THEMA: RB anders oder ein Appendix will nicht nach Hause
13 Dez 2013 21:52 #316773
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  • Sabine26 am 13 Dez 2013 21:52
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Tag 23 bis Tag 31

Windhoek
Übernachtung: Hotel Safari Court / teilweise noch Hospital


Die nächsten Tage werde ich ein wenig zusammenfassen, da es nicht sonderlich viel zu berichten gibt.

Am Sonntagmorgen wurde ich morgens von afrikanischen Gesängen wach. Erst dachte ich, ich würde träumen. Mehrere Schwestern fragten mich später unabhängig voneinander, nicht ohne Stolz, ob ich sie morgens habe singen hören. Ich bejahte es und sagte, dass es mir gefallen hat und fragte, ob sie öfter singen würden. Das würden sie immer morgens, wenn es die Arbeit irgendwie erlaube, waren ihre Antworten.

Am Montag durfte ich dann das Krankenhaus verlassen. Die Schwestern, zu denen ich mehr Kontakt hatte in diesen Tagen, verabschiedeten mich herzlich und eine schenkte mir zum Abschied zwei wunderbare Holzfiguren, die jetzt einen besonderen Platz in unserer Wohnung haben. Ich war unglaublich gerührt, als sie mir die Figuren überreichte. Ich habe keine Ahnung, womit ich das verdient hatte, sie antwortete nur, sie hätte mit mir gelitten in dieser für mich so außergewöhnlichen Situation.

Mein Mann hatte am Morgen im Hotel Bescheid gegeben, dass ich aus dem Krankenhaus käme. Wir bekamen ein besonders großes Zimmer im Safari Court, wo ich genug Platz hatte, auch im Zimmer hin- und her zu laufen. Das war für mich eine große Erleichterung, da wir nicht ständig draußen sein konnten und wollten.

Im Hotel waren wir mittlerweile recht bekannt … und die Managing Directors erkundigten sich regelmäßig, wie es mir ging und baten auch ihre Hilfe an.

Der Chirurg schrieb uns noch eine Bestätigung, mit der wir zum Ministry of Home Affairs gehen sollten, damit sie unsere Aufenthaltsgenehmigung verlängerten. Dorthin fuhren wir dann. Die Fahrt mit dem Taxi war nicht ganz so einfach für mich und in der Stadt lief ich ständig bei den vielen Menschen, die hier unterwegs waren, schützend mit meinem Arm vor dem Bauch, immer auf der Hut, falls mich jemand (versehentlich) anrempeln würde.

Im Ministry of Home Affairs mussten wir verschiedene Formulare ausfüllen, u. a. wurde explizit nach dem Grund gefragt, warum wir länger bleiben wollten und natürlich wurden wir wieder einige Rand los für die Verlängerung. Als sie unsere Pässe da behalten wollten, war uns erst nicht ganz wohl. Aber uns blieb nichts anderes übrig. Das Risiko mit einer abgelaufenen Aufenthaltsgenehmigung ausreisen zu wollen, war uns zu hoch. Neben Theatre möglicherweise auch noch Prison, nein, darauf waren wir nicht wirklich scharf. Soll sich doch Herr Appendix ohne Visum in Namibia aufhalten, wir jedenfalls nicht.

Zurück im Hotel sagte man uns, dass es ein normaler Vorgang sei, dass die Pässe dort blieben und man sie ein paar Tage später dann wieder abholen könnte. Ich hatte die Dame vom Ministry of Home Affairs von drei Tagen auf den nächsten runtergehandelt und mir ihren Namen nennen lassen.

Tatsächlich konnten wir am nächsten Tag unsere Pässe wieder abholen. Man hatte uns sogar noch einige Tage länger gegeben, als wir angefordert hatten und als ich die Dame hinter dem Schalter mit ihrem Namen begrüßte, entlockte ich ihr ein Lächeln.

