte.
Das Flugzeug war nur zu ca. zwei Dritteln belegt, das Essen in Ordnung. Schlafen konnten wir nicht besonders gut, so dass wir entsprechend müde und bei frischen null Grad in Windhoek landeten. Ein Foto vom Flugzeug nach dem Aussteigen zu machen, wurde uns verboten.