Mittlerweile hatten wir unser Reisebüro zuhause auf Rückflüge angesetzt. In der Economy Class hätte ich keinen Langstreckenflug geschafft. Unsere Ansprechpartnerin rief uns mehrmals in Windhoek zurück. Samstag war der erste Tag, an dem ich hätte fliegen dürfen. Da flog der neue Airbus, wir waren auf Warteliste, für Sonntag hatten wir eine Buchung, beide in Business-Class und wir fanden, es war ein guter Preis, den wir bekamen. Normalerweise fliegen wir lieber via Johannesburg, aber jetzt wollten wir nur den Direktflug. Alle anderen Verbindungen wären mir definitiv zu anstrengend geworden.

Bis Samstagmittag hatten wir noch die Hoffnung, dass sich etwas auf der Warteliste tun würde, tat es aber leider nicht. Als dann die SMS von unserem Reisebüro kam, mussten wir uns damit abfinden, erst am Sonntag nach Hause fliegen zu können.

Bis zuletzt, eigentlich bis die Maschine der Air Namibia in Windhoek abhob, hielten wir noch die Luft an, dass nicht noch irgendetwas dazwischen käme, zu oft hatte ich hier von Verspätungen und Ausfällen gelesen, aber die Maschine war pünktlich. Die Business Class war jetzt nicht vergleichbar mit einer Business Class, die ich von Flügen mit der SAA, LH oder auch Air Mauritius kannte (im neuen Airbus der Air Namibia soll es aber anders sein, wie wir hörten), aber sie war auf jeden Fall um Klassen besser als in Economy zu fliegen.

Wir beide waren heilfroh, wie noch nie zuvor auf einer Reise, als wir in Frankfurt landeten.

Das Fazit folgt gleich …
Letzte Änderung: 13 Dez 2013 22:00 von Sabine26.
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13 Dez 2013 22:02 #316775
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Mein Fazit/Resümee

(Es wird etwas länger ausfallen, das als Vorwarnung …)

Wie der Titel „Reisebericht anders oder ein Appendix will nicht nach Hause“ schon sagt, handelt es sich hier um einen Bericht, der sich von vielen anderen im Forum unterscheidet und dass nicht nur wegen fehlender Bilder.

Viel lieber hätte ich einen Bericht eingestellt, wo alle Tage so verlaufen wären, wie die ersten.

Die Reise war zu Anfang einfach nur wundervoll, mit schönen Tiersichtungen im KTP, wunderbaren Erlebnissen auf Wolwedans, überhaupt, war ein Tag so schön wie der andere. Alle unsere Unterkünfte waren klasse, egal ob die schönen Wilderness Camps im KTP als Selbstversorger oder im Gegensatz dazu die Wolwedans Dunes Lodge. Mein persönliches Tiersichtungshighlight waren die vier Geparde im KTP, die beiden Erdmännchenkolonien und über allem, der Palmetto-Gecko.

Das Unheil kam dann von einem Moment auf den anderen. Nie hätte ich mit so etwas gerechnet, aber wer tut das schon. Jegliche Erholung war dahin. Manche sagten uns nach Rückkehr, wenigstens hattet ihr noch schöne 2 ½ Wochen vorher. Ohne Zweifel, die hatten wir, aber sie waren plötzlich nahezu komplett aus unserer Wahrnehmung verschwunden.

Nach Rückkehr in Deutschland hätte ich mir eine Weile überhaupt nicht vorstellen können, etwas dazu zu schreiben. Mir ging es, wie Loeffel/Stefan geschrieben hat, das ganze Erlebte verarbeitet man erst später, so war es auch bei mir.

Beim Schreiben dieses Berichts war ich dann wieder richtig drin und eure so lieben Rückmeldungen (jede einzelne!!!) hat mich angespornt und motiviert, weiter zu schreiben. So gelang es mir auch wieder, die Erinnerungen an die wundervolle Zeit bis zu diesem unseligen Moment nach dem Abendessen zurückzurufen, gleichzeitig hat es mir gut getan, die Ereignisse in Windhoek noch einmal niederzuschreiben. Ich hoffe, es ist mir – auch ohne Bilder – gelungen, euch mit meinem Bericht zu unterhalten (zumindest bis Windhoek) und darüber hinaus bei den Berichten zu den Folgetagen euer Interesse beizubehalten.

Lange habe ich überlegt, ob ich es in dieser detaillierten Weise schreiben soll, habe mich aber dann dafür entschieden. Möglicherweise gibt es vielleicht sogar den einen oder anderen Punkt in meinem Bericht, der jemanden in irgendeiner Form geholfen hat bzw. helfen wird.

Ich danke ganz herzlich meiner treuen Leserschaft des Berichts, allen, die sich zu Wort gemeldet haben (wirklich, ich habe mich jedes Mal sehr über eure Rückmeldungen gefreut und dank der genialen Sonnenfunktion kann jemand, der das nicht lesen will, diese Posts wegklicken) und ich danke allen DANKE-Button-Drückern!

Der eine oder andere von euch weiß vielleicht, dass wir (besonders ich), eine Region haben, wo wir am liebsten hinreisen, das ist Südamerika. Vor der diesjährigen Afrika-Reise hatten wir für die nächsten Jahre nicht unbedingt eine weitere Tour auf den afrikanischen Kontinent geplant. Aber trotz, vielleicht aber sogar wegen, des wirklich unschönen Erlebnisses, nehmen wir mit, dass wir das Land Namibia mit seinen Menschen – egal, welcher Hautfarbe – noch einmal anders kennengelernt haben abseits der touristischen Pfade; nämlich durch große Herzlichkeit und eine Hilfsbereitschaft, die uns manchmal schon so groß war, dass sie eine gewisse Demut bei uns erzeugt hat. Wir wollen gerne noch einmal dorthin reisen, wahrscheinlich nicht nächstes Jahr, aber es kommen (hoffentlich) ja noch weitere. Außerdem gilt es, unseren Wiederholungs-Aufenthalt auf Dombo, auf den wir uns so unglaublich gefreut hatten, nachzuholen.

Mir liegt es hier am Herzen, noch einmal ein DANKE zu sagen an die vielen Namibianern – und ich hoffe, ich habe niemanden vergessen, der uns in dieser für uns außergewöhnlichen Situation geholfen hat, im Kleinen und im Großen. Die Reihenfolge ist willkürlich und stellt keine Wertung dar:

DANKE an Lore von Roiiklips, an die beiden Allgemeinmediziner, die unsere erste Anlaufstation waren, an die General Managerin von Goche Ganas und Mitarbeiter/-innen, an meinen Chirurgen, an die Schwestern und Belegschaft des Rhino Park Private Hospitals (auch für ihre Geduld, wenn ich sie mal nicht hatte), an die General Manager und die Mitarbeiter/-innen vom Safari Court Hotel.

DANKE auch an unser Reisebüro zuhause, das uns eine große Unterstützung war und selbstverständlich ein besonders großes DANKE an alle in unseren Familien, die uns geholfen haben und für die die Situation auch nicht einfach war, DANKE auch an meine Freundin, die ganz besorgt anrief in Namibia, als sie vom Unheil erfuhr.

Es war ein unglaubliches Glück, wenn man sich unsere 4-wöchige Route anschaut, dass sich Herr Appendix wenigstens noch den kurzen Zeitraum von ganzen 2 Tagen, den wir in der Nähe von Windhoek gebucht hatten, für seine Übellaunigkeit ausgesucht hatte. Nicht auszudenken, was passiert wäre, das hätte mich z. B. in Grootkolk oder Botswana getroffen; auch besonders im Hinblick auf das Trügerische, dass es mir nach den ersten akuten Schmerzen etwas besser ging. Es hätte eine Sache auf Leben und Tod werden können und auch wenn ich dann sicherlich die Hilfe eines Jeden in Anspruch genommen hätte --- im Grunde möchte ich mir das aber gar nicht vorstellen.

Was die medizinische Versorgung und auch die Behandlung des medizinischen Personals anging, haben wir uns in den besten Händen gefühlt, auch wenn das eine oder andere anders war als bei uns (muss ja nicht schlechter sein, nur anders). Die Bestätigung, dass alles einen sehr guten Eindruck machte, habe ich später zuhause auch noch einmal von meinem Arzt erhalten.

Ich habe schon Reisen mit einer Freundin gemacht und ein paar wenige alleine, aber rückblickend gesehen war es für mich auch das große Glück, dass das Ganze auf einer Reise passiert ist, die ich mit meinem Mann gemacht habe. Ohne seine Unterstützung, seine Hilfe, seinen Zuspruch, seine Ruhe und seine Liebe hätte ich die ganze Situation sicherlich nicht so verhältnismäßig ruhig genommen.

Was die Kosten angeht, so nehmen wir noch als „Learning“ aus dieser Sache mit, dass man genug Reserven in der Hinterhalt haben sollte, sowohl auf den Kreditkarten wie auch als Bargeld. Wir mussten vor Ort alles vorlegen und manches (wie z. B. Taxifahrten, aber auch der Chirurg und der Anästhesist, die separat bezahlt werden mussten) musste bar beglichen werden.

Zumindest müssen wir uns finanziell keine Sorgen wegen der angefallenen Kosten machen, nach einigen Wochen hat unsere Auslandsreisekrankenversicherung sowie auch die Reiseabbruchversicherung (auch gut, dass wir die hatten!) gezahlt. Man sollte auch nicht unterschätzen, dass z. B. für uns Kosten anfielen für Übernachtungen in Windhoek für meinen Mann während meines Krankenhausaufenthaltes und dann im Anschluss noch einmal für uns beide.

Viele Grüße
Sabine, die zukünftig ohne Appendix reist
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13 Dez 2013 22:25 #316783
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Liebe Sabine,

ganz herzlichen Dank für Deinen Bericht, der mich sehr bewegt hat.
Ich freue mich sehr, dass Du jetzt darüber schreiben konntest - und über den positiven Ausgang!
Wie schön, dass rückblickend dieses Drama einen doch positiven Eindruck bei Dir hinterlassen hat, natürlich "den Umständen entsprechend". Auf die Erfahrungen hättest Du sicher gern verzichten mögen.
Ich wünsche Euch, dass ihr die Dombo-Farm bald besuchen - und die angedachte Reise beenden könnt. Und vor allem, dass Du ohne Angst die nächste Reise beginnen magst!

Viele liebe Grüße
Christina
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13 Dez 2013 23:10 #316790
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Liebe Sabine,

auch von mir ganz herzlichen Dank für deinen Bericht. Du fragst dich ob du uns auch ohne Fotos unterhalten hast ??? Auf jeden Fall, wenn auch leider auf die traurige Art :dry: :dry: :dry: .

Vor allem ab Windhoek habe ich mit dir gelitten, und es freut mich von ganzem Herzen, dass du trotz allem in gute Hände geraten bist, und du einen Partner hast, der dir hundertprozentig zur Seite stand :) .

Ich wünsche dir, dass du bald wieder ohne Angst nach Afrika reisen kannst und hoffe dass du dir mit dem Bericht auch ein wenig Schmerz von der Seele schreiben konntest.

Ganz liebe Grüsse an dich und deinen Mann :) .

Lil
Letzte Änderung: 13 Dez 2013 23:12 von Lil.
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13 Dez 2013 23:15 #316793
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  • take-off am 13 Dez 2013 23:15
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Liebe Sabine,

vielen Dank für deinen "anderen" Reisebericht. Ich habe unterwegs mit dir die tolle Landschaft bewundert und zum Schluss mit dir gelitten .
Gott sei Dank ist ja alles gut gegangen und ich hoffe, dass es dir mittlerweile auch wieder so richtig gut geht.

Nun zum Schluss noch eine gute Nachricht für dich.
(Wie war das noch gleich: Es ist nichts so schlecht, dass es nicht für irgendetwas gut ist .
Du kannst nun ganz beruhigt reisen,
denn DAS kann dir nie wieder passieren!
:)

In diesem Sinne eine schöne Rest-Adventszeit für dich und deinen Mann.

Liebe Grüße
Dagmar
Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

Zu den Reiseberichten:
www.namibia-forum.ch...n-afrika.html#471572
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14 Dez 2013 09:34 #316808
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An Sabine,

.....möchte mich für Deinen "tapferen" und offenherzigen Bericht bedanken, es zeigt mir wieder mal,

wie unglaublich schnell sich eine Situation ändern kann...........

BMW
Letzte Änderung: 14 Dez 2013 09:35 von BMW.
